Metalla concisa | Die Reise nach Populonia

  • Eine beachtliche Entourage präsentierte sich den Reisenden auf der Via Aurelia, welche von Roma aus in die nördlichen Gefilde des Reiches führte. Die Straße war vor mehr als drei Saecula durch einen aurelischen Censor erbaut worden und führte doch noch immer gemächlich und nicht ohne landschaftlichen Reiz an der Küste des Tyrrhenischen Meeres entlang, ohne dass Berge oder Hügel sie in größerem Maße disturbierten, weshalb sie insonderheit unter den Spediteuren, welche die gewaltigen Mengen an Gütern zur Versorgung der Urbs auf Ochsenkarren aus Gallia Cisalpina und den gallisch-germanischen Provinzen nach Roma transportierten, große Beliebtheit genoss. Jene Karawanen aus Vieh und Gütern nun erblickten an diesem Tage einen Jüngling hoch zu Ross, gehüllt in einen leuchtend roten Reisemantel von exquisiter Qualität, geleitet von einer Schar Milites der Cohortes Urbanae und einem kleinen Tross von Sklaven, welche ihm seine Notdurft an Kleidung und Objekten des täglichen Bedarfs auf zwei Packeseln transportierten.


    Manius Flavius Gracchus Minor, Tresvir auro argento aere flando feriundo, war auf dem Wege nach Populonia, wo nicht lange zuvor eine Kupfermine war in sich zusammengestürzt, sodass nun einer mit der Prägung betrauten subalternen Magistrate war genötigt, den Schaden persönlich zu inspizieren. Ob des Umstandes, dass der junge Flavius seinem Amt nur mit Widerwillen nachging und mitnichten sich geneigt erzeigte, die Kontexte seines Metiers intensiver zu erforschen, war es ein Glück, dass der umsichtige Heracles, der Optio et Exactor Auri Argenti Aeris, ihm einen seiner Dispensatores, welcher den klangvollen Namen Avarus trug, hatte beigegeben, doch war dem Jüngling überaus rasch bewusst geworden, dass jener dröge Schreiberling keinerlei Esprit sein Eigen nannte und lediglich ein Interesse für Zahlenkolonnen und Statistiken hegte, was ihn als exquisiten Rechnungsführer, indessen miserablen Gesprächspartner qualifizierte. Folglich hatte Manius Minor, dem zudem bereits jedwede Befassung mit Zahlen aufs höchste degoutierte, überaus rasch den Beschluss gefasst, auf Avarus' Gesellschaft zu verzichten.
    Dennoch erwies sich der Tag im Sattel als überaus ennuyant, denn obschon er sich in jenen erquicklichen Herbsttage durchaus bisweilen an der Schönheit der gefärbten Blätter und stillen Weiden zur Rechten und dem unvermindert strahlenden Meer zur Rechten zu erfreuen vermochte, so verlangte es ihn doch bisweilen nach einem Gespräch und da sein geliebter Patrokolos ihnen war voraus geeilt, um eine Unterkunft für die Nacht zu bereiten, so verblieb lediglich einer der Soldaten, welcher in seiner Nähe den Marsch verfolgte:
    "Welch herrlicher Tag!"
    , thematisierte er unbefangen in Ermangelung eines adäquaten Sujuts die meteorologischen Verhältnisse und blickte hinüber zu dem Miles.

  • Peticus fühlte sich großartig, wärend er schweigend neben dem Ross des Knaben herschritt.
    Er Peticus fühlte sich kampfbereit und träumte, beim Gehen, so vor sich hin von Straßenräubern und ähnlichem lichtscheuen Gesindel, welche er besiegte. Das ertönt die Stimme des Minor. So lausche und vernahm er "Welch herrlicher Tag!"
    Peticus schreckte aus seinem Tagtraum. " O ja Du hast Recht, es ist ein wirklich herrlicher Herbsttag." Er vernahm den Blick auf sich und nickte Minor freundlich zu.
    " Warst Du schon einmal in der Gegend?" frage er unbefangen.

  • Der Jüngling blickte hinaus auf das Blau des Meeres, welches definitiv nicht zu seinen favorisierten Elementen war zu zählen. Er wandte seinen Blick zur der friedlichen italischen Landschaft, jenen Weiden, welche an nahezu jedem Flecken des Landes waren zu erblicken. Beinahe vermeinte er, auf dieser Straße bereits gewandelt zu sein, da doch nicht weniges ihn an seine letzte Reise den Stiefelschaft hinab gewahrte, doch war ihm selbstredend wohlbewusst, dass damals nicht die Via Aurelia, sondern eine östlichere Route ihn in die Urbs zurück hatte geführt.
    "Nein, jedoch führt eine similäre Straße hinab zum Golf von Neapolis, wo ich diverse Male meinen Oheim besuchte. Die Via Appia."
    In der Tat wies sie auf dem Stück ab Formiae weitaus größere Ähnlichkeit zu der hiesigen Situation auf.
    "Hast du diese Straße auf deinem Weg von Germania hierher passiert?"
    Selbstredend vermochte der junge Flavius zu memorieren, dass er mit eben jenem Miles erneut Unterredung hielt, welcher sich nicht lediglich als vom Stamme der Germanici, sondern ebenso aus dem Lande des korrespondierenden Volkes stammend hatte offenbart.

  • Peticus lächelte , denn er erinnerte sich an seine Reise.
    " Die Via Appia , ja ich habe die Strasse seiner Zeit passiert." Das es ein Ochsenkarren war, mit der sie die Strase beführen verschwieg erlieber.Der Weg von Germanien war beschwelich genug gewesen.
    "Es war ein sehr ,sehr langer und beschwelicher Weg bis nach Rom."
    Peticus ärgerte insgeheim das er sich kein Maultier hatte geben lassen, ein Pferd stand ihm nicht zu , aber ein Maultier wäre wohl drin gewesen. So musste er nun denweg zu Fuß abmessen.

