• Als Lucius aus seiner Unterkunft kam - gehüllt in volle Feldmontur und Pythagoras am Waffengurt - waren die drei Centurionen schon auf der Via Principalis. Auch der Bote stand bei ihnen, sodass er sich direkt informieren konnte:
    "Wie viele Männer haben wir?"
    "Insgesamt 150 Mann."
    gab einer der Centurionen zurück. Das klang dem Petronier aber schon wieder verdächtig rund - er fragte also nochmals
    "Genau?"
    "Nein, genau sind es 147, aber-"
    "Na also, warum nicht gleich! Wie viele Aufständische haben wir?"
    Der Blick ging zu dem Boten.
    "Etwa 200, Subpraefectus!"
    "Etwa? Lässt sich das nicht genauer sagen?"
    "Nein, Subpraefectus. Die Zahl kann sich auch schon wieder verändert haben."
    Der junge Petronier musste zugeben, dass das einleuchtend war. Einer der Centurionen setzte zum Reden an, doch Lucius gebot ihm mit einer Geste zu schweigen - er musste überlegen. Mehr als drei Centurien konnte die Classis nicht kurzfristig entbehren, aber bei 200 ungehobelten Habenichtsen auf den Fremdenmärkten würden 147 gedrillte Milites vermutlich sowieso genügen - da kamen auf einen Miles nur 1,36 Aufständische, also etwa einer mehr pro drei Milites.
    "Wir rücken aus, sobald alle hier sind!"
    entschied er daher schließlich und setzte seinen Helm auf.

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  • Nachdem sie ins Lager zurückgekehrt waren, musste der Subpräfekt genau wie die verwundeten Gefangenen zuerst einmal ins Valetudinarium, wo ein Miles Medicus ihm schmerzhaft aus der Rüstung half und dann feststellte, dass er nur am Arm geprellt war. Zwar biss Lucius tapfer die Zähne zusammen, um nicht auch noch hier Schwäche zu zeigen, der Schmerz besserte seine Laune allerdings nicht unbedingt. Deshalb war es natürlich auch klar, dass er keine Schlinge nahm, um seinen Arm ruhigzustellen.


    Danach machte er sich zum Carcer auf, wo man die un- und leichtverletzten Randalierer bereits eingesperrt hatte - bevor er seinen Bericht schreiben konnte, musste er mehr über die Hintergründe dieser Massenschlägerei erfahren! Als ersten nahm er sich einen breiten Ägypter mit einem ziemlich quadratischen Schädel vor, der nicht sehr intelligent aussah - vielleicht hatte er mit ihm leichteres Spiel.


    So saß er schließlich, den Arm vorsichtig auf die Armlehne gelegt, auf einem Scherenstuhl, flankiert von seinem Scriba und zwei Soldaten, vor sich den Gefangenen mit gefesselten Händen und zwei Wachen.
    "Wie ist dein Name, Ägypter?"
    fragte der Petronier barsch. Der Ägypter würdigte ihn allerdings keines Blickes und machte den Mund nicht auf - was Lucius natürlich wahnsinnig machte! Das würde wohl auch dem Gefangenen nicht entgehen, als er ihn anfuhr:
    "Sperr' die Ohren auf und schau mich an, wenn ich mit dir rede!"
    Aber natürlich ließ der Ägypter sich nicht beeindrucken - ein ziemlich irrationales Verhalten, wie der Subpraefectus befand. Immerhin war er hoffnungslos unterlegen und würde irgendwann brechen... - das kannte Lucius aus eigener Erfahrung, wenn sein Vater ihn wegen irgendetwas verhört hatte. Er musste nur so vorgehen wie der Alte damals: Mit der linken Hand deutete der Subpraefectus auf das Gesicht des Ägypters und wandte sich an den Wächter neben ihm.
    "Gibt ihm eine Ohrfeige!"
    Der Soldat zögerte nur kurz, dann setzte er eine schallende Ohrfeige, die den Ägypter scheinbar überraschte, ihn aber immerhin motivierte, seinen Verhörenden trotzig anzusehen.
    "Wie heißt du, Ägypter?"
    wiederholte Lucius deshalb und bekam diesmal wirklich eine Antwort.
    "Imhotep."
    "Imhotep, du und deine Kumpanen haben sich des Landfriedensbruchs schuldig gemacht."
    Das wusste er noch von Eumenius' Belehrungen.
    "Was war der Hintergrund dieses Aufruhrs auf den Fremdenmärkten?"
    Wieder schwieg Imhotep. Lucius hob die Hand und schlug in die Luft und der Soldat verstand den Wink. Wieder setzte es eine Ohrfeige.
    "Es war kein Aufruhr."
    So viel Trotz machte Lucius nun wirklich wütend. Kurz setzte er zum Aufstehen an, um den Ägypter selbst zu maßregeln - schon das Vorbeugen jagte ihm aber einen Schmerz in seinen Arm, dass er wieder zurücksank und wieder zu dem Soldaten neben dem Gefangenen sah.
    "Schlag ihm in den Magen!"
    Der Soldat gehorchte so, wie Lucius es sich gewünscht hatte - der Ägypter ächzte unter dem Schlag und sank stöhnend in sich zusammen.
    "Bringt ihn auf die Füße!"
    Es war gar nicht so einfach, den massigen Körper des Ägypters wieder hochzukriegen, aber sie waren auch keine Hänflinge, sodass es schließlich gelang.
    "Was war der Hintergrund dieses Aufruhrs auf den Fremdenmärkten?"
    Diesmal war der Ägypter scheinbar nicht bereit zu kooperieren - wahrscheinlich hatte er die irrationale Hoffnung, wenn er nichts zu seinem Verbrechen zugab, auch nicht verurteilt werden zu können. Was für ein Trottel!
    "Haltet ihn fest und du-"
    Er sah zu dem Soldaten an seiner Seite.
    "-schlag' ihm in die Nieren."
    Die Befehle wurden umgesetzt und der Schlag ließ den Ägypter wieder ächzen - Lucius' Augen leuchteten. Eigentlich war er sogar ein bisschen dankbar, dass er einen Grund geliefert bekam, diesen Kerl schon einmal im Vorfeld zu bestrafen!

