Purpur

Aus Theoria Romana
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Der Purpursaft, der als Farbstoff für Wolle und Seide diente, war die teuerste Flüssigkeit der Alten Welt. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn man benötigte das Düsensekret von 12000 Schnecken, um 1,5 Gramm Farbstoff gewinnen zu können. Kleinere Schnecken wurden lebend mit der Schale zerquetscht, größeren entnahm man die Purpursaft produzierende Düse.

Es gab zwei Schneckenarten, aus denen Purpur gewonnen wurde: die eigentliche Purpurschnecke, purpura, die den besten Farbstoff lieferte, und die Trompetenschnecke, bucinum oder murex, deren Farbstoff nur in Mischung mit Purpura-Saft haltbar war. Aus unterschiedlichen Mischungsverhältnissen ergaben sich die verschiedenen Purpurtönungen, die von schwarz, dunkelrot, violett und blauschwarz reichten. Echter Purpur war relativ dunkel, hellere Farbtöne erzielte man durch Beigabe andere Stoffe, die durch ihre niedrigen Herstellungskosten zu entsprechend günstigeren Preisen beitrugen.

Eine weitere Rolle bei Qualitätsunterschieden spielte auch die Provinz. In der römischen Kaiserzeit gab es die Purpurfabrikation an einer Reihe von Standorten im gesamten Imperium, u.a. in Italien (Aquinium, Puteoli, Tarentum), Kleinasien, Griechenland, Spanien, Illyrien und Gallien. Für eine hervorragende Purpurherstellung war auch die Nordküste Afrikas bekannt, jedoch war der lakonische Purpur vom Süden der Peloponnes von alters her berühmter. Aber auch dieser hochwertige Purpur stand noch ganz im Schatten des tyrischen. Im einst florierenden phönizischen Tyros begründete in der Kaiserzeit nur noch die Purpurfabrikation den Ruhm der Handelsstadt, welcher aber in der gesamten römischen Welt verbreitet war. Tyros galt daher als Mekka teuerster Exklusivkleidung; tyrus war daher gleichbedeutend mit „purpurn“, „purpurfarbig“.


Litertur: Karl-Wilhelm Weeber, Luxus im alten Rom, 2003