[Ludi Romani] Das Epulum Iovis

  • Die Prozession


    Es sind die Iden des Septembers, der Tag des Epulum Iovis, des Göttermahls zu Ehren Iuppiters, Iunos und Minervas, der kapitolinischen Trias. Das Epulum Iovis ist Teil der Ludi Romani, doch selbst wenn die Ludi nicht stattfinden würden, das Göttermahl würde ausgerichtet, solange es Septemviri gibt. In diesem Jahr gibt es sogar beides.


    Schon die Prozession zum Tempel auf dem Kapitol ist etwas besonderes, denn nicht nur die Statuen eines einzelnen Gottes werden mitgeführt, sondern gleich die von drei Göttern, eben Iuppiter, Iuno und Minerva. Es sind Statuen in der Größe eines Menschen, eigens für die Götterbewirtung geschaffen. Das Bildnis des Iuppiters ist in liegender Position, so dass er bequem auf einer Kline Platz nehmen kann, die Göttinen sitzen, um auf Sessel zu passen. Aus diesem Grund werden sie auf offenen Sänften getragen, von denen aus die Götter ihre Stadt begutachten können. Das Gesicht der Iuppiter-Statue ist mit Tierblut rot gefärbt worden, denn an diesem Tag ist er der Triumphator Roms, der Herrscher über das gesamte Reich. Vor den Statuen wird der Weg mit Blüten bestreut.


    Das Collegium der Septemviri folgt den Göttern. Jeder von den Priestern hat eine Falte seiner Toga schon jetzt über den Kopf gezogen und Victor fragt sich, warum der September nochmal so warm werden musste. Allerdings ist die Wärme wahrscheinlich besser als Regen. Dem Collegium nachfolgend werden drei Rinder geführt, ein Ochse und zwei Kühe, alle drei weiß gekalkt, mit goldenen Hörnern, rot-weißem Sitrnschmuck und den breiten dorsule über ihren Rücken. Der Ochse geht in der Mitte und ist damit sozusagen der Hahn im Korb, auch wenn er nicht viel von seinem Glück mitzubekommen scheint. Seine Augen sind glasig wie die der Kühe und alle drei setzen dumpf einen Fuß vor den anderen. Nach den Opfertieren folgen die Bürger Roms, dazwischen gehen immer wieder junge Ministri mit flachen Schalen, in denen Kohle glimmt über die sie Lorbeerblätter und getrocknete Blüten von Bisameibisch und Kassia streuen.

  • Natürlich hatte sich Quintus Tiberius Vitamalacus der Prozession zum Epulum Iovis angeschlossen. Als einer der ersten hinter den Opfertieren, ging er gemessenen schrittes in der Prozession mit.
    Er hoffte das auch dieses Opfer an diesem Tag ein gutes Zeichen für das Imperium zeigen würde. Das Volk hatte es verdient, nicht nur unterhalten zu werden, sondern auch ein positives Zeichen der Götter zu erhalten.

  • Durus folgte der Prozession ebenfalls. Er ging einen Schritt schneller, so dass er schließlich neben Quintus gehen konnte. Schweigend blickte er kurz zu ihm, dann wieder geradeaus auf die Gesäße der Opfertiere.
    Ein starker Geruch zog ihm in die Nase und ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass dort ein Minister ging, der allerlei Zeugs auf seiner Räucherschale verbrannte.

  • Die Ladung der Gäste


    Bald schiebt sich der Prozessionszug den Kapitolhügel hinauf und die Götterstatuen und die Septemviri verschwinden im Tempel. Während sich draußen die Menschen zum Opfer sammeln, wird die Statue des Iuppiters auf die gepolsterte Liegen gebettet, die der Iuno und der Minerva werden auf gepolsterten Sesseln platziert. Räucherunge werden überall im Tempelraum entzündet, dann wird den Göttern Wein ausgeschenkt und der Magister Septemvirorum Opimius Naso läd die Götter ein.


    "Iuppiter Optimus Maximus, göttliche Iuno, göttliche Minerva - dieses Mahl für Euch zu Euren Ehren. Gewährt uns die Gunst Eurer Anwesenheit, göttliche Trias, seid unsere Gäste und lasst Euch bewirten, wie es Euch zusteht!"
    Ein paar Blicke werden zwischen den Septemviri gewechselt, ein Nicken des Magisters folgt und alle zehn Mitglieder stellen sich hinter der geschlossenen Tür auf.


    Trotz der Tatsache, dass sie nicht am Opfer beteiligt werden, haben sich viele Menschen auf dem Kapitolshügel versammelt, um der Opferung für das Epulum Iovis beizuwohnen. Vor dem Tempel stehen die drei Rinder breit, der Ochse und die beiden Kühe, je an einem der Altäre vor den Cellae des Iuppiter, der Iuno und der Minerva.

  • Ich hatte mich heute in eine besonders reich verzierte Toga kleiden lassen, denn ein Mahl stand an, das es nicht so oft im Jahr gab. Der Zug mit Prozession , den Götterbildnissen, den Opfertieren und all jenen Menschen, die sich ein großes Spektakel erhofften, war bei meinem Eintreffen bereits gut gefüllt. Doch nicht ohne Grund kam mir der Status eines Priesters zu Gute und so konnte ich mich an der Spitze mit einreihen.


    Viele kamen daher, um nach den Weidungen vom Fleisch der Tiere zu profitieren. Ich wollte aus einem anderen Grund dabei sein. Nur wenige Wochen diente ich jetzt als junger Priester. Meine Opferungen an lebenden Tieren konnte ich noch allein und ohne Wachstäfelchen aufzählen. Da kam mir eine Weidung von gleich drei Großtieren mehr als gelegen, mein Auge zu studieren. Nicht alle Tage ließ ein Bürger einen Ochsen oder eine Kuh filetieren, um den Göttern die Eingeweide zu opfern.


    Mit meiner Hand geführt, so dachte ich nach, würde der ganze Platz des Kapitols im roten Rausch des Blutes schwimmen. Eine Kuh, ein Ochse, noch eine Kuh.... nein es würde knöchelhoch stehen.


    Es war also sehr wichtig für mich dabei zu sein, wie man das Messer führte, ohne das Opfer zu einem Desaster werden zu lassen. Ganz vorn war ich dabei und genau dort wo ich stehen würde, hätten meine Augen den besten Platz zu sehen, was sie sehen mußten.

  • Auch Macer hatte sich der Prozession angeschlossen und gehörte zu den vielen Menschen, die den kapitolshügel füllten. Eine solch wichtige religiöse feier konnte und wollte er sich nicht entgehen lassen. Während die letzten Vorbereitungen liefen und die Priester sich in den Tempel begaben, schaute er gedankenverloren in den Himmel. Eigentlich erstaunlich, wie gut das Wetter in letzter Zeit immer gewesen war. Bei aller Sorge, dass den Göttern nicht genug Aufmerksamkeit entgegen gebracht wurde, schienen es diese rein wettertechnisch doch immer gut mit den Menschen zu meinen. Macer konnte sich nicht direkt erinnern, wann zuletzt eine Veranstaltung durch strömenden Regen gefährdet worden war.

  • Das Opfer beginnt


    Die große Porta der Cella des Iuppiter öffnet sich und drei Septemviri treten daraus hervor - der Magister Opimius Naso, Fulvius Frugi und Valerius Victor. Hinter ihnen folgen die übrigen sieben Septemviri, bleiben jedoch auf dem Podest des Tempels stehen, während die drei genannten die Treppe hinabgehen. Fulvius Frugi und Victor schwenken zur Seite, zu den beiden Kühen, während der Magister zum Ochsen am mittleren Altar tritt. Die drei Herolde, vor jeder Cella einer, stoßen ihren Stab wie einen einzigen auf den Stein unter sich und rufen mit lauter Stimme das "favete linguis!*" aus. Die Waschschüsseln werden gereicht, die drei Septemviri reinigen ihre Hände und trocknen sie mit dem malluium latum*.


    Vic atmet tief durch. Die Dimension des Epulum Iovis ist eine ganz andere, als die des 'normalen' öffentlichen Opfers. Im Grund hat er, hat das ganze Collegium nur aus diesem Ereignis seine Daseinsberechtigung. Seine Muskeln sind angespannt, sein Blick auf den Himmel hinter den Menschen gerichtet, dort, wo der Hügel im tarpeischen Felsen endet. Eine rote Taube erhebt sich von irgendwoher dort hinten, kurz darauf eine zweite, dieses mal jedoch eine weiße.


