Mitteilung an den Senat

  • Der Kaiser tritt zu Beginn der Senatssitzung nach vorne.


    "Werte Senatoren, ich sehe es als meine Pflicht, den Senat über einige Vorgänge der letzten Tage zu unterrichten.


    Vor einigen Tagen wurde durch den Sohn der Senatorin Flavia Messalina Oryxa und des Gaius Flavius Catus in Gegenwart der Senatorin in der Regia meines Palastes ein Mordversuch auf mich unternommen.


    Ihr seht mich aufgewühlt angesichts dieses Ereignisses. Aus zwei Gründen.
    Erstens: mein Vertrauen in ihre Familie ist zerstört. Dass eine patrizische Familie einen Sohn hervorbringt, der es auf mein Leben abgesehen hat, schockiert mich.
    Zweitens: beim Versuch, das Attentat zu vereiteln, tötete die Senatorin ihren eigenen Sohn. Was ich ihr anrechnen muss, weil sie damit mein Leben schützen wollte. Was aber angesichts der Anwesenheit meiner Garde zweifellos nicht nötig war.


    Noch lasse ich die Hintergründe der Tat ermitteln, aber nach einer Nacht des schlaflosen Nachdenkens habe ich Flavia Messalina Oryxa angeboten, die Stadt Rom für immer zu verlassen. Anderenfalls wäre ich um eine Klage wegen Mordes an ihrem Sohn nicht umhin gekommen. Sie hat dieses Angebot angenommen.


    Damit ist sie ab sofort nicht mehr Mitglied des Senates.


    Sollte es dazu einer Aussprache bedürfen, stehe ich dazu nun zur Verfügung."

  • “Mein Kaiser, du siehst mich zutiefst bestürzt und mit mir, das darf ich wohl sagen, der gesamte Senat! Ein Attentat gegen dich, mitten in deinem Haus, dass erinnert an Zeiten, die wir hinter uns gelassen glaubten.


    Du sagtest, die Hintergründe werden untersucht. Wird der Senat zu gegebener Zeit über die Ergebnisse dieser Untersuchung informiert werden?“

  • Mit zunehmendem Erstaunen und Entsetzen vernahm ich die Worte des Imperators. Da ich als langgedienter Militär aber gewöhnt war eine stoische Miene aufzusetzen, konnte man diese Regungen meinem Gesichtsausdruck nicht entnehmen.


    Lange und gründlich liess ich mir seine Schilderung der Ereignisse durch den Kopf gehen. Als ich damit fertig war, wußte ich nicht, ob ich über das Paradoxe des vom Augustus Gesagtem lachen sollte oder lieber über das Schicksal Messalinas weinen sollte.


    Was sprach der Kaiser da von einer Anklage gegen Messalina wegen Mordes an ihrem eigenen Sohn, wenn sie seinen eigenen Worten zufolge den eigenen Sohn getötet hatte, um ein Attentat auf den Imperator zu verhindern? Messalina hatte das Leben des Kaisers und das Wohl des Imperiums über ihr eigen Fleisch und Blut gestellt. Diese Tat war aller Ehren wert und verdiente wahrlich keine Bestrafung. Hatte der Imperator noch nie etwas von dem Notwehrparagraphen des Codex Iuridicalis gehört? Das konnte ich mir nicht vorstellen, war er doch bei der Erstellung und Diskussion des Codex damals sehr aktiv beteiligt gewesen.


    Es gab in letzter Zeit immer mehr Entscheidungen des Imperators - gerade auf juristischem Gebiet - welche ich für sehr merkwürdig hielt.


    Welche schlechten Berater mochten ihm eingeflüstert haben, im Falle Messalinas dermaßen falsch zu entscheiden?, fragte ich mich.


    Schließlich räusperte ich mich und sprach dann.


    "Mein Imperator. Wie wir alle hier bin ich sehr froh und danke den Göttern dafür, dass dir nichts geschehen ist. Gestatte mir aber die Bemerkung… So wie du es schildertest, handelte Messalina doch wie jeder Römer handeln sollte, als sie den Attentäter tötete um dein Leben zu schützen…“

  • Der Kaiser nickt zunächst dem Consul zu.