  • "Oh, du meinst wohl die Via Aurelia."
    , korrigierte Manius Minor intuitiv, da er ja eben nach jener hatte gefragt und die Via Appia sich erst von Roma an ihren Weg den Stiefel abwärts bahnte, um an seiner Spitze in der Hafenstadt Brundisium zum Ende zu gelangen.
    Ein wenig genierlich erschien es ihm doch, seinen Opponenten bereits zu Beginn korrigiert zu haben, da doch er schlichtweg sich das Seine zu denken vermocht hätte, anstatt neuerlich altklug zu erscheinen. Indessen waren die Worte gesprochen und so beschloss er, in ein Sujet zu wechseln, in welchem sein Trabant mehr zu berichten würde wissen und er selbst in Unkenntnis zu lauschen würde genötigt sein:
    "Woher genau aus Germania stammtest du noch gleich?"
    Der Jüngling vermochte nicht zu memorieren, ob der Miles ihm einst seine Heimstatt hatte genannt.

  • Sim-Off:

    Um jener Exkursion einen winzigen Impuls zu verleihen, führe ich uns nunmehr zum Ziel. Selbstredend wäre ich durchaus geneigt, unsere Unterredung fortzuführen, was doch dank der Zitieren-Funktion des Forums glänzend zu bewerkstelligen sein wird.


    Populonia war eher zu die kleineren unter den Landstädtchen Italias zu rechnen, welche Manius Minor in seinen bisherigen Exkursionen aus der Urbs hatte visitiert, selbst sein langjähriges Exil Cremona übertraf es deutlich an Größe. Indessen war es überaus attraktiv gelegen, thronend auf einem Hügel direkt an der Küste, flankiert von saftigen Wäldern auf der einen, imposanten Grabmälern auf der anderen Seite, welche beinahe sich bis hinab zur Via Aurelia und einer Bucht zogen, an der augenscheinlich sämtliche unansehnlichen Gewerbe jener Region, namentlich der Hafen sowie die Gießereien, sich kauerten gleich ungeliebten, missgestalteten Kindern der glänzenden Zitadelle, und das ultramarine Meer durch den schwarzen Qualm ihrer Öfen befleckten.
    "Ich vernahm, dies wäre der einzige Hafen der Etrusker!"
    , gab der flavische Jüngling eine Scherbe randomisierter Information zum Besten und ließ sein Pferd innehalten. Jene grässliche Verunstaltung dieser vortrefflichen Landschaft durch die begierige Emsigkeit der Metallurgen und Mineure schien aufs neue zu konfirmieren, welch bedenkliche Früchte die unerschöpfliche Begierde nach Reichtum zeitigte. Patrokolos hingegen entgingen dergestalt philosophische Erwägungen, vielmehr kommentierte er:
    "Tatsächlich? Der Hafen wirkt so neu. Unglaublich, dass er schon seit Jahrhunderten in Gebrauch ist!"
    Die Inkredibilität jenes Faktums mochte dem gelehrten Lauscher weitaus restringierter erscheinen als jenen beiden, welche der Vorlieben historischer Siedlungsgründer und der dem schnöden Broterwerb Verpflichteter zur Gänze unwissend waren, doch musste auch der junge Flavius, der die archaischen Zeiten der Etrusker niemals mit Handwerkern und Industrien assoziierte, sehr wohl indessen mit schimmernden Rüstungen und trutzigen Festungen, dem Erstaunen seines Dieners beipflichten.
    "Ich frage mich, ob hier noch immer die Etrusker regieren. Lasst uns gehen und es herausfinden."
    Mit jenen Worten trieb der Jüngling aufs Neue sein Pferd an und lenkte es auf die Abzweigung der Via Aurelia, welche zwischen Grabmälern hindurch hinauf zu der Oberstadt sich wand.

  • "Sieh nur, was für gewaltige Grabanlagen!"
    , bemerkte Patrokolos, als sie eine Felswand passierten, in die die wohl vor Jahrhunderten die Bewohner jener Region Fenster und Räume, zweifelsohne zur Verwahrung der Toten hatten geschlagen, nachdem zuvor auf einem Gräberfeld steinerne Sarkophage hatten dominiert, diw nicht nach römischer Sitte in separaten Gruften, sondern vielmehr similär als Monumente unter freiem Himmel fungierten.
    "Augenscheinlich sind die Populonier durch das Graben von Minen noch nicht saturiert."
    , vermerkte Manius Minor mit einem sublimen Lächeln auf den Lippen, ehe seine Miene aufs Neue sich versteinerte, da doch dieser Friedhof ihn (wie schon die Mausolea an den Ausfallstraßen Romas) ihn seiner toten Anverwandten gewahrten, insonderheit seiner geliebten Mutter. Obschon sie nun schon viele Jahre war verstorben, ja ihn Epikur gemahnte, dass die Toten schlicht zu Staub zerfielen und weder Bewusstsein, noch Interesse mehr besaßen und folglich auch weder zu beklagen, noch zu verehren waren, ja er deshalb sich geboten hatte, das flavische Mausoleum niemals wieder aufzusuchen, um den ridikulösen Totenkult zu praktizieren, so war er doch genötigt zu konzedieren, dass er sie noch immer vermisste und ihr Fehlen als einen Schmerz verspürte, den auch die Lektüre über den großen Weisen nicht zu kalmieren vermochte. Sehr wohl hingegen eine hinreichende Menge an Opium, nach der es ihn schlagartig aufs Höchste gelüstete.
    "Eilen wir uns. Die Destination ist nahe!"
    , spornte er daher seine Gefährten an und trieb das Pferd voran, den Gräbern als Symbol der Reminiszenz seiner Mutter entfliehend und hinauf strebend, wo die erhabene Lage der Gefilde der Lebenden zweifelsohne einen lustgewährenden Blick über das Meer offerierte.

  • Die Nacht verbrachte Manius Minor im Hause des Tiberius Aquilianus Privatus, kaiserlicher Freigelassener und seit wenigen Jahren kaiserlicher Procurator für die Minen um Populonia, welcher anlässlich des hohen Besuches aus Roma eine Cena initiierte, auf welcher neben den beiden Duumviri des Städtleins, welche überaus servil sich gerierten und damit bei dem jungen Flavius die Impression von Speichelleckern hinterließen, welche augenscheinlich verhofften, sich durch ihre Verbindlichkeit Fürsprecher für sich und ihre Stadt durch den consularen Gracchen zu erwerben. Der jüngere Gracchus mochte darüber im Stillen sich amüsieren, da doch die Relation ihrer beider soeben nicht war geeignet, durch Minor den Maior in irgend gearteter Weise zu motivieren, doch im Laufe des Abends erwiesen sich die Schmeicheleien und das betonte Interesse der beiden Magistrate als überaus ennuyant, sodass der nüchterne Procurator sich gar als Retter in der Not erwies, obwohl seine Reflexionen über die Kapazitäten der Bergwerke keineswegs größeres Interesse bei dem Jüngling zu erwecken vermochten.


    Infolgedessen ging der junge Flavius entgegen seiner Gewohnheit zeitig zu Bett, genehmigte sich noch einen Schlummertrunk aus den Früchten des Morpheus und entfleuchte dergestalt berauscht in dessen Reich. Am nächsten Morgen sodann war der Zeitpunkt gekommen, die Minen selbst in Augenschein zu nehmen, wofür der Procurator ihn zeitig ließ erwecken. Gemeinsam ging es dann hoch zu Ross erneut bergab in Richtung des Hafens, um sodann sich östlich zu wenden und die abgeholzte Ebene, deren einstmals prächtiger Bewuchs zweifelsohne den Metallschmelzen am populonesischen Hafen war zum Opfer gefallen, zu durchqueren und die Berge zu avisieren.
    "Was ist jene Rauchsäule dort auf dem Meer? Ein Schiffsbrand?"
    , fragte der junge Flavius kurz nachdem sie die Tore der Stadt passiert hatten, und er eine Rauchentwicklung an jener Stelle entdeckte, wo hinter dem sichtbaren Pinienwäldlein seinem Dafürhalten das Meer sich musste befinden.
    "Nein, das sind die Eisenschmelzen von Ilva. Die Insel hat ebenfalls zahlreiche Bergwerke und Eisenschmelzen. Die Griechen nennen sie Aithalia deshalb, die Rußige."
    Selbstredend hätte der junge Flavius jene Vokabel auch selbst zu dechiffrieren vermocht, da er doch in Kindertagen stets im Hellenischen mit seinen Ammen und auch dem greisen Artaxias hatte parliert, sodann jüngst gar geraume Zeit in Alexandreia hatte verbracht. Doch hatte er zu konzedieren, dass jene Terminologie überaus adäquat war für diese Insel und lediglich die Impression ihrer Hässlichkeit von Ferne unterstützte, sodass es ihn nicht im geringsten gelüstete, sie zu visitieren. Doch ebenso wenig war er geneigt, sich weiterhin mit jenem seelenlosen Eiland zu befassen, welches wie so vieles in den ehernen Griff der menschlichen Gier war geraten.
    "Dann lasst uns dankbar sein, dass jenes Desaster sich nicht auf jener Insel zugetragen hat."
    Er blickte hinab zu den Milites, welche neuerlich zu Fuß mit den Pferden der Administratoren Schritt zu halten hatten. Welch glücklicher Wink des Zufalls, dass ihre Position nicht vertauscht war und er die Vorzüge des aristokratischen Daseins genießen durfte, anstatt wie ein Sklave sich den Schlägen und Instruktionen eines Offizieres zu beugen!

  • Schon von weitem war die Mine identifikabel, da in einem beachtlichen Radius um selbige der Pinienwald gerodet war und damit einen unverstellten Blick auf die Anlage offerierte, deren zahlreiche Baracken weitaus augenfälliger erschienen als die sinistren, von hölzernen Balken gestützten Portale in die Finsternis, in welcher für gewöhnlich ein Heer von Sklaven dem Berg das edle Metall abtrutzte.
    Doch nichts erweckte den Anschein, als sei hier ein erschröcklicher Unfall geschehen, als sei der Berg über jenem verborgenen Schatzhort zusammengebrochen und habe eine erkleckliche Zahl an Arbeitern und Sklaven unter sich begraben. Denn noch immer schleppten nackte, sehnige Gestalten Körbe und Tragen mit Material aus dem Berg, wuchteten Gesteinsbrocken auf Gesteinshügel und kehrten wieder zurück in die Finsternis.


    Als Manius Minor und der Procurator endlich an die erste Baracke gelangten, dauerte es nur einen Augenschlag, ehe ein dicklicher, mangelhaft rasierter Glatzkopf in einer schlichten Tunica herantrat, um sie zu empfangen.
    "Darf ich vorstellen? Carbonius, der Publicanus dieser Mine."
    , introduzierte ihn der Procurator.
    "Ave, Carbonius. Mein Name ist Manius Flavius Gracchus Minor, Tresvir monetalis."
    , ließ der junge Flavius vernehmen, woraufhin Aquilianus weiter explizierte:
    "Er ist hier um den Schaden an deiner Mine zu inspizieren."
    "Und das verbliebene Erz mit nach Roma zu nehmen."
    , addierte schlussendlich wieder der Jüngling und Carbonius nickte.
    "Salve, Tresvir Flavius. Willkommen in meinem Betrieb."
    Der Publicanus klang freudlos und matt, doch ergriff er beherzt die Zügel des Pferdes und übernahm bereitwillig den Strator-Dienst für den Tresvir.
    "Ich kann euch gerne die Mine zeigen. Wir haben den vorderen Teil inzwischen so weit abgestützt, dass man gefahrlos hinein gehen kann. Jetzt fangen wir an das Geröll abzutragen, um wieder an die Erzader zu kommen."
    Augenscheinlich nahm jener knappe Rapport Bezug auf frühere Vermeldungen an den Procurator, der in der Tat geschäftig nickte, doch auch der flavische Jüngling vermochte aus jenen Worten die Lage, welche inzwischen augenscheinlich weitaus besser erschien als in den Briefen in Roma, approximabel zu erfassen.
    "Also möchtest du die Mine weiter nutzen?"
    , fragte Aquilianus, woraufhin Carbonius erstarrte und damit auch das Pferd zum stehen brachte, sich zu dem Procurator umwandte und lauernd ihn fixierte.
    "Habe ich eine Wahl? Ich habe auf diese Ader gesetzt, was anderes werde ich in diesem Berg kaum finden!"
    Manius Minor gedachte der Ratschläge Epikurs: Eines Tages erwartete einen jeden, welcher den Becher der Gier ansetzte, final der bittere Grund. Carbonius' Spekulationen waren in demselben Maße gescheitert wie die Hoffnungen seines Vaters auf das Glück inmitten der Pflicht. Das öffentliche Leben bot eben doch nichts weiter als Mühsal und Frustration.

