• Der heutige Festtag fand zu Ehren des vergöttlichten Tiber statt und dieser letzte Tag der ansonsten eher ländlich geprägten Faunalia wurde auch in Rom ausgiebig gefeiert. Dafür hatte in diesem Jahr der amtierende Consul Claudius Menecrates gesorgt. Er ließ Tänzer anreisen, die den Tag über schwungvolle Tänze vorführten. Es erfolgte ein regelmäßiger Wechsel der Darsteller, denn der Dreier-Takt beanspruchte viel Energie. Das wusste auch Menecrates, der ähnliche Tänze mit den Mitgliedern der Salii aufführte, wenngleich er diese vom Tempo her gemäßigter wahrnahm.
    Der Consul mischte sich in Begleitung seiner Liktoren unter das Volk, verfolgte die Darbietungen, führte Gespräche und ließ die mitgebrachten Waren verteilen, denn für Stärkung und Erfrischung der Tänzer und Zuschauer hatte er gesorgt.

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    Als die Sonne im Zenit stand, wurden die Vorbereitungen für die Opferung zu beiden Seiten des Ufers getroffen. Insbesondere der Flussgottes Tiberinus sollte heute geehrte und freundlich gestimmt werden, denn er besaß erheblichen Einfluss auf das Wohl und Schicksal der Stadt Rom. Unter der Aufsicht der Pontifices würden nicht nur zu beiden Seiten des Ufers, sondern auch auf der Brücke Zeremonien stattfinden, bevor allerlei Opfer dem Flussgott dargebracht wurden. Aber auch der Erdgöttin Gaia wurde heute gedacht und geopfert.

  • Menecrates wählte für seine Fürbitten diejenige Tiberseite aus, bei der der Wind vom Land auf den Fluss hin wehte. Dadurch wurden seine Worte nicht hinfortgerissen, sondern an das andere Ufer getragen. So konnten auch die dort versammelten Schaulustigen oder frommen Bürger seine Bitten verstehen. Vestalinnen säumten die Opferschalen und füllten sie von Zeit zu Zeit.


    Als die verschiedenen Opfer dargebracht waren, richtete Menecrates den Blick auf das Wasser und breitete die offenen Handflächen aus.
    "Oh, Tiberinus, sei geehrt durch diese Gaben." Wieder rieselten zu beiden Seiten des Tiber Opfergaben in den Foculus.
    "Durch das Opfern der Gaben bete ich ein gutes Gebet, damit du Rom und seinen Bürgern wohl gesonnen bist. Wir bitten dich, sende uns keine Überschwemmung. Wir wollen dich stets ehren und gut gestimmt wissen, deswegen bereiten wir dir zu Ehren schon jetzt das kommende Sühnungsfest im Mai vor. Wir hoffen, du schenkst uns deinen Schutz und wachst über die für uns so wichtigen Brücken."

  • Liktor zu sein, im Dienste des Consuls bedeute, wie ich jetzt erfuhr, Rom und seine Götter wirklich kennen zu lernen. Hier am Ufer des Tibers merkte ich erst wie wichtig der Tiber und damit erst recht Tiberinus für Rom war. Von seinem Wohlwollen war Rom abhängig, auch wenn dies im Altagsleben der Römer leicht unterging, so sollte die Römer, wie ich fand, von Zeit zu Zeit inne halten und an den Flußgott denken, denn wenn der Tiber über seinen Ufer trat, konnte er Rom im Sog seines Stromes mit sich ziehen.

  • Selbstredend geleitete auch der Quaestor seinen Consul zu den meisten der Opferfeiern seiner Amtszeit, obschon er für gewöhnlich keine spezifische Rolle dabei zu übernehmen hatte. Dessenungeachtet erschien ihm das heutige, in winterlicher Kälte zu verrichtende Opfer an Tiberinus als eines der Inkommoderen, da erstlich ihm die heiteren Tänze zu den Faunalia weitaus mehr zusagten als die in ihrer Häufigkeit doch ein wenig ennuyanten Rituale (obschon ihm selbstredend wie kaum einem anderen bewusst war, welch fundamental größere Bedeutung ihnen nicht lediglich für das Wohl des Gemeinwesens, sondern auch des Opfernden zukam), des Weiteren ihm jedoch ein wenig fröstelte und er es präferiert hätte, am heutigen Tage bei einem Becher gesüßten Würzweines sich an einem Kohlebecken zu platzieren.


    Indessen war seine Pflicht zu vollführen und so hatte er mehrere Schichten an langärmligen Tunicae unter seine Toga gezogen, was womöglich ihn noch ein wenig feister ließ erscheinen, als er ohnehin bereits war, und war ans Ufer gekommen. Spätestens seit seiner Reise nach Mogontiacum war ihm wohlbewusst, welch imponderable Bedeutung den Flüssen als Transportadern des Imperiums zukam und manche Heimkehr über Ostia hatte ihn bereits auch dessen logistische Kontribution zum Gedeihen Roms offenbart, wenn er auf einem der Personenjachten an zahllosen Getreidekähnen war vorbeigezogen. Dass auch diesem Fluss eine numinose Macht jenseits der rohen Materie von Wasseratomen innewohnte, mochte er gerne glauben, weshalb mit Andacht er dem Gebet des Consul lauschte.

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