    Ein Stück weit links neben Victor beginnt der Magister Naso mit dem Gebet. "Dir zu Ehren, Iuppiter Optimus Maximus!"
    Dann ist Vic an der Reihe. "Dir zu Ehren, göttliche Iuno!"
    Noch ein Stück weiter links fährt Frugi fort. "Dir zu Ehren, göttliche Minerva!"
    Wieder Naso: "Ein Ochse zu Deinen Ehren, wie es Dir zusteht, durch die Gönner der Ludi Romani gegeben, Tiberius Vitamalacus, Artoria Medeia und Petronius Varus!"
    Victor: "Eine Kuh zu Deinen Ehren, wie es Dir zusteht, durch die Gönner der Ludi Romani gegeben, Artoria Medeia, Petronius Varus und Tiberius Vitamalacus." Vic achtet darauf, dass er den Namen des Tiberiers ein wenig lauter betont, immerhin hat der das ganze Geld für das Epulum Iovis gegeben.
    Und Frugi: "Eine Kuh zu Deinen Ehren, wie es Dir zusteht, durch die Gönner der Ludi Romani gegeben, Petronius Varus, Tiberius Vitamalacus und Artoria Medeia!"
    Dann vereinen sich die drei Stimmen der Septemviri zu einem gemeinsamen Teil: "Euch Göttlichen zu Ehren ein Mahl, wie es Euch zusteht, ein Dank für Vergangenes, wie Euch versprochen, eine Bitte an Euch mit versprochenem Dank!"


    An jeden Altar treten Ministri heran und reichen die mola salsa* und dann den Wein. Vic nimmt die Schale entgegen und streicht der Kuh mola salsa über die Stirn. Dann greift er nach der Kanne in stiller Hoffnung, dass er nicht aus dem Takt gerät. Als er den Wein über den Kopf des Tiers gießt und das "Der Iuno zur Ehre, wie es ihr zusteht!" verkündet, hört er mit halbem Ohr beruhigt wie die beiden anderen Priester gleichzeitig den Ochsen für Iuppiter und die zweite Kuh für Minerva weihen.


    Vic nimmt die infulae* vom Kopf der Opferkuh, reicht sie einem Helfer und zieht sein Opfermesser. Seit Wochen hat er sich auf diesen Tag gefreut, auch wenn ein Victimarius für die Schlachtung bereitsteht. Er zieht das Messer über den Rücken der Kuh und nimmt dabei die dorsule* ab, dann reicht er das Messer dem Popa. Es hat heute nur rituelle Bedeutung, denn der Opferhelfer steckt es weg und nimmt eine Axt in die Hand. Ein weiterer Helfer tritt mit einem Hammer hinter die Kuh.

  • Das Opfer nimmt seinen Lauf


    In der Ferne steigt eine rote Taube in den Himmel, kurz darauf eine weiße. "Agone?" tönt es dreifach von den Opferstätten vor dem großen Tempel der kapitolinischen Trias.
    "Age!" donnert Vic mit einer Stimme, die lange Opfererfahrung beweist und neben ihm donnern gleichzeitig Opimius Naso und Fulvius Frugi ihr "Age!", nicht weniger laut.


    Ein Beobachter, welcher seitlich, in einer Reihe mit den Altären und mit Blick auf die Rinder stehen würde, würde folgendes sehen: Drei Hämmer heben sich und fahren synchron mit voller Wucht auf die Tierköpfe hinab, während drei Äxte geschwungen werden und fast gleichzeitig in die Kehlen von drei Rindern schlagen. Blut spritzt zur Seite, womöglich würde auffallen, dass das der Kuh für Minerva am weitesten nach vorne in Richtung der Zuschauer spritzt, dann löst sich Iunos Kuh aus der Reihe und fällt, kurz darauf Minervas Kuh. Bevor beide jedoch den Boden erreichen, bricht auch Iuppiters Ochse in sich zusammen. Da die meisten Zuschauer jedoch vor dem Tempel stehen, sieht kaum einer wirklich genau, wie exakt alles aufeinander abgestimmt ist, auch wenn es den meisten aus den Augenwinkeln durchaus so erscheint.


    Vic schielt unauffällig zur Seite, traut sich aber nicht, zu Naso zu blicken. Statt dessen schaut er wieder in die Ferne hinter den Menschen und wartet auf die rote Taube, gefolgt von einer weißen, bevor er dem Popa mit einem unauffälligen Wink zu verstehen gibt, dass er das Tier öffnen und die vitalia herausholen soll. So geschieht es, die Schalen mit den Organen werden auf den Altar gestellt und Victor tritt heran.


    Im Grund ist es Betrug*, auch wenn der Magister es anders sieht. Doch Vic lässt sich nichts anmerken, er steht vor den Schüsseln und begutachtet die vitalia, so wie er es bei jedem anderen Opfer tun würde, und hofft, dass sie in Ordnung sind. Eine falsche litatio auszurufen wäre das Schlimmste, was er sich vorstellen kann, die Götter würden ihn sicher bis in alle Ewigkeit verfluchen. Doch er versucht sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen, dreht und wendet und untersucht die Organe der Kuh für Iuno pflichtbewusst.

  • Durus verfolgte das Opfer schweigend. Natürlich stand er dafür fast in der ersten Reihe, denn er war gewählter Angehöriger des Cursus Honorum. Das Opfer sah gut aus und ihm kam die Frage auf, wie die Septemviri alles aufeinander abgestimmt hatten. Alle Handlungen fanden genau parallel statt, soweit er das beurteilen konnte. Da seine Augen hauptsächlich auf dem Opfer für Iuppiter ruhten, konnte er auch nicht bemerken, dass die Kühe nicht gleichzeitig fielen - aber wie sollte man das bitte erreichen?
    Als das Opfer vollführt und das Blut gespritzt hatte, wartete er mit den anderen auf die Litatio. Es hatte bei den Ludi immer eine Litatio gegeben, solange er sich erinnern konnte. Ob es dieses Mal wieder gelingen würde?

  • Schön.
    Sehr schön.
    Gesunde, wunderschöne Tiere, eine feierliche Opferung durch bemühte Priester.
    Ein herrliches Opfer. Der Göttin gefiel es und nahm es an und versuchte den Menschen ihre Anwesenheit spüren zu lassen. Auch wenn die meisten es wohl nur als lästigen kurzen Windstoß wahrnahmen.

  • Der laute Rug 'Age!' ließ einen Schauer über den Rücken einer Frau laufen, die recht weit vorne inmitten der Menschenmenge stand, um das Opfer zu verfolgen - als Mitglied des Ordo Decurionum hatte sie durchaus das Recht auf einen besseren Platz als die meisten der Anwesenden und machte inzwischen vor allem bei Opfern davon Gebrauch. Vielleicht lag es auch ein wenig an der hühnenhaften Gestalt ihres Sklaven Wonga, der wie stets ihr Begleiter war und Ärger von der Duumvir Ostias fernzuhalten wusste, dass man sich ihr nicht so bereitwillig in den Weg stellte, wie es bei anderen vielleicht der Fall gewesen wäre - aber darüber dachte sie jedenfalls nicht nach. Wichtig war, das Opfer verfolgen zu können, denn die kapitolinische Trias war nicht nur Schutzherrschaft der Amtsträger des Cursus Honorom, sondern besaß auch für die Magistrate der Städte eine gewisse Wichtigkeit.


    Das Opfer des wichtigsten Gottes der Römer konnte und durfte man einfach nicht versäumen, wenn man seine Arbeit einigermaßen ernst nahm, und so verfolgte Iulia Helena das Opfergeschehen sehr aufmerksam - aber auch, weil sie wusste, wer an diesem Tag dort vorne stand und sich darum kümmerte, dass alles so lief, wie es sollte. Allein der Gedanke an ihn machte ihr Herz schon ein wenig schneller schlagen, auch wenn sie genau wusste, wie aussichtslos dieser Reflex war, dass sie ihn überhören würde, so gut sie es eben vermochte. Langsam legte sie die Arme um ihren eigenen Leib, obwohl sie nicht fror, vermittelte diese Geste doch einen gewissen Halt, eine gewisse Wärme.

  • Das Opfer endet


    Die vitalia weisen keine Makel auf. 'Danke, Iuno!' schickt Vic sein Stoßgebet in den Äther und blickt dann über die Menge hinweg, um anzuzeigen, dass er bereit ist. Opimius Naso braucht etwas länger, bis er mit der Begutachtung fertig ist, doch als auch er seinen Blick hebt dauert es nicht lange, bis hinter den Menschen eine rote Taube aufsteigt. Dann eine zweite. Innbrünstig erklingen drei "Litatio!" über den Platz. Die Anspannung fällt von den Menschen ab, einige jublen und applaudieren. "Vivat Iove! Vivat Iuno! Vivat Minerva!" tönt es aus der Menge.


