Soldaten beim Einkauf

  • Die beiden Nautae Dracontides und Gannascus hatten ihre neuen Kameraden vom Hafen aus geradewegs zum Hauptmarkt von Ostia geführt und unterwegs schon angefangen zu überlegen, was alles zu besorgen war. "Tunika brauchst du eine neue. So kannst du nicht rumlaufen. Gürtel? Sieht in Ordnung aus. Was ist mit Schuhwerk? Ist das noch in Ordung? Was hast du sonst an Gepäck mitgebracht? Mantel? Geschirr?"

  • Endlich erreichten wir den Markt. Gestärkt vom Essen, konnte ich mir alles sehr viel bewusster ansehen, als noch vor einigen Tagen. Mit dem üppigen Angeboten, war ich fast überfordert. Bin den Kleinmärkten am Limes hatte das Alles hier nicht viel zu tun. Schon wurde ich genauer inspiziert. Ja, also eigentlich brauche ich alles, was so als Ausrüstung vorgegeben ist. Ich hab tatsächlich nix außer den Klamotten, die ich am Leib trage. Der Rest ist auf der Reise kaputt gegangen, oder ich hab’s verkauft um die Weiterreise finanzieren zu können. Naja und den halben ersten Sold hab ich natürlich auch noch. Aber davon wird man kaum die komplette Ausrüstung bezahlen können. Was brauche ich denn alles so? Tunika, Schuhe und Geschirr in jedem Fall. Gab ich noch an.

  • "Kein Gepäck und kein Geld. Also erst einmal nur das nötigste und zur Not auf Kredit." Die beiden Nautae schauten sich an und schnauften einmal durch. "Wenn die Schuhe noch taugen, die also später. Schuhe sind teuer. Und als Tiro bekommst du die bei keinem Händler auf Kredit. Geschirr ist nicht so teuer. Ein paar Sesterze und du bist dabei, wenn es kein Luxus sein soll. Schauen wir gleich mal. Erstmal hier rüber zu Titus, dem Schneider unseres Vertrauens."


    Der Schneider schien tatsächlich vor allem für die Flotte zu arbeiten, denn anders als die meisten Schneider hatte er eine größere Menge fertiger Tuniken in verschiedenen Größen auf Vorrat. Er konnte es sich wohl leisten, ohne Auftrag zu fertigen, weil ohnehin immer jemand kam, der etwas kaufte. Ein prüfender Blick und schon reichte er dem neuen Tiro eine Tunika zur Anprobe.

  • Im Grunde genommen war gar nichts mehr tauglich, aber irgendwo musste man ja anfangen. Also die Schuhe haben es ehrlich gesagt auch längst hinter sich. Aber gut, wenn wir ohnehin in der Nähe des Schneides sind, fangen wir da einfach an. Vielleicht kann man da ja etwas günstig erwerben. Auf dem Weg zu Titus schaute ich mich auf dem Markt um. Eigentlich gab es alles was man brauchte und noch mehr von dem, was man nicht brauchte. Eines fehlte aber tatsächlich. Sagt mal, ist euch auch aufgefallen, dass es keine Töpferwaren gibt? Oder sind wir hier am falschen Ende des Marktes? Ich habe nur einen einzigen Stand gesehen, der welche haben könnte, und der war geschlossen. Ist das normal?, wollte ich etwas besorgt wissen,

  • "Sehen gar nicht so schlimm aus. Du läufst doch noch drin", kommentierte einer der Männer die Schuhe. "Zeig mal genauer her." Er warf einen prüfenden Blick auf die Sohle und winkte dann ab. "Ach, das geht wirklich noch. Ein bisschen Flickzeug und ein paar Lederreste für kleines Geld als provisorische Sohle und du kommst damit noch lange hin. Musst ja keine Märsche machen wie bei der Infanterie. Dafür bekommen die Jungs dort ja auch extra Nagelgeld, um ihre Schuhe in Ordnung halten zu können. Gibt's hier nicht, also muss es auch mit weniger gehen."


    Während der Anprobe für die Tuniken plauderten sie weiter über die Märkte. "Ja, Töpferviertel ist noch ein Stück die Straße rauf und dann links und dann... zweite rechts? Glaub schon. Wenn du ein paar mal hier warst findest du alles automatisch ohne drauf zu achten."

  • Interessiert nahm ich die Meinung der beiden entgegen. Was sie sagten klang plausibel. Wenn ihr meint.? Dann kommen die Schuhe als letztes dran. Die Aussagen zu den Keramikwaren nahm ich erst einmal so zur Kenntnis. Genaueres würde man hier sehen, wenn man auf dem entsprechenden Markareal eintrudeln würde. Jetzt galt es, sich um die Tunika zu kümmern. Die sollte im Dienst schließlich nicht vom Arsch rutschen. Meint Ihr das Ding sitzt? Ich hab den Eindruck die ist etwas weit!? Was meinst du Titus? Müsste man die nicht eventuell über der Hüfte noch etwas raffen?, wollte ich etwas eitel wissen.
    Ich war einfach zu lange in Lumpen unterwegs gewesen. Der Gedanke jetzt viel Geld für nichts Halbes und nichts Ganzes auszugeben widerstrebte mir daher ungemein.

  • Der eine der Männer grinste nur bei der Frage, der andere ließ den guten Titus gar nicht erst zu Wort kommen. "Natürlich wird die noch gerafft, du bist hier bei der Armee! Hier, so muss das aussehen", sagte er und deutete dabei auf seinen eigenen Bauch. Von seinem Gürtel gehalten bildete die geraffte Tunika dort einen sichtbaren Bausch, während der Saum knapp über dem Knie endete. Ungeraft wäre sie sicher bis zur Mitte der Unterschenkel gegangen, wenn nicht sogar noch weiter. Auch Titus zeigte sich überzeugt, dass die ausgewählte Tunika die passende Länge hatte und es auch an der Weite nichts auszusetzen gab. Geschäftstüchtig wollte er gleich noch weitere Kleidungsstücke anbieten, aber die Nautae bremsen ihn sogleich aus. "Lass' mal, Titus. Der Kamerad hat gerade erst seinen ersten Soldvorschuss bekommen. Der kommt später nochmal wieder."

  • