Vortragsabend anlässlich des Mogonfestes

  • Einen Tag vor dem eigentlichen Mogonfestes wartete Curio an der Hauptpforte des Theaters auf seine neue Kooperationspartnerin. Die Schauspieltruppe befand sich bereits im Innenraum des Theater und machte sich mit den Verhältnissen vertraut. Curio allerdings wartete noch. Wieder war er nervös, denn ein Treffen mit Phryne war für ihn immer ein Tanz ganz nah am Abgrund, bei dem er sich zusammenreißen musste, ihr weder seine komplette Missbiligung zu zeigen, noch sich von ihr unterbuttern oder provozieren zu lassen.


    Sim-Off:

    Bis zum Beginn der Veranstaltung reserviert.

  • Phryne erschien wie verabredet um gemeinsam mit Helvetius Curio die Schauspieler zu treffen und den Ablauf des Vortragsprogrammes zu besprechen. Er wartete bereits auf sie. Mit einer Handbewegung gebot sie ihrer Leibsklavin Korone vor dem Tor des Theaters zu warten.


    Salve, Helvetius Curio. Ich freue mich, dich zu sehen. Das ist also dann der Ort des Geschehens. Na, dann lass uns doch mal einen Blick ins Innere werfen.


    Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern betrat den Bau und da die Theaterbauten des Imperiums im Aufbau wie ein Ei dem anderen glichen, fand sie auch gleich den Durchgang zur Cavea. Mit einem prüfenden Blick auf Bühne und Tribünen blieb sie stehen und wartete auf den Magister Vici.


    Nun ja, Provinz eben. Aber immerhin - ein Theater.


    Mit einem suchenden Blick fügte sie hinzu: Wo treffen wir die Schauspieler? In den Umkleiden?

  • Kurze Zeit später erschien auch Phryne mit ihrer Leibsklavin.


    Salve, Phryne. Die Freude ist ganz meinerseits.


    Und noch bevor sie sich weiter austauschen konnten, begann doe Libertina auch gleich ihren Weg ins Innere. Curio brauchte ein paar Schritte, um zu ihr aufzuschließen, ging dann aber neben ihr in den Zuschauerraum. Offenbar war sie bislang noch nicht hier gewesen und blickte sich erstmal um. Auch Curio musste sich überlegen, wann er das letzte Mal hier gewesen war und landete schließlich bei den Feierlichkeiten zum Drususfest, was nun auch schon geraume Zeit her war. Es überraschte wenig, dass die Libertina dann sogleich einen Vergleich zog und das Theater von Mogontiacum im Gegensatz zu den römischen Theatern offenbar nicht allzu gut abschnitt. Curio zuckte daraufhin die Schultern.


    Nun römische Verhältnisse haben wir hier sicherlich nicht. Aber hier in der Provinz gehört dieses Theater noch zu den größten.


    Schließlich waren sie hier in der Provinzhauptstadt, wo auch jedes Jahr das überregionale Drususfest gefeiert wurde. Dafür brauchte die Stadt auch einen großen und zugleich repräsentativen Theaterbau, den dieses Bauwerk im Provinzvergleich durchaus bot. An die römischen Bauwerke aber würde es wohl kaum drankommen.


    Die Schauspieler waren bis eben noch in Scaena, um sich mit den Gegenheiten vertraut zu machen. Offenbar sind sie kurz in die Umkleiden gegangen, dürften aber gleich wieder auf der Bühne erscheinen.


    führte er aus, bevor er Phryne anbot, Platz zu nehmen und sich danach selbst neben sie setzte, wobei er darauf achtete, eine halbe Armlänge zwischen ihr und sich zu lassen.


    Wie besprochen habe ich mir die Oden nochmal angesehen und bin gespannt darauf, welche Vorschläge du für den Abend machen möchtest.


    Phryne traf der erwartungsvolle Blick des Helvetiers. Tatsächlich war er schon gespannt darauf, wie sie sich den Abend vorstellte.

  • Phryne spitzte in Richtung der Umkleiden, neugierig darauf wieviele Schauspieler ihr zur Verfügung stehen würden, um das Projekt umzusetzen. Viele würde sie nicht brauchen. Einen Mann mit sonorer Stimme, ein oder zwei für die Rollen, die sie sich ausgedacht hatte und vielleicht zwei oder drei Tänzerinnen. Das müsste genügen.
    Zunächst hörte sie nur mit einem Ohr zu, was der Magister Vici von sich gab. Dann aber fragte er nach ihren Vorstellungen zu dem Vortragsprojekt. Sie wandte sich ihm zu.


