Minervafest am Aventin – Jahrmarkt im Zeichen der Eule


  • "Schuhuu! Schuhuuuu!" rief der kleine Junge mit der Eulenmaske, und raste, die Arme weit ausgebreitet, durch die Menschenmenge, in rasantem Slalom um Beine und lange Gewänder, der johlenden Meute seinen Spielkameraden voraus.
    Das Fest und der Jahrmarkt anlässlich der Quinquatrus Maiores fand statt wie jedes Jahr, auch in diesen Zeiten des Umbruchs. Rund um den Minervatempel, der schon seit etruskischer Zeit hier am Aventin stand, wimmelte es von Buden und Verkaufsständen, Ausschänken und Bühnen, zwischen denen die Menschen, Stadtbewohner aller Stände, in ihren Festtagsgewändern umherschlenderten.
    Die Angehörigen der Berufe, denen die Göttin Minerva Schutzpatronin war, waren hier ganz besonders vertreten, zeigten ihre Künste, Handwerke und Kunstfertigkeiten. Und an allen Ecken gab es Eulen zu kaufen, Unmengen von Eulen, eine ganze Armada von Eulen, aus Holz und aus Ton, aus Bronze und Stein, Masken und Statuetten, Amulette und Schmuckstücke...
    Eine Gruppe Flötenmusiker spielte liebliche Klänge vor dem Tempel, wo sich eine große Traube von Menschen gebildet hatte. Kleine Opfergaben wurden überall feil geboten, Wein, Räucherwerk, Früchte, Kuchen und Ölbaumzweige, und man drängte sich, sie der Göttin zu überreichen, und ihren Segen zu erbitten.
    Maler präsentierten ihre Bilder, Metallkünstler boten fein ziselierte Gefäße an, eine Portraitistin fertigte für ein paar Münzen Kohlezeichnungen an, und in einer kleinen "Arena", von Weidengeflecht umgrenzt, standen sich zwei Dichter gegenüber und maßen sich, angefeuert von den Rufen der Drumherumstehenden im spontanen Reimen...




    Sim-Off:

    Mitspieler sind willkommen :)

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Obwohl es Valentina momentan nicht zum feiern zumute war, hatte sie sich bereit erklärt zusammen mit ihren Nichten die Feierlichkeiten zu besuchen. Vielleicht tat etwas Ablenkung nach dem gestrigen Tag gut. Außerdem waren ihre Nichten sicherlich noch nie auf einem derartigen Jahrmarkt gewesen und wenn sie hier in Rom leben und bleiben wollten, dann mussten sie auch die verschiedenen Festivitäten kennen lernen.
    So hatte sich die junge Quintilia für eine dunkelblaue Stola entschieden, die mit einem kunstvoll verzierten Band gerafft worden war. Ihre Haare, mal wieder mit der Hilfe ihrer Nichten kunstvoll eingedreht und hochgesteckt, gaben den Blick auf die feine Kette und die Ohrringe frei, die sie trug. Die kleine Familie besaß nicht viel, doch das war noch aus dem Besitz ihrer Mutter. Die Brosche, welche sie mal von ihrer Freundin geschenkt bekommen hatte, zierte wie immer als besonderer Hingucker ihr Gewand. Ihre Augenlider hatte sie mit Ruß betont und auf ihren Lippen lag ein leichter roter Glanz.
    „Ganz schön viel los, findet ihr nicht?“
    Wandte sie sich schließlich an ihre beiden Nichten, die heute wieder einmal wunderschön aussahen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann waren auch sie bald an einen Mann versprochen und es oblag Valentina dafür zu sorgen, dass sie in die bestmöglichsten Hände kamen. Diese Bürde übernahm sie gerne, doch sie lastete schwer auf ihren Schultern.
    Sie deutete auf einen Stand direkt neben ihnen an dem Holzarbeiten verkauft wurden.
    „Ihr könnt euch ruhig umsehen, aber seid bitte vorsichtig.“
    Sie selber blickte sich immer wieder suchend nach dem Hauptgrund ihres Hierseins um. Sie hatte mit Serapio diesen Ort als Treffpunkt ausgemacht.

  • "Hehre Minerva, Jungfräuliche Göttin, die du den Krieg ebenso liebst wie die Weisheit," rief ich die Göttin lobpreisend an, während ich – als ich nach dem langen Anstehen endlich drangekommen war – den Weihrauch in die Räucherschale vor ihrem Standbild streute. Zwar war ich mir nach all dem Irrsinn, den ich in den letzten Jahren durchlebt hatte, längst nicht mehr sicher, ob unsere herkömmlichen Götter tatsächlich Wirklichkeit und Macht besassen... doch alte Gewohnheiten waren eben hartnäckig, schaden konnte es auch nicht, und gerade heute könnte ich etwas von Minerva gesandte Klarheit und gute Strategie ganz wunderbar gebrauchen.
    "Entsprungen bist du dem Haupte des Iuppiter, es bebte der Olymp vor dem Schwung deines Speeres, es seufzte die Erde und es brauste der Okeanos, still stand der Wagen des Helios, bis endlich die Waffen du niederlegtest."
    Ich für meinen Teil legte die Opfergaben nieder, einen Kranz aus Olivenbaumzweigen, ein großes Stück von klarem Bergkristall, und einige Opferkuchen, auf den großen Haufen der sich, anlässlich des Festtages, schon auf ihrem Altar türmte.
    "Weiseste und Kunstfertigste, die du uns Menschen die größten Erfindungen geschenkt hast, die du dem Strategen im Felde die klügste Taktik offenbahrst und dem Redner vor der Menge die flinke Zunge schenkst... nimm diese Gaben von mir, Faustus Serapio von den Decimern, und gewähre mir heute deinen Beistand. Gib mir die Klarsicht, Klügste der Klugen..."
    Hinter mir drängelten schon die nächsten Opferwilligen, doch meine Leibwächter drängelten zurück, so dass ich das ganze noch beenden konnte:
    "...den Weg zu erkennen, der mich am geschicktesten ans Ziel führt, segne meine Zunge mit Überzeugungskraft und meinen Kopf mit Kühle, erfülle mich und mein Gegenüber mit einem Hauch deiner göttlichen Vernunft... auf dass es ein Tag der wohlbedachten Entschlüsse wird. Do ut des."


    Darauf wandte mich ab vom Altar, ließ die Togaecke wieder vom Kopf gleiten, und meine Custodes bahnten mir den Weg durch die Menge wieder hinaus aus dem Tempel. Es waren wieder einmal meine ehemaligen Sklaven und jetzigen Klienten Akadios, Pelias und Styrkar. (Allzuviel hatte sich in meinen Augen nicht geändert, seitdem ich sie frei gelassen hatte, sie arbeiteten immer noch für mich, bekamen jetzt eben Lohn anstelle des Peculiums.)
    Und auch mein ehemaliger Gesellschafter Icarion war heute mit von der Partie. Er hatte im Vorfeld schon so ein paar Sachen organisiert. Jetzt wartete er vor dem Tempel auf mich, zusammen mit der ehrwürdigen Matrone Ursania Dentata (und ihrem Sklavenanhang).
    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/26.03.15/de84ucnc37a1.jpg|Ursania Dentata
    Da ich von Messalina leider nichts gehört hatte, hatte ich Ursania um diesen Gefallen gebeten. Sie war die Frau eines Procurators, der Klient meines Onkels Meridius war, Mutter einer vielköpfigen Familie, Freundin meiner Tanten, und qualifizierte sich durch ihren makellosen Matronenruf und ihre tugendhafte, oft auch etwas säuerliche Miene. Ich war ganz überrascht gewesen, wie bereitwillig sie eingewilligt hatte, mir zu helfen, geradezu verschwörerisch. (Ja, sobald man Anstalten machte mit dem Strom zu schwimmen... bekam man wohl vorher ungeahnten Rückenwind.)