  • [quote]Original von Manius Flavius Gracchus Minor


    "Woher genau aus Germania stammtest du noch gleich?"[quote]



    Peticus , drehte leicht den Kopf und antwortete.
    "Colonia Claudia Ara Agrippinensium, wenn es beliebt, ich kenne auch Beda Victus und Augusta Treverorum."
    Nach dem er geantwortete hatte, konzentrierte er sich wieder auf den Weg und dessen Sicherung.

  • Endlich waren sie und das unbeschadet in Populonia angekommen.
    Auf die Frage Minors ob es hier noch Etrusker gäbe antwortete Peticus, "Vereinzelt trifft man sie noch an. Meisten sind es Sklaven."
    Nach dem Wortwechsel begab man sich in die Oberstadt. eilen durchquerte man das Gräberfeld.
    Man nährte sich der Miene, doch nichts erweckte den Anschein, als sei hier ein schrecklicher Unfall geschehen,denn noch immer war sie in Betrieb.
    Manius Minor und der Procurator ebegaben sich zur ersten Baracke, in der sich ein dicker glatzköpfiger Kerl aufhielt. Peticus folgte een beiden,zur Sicherheit.

  • Zitat

    Original von Nero Germanicus Peticus
    Peticus , drehte leicht den Kopf und antwortete.
    "Colonia Claudia Ara Agrippinensium, wenn es beliebt, ich kenne auch Beda Victus und Augusta Treverorum."
    Nach dem er geantwortete hatte, konzentrierte er sich wieder auf den Weg und dessen Sicherung.


    "Oh, dies beliebt durchaus! Mein Onkel Flavius Aristides diente auch eine Weile in der Colonia und erlernte dort das Kriegshandwerk!"
    , erwiderte Manius Minor, der mit den übrigen Namen nichts zu verbinden vermochte.
    "Womöglich diente er sogar unter deinem Vater. Sagtest du nicht, er sei ein Offizier gewesen?
    Mein Onkel begann nämlich, dem Usus jener Zeit gemäß, als simpler Tiro und diente sodann ex caligae sich zum Offizier hinauf."

    Selbstredend memorierte er die Kriegsgeschichten seines Onkels, welche Serenus und ihn gleichermaßen während seiner Kindheit in Roma und später auf zahllosen Besuchen in Baiae in ihren Bann hatten gezogen. Und hatte ihm einstmals, als er nicht nur korporal, sondern auch philosophisch ein Knabe war gewesen, der Umstand als ein Makel gegolten, dass einer seiner Anverwandten nicht stets in führender Position dem Staate hatte gedient, so vermochte er nun, da ihm bewusst war geworden, dass lediglich leere Meinungen die Menschen nach Stand, Ordo und Rang differenzierten, dies geradezu als respektable Begebenheit zu ponderieren (obschon ihm nun ganz grundsätzlich nicht mehr einleuchtete, warum man sich dazu sollte herablassen, seine Freiheit und Lust durch Befehle oder gar die viehische Knute beschränken zu lassen).
    "Onkel Aristides focht später in Parthia."
    Nicht wenige jener hoffnungsvollen Rekruten, die sich in jene fernen Lande hatten einschiffen lassen, waren niemals zurückgekehrt, hatten den Tod oder schlimmer Verwundung und chronischen Schmerz gefunden. Dies waren die Resultate jenes giftigen Ehrgeizes, welcher einen Mann zum Krieger statt zum Philosophen machte!
    "Glaubst du, eines Tages ebenfalls an einem Feldzug partizipieren zu müssen?"

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Augenscheinlich nahm jener knappe Rapport Bezug auf frühere Vermeldungen an den Procurator, der in der Tat geschäftig nickte, doch auch der flavische Jüngling vermochte aus jenen Worten die Lage, welche inzwischen augenscheinlich weitaus besser erschien als in den Briefen in Roma, approximabel zu erfassen.
    "Also möchtest du die Mine weiter nutzen?"
    , fragte Aquilianus, woraufhin Carbonius erstarrte und damit auch das Pferd zum stehen brachte, sich zu dem Procurator umwandte und lauernd ihn fixierte.
    "Habe ich eine Wahl? Ich habe auf diese Ader gesetzt, was anderes werde ich in diesem Berg kaum finden!"
    Manius Minor gedachte der Ratschläge Epikurs: Eines Tages erwartete einen jeden, welcher den Becher der Gier ansetzte, final der bittere Grund. Carbonius' Spekulationen waren in demselben Maße gescheitert wie die Hoffnungen seines Vaters auf das Glück inmitten der Pflicht. Das öffentliche Leben bot eben doch nichts weiter als Mühsal und Frustration.