    Nun, ich würde mit der Ode an die Kinder Letos beginnen und dann mit einer zweiten Ode zu Apollo weitermachen. Das gibt einen guten Einstieg für den Ehrentag des Apollo Mogonis. Rezitieren sollte sie jemand mit sonorer Stimme und dazu wäre ein Knabenchor sehr nett, aber im Grunde tun es auch die Schauspieler und Tänzerinnen, die als Chor auftreten könnten. Ein Schauspieler, der Apollon mit der Leier und Pfeil und Bogen darstellt, wäre schön. Um Diana geht es bei dem Fest nicht, wie könnten sie unter den Tisch fallen lassen, oder doch eine der Tänzerinnen entsprechend kleiden. Was meinst du?"

  • Curio wandte sich Phryne zu, während sie ihre weiteren Vorstellungen für den Abend darlegte. Teilweise nickte er zustimmend, teilweise lagen aber noch Fragen in seinem Blick.


    Wie möchtest du die Oden, das Schauspiel und die Tanzeinlagen miteinander verbinden? Sollen sie parallel zum Text, sozusagen das Gesprochene visualisieren? Oder sollen die Worte für sich wirken, während das Schauspiel und die Tanzeinlagen sozusagen als... Zwischenspiele in den kurzen Pausen zwischen den Gesprochenen Teilen angelegt werden?


    Bekanntlich war die Akustik in den antiken dermaßen gut, dass auch leisere Töne bis in die hintersten Reihen zu hören waren. So kamen auch die gedämpften Stimmen der sich unterhaltenden Schauspieler bei den beiden Organisatoren an. Letztlich versammelten sich acht Schauspieler - fünf Männer und drei Frauen - auf der Bühne und blickten zu Curio und Phryne hinauf.


    Nun, das wäre dann also die Schauspieltruppe des Titus Alfenius Silio. Sie ist nicht groß, gehört aber - vielleicht auch deswegen - zu den besten der Provinz.


    Na ja, für das römischgeprägte Qualitätsbewusstsein der Libertina wäre das wohl kein Aushängeschild. Dennoch war die Truppe provinzweit bekannt und er war froh gewesen, dass sie grade jetzt Station in der Stadt genommen hatten. Gegebenenfalls könnten sie ja auch für Statisten auf einfache Einwohner zurückgreifen. Der Cultus hatte ihm ja versichert, dass sie finanziell recht großzügig sein würden.

  • Phryne lächelte. Ja, so machte das Spaß! Der junge Magister Vici entbrannte für das Projekt und begann kluge Fragen zu stellen.


    Im Prinzip ist beides möglich. Ich hätte eigentlich gerne den Text für sich wirken lassen und dann, vielleicht noch im Ausklang des Textes, die Tänzerinnen und Schauspieler auf die Bühne geschickt, die den Text dann szenisch umsetzen. Wie fändest du das?


    Tatsächlich kam nun die Schauspielertruppe auf die Bühne. Fünf Männer, drei Frauen. Neugierig blickten sie zu ihnen empor.


    Gut. Das sieht doch ganz ordentlich aus.


    Salvete! rief sie hinüber.


    Sollen wir gleich zu ihnen auf die Bühne gehen, um uns bekannt zu machen und vielleicht den Ablauf des Vortragsabends zu besprechen? Bei der Vorstellung kann ich ja gleich die Stimmen kennenlernen. Dann können wir uns auf einen Rezitatior festlegen.

  • Da scheinen wir uns ja einig zu sein. Denn bei den meisten Dichtern ist es ja grade die Sprache, die glänzt. Alles Drumherum würde wahrscheinlich nur davon ablenken. Also hätten wir dann vier Sprechteile und vier daran anschließend Tanz- und Spieleinlagen.


    zufrieden blickte Curio zu seiner Gesprächpartnerin hinüber. Kaum konnte er es erwarten, dass er das fertige Ergebnis ihrer Arbeit auf der Bühne sehen konnte. Bis dahin galt es aber noch ein bisschen zu arbeiten.


    Tatsächlich sollten wir dann aber mal hinunter gehen. Die Darsteller warten sicher auch schon.