    Icarion strich mir die Togafalten noch mal hübsch zurecht. Ich hatte mich in Schale geworfen, beziehungsweise, Narcissus der Ornator hatte mich in Schale geworfen (alle hatte ich sie reaktiviert, meine Ex-Sklaven, für den heutigen Tag), hatte mir die Haare nachgefärbt, so dass man kein Quäntchen grau mehr an den Schläfen sah, und sie adrett gelegt, hatte mich gestrigilt und mit duftendem Zimtöl eingerieben (und mir schmerzhaft sogar die Nasenhaare gezupft). Mein Equesring (neu angefertigt war der) glänzte golden. Über meiner schneeweißen Equestunika mit den schmalen Purpurstreifen trug ich eine lichtblaue Toga, von der Narcissus schwor, sie würde die Farbe meiner Augen erstahlen lassen. An den Rändern war sie großzügig mit Seide bestickt, in verschlungen umeinander sich schwingenden Mustern, als hätte jemand das Wirbeln des Windes eingefangen. Mein Gürtel und die Riemen meiner Calcei waren punziert und mit feinen Ornamenten beschlagen. Nur die Amulette, die ich um den Hals trug, waren schon sichtlich alt, mir jedoch um so wertvoller: das dem Mars geweihte Ancilium, und das Serapisamulett aus Alexandria.
    Gemeinsam mit Ursania und unserem Gefolge machte ich mich auf, quer über den Platz, zu dem Treffpunkt, den ich mit Quintilia vereinbahrt hatte. Und da erblickte ich sie auch schon...


    "Salve Quintilia Valentina!" rief ich aus, und trat mit einem freudigen Lächeln – in das sich durchaus auch eine nicht geringe Anspannung hineinmischte – auf sie zu, um ihre Hände zu ergreifen und für einen kurzen Augenblick herzlich in den meinen zu halten. "Wie schön dass es geklappt hat, ich freue mich dich zu sehen! Wie geht es dir? Entschuldige bitte die Verspätung...ich wollte nur schnell noch die günstige Gelegenheit nutzen und Minerva ein kleines Opfer bringen, aber der Andrang dort ist kolossal."
    Ausgesprochen elegant war auch heute wieder ihre Erscheinung, so gar nicht überladen, sondern apart auf das Wesentliche konzentriert. Wobei das dunkle Blau, wenngleich es ihre Würde unterstrich, zugleich auch eine gewisse Schwere verströmte. Wahrscheinlich hatte Narcissus Ornatoren-Geplauder heute mich kontaminiert, denn sogleich verspürte ich den Impuls, sie zu fröhlich-federleichten Frühlingsgewändern in zarten Pastellfarben zu überreden. (Bona Dea...!!)
    "Wenn ich dich bekannt machen darf mit: Ursania Dentata, der Frau des Procurator Civitatium Pompilius. Sie ist eine langjährige Freundin meiner Familie. - Meine Nichte Messalina jedoch kann sich wohl leider von ihren Pflichten im Tempel heute nicht freimachen."


    "Eine Freude dich kennenzulernen, meine liebe Quintilia." grüßte Ursania würdevoll, "Nachdem Serapio mir schon so viel Gutes von dir zu berichten wusste. Und dies sind wohl deine Nichten? Zwillinge, welch ein Segen der Götter. Und was für zauberhafte Mädchen. Eine meiner Töchter ist auch in diesem Alter."

  • Sila und Pina hatten sich heute mal den Spaß gemacht und sahen absolut gleich aus. Von der Fußzeh bis hin zu den Haarspitzen gleichen sie einander wie ein Ei dem anderen.
    Beide hatte eine Blaue Tunika in der Farbe ihrer Augen gewählt. Sie trugen je eine schickte Kette aus Gold, dies war das einzige was ihnen von ihrem Vater geblieben war. Die Haare hatten sie ihrem Alter entsprechend nicht hochgesteckt, sie wurden lediglich mit einem Band, welches in der Farbe der Tunika war, zusammengehalten. Nicht mal ihre Tante würde sie heute wohl unterscheiden können, also vom bloßen Ansehen her, vom Wesen her waren sie ja wie Schwarz und Weiß.
    Oh wie hatten sie sich gefreut, einen Jahrmarkt, nein so was hatten sie nun wirklich noch nicht gesehen. UND heute würden sie den Mann kennen lernen, dem ihre Tante und somit auch sie so unendlich viel zu verdanken hatten. Wer weiß, wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre ihre Tante vielleicht im Gefängnis gelandet. Und was wäre dann aus ihnen geworden? Arm, mittellos, obdachlos wären sie gewesen. Oh ja sie hatten diesem Mann hier wirklich viel zu verdanken. Entsprechend hatten sie ihrer Tante auch unter die Arme gegriffen, hatten ihr geholfen sich zurecht zu machen. Natürlich übertrieb ihre Tante es nicht, dass schätzten die Zwillinge so an ihr. Ihre Tante war eigentlich immer natürlich. Und Sila fand sie war einen Schönheit, die es eh nicht nötig hatte sich hinter einer Maske zu verstecken.
    Und zu Pinas Freude war das auch nicht irgend ein Mann, nein Sila wusste, das ihre Schwester völlig aus dem Häuschen war, weil er der Tribunus Cohortis Praetoriae war.


    So standen die beiden Schwestern nun also da und hielten sich zunächst im Hintergrund. Man wollte ja schließlich nicht, das wer dachte die Zwillinge wären vorlaut oder so. :D

  • Der Marsch von der Castra herunter war das reinste Vergnügen gewesen. Kein Wunder, der Tag war mild und sonnig, das Marschtempo durch die stark bevölkerten Straßen durchaus erträglich und die Tirones zumindest Antias’ Einschätzung nach recht guter Dinge, die Laune der Sarden wussten freilich nur die Sarden selbst einzuschätzen. Je weiter sie nach Westen gekommen waren, desto dichter hatten sich die Cives in den Gassen gedrängt. Am Circus Maximus war es dann richtig eng geworden, und die letzte Etappe des Weges, den Clivus Publicus entlang zum flachen Hügelpaar des Mons Aventinus hinauf, war zu einem nervtötenden Gedrücke und Geschiebe geraten, das den Urbanern einiges an Beherrschung abverlangt hatte.


    Endlich zwischen den Tempeln von Diana und Minerva angekommen, hob Antias langsam den Arm. „Urbaniciani, Consistite!“ Die Kolonne kam zum stehen, bis auf die Sarden, die standen bereits. Trotzdem schön, wenn Kommandos so umgehend befolgt wurden, das hatte schon was. Antias gönnte sich einen ausgedehnten Blick über den Platz. Die Menge machte einen ausgelassenen mitunter gar feierlichen Eindruck, von Aggression war nichts zu spüren. Genau das hatte Antias sich erhofft. Die Tirones sollten die geifernden bedrohlichen Menschenmassen auf dem Forum Boarium erst einmal vergessen, und sich vergegenwärtigen, dass das Volk von Rom nicht nur aus dem rasenden Pöbel bestand und es verdient hatte, beschützt zu werden, wenn auch mitunter nur vor sich selbst. Natürlich gab es auch unter den Besuchern dieses Festes den übliche Anteil an trunkenen Stänkerern, fingerflinken Beutelschneidern und dergleichen Subjekten mehr, und um diesen Elementen den Spaß zu vermiesen waren sie hier.


    „Urbaner!“ wandte sich Antias schließlich an die wartenden Soldaten. „Hier feiern und opfern anständige Römische Bürger. Unsere Anwesenheit soll gewährleisten, dass sie das auch unbesorgt und ungestört tun können. Wir werden uns jetzt in Zweiergruppen auf dem Markt verteilen. Mischt euch unter’s Volk. Beobachtet die Menge. Schult euren Blick für schwarze Schafe. Störenfriede, Langfinger und ähnliches Pack werden wir uns dezent beiseite nehmen, und wenn ich sage dezent, mein ich auch dezent! Wenn nötig, treten wir sie hinter den Tempeln zusammen, nicht hier. Die Gladii bleiben unter allen Umständen in den Scheiden, es sei denn, ich befehle den Gebrauch! Benehmt euch defensiv und anständig, haltet Augenkontakt und jetzt ab!“

  • Immer noch mit den Gedanken bei den Ereignissen des vergangenen Tages streifte Valentina nur mit ihrem Blick über die Auslagen. Nicht wirklich interessiert und noch weniger konnte sie sich von der fröhlichen Stimmung anstecken lassen. Sie tat so als würde sie sich freuen, alleine ihren Nichten zuliebe. Sie sollten nicht zurückstecken müssen nur weil Valentina etwas belastete.


