Eine Hütte im Wald


  • Die Hütte stand hier nun schon seit fünfzig Jahren, und war dementsprechend in die umgebende Vegetation eingewachsen, sie stand auf einer kleinen Lichtung, auf der friedlichen Kleinvieh wie Ziegen oder Hühner asten, und sah aus als wäre sie schon vor Unzeiten von den Menschen vergessen worden.
    War sie aber nicht. Es kam nur niemand gerne hierher.


    Der Platz war den Menschen unheimlich, und das nicht weil hier unheilige Taten vollbracht wurden, oder ähnliches, sondern einfach weil die einzige Einwohnerin des Ortes die Angewohnheit hatte Recht zu haben, und es auch zu behalten.


    Niemand ließ sich gerne die Wahrheit sagen, war es noch so hilfreich, oder noch so warnend, es blieb die Wahrheit, und die war selten bequem. Und dennoch zog es die Menschen immer wieder hierhin. Wenige Schritte vor der Hütte lag ein Felsen, an dem schon einige Kerben zu sehen waren, und vor diesem eine grob behauene Stele aus Holz, die auch schon bessere Zeiten zu Gesicht bekommen hatte.
    Dies war eins der wichtigsten Heiligtümer ihrer Völker.
    Natürlich gab es andere, aufwendigere, größere, an denen Opfer mit großem Pomp und viel Aufwand dargebracht wurden, doch irgendwie hatte dieser kleine Opferkreis seinen eigenen Charme, besonders für die Götter. Was wohl am deutlichsten dadurch zu sehen war dass weder Haus noch Frau wirkliche Zeichen von Altersschwäche zeigten. Sie sahen alt aus, aber sie verhielten sich nicht so.


    Das schon war Grund für die meisten Menschen wirklich nur hierher zu kommen wenn es nicht anders ging. Und wenn es nicht anders ging, hörten die Stammesgrenzen auf zu existieren.
    Chauken zog es hierhin, so nah an die römische Grenze, um die alte Frau um Rat und Hilfe zu bitten, Friesen, Hermunduren, Burgunder sogar, und natürlich die letzten Amsivarier.


    Und der alten Frau war das alles egal, sie hatte sich schon vor einem halben Jahrhundert aus dem Gefüge der Menschen gelöst, und obwohl sie wohl zu den bestinformiertesten Menschen der nördlichen Gestade zählte, hatte sie nie das Verlangen gehabt ihr Wissen auch einzusetzen.


    So fristete Runhild, Tochter Wolfriks, seit ihrem zweiundzwanzigsten Lebensjahr das Dasein einer Dygja, einer Einsiedlerin gleich in den tiefen Wäldern Germaniens...

  • Sie hatte Zeichen gesehen. Viele Zeichen.


    Runhild hatte schon lange vor den Menschen begriffen dass ein Wandel im Süden anstand. Und sie sah sie nicht zum ersten Mal. Es war lange her, viele Sommer waren vergangen seitdem die Düsternis das Reich ergriffen hatte, das sich so eng an ihre Heimat klammerte, und sie erinnerte sich noch gut an die Konsequenzen die das so oft gehabt hatte.


    Der Kaiser war tot. Die Götter haben es gesprochen, und ihn zu sich geholt. Sollten die Römer denken dass es Pluto war, oder die Menschen ihrer Heimat Hel dafür verantwortlich machen, Runhild wusste dass es vollkommen gleich war, welchen Namen man dafür aussprach. Die Nornen hatten entschieden, und so ward es geschehen.


    Runhild stand auf der Lichtung vor ihrer Hütte, und streichelte eine ihrer Ziegen. Sie brauchte nicht auf die Schritte zu lauschen, sie wusste dass sie kommen würden.


    "Heilsa, Diother, Sohn des Adalbert.", sprach sie mit der für sie typischen Spur von Spott in der Stimme, "Die Antworten die du zu erfragen gekommen bist sind da. Aber bist du bereit sie zu hören?"


    Als sie sich umwandte sah sie einen in Fell und teuren Stoff gekleideten Hünen, hinter ihm zwei stämmige Kerle die unsicher um sich blickten, als würden sie einen Hinterhalt erwarten. Ihre Hände waren an den Griffen ihrer Schwerter verkrampft, und Runhild sah sie skeptisch an.


    "Haben deine Männer den Respekt vor dem Alter verloren, Diother, dass sie diesen Ort mit Waffen betreten?"


    Ein Wink des großen Edelmannes, und die Männer zogen sich langsam zurück, immernoch misstrauisch um sich blickend.


    "Warum ich gekommen bin weißt du also.", donnerte die Stimme des Mannes über die Lichtung, doch nicht einmal die Tiere ließen sich von ihr schrecken, "Dann weißt du auch ob ich die Antwort erhalten werde, was sollen diese Spielchen, alte Frau?"


    Runhild lächelte. Der Mann versuchte das letzte bisschen seines Stolzes in Trotz zu retten. Es würde ihm nicht gelingen.


    "Nun... das ist deine Entscheidung, Sohn des Großen. Wird es dich enttäuschen, wenn ich dir sage dass die Zeit nicht gekommen ist, um das zu nehmen was den Söhnen deiner Väter genommen wurde?"


    Und tatsächlich, Enttäuschung machte sich auf dem Gesicht des Mannes breit. Er hatte so sehr darauf gehofft, dass jegliche Vernunft zur Seite geschoben wurde.


    "Aber... ich kann dir sagen, dass die Zeit kommen wird, junger Diother. Nur nicht jetzt. Das Reich ist stark, auch wenn es schwach scheint, doch es werden andere Zeiten kommen. Opfere den Göttern, damit sie es dir gönnen diese Zeiten zu erleben. Mehr wirst du nicht erfahren. Gehe jetzt."


    Immernoch mit einer gehörigen Portion Enttäuschung im Blick wandte sich der Mann um, weggeschickt wie man einen Unfreien sandte. Er wusste dass dies nicht richtig war, dass er mehr verdient hatte, doch die Angst vor dieser Frau ließ ihn erschauern...
    Als er wieder im Wald verschwunden war, um mit seinen Männern die lange Heimreise nach Hause anzutreten, war Runhild schon wieder auf ihre alten Knie gesunken und streichelte das Fell einer ihrer Ziegen.


    Noch nicht.

  • Runhild saß auf der kleinen Lichtung, in der ihre Hütte stand, und betrachtete aufmerksam den Waldrand. Die Bäume bewegten sich im Wind, und das Laub raschelte leise, beinahe ehrfürchtig still war es ansonsten in dem von jahrhundertealten Bäumen gesäumten Flecken Erde mitten in den Wäldern Midgards. Der Somme hatte die Wiesenblumen in ihren schönsten Formen aus den Knopsen getrieben, ein milder Geruch von Weiderich und Thymian hing unsichtbar in der Luft, und die tosende Welt der Sterblichen schien unwirklich, schien nicht zu existieren, an diesem Ort.


    Sie hockte hier schon eine ganze Weile, ungestört von dem auf dem Gras weilenden Tieren, drehte einen kleinen Stock zwischen den Fingern und wartete. Wartete darauf dass die Zeit stehen blieb, die Tiere erstarrten und der Wind verstummte. Wartete darauf, dass sie erschien.


    Und sie kam.



