Handwerk

Aus Theoria Romana
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Die gewerbliche Güterproduktion in der Antike basierte auf dem Handwerk. Manufakturen, wo verschiedene Handwerkszweige zur Herstellung eines bestimmten Produkts vereint und einzelne Arbeitsschritte teilmechanisiert sind, oder Fabriken, die sich durch den Einsatz von Maschinen auszeichnen, waren unbekannt.

In der frühen Antike prägten wandernde Handwerker das Bild. Sie arbeiteten vor Ort in einer Siedlung oder bei einem Adligen, deckten den dortigen Bedarf, und zogen weiter. Die Beschreibung solcher Wander-Handwerker ist durch die Homerischen Epen (8. Jh. v. Chr.) überliefert.
Aufstieg und Wachstum der Städte führten dann aber zur Herausbildung eines sesshaften, spezialisierten Handwerks, das in der Lage war, hochwertigere Güter zu produzieren, die Wissen und Erfahrung voraussetzten. Vor allem im Bereich der Metallurgie und der Qualitätskeramik bedurfte es der Fähigkeit, mit hohen Temperaturen umzugehen. Schmiede und Töpfer benötigten spezielle Werkzeuge und ihre Werkstätten mussten mit Öfen zum Schmelzen von Metallen oder Brennen von Gefäßen ausgestattet sein. Solche Produkte wurden deshalb praktisch ausschließlich gewerblich hergestellt. Daneben gab es aber auch Bereiche, in denen sich eine häusliche Produktion erhielt. Ein typisches Beispiel ist die Textilherstellung. Das Spinnen von Wolle und Weben von Tuch galt als eine traditionelle, häusliche Tätigkeit der Frauen. Bezüglich der wirtschaftlichen Bedeutung gewann aber auch in diesen Bereichen – zumindest in den Städten – dass gewerbliche Handwerk nach und nach die Oberhand.
Vor allem in den Städten mit ihren großen Absatzmärkten bildete sich eine starke Spezialisierung aus, die sich in einer Vielzahl differenzierter Berufsbezeichnungen niederschlug, z. B. alenarius (lat. Kessler oder Kupferschmied), alutarius (lat. Gerber), cingulator (lat. Gürtelmacher, bzw. Gürtler), funarius (lat. Seiler), pellifex (lat. Kürschner) oder sellator (lat. Sattler), um nur einige Beispiele zu nennen. Neben dem städtischen Handwerk gab es aber auch Produktionsstätten auf dem Lande, oft angezogen vom Vorkommen benötigter Rohstoffe. Charakteristische Beispiele dafür sind Töpfereien und Ziegeleien, die sich häufig in der Nähe von Tonvorkommen ansiedelten.

Die Werkstatt (lat. ergasterium) eines antiken Handwerkers war in der Regel eher klein. Solche Kleinbetriebe, in denen oft mehrere Angehörige einer Familie arbeiteten, aber auch familienfremde Lohnarbeiter und Sklaven beschäftigt wurden, waren im Römischen Reich vorherrschend. Die Gewerbetreibenden mussten dabei nicht zwangsläufig auch die Eigentümer sein, sondern traten als Pächter von Werkstatt und Arbeitsgeräten auf. Oft wurden voll ausgestattete Handwerksbetriebe von Angehörigen der Oberschicht verpachtet.

Selbst überregional bedeutende Produktionszentren wurden nicht zwangsläufig von einigen wenigen, großen Betriebe geprägt, sondern oft ebenfalls von eine Vielzahl kleinerer Werkstätten. Die konnten aber durchaus miteinander kooperieren und sich für bestimmte Arbeitsschritte zusammentun. Bekannt ist das Beispiel südgallischer Töpfer, die ihre Effizienz dadurch steigerten, dass sie gemeinsame, große Brennöfen betrieben.

Viele Handwerker produzierten direkt für den Konsumenten und zu ihren, innerhalb einer Stadt gelegenen Werkstätten, gehörten auch angeschlossene Ladengeschäfte, in denen sie ihre Erzeugnisse verkauften. Vor allem qualitativ hochwertige Produkte wurden allerdings auch von zwischengeschalteten Händlern vermarktet und über weite Strecken befördert, um auf Märkten verkauft zu werden, die weit von ihrem Entstehungsort entfernt lagen. Es ist bezeichnend für die Verhältnisse in der antiken Welt, dass der Wert einer Werkstatt nicht an ihrer Ausstattung oder dem dazu gehörenden Werkzeug (lat. organum) bemessen wurde, sondern am Wert der eingelagerten Rohstoffe und den, zum Betrieb gehörenden Sklaven.



Literatur:
Hans-Joachim Drexhage, Heinrich Konen, Kai Ruffing, Die Wirtschaft des römischen Reiches (1.-3. Jahrhundert), 2002
Helmuth Schneider, Geschichte der antiken Technik, 2007