Porta| Gespräche unter Sklaven

  • Nach ihrem Zusammenbruch ( aber noch vor der Aussage vor der Kommission) waren nun schon einige Tage ins Land gegangen. Sie hatte sich etwas gefangen und auch die Erlaubnis zumindest Stundenweise das Zimmer in der Sklavenunterkunft zu verlassen. Sie durfte nur leichte Arbeiten verrichten. Also trug sie leichte Körbe mit Schmutzwäsche oder eben die saubere wieder an ihren Bestimmungsort. So wirklich viel gab man ihr nicht zu tun. Sie langweilte sich und da erinnerte sie sich, das Magrus ihr gesagt hatte, dass er immer an der Porta zu finde wäre. Um sich nun also von der Langeweile und die damit verbundenen Grübelei abzulenken ging sie in Richtung der Porta. Wo sie auch schon Magrus erblickte. Sie begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln. „Na viel zu tun?“ Natürlich war das ein blöder Ansatz, es war offensichtlich, dass nicht viel zu tun war. Magrus sah ja auch entsprechend gelangweilt aus. Aber irgendwie musste man ein Gespräch ja beginnen.

  • Magrus verrichtete seinen Dienst an der Porta. Es war wenig los, aber er konnte natürlich seinen Platz nicht verlassen. So freute er sich, dass Morrigan bei ihm vorbeischaute.


    „Morrigan, ich freue mich so dich zu sehen und dass es dir wieder besser geht. Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht. Und mir habe ich Vorwürfe gemacht, dass ich dich in den Garten mitgenommen habe. Das war dumm von mir und ich würde verstehen wenn du böse auf mich wärst. Aber glaube mir, ich habe es gut gemeint. Ich habe erst da gemerkt, in welchem Zustand du warst. Allein deine Füße haben fürchterlich ausgesehen. Was haben sie nur mit dir gemacht und warum?“


    Er hoffte inständig, dass ihm Morrigan verziehen hatte und ihm gut gesinnt war, denn sie war ihm irgendwie ans Herz gewachsen.

  • „Ja mir geht es besser.“ sagte sie, dann jedoch weiteten sich ihre Augen. „Es war.. es war doch nicht deine Schuld. Bei den Götter wie kommst du darauf?“ Fragte sie ihn mit vollkommenen Unverständnis. „Natürlich bin ich dir nicht böse. Warum sollte ich auch?“ Sie verstand wirklich nicht warum er sich die Schuld gab. „Ich habe mir wohl einfach zu viel zugetraut und wollte mir selbst nicht eingestehen, dass ich noch nicht soweit bin.“ Und wer weiß ob ich es je wieder sein werde, fügte sie in Gedanken an.
    Als er nach dem fragte was man ihr angetan hatte und nach dem warum, machte sei eine hilflose Geste. „Warum? Weil sie es können Magrus, weil sie es können.“ Ja wer zog diese Terrortruppe schon zur Rechenschaft? Niemand und deswegen konnte sie unbescholtene Bürger verfolgen, foltern und ihnen Geständnisse abpressen. Damit hatte sie alles in der Hand was sie brauchten um ihre Taten zu rechtfertigen.
    Wie bei allen Götter sollte sie erklären, was sie mit ihr gemacht haben? Ihr Körper zeigte deutliche Spuren der Misshandlungen, so konnte man sich wohl zumindest einen Teil davon ausmalen, was sie mit ihr gemacht haben. „Nimm deine schlimmsten Albträume und verdopple, nein verdreifache sie, das kommt dem was sie taten dann schon sehr nah. Sie haben gequält, gefoltert, geschlagen. Haben bestimmt wann ich schlafen, wann ich essen, wann ich atme. Es gab – gibt keinen Moment der Sicherheit, keinen Moment der Ruhe. Es ist wie ein nicht enden wollender Albtraum.

  • Magrus war froh zu hören, dass Morrigan ihm keine Schuld gab. Was seine Frage betraf, wer ihr das alles angetan hatte, bekam er allerdings keine Antwort. Aber er sah, dass Morrigan voller Angst war, wollte er nicht weiter in sie eindringen. Aber er verstand nicht, warum sie so voller Angst war.