    Runhild sah mit ihren alten Augen wie das kleine Mädchen sich durch die dichten Zweige drängte, ohne diese auch nur zu berühren. Ihr Gang war federleicht und doch fest, jeder Schritt musste sie nur wenige Finger breit voran zu bringen, doch waren es die von Riesen. Eine halbe Ewigkeit schien es zu dauern bis sich die beiden gegenüber standen, doch waren es nur Sekunden gewesen, in denen Runhild sich kein einziges Mal von der Erscheinung abgewandt hatte.
    Als sich die beiden gegenüber standen, oder besser gesagt hockten, offenbahrte sich die Unterschiedlichkeit dieser Zusammenkunft: die im hohen Gras knieende Runhild war immernoch einen Kopf größer als das kleine Mädchen, und doch bestand kein Zweifel daran wer hier wem überlegen war.
    Die nächsten Herzschläge waren von Stille geprägt, gegenseitigem Abschätzen, und doch war es schließlich Runhild die die Augen niederschlug.


    Schließlich war sie es, die die Stille brach, und ihre Stimme war so glockenhell wie ein lichter Frühlingsmorgen, und doch so schneidend allgegenwärtig als wäre es nicht der zierliche Körper des Mädchen von dem die Stimme stammte.


    Sie: "Du hast gewartet."


    Runhild: "Ich bin es gewohnt zu warten."


    Sie: "Es tut mir leid, es ist so seltsam, hier... es fühlt sich falsch an."


    Runhild lächelte, es war sonnenklar dass sich hier niemand wirklich entschuldigte, und vor allem nicht bei ihr. Dass sich das Mädchen nicht wohl in seiner Haut fühlte war auch nicht wirklich verwunderlich, schließlich fanden diese Treffen nur alle elf Sommer statt. Aus den blauen Augen des Mädchens sprach eine weltentrückte Unbarmherzigkeit die ihr bei ihrer ersten Zusammenkunft einen Schauer über den Rücken gejagt hatte, und auch hier erging es ihr nicht anders.


    Sie: "Deine Welt hat sich nicht verändert, seitdem wir uns zum letzten Mal sahen."


    Runhild: "Das stimmt. Es scheint als hielte sie die Luft an."


    Sie: "Und doch schlagen die deinen sie mit einem neuen Antlitz. Stets, und seit dem Angebinn ihrer Zeit."


    Runhild: "Es ist euer Wille, der ihnen dieses Wesen gab."


    Sie: "War es das? Ich habe immer gedacht es wäre der freie Wille, der unsere Gabe war."


    Runhild: "Natürlich. Ich wollte nicht streiten..."


    Sie: "Kannst du auch nicht." Ein süffisantes Lächeln schob sich auf das Gesicht des jungen Mädchens, ein Anblick der nicht recht zur Erscheinung desselben passen wollte. Runhild war unwohl, auch wenn ihre weit über sechzig Winter ihr jedem Besuch gegenüber eine Ruhe gegeben hatte, die jeden in die Knie zwang. Doch dieses wie jedes Mal versagte ihre Erfahrung in der Gegenüberstellung mit dem kleinen blonden Mädchen. Es herrschte wieder einige Sekunden Stille auf der kleinen Lichtung, bis die kleine Figur betont seufzte und den Blick über die kleine Welt Runhilds schweifen ließ...


    Sie: "Ich habe die Töchter und Söhne Wolfriks gesehen. Sie tuen sich schwer damit, es kehren so viele wieder zurück, über den Fluss oder wieder zu uns..." Runhild wusste dass diese Worte dazu gedacht waren sie zu treffen, doch was auch dieses Wesen nicht wusste, war dass sie sich schon lange vom Stamm ihres Vaters und seinen Nachfolgern gelöst hatte. Sie schnappte hier und da Geschichten auf, behielt sie natürlich im Sinn, aber Einfluss nahm sie schon lange nichtmehr auf die Geschicke ihrer Sippe. Darum fiel ihre Antwort auch offensiv kühl aus: "Sie fügen sich in das Schicksal dass ihr ihnen vorbestimmt habt."


    Sie lächelte: "Ja, das tuen sie. Es wird eine Zeit geben in denen sie auch in ihrer vermeintlich sicheren Heimat an einem Scheideweg stehen werden, ihre Entscheidung, wird es die richtige sein?"


    Runhild: "So ihr es wollt."


    Sie: "Du hast gelernt, altes Weib. Die richtigen Antworten auf die falschen Fragen. Nun, warum bin ich hier?"


    Runhild stockte. Diese Frage verwirrte sie, was wollte sie damit erreichen? Sie schaute dem Wesen in die kalten Augen, und entlarvte sich selbst dabei als Närrin, wenn sie dachte sie könnte in ihnen lesen wie in denen der Sterblichen. Es blieb ihr nichts anderes übrig zu raten, und sie fühlte sich dabei hilflos wie ein kleines Kind das man vor ein Stockwerkrätsel stellt.


    Runhild: "Um zu künden von dem was ist, und von dem was wird?"


    Sie: "Eine herrlich ungenaue Antwort. Du weißt also nicht was mich dieses Mal zu dir treibt... ich werde es dir sagen, und es wird dir nicht gefallen. Der Hunger hält an. Sie sind der Meinung die Stämme zollen zu wenig Respekt vor dem was nicht fassbar ist, und werden weiter strafen, wer nicht glaubt."


    Runhild schluckte schwer, dies war eine überaus schlechte Nachricht. In den letzten Wochen hatten ihr die Stammesfürsten mehr als nur einmal das Gras zertrampelt und die absurdesten Bitten vorgetragen, doch fast alle drehten sich um eines: den Hunger. Die schlechten Ernten. Den Hunger. Die schlechten Ernten. Den Hunger. Die Fehden.


    Den Hunger.


    Sie schien mit ihrer Reaktion zufrieden, sie war eigentlich IMMER mit dem Leid der irdischen zufrieden, solange SIE nur der Auslöser dafür waren, und die Konsequenzen dessen normalerweise Opfer und noch mehr Opfer waren.


    Runhild: "Sie werden es akzeptieren, und den Göttern opfern." Zumindest hoffte sie das. Wenn es noch mehr idiotische Raubmanöver wie in Borbetomagus geben würde, würde es noch mehr Tote geben als der Hunger je gefordert hätte.


    Sie: "Das ist recht. Und dennoch, mahne sie zur Gottesfurcht, denn nur darin liegt die Erlösung von den Strafen die sie sich selbst auferlegt haben."


    Runhild: "Ist das alles?"


    Sie: "Ja."


    Runhild: "Ich hätte einen längeren Besuch erwartet."


    Sie: "Du wirst es verkraften. Wir sehen uns wieder, einmal."


    Runhild: "Sollte ich dankbar sein?"


    Sie: "Solltest du es nicht?"


    Runhild: "Doch, natürlich."


    Sie: "Gut. Ehret die Götter, und euer Flehen nach Erde wird erhört werden."


    Runhild: "So wird es sein."


    Sie: "Es wird ein Mann kommen, ein neuer... er wird die deinen führen."


    Runhild: "Weit?"


    Sie: "Weit genug."


    Runhild: "Dann werden wir warten."


    Das kleine Mädchen erhob sich, und war Runhild noch einen letzten abschätzenden Blick zu...


    Sie: "Das werdet ihr. Lebe wohl, Runhild Wolfriksdotter."


    Runhild: "Ehre den Göttern und den Geistern Midgards."


    Wieder dauerte es eine halbe Ewigkeit und doch nur wenige Augenblicke bis das Mädchen zwischen den Sträuchern verschwunden war, und mit ihrem Verschwinden setzte das Leben auf der Lichtung wieder ein, die Baumkronen rauschten im Wind, die Tiere asten, die Blumen dufteten...