    So erhob er sich, wartete einen Augenblick auf Phryne und ging dann gemeinsam mit ihr hinunter in den Bühnenraum. Das letzte Mal hatte der Helvetier hier gestanden, als die Supplicatio für Drusus stattgefunden hatte. Und auch dieses Mal staunte er wieder über die Außmaße des Theaters, die gleich nochmal umso eindrücklicher waren, wenn man von unten ins Halbrund des Zuschauerraums blickte. Unten angekommen begrüßte auch er nochmal die Truppe, die sich daraufhin auch nochmal vorstellte. Bei den männlichen Darstellern gab es einen älteren Mann mit fester, routinierter Stimme, zwei mittelalte Männer, die wohl normalerweise für männliche Heldenrollen eingesetzt wurden und zwei junge Männer, nur wenige Jahre älter als Curio, die wahrscheinlich für Kinderrollen oder jüngere Charakterfächer besetzt wurden. Bei den Frauen gab es eine ältere Frau in den vierzigern und zwei jüngere Frauen um die dreißig Jahre. Beide betonten, dass sie natürlich auch Tanzerfahrung hätten und auch entsprechende Einlagen darstellen konnten.

  • Mit einem Lächeln bedachte Phryne den jungen Helvetier. Tatsächlich hatte er Kunstverstand.


    Dann begaben sie sich in die Nähe der Bühne. Der Magister Vici begrüßte die Truppe. Die Schauspieler stellten sich vor. Gleich erkannte Phryne, das einer der Männer, der schon etwas älter war, eine geeignete Sprechstimme hatte und wohl gut als Rezitator geeignet sein würde. Zwei Männer im mittleren Alter, die eine gute Figur abgaben und zwei junge, die Phryne mit Kennerblick musterte, stellten sich vor. Dann sah sie sich die drei Fauen an. Nun ja, keine konnte ihr das Wasser reichen, aber das war schon vorher klar gewesen. Aber sie würden sich schon halbwegs als Grazien einsetzen lassen können.
    Phryne nickte und grüßte.


    Mein Name ist Aciliana Phryne. Ich habe in Rom an einigen Inszenierungen selbst teilgenommen und freue mich nun auf die reizvolle Aufgabe, gemeinsam mit dem von mir hochgeschätzten Magister Vici, Helvetius Curio, einen Vortragsabend zu Ehren des Stadtgottes zu veranstalten. Wir haben uns für den Abend einige Oden des Horaz herausgesucht. Sie werden neben Apollo auch das Thema des Friedens und der Otio zur Vorstelllung bringen.


    Phryne machte eine Pause und wartete, wie das Gesagte ankam. Das Nicken und die interessierten Gesichter der Schauspieler verleiteten sie dazu, noch fortzufahren.


    Wir dachten an einen Vortragenden, der die Oden in seiner schönsten Sprechstimme zum Besten gibt und dann zwischen den Vortragsteilen, szenische Darstellungen des Inhaltes mit kleinen Tanzeinalgen. Wie ich vernommen habe, stellt das für euch sicher kein Problem dar.
    Sie musterte den älteren Mann eindringlich.


    Ist dir etwas von Horaz bekannt, oder möchtest du etwas anderes vortragen, damit ich hören kann, ob deine Stimme sich für den Rezitator eignet?

  • Phryne bekam von allen Schauspielern ein freundliches "Salve" auch wenn die älteste Dame der Gruppe sie auch mit einem Blick musterte, der letztlich nichts anderes aussagte, als dass die Libertina auch nur eine von ihnen war. Danach erntete sie allgemeine Zustimmung zu ihren Inszenierungs- und Textvorschlägen. Sie betonten, dass ihnen die horazischen Oden in ihrer Gänze bekannt waren, sodass Curio nur ein


    Dann leg mal los...


    dazwischen schieben konnte, bevor er älteste Darsteller begann, die erste Orde zu rezitieren. Seine Stimme war ein weicher, gleichmäßiger Bass-Bariton, der die Höhen und Tiefen, die leicht zischenden Betonungen und hier und dort einige überraschende Betonungen zu setzen wusste.