    „Morrigan, ich sehe, dass du große Angst hast, obwohl ich nicht weiß, wovor. Ich bin sicher, dass du hier nichts zu befürchten hast. Dominus Menecrates ist ein guter Mann und mächtig genug alle hier zu beschützen. Ich als Sklave kann natürlich wenig für dich tun, auch wenn ich gerne alles für dich tun würde. Ich kann nur hier im Haus im Rahmen meiner Möglichkeiten für dich da sein. Wenn du also etwas brauchst sag es mir. Ansonsten ist das wichtigste dass du dich weiter erholst. Sieht der Medicus noch nach dir?“

  • Morrigan nickte nur gedankenverloren. „Sei froh, dass du das glauben kannst.“ Sagte sie auf die Beteuerung hin, dass sie hier in Sicherheit wäre. „Ja er sieht nach mir und pflegt de Wunden.“ War ihre Antwort auf die Frage, ob der Medicus nach ihr sah. Zu diesem hatte sie tatsächlich so etwas wie Vertrauen gefasst. Zumindest seit sie spürte, dass ihre Verletzungen heilten. „Lass uns nicht von mir reden.. Erzähl mir von dir. Was sind deine Wünsche, deine Träume. Was würdest du tun, wenn du kein Sklave wärst.“ Ja sie wollte nicht von sich reden, nicht über ihre Situation. Sie wollte sich ablenken und auch ihren Gedanken einfach mal frei fliegen lassen, ohne ständig an die Angst denken zu müssen.

  • Magrus dachte eine Zeit lang nach, um sich über das, was ihm Morrigan gefragt hat, klar zu werden.


    „Wenn ich kein Sklave wäre? Nun, wenn ich damals nicht verraten und entführt worden wäre, könnte ich jetzt ein angenehmes Leben führen. Aber das ist nicht relevant, weil sich das Geschehene nicht ungeschehen machen läßt. Damit muss ich leben. Ein zurück gibt es nicht mehr. Die einzige Möglichkeit wäre, freigelassen zu werden. Dass das nicht sehr wahrscheinlich ist, brauche ich dir ja nicht zu sagen. Du hast es für eine gewisse Zeit geschafft. Das zeigt, dass man die Hoffnung nie aufgeben darf. Wenn ich frei wäre? Nicht immer das zu tun was einem befohlen wird. Nicht bei jeder Gelegenheit mit Bestrafung rechnen zu müssen. Das wäre schön. Eine Frau zu haben und zu lieben, ja, das wäre mein größter Wunsch. Wenn ich das haben könnte, wäre das mein größtes Glück. Aber allein der Gedanke daran macht mich traurig, weil ich weiß, dass das kaum jemals passieren wird. Am wahrscheinlichsten ist es wohl, dass ich irgendwann einmal als Sklave sterben werde. Man wird mich verscharren wie einen Hund. Und trotzdem bleibt immer die Hoffnung auf ein Wunder. Und mit dir kenne ich ja jemanden, der es geschafft hat zumindest für eine gewisse Zeit wieder frei zu sein.“