    Zitat

    Original von Nero Germanicus Peticus
    Man nährte sich der Miene, doch nichts erweckte den Anschein, als sei hier ein schrecklicher Unfall geschehen,denn noch immer war sie in Betrieb.
    Manius Minor und der Procurator ebegaben sich zur ersten Baracke, in der sich ein dicker glatzköpfiger Kerl aufhielt. Peticus folgte den beiden,zur Sicherheit.


    Ehe noch jene hochmütigen Gedanken waren vollendet, passierten sie eine Grube. In jener lagen, kreuz und quer verteilt, zahlreiche Leichen, bisweilen mit zerschmetterten Gliedern, sämtliche mit toten Augen, verklebten Bärten und ausgezehrten Leibern, deplorabel zu betrachten. Als Manius Minor sie erblickte, erweckten sie umgehend abhorreszierliche Reminiszenzen an seine Träume von jener unsäglichen Flucht, in welchen similäre Häupter zum Leben erwachten, um ihn mit sich ins Totenreich zu zerren. Rasch wandte er den Blick ab und streifte dabei den des Miles Germanicus, mit welchem er nun bereits diverse Male das Zwiegespräch gehalten hatte. Geradehin hilfesuchend fixierte er das verschwommene Antlitz jenes Jünglings, der ihn an Jahren kaum überragte, doch aus so gänzlich differentem Holz war geschnitzt als er selbst und somit ihm gewissermaßen als Schutz selbst vor den Untoten eine gewisse Hoffnung einflößte.
    Dessenungeachtet fuhr Carbonius mit seinem Bericht fort, als handele es sich bei jenen zerschlagenen Gestalten um nichts anderes als zerbrochene Werkzeuge oder geborstenes Geschirr:
    "Ich habe fast die komplette Schicht meiner Sklaven verloren. Ein Großteil wird aber auch noch vermisst. Einige Arbeiter behaupten auch, dass hinter dem Schutt noch Stimmen hört. Vielleicht sind auch ein paar verschüttet, aber ich rechne nicht mehr damit, sie lebend zu finden."
    Endlich erreichten sie den Platz vor dem Eingang der Grube, wo die Sklaven geschäftig einen Gesteinshaufen auftürmten, wie sich nun ließ erkennen, stets unter den Argusaugen von Aufsehern, welche durch das Tragen von Tunicae und das Führen von Stäben gleich denen eines centurionischen Vitis klar von den Arbeitern differierten.
    "Ich hoffe, dass nicht die gesamte Grube eingestürzt ist. Das Ding ist fast hundert Jahre alt, da würden wir eine verdammt lange Zeit graben müssen, bevor wir wieder auf die Ader stoßen."
    "Das wollen wir auch hoffen. Diese Mine war die ergiebigste in meinem gesamten Amtsbezirk."
    , fügte Aquilianus an und erwiderte den fragenden Blick des jungen Flavius.
    "Wenn ihr wollt, könnt ihr die Lage unter Tage auch direkt anschauen."
    Nach dem Anblick der zerschlagenen Leiber wankte Manius Minors Entschlossenheit, nun auch noch die Finsternis zu suchen, doch der Procurator entschied, ehe er einen Vorwand einzuwenden vermochte und nickte. Carbonius wandte sich um.
    "Lupus, komm und nimm die Pferde!"
    , rief er einen der Vorarbeiter herbei, welcher beflissen die Befehle des Publicanus befolgte, die Zügel des flavischen Rosses übernahm und damit dem Jüngling, wie gewöhnlich assistiert durch Patrokolos, den Abstieg erleichterte. Aquilianus hingegen sprang ohne Hilfe vom Pferd und so standen die drei Administratoren kurz darauf an der Pforte des Bergwerks. Carbonius griff routiniert in eine Anzahl parat stehender Lampen, illuminierte diese an einer dortig platzierten Kerze und reichte sie an Manius Minor, den Procurator und ihre Begleiter weiter. Ein wenig unschlüssig akzeptierte der junge Flavius diese, um sodann sie Patrokolos weiterzureichen.
    "Jeder sollte seine eigene Lampe nehmen! Da drin ist es ziemlich duster!"
    , intervenierte Carbonius, woraufhin er sein Leuchtmittel wieder an sich nahm, während Patrokolos sein eigenes erhielt und mit dem applizierten Lederband selbiges sich um den Hals hängte. Der Jüngling tat es ihm gleich (nun erst wurde ihm gewahr, dass auch die Arbeiter, welche den Schacht betraten, stets sich in Routine eine dergestalte Leuchte umhängten, was sie dank der Tragegestelle auf dem Rücken auch nicht sonderlich disturbierte.

  • Ein wenig erweckte jene eigenartige Halszier Remineszenzen an die Bulla, welcher Manius Minor vor Jahren bereits hatte abgelegt, obschon selbstredend die Laterne sowohl an Gewicht, als auch in ihrer Form von dem güldenen Medaillon, den Knaben in abergläubischer Attitüde zu tragen hatten differierte. Indessen erschien jener Anhänger jedoch weitaus gefährlicher, denn obschon die Flamme der Öllampe in einem hölzernen Gehäuse war fixiert, so ängstigte den Jüngling doch der Umstand, ein offenes Licht vor seiner edlen, doch zweifelsohne überaus brandfähigen Tunica zu tragen, respektive mit seinem Chlamys in jenes Feuer zu geraten und somit in Brand zu geraten.


    Jene inkommoden Gedanken wurden jedoch gestört, als mit einem Male ein Aufschrei war zu vernehmen, sodass der junge Flavius vor Schreck zusammenzuckte und panisch um sich blickte. Das Wiehern seines Pferdes, soeben noch am Zügel des Aufsehers, ließ ihn die Situation fokussieren: Auf dem Rücken des steigenden Tieres saß ein gänzlich Entblößter, augenscheinlich einer jener miserablen Sklaven, welche soeben noch Schutt aus der Mine hatten transportiert. Der Aufseher lag auf der Erde, niedergestreckt von einem blutüberströmten Stein, welcher eine Schädeldecke augenscheinlich hatte perforiert.
    "Bleib' stehen!"
    , brüllte Carbonius und hob warnend die Hände, doch selbstredend zeigte der mörderische Sklave sich kaum motiviert, von jenem augenscheinlich spontanen Plane abzulassen, dessen Umsetzung er weiter verfolgte:
    "Heia!"
    , rief er seinem Reittier mit krächzender Stimme zu, riss die Zügel herum und trieb das dickliche Tier an, seinen Weg über die Straße zu nehmen, hindurch zwischen den Baracken und den vor Erschrecken zu Salzsäulen erstarrten Arbeitern.