    ...und der Stock zwischen Runhilds Fingern zerbrach.

  • Runhild hatte schwer zu schleppen. Sehr schwer. Das Holz, dass sie am Rand der Lichtung lagerte, wog irgendwie schwerer als sonst. Ihre Knie schmerzten, und mit jeder Wolke, die sich aus ihrem Atem in die Luft ergab, kam auch ein schmerzerfülltes Wimmern.


    Sie wurde alt.


    Nicht so alt, als dass ihr Ende unmittelbar bevorstand, doch alt genug, um zu wissen, dass ihre Einkehr zu Hel nicht allzu fern war. Alt genug, um zu wissen, dass sie weitergeben musste, was ihr inne war. Doch wer kam in Frage? Die junge Godin, die einen Monat im Jahr bei ihr verbrachte, um zu lernen, würde bald verheiratet, und damit aus der Nachfolge ausscheiden. Außerdem war die Tochter des Richs der Chauken nicht unbedingt das, was man 'begabt' nennen würde. Sie sah Dinge nicht, die offen vor ihr lagen, und hatte ihren eigenen Stamm durch missglückte Sehungen schon einmal in einen blutigen Streit mit den Friesen geführt, und nur Runhild selbst hatte einen größeren Krieg verhindern können, in dem sie durch ein Machtwort das Wort der jungen Frau übertönt hatte. Natürlich waren politische Ränke der Grund für das Ergebnis der Frau gewesen, doch hatte sie nicht verstanden, dass Ränke nur dann von Erfolg gekrönt wurden wenn sie dem entsprachen, was man von den Göttern erwarten konnte.


    Die Chauken hatten in letzter Zeit zu lange an ihrer militärischen Stärke gearbeitet, hatten Eisen über Umwege von den Römern importiert, die sie eigentlich so abgrundtief hassten, und hatten letztendlich einen Feldzug gestartet der vor Dekadenz und Siegesgewissheit nur so strotzte. Was dabei vergessen wurde, was Runhild auch der jungen Frau vorwarf, war, dass Opfer- und Lobrituale mehr waren als die Beruhigung junger Kriegernerven.
    Die Quittung war, dass die Chauken eine Niederlage nach der anderen einsteckten, und letztendlich weit in ihr eigenes Gebiet zurückgedrängt wurden.
    Runhild hatte sich bei der jungen Frau, die es wohl verstanden hatte ihre Lehrerin als Aushängeschild zu nutzen, nicht jedoch als Quelle von Weisheit und Wissen, damit revangiert, dass die alte Frau die Streitigkeiten schlichtete, in dem sie ihre Schülerin als Tochter des Richs an den Sohn des Richs der Friesen vermittelte. Was für die alte Frau ein Klacks gewesen war, und das natürlich ohne ein Wort mit ihrer Schülerin zu sprechen.


    So hatte sie ihre Schülerin von der Liste derer gestrichen, die später die religiösen Geschicke der Menschen lenken würde, die in den Landen zwischen den großen Strömen lebten. Wer kam noch für sie in Frage? Ihr fiel das Mädchen ein, das stets in der Begleitung ihrer Schülerin lebte, und wohl eine Geisel aus dem Volk der Sachsen war. Runhild hatte schon bei ihrem ersten Zusammentreffen festgestellt, dass das Mädchen Dinge sah, die richtigen Dinge, Dinge die waren, ohne wirklich zu sein.
    Sie würde sie zu sich rufen.


    Und dann gab es noch jemanden, den sie rufen würde. Auch wenn sie es nicht gerne tun würde, es ward ihr befohlen worden, und sie wagte es nicht zu widersprechen.

  • Runhild hockte an diesem kalten Morgen vor ihrer Hütte, drückte ihre Hände an eine Schale mit heißem Kräutersud und starrte in den Nebel.
    Einen Nebel, der eigentlich nicht hätte sein dürfen, denn es war in den Tagen zuvor keinen deut wärmer geworden. Reif hatte sich an den wenigen Stellen, die nicht vom Schneel bedeckt waren, auch nicht abgesetzt, und so starrte die alte Frau mit ratlosem Blick durch den Nebel hinauf zur kaum sichtbaren Sonnenscheibe, und wusste seit langer, langer Zeit keinen Grund für das, was sie sah.
    Die Geräusche des winterlichen Winters klangen nur gedämpft durch den dicken grauen Schleier, der alles, was mehr als fünf Schritte entfernt war, verschluckte, und so bemerkte Runhild auch nicht, dass sie Besuch hatte, bis dieser kurz vor ihr stand.


    Es war ein düsterer Schatten, kaum mehr als ein Schemen, das sie selbst dann um drei Köpfe überragen würde, hätte Runhild sich aufgerichtet. Die Gestalt stand regungslos vor ihrer Hütte, und starrte sie ungewandt an, was Runhild spürte, nicht sah. Die Tatsache, dass sie nichts mit der Situation anzufangen wusste, verwirrte sie, weckte in ihr ein Gefühl, das Unsicherheit sehr nahe kam.
    'Ein Troll.', kam ihr in den Sinn, doch wischte sie den Gedanken beiseite. Die Trolle hatten diese Gestade verlassen, seitdem die Römer an den großen Fluss gekommen waren, und begonnen hatten alles in Stein zu schlagen. Dies war kein Troll, auch wenn Größe und Statur darauf schließen ließen.
    Ihr fiel erst auf, dass die Gestalt nicht alleine war, als sich ihr ein anderes Gesicht ins Sichtfeld schob, und ihr den Schrecken ihres langen Lebens verpasste:




    "Hab ich dich erschreckt?", kicherte die Kinderstimme, die Runhild doch erst vor so kurzer Zeit vernommen hatte.


    "Das kann man wohl sagen...", rang die große Dame der freien Stämme um Fassung. Der Schreck wich, aber dafür machte sich Angst bemerkbar. Eine Angst, die wohl jedem Lebewesen zueigen war, wenn es erkannte, was in den nächsten Momenten geschehen würde. Unweigerlich griff sie sich an die Seite, fühlte, ob ihr altes Herz noch schlug, und wurde umso verwirrter, als sie feststellte, dass sie immernoch lebte.


    "Das tut mir leid.", log das kleine Mädchen mit einem spitzbübischen Lächeln, das daraufhin mit einer Güte die alte Frau anblickte, die wohl nur jenen innewohnte, die in Midgard nichts zu verlieren hatten, "Keine Angst, ich bin nicht gekommen, um dich mitzunehmen, alte Frau."


    "Was willst du dann von mir, wenn du so unangemeldet vor mir stehst? Der Nebel ist dein Werk, nicht wahr?", stellte Runhild mit wachsendem Misstrauen fest. Der Besuch des Kindes konnte nichts gutes bedeuten... konnte es einfach nicht!


    "Na, da hätte ich jetzt aber schon mehr von dir erwartet.", lachte das kleine Wesen mit glockenheller, aber gleichsam erschreckend irrealer Stimme, "Worüber haben wir uns denn beim letzten Mal unterhalten?"


    "Meine Leute... und..", Runhild dachte angestrengt nach, hatte sie die Asen falsch verstanden? War jetzt schon Zeit? Das konnte nicht sein!


    "Und?", hakte ihr Gast unbeirrt nach, und ließ es gleichsam wie ein Spiel klingen.


    "...und... das kann nicht sein. Ist es jetzt schon Zeit für ihn?", sie runzelte die Stirn, und entsann sich dann des düsteren Schemens hinter dem Mädchen, "Ist das... ist das ER?"


    "Du enttäuschst mich nicht, Frau.", schmunzelte das Mädchen sie an.


    "Das kann nicht sein. Es ist viel zu früh... die Stämme... es sind noch zu viele... das kann nicht sein.", stammelte Runhild, immer verwirrter, und wusste nicht woran sie sich halten sollte.


    "Das ist es auch nicht. Mir scheint, du hast den gleichen Fehler wie vor Jahren begangen.", das Mädchen ging, nein, hüpfte die letzten zwei Schritte an die Seite der alten Frau, und ließ sich neben dieser auf dem Sitzholz nieder, "Wenn wir der Meinung wären, dass es Zeit wäre für die Stämme, sich zu einen, dann würdest du das schon mitbekommen. Aber das wäre kein Grund für uns, dich zu besuchen, alte Frau. Ich bin hier, um dir etwas zu schenken..."


    "Mir... zu schenken?", blickte Runhild fragend in die tiefen blauen Augen des Mädchens, denen so viel unmenschliche Grausamkeit innewohnte, "Was?"


    "Zukunft.", flötete das Mädchen, und deutete auf das Schemen, "Ich schenke dir und deinen Leuten Zukunft."


    Das Schemen löste sich aus dem Nebel, und schwere Schritte knirschtem im Nebel. Schritte, die bei dem jungen Mädchen nicht zu hören gewesen waren, und so darauf schließen ließen, es hier mit einer durchaus irdischen Gestalt zu tun zu haben. Als Runhilds alte Augen erkannten, was dem Wesen dieser Gestalt inne war, riss sie erstaunt die Augen auf.


    "Das ist doch nicht... wie kann... oh...", endlich begriff sie. Begriff, was das Mädchen die ganze Zeit gemeint hatte, begriff, WEN sie gemeint hatte.
    Die Gestalt vor ihr war ein Mann. Baumgroß, und doch von makelloser Gestalt. Felle und dicke Wolle schützten den Menschen vor der bitteren Kälte, und ließen doch erkennen, dass man hier jemanden vor sich hatte, der vom Leben bereits gestählt worden war. Das einzige, was unverdeckt gewesen war, war das Haupt, dass sie nun mit stahlblauen Augen unverwandt anblickte, schmale Lippen, zu einem spöttischen Lächeln verzogen, schwarze Locken, die frei das kantige, und doch adelige Gesicht umschlossen, und auch wenn sie vor Jahrzehnten das letzte Mal etwas mit den ihren zu tun gehabt hatte, auf deren Antwort sie jetzt wartete, wusste sie doch, wen sie vor sich hatte.
    Es dauerte gefühlte Stunden, bis sie etwas sagen konnte.


    "Du hast die Augen deines Vaters."

  • Lando fühlte sich beschissen. Zwar hatte der Verband, den er jeden Tag wechselte, dafür gesorgt, dass sich seine Wunde zumindest annähernd geschlossen hatte, aber seinen linken Arm konnte er dennoch bis auf weiteres vergessen. Das würde ein Spaß... halbgelähmt heiraten.


    Er wurde, je näher sie ihrem Ziel kamen, immer wortkarger, und am fünften Tage ihrer Reise hatte er schließlich garnichts mehr zu sagen. Der Weg zur Seherin war schwer genug gewesen, aber wahrscheinlich kein Vergleich zu der Zeit, die sie bei ihr verbringen wollte. Lando hatte eine scheiss Angst. Es waren die Seher, die ihn damals am liebsten auf den nächsten Stein gelegt hätten, als Lando sich seinen Namen Loki verdiente, und es waren die Seher, die beschlossen hatten seine Familie der Acht auszusetzen. Er konnte sich nicht daran erinnern wann Kontakte zu Sehern und Priestern jemals gut für ihn ausgegangen waren. Und nun befand er sich kurz davor, auf die mächtigste Seherin rechts des Rhenus zu treffen. Er hasste es, aber er MUSSTE Folge leisten.


    Irgendwann wurde der Boden fester, und die Bäume und Sträucher standen immer dichter, als schlössen sie sich zu einer natürlichen Festung zusammen. Irgendwann hörten die Vögel aus zu singen. Und die leblosen Gerippe der Bäume, die im Sommer wohl kein Licht auf den Boden treffen ließen, wirktem im dichten Nebel umso gespenstischer.
    Ja, Lando hatte wirklich Angst.


    Als selbst irgendwann die Geräusche der Pferdehufe, die den dünn gefrorenen Boden brachen, verstummten, und sie minutenlang durch absolute Stille ritten, war Lando an der Grenze zu verzagen, umzudrehen und darauf zu hoffen, dass der Zorn der Seherin nicht halb so heftig ausfallen würde wie die bedrückende Stille dieser Momente.


    Irgendwann hörte es einfach aus, und sprichwörtlich mit einem Satz stand Lando am Rande einer Lichtung inmitten dieser tiefen Wälder, frei von Nebel, aber nach den stillen Minuten auf dem Pfad durch die Wälder voll von Leben: Vögel zwitscherten, irgendwo hörte man eine Ziege blöken, und der Wind war auch zu hören. Eigentlich hörte man alles, den eigenen Atem, den der Pferde, das Spannen des Leders über dicker Wolle und geschundener Haut. Alles.
    Was die Situation keinen Deut besser machte... Lando hielt seinen Hengst an, und blickte zurück, zu seinen Mitstreitern. Erst dann fiel ihm auf, dass auch der Nebel einer Wand gleich hinter ihnen stand, und sich zwischen den Bäumen zu verstecken schien, aber keinen Schritt weit in die Lichtung hereinragte.


    "Was bei...", murmelte Lando, dessen Geist immer mehr in tiefer Furcht gefror.

  • Gespenstisch. Das ging Phelan durch den Kopf und zwar die ganze Zeit.
    Keiner von ihnen sagte etwas, sie ritten einfach langsam weiter durch den Wald, weiter in der Nebelbank. Furcht erfüllt war er nicht gerade. Die Natur war sein zu Hause, bei ihr hatte er sich immer wohlgefühlt, doch irgendetwas verunsicherte ihn dann doch, als er keine Laute von ihr wahrnahm.
    Es schien als wäre er und seine Mitstreiter isoliert, isoliert wie in einer Luftblase, in der jedes ihrer Geräusche gebannt war und die Geräusche von außen nicht hindurchzudringen vermochten.


    Irgendwann bleib der Nebel wie eine Wand hinter ihnen, als sie auf einer Lichtung waren. Jetzt schien die Blase geplatz zu sein, alle vertrauten Geräusche der Natur setzten ein. Ein Wohlgefühl machte sich in Phelans Herz breit, doch .. was war das eben?


    Sein Vetter schien auch nicht gerade sicher zu sein, er ritt zu ihm heran


    "Loki .. was war das? Wo sind wir hier?" flüsterte er ihm leise zu.