  • Morrigan lauschte den Worten, Hier und da runzelte sie die Stirn. Als Magrus geendete hatte ließ sie seine Worte noch eine Weile wirken.
    „Gib die Hoffnung nicht auf. Du musst aber auch bedenken, dass du noch Glück gehabt hast. Du bist in einem reichen Haushalt gelandet. Hier mangelt es dir an nichts. Du hast Essen, ein Dach über dem Kopf und zumindest so meine Erinnerung, sind die meisten Claudier aus nicht gerade als Tyrannen bekannt.“ Gut es gab Ausnahmen, aber zumindest hatte Morrigan bisher über die derzeit in der Villa lebenden nichts negatives gehört. „In der Freiheit musst du für dein Auskommen, dein Essen und eben alles arbeiten.“ Sie wirkte kurz nachdenklich. „Eigentlich, wenn man es genau betrachtet ändert sich nicht. Nur ebenen der Status den man hat. Auch wenn du frei bist, erfüllst du immer noch die Wünsche anderer.“ Ein Thema schien den Sklaven wirklich zu beschäftigen. „Nun was hält dich davon ab eine Frau zu haben? Also zumindest so wie ich die Herrschaften hier kennen, hat bestimmt keiner was dagegen, wenn du in ein Lupanar gehst und dort schöne Stunden verbringst. Also zumindest früher weiß ich, dass man den Sklaven immer mal etwas Geld zugesteckt hat, damit sie ihre Bedürfnisse befriedigen.“ Morrigan wirkte nachdenklich. „Viele Sklaven der Stadt kamen auch zu uns. Meistens begleiteten sie ihren Herren. Und diese bestanden dann sogar darauf, dass auch ihre Sklaven bedient wurden. Also warum sollte es gerade bei den Claudiern anders sein. Es macht Sklaven unzufrieden und das wissen sie doch auch. Früher gab es hier im Haus unter den Sklaven sogar ein Paar und das wurde auch toleriert. Solang die Arbeit nicht darunter leidet ist es ihnen egal. Also was hält dich davon ab?“

  • „Morrigan, ich war noch nie in einem Lupanar, ich habe auch noch nie—„ Magrus errötete und stammelte weiter „ich - ich habe noch nie so mit einer Frau, du weißt schon, ich bin noch Jungfrau.“


    Magrus machte eine kurze Pause, er war nach wie vor knallrot im Gesicht. Er war einfach nicht gewöhnt über diese Themen zu sprechen, vor allem mit einer Frau.


    „Ich habe noch nie Gelegenheit gehabt. Bevor ich entführt worden bin, war ich zu jung, nachher war ich verschleppt und versklavt. Außerdem, wie stellst du dir das vor. Ich kann doch nicht zu Menecrates gehen und ihn um Geld für das Lupanar bitten. Oder soll ich Claudia Sassia oder Claudia Silana fragen?
    Und was die Möglichkeit betrifft, hier im Haus eine Frau unter den Sklavinnen zu finden, wüsste ich keine, die in Frage kommt. Eine Zeit lang habe ich geglaubt, dass sich Cara was aus mir macht, das ist aber nicht so. Naja, das ist halt mein Schicksal. Du hast schon recht, dass ich es viel schlechter treffen hätte können. Ich habe genug zu essen, bekomme die Kleidung die ich brauche, die Arbeit ist nicht so schwer, aber trotzdem, zum Glück gehört mehr.“

  • Morrigan war geübt im Umgang mit Männern, die gänzlich unerfahren mit Frauen waren.
    So ignorierte sie auch sein Erröten.“Das muss dir nicht peinlich sein.“ Sagte sie um ihm seine peinliche Berühmtheit zu nehmen. Das es ihm wohl peinlich wäre um Geld zu bitten verstand sie durchaus. Sie schaute nachdenklich. „Nun wenn hier im Haus keine in Frage kommt, so was kann man ja auch nicht erzwingen, dann... nun dann...“ Morrigan überlegte kurz. „Geh zum Aedes iste Laetitia. Sag das Morrigan dich schickt, dann wirst du kein Geld brauchen. Sie werden dir deine Wünsche erfüllen.“ Bot sie Magrus nun an. Sie wusste, dass ihre Mädels – ja sie sah sie immer noch als die ihren an, sich um den Jungen mann kümmern würden. Und sie war sich sicher, dass sie noch genug Gefallen über hatte, die sie einfordern konnte. „Wenn du dort hingehst, würdest du sie bitte von mir grüßen und ihnen sagen, dass es mir den Umständen entsprechend gut geht?“

  • Magrus war verblüfft, dass ihm Morrigan eine Adresse gab, wo sich zweifellos ein Lupanar befand und wo er das erste mal Gelegenheit haben sollte, mit einer Frau zu schlafen. Einerseits freute er sich, andererseits hatte er sich das anders vorgestellt. Aber er wollte das Morrigan nicht sagen, sondern ihr seine Dankbarkeit bekunden.