    Als sie dann die vertraute Stimme ihres Freundes hörte drehte sie sich zu ihm um und das Lächeln welches sie ihm schenkte war sogar echt. Wobei sie im nächsten Moment kurz stockte. So imposant hatte sie Serapio noch nie gesehen. Er war nicht alleine und die Gruppe die ihn umgab war sehr eindrucksvoll. Er selber war ein Bild von einem Mann und die junge Quintilia ertappte sich bei einem Gedanken, der ihr nicht zustand. Aber eines konnte man unumwunden zugeben, schlecht anzusehen war Serapio nicht. Zumal er heute in seiner vollen Montur vor ihr stand und mindestens eine von ihnen drei würde spätestens jetzt ausflippen. Schnell sah sie zu ihren beiden Nichten doch die waren schon aufmerksam geworden.


    Der Griff seiner Hände war fest und Valentina wusste, dass er sie festhalten würde. Nicht nur jetzt, er hatte sie schon einmal vor Schlimmerem bewahrt und sie wusste er würde es wieder tun. Er hatte es ihr versprochen. Es war gut, dass er da war und sie fühlte sich in seiner Gegenwart sehr geborgen. Kurz glitt ihr Blick über die Reihen einer Begleitschaft, doch Borkan war nicht dabei. Sie lies darüber kein Wort fallen.
    „Salve Faustus Decimus Serapio. Auch ich freue mich dich wiederzusehen. Dieses Mal endlich bei so einer ausgelassenen Stimmung und fern jeglicher Bedrohung. Ich kann mir gut vorstellen, dass du nicht der Einzige warst, der heute sein Opfer darbringen wollte. Es ist immer gut und wichtig die Götter um Hilfe und Schutz zu bitten.“ Sie lächelte keck, blickte dann aber zu der Dame, die in Serapios Begleitung war und die ihr nun vorgestellt wurde.


    Auch Valentina begrüßte die Dame respektvoll und nickte dankbar ihres Lobes. „Ach, hat er das?“ Kurz sah sie zu Serapio hinüber. Er hatte viel von ihr berichtet? Einen Moment war Valentina verwirrt, doch natürlich schenkte sie Ursania wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Nichts anderes gebot der Respekt.
    „Die Freude ist ganz meinerseits. Und ja, das sind Quintilia Pina und Quintilia Sila.“ Absichtlich deutete sie nicht auf ihre Nichten um die Jeweilige mit Namen vorzustellen, hatten sie es heute doch geschafft sogar ihre Tante zu narren. Und wenn sie nur so ruhig nebeneinander dastanden konnte selbst sie nicht sagen wer wer ist. Sie hoffte aber, dass sie sich zu erkennen geben würden. Absichtlich hatte sie zwischen den beiden Namen eine kleine Pause gelassen.
    „Sie sind heute zum ersten Mal zu Besuch auf dem Minervafest.“

  • Das Marschieren machte Ferox wie immer Spaß. Er konnte selber nicht sagen, was so toll daran war, mit anderen Leuten, die genauso gekleidet waren wie er selbst, im Gleichtakt zu gehen. Vermutlich war es das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Gefühl, Teil etwas Größeren, Wichtigeren zu sein, das dem Ganzen etwas Feierliches verlieh. Zudem hatten das gleichmäßige Klappern der Caligae auf den Straßen und der gleichmäßige Atem der Tirones etwas Meditatives.


    Die grauenvolle Hinrichtung lag nun schon ein Weilchen zurück und die Erinnerung an das zuckende Stück Fleisch, was einmal ein Mensch - ein Mörder, korrigierte er sich gedanklich - gewesen war, verblasste. Der tägliche Drill bis zur völligen Erschöpfung hatte dafür gesorgt, dass es mit seiner Schlaflosigkeit wegen der blutigen Geschehnisse recht bald vorbei war. Und wenn das nicht geholfen hatte, so sein Spezialtee.


    Kurzum: Ferox war momentan mit sich und der Welt recht zufrieden, auch wenn er nach wie vor kränkelte.


    Sie hatten ihr Ziel erreicht. Aufmerksam richtete er seinen Blick nach vorn, der gute Antias machte seine Arbeit sehr überzeugend. Vermutlich hatte er früher schon kleinere Führungsaufgaben übernommen, man merkte ihm nicht den Hauch von Unsicherheit an. Falls es da welche gab, verbarg er sie gut. Auch die Rede kam tadellos und verfehlte ihre Wirklung nicht. Ferox war hochmotiviert und konnte nicht anders, als stolz auf ihn zu sein.


    In Zweiergruppen ...


    Er blickte sich nach jemandem um, mit dem er losziehen konnte. Am liebsten wäre ihm Frugi oder der Lulatsch, der mit dem Marschgepäck auf dem Exerzierplatz erschienen war. Der schund allein durch seine Größe Eindruck, wenn er aufkreuzte. Wobei, neben dem sah er selber recht lächerlich aus. Vielleicht doch lieber Frugi? Aber wo war er? Suchend blickte Ferox sich nach seinen beiden Kameraden um.

  • „Falls du mich suchen solltest, hier bin ich“, mit diesen Worten klopfte Frugi Ferox mit dem Zeigefinger auf den Rücken. Kaum lautete die Anweisung in Zweiergruppen, da war für ihn klar, er wollte sich, wenn er schon hier sein musste, mit Ferox zusammentun. Nur war es nicht so einfach zu ihm durch zu kommen, bei den Brocken von Kameraden die ihm im Weg standen. Nichts hatte sich in dieser Beziehung in seinem Leben geändert, er war und blieb ein Hänfling. Vielleicht hatte er ja das unbeschreiblich Glück und würde doch noch einen Wachstumsschub erleben und wenn nach Möglichkeit auch etwas in die Breite. Obwohl wenn er es sich so überlegte meinte er doch schon etwas an Muskelkraft zugelegt zu haben. Maßgeblich dazu war bestimmt das tägliche exerzieren. Wenn er nun noch genügend Nahrungsmittel zu sich nehmen könnte käme vielleicht alles ins Lot. Doch seine Kochkünste waren nach wie vor grauenhaft, so das ihn ein ständiges Hungergefühl plagte. Wie gerne wäre er jetzt in einer Taverne eingekehrt und hätte sich einmal so richtig seinen Bauch vollgeschlagen. Dies stand auf jeden Fall als erstes auf dem Plan bei seinem ersten Urlaub. Andere würden sich besaufen ein Lupanar auf suchen er eine Garküche oder eine Taverne.
    Fast schon entschuldigend fragte er dann aber noch nach, „oder wolltest du mit einem anderen den Dienst machen?“ Wenn dann wollte er Ferox nicht im Weg sein.

  • „Conditum melizomum! Ofellas assas! Dulcia domestica!“
    Ein besonders Vergnügen war das hier nicht. Musste aber sein.
    „Alles frisch zubereitet!“
    Eine Schande, das betonen zu müssen.


    Loukia hatte Kunden verloren, nicht zu knapp. Die mussten wieder her, und Geld für frische Ware wollte auch verdient werden. Die Stadttore schließen zu lassen! Tagelang! Was hatten sich diese Romani nur dabei gedacht? Kein frisches Gemüse! Keine Pilze! Kein frisches Wild! Kein zartes Kalb! Nur muffige Tiberisfische und verfettete Hausschweine! Für so etwas zahlten ihre Kunden nicht. Das gab es an jeder Ecke.