  • Sie schienen der Hexe immer näher zu kommen, denn er Nebel würde immer dichter und dichter. Fahle Klauen schienen nach ihm zu greifen und lösten sich dann doch immer wieder auf. Und auch die Geräusche schienen gedämpft und irgendwie dumpf. Die vögel schienen in der nähe der Hexe nicht singen zu wollen und es schien Meter um Meter schlimmer zu werden. Eine Gänsehaut breitete sich auf dem Rücken des Nubiers aus. Sicher waren sie hier nicht mehr im Land der Germanen, sondern auf einem Weg der direkt ins Reich der Toten führte. Der Nubier wollte am Liebsten sein Pferd zügeln und wieder raus aus diesem Todesgürtel reiten und fliehen. Aber er war noch nicht frei und eine Flucht hatte ihn wohl das Gleichgewicht beim Ma'at ebenso gekostet wie seine Freiheit, also ritt er stumm betend weiter, die Holzstatuette seiner Göttin jedezeit fest in seinen Pranken.


    Doch plötzlich standen sie auf einer Lichtung mit grünem saftigen Gras und die Vögel die vorher nicht gesungen hatten, schienen hier nun ihre schönsten Lieder darzubieten. "Hexe, deine Illusion wird mich nicht blenden" brummte er in der Sprache seiner Väter, denn er war der festen Überzeugung noch immer im Nebel zu sein, wo die Seherin ihre Sinne verwirrte, während seine Handknochel schin weiß wurde, weil er sich so an seinen "Schutzanker" klammerte.

  • "Wir sind am Ziel.", knirschte Lando mit den Zähnen, und es brauchte einige Sekunden, bis er sich dazu zwingen konnte, sein Pferd wieder zu wenden und sich zur Hütte zu begeben, aus der aus einem kleinen Schlot dünner schwarzer Rauch aufstieg, es roch nach Holz und nach Gemüsebrühe. Eigentlich konnte dies alles auch einer einfachen Eremitin, wie es sie immer wieder gab, gehören, doch die Normalität trügte. Zumindest bildete Lando sich das ein... die Geschichten, die von dieser Frau erzählt wurden, sprachen eine nur allzu deutliche Sprache. Magische Riten, Feuerstürme, Tote zurückholen, alles war dabei. Eigentlich genug, um die Frau sofort von einem Standgericht zum Tode zu verurteilen, aber das wagte natürlich niemand, denn dazu hatte diese Frau einfach zu oft recht.


    "Seherin. Wir sind da....", murmelte Lando, dessen Stimme kläglich versagte, und als sich sekundenlang nichts tat, bis auf dass dumpfe Geräusche aus der Hütte drangen, sammelte Lando den Rest seines Muts zusammen, um noch lauter "SEHERIN! Wir sind da..." zu rufen.

  • "Ich hab dich schon beim ersten Mal gehört, junger Mann.", erklang die Stimme der Seherin plötzlich hinter der Gruppe. Das hatte nichts mit Zauberei zu tun, oder gar mit Magie, sondern einfach nur damit, dass die Gruppe so fixiert auf die Hütte gewesen war, dass sie die alte Frau garnicht wahrgenommen hatte, die am Waldrand noch feuchtes Holz sammelte.
    Sie war ihnen langsam hinterhergelaufen, und hatte die Angst, die diese Männer ausstrahlten, amüsiert zur Kenntnis genommen.


    "Nun, Lando, Landulfs Sohn, du hast dir Zeit gelassen, die deinen hierher zu führen.", ihre Augen waren spöttisch zusammengezogen, doch sprach keinerlei Feindseligkeit aus ihrer Stimme, "Ich hoffe, ihr habt euch nich gefährlich verletzt? Ihr riecht so stark nach Blut, dass ein Rudel Wölfe euch einen Tag gegen den Wind wittern müsste. Es wundert mich schon, dass ihr es überhaupt hierhin geschafft habt."


    Erst jetzt schien sie die anderen Reisenden zu bemerken, und schätzte jeden von ihnen endlose Sekunden mit leichtem Schmunzeln an. Was waren das doch für Kerle. Römer, die sich als Germanen verkleideten? Oder Germanen, die aussahen wie Römer? Es haftete ihnen an wie ein Stigma, man konnte es förmlich riechen... der Wohlstand, die Wertlosigkeit, der Hochmut.


    "Runter von den Pferden, und lasst euch untersuchen. Nicht dass ihr mir hier jetzt noch wegsterbt, wo ihr doch die lange und beschwerliche Reise gerade eben geschafft habt.", diktierte die alte Frau mit Selbstverständlichkeit die Männer von ihren Pferden. Der erste, den sie sich ansah, war Lando. Sie befahl ihn auf einen in der Hälfte gespaltenen Baumstamm, der als Bank fungierte, zerrte mir ihren erfahrenen Händen den Verband auf, und sah sich die Wunde an.


    "Ach, und wegen sowas wirst du kreidebleich? Junge, du hast schwerere Verletzungen hinter dir. Nicht wahr, Loki?", sie zwinkerte ihm zu, verschwand dann in der Hütte, und kam mit zwei Schüsseln wieder heraus. Die eine enthielt ein feinkörniges etwas, die andere einen grünen Brei, dass sie auf die immernoch recht tiefe Wunde legte, und es dort mit betonter Rücksichtslosigkeit verrieb.


    "So... wer ist der nächste?", stellte Runhild die rhetorische Frage, denn sie diktierte schon den jungen Witjon zu sich, und ließ ihm bei allen tieferen Verwundungen die gleiche Prozedur zu teilwerden, "Witjon, Sohn der Ildrun. Macht es dich stolz, dich den Leuten dienbar zu machen, die die Anhänger unserer Götter schlachten, als sei es Vieh?"


    Und auch der Hüne wurde untersucht, ob es ihm passte oder nicht, und Runhild brauchte Lando nur einen Blick zuwerfen, und es wurde dem Mann befohlen, und natürlich bekam auch dieser einen Spruch: "Und du... Mann ohne Namen... wie weit hat es dich von deiner heissgeliebten Sonne entfernt, dass du jetzt für die Söhne des Wolfrik dein Leben gibst?"


    Als sie geendet hatte, nahm sie sich noch die letzten beiden vor, und ließ auch ihnen eine eigentümliche Begrüßung zukommen: "Phelan, Sohn meiner Nichte. Den römischen Göttern hast du dich verschworen, aber verlernst du deshalb auch die Lehren derer, die dich groß gemacht haben? Und da haben wir noch den jungen Leif, eine der wenigen Seelen, die den Erben meines Vaters immernoch treu zur Seite stehen, hmh?"


    Als sie geendet hatte, wandte sie sich der ganzen Gruppe zu, und hob schon fast belehrend den Finger: "Nun Kinder... warum seid ihr hier?"

  • Phelan war geschockt als er die Stimme der alten Frau hörte.
    Er hatte wirklich die meiste Zeit in seinem Leben in der freien Natur verbracht, jedes Geräusch konnte er zuordnen. Jeden Laut. Aber jetzt und hier vermochte er das nicht .. wieso? Es hatte verdammt nochmal keinen Laut gegeben! Wie von Zauberhand herbeigeholt stand die alte Frau hinter der Gruppe. In ihrer Stimme lag die Ruhe und die Weisheit .. allerdings auch die Bestimmtheit.


    Runhild ..


    Ihre zweiten Worte waren eher nicht so beruhigend und nahmen die erste Angst. Lando als Führer kam mit den seinen zu spät .. ob die alte Frau wusste was passiert war?


    Ohne groß Nachzudenken stieg Phelan vom Pferd und tat es somit seinen Verwandten beziehungsweise Silko und Leif gleich. Ihre Worte waren so bestimmend, so von Zwang erfüllt, sie zogen ihn in einen Bann, dem er sich nicht widersetzen konnte.


