Bruderschaft der Erinyen | Kapitel I: Prolog

  • Schatten, Dunkelheit, nur ein stiller Schein überzog noch den Horizont der kargen Landschaft, in welcher wenig gedieh, und sich dennoch einige Menschen zurechtfanden als wären es die fruchtbaren Ebenen des Eufrat.
    In einer kleinen Taberna am Rande des Imperiums trafen sie sich. In Stille, heimlich, stets mit einem Auge auf die Umgebung, und einer anderen auf die Karte vor ihnen. Da lag es, das Imperium Romanum, welches einst ihnen gehörte. Sextus Calavius Galba, einst Kommandant einer ganzen Legion, legte seine geballte Faust in die Mitte der Karte, Italia, Roma, das war sein Ziel. Einst, ja, noch vor nicht allzu langer Zeit hatten sie einen Platz an der Sonne, Reichtum, Perspektive, sie alle profitierten vom kometenhaften Aufstieg des Vescularius Salinator, Kommandeure, Senatoren, Beamte, in allen Provinzen, und aus allen Schichten des Reiches. Doch nun, wie das Leben spielte, waren sie an den Rande der Gesellschaft gedrängt worden, dazu gezwungen in kleinen Absteigen zu leben, niemals zu ruhen, oder zu rasten, in ständiger Angst von kaiserlichen Truppen aufgegriffen zu werden.
    Der große Cornelius Palma, Galba konnte sich ein abwertendes Schnaufen nicht verkneifen sobald er seinen Namen hörte, hatte vielen Amnestie garantiert. Amnestie, Vergebung, ein Akt der Gnade für Taten die sie nie begangen hatten, und nur eine weitere Finte um seine Herrschaft zu sichern und zu rechtfertigen. Nein, Galba würde nicht betteln, er würde nicht einknicken und seinen Platz unter den anderen des gesichtlosen Volkes einnehmen, welche nur ihr kleines, bedeutungsloses Leben führen, und sich keine Gedanken machen über das was wirklich zählt: Macht, Macht in Rom. Und Reichtum! Galba hatte unter Salinator alles, eine Villa, ach was, einen Palast! Sklaven, jeder Wunsch wurde ihm erfüllt, und jede Frau lag ihm zu Füßen und nun? Saß er hier, zwischen Trunkenbolden, Schmugglern und Tagelöhnern, am Ende der Welt, mit einem, und nur einem Gut allein: Seinem Namen.
    Er war sich sicher dass es überall im Imperium Menschen wie ihn gab, Männer, welche einst alles hatten, und welche durch den rebellischen Abschaum alles verloren. Glücklicherweise, hatten es einige nach Syria geschafft, ein paar abtrünnige Politiker, ranghohe Offiziere, und regionale Beamte hatten sich heute im Schutze der Nacht in der abgelegen Kammer der Taberna am Rande der Ortschaft eingefunden um ihre ersten Schritte zu planen, ein Anfang, nicht mehr, doch aus den zarten Wurzeln sollte bald schon etwas mächtiges emporwachsen…



    Publius Albucius Latro


    "Ich sage euch wir zerquetschen diese Ratten! Ich muss nur aufstampfen und habe direkt tausende Männer unter meinem Kommando!", ertönte es plötzlich von Albucius Latro, welcher so wütend mit der Hand auf den Tisch schlug, dass nicht nur sein randvoll gefüllter Becher leicht überschwappte, sondern auch sein Zinngeschirr, kurzzeitig vom Tisch abhob und unter einem leichten Scheppern wieder auf eben diesem landete...