    O Mäcenas, entsproßt herrschendem Ahnenstamm,
    Du mir waltender Schutz, köstliche Zierde mir!
    Viel sind, welche den Staub, Renner Olympias,
    Aufzuwölken erfreut, und das mit glühendem
    Rad umflogene Ziel und der Verherrlichung
    Palmzweig hoch zu den weltherrschenden Göttern hebt.
    Diesen, wenn der bestandlosen Quiriten Schwarm
    Zu dreifältiger Ehr' ihn zu erhöhen ringt;
    Jenen, wenn als Besitz er in dem Speicher birgt,
    Was von Libyens Fruchttennen gefeget wird.
    Wer sein väterlich Feld mutig mit scharfem Karst
    Aufwühlt, biete sogar Schätze des Attalus,
    Nie wird solcher bewegt, daß er in Cyprus Boot
    Dir myrtoische Flut bange durchsegele.
    Wann des Afrikus Kampf Ikarus Wog' empört,
    Zagt der Krämer und Ruh lobt er und seiner Stadt
    Segensgegenden; bald zimmert er neu des Schiffs
    Lecken Rumpf und verschmäht arme Genügsamkeit.
    Auch giebt's, welche den Trunk alternden Massikers
    Und an nächtlichen Schmaus Stunden des Tags zu reihn,
    Nicht verachten, gestreckt unter des Arbutus
    Hellgrün, oder am sanft plätschernden Nymphenborn.
    Dem ist Lager und Wall, und zu Trompetenklang
    Heller Zinke Verein, Seligkeit, und der Krieg,
    Den die Mutter verwünscht. Jupiters kalte Lust
    Trägt der Jäger und nicht denkt er der jungen Frau,
    Ob ihm etwa den Hirsch wackere Hund' ersahn,
    Ob des Marsergebirgs Eber das Garn durchbrach.


    Mich hat Epheu, der Kranz edler Begeisterung,
    Himmelsmächten gesellt; mich hat der kühle Hain
    Und die Nymphen im Chor schwebend mit Satyrvolk,
    Abgesondert vom Volk: falls mir den Flötenklang
    Nicht Euterpe versagt, noch Polyhymnia
    Mir zu stimmen verschmäht lesbisches Saitenspiel.
    Wenn du mich in die Reihn lyrischer Seher fügst,
    Mit hochragendem Haupt rühr' ich den Sternenpol.

  • Sie lauschten der Darbietung des älteren Schauspielers. Phryne genoss die schöne Ode des Horaz, schloss die Augen und ließ den sonoren Klang der Stimme au sich wirken. Ja, so sollte es klingen!
    Sie nickte dem jungen Helvetier zu.


    Das ist hervorragend! Genauso habe ich mir das vorgestellt. Ein Genuss. Nun, dann würde ich gerne sehen, ob mir die Damen einen Reigen tanzen können und vielleicht anschließend einen Kreistanz mit ein paar Herren. Wie wär das?


    Phryne sah die Schauspielerinnen herausfordernd an und nickte dazu mit dem Kopf.

  • Auch Curio genoss die wenigen Minuten, in denen der älteste Schauspieler der Gruppe die erste Ode souverän, aber auch mit der einen oder anderen Überraschung rezitierte und wie dabei dessen Stimme das Halbrund des Theaters ganz einzunehmen schien. Würde man ihn geschickt platzieren, wäre er von allen Plätzen nahezu gleich gut zu hören und vor allem zu verstehen. So erwiderte Curio das Nicken Phrynes und blickte dann zu den drei Frauen. Gleich stellten sich die beiden jüngeren Damen voreinander auf und begannen unter dem gesangen der gepflegten, elegante Altstimme der älteren Darstellerin einen Reigen zu tanzen. Mal traten sie einige Schritte aufeinander zu, dann wieder drei voneinander weg. Sie schritten parallel nach rechts oder links und bauten dann und wann eine elegante Drehung auf der Stelle ein. Als die ältere Darstellerin von jetzt auf gleich den Rhytmus wechselte, fassten die beiden jüngsten Männer die Tänzerinnen an den Händen, begann in fließender Fortsetzung der geforderte Kreistanz. Er zeigte erneut die Kunstfertigkeit der beiden jüngeren Frauen ergänzt durch Beweglichkeit der jungen Männer. Nach einer kurzen Wiederholung der gesungen Melodie, verlangsamte sie das Tempo, die Tänzer passeten sich an und nach einer Schlussphrase kamen sie schließlich gemeinsam zum stehen.

  • Wie von Phryne gewünscht zeigten die Schauspelerinnen einen schönen Reigen und wenig später gemeinsam mit den jungen Männern einen Kreistanz. Phryne nickte überzeugt und sah zu dem jungen Helvetier hinüber.