    Mit einem giftigen Lächeln zischte sie ihre stumme Helferin an: „Willst du wohl aufstehen Bredica! Auch ich bin müde! Aber das interessiert diese Banausen nicht!“ Bredica erhob sich gähnend vom Handkarren. Dummes Ding! „Du willst doch auch essen, nicht wahr? Also!“


    Viel Auswahl konnte sie auf dem kleinen Verkaufstisch nicht feil bieten. Suppe, Fleisch und Süßes. Lächerlich. Nicht die beste Werbung für die Caupona Aluta, aber wenigstens alles frisch und wohlschmeckend. Mehr hätten sie auch nicht schleppen können. Niemand hatte ihnen geholfen, Gerichte, Behältnisse und Verkaufstisch durch die Stadt zu zerren. Weder der große Bestimmter und Regent Aculeus, noch einer seiner finsteren Adlaten. Nicht einmal ihr trunksüchtiger Gemahl.


    Es musste aber weiter gehen mit der Caupona. Ihrer Caupona! Wenn sich nur eine Handvoll dieser müßiggängerischen Marktbesucher dazu bewegen ließ, der Caupona einen Besuch abzustatten, war das schon ein Anfang.


    „Conditum melizomum! Ofellas assas! Dulcia domestica! Zum Opfern und Genießen!“ Oh Athene! Wie sie das hasste!

  • "Rohe Euleneier! Vom Uhu und vom Steinkauz! Wirken unfehlbar gegen Kater! Das beste was es gibt, am Morgen nach den Fest! Denkt an morgen früh, und deckt euch jetzt ein, mit rohen Euleneiern!" schallte es über den Markt, und:
    "Gekochtes Eulenfett! Ein Wundermittel für die Wundheilung! Schnell und sauber heilt alles wieder zu! Und das ohne Narben!! Gekochtes Eulenfett! Heute zum Sonderpreis! Der Tiegel nur fünf Denare! Sonderpreis, Spitzenangebot, solange der Vorrat reicht, nur heute zu fünf Denaren der Tiegel!"


    Zitat

    Original von Quintilia Valentina


    Das Lächeln um meine Mundwinkel herum wurde starr, und begann zu spannen, als die gute Ursania Dentata es bei der Begrüssung ein wenig übertrieb. Das war so... offensichtlich, und Quintilia Valentina guckte schon ganz verwirrt, ging dann aber höflich darüber hinweg. Sie hatte etwas an sich... hatte einfach etwas an sich, dass es sehr leicht machte, sich in ihrer Gegenwart wohl zu fühlen. Ihr Hände hatten sich in den meinen sehr zart angefühlt, und auch wenn ich mittlerweile wusste, wie kühn sie für ihre Familie einstehen konnte wenn es nötig war, hatte ich wieder die Assoziation zu einem kleinen Singvogel, einem Rotkehlchen oder heute eher Blaukehlchen, das unter dem bunten Gefieder ganz fein und zerbrechlich war, und das es zu beschützen galt.


    Zitat

    Original von Quintilia Sila


    Valentina stellte ihre Nichten vor, zwei stille Mädchen, bei deren Anblick ich wirklich ins Staunen geriet, denn sie sahen wirklich haargenau gleich aus. Das war ja eine große Seltenheit, und bekanntlicherweise begünstigten die Götter Zwillingspaare und hatten sie oft zu Besonderem ausersehen.
    "Salvete ihr beiden!" begrüßte ich sie lächelnd, suchte unwillkürlich mit den Augen nach irgendeinem Detail das sie doch unterschied, konnte aber nichts finden. "Bona Dea, ihr seid ein erstaunlicher Anblick. Gebt ihr mir einen Tipp, wie ich euch unterscheiden kann?"
    Was musste es für ein Spaß sein, einen Zwilling zu haben, was eröffnete das für ungeahnte Möglichkeiten Schabernack zu treiben... (Nicht dass ich den Mädchen das hätte unterstellen wollen, sie wirkten ja sehr sittsam.)


    Eine Gruppe herausgeputzter Frauen mit bunten Gewändern, flatternde Bänder in den Haaren, drängte sich an uns vorüber, fröhlich durcheinanderschnatternd und fachsimpelnd, mit Taschen und Korbtruhen voller Schönheitsutensilien.
    "Und wenn ich es dir doch sage..."
    "Ein Sabinakranz ist zeitlos, und er lässt sich immer wieder neu gestalten!"
    "Schnell beeilt euch, es fängt gleich an!"
    "Fülle ist das wichtigste, an Höhe hat man sich doch längst übersehen. Wer möchte heutzutage schon noch wie ein Turm auf Beinen aussehen."
    "Oder ein hihihi, Bienenkorb."
    "Fülle ja, aber ebensosehr Weite. An Fächerfrisuren kommt man diese Saison nicht vorbei..."


    Sobald man sein eigenes Wort wieder verstehen konnte, stellte ich, um der Höflichkeit genüge zu tun, Valentina nun auch meine Klienten vor. Da sie keine Sklaven mehr waren, hatten sie wohl auch ein Anrecht darauf, wahrgenommen zu werden.
    "Und dies hier sind meine treuen Freigelassenen, Decimianus Icarion, Akadios, Pelias und Styrkar. Die ein Auge auf uns haben werden. - Nun, wollen wir uns ins Getümmel stürzen?"
    Icarion lächelte charmant in die Runde, Styrkar breit und sonnig, Akadios nickte und Pelias nahm auch jetzt kein Auge von der Umgebung. Styrkar ging dann voraus, wie ein Wellenbrecher, die anderen beiden Custodes flankierten unsere Gesellschaft, und Icarion, der meine Börse und sonstiges wertvolles verwahrte, schlenderte entspannt hinter mir, wobei er artig Konversation mit Ursania machte.
    Ich hielt mich selbstverständlich an Valentinas Seite. "Wohin soll es gehen?" überließ ich es ihr, in welche Richtung wir uns wenden, und welche Attraktionen wir zuerst ansteuern würden.



    Zitat

    Original von Loukia
    „Conditum melizomum! Ofellas assas! Dulcia domestica!“


    Bis der Ruf 'Dulcia domestica!' an mein Ohr drang.
    "Wie wäre es gleich mit etwas Süßem?" frage ich, Valentinas Arm berührend, um sie auf den einfachen kleinen Stand aufmerksam zu machen. Darauf wandte ich mich an die schmale schwarzhaarige Verkäuferin.
    "Salve! Wir hätten gerne eine Auswahl deiner Süßigkeiten. Hm... hast du auch etwas mit Pistazien?"
    Und die Zwillinge forderte ich fröhlich auf: "Was mögt ihr denn? Sucht euch etwas aus."


    "Kreaturen der Unterwelt, Ungeheuer aus aller Herren Länder!" dröhnte eine tiefe Basstimme von einer nahen Ansammlung krummer Bretterbuden und Zelte.
    "Tretet näher, aber Vorsicht wertes Publikum, gebt acht, dieser Anblick ist nichts für zartbesaitete! Seht die grauenvolle Chimäre, und seht den hyrkanischen Wolfsmenschen, ein dutzend Männer hat er schon verschlungen bis unsere tapferen Jäger ihn schließlich niederringen und in Ketten legen konnten!"

  • Die Suppe ging nicht! Niemand wollte die Suppe kosten. Loukia schrieb es sich hinter die Ohren: Keine Suppe das nächste mal.
    „Bredica.“ flötete sie mit einem bezaubernden Lächeln. „Stell den Suppentopf weg. Leg dafür noch etwas vom Savillum auf.“
    Der Kuchen ging. Das ganze Naschwerk ging. Noch besser als ihre gegrillten Rippchen. Das nächste mal also keine Suppe, weniger Rippchen, mehr Süßes. Diese Romani. Je weniger Auswahl, desto wählerischer.


    Bredica schnitt einige Stücke Savillum zu und richtete sie neben den anderen Spezereien auf dem Tisch an. Viel zu lieblos. Wie immer. Loukia legte selbst Hand an. Drapierte Küchlein um Küchlein wie einen Fächer auf den Tisch.


    Ein breiter Schatten fiel über die Auslage. Als sie strahlend lächelnd aufblickte, stand ein imposanter Römer vor ihrem Tisch. Elegant. Selbstsicher. Gewiss ein Mann von Geist und Kultur. Vielleicht ein Senator? Oder ein Ritter? So genau kannte sie sich da nicht aus. In jedem Fall war er das genaue Gegenteil ihres versoffenen dakischen Gemahls. Das Gefolge des beeindruckenden Römers nahm sie kaum wahr. Familie eben. Frau, Töchter, das übliche. Den Mann würde sie nicht als Stammgast gewinnen können. Wie schade. Was sagte er? Pistazien?


    „Pistazien! Aber ja, werter Herr. Erlaube mir, dir meine Dulcia piperata ans Herz zu legen. Ptisana mit Raute und Passum. Gefüllt mit gehackten Pinienkernen und Pistazien, in Honig gebacken, mit Pfeffer bestreut." Und das höchstpersönlich. „Bredica!“


    Die stumme Küchenhilfe beugte sich über den Karren, hob eine Tonglocke an, brachte die begehrten Köstlichkeiten zum Vorschein.


    „Wenn es die Herrschaften nach weiteren süßen Leckereien gelüstet, kann ich auch Ova Sfongia, Savillum und gefüllte Datteln anbieten. Dazu Zingiber- oder Zitronenwasser.“ Und Suppe! fügte sie im Geist hinzu. Gute Honigsuppe. Ebenfalls süß. Aber scheinbar verkannt.

  • Ziemlich erfolglos versuchte Antias, die über den Platz wallenden Dünste zu ignorieren. Duftwasser, gebratenes Fleisch, Räucherwerk, gesottenes Gemüse, Fisch, Gewürzwein, Kräuter, Schweiß, Maultierdung, das alles stieg ihm als klebriger süßherber Mief in die Nase und machte sich an seinem ohnehin recht spärlichen Ientaculum zu schaffen. Ihm war kotzübel, und das lag nicht nur an den paar Oliven, die er sich vor gefühlten Ewigkeiten mit einem Becher heißer Posca in den Schlund gezwungen hatte. Gequält schmunzelnd betrachtete er seinen Bruder und den Octavier. Die schienen noch nicht so recht zu wissen, wie sie weiter vorgehen sollten. Vielleicht hätte Antias seine Order noch etwas konkretisieren sollen, aber seiner Auffassung nach ließ die Anweisung, aufmerksam aber unauffällig zu beobachten, nicht besonders viel Spielraum für Interpretationen. Ohne den Blick länger als zwei Augenaufschläge von den Hastaspitzen der restlichen Tirones zu nehmen, die langsam über die Köpfe der Menge wippten, ging er zu den beiden unschlüssigen Rekruten hinüber.


    „Tirones Octavius et Germanicus, richtet euer Augenmerk vor allem auf diese anhänglichen kleinen Rotznasen, die hier überall rumwimmeln. Die Plagen schleppen an einem Tag mehr Diebesgut von den Märkten als in eure beiden Helme passt. Wenn ihr einen erwischt, zieht ihm ruhig die Löffel lang. Aber vergreift euch um Iuppiter Willen nicht aus Versehen an einem verzogenen Patrizierbalg!“ Bei allen Göttern, das hätte ihm gerade noch gefehlt. „Wenn etwas sein sollte, macht Meldung. Sammelpunkt sind die Milites Blandus und Mamurra. Die werden sich nicht von der Stelle rühren, komme was wolle.“ Mit dem Grinsen gezwungener Zuversicht drehte er sich zu den Sarden um. „Ist doch so, oder?“ Keine Reaktion, nicht einmal ein arrogantes Schniefen. Schön, auf die Sarden war Verlass.


    Zu gerne hätte er seinem Bruder noch ein paar Sesterzen für die Verkaufsstände in die Hand gedrückt, aber sie waren hier nicht auf einem Privatspaziergang. Ferox war Tiro wie seine Stubenkameraden, und Antias musste auf die Bengel aufpassen, nicht sie verhätscheln. Er war hier der Optio. Bei dem Gedanken daran, zerrte schon wieder der Brechreiz an seiner engen Kehle. „Meinetwegen esst oder trinkt was, aber haltet die Augen dabei offen.“ Ein aufmunterndes Nicken, dann schob sich Antias in den Besucherstrom. Etwas zu essen war gar nicht mal die aller schlechteste Idee. Zwar ließ ihn schon die bloße Vorstellung würgen, aber es musste sein. Möglicherweise würde es ihm danach schon besser gehen.


    Mit nur mäßigem Interesse registrierte er die bunte Schar von Kunsthandwerkern, Artisten und Schauspielern. Beim Anblick drahtiger dunkler Schönheiten, die sich zu verbiegen imstande waren, als hätten sie keinen einzigen Knochen im Leib, wurde ihm nur noch übler. Das geölte Pathos zungenfertiger Rezitatoren vermochte ihn auch nicht sonderlich zu erbauen. Die monströsen Wesen, die es dem theatralischen Geblöke eines Marktschreiers zufolge in einem der vielen Holzverhaue zu bestaunen gab, hätte er sich schon gerne angesehen, aber zum einen durfte er die Tirones nicht für längere Zeit aus den Augen lassen und zum anderen herrschte ihm dort einfach zu viel Andrang. Also sondierte er weiter das Angebot an Speisen, bis sein Blick an einem bekannten Gesicht hängen blieb.


    Diese hübsche griechische Lächlerin dort drüben kannte er doch! Die schuldete ihm eigentlich noch einen Krug Bier. Schon etwas entspannter ging er auf den eher kleinen Stand der Wirtin zu, erkannte plötzlich ein zweites Gesicht und hielt inne. Ihr Kunde war kein anderer als jener Serapio, den die Urbaner einst tagelang gesucht hatten, ohne zu wissen, wer er wirklich war. Oh nein, den Mann wollte Antias nicht schon wieder mit seiner Anwesenheit nerven. Seufzend stellte er sich etwas abseits, sah sich um und wartete geduldig ab.

  • Heute hatte Apolonia sich besondere Mühe bei ihrer Aufmachung gegeben , denn schließlich wollte sie das Minervafest besuchen.Zum ersten Mal trug sie ihre neue Perücke und dazu ihre azurblaue Tunika mit einer Goldfäden Stickerei. Die palla um ihre Schulter geschlungen. Babilla, welcher den Einkaufskorb trug im Schlepptau war sie bei dem Jahrmarkt angelangt. Genießerisch sog sie den Duft des reichhaltigen Speiseangebots ein und beobachtete interessiert den Besucherstrom. Sie hoffte, dass sich sich ihre Aufmachung für den Besuch hier bezahlt machte.
    Zuerst würde sie sich einen guten Standort suchen, von dort könnte sie dann eventuelle Opfer ausmachen. Dazu würde sie noch einen Rundgang an den einzelnen Ständen vorbei machen und wenn die Zeit die ein oder andere Vorstellung besuchen. Obwohl bei letzterem war sie sich nicht ganz sicher, die Wartezeiten, dass in der Warteschlange stehen sagte ihr nicht wirklich zu.
    „Conditum melizomum! Ofellas assas! Dulcia domestica! Zum Opfern und Genießen!“ drang an ihr Ohr. Das hörte sich gut an, neugierig ging sie in Richtung dieses Standes, bis sie unwillkürlich zusammen zuckte. War das nicht Borkan? Nein dem wollte sie jetzt nicht begegnen. Aber ein Stück weiter entdeckte sie ein Stand mit Amulette und Schmuckstücken. Das traf sich gut, vielleicht entdeckte sie etwas für ihren Antias. Zunächst sollte es aber nur ihr Ausgangspunkt sein. Hier würde sie den Treffpunkt mit Babilla ausmachen, falls sie sich aus den Augen verloren.