    Zu den Altären eilen die Opferdiener und sorgen für den Abtransport des Fleischs. Die drei Septemviri reinigen ihre Hände, dann drehen sie sich um und schreiten die Treppe zum Tempel hinauf, wobei Frugi und Victor etwas schneller gehen, um zu Naso in die Mitte aufzuschließen. Die Reihe der übrigen Septemviri teilt sich und sie bilden eine Gasse zur Cella des Iuppiter, durch welche die drei Opferherren treten und im Tempel verschwinden. Nun drehen sich auch die sieben weiteren Septemviri um und treten durch den Eingang. Hinter ihnen schließt sich die große Tür mit einem dumpfen Laut. Der öffentliche Teil der Götterspeisung ist damit beendet.

  • Das Mahl beginnt


    Die Götterstatuen und damit auch die Götter liegen und sitzen noch immer wartend auf den Klinen. Natürlich wird es bei der Götterspeisung kaum jemals anders sein und wenn doch, so würde wohl jeder Septemvir von seinem Glauben abfallen - bis auf Victor vielleicht - und trotzdem ist es beruhigend, dass sie noch da sind. Man hatte ihnen zwischenzeitlich die Füße gewaschen (den Statuen, nicht den Septemviri) und mit Balsam eingerieben, und ihnen Servietten über die Brust gelegt.


    Die Vorspeise beginnt. Die Septemviri tragen Platten mit gefüllten Eiern auf, Melonen, die in fein geschnittenen Schinken gewickelt sind, angedünstete Pilze über Gemüse, Schalen mit gefüllten Oliven, gedünstete Aprikosen, Käse mit Kräutern, Linsen mit Kastanien, Zucchini auf alexandrinische Art, Weinbrötchen, Crepimettes, Omlette mit Mandel und Honig, kleine Mettwürste mit Pinienkernen und Kräutern und einige Köstlichkeiten mehr.


    Vic steht neben der Statue der Iuno, er ist heute sozusagen für ihr persönliches Wohl zuständig. Er nimmt den kostbaren Teller in die Hand und blickt die Statue fragend an. Mit der Götterbewirtung hat er beim lectisternium der Ludi Apollinares schon Erfahrung gesammelt, dennoch hat er ein etwas seltsames Gefühl. "Ein paar Melonen?" fragt er die Statue leise und packt die Früchte auf den Teller. "Auch Eier? Nein? Doch?" Einige Eier wandern auf den Teller. "Pilze? Aprikosen? Oliven? Käse? Omlette? Würste? Linsen? Gemüse? Crepimettes? Obst?" Eigentlich kann sich Vic keine Frau vorstellen, die sich ihren Teller so volladen und ausgiebig schlemmen würde, aber Iuno ist immerhin keine normale Frau, sondern einfach göttlich. Außerdem hat er nicht das Gefühl, als würde sie ihm irgendwie mitteilen wollen, dass er innehalten soll. Er stellt den gefüllten Teller ab und flüstert so leise, dass es nichteinmal die anderen Septemviri hören können: "Wenn Du noch einen Nachschlag möchtest, dann sag es mir. Und was Du nicht willst, kannst Du einfach stehen lassen, ich räum es dann weg." Irgendwie merkwürdig. Ob das von den Göttern nicht angerührte Essen am Ende wohl anders schmeckt, als das verspeiste? Vic hat schon viele Opfergaben gegessen, aber noch nie einen Unterschied bemerkt. Doch er hat auchnoch nie darauf geachtet oder den direkten Vergleich gezogen.

  • Durus war überaus zufrieden, als die Priester die Litatio verkündeten. Die Ludi würden weiter unter ihrem Segen stehen. Jetzt konnten sie es sich schmecken lassen - also die Götter, die nun im Tempel bewirtet werden würden. Trotzdem glaubte er kaum, dass die Statuen, die man in die Tempel getragen hatte, wirklich Nahrung aufnahmen. Nicht, dass die Götter nicht lebten - nur dass sie in eine Statue fuhren, war schlicht unvorstellbar. Als Kind hatte er es geglaubt...