    Das sah doch ganz gut aus. Was meinst du?


    Sie versuchte sich die Oden ins Gedächtnis zu rufen, die sie sich für den Vortragsabend ausgesucht hatten. Bilder kamen in ihr hoch. Phryne bemühte sich, sie in Worte zu fassen.


    Ich würde für die Ode, die die Kinder der Leto vorstellt, einen der jüngeren Männer als Apollo verkleiden, mit dem Köcher über der Schulter, dem Bogen und der Leier. Und vielleicht eine der jungen Frauen als Diana, im kurzen Chiton und ebenfalls mit Pfeil und Bogen. Dazu sollte, wie es in der Ode heißt ein "Knabenchor" singen oder zumindest ein Männerchor. Zur zweiten Ode über Apollo selbst, könnten wir einen Tisch auftragen lassen, Wein, Oliven, Endivien und Malven. Für die Ode über den "friedlichen Ort", mit dem wir natürlich Mogontiacum darstellen wollen, könnte man eine Fortuna mit dem Füllhorn auftreten lassen und Männer und Frauen einen Kreistanz aufführen lassen. Natürlich begleitet von Musikern. Dazu einen im Schatten ruhenden und Wein trinkenden Mann. Und nach der letzten Ode könnten die drei Grazien oder Horen auftreten und die Otio, die Muße, tanzend darstellen. Zum Schlussbild dann alle gemeinsam vielleicht noch ein Lied und einen Tanz aufführen. Wie findest du das?


    Wieder sah sie den Magister Vici fragend an. Was sagte er zu diesen Vorschlägen?

  • Curio schaute sich entspannt an, wie die Darsteller den Aufforderungen Phrynes nachkamen, zuerst einen Reigen und danach einen Kreistanz vollzogen und sich dann wieder aufstellten, um die Meinung der beiden Organisatoren einzuholen. Phryne schien zufrieden und auch Curio hatte keine Kritikpunkte vorzubringen.


    Gefällt mir.


    sagte er daher nur kurz, bevor Phryne mit ihren weiteren Vorschlägen aufwartete. Der junge Helvetier hörte sich diese interessiert an und auch die Darsteller schienen davon angetan zu sein. Der Älteste von ihnen, offenbar eine Art Gruppenleiter neben dem alfenischen Besitzer, wollte offenbar etwas zum Knabenchor loswerden.


    Wenn du einen Knabenchor haben möchtest, Aciliana, könnte ich unsere beiden jüngeren Männer anbieten, die durch die recht dunkle Stimme von ihr ergänzt werden könnten. Ansonsten wird es wohl eher ein Männerchor, da die beiden älteren eher tiefere Gesangsstimmen haben. Dann müsste der Apollo aber von einem der beiden mit tieferer Stimme übernommen werden.


    Auch das hörte sich Curio ruhig an und wandte sich dann Phryne zu.


    Apollo wird in der lokalen Tradition ohnehin bärtig dargestellt. Daher können wir für ihn auch einen der beiden älteren nehmen, der sich entsprechend einen Bart anlegt. Sowas habt ihr doch sicher, oder?


    Der Älteste nickte bestätigend.


    Sehr gut. Dann können die beiden jungen Männer unterstützt durch einen der älteren und die ältere Dame den Chor übernehmen, oder?


    Sicher war er sich dabei nicht, aber die Stimmlagen sollten ja eigentlich passend sein.


    Bei den Kindern des Leto können die beiden ja auch ein bisschen mit ihren Bögen spielen. Vielleicht in die Luft zielen? Bei der zweiten Ode würde sich dann auch der Auftritt Apollos, dieses Mal zwar auch mit seinen Attributen, aber nur mit der Lyra spielend. Da haben wir auch nochmal schön die beiden Charakterzüge des Stadtgottes herausgestellt: Einmal der kampferprobte Bogenschütze, einmal der feinsinnige Künstler. Die übrigen Vorschläge finde ich sehr gut.

  • Phryne nickte auf den Vorschlag hin, einen der älteren Schauspieler für die Darstellung des Apollo herzunehmen. Dann wäre das Problem des "Knabenchors" geklärt. Und auch zu den Vorschlägen des Magister Vici bezüglich der Darstellung des Apollo mal mit Pfeil und Bogen mal mit Lyra gab Phryne ihr Einverständnis.