    Der Tresvir tat es jenen Gestalten gleich, inkapabel zu einer adäquaten Reaktion, blickte fragend in die Augen seiner Begleiter und blieb am Blick des Germanicus hängen. Zwei Aufseher eilten endlich dem Flüchtling hinterher, während das nun ebenfalls ledige Tier des Procurators nervös hin- und hertänzelte, nicht zuletzt derangiert durch den Bergwerkseigner, welcher seine Stimme wiedergefunden hatte:
    "Auf ihn!"

  • Peticus hörte Pferdegetrappel, ein dumpfen Fall und den Minor schreien. Da sprengte auch schon ein Pferd an ihm vorbei, oben drauf ein Sklave. Zwei Aufseher rannten hinterdrein.
    Peticus erholte sich schnell von dem Schreck, ohne auf Minor zu achten oder sich nach ihm umzuschauen rannte er dem Sklaven nach. Er zog das Gladus und lief in die Richtung, die der Sklave mit dem Pferd genommen hatte. Er sah ihn, inzwischen war der Stein, einer Heugabel gewichen, mit der sich der Sklave die beiden Aufseher vom Leib hielt.
    Peticus hörte hinter sich ein Schnaufen und wusste der Minor ward erschienen. Er rannte in Richtung des Sklaven, das Gladus in der Hand und brüllte " Ergib Dich Elender. Dein Tod ist Dir eh gewiss, fragt sich nur ob Du es einfach oder schwer haben willst." Mit diesen Worten stieß er die Aufseher beiseite und stürzte auf den Sklaven, mit dem ersten Hiebt schlug er ihm die Zinken von der ehemaligen Heugabel. Was Peticus verblüffte der Hund von Sklaven konnte mit dem übrig gebliebenen Stock recht gut kämpfen.
    Mehrmals musste Peticus Stöße und Schläge parieren, bis er mit einen kräftigem Hieb den Stock in zwei Hälften zerteilte und mit einem weiteren Hieb, dem Leben des unbotmäßigen Sklaven ein Ende setzte. "Schafft das weg" knurrte er die Aufseher an und begab sich zu seinen Schützling.
    "Manius Flavius Gracchus Minor, ich freue mich Dich wohlauf zusehen, war ich doch in Sorge um Dein Wohlergehen, der Hund von einem entlaufenen Sklaven ist tot."

  • Mitnichten war dem jungen Flavius jener Aufschrei entfleucht, den Peticus hatte vernommen, obschon jener Augenschlag des Schreckens zweifelsohne auch ihm einen solchen hätte entlocken können. Gebannt verfolgte der Jüngling, wie die zwei der Aufseher zu Fuß die Verfolgung seines Rosses aufnahmen und, horribile dictu, selbiges in der Tat einholten, was zweifelsohne den miserablen equestrischen Qualitäten des flüchtigen Sklaven war geschuldet, dessen Kapazitäten, wie nicht viel später darauf würde zu erkennen sein, auf anderem Felde lagen.


    Indessen gelang es den Aufsehern nicht lediglich, den Flüchtigen zu stellen, sondern ihn gar, beständig seinen Hieben und hektischen Tritten ausweichend, aus dem Sattel rissen, sodass er im hohen Bogen in einen am Wegesrand befindlichen Heuhaufen, welcher dort zur Speisung der Zugochsen war positioniert, stürzte. Deplorablerweise fand sich inmitten von diesem auch eine Heugabel, nach welcher der Sklave nunmehrig griff, um dem Schicksal neuerlicher Gefangenschaft doch noch zu entgehen.


    Nun erst registrierte Manius Minor den Germanicus, welcher seinerseits sich der Szenerie näherte, ja geradezu gleich einer unaufhaltsamen Lawine heranrollte. Und gleich seinem metaphorischen Bilde stieß er achtlos jene lauernden Supervisoren beiseite, welche ihren Fang soeben noch ein wenig unschlüssig belagert hatten. Der Miles hingegen präsentierte sich als Mann der Tat statt des Wortes und initiierte ein Gefecht größter Vehemenz. Obschon der Sklave einiges Geschick zum Besten und kundig zahllose Schläge des germanicischen Gladius parierte, so erwies doch spätestens die inferiore Qualität seiner zweifelsohne morschen Waffe ihn als den Unterlegenen, als die Klinge des Schwertes nicht lediglich einen jener sich verjüngenden Zinken, sondern zuletzt gar den Schaft entzwei hackte.
    Gebannt verfolgte der junge Flavius jenes Duell, welches allzu große Parallelen mit einem Gladiatorenkampf aufwies, zumal die Bewaffnung des Gladiusträger gegen die Stange exakt der klassischen Paarung eines Murmillo gegen einen Retiarius entsprach (obschon der Sklave selbstredend kein Netz, ja noch nicht einmal einen Dreizack sein Eigen nennen konnte). Jene Similität indessen ließ Manius Minor rasch die Unterlegenheit des überaus defensiv und unbeweglich fechtenden Sklaven erkennen, welchen zuletzt sein Schicksal ereilte: Bar jeder Gnade rammte der Germanicus sein Schwert in den Leib des nackten Sklaven, um sodann voller Kaltblütigkeit sich abzuwenden.


