Abendessen

  • Wenn Manius Genucius Aventinensis etwas hasste, dann waren es Störungen beim Essen. Vor allem, wenn es Fleisch gab. Und da er als Statthalter den Speiseplan bestimmen konnte, gab es jeden Tag Fleisch. Fleisch, übergossen mit der Sauce von anderem Fleisch. Und da Thracia alles in allem eine sehr langweilige Provinz war, nahm er auch nicht an, dass jemals wichtige Nachrichten dort eintreffen würden, die es rechtfertigen, beim Essen gestört zu werden. Selbst für die Boten mit der Nachricht vom Tod des Kaisers gab es daher kein Durchkommen und sie mussten sich tatsächlich gedulden, bis der Mann sein Abendessen beendet hatte. Was bei der Menge der aufgetischten Speisen ein wenig dauerte.


    Schließlich war das Mahl aber doch beendet und der Statthalter empfing die Meldung. "Ungünstig. Sehr ungünstig. Sein Sohn wird sein Nachfolger? Gut. Schickt ihm einen Brief, ich warte auf Anweisungen. Schickt einen Brief nach Rom, dass ich auf Anweisungen warte. Schickt einen Brief nach Parthia, dass die Nachricht angekommen ist. An wen schicken wir noch? Virginius Tricostus bekommt noch einen Brief. Aber den schreibe ich selber." Immerhin war Virginius Tricostus nicht nur Statthalter in Mauretania, sondern auch ein alter Freund von Genucius Aventinensis.

  • Die Anweisungen, um die Genucius Aventinensis vom Nachfolger des Kaisers gebeten hatte, ließen ein wenig auf sich warten, aber immerhin lag Thracia so nah am Illyricum, dass die Provinz in den Genuss kam, als erste überhaupt etwas vom neuen Kaiser zu hören beziehungsweise zu lesen. Viel war es nicht, was angewiesen wurde. Die drei Legionen der Provinz, die moesische Flotte und alle Hilfstruppen sollten auf den Namen des Gaius Ulpius Aelianus Valerianus vereidigt werden und alle Meldungen, die bisher schon nach Rom geschickt wurden, auch weiterhin nach Rom erfolgen. Alles was direkt an den Caesar ging, sollte nun auch nach Rom geschickt werden. Und ansonsten sollte der Dienst weiter gehen wie bisher.


    Der Statthalter zögerte nicht lange, mit diesen Anweisungen umzugehen. "Da vorne hinlegen und warten. Die Nachricht vom Caesar ist nur die eine Hälfte. Erst wenn aus Rom die andere Hälfte kommt sind wir komplett. Immernoch keien Post aus Africa? Ungünstig. Nun, wir müssen warten. Was gibt es heute zu Essen?"

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