    Sextus Calavius Galba


    "Beruhige dich Latro." entgegnete Galba äußerst ruhig und gefasst, eine fast schon stoische Ruhe umhüllte diesen Mann stets, fast schon hätte man meinen können dass er überhaupt nicht in der Lage wäre irgendeine Form der Regung ans Tageslicht gelangen zu lassen, "Unsere Zeit wird kommen. Doch ist es nicht so einfach, die Zeiten haben sich geändert, andere Männer sind in den wichtigen Positionen, und wir sind geächtet, je eher du begreifst dass du mit eben nicht mehr mit dem Finger schnippen kannst und dir alle zu Füßen liegen, desto besser ist es für unser Vorhaben." erklärte der Calavius sachlich, während sein Finger um die Karte des Reiches zirkelte.
    Die Rollen waren recht schnell verteilt, Galba sprach, die anderen nickten, schließlich hatte er das taktische und strategische Verständnis, die Finesse, und eine Ausstrahlung die selbst die Veteranen in der Gruppe in ihren Bann zog.
    "Wir müssen vorsichtig agieren, in den Schatten bleiben. Sie dürfen uns nicht kommen sehen, während wir uns wie ein Pilz ausbreiten. Geht in die Provinzen, Asia, Aegyptus, Achaia, sucht unsere versprengten Brüder, und bleibt wachsam. Ich werde es euch wissen lassen wenn wir soweit sind, und bis dahin, haltet die Ohren offen, denn Wissen ist Macht." gab er den beistehenden Männer zu verstehen während er sich einige Schriften zurecht legte, und sich dann wieder an Latro wandte, "Manchmal, mein Freund, ist es besser wie eine Schlange zu agieren, und nicht wie ein Löwe. Sie werden uns nicht kommen sehen mein Bruder. Und bald schon, wirst du wieder an Tafeln speisen die deiner würdig sind." erklärte er und legte einige Sesterzen auf den Tisch, zumindest konnte sich Latro heute auf seine Kosten versorgen, auch wenn der Fraß in dieser Taberna mehr als mittelmäßig war, "Was schwebt dir vor Galba? Wir können nicht einfach in den Palast schleichen und Palma erdrosseln, auch wenn ich das mehr als gerne täte, bei den Göttern ich...!" wieder redete sich Latro in Rage, und seine cholerisch tief-bauchige Stimme wurde lauter, "Schweig jetzt Latro!" unterbrach in Galba erneut, und deutete erneut auf die Mitte der Karte, "Natürlich werden wir nicht einfach nach Rom reiten und unsere Plätze wieder einnehmen. Wir werden die Provinzen unterwandern, klug taktieren, hier ein wenig Angst verbreiten, dort die Menge zu Revolten aufstacheln, die Schlinge wird sich um Rom zuziehen, und wenn die Truppen an den Grenzen merken dass ihr neuer, ach so gutherziger Imperator sein Reich nicht kontrollieren kann, werden sie sich nach Rechtschaffenheit und Ordnung sehnen, nach Männern der alten Zeit, der guten Zeit." ein seeliges Grinsen legte sich auf Galbas Lippen, und er lehnte sich ein wenig zurück, während Latro es vorzog seinen Becher zu leeren und seinen Mund mit dem Ärmel abzuwischen..
    "Latro, du gehst nach Iudäa, eine Revolte dort wäre kaum ungewöhnlich, und dennoch wäre es ein guter Ausgangspunkt um unser Vorhaben auf den Weg zu bringen." befahl Galba nun fast schon und blickte dann in die Runde um anschließend einige Provinzen auf die Männer aufzuteilen, "Auch ich werde bald aufbrechen, stellt sicher dass ihr in Verbindung mit euren Kontaktmännern bleibt, ich melde mich bei euch wenn es etwas neues gibt. Geht nun, wir haben keine Zeit zu verlieren.", Galba leerte seinen Becher und stellte ihn auf die Karte. Dort hinterließen die einzelnen Tröpfchen welche es über den Rand zum Boden des Bechers geschafft hatten einen kreisrunden Abdruck auf den südöstlichen Provinzen des Reiches. Er wartete noch bis alle den Raum verlassen hatten bevor er die Karte zusammenrollte und sich ebenfalls auf den Weg machte.

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