Landarbeiter

Aus Theoria Romana
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Per Definition sind Landarbeiter in der Landwirtschaft Beschäftigte ohne eigenen agrarischen Grundbesitz, die ihre Arbeitskraft gegen Lohn zur Verfügung stellen. Während die Bedeutung dieses Berufsstandes in Mitteleuropa seit der Mitte des 20. Jh. stark abgenommen hat, spielte er in der antiken Landwirtschaft eine große Rolle. Man kann dabei grundsätzlich zwei Gruppen unterscheiden, nämlich die fest angestellten Landarbeiter, die das ganze Jahr über auf einem Betrieb beschäftigt waren und dort gewöhnlich auch (mit ihren Familien) lebten, und die Tagelöhner, die nur für einzelne Tätigkeiten und vor allem zu Spitzenzeiten, etwa der Ernte, oft nur tageweise beschäftigt wurden. Daneben setzte man in der römischen Landwirtschaft aber auch in großer Zahl Sklaven ein (zeitweise machten Sklaven ¼ der Gesamtbevölkerung aus). Zwar entsprach ihre Tätigkeit weitestgehend ebenfalls der von Landarbeitern, da sie aber keinen Lohn erhielten, können sie diesem Berufsstand nach der oben angeführten Definition im engeren Sinne nicht zugerechnet werden.

Im Römischen Reich lebten 85-90 % der Bevölkerung auf dem Lande und die Existenz der überwiegenden Mehrheit dieser Landbewohner hing unmittelbar von der Landwirtschaft ab. Diese war grundsätzlich sehr personalintensiv, denn es gab nur ganz vereinzelt mechanisierte Arbeitsvorgänge. Die Energiequellen für fast alle anfallenden Arbeiten waren die Kraft von Mensch und Tier.
Die Zahl der in einem Landwirtschaftlichen Betrieb (villa rustica) beschäftigten Landarbeiter (lat. operarii, von opus, "Arbeit", oder mercennarii von merces, "Lohn") hing in erster Linie von seiner Größe ab. Kleinbauern bewirtschafteten gewöhnlich nur zwischen 4 und 10 iugera Land (1 iugerum ≅ 2529 m² ≅ ¼ ha), also eine Fläche, die kaum genügte ihre eigene Existenz und die ihrer Familie zu sichern. Sie waren demzufolge kaum in der Lage, Landarbeiter zu beschäftigen, sondern verdienten sich im Gegenteil häufig selbst noch zusätzlich als Tagelöhner auf größeren Betrieben ein Zubrot. Gutshöfe und ausgedehnte Latifundien waren hingegen auf den Einsatz von Landarbeitern angewiesen. Aber nicht nur die Größe eines Betriebes war für ihre Zahl maßgebend, sondern auch, welche Landwirtschaftlichen Produkte auf ihm produziert wurden und welcher Arbeitsaufwand dazu eingesetzt werden musste. Außerdem wurde sie natürlich von der Zahl der eingesetzten Sklaven beeinflusst.

Die Aufgaben eines Landarbeiters konnten sehr unterschiedlich sein und betrafen alle Aspekte landwirtschaftlicher Tätigkeit. Die wichtigste Voraussetzung war sicherlich körperliche Robustheit, denn die Arbeit war anstrengend und Kräfte zehrend. Sie wurden beim Pflügen der Felder, bei der Aussaat und in großer Zahl bei der Ernte eingesetzt, als Viehirt (lat. pastor), Ochsenknecht (lat. bubulcus) oder bei allen anderen Arbeiten, die mit dem Erhalt eines ländlichen Anwesens zusammen hingen. Sicherlich kann man auch auf einem Hof eingesetzte Vorarbeiter (lat. monitor, "Mahner", "Erinnerer") zur Gruppe der Landarbeiter zählen, ebenso die custodes (lat. "Wächter"), welche die Sklaven beaufsichtigten.

Das Lohnniveau für einfache Tätigkeiten, die keine besonderen Fertigkeiten erforderten, war in römischer Zeit sehr niedrig. Das Angebot an zur Verfügung stehenden Arbeitskräften war zwar regional unterschiedlich, aber insgesamt gesehen hoch und über einen langen Zeitraum sehr stabil. Außerdem drückte die Sklavenhaltung auf die Löhne. Ein einfacher Landarbeiter musste sich im Durchschnitt etwa mit dem halben Lohn eines Handwerkers zufrieden geben und die Tagelöhner unter ihnen mussten damit zudem noch Zeiten überstehen, in denen sie keine Arbeit fanden. Für sie war es bei diesem geringen Einkommen kaum möglich sich selbst zu ernähren, geschweige denn eine Familie, und sie stellten zusammen mit einigen städtischen Hilfsarbeitern wie etwa den Kloakenreinigern die niedrigste Einkommensgruppe innerhalb der römischen Gesellschaft dar. Nur ganz wenigen Landarbeitern gelang es, aus ihrer ärmlichen Existenz auszubrechen und nennenswerten Besitz zu erwerben. Der großen Masse blieb ein solcher Aufstieg zeitlebens verwehrt.



Literatur:
Wikipediea
Karl-Wilhelm Weeber, Alltag im Alten Rom – Das Landleben, Taschenbuch-Ausgabe 2005