    Nach der Reihe schaute sie sich die jungen Menschen an. Zuerst Loki, gefolgt von Witjon und Silko. Dann kam Phelan dran. Er hatte sich schon oft genug bei diesem Thema vor anderen Leuten rechtfertigen müssen .. doch jetzt ... konnte er es nicht .. er senkte seinen Blick beschämt zu Boden und so auch sein Haupt.


    Nur Leif schien kein besonderes Fett weg zu kriegen ..


    Runhilds Begutachtung war abgeschlossen und sie wandte sich allen Fünfen zu. Nun war es an Loki zu sprechen .. bei den Göttern, hoffentlich würde er die richtigen Worte finden, die die alte Frau zu Frieden stellen sollten ..

  • Auch Lando zuckte zusammen, als plötzlich die Stimme hinter ihnen erklang, und wandte sich mit viel Schreck in den Gliedern sofort um. Das also war sie, die Seherin, die genug Macht in den Händen hielt um Stammesfehden mit einem Wort ins Rollen zu bringen, oder sie zu beenden.
    Lando schluckte einmal laut hörbar. Dann setzte sein Verstand aus, und er tat einfach wie ihm geheißen.
    Erst, als die Seherin ihm einen Wundumschlag kredenzte, und die beiden Dinge wenig feinfühlig in dem Loch, das in seiner linken Seite klaffte vermengte, begann es zu brennen, bis es ihm die Tränen in die Augen trieb. Der Schmerz wurde immer stärker, und der blanke Hohn, der aus der Stimme der Seherin sprach, machte die Sache nurnoch schlimmer.
    Während Lando also mit zusammengebissenen Zähnen vor sich hin litt, nahm die Seherin sich auch die anderen vor, und so bekam jeder am Anfang ihres Besuchs einen Dämpfer verpasst. Und jeder Satz traf...


    Erst als sie ihre finale, und um nichts weniger verstörende gestellt hatte, stutze Lando, und auch wenn er im Moment nicht viel mehr als Schmerz empfand, traf ihn die Erkenntnis doch wie ein noch nicht erfundener Dampfhammer. Phelans Mutter ist ihre Nichte? War es.. nein... Lando wagte es nicht, den Gedanken zuende zu denken... anstelle dessen zwang er sich, noch auf dem Balken sitzend, auf die Frage der Frau zu antworten: "Du hast uns herbefohlen. Wir folgten. Es ist an dir, diese Frage zu beantworten!"

  • "Achja... so war das.", spielte die alte Frau vergesslich, und ließ sich gleich darauf auf einem Baumstumpf neben der Tür zur Hütte nieder, ächzte dabei, wie es alte Frauen nunmal taten, wenn sie sich auf einem Baumstumpf neben der Tür niederließen, und sah danach die Gruppe mit nachdenklichen Augen an.


    "Ich werde sterben.", begann sie unvermittelt zu erklären, "Und mir wurde aufgetragen, vorher meinen Leuten ein kleines Stück Zukunft zu schenken..."


    Diese Offenbahrung ließ sie einige Sekunden sacken, und sie konnte förmlich sehen wie es hinter der Stirn dieser Männer arbeitete. Schließlich, als Lando zu einer Antwort ansetzen wollte, würgte sie ihn mit einer sachten Handbewegung ab, "Ja, du denkst das richtige. Ihr seid die Nachkommen meines Vaters Wolfrik. Und du selbst... gerade zu... du bist Enkel meiner jungen Schwester Reimut... was du nicht wusstest, natürlich. Aber ich weiß es... ist das nicht ergreifend? Eine richtige kleine Sippenzusammenführung...", die letzten Worte trieften nur so vor Gift, denn es war klar, dass sie nichts davon hielt, in welche Richtung sich die Sippe ihres Vaters entwickelt hatte. Wenn es nach ihr ginge, hätten die Chauken der Sippe ihres Vaters keine Chance lassen dürfen, denn wenn es um das Ende eines Stammes ging, machte man keine halben Sachen. Gerade bei so wichtigen Sippen, wie die ihres Vaters. Gesetze waren Gesetze, und man gab sich nicht damit zufrieden diese halbherzig auszuführen. Und nun stand das Ergebnis vor ihr, ein Haufen Männer von stattlicher Gestalt, die darauf aus waren das Schicksal ihrer Sippe wieder gerade zu biegen. Und das auf ihrer Meinung nach unverzeiliche Art: der Kollaboration mit den Römern.


    Was folgte, war eine Stunde lang Erklärung darüber, wie die alten Zeiten aussahen, wie ihr Vater es nicht geschafft hatte, den Stamm, den er Boigars Erben abgenommen hatte, nur um genauso wie diese daran zu scheitern, die Sicherheit seiner Leute sicher zu stellen. Nein, der Stamm, und vor allem die Sippe ihres Vaters hatte es verdient, unterzugehen. Und das sah sie schon als junges Mädchen. Und auch hatte sie sich entschieden, sich nicht dem Anstrengen ihres Vaters hinzugeben, sondern sich dem Willen der Götter verschrieben, und war tagelang durch die Wälder geirrt. Um hier, an diesem Fleck, auf eben jenes Mädchen zu treffen, dass sie nun seit mehr als sechzig Monden immer wieder gesehen hatte. Und ihr war klar, dass sie nicht zu entscheiden hatte, sie wurde zur Kundgeberin von Ratssprüchen degradiert, die nicht ihre eigenen waren, aber sie gab sich dem Willen hin, denn wer tat es nicht?


    Schließlich, als sie die komplette Geschichte des Stammes vor den Enkeln ihres Vaters ausgebreitet hatte, machte sie eine lange Pause, und sah mit hämisch verzogenem Lächeln, wie sich die Stirne der Männer vor Gedanken kraus legten.


    "Warum also lasse ich euch herrufen? Es gibt da jemanden, den ich euch vorstellen will, damit ihr endlich das bekommt, was ihr euch schon seit Jahrzehnten wieder wünscht. Einigkeit."

  • Einigkeit. Die alte Frau hatte gut reden.


    Vala hatte bemerkt, dass der angekündigte Besuch kam, als er in der Hütte irgendwie die Ofenstelle reparieren wollte. Zwei Tage, nachdem er ihn gebaut hatte. Hätte er Zement dagehabt, wie ihn die Römer verwendeten, wäre das einfach gewesen, aber so? Er hatte versucht, der alten Frau zu erklären, dass die offene Feuerstelle, über der sie in ihrer Hütte ihre Mahlzeiten kochte, sie irgendwann umbringen würde, und dass eine steinerne Ofenstelle viel sicherer und auch zweckmäßiger sei, da der Ofen die Wärme speicherte und auch nachts noch davon abgeben würde. Aber sie? Sie hatte ihn nur ausgelacht. Für alles, was er ihr erzählt hatte... und das machte ihn wütend. Jetzt stand er hier hinter der Tür, und lauschte was da draußen vor sich ging. Ein Spalt in der Tür verriert, dass dort ein rothaariger Kerl, in etwa von seiner Größe, hockte, und hinter ihm ein Kerl mit seltsam bemaltem Gesicht. Wie hatte Runhild ihn genannt? Schwarzer Mann?
    Achso... das war also Lando. Nach dem, was er erfahren hatte so etwas wie ihr Großneffe, und von Alriks Onkel adoptiert worden. So konnte es gehen, Familie traf wieder auf Familie, und wusste nichts davon.


