Vesta

Aus Theoria Romana
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Vesta
Alternative Namen-
Griechische EntsprechungHestia
FunktionBeschützerin des staatlichen Feuers
Symbole / AttributeEsel, Herd, Feuer und Flamme
Typische Farbe der Opfertiere - (nur unblutige Opfer)

Vesta (grch. Hestia) war ursprünglich die Beschützerin des Herdfeuers und Hüterin der Flamme, ab der augusteischen Zeit die Göttin des römischen Staatsherdes.

Bedeutung

Ihr Kult war nach dem des Iuppiter der wichtigste in Bezug auf das Wohlergehen des Römischen Reiches. In Griechenland bezeichnet Hestia sowohl die Göttin als auch den Herd. Die Vesta hingegen war den Römern so heilig, dass sie den Namen nur für die Göttin verwendeten und nicht für so etwas profanes wie einen Herd. Ihre Macht lag nicht im sichtbaren Raum, sondern verband sich mit dem Begriff der Ethik. Sie garantiere salus (Heil) für Personen, den Städten und den Staat.

Kultus

Der Kult der Göttin hebt sich deutlich von den sonst eher nüchternen Kulten anderer römischer Gottheiten ab. Das Fest der Vestalia wurde am 9. Juni begangen und hat Gemeinsamkeiten mit dem der griechischen Hestia. Ein Kulttier war der Esel; allerdings nicht als Opfertier, sondern in Bezug auf gewisse Berufsgruppen die mit Getreidemühlen zu tun hatte. Verehrt wurde Vesta so von den Müllern und Bäckern, die an ihrem Fest ihre Esel besonders schmückten. Ovid überliefert Kränze aus Veilchen.

Im frühen Rom war die Bevölkerung zuerst in drei tribus eingeteilt gewesen und damals stand wohl jedem davon eine Vestalin für den Kult zur Verfügung. Erst später wurde das übergeordnete Heiligtum am Forum Romanum errichtet. Der Zusammenhang mit den Tribus zeigt sich auch aus dem Fest Fordicidia am 15. April. Dabei wurden dreißig fordae (trächtige Kühe) der Tellus geopfert (jede tribus bestand zu diesem Zeitpunkt aus zehn curiae). Die ungeborenen Kälber wurden entfernt und unter der Aufsicht der Vestalis Maxima verbrannt. Eine Woche später am 21. April (Parilia, Geburtstagsfest Roms) wurde die pulverisierte Kälberasche mit jener des Oktoberrosses vermischt und als suffimen (Reinigungsmittel) in leere Hülsen von Bohnen gefüllt. Mit Schwefel entzündet verwendete man es zur rituellen Reinigung von Häusern und Ställen, sowie zur Fruchtbarmachung von Herden.

Dazu ist anzumerken, dass Reinheit in den antiken Religionen als Vorbedingung zur Fruchtbarkeit galt. Deshalb waren die "Vestalischen Jungfrauen" dazu auserkoren den Fruchtbarkeitszauber an der Parilia zu überwachen.

Kultstätten

Ihr Tempel stand auf dem Forum Romanum und wurde mehrmals in der Geschichte Roms restauriert. Der Erstbau in ovaler Form soll auf König Numa Pompilius zurückgehen. Wie bei Diana, Hercules und Mercurius wurden diese später unter griechischem Einfluss gerne rund gebaut. Im Sinne des Sakralrechts handelte es sich eigentlich um kein templum, denn er wurde nie eingeweiht. Die altrömische Religion war durch Bildlosigkeit gekennzeichnet und diese Eigenschaft hielt sich beim Vestakult am längsten, sodass es kein Kultbild der Göttin im Tempel gab.

In seinem Inneren brannte ein ewiges Feuer, das an jedem alten Neujahrstag (1. März) frisch entfacht wurde und sich quasi selbst weihte. Die Vestalinnen entzündeten das Feuer im Freien und brachten es mit einem cribrum (Siebgefäss) ins Innere des Tempels.

Dafür gab es griechische Vorbilder. Dort holten sich die Vertreter der Städte in langen Prozessionen das heilige Feuer vom Hestiaaltar im Apollotempel in Delphi. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es eigentlich kein Feuerkult war, denn im Haus war eine lodernde Flamme undenkbar. Vielmehr handelte es sich um einen Kult der nicht erlöschenden Glut, wie sie eben in den häuslichen Herden vorkam. Die Form der Hausaltäre (rund) dürfte auch für den Tempel am Forum gegolten haben.

Die Göttin soll das erste Feuer selbst an jener Stelle entfacht haben, an der Aeneas die Stadt Lavinium gegründet hatte. Es galt auch als ihre Waffe, da Vesta im Gegensatz zu den anderen Götter der römischen Frühzeit unbewaffnet war. Das Feuer wurde durch Kaiser Theodosius I., der alle heidnischen Kulte verbieten hatte lassen, im Jahre 392 gelöscht.

Im Vestatempel wurde auch das palladium verehrt. Dabei handelte es sich um ein Kultbild der Athene, das nach römischer Überlieferung aus den brennenden Ruinen Trojas gerettet worden war. Die Griechen standen diese Rettung allerdings Odysseus zu.