    Nun erst löste sich der Stupor des Publikums und alles strömte zu jenem Heuhaufen, in dem jener Sklave lag, der soeben noch einen Tropfen des Trunkes der Freiheit hatte gekostet und nunmehr gurgelnd an seinem eigenen Blut erstickte. Auch Manius Minor schritt mechanisch auf die Szenerie zu, den Blick starr auf den von scharlachrotem Blut gezierten, im Todeskampf zuckenden Leib gerichtet, dessen gräueliches Dahinscheiden keine philosophische Theorie von Ataraxie und Atomismus zu beschönigen vermochte. Erst Peticus' Anrede richtete seine Appetenz somit weg von jenem degoutierlichen Anblick und hin auf den augenscheinlich unbeeindruckten Miles vor ihm. Das soeben Erlebte hatte ihn erblassen lassen und noch immer waren Schreck und Abscheu ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als er erwiderte:
    "Mir scheint, ich war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr."
    Nicht selten eskortierten Custodes Corporis die flavischen Herrschaften durch die insonderheit nächtens überaus gefährlichen Straßen Roms. Dennoch war der Jüngling niemals Zeuge eines Kampfes geworden, hatte der Kampf auf Leben und Tod nur in der Ferne der Arena sich abgespielt, wo er seltsam distanziert, ja geradehin irreal erschien. Jener Germanicus war der erste, welcher für ihn die Klinge hatte gekreuzt, obschon es ihm keineswegs notwenig war erschienen, da der Sklave ja nicht den Tod seiner Herren, sondern unzweideutig die Freiheit im Sinne gehabt hatte, was die Gefühle des Manius Minors gegen den Germanicus zwischen Anerkennung ob jenes Mutes und Abscheu ob jener mörderischen Routiniertheit ließ schwanken.
    Ehe er hingegen ein weiteres Wort zu sprechen vermochte, traten auch Carbonius, der Besitzer der Mine, und Aquilianus, der kaiserliche Procurator, hinzu.:
    "Blitzschnell reagiert! Ein guter Kampf!"
    , kommentierte Aquilianus, während Carbonius verärgert dreinblickte:
    "Meine Jungs hatten alles im Griff? Was hast du meinen Sklaven abgestochen?"

  • Peticus hatte den Blick des Minors gesehen in dessen Augen sowohl Anerkennung, als auch Abscheu lag, nun spricht ihn zu allem Unglück auch dieser Aquilianus an. Er verstaut das Gladus und wendet sich Aquilianus zu. Alle Anspannung ist von ihm gewichen, er zischt in eiskalt an, " Du wagst es mich anzusprechen und Vorwürfe zu machen? Du, der nicht in der Lage war auf seine Sklaven zu achten. Wenn Du Ehre im Leibe hättest so würde Du dich wegen Deines Versagens in das eigen Schwer stürzen. Geh mir aus den Augen Versager und sprich mich nie wiedert an."
    Damit ließ er Aquilianus einfach stehen. Er schnappe sich das Ross des Sklaven und Schwang sich darauf, Schließlich hatte er einst reiten gelernt. er trieb das Ross an Aquilianus und Carbonius vorbei und geseilte sich zu Minor.
    "Siehe nur ein toter Sklave, ist ein guter Sklave, zumal jener entwichen war. Eigentlich müsste ich mich bei den beiden Trotteln", er deutete hinter sich auf Carbonius und Aquilianus, "bedanken, denn sie schenkten mir wegen ihrer Dummheit, endlich wieder einen Kampf, auch wenn er nur kurz war. So, was nun fahren wir im Programm fort?"

  • Ein wenig unschlüssig erschienen Aquilianus und Carbonius, als Peticus so despektierliche Worte an sie richtete, deren Spruchrichtung eher dem kaiserlichen Procurator zuneigte, während der Inhalt augenscheinlich sich eher auf die Position des Minenbesitzers bezog. Letzterer und somit Carbonius war es auch, der sich endlich entschied, sich als Objekt jener Schmähungen zu verstehen, was seinen Zorn lediglich aggravierte. Obschon er mit seiner defizitären Rasur und dem Schmerbauch nämlich keinen sonderlich aristokratischen Anblick bot, so war er es doch gewohnt, als Herr über ein Heer von Sklaven und reputierlicher Geschäftsmann geachtet zu werden, sodass er von einem jungen Miles keineswegs er sich coram publico dem Spotte ergeben wollte:
    "Was sagst du da?"
    Sein Gesicht rötete sich vor Zorn, als der Germanicus sich schlicht abwandte und das Pferd bestieg, das der Sklave soeben noch zu entführen sich gemüht hatte.
    Manius Minor hingegen observierte die Szenerie mit wachsender Konfusion, da niemals er eine derart prätentiöse Gestalt hatte betrachtet, die erstlich einen Sklaven niederstreckte, als sei er ein lästiges Insekt, und sodann einem kaiserlichen Publicanus sein Ableben nahelegte, weil diesem ein einzelner Sklave war entschlüpft. Die Klimax jener Unverfrorenheiten war es hingegen, als Peticus hoch zu Ross, sodass der Flavius zu Fuß ob seiner mäßigen Körpergröße den Kopf in den Nacken zu legen genötigt war, den kaiserlichen Procurator Metallarum als Trottel titulierte, während selbiger nur einige Schritte entfernt stand. Im selben Atemzug hingegen deklarierte er sämtliche Sklaven als obsolet, was den Jüngling einen vielsagenden Blick mit seinem geliebten Leibsklaven Patrokolos ließ tauschen.
    "Du-"
    Noch immer perturbierte ihn die Vielzahl jener Impressionen, begonnen bei den zermalmten Kadavern in der Leichengrube über jenen erschröcklichen Fluchtversuch bis hin zur Ignoranz dieses impertinenten Soldaten.
    "Du kannst absteigen. Unser Programm wird sich lediglich hier zutragen."
    , erklärte er endlich in der Hoffnung, jener Situation zumindest dadurch die Schärfe ein wenig zu nehmen, dass der Germanicus nicht ihre beiden honorablen Gastgeber auch im physischen Sinne von oben herab ansprach.