    Das klingt doch schon sehr ansprechend, wenn du mich fragst. Also sollen wir gleich einen Probelauf machen oder uns morgen zur ersten wirklichen Probe hier wiedersehen.
    Im Übrigen könnte ich meine Sklavin Korone als Sängerin und Tänzerin anbieten, sie ist in beidem ausgebildet. Sagt mir nur, wenn es gewünscht wird.


    Mit fragendem Blick musterte sie die Schauspieler und anschließend den Magister Vici.

  • Auch Curio war sehr zufrieden mit dem Gesamtbild, das sich ihr hier bot. Die Darsteller schienen gut organisiert und die Zusammenarbeit mit Phryne - das musste er ohne Zweifel feststellen - lieg konstruktiver als erwartet.


    Ich denke, wir sollten den Darstellern bis mogen Zeit lassen, ihre benötigten Requisiten zu ordnen, ein Bühnenbild zu erstellen und die geplanten Oden zu rekapitulieren. Bis morgen werden wir dann sicherlich einen sehr guten Eindruck gewinnen, nicht wahr?


    Er blickte zu dem älteren Darsteller, der zustimmend nickte und anschließend erwiderte er Phrynes Blick mit einem Nicken.

  • Phryne nickte.


    Gut. Dann lassen wir ihnen ein wenig Zeit sich einzuarbeiten. Ich bin schon sehr gespannt. Aber es verspricht wirklich ein interessanter Abend auf hohem Niveau zu werden. Ich muss schon sagen, Helvetius Curio, du bist einer der wenigen Politiker mit kulturellen Ansprüchen.


    Sie zwinkerte ihm zu und sprach es nicht aus, aber sie dachte es: schade, dass du so jung bist. Sonst könnte ich direkt Gefallen an dir finden....


    Dann raffte sie ihre Röcke und machte sich auf den Heimweg.


    Bis morgen, Helvetius Curio.

  • Curio nickte Phyne dankbar zu. Es geht doch, ging ihm durch den Kopf, denn bis hierher war ihre Zusammenarbeit doch äußerst konstruktiv gewesen. Davor hatte sich der junge Helvetier vor allem mit ihrer destruktiven Seite auseinandersetzen müssen, die vor allem daraus bestand, seine Position in der Stadt, die im Moment noch auf einigen wenigen Säulen stand, in Frage zu stellen. Jetzt aber lief es, was ihn umso mehr freute, da er sich tatsächlich sehr um das kulturelle Leben der Stadt sorgte und auch in Zukunft dort fördernd tätig zu werden hoffte. Umso besser, dass er grade bei diesen seinen ersten Schritten auf diesem Parkett auf eine Person mit solchen Erfahrungen stützen zu knnte, wie es Phryne war. Zwar nagte immer noch der Zweifel an ihm, dass sie doch noch irgendwas vorhaben könnte, doch schob er dies einfach beiseite. Ohnehin gab es kein Zurück mehr. Der Abend war bereits öffentlich angekündigt worden und eine Absage wäre ein Desaster. So verabschiedete er sich mit einem freundlichen


    Vale, Phryne. Bis morgen.


    blickte nochmal zu den Darstellern, die sich bereits an die Arbeit gemacht hatten und verließ dann ebenfalls das Theater.


    ~~~


    Die Proben am vergangenen Tag waren hervorragend verlaufen. Zwar mussten noch einige kleinere Änderungen vorgenommen werden, für die aber noch genug Zeit blieb. Heute aber war der große Tag oder besser, der große Abend, an dem die Aufführung stattfinden sollte. Curio war bereits am Nachmittag angekommen und kümmerte sich um die letzten organisatorischen Feinheiten. Auch Phryne sollte nun jeden Moment auftauchen, denn alsbald schon wurden die Tore zu den Zuschauerrängen geöffnet und die ersten Zuschauer waren zu sehen. Curio hielt sich ein bisschen abseits der großen Menschenmenge und schaute sich, wie immer, wenn eine solche Veranstaltung stattfand, nach bekannten Gesichtern um.


    Sim-Off:

    Natürlich sind jetzt wieder alle Einwohner Mogontiacums herzlich Willkommen. :)

  • Phryne erschien in Begleitung ihrer beiden Sklaven in eine aufwändige Robe aus nachtblauer Seide mit Goldfäden gekleidet. Der passende Goldschmuck und ein luftiger Schleier über der kunstvoll drapierten Hochsteckfrisur komplettierten die Erscheinung. Mit wehendem Gewand lief sie auf den Magister Vici zu, der sehr nervös wirkte.