  • Das Mahl nimmt seinen Lauf


    Zum durch Opimius Naso angezeigten Zeitpunkt - wahrscheinlich hat dieser schon Erfahrungswerte in Bezug darauf, wie lange Götter speisen - tritt Victor zu der sitzenden Iuno heran. "War alles zu Deiner Zufriedenheit, göttliche Iuno?" Anscheinend, sie beschwert sich zumindest nicht. Vic nimmt den Teller und bringt ihn zu dem Tisch an der Seitenwand, wo die Gaben gesammelt werden. Dann folgt der zweite Gang. Zwischendurch wird der Wein entsorgt, in eine Kanne zurückgeschüttet, und neu aufgefüllt.


    Vic sinniert drüber nach, ob man den Göttern vielleicht eine Feder anbieten sollte, da öffnet sich die Tür und ein herrlicher Duft nach gebratenem Fleisch zieht in den Tempel hinein. Die zubereiteten Rinder werden hereingetragen und Vic fragt sich ernsthaft, wie die paar Priester diese Massen von Essen am Abend alle noch vernichten sollten. Doch vorerst müssen seine Gedanken Iuno und ihrem Wohl gelten. Mehrmals läd Vic der Göttin den Teller voll - Filet, Keule, Rücken, Kopfstück, Schulter, Schwanz, Haxe, es ist alles dabei und in den verschiedensten Variationen - gebacken, gebraten, geröstet, als Roullade, gedünstet, als Fleischbällchen und, und, und. Natürlich werden auch die vitalia gebracht, die einzigen Teile, welche extra in einer herangetragenen Feuerschale verbrannt werden, denn wer würde sich schon anmaßen später die den Göttern vorbehaltenen Organe zu essen? Als Beilage gibt es Kürbis-Pürre, gebratene Karotten und Lauch, gedünstete Gurken, gekochte Weinblätter, verschiedenes weiteres Gemüse, Wein- und Käsebrötchen.

  • Das Mahl endet


    Die ersten Kerzen werden schon ausgetauscht, die ersten Öllampen neu gefüllt, als der Nachtisch der Götterspeise aufgefahren wird. Das Schlemmen nimmt kein Ende. Kuchen, Birnenpatina, Aprikosenpfännchen, Cremes und diverse Früchte, Eierspeisen und vieles mehr. Da Vic das Gefühl hat, dass Iuno hauptsächlich auf die richtig süßen Sachen steht, bringt er ihr davon extra viel - im Gegensatz zu den weltlichen Frauen muss sie sich schließlich um ihre göttliche Figur sicher keine Sorgen machen - hofft er, ansonsten würde er sicher noch Ärger bekommen.


    Mehrere Stunden nach dem Opfer wird der letzte Wein zurück in die Kannen geleert. Opimius Naso steht vor dem Tisch, die Septemviri hinter ihm, und entlässt die Götter vom Mahl. "Iuppiter, Iuno und Minerva, wir danken für Eure Anwesenheit an unserer bescheidenen Tafel. Nehmt unseren Dank und unsere Bitte, wenn Ihr diese Tafel verlasst und wachtet über Euer Volk, wie Euer Volk Euch verehren wird, heute und in aller Zeit!"


    In einer einzigen Bewegung drehen sich die Priester nach rechts zur Tür und setzen sich in Bewegung, womit das Epulum Iovis ganz unspektakulär endet. Am Becken am Ausgang reinigt jeder seine Hände, dann verlassen sie den Tempel. Dafür, dass alles an seinen vorgesehenen Platz kommt, die nun wieder profanen Götterstatuen und Klinen in die Nebenräume und das Essen in die Regia, dafür würden Tempeldiener sorgen. "Ein gutes Mahl." lobt der Magister Opimius Naso die Septemviri. "Und nun lasst uns zu unserem eigenen Mahl schreiten." Die Priester machen sich auf den Weg in die Regia, wo das weltliche Schlemmen weitergehen würde.


    Vic bleibt noch einen Augenblick auf der Treppe vor dem Tempel stehen und schaut dorthin, wo der Kapitolshügel im tarpeischen Felsen endet und Rom zu seinen Füßen liegt. Ein Schwarm Tauben erhebt sich hinter dem Hügel und fliegt in den Himmel hinauf. "Hrhr." Vic wendet sich ab und folgt den Septemviri.

  • Iuno war es eine reine Freude mitanzusehen, wie sie von diesem Priester in äußerst untergebener und amüsanter Weise 'bedient' wurde. Sie wünschte sich mehr von seiner Art. Doch fürs erste gab sie sich mit diesem göttlichen Mahl zufrieden und war wieder guter Laune und dem römischen Volk wohlgesinnt.

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