    Schließlich hatte er genug gehört, und Alrik hatte sowieso das Gefühl das Gefühl, dass die Alte davon ausging, dass er just in diesem Moment die Hütte verlassen würde. Je mehr er darüber nachdachte, desto lächerlicher kam es ihm vor hinter der Tür zu warten, dass etwas geschah.
    So öffnete sich die Tür genau in dem Moment, in dem Runhilds 'Einigkeit' verstummte, und die Situation war fast zu theatralisch.
    Mit unverhohlener Neugier, und viel Stolz in den Augen, musterte Alrik die Gruppe, die sich vor ihm präsentierte. Allesamt ziemlich mitgenommen, aber im Gegensatz zu Runhild sah Alrik das keineswegs kritisch. Sie hatten eine Reise hinter sich, die man schon als schwer bezeichnen konnte, und Alrik wusste, wie gefährlich es sein konnte. Von einer alten Frau, die diese Lichtung wohl seit Jahrzehnten nichtmehr verlassen hatte, brauchte man nichts anderes erwarten. Das also waren seine Vettern.


    "Salve, Brüder. Ich bin Alrik, Sohn des Leif, der im Reich bekannt war als Flavus Duccius Germanicus, eurer letzter Rich. Ich bin gekommen, um den Platz meines Vaters einzunehmen.", sprach er fast automatisch, mit großer Überzeugung, dies war der Moment, auf den er so lange gewartet hatte. Auf den sein Vater so lange gewartet hatte. Was hätte Alrik doch gegeben, wenn er in diesem Moment hier sein könnte. Doch er schob den Gedanken beiseite, dieser Augenblick gehörte ihm. Nur ihm.

  • Der Nubier fügte sich den Befehlen seines Herrn und ließ sich widerwillig von der germanischen Hexe behandeln. Sie sah nicht allzu gefährlich aus, aber auf diesen Trick fiel Silko nicht hinein. So vermied er Blickkontakt mit der alten Frau, denn jeder wusste welche Macht bei solchen Frauen in bösen Blicken. Und ihr seinen namen zu nennen kam ihm schon gar nicht in gedanken, bargen Namen doch eine große Macht und die wollte man nicht in Händen einer Hexe wissen.
    Seine Antwort auf ihre Frage war ein einfaches "Weit." Mehr wollte er auch gar nicht sagen und er hoffte sie würde es auf seine mangelnden Sprachkenntnisse schieben. Schlimm genug, dass sie ihn berührt hatte. Wahrscheinlich würde ihm nun das Bein abfallen1 Aber noch war es ja nicht seines, sondern Landos Bein, wenn man die Besitzverhältnisse streng auslegte.


    Den weiteren Entwicklungen lauschte er stumm. Lando würde doch wohl nicht den Lügen dieser Hexe glauben, die ihm dieses Milchgesicht vorsetzte! Wenn das so einfach gehen würde, wäre Silko längst Pharao oder etwas ähnliches. Aber immerhin war das jetzt eine gute Möglichkeit doch nicht die Freiheit zu erlangen. Ein neues Oberhaupt bedeutete meistens neue Regeln...

  • Eine zeitlang glotzte Lando einfach nur ungläubig, das, was die alte Frau ihm da auftischte war mehr als fantastisch. Aber dann diese ganzen Details, die ganzen Lücken, die sich mit den Erzählungen der alten Seherin logisch schlossen. Lando stützte sein Kinn auf die rechte Hand, lehnte sich gegen den Rücken von Witjon, und hörte einfach nur zu. Die dramatische Geschichte Wolfriks und die des Scheiterns seiner neuen Familie kannte er ja schon, nur hier und da kamen Anekdoten über Tjaard, anscheinend Runhilds Bruder, und seinen Zeitgenossen hervor. Das, was ihn aber noch am brennendsten interessierte, war die Sache mit seiner Großmutter. Sie soll eine Schwester dieser Frau, und damit Tjaards gewesen sein? Absolut unmöglich, wie er fand, aber so langsam kamen ihm Zweifel. Die Herkunft seiner Großmutter, die schon relativ früh an einem Fieber starb, wurde so gut wie nie thematisiert, sie gehörte einfach zur Sippe, und zu fragen hatte man sie nie getraut, gab ja genug zu tun, und die Linke des Großvaters war zu saftigen Ohrfeigen imstande. Aber wie lange war das her? Jahrzehnte, sicherlich. Aber es machte Sinn. Seine Großmutter war am selben Fieber gestorben, dass bekannterweise bisher schon einige andere duccische Frauen niedergerungen hatte, und es ward gesagt worden, dass sie nicht aus dem gleichen Stamm kam, wie sie es taten, sondern von weiter nördlich.
    Lando begriff. Wenn das wahr war, waren die Duccii, der Stamm Wolfriks, garnicht seine neue Familie, sondern nur ein neuer, unbekannter seiner alten Sippe. Oder anders gesagt: der mütterliche. Ein Viertel Amsivarier. Großartig, wie dermaßen kitschig es klang... aber es reichte, um Lando begreifen zu lassen, dass er nichtmehr illegitim die Nachfolge des letzten Richs angetreten hatte. Auch wenn ihm nie ganz wohl in der Rolle war, und er sie eher widerwillig ausfüllte, irgendjemand musste es schließlich tun.


    Und wie es schien, hatte irgendjemand dafür gesorgt, dass er sich in Zukunft keine Sorgen mehr um das Problem machen musste. Denn das nächste, was geschah, bevor Lando irgendwie kommentieren konnte, was er gehört hatte, war das Auftauchen eines weiteren, gänzlich unbekannten Kerls. Der Größe nach zu schließen war der Mann schon voll ausgewachsen, keinen Kopf kleiner als Lando. Und wie er aussah, sprach Bände über das Leben, das er zuvor geführt hatte. Das Gesicht hager, die Knochen prägnant vorstehend, wohlgenährt sah anders aus. Und überhaupt, das einfache Hemd und die Hose konnten nicht verbergen, dass der Mann bisher ein karges Leben geführt hatte, eine feine Narbe unter dem Auge zeugten von Kampferfahrung, und der Blick, den der Mann seinen vermeintlich Verwandten zuwarf, sprach Bände.
    Und dennoch, auch wenn Silko sich nen Wolf dachte (:D), diese Frau war die Seherin, und Lando war noch zu sehr in der Wertewelt seiner Heimat, um auch nur ein Wort zu bezweifeln, was sie, und damit, was dieser junge Mann sagte.


    Und doch...


    "Was zeichnet dich als einen der unseren aus, Alrik, Sohn des Leif, und warum genau sollten wir dich als jenen anerkennen, was dein Vater sich im Leben erworben hat? Leif, Sohn des Landogar, ging im Felde verloren. Du kannst nicht sein Sohn sein..."

  • Natürlich zweifelte er. Würde Vala wahrscheinlich auch, wenn man ihm erklären würde, dass die bisherige Zeit als Familienoberhaupt abrupt ein Ende hatte. Aber daran würde sich der Cherusker gewöhnen müssen, denn Vala würde keine Kompromisse machen, was das anging.
    Jedoch gab er sich die Muße, die Zweifel von Lando zu zerstreuen, in dem er unter sein schmutziges aber dickes Wollhemd griff, und ein ledernes Halsband hervorholte. Zwischen mehreren schwarzen Steinen waren zwei gebogene Zähne auf das Leder gesteckt, unverkennbar die Hauer eines Wildschweins.