    Carbonius hatte sich hingegen augenscheinlich zu einer Reaktion entschieden (oder hatte das Schmähwort "Trottel" ihm den Rest gegeben?) und war neuerlich an den jungen Flavius und seinen berittenen Trabanten herangetreten.
    "Hör mal, Bürschchen! Du wirst mir den Sklaven ersetzen!"
    "Und du wirst dich bei Carbonius hier sofort entschuldigen."
    , fügte Aquilianus, der kaiserliche Procurator, hinzu. Auch er schien nicht sonderlich angetan von dem insubordinativen Verhalten jenes Eskorten-Soldaten, dessen Offizier augenscheinlich absent war.

  • Peticus hörte was Aquilianus und Carbonius zu Minor sagten. Er sprengte heran und versetzte beiden je einen Tritt, so dass jene unsanft auf dem Hinterteil landeten.
    "Garn nichts wird er, ihr Trottel. Für euch ist das kein Bürschchen sondern der edle Herr Manius Flavius Gracchus Minor, aus dem edlen Hause der Flavius, verstanden? So wie ich kein einfacher Miles sondern Nero Germanicus Peticus aus dem edlem Hause der Germanicus bin , verstanden?"
    Mit diesen Wort zog er abermals sein Gladus , bereit es notfalls auch gegen Aquilianus und Carbonius und ihre Sklaven einzusetzen.
    " Mit eurem Unverstand habt ihr diese Mine zum Einsturz gebracht, so das der ehrenwerte Senat zu Rom unseren jungen Freund entsenden musste, nun hab ihr durch euer trotteliges Verhalten einen Sklaven fast entkommen lassen, wo jeder weiß wo einer flieht , da fliehen mehrere und wie schnell ist daraus ein Aufstand entstanden, Nun wag ihr Trottel noch gegen über Ihm das Große Wort zuführen. Ich hätte nicht übel Lust euch zu binden und bis nach Rom vor mich herzutreiben, damit euch dort vor Gericht stelle. So Aquilianus und Carbonius jetzt werden ihr bei dem jungen Herrn um Verzeihung bitten, zwar jetzt, los!"
    Wieder einmal hatte Peticus sich in Zorn geredet und dem selbigem freien Lauf gelassen.
    Es scherte ihn nicht im Geringsten, dass er die beiden drangsalierte, notfalls würde er sie in einer dunklen Ecke erledigen, wie es in Germanien üblich war.

  • Die Irritation des jungen Flavius wandelte sich in Schrecken, als Peticus nicht lediglich verbal, sondern nun auch körperlich sich gegen den kaiserlichen Procurator und den Publicanus wandte. Sogleich eilten sämtliche Aufseher herbei und umringten den Miles, welcher seinerseits das Schwert erneut ergriff und furchtlos sie fixierte.
    Den Worten des Germanicus indessen war zu entnehmen, dass er einem Missverständnis war erlegen und vermeinte, Carbonius und Aquilianus hätten seinen Herrn und nicht ihn selbst angesprochen. Als der junge Flavius diesen tragischen Irrtum erkannte, fühlte er eine gewisse Verantwortung für jenen folgsamen Miles, welcher nicht duldete, dass sein Herr (respektive sein Schützling) respektlos wurde behandelt.
    "Genug!"
    , rief er darum an die Adresse des Germanicus und hob mahnend die Hand, ehe dieser ein neuerliches Blutbad evozierte.


    Doch während zwei Aufseher dem nunmehr sichtlich indignierten, doch noch viel zu perplexen Procurator soeben noch auf die Füße halfen, war Carbonius bereits wieder auf die Füße gesprungen, das kahle Haupt zornesrot:
    "Was willst du mit Flavius Gracchus? Wir haben dich gemeint, du Idiot!"
    Der Publicanus fixierte den Miles nun unzweideutig.
    "Wir werden ja sehen, wer hier noch vor Gericht steht! Ich werde mich bei deinem Centurio für diese Unverschämtheit beschweren! Wir werden ja sehen, wer hier noch in Rom vor Gericht stehen wird!"
    Die Aufseher hatten nun ihrerseits ihre Knüppel fester gegriffen und schienen bereit, ihren Arbeitgeber gegen den irrsinnigen Soldaten jederzeit zu verteidigen.


    Manius Minor erschien es somit, als müsse er unverzüglich intervenieren, um jenes gefürchtete neue Blutvergießen zu verhindern und insonderheit den Procurator Aquilianus rechtzeitig zu besänftigen, da dieser zwar unter den kaiserlichen Offizialen lediglich von mittlerem Rang, doch weit über einem gemeinen Miles einzuordnen war und somit eine derartige Impertinenz niemals dulden konnte:
    "Stecke dein Schwert in die Scheide, Germanicus!"
    Der junge Flavius mühte sich, sämtliche Autorität in diese Worte zu legen, die ihm als einem Jüngling von zwanzig Jahren zur Verfügung standen.
    "Du wirst weder deinem Hause, noch deinem Centurio Ehre bereiten, wenn du einem Beamten des Kaisers und einem Publicanus des Fiscus Caesaris ungebührlich gegenüber trittst!"
    Schon jetzt vermochte der Jüngling kaum zu imaginieren, welche Strafen der impertinente Miles sich aufs Haupt hatte geladen, welcher Optionen er sich durch jenes impulsive Verhalten er verlustig war gegangen. Im Grunde bot auch er ein famoses Exempel für die Wahrheit von Epikurs Worten: Berühmt und angesehen wollten manche Menschen werden, weil sie meinten, dass sie sich so die Sicherheit vor den Menschen verschaffen könnten. Auch Peticus strebte nach Macht und Ehre, wie er noch vortrefflich memorierte, doch würde es auch ihm auf lange Sicht und insonderheit an dieser Stelle nichts als Schmerz bereiten.

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