  • Schweigend stand Valentina neben ihren Nichten und schmunzelte in sich hinein, als Serapio fragte ob sie ihm nicht einen Anhaltspunkt geben könnten wie er die Beiden auseinander kannte. Wenn er sie irgendwann besser erkennen lernen würde, dann bräuchte er das nicht mehr fragen, so grundverschieden waren die Zwei. Wenngleich auch Valentina zugeben musste jetzt, wenn die beiden so ganz still nebeneinander standen, konnte auch sie nicht mit Gewissheit sagen wer wer ist. Dabei ertappte sich die junge Quintilia wieder bei dem Gedanken daran, dass es sicherlich angenehm wäre, wenn Serpaio öfter… Schnell verscheuchte sie das wieder und konzentrierte sich lieber wieder auf das was Serapio ihr sagte. Als er ihr seine Freigelassenen vorstellte, ein Wort bei dem Valentinas Herz gleich höher schlug, bedachte sie jeden Einzelnen davon mit einem freundlichen Blick und nahm sich einen Moment Zeit. Sie versuchte sich die Namen zu merken, sicherlich mit wenig Erfolg, doch der Versuch war immerhin da. Es war schön mal wieder so eine große Gesellschaft um sich zu haben, wenngleich sie nichts mit diesen Männern zu tun hatte.


    Wohin sie gehen sollten? Nun, das war eine gute Frage. Valentina stellte sich etwas auf die Zehenspitzen um über die vielen Köpfe hinwegblicken zu können, doch das war mit mäßigem Erfolg gekrönt, weswegen sie es gleich darauf wieder aufgab. Was wäre für ihre Nichten wohl am interessantesten?
    Während sie noch darüber nachdachte, ließen sie sich vom Strom der vielen Menschen treiben. Etwas Süßes? Als hätte Serapio ihre Gedanken gelesen, sprach er sie auch schon aus. Die junge Quintilia ließ es sich nicht anmerken, doch sie war diesem Süßkram schon lange verfallen.
    Während ihr Begleiter schon nach den Spezialitäten frage glitt Valentinas Blick über die Auslage. Vornehm zurückhaltend natürlich und dennoch lief ihr beim Anblick der Leckereien schon das Wasser im Mund zusammen. „Ein Stück von dem Savillum und Zitronenwasser.“ Gab Valentina dann ihre Bestellung auf und trat einen Schritt zur Seite um ihren Nichten Platz zu machen. Dabei trat sie ganz dicht an Serapio heran. Unbeabsichtigt, doch als sie zu ihm aufsah zeichnete sich auf ihren Wangen eine gesunde Röte ab. „Es ist wirklich ein schönes Fest, nicht wahr? All diese Leute und der Gesang und die Musik, es lenkt einen fast ein bisschen von seinen Sorgen ab.“ Sie lächelte tapfer und nur kurz war in ihrem Blick ein kurzer Schatten zu erkennen. „Übrigens bin ich noch gar nicht dazu gekommen mich für den wunderschönen Blumenstrauß zu bedanken, der mich vor wenigen Tagen zusammen mit deiner erfreulichen Nachricht erreicht hat. Ich gratuliere dir natürlich von ganzem Herzen. Ohne zu wissen was dich damals in Ungnade hat fallen lassen finde ich, dass du dir deinen Titel und Rang sehr wohl verdient hast und somit der Gerechtigkeit nur wieder Gutes getan wurde. Es steht dir ausnehmend gut.“ Sie zwinkerte im zu, hatte sie den letzten Satz doch so leise gesagt, dass er fast im Lärm der Straße untergegangen wäre.

  • In ihrem Wettlächeln mit der wärmenden Frühlingssonne gewann Loukia mühelos die Oberhand.
    „Ein Stück Savillum und Zitronenwasser, sofort werte Dame.“


    Sehr schön. Die Frau dieses anmutigen Patriziers wusste, was sie wollte und was zusammenpasste. Die Frauen wussten das immer. Der noble Römer selbst konnte sich dagegen noch nicht entscheiden. Loukia war das ganz recht. Je länger das schmucke Paar mit seinen hübschen Töchtern an ihrem Stand verharrte, desto mehr Aufmerksamkeit wurde ihm zuteil. Diese kleine Familie war wahrlich von den Göttern gesegnet. Gleich den Dioskuren linsten die beiden Mädchen zwiegesichtig und doch in perfekter Eintracht auf das Naschwerk. Loukia konnte kaum den Blick von den Schwestern wenden.


    „Und die beiden jungen Damen?“ fragte sie lächelnd, schöpfte das kühle Zitronenwasser in einen Becher, überreichte ihn der sicher sehr stolzen Mutter.
    „Möchtet ihr vielleicht meine Ova Sfongia kosten?“


    Was trieb Bredica da mit dem Käsekuchen? Nein, bei allen Göttern! Nicht auf die derben Holzbrettchen! Ihre Kunden waren doch keine Agricolae! „Bredica ..“ zischte Loukia ohne ihrem Lächeln auch nur die Spur einer Trübung zu erlauben.
    „Jen nicht gamotó sto gamóoooto! Schlag es in ein Palmblatt ein.“ Dieser dakische Trampel!


    „Nun, ihr beiden?“ lenkte Loukia an die Zwillinge gewandt von dem kleinen Missgeschick ab. „Ob euch meine Sfongia wohl verlocken könnten?“
    Mit einem verschwörerischen Zwinkern wies sie auf die kunstvoll zusammengerollten Eierkuchen. „Sehen völlig gleich aus. Sind sie aber nicht. Die einen sind mit gehackten Nüssen gefüllt, die anderen mit Bratapfelstückchen.“ Ihr lief selbst schon das Wasser im Munde zusammen. Und der Vater? Waren ihm die Pfefferküchlein wohl genehm? Mehr Spezereien mit Pistazien hatte sie leider nicht anzubieten.

  • Zitat

    Original von Loukia
    „Pistazien! Aber ja, werter Herr. Erlaube mir, dir meine Dulcia piperata ans Herz zu legen. Ptisana mit Raute und Passum. Gefüllt mit gehackten Pinienkernen und Pistazien, in Honig gebacken, mit Pfeffer bestreut."


    "Das klingt köstlich."
    Allein beim Hören, mit welch süßem Wohlklang sie das anpries, lief mir das Wasser im Munde zusammen. Und mit was einer sonnigen Fröhlichkeit diese Frau ihrer Arbeit nachging! Beneidenswert. Aber ach, es war schon schwer sich zu entscheiden, bei all diesen Leckereien. Und dann wehte mir auch noch der Duft der Rippchen vom Grill in die Nase, würzig und verheißungsvoll, und weckte abrupt meinen Fleischhunger. Seit meiner Zeit im Tempel des Serapis aß ich nämlich keines mehr. Es war den Jüngern des Ewigen verboten, und Loquex, der Medicus dort, der mich gesundgepflegt hatte und auf den ich darum selbstverständlich große Stücke hielt, hatte mir auch wirklich eindrücklich eingeschärft, dass ich, um der Gesundheit von Körper, Geist und Seele willen, fortan unbedingt darauf verzichten mußte.
    Aber es roch schon sehr gut. Wirklich sehr gut. Zuerst etwas vom Grill, und dann Dulcia piperata zum Nachtisch?
    Valentina hatte schon bestellt. Ich gab mir einen Ruck, fuhr mit den Fingerspitzen vergewissernd über mein Serapisamulett, und bestellte heroisch dann doch lediglich etwas Süßes:
    "Für mich bitte ein Stück Dulcia piperata und einmal Dulcia domestica. Und einen Becher Conditum melizomum."
    Ursania wählte auch die gefüllten Datteln. Icarion bestellte dann - auf einen Wink von mir, ich wollte ja ein guter Patron sein - auch was für sich und die Custodes. Einen gemischten Teller Süßes, Gewürzwein... und ein paar Rippchen. (Die Glücklichen...! Nein, ich meine natürlich: die Unerleuchteten...!) Und Icarion war es auch, der die Börse zückte um dann alles zusammen zu bezahlen.