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  • Es dauerte nicht sehr lange, bis das erste Blut floss - aus dem Mund, d. h. eigentlich von einer aufgeplatzten Lippe. Immer, wenn der Gefangene keine Antwort gab, gab Lucius genaue Anweisungen, wo seine Schergen zuschlagen sollten. Dann beobachtete er die Reaktion - auch wenn der Ägypter sich Mühe gab, das ganze tapfer zu ertragen, gab es doch eindeutige Indizien, dass manche Bereiche mehr schmerzten als andere. Im Grunde war das hier also ein Experiment aus der Praxis...


    Am Ende schwitzte der Miles, der die Rolle des Folterknechts übernommen hatte, Blut aus dem Gesicht des Ägypters war auf den Boden getropft und er redete - wie ein Wasserfall, aber ein wenig lallend, da sich immer wieder Blut in seinem Mund sammelte. Aber insofern war der Petronier ein guter Zuhörer, sodass er immer weiter gehen konnte. Schließlich fasste er zusammen:
    "Dein Name ist also wirklich Imhotep und du gehörst du einer kriminellen Bande namens Söhne des Schu, wobei Schu kein Mann ist, sondern eine Gottheit der Luft. Euer Name rührt daher, dass ihr allgegenwärtig und so schwer zu greifen seid wie dieser Schu."
    Der Petronier zeigte ein freudloses Lächeln - was für ein Aberglaube, seine kriminelle Organisation ausgerechnet nach dem Gott der Luft zu benennen. Was für ein Aberglaube, sie überhaupt nach einer Gottheit zu benennen!
    "Du übernimmst also gelegentlich Aufgaben für diese Organisation, wobei dir eine gewisse Amunet diese Aufträge erteilt. Beispielsweise das Einschüchtern eines Händlers, den Transport von Waren oder ähnliches."
    Wie unlogisch, dass man sich "Söhne des Schu" nannte und dann Frauen aufnahm! Zumal Frauen ja sowieso nicht unbedingt die vertrauenserweckendsten Wesen waren!
    "Gestern hat sie dich also angewiesen, zur Mittagszeit am Poseidonium zu sein, wobei du auf ein paar Bekannte gestoßen bist. Von ihnen kennst du zwar Namen, aber weißt nicht, wo sie wohnen oder so."
    Zu schade - scheinbar war diese Amunet der Schlüssel zu dieser Bande...
    "Worum genau es ging, willst du also nicht wissen - es scheint aber darum gegangen zu sein, Einflussgebiete abzustecken, wobei euer Gegner, der sogenannte Akkadier, in eure Interessensphären eindringt und deshalb in seinem Heimatgebiet - den Fremdenmärkten - getroffen werden sollte. Es kam also dort zur Provokation, die Freunde des Akkadier haben sich gewehrt und es kam zu der benannten Massenschlägerei mit etwa zweihundert Beteiligten."
    Lucius hatte nie darüber nachgedacht, dass Kriminelle auch quasi-militärische Organisationen waren, die Strategien verfolgen und Söldner werben mussten - eigentlich auch kein uninteressantes Geschäft, wenn man darüber nachdachte. Aber natürlich der Feind, solange er die Uniform des Kaisers trug! Also weiter:
    "So viel zum heutigen Tag. Du hast außerdem zugegeben, vor etwa einem Jahr einen wehrlosen Griechen hinterrücks ermordet zu haben, außerdem mehrfach unbescholtene Bürger terrorisiert zu haben, Körperverletzung in mehreren Fällen und dein Geld in schlechten Zeiten mit Raubüberfällen in Rhakotis zu verdienen. Ist das alles korrekt?"
    Imhoteps Gesicht begann schon anzuschwellen, was ihm mit seinem massigen Körper ein monsterhaftes Aussehen verlieh. Er nickte schweigend.
    "Wunderbar! Dann muss ich dir leider mitteilen, dass du diesen Carcer wohl niemals wieder als freier Mann verlassen wirst. Aber für heute haben wir genug."
    Er sah zu den beiden Soldaten, die Imhotep jetzt permanent stützen mussten und sie verstanden. Der Gefangene wurde hinausgeschleift und es war Zeit für den Nächsten...

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