    "Ich bin mir sicher, du weißt welche diese sind.", meinte er mit gewinnendem Lächeln, "Der alte Geschichtenerzähler wird euch mit Sicherheit davon erzählt haben. Und ja, mein Vater verscholl im Felde... um meine Mutter zu suchen, die von den Schergen Modoroks entführt worden war. Er fand sie, und entschied sich für ein Leben mit ihr in den Landen unserer Väter, um Modorok und den seinen, die gegen die neue Zeit standen, das Handwerk zu legen."


    Er ließ seinen Blick über jeden einzelnen der Gruppe schweifen, und fuhr mit entschlossener Stimme, und vor allem in makellosem Latein, fort, seine Geschichte zu erzählen: "Meine Mutter war Alrun, die als Schwester meines Vaters aufwuchs, aber nie eines Blutes mit ihm war, als sie dies erkannten, entstand ich durch ihre Liebe, und ich wuchs mit den Beinem auf dem Boden der Stämme auf, doch mit dem Kopf in den Mauern und Hallen der Römer. Meine Mutter lehrte mich die Sprache der Römer, ihre Kultur, ihren Geist. Mein Vater, Jahre Soldat unter den Südländern, tat das seine, um mir zu zeigen, dass unsere Welten nicht unvereinbar sind. Er wollte dies den Stämmen beweisen, die den Kampf gegen Modork aufgenommen hatten. Der Römer Flavius Duccius Germanicus verscholl auf dem Felde, mein Vater starb in der Schlacht gegen den Verräter Modorok. Sein Vermächtnis wurde betrogen, die Stämme stritten sich fortan nurnoch um die Nachfolge Modoroks, nicht um Frieden in die Völker zu bringen, sondern um den nächsten großen Gegner der Römer auszumachen. Sie haben nichts gelernt...", Verbitterung stieg in ihm auf, und er spuckte vor Zorn auf den Boden, "Mein Vater wurde noch im Tode verraten, von diesen Kleingeistern, die von den Römern nichts anderes gelernt haben als, dass es einen Anführer gibt. Was dafür nötig ist, haben diese Narren nicht begriffen. Sollen sie sich gegenseitig zerfleischen, ich werde meinem Schwur meinem Vater gegenüber folgen, und ihn aussühnen, dafür, dass er die Familie verlassen hat, um ihren Kampf um Frieden hier weiter zu führen. Ich bin Alrik, Sohn des Leif, und Kind der Welten, in denen er lebte."

  • Die Unterschiede die dieser Mann hier darstellte ließen Silko beinahe laut auflachen-auch wenn er sich zurückhalten konnte. Auf der einen Seite zeigte er für seine Legitimierung ein Kette mit Tierzähnen, wie es barbarischer kaum ging. Und auf der anderen Seite redete er fast als sei er auf einer Rednerschule gewesen, wie es sie in Rom, Alexandria oder Meroe gab.


    Trotzdem klang die Geschichte in seinen Ohren sehr weit hergeholt und er wartete jeden Moment darauf, dass er den Befehl behielt diesen Betrüger in Stücke zu hacken. Ein weiterer Toter auf seinem Weg in die Freiheit, würde sein Gewissen nicht sonderlich belasten. Selbst wenn er der Sohn dieses anderen Barbaren gewesen war, stellte Lando doch etwas ganz anderes dar als dieser hohlwangige Milchbub da vor ihm. Bei den Göttern, sie sollten ihn sofort hier töten, dann wären Silkos Freiheit und Landos Machtanspruch weiterhin gesichert... Worauf wartete sein Herr denn nur?

  • Und genau das zerstreute Landos Zweifel. Nicht nur, dass der Mann die Wildschweinhauer hatte, die Tjaard zu seinem Status als Führer des Stammes nach dem Tod seines Vaters geholfen hatten, nein, er sprach wie ein Römer. Und vor allem perfektes Latein, wie es nicht einmal Lando nach Jahren im Reich zu sprechen vermochte. Dies, und die Anwesenheit der Seherin ließen in ihm keinen Zweifel mehr, einen vom Blute Wolfriks vor sich zu haben.
    Beinahe augenblicklich machte sich ein Gefühl von Erleichterung in ihm breit, die Erleichterung, die enorme Verantwortung für seine Familie nichtmehr schultern zu müssen, und vor allem sich nicht mehr mit Aufgaben konfrontiert zu sehen, die ihm äusserst zuwider waren. Es war eine enorme Last, die ihm hier von den Schultern genommen werden könnte, und es war Landos Entscheidung, das so zu akzeptieren, oder eben nicht.


    Andererseits war der Mann ein Niemand. Sohn des Leif, nun gut, das war ein Erbe, dass man für die Familie nicht zu gering schätzen durfte. Immerhin wurden die letzten Richs der Sippe sehr geradlinig von ein und derselben Manneslinie gestellt, und demzufolge wäre Alrik der Anspruch durchaus zuzugestehen. Auch wenn es lächerlich wirkte, in einer so kleinen Familie solche hierarchischen Strukturen zu haben, es war genau das, was die Familie aus ihrem Leben rechts des Rhenus mitgenommen hatte, eine germanische Sippe, auf das Leben im römischen Reich übertragen.
    Und wenn es schon so war... Lando konnte sich nicht auf einen Schlag von seiner Verantwortung zurückziehen, und sie einem neuen übergeben, der dazu historisch nicht unbelastet war. Und auch deshalb galt es, das Anliegen des Mannes zurückzuweisen.


    "Nun, junger Alrik.", murmelte Lando, bevor er wusste was er sagen wollte, und dem jungen Mann dies auch ins Gesicht, "Auch wenn die Leistung deines Vaters unbestritten ist, und du dir und deiner Familie auf dieser Seite der Grenze sicherlich einiges an Ruhm und Ehre erstritten hast, Modorok war nicht zuletzt eine der gefährlichsten Stammesfürsten der letzten Jahrzehnte, so fehlt es dir doch in dem Leben, das du anstrebst. Die Familie würde niemandem folgen, der sich nur in der Vergangenheit ihrer selbst verdient gemacht hat, im Reich warten Herausforderungen auf dich, die dir kein Vater und keine Mutter am Kinderbett erklären könnte. Als einen der unseren erkennen wir dich, gerade durch dein Wort und das was du bei dir trägst, gerne an. Als Erbe Wolfriks wirst du dich beweisen müssen."

  • Das was sich Phelan da bot gefiel ihm ganz und gar nicht .. weder seinen Augen noch seinen Ohren.


    Leifs Sohn? Dieser Schwachmat? Prahlt rum mit einem Lederarmband, welches noch nichtmal auf seinem Mist gewachsen ist und mit dem Ruhm über seinen Vater. Klar hatte sein Vater unabdingbar viel für die Sippe getan aber .. was hatte sein Sohn bis jetzt großartiges gemacht? Er war einfach sein Sohn, das schreibt noch lange nicht die Leistung seines Vaters auf seinen Buckel. Und vor allem .. er spricht perfektes Latein! Wahnsinn? Ob er noch der Sprache der Väter mächtig ist?


    Der Gedanke, einem neuen Rich bedingungslose Treue zu schwören würde Phelan sehr schwer fallen. Zum einen kannte er diesen Alrik überhaupt nicht und sollte ihm direkt unterstehen und zum anderen war Loki für ihn sein Rich und sollte es gefälligst auch bleiben. Ob der junge Priester jemals viel auf die persönliche Meinung Leifssons wert legen würde war sehr fraglich.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!