    Zitat

    Original von Quintilia Valentina
    Dabei trat sie ganz dicht an Serapio heran. Unbeabsichtigt, doch als sie zu ihm aufsah zeichnete sich auf ihren Wangen eine gesunde Röte ab. „Es ist wirklich ein schönes Fest, nicht wahr? All diese Leute und der Gesang und die Musik, es lenkt einen fast ein bisschen von seinen Sorgen ab.“ Sie lächelte tapfer und nur kurz war in ihrem Blick ein kurzer Schatten zu erkennen. „Übrigens bin ich noch gar nicht dazu gekommen mich für den wunderschönen Blumenstrauß zu bedanken, der mich vor wenigen Tagen zusammen mit deiner erfreulichen Nachricht erreicht hat. Ich gratuliere dir natürlich von ganzem Herzen. Ohne zu wissen was dich damals in Ungnade hat fallen lassen finde ich, dass du dir deinen Titel und Rang sehr wohl verdient hast und somit der Gerechtigkeit nur wieder Gutes getan wurde. Es steht dir ausnehmend gut.“ Sie zwinkerte im zu, hatte sie den letzten Satz doch so leise gesagt, dass er fast im Lärm der Straße untergegangen wäre.


    Neben Valentina war ich etwas zur Seite gegangen, und wir standen kurz dicht nebeneinander. Täuschte ich mich, oder war sie da gerade etwa hold errötet? Nein sagte ich mir, bestimmt war ihr nur heiß mit ihrer Palla in der Sonne.
    "Ja, das finde ich auch." stimmte ich ihr zu. "Und mit dem Wetter haben wir auch Glück."
    Etwas unbeholfen fühlte ich mich schon. Ich war im Umgang doch ziemlich verwildert in den letzten Jahren und hatte nun Bedenken, gegenüber Valentina etwas Unpassendes oder Plumpes zu sagen und damit alles zu verderben. Oder sie zu langweilen.
    Das Fest lenkte von den Sorgen ab? Ob sie sich noch wegen der verrückten Sergia ängstigte?
    Verlegen erwiderte ich ihr Lächeln.
    "Freut mich dass er dir gefallen hat. Und danke! - Hm... " Dieses Thema erweckte in mir genau das Gegenteil einer heiteren Festtagsstimmung. Doch Valentina sollte ruhig bescheid wissen. "Ich wurde kaltgestellt weil ich damals Cornelius' Verschwörung aufdeckte. Dass er die Ulpier vergiften ließ. Und weil ich die Garde ins Feld führte, um Rom gegen seine aufständischen Truppen zu verteidigen." sprach ich, mich sehr zusammennehmend, kühl und knapp.
    Der Gerechtigkeit war noch lange, noch längst, noch hundert Jahre nicht Genüge getan. Doch damit fing ich nun lieber nicht an. Ich schluckte herunter was mir auf der Zunge lag, denn ich wollte mich heute doch unbedingt von meiner besten Seite zeigen, und nicht etwa Valentina mit meinem Zorn, mochte er auch gerecht sein, verschrecken... Soviel dazu.
    Aufmerksam neigte ich den Kopf zu ihr, als sie die Stimme dämpfte, und - Huch - sah ihr Zwinkern und mit einem Mal schoß mir selbst die Hitze in die Wangen. Es stand mir ausnehmend gut? Wie genau meinte sie denn das?
    "Äh."
    Oh je. Flirtete sie etwa mit mir? Was jetzt?? Ich wünschte, Borkan wäre hier und würde mir beistehen... Ich beschloss es als freundschaftliches Necken zu nehmen.
    "Dann solltest du mich" scherzte ich lachend zurück, wobei ich ihr kameradschaftlich auf die Schulter klopfte, und theatralisch übertrieben die Nase in die Luft reckte, "erst in voller Montur hoch zu Ross sehen."
    Da fing ich einen Blick von Dentata auf, der war matronenhaft frostig, und ich merkte: das Schulterklopfen war jetzt gar nicht angemessen gewesen. Zerknirscht wurde ich wieder ernsthaft.
    "Wie ist es dir denn ergangen, seit unserer letzten Begegung?"

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Beglückt nahm Loukia die Bestellung entgegen. Ach, diese naschhaften Romani! Diese Schleckermäuler! Gesegnet seien sie! Das musste man den Römern lassen, für erlesene Süßspeisen besaßen sie einen Sinn, der Loukias Landsleuten weitgehend abging. Sogar ihre deliziöse Honigsuppe fand endlich die Aufmerksamkeit, die ihr gebührte, und dann wurden auch noch ihre würzigen Grillrippchen verlangt!


    „Sehr gerne, werter Herr.“ flötete sie strahlend und beschimpfte sich selbst im Geiste als einfältige Kuh, weil sie in ihrem Eifer den Anhang der kleinen Familie kaum wahrgenommen hatte. Auch das waren Kunden! Als Wiedergutmachung schenkte sie der etwas älteren Dame und den Bediensteten ein besonders warmes Lächeln.
    „Mit großem Vergnügen.“


    Vier schlanke Hände flatterten emsig über Amphoren, Schüsseln, Tisch und Teller. Befüllten Becher, belegten, richteten an, wickelten ein. Wenn Bredica wollte, stelle Loukia wieder einmal fest, konnte sie flink wie ein Wiesel sein. Merke: Bredica öfters einmal loben. Loukia kicherte übermütig und begann dann zu rechnen. Savillum, Dulcia piperata, Dulcia domestica, Datteln, Gemischtes, einmal Conditum melizomum, zweinmal Ofellas assas, Gewürzwein und Zitronenwasser, das waren zehn, achtzehn, sechsundzwanzig, zweiunddreissig, zweiundvierzig, achtundvierzig, zweiundsiebzig, achtundsiebzig, zweiundachtzig Asse. Zwanzig Sesterzen, zwei Asse. Na gut, zwanzig Sesterzen.


    „Bittesehr, die edlen Herrschaften. Bene vobis sapiat.“
    Ganz wie erwartet nobler Pietas verpflichtet überließ der Patrizier die schnöden Aspekte des Geschäftes einem seiner Begleiter. Beim Anblick der prall gefüllten Börse geriet Loukia kurz in Versuchung, den Preis noch um ein paar Sesterzen nach oben zu korrigieren, rief sich dann aber lächelnd zur Ordnung. Sie war in erster Linie Köchin, Handwerkerin, Künstlerin und erst in zweiter Linie Griechin.


    „Das macht dann zwanzig Sesterzen, hohe Herrschaften. Möget ihr Loukias Speisen in wohlwollender Erinnerung behalten.“
    Das war das Wichtigste. Denn eines Tages würde aus der Caupona Aluta die Caupona Loukia werden, mit Sitz in der Subura statt in Trans Tiberim. Wahrlich, so würde es kommen! Auch wenn sie dazu diesem ganzen Dakerpack ihren geliebten fetten Schweinefraß mit Schierling versetzen musste.

  • Mit dem Becher in der Hand, von dem sie bis jetzt noch nicht gekostet hatte, hörte Valentina Serapio zu, als er ihr von seinem Unglück berichtet. Sie hoffte, es waren nicht ihre Worte, die ihn dazu animiert hatten, denn dies hatte sie nicht vorgehabt. Sie wollte ihn nicht in gewisser Weise dazu verführen über Dinge zu sprechen, die ihm unangenehm waren. Es tat ihr leid zu hören, wie er in Ungnade gefallen war und war umso erleichterter, dass dies nun endlich vorbei zu sein schien. Sie hörte dennoch an der Art, wie er sprach, dass ihn das noch sehr beschäftigte. Aber sie hatte nicht das Recht noch einmal nachzufragen und nippte statt dessen etwas unsicher an ihrem Becher. Es schmeckte hervorragend und sie sah sich zu ihren Nichten um, die scheinbar immer noch mit der Auswahl der Leckereien beschäftigt waren.