    „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Ich werde versuchen, in den nächsten Tagen einige Stunden frei zu bekommen und dorthin zu gehen. Nur eines noch. Du hast ganz richtig gesagt, dass hier in der Villa keine der Sklavinnen in Frage gekommen ist. Jetzt aber wüßte ich eine, die in Frage kommt. Die Frage ist nur, ob ich für sie in Frage komme, weil es sich um eine ganz besondere Frau handelt, die großartigste Frau die mir bisher begegnet ist.“

  • "Du musst mir nicht danken. Sieh es als Geschenk, dafür, dass du dich um mich gekümmert hast und dass du der Einzige bist der mir hier das Gefühl gegeben hat willkommen zu sein." Sagte sie mit einem durchaus traurigen Unterton in der Stimme. Natürlich verstand sie wen er meinte, wer für ihn in Frage kommen würde. Sie schüttelte den Kopf erhob sich und sah mit einem wirklich bedauernden Blick auf Magrus. Sie konnte nur hoffen, dass er ihr das Folgende nicht übel nehmen würde. "Ich mag dich wirklich, als Freund. Es ist ein Freund den ich derzeit benötige. Liebe Magrus, Liebe ist nicht das was ich geben kann. Es tut mir leid." Sie hoffte, dass er es verstand. Das er verstand, dass sie einfach zu kaputt dafür war, dass sie nicht in der Lage war Liebe für einen anderen Menschen zu empfinden - nicht mehr.
    Sie hatte zwei Mal, nein eigentlich drei mal, ihr Herz und Vertrauen geschenkt und jedes mal wurde sie bitter enttäuscht. Und nach den Erfahrungen der letzten Wochen war ihre Seele so schwer verletzt, dass sie wohl nie wieder einem Menschen so viel Vertrauen entgegen bringen konnte und würde.

  • „Morrigan, ich bin dir wie schon gesagt dankbar für dein Geschenk und ich werde es auch gerne annehmen. Aber du schuldest mir gar nichts. Solange du in diesem Haus bist, werde ich für dich da sein und dir helfen, so gut ich kann. Und ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass du in der Lage bist, mir so etwas wie Liebe entgegen zu bringen. Mir ist schon klar, wie es in dir aussehen mag, wahrscheinlich ist es sogar noch viel schlimmer als ich denke. Aber wenn du in mir einen Freund suchst, den bekommst du aus ganzem Herzen. Ich muss dir aber auch sagen, dass du, egal in welcher Verfassung du jetzt bist, wieder die Kraft finden wirst, das alles zu überwinden. Du bist viel stärker als du glaubst. Und ich glaube auch nicht, dass du hier bleiben wirst. Du hast es schon einmal geschafft, die Freiheit zu erlangen, du wirst das wieder schaffen. Aber wie gesagt, solange du hier bist, bin ich für dich da und du schuldest mir nichts dafür“

  • „Ich danke dir für deine Freundschaft.“ Sagte sie und drückte seine Schulter. Sie sah ihn mit einem langen traurigen Blick an. „Für dich gibt es die Hoffnung eines Tages frei zu sein. Für mich jedoch nicht. Ich bin zur Sklaverei verurteilt – öffentlich. Ich kann nie wieder die Freiheit erlangen. Es liegt nicht mal in der Macht des Consuls. Die Prätorianer wollten mir ja eigentlich auch das Zeichen für eine Verurteilten Sklavin ins Gesicht brennen. Warumsie es nicht taten weiß ich nicht. Was ich aber weiß, ist das ich als Sklavin sterben werde.“
    Ja so war es nun einmal das römische Recht, es war furchtbar ungerecht. Man hatte sie gegen jedes Recht verurteilt und doch hatte sie nichts in der Hand was es beweisen könnte. Nichteinmal mehr die Urkunde ihrer Freilassung besaß sie. Sie würde also nie wieder die Freiheit erlangen.

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