    Salve, Helvetius Curio. Es sieht alles sehr schön aus: die Girlanden über dem Eingang und das Bühnenbild. Hervorragend! Eigentlich kann es nur ein Erfolg werden. Zumal wenn man bedenkt, dass die Generalprobe gestern nicht wirklich zufriedenstellend war... so sagt man doch immer, dass dann wenigstens die Aufführung gut wird, nicht wahr?


    Sie lächelte sich und ihm Mut zu. Am vergangenen Tag war bei der Generalprobe der Tisch mit dem Wein und den kulinarischen Genüssen umgekippt und hatte die Kleidung des Hauptdarstellers über und über bespritzt. Nun ja, vielleicht ein unbewußtes Opfer an die Musen? Wie auch immer, Phryne hoffte dass es bei der Aufführung keine unerwarteten Ereignisse geben würde.


    Nun war es an der Zeit die Tore für das Publikum zu öffnen.

  • Curio stand ein wenig abseits und doch verirrte sich auch hier der eine oder andere Einwohner hin, die offenbar ganz gezielt nach dem jungen Helvetier Ausschau hielten, um ihn zu grüßen und kurz ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Natürlich gehörten sein Freund Tullus und sein Amtskollege Merula dazu, aber auch eine Handvoll Decurionen. Grade hatte sich Curio von einem der Stadtratsmitgliedern verabschiedet, als auch schon Phryne erschien. Wie immer kunst- und geschmackvoll gekleidet, für Curio aber vielleicht einen Tick zu stark hergerichtet, schritt sie auf ihn zu, gefolgt von ihren beiden Sklaven. Curios Blick folgte ihrem Weg, bis sie bei ihm angekommen war.


    Salve, Phryne! Wie ich sehe, bist du sehr zuversichtlich. Die Geschichte mit dem Tisch gestern, war wirklich alles andere als erfreulich. Heute werden die Darsteller aber wahrscheinlich noch aufmerksamer sein.


    Mit einem freundlichen Lächeln blickte er die Libertina an und sah dann, dass die Tor nun geöffnet wurden und die ersten Zuschauer in die Zuschauerränge strömten. Noch war nicht allzuviel los, doch mussten die Zuschauer ja alle erstmal aus ihren Vici am separat liegenden Theater ankommen. Daher war Curio zuversichtlich, dass die Vorstellung gut besucht sein würde. Für ihn war ja ohnehin ein Platz in den Rängen der Decurionen vorgesehen, der gute sicht bot aber direkt am Gang lag, damit Curio im Fall des Falles schnell nach unten eilen konnte.


    Ich habe dir einen Platz unmittelbar hinter der Ehrentribüne reservieren lassen. Dort warten zwei Mitglieder des Cultus auf dich.


    Die Plätze für Phryne waren nur unwesentlich schlechter, als die, die Curio für sich hatte reservieren lassen. Auch sie hatte einen Platz am Gang, um beweglich und flexibel zu sein.

  • Alpina hatte Corvinus überreden können mit ins Theater zu gehen. Er war sicherlich eher das, was man als Kulturbanause bezeichnete, doch sie stellte erfreut fest, dass er ihr momentan einfach keine Bitte abschlagen konnte. Mit einem Kissen, Getränken und kleinen Häppchen bewaffnet, hatte Alpina sich für den Abend gerüstet. So würden sie den Vortrag in jedem Fall überstehen, auch wenn sie skeptisch war, was Phryne als eine der Hauptverantwortlichen da auf die Beine stellen würde. Den Musenkuss traute sie ihr nicht wirklich zu - ein frivoles Possenspiel vielleicht, aber Oden des Horaz? Nun ja. Alpina war nicht sehr beleckt in der Literatur hatte aber in den Unterrichtsstunden in Augusta Vindelicum wohl die ein oder andere Ode des Horaz gelesen. Doch das war lange her. Sie war gespannt.


    Mühsam erklomm sie an Corvinus Hand die Stufen. Denn sie und er durften erst in den Reihen hinter den Honoratioren und den edlen Familien der Stadt Platz nehmen. Da bedeutete einen anstrengenden Aufstieg.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!