    "Ja, die Ergebnisse der Ermittlungen werde ich dem Senat zur Kenntnis geben, falls es sich um Verwicklungen größeren Ausmaßes handelt. Sollte es sich - was ich hoffe - doch nur um einige wenige abwegige persönliche Verwirrungen handeln, so sollten denen mit der jetzt getroffenen Entscheidung bereits zu Genüge Rechnung getragen sein."


    Dann wendet er sich an Falco.


    "Ich danke Dir für diese Anmerkung, denn genau jene war es, die mich Stunden unruhigen Nachdenkens gekostet hat. Ja, sie hat wie eine Römerin gehandelt und versucht, mein Leben zu retten. Betrachtet man nur dies, so war es zweifellos eine ehrenwerte Tat.
    Doch ich kann nicht nur das sehen, ohne blind zu sein. Blind zu sein dafür, dass es in dieser Familie einen versuchten Kaisermörder gab. Blind zu sein dafür, dass der Junge die Worte des Hasses gegen mich, die er aussprach, wohl kaum auf der Straße aufgelesen hat, viel eher aber in seinem Elternhaus. Blind zu sein dafür, dass ein Einschreiten der Garde den Zwischenfall ohne einen Tropfen Blut hätte beenden können. Blind zu sein dafür, dass der Junge ohne seine Mutter niemals in meine Nähe gelangt wäre.


    Ihr wisst, dass ich das Verhalten der ehemaligen Senatorin zuletzt mehrfach missbilligt habe. Mit ihrem Mann Catus ging derjenige von uns, dem ich in dieser Familie am meisten vertraute. Die Tat ihres Sohnes liess jedes Vertrauen in sie und ihre Familie erlöschen. Auch ein Mord an ihrem Sohn kann dieses Vertrauen nicht wiederherstellen."

  • “Das Wort Mord für ihre Tat scheint mir dennoch unzutreffend zu sein, mein Augustus. Ich denke vielmehr, Messalina handelte in Notwehr. Ich war nicht zugegen, und erlaube mir daher kein Urteil über die Wachsamkeit der anwesenden Prätorianer. Das es für eine Zivilistin jedoch nicht erkennbar sein konnte, ob die Prätorianer in der Lage sein würden, dein für uns alle so kostbares Leben zu schützen, dass halte ich für mehr als verständlich. Immerhin soll es in der Vergangenheit schon Kaiser gegeben haben, welche trotz anwesender Prätorianer einem Attentat zum Opfer fielen. “ antwortete ich dem Kaiser. Das Wort Mord für die Verhinderung eines Attentatsversuches missfiel mir zutiefst.


    „Warum der Junge solchen Hass gegen dich verspürte, weiß ich genauso wenig wie wir alle hier. Das seine Eltern aber keinerlei Anteil daran tragen, dessen bin ich mir gewiß. Beide waren in Diensten des Imperiums oft unterwegs und hatten dadurch vielleicht zu wenig Zeit für das Kind. Das ist der einzige Vorwurf den man Messalina vielleicht machen kann. Aber kann man ihr dies wirklich vorwerfen, dass sie alle ihre Ämter zum Nutzen des Imperiums mit großem Engagement betrieb? Messalina selbst berichtete mir im Senat hier desöfteren mit trauriger Stimme, dass sie Sextus oft monatelang nicht sah, weil er fernab von ihr in Hispania lebte. Der Sohn lebte dort in einem großen Haushalt. Es kann einer seiner Lehrer gewesen sein, der ihn im Geheimen seine kranken Phantasien eingab. Ich kenne Messalina recht gut, wie du weisst, und nie hörte ich aus ihrem Munde ein schlechtes Wort gegenüber dir, mein Augustus, oder gab mir eine Handlung von ihr Anlass an ihrer Treue zu Kaiser und Imperium zu zweifeln.“ , sprach ich weiter. Dann holte ich nochmals tief Luft und fügte abschließend hinzu.


    „Sehr glücklich bin ich darüber, dass dir kein Haar gekrümmt wurde, mein Imperator. Traurig bin ich aber darüber, dass eine solch verdiente Senatorin wie Messalina wegen dieses Vorfalls, bei welchem ich deiner Schilderung zufolge nichts tadelnswertes in ihrem Verhalten erkennen kann, plötzlich nicht mehr Mitglied der Curie sein soll. Sie war stets eine der fleißigsten und konstruktivsten Senatoren, mag auch ihr Temperament manchmal mit ihr durchgegangen sein. Dieses Temperament spricht aber eher für ihr glühendes Herz, mit welchem sie stets Rom diente. Es steht mir nicht an, deine Entscheidung zu kritisieren, mein Augustus. Jedoch bitte ich dich darum, Messalina nach einer gewissen Zeit der Besinnung in welcher sie über früher vielleicht von ihr begangene Fehler nachdenken mag, wieder in deine Gnade aufzunehmen und ihr die Rückkehr nach Rom und in den Senat zu gestatten.“

  • Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    “Wie mir scheint, könnte man ihre Rolle auch ganz anders und weniger heroisch bewerten, Senator Didius Falco.“


    Da ich mich gerade im Gespräch mit dem Imperator befand, ignorierte ich das unziemliche Verhalten des Zwischenrufers einfach.

  • Der Kaiser beantwortet zunächst die Frage des Praefectus Urbi.


    "Bevor die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, habe ich keine weiteren Maßnahmen vorgesehen."


    Dann hört Senator Falco aufmerksam und konzentriert zu und ignoriert den Einwurf des Consuls.


    "Was Du sagst, klingt positiv, und ich wünschte bei allen Göttern, dass es so wäre.


    Ich möchte die Ereignisse in der Regia nicht in allen Details hier wiedergeben, zumal es nur meine Wahrnehmung wäre. Doch die Art, wie die ehemalige Senatorin ihren Sohn tötete, hatte weniger heldenhaftes an sich, als man sich ausmalen kann. Ihr Messer traf ihn genau in den Hals..."


    Er schweigt einen Moment.


    "Was ihren tatsächlichen Einfluss auf ihren Sohn angeht, so wird eben das nun ermittelt. Ich sah ihr Wirken in der letzten Zeit allerdings keineswegs so uneingeschränkt positiv wie Du. Einige ihrer Eskapaden hier in dieser Halle waren für mich nicht tollerierbar. Schon in der Zeit ihres Wirkens in Hispania gab es Kritik an ihrer Arbeit. Und ja, es gab auch Zweifel an ihrer Treue zu mir und zum Imperium.


    Es spricht für sie, dass Du ihr noch uneingeschränkt vertrauen kannst. Ich kann es nicht mehr."

  • Hungi hatte ähnliches schon erwartet, deswegen überraschte ihn die Mitteilung des Kaisers keineswegs. Kurz dachte er noch daran, daß Notwehr es keineswegs gewesen sein könnte, sondern Nothilfe, doch angesichts der Ereignisse war dieser Gedanke rein juristischer Natur und kaum weiter überlegenswert. Er stand auf...


    Es versteht sich von selbst, daß ich mich und meine Männer nicht ruhen lasse, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.


    ...und setzte sich sogleich wieder nieder.

  • ... um dann doch noch etwas zu sagen:


    "Hat man denn den Senator Falco zu diesem abscheulichen Verbrechen bereits befragt, immerhin war er schon immer der große Dalmuti der Täterin und nebenbei bemerkt auch hier ihr großer Verteidiger... seltsam oder?"

  • Die Schilderung des Imperators, dass Messalina den Attentäter - ihren Sohn - mit dem Messer in den Hals getroffen und getötet hatte, schockierte mich nicht. Ihre Kaltblütigkeit in brenzligen Situationen kannte ich. Deshalb nahm ich an, dass sie dies als einzigen Weg gesehen hatte, um das Attentat zu verhindern.


    Die in der Bemerkung des nächsten Zwischenrufers enthaltene Absurdität ignorierend, setzte ich stattdessen mein Gespräch mit dem Imperator fort.


    "Mein, Imperator, ich bedauere sehr, dass dein Vertrauen in Messalina erschüttert ist. Du wirst dafür deine Gründe haben, aber vermutlich hat man dir mitunter auch Falsches über sie berichtet. Für ihre Treue zu dir und zum Imperium, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Ich habe das vollste Vertrauen in Hungaricus und seine Eliteeinheit, dass sie genau dieses herausfinden wird."

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