    Das Thema wurde gewechselt und als Serapio ihr deutlich zeigte, wie er hoch zu Ross aussehen musste, lachte Valentina kurz auf. Es war wirklich ein herrliches Schauspiel. Nur kurz, aber ehrlich war das Lachen, während er ihr sein Abbild demonstrierte. Allerdings war der Schulterklopfer für die junge Quintilia etwas befremdlich, worauf sie nichts zu erwidern wusste und deswegen nur etwas unschlüssig drein blickte. Das musste Serapio ebenfalls bemerkt haben, denn er nahm schnell die Hand wieder zurück. Enttäuscht drehte Valentina ihren Becher in der Hand. Sie hatte nicht mitbekommen, dass es der Blick von Dentata war, die ihn zurückweichen lies. Seine Hand auf ihrer Schulter war zwar ungewohnt, aber warm. Jetzt schien sie fast zu frösteln.


    Er wollte wissen wie es ihr seit dem letzten Treffen ergangen war und fast hätte Valentina wieder aufgelacht. Dieses Mal allerdings mit weniger Humor. Gestern hatte ein angesehener Mann um ihre Hand angehalten und sie hatte nicht sofort eingewilligt obwohl sie sehr wohl etwas für diesen Mann empfand. Sie schalt sich seit dem für ihre Unentschlossenheit und Dummheit.
    Aber das konnte sie Serapio nicht sagen. Statt dessen nahm sie nochmal einen Schluck aus ihrem Becher nahm um etwas Zeit zu gewinnen.
    "Es ist uns nichts schlechtes widerfahren." Soweit die Wahrheit. "Dennoch muss ich eine Entscheidung treffen die meine Zukunft wie auch die meiner Nichten und den Rest meiner kleinen Familie betrifft und das lastet mir schwer auf den Schultern." Sie versuchte sich in einem Lächeln. Und war das Lachen eben wegen seiner Vorstellung echt gewesen, so sah man diesem Lächeln leider schon wieder an, dass es nur vorgeschoben war. Wie so oft...

  • Auch wenn Valentina nur sehr zurückhaltend erzählte, klang das alles andere als unbeschwert.
    "Ich verstehe," sagte ich voll Mitgefühl (zumindest glaubte ich zu verstehen). "Meine Schwester Seiana hat auch lange Zeit die Verantwortung für unsere Gens hier in Rom allein auf ihren Schultern getragen. Damals war mein Vater ins politische Exil nach Hispania getrieben worden, und ich diente weit weg in Ägypten bei der Legio XXII. Meine Schwester hat das bravourös gemeistert – wie sie eigentlich immer alles hinkriegt - aber... ja, wie du sagst, es lastet nun einmal schwer, und es hat ihr viel abverlangt."
    Es war eben einfach nicht natürlich, dass eine Frau gezwungen war "ihren Mann zu stehen". - Wäre dies nicht genau der richtige Augenblick, um mit der Tür ins Haus zu fallen und mit meinem Vorschlag herauszurücken? Aber hier, so zwischen Süßigkeitenstand und Getümmel, die Hände voll Leckerbissen? Stilvoll wäre das nicht.
    Nervös hielt ich mich an meinem Becher fest. Dann hob ich ihn und trank ihr zu.
    "Auf dich, Valentina. Auf die Stärke mit der du deine Familie durch die schweren Zeiten gesteuert hast, und auf die Kühnheit, die du unter deinem Liebreiz und Sanftmut verbirgst." sprach ich, ernsthaft und voll Wärme. "Möge Fortuna -" Hier kippte ich den Becher, und ließ einen guten Schluck auf das Straßenpflaster schwappen. "in der Zukunft für dich nur das allerbeste bereithalten."
    Der Wein war genau richtig mit Honig versetzt, lieblich aber nicht zu süß. Ich nahm auch einen ersten Bissen von dem Gebäck – und stockte, ganz andächtig.
    "Mhm! Fabulös!" schwärmte ich, diesen Trialog von Pistazien, Pinienkern und dem raffiniert gewürzten scharf-süßen Teig genießend.
    "Ist deins auch so gut? Das hier ist wirklich ein Gedicht, das mußt du probieren!"
    Enthusiastisch hielt ich Valentina das Stück Palmblatt mit den Dulcia piperata hin, um sie auch kosten zu lassen.
    Das war so gut, da mußte ich unbedingt Borkan auch etwas davon mitbringen.
    "Icarion, kauf bitte noch was davon!" rief ich meinem Ex-Leibsklaven zu, auf das Pfeffergebäck deutend. "Zum Mitnehmen."



    ~ ~ ~


    [Blockierte Grafik: http://imagizer.imageshack.us/a/img40/8946/icarion.jpg| Decimianus Icarion


    Vom Strahlen der Verkäuferin angesteckt, hatte Icarion beinahe ebenso sonnig lächelnd die zwanzig Sesterzen auf den Tisch gezählt. Was für zivile Preise. Und dem Patron hatte es gemundet, so gut dass er nach mehr verlangte. Auch die Leibwächter schienen glücklich, besonders Styrkar, der gerade schon den ersten blankgenagten Knochen wegwarf und gierig nach dem nächsten Rippchen griff.
    Schmunzelnd deutetet der Hispanomauretanier auf das Pfeffergebäck.
    "Also noch ein halbes Dutzend davon bitte, zum Mitnehmen."
    Loukias Speisen.
    "Hast du das gebacken?" erkundigte er sich. Bestimmt, so stolz wie sie sie anpries. "Wo bietest du deine Speisen denn für gewöhnlich an?"
    Es war ja nie verkehrt, etwas zu wissen mit dem man den Patron in Verzückung versetzen konnte.

  • Zitat

    "Salvete ihr beiden!" begrüßte ich sie lächelnd, suchte unwillkürlich mit den Augen nach irgendeinem Detail das sie doch unterschied, konnte aber nichts finden. "Bona Dea, ihr seid ein erstaunlicher Anblick. Gebt ihr mir einen Tipp, wie ich euch unterscheiden kann?"


    …..


    Und die Zwillinge forderte ich fröhlich auf: "Was mögt ihr denn? Sucht euch etwas aus."


    Sila musste sich schon arg ein Kichern verkneifen. Oh man es fiel ihr aber auch verdammt schwer ihr Temperament zu zügeln, aber dann würde wohl ein Blinder mit dem Krückstock erkennen, wer wer war und ganz sooooooooooo einfach wollten es die Zwillinge dann doch nicht machen. So schüttelten beide wie auf Kommando mit einem Grinsen den Kopf.
    Sie hatten sich heute Morgen einfach zu viel Mühe gegeben wirklich mal gleich auszusehen, da wäre es doch schade, dass jetzt schon zu verraten.
    Aber da beide aber auch höflich waren, grüßen sie wie auf Kommando Serapio und seine Begleiter und bedanken sich natürlich auch bei dem Gastgeber für die Einladung, schließlich wollten sie auch einen guten Eindruck hinterlassen.


    Süßigkeiten? Na das musste er den Beiden nicht zwei mal sagen. Schon war es Sila, die ihre Schwester bei der Hand nahm und sie zu eben jene angesprochenen Süßigkeiten zog. Ein paar Datteln suchten sie sich raus. Schließlich wollten sie auch nicht als gierig erscheinen. Auch wenn sie sicher gern noch die ein oder andere Köstlichkeit probiert hätten, übten sich die Zwillinge nun also in Bescheidenheit.



    Sie naschten also ihre Dattel und beobachteten. Ab und an stupste Sila ihre Schwester Pina an und deutete mit dem Kopf zu ihrer Tante. Irgendwann flüsterte sie ihr schließlich ins Ohr. „Meinst du er ist der Grund das sie den Antrag von dem Helvetier nicht angenommen hat?“

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