Neben dem Feuer spielte auch das Wasser eine Rolle. Es musste die gleiche Reinheit wie ersteres aufweisen, weshalb es von den Vestalinnen aus einer Quelle ausserhalb der Porta Capena im Süden Roms geschöpft wurde. Das futtile (vermutlich ein Krug mit rundem Boden) mit dem Wasser durfte während des Transportes nicht auf den Boden gestellt werden.

Weitere wichtige Elemente des Kultes waren far (Speltweizen) und Salz. Das Urgetreide musste durch Rösten und Salzbeigabe haltbar gemacht werden. Schlussendlich war daraus auch kein Brot, sondern nur Brei zu gewinnen. Dieses Getreide hatte seine Bedeutung für die Ernährung schon verloren, da es mittlerweile triticum (Dreschweizen) gab. Es wurde lediglich für Kulthandlungen verwendet. Salz wurde im penus (Vorratsraum) in einem Gefäss als muries (Salzlake) gelagert. Die Bedeutung dürfte durch das Salzmonopol der etruskischen Könige zu erklären sein, die mit dem Vestakult in enger Verbindung standen.

Ein wichtiges Objekt des Vestakultes war ein capsis oder simpuvium genanntes kleines Gefäss mit einem hochgezogenen Henkel auf einer Seite (=> Schöpfkelle). Es diente zum Schöpfen und Ausgeben von Flüssigkeit, meist Wasser oder Wein. Das von den Vestalinnen verwendete Stück galt als Reliquie aus der Zeit des König Numa Pompilius. Für weniger wichtige Fälle begnügte man sich mit dünnwandiger Importware aus Attika.

Die Vestalinnen ernteten den Speltweizen noch im halbreifen Zustand Mitte Mai, rösteten ihn und produzierten grobes Schrot auf prähistorischen Handmühlen. Getreideschrot und Salz wurden dann zur mola salsa vermischt. Das Gemisch konnte nur an bestimmten Tagen in der aedes vestae für gewisse Kulthandlungen ausgegeben werden. Jedem blutigen Opfer wurde mola salsa vorgestreut. Dies bedeutete natürlich, dass Vesta an jedem Kult teilnahm. Wie Ianus als erster Gott angerufen wurde, bildete Vesta den Abschluss.

Irgendwann in republikanischer Zeit wurde die vollkommene Bildlosigkeit der Vesta aufgegeben und die ersten Statuen reihten sich unter die Darstellungen der anderen Götter. Spätestens beim lecisternium (Götterbewirtung) des Jahres 217 v.Chr. musste eine bildliche Darstellung vorhanden gewesen sein. Auch Augustus benötigte bald ein Bild, als er das Oberhaupt der Vestalinnen wurde (=> Pontifex Maximus). Da er nicht im Atrium Vestae, sondern auf dem Palatin residierte, weihte er am 28. April 12 v.Chr. ein signum (wohl Statue samt Altar) der Göttin in seinem Haus. Damit war der der Forderung nach räumlicher Nähe zum Kult nachgekommen.

Festtage

An besagtem Tag wurde auch das beliebte Fest der Flora begangen, die Kultbegleiterin der Vesta war. Bereits auf Denaren von 41 v.Chr. erscheinen die beiden Göttinnen jeweils auf Avers und Revers. Für die Römer waren Kapitol und Vestafeuer der Unterpfand für ein gedeihendes Gemeinwesen. Iuppiterkult (freier Himmel) und Vestakult (geschlossenes Haus) ergänzten sich deshalb.

Das wichtigste Merkmal des Vestakultes war die Kontinuität, besonders seit der mittleren Repbulik in der Form der salus populi romani (öffentliches Wohlergehen). Mit Augustus nahm dieser Kult einen bedeutenden Aufschwung. Das Heil des Staates ging nun auch auf den Kaiser über. Auf einem claudischen Tempel sind so Vesta und Salus nebeneinander zu sehen.

Die enge Verbindung mit der Stadt Rom wurde noch dadurch gefestigt, dass die Mutter von Romulus und Remus eine Vestalin war. Das hohe Alter des Vestakultes ist somit schon in der Gründungslegende Roms belegt und kann in entsprechendem Sinne durchaus als Vorläufer der christlichen Marienverehrung angesehen werden.

Der Kult an der Göttin wurde von den Vestalinnen vollzogen. Diese Spezialpriesterinnen waren an zahlreiche religiöse Vorschriften gebunden, die in ihrer Strenge nur noch vom Flamen Dialis des Iuppiter übertroffen wurden. Im Gegensatz zu Griechenland, wo weibliche Priester gang und gäbe waren, bedeuteten sie für Rom eine Ausnahme. Ihr Dienst dauerte 30 Jahre und die Mädchen wurden bereits im Kindesalter für diese wichtige Aufgabe ausersehen. Während dieser Zeit waren sie an ein Keuschheitsgebot gebunden, wonach sich die Bezeichnung Vestalische Jungfrauen ableitet. Übertretungen wurden mit dem Einmauern bei lebendigem Leibe vollzogen, so etwa unter Domitian. Ihren stand bei ihren Ausgängen in der Stadt auch ein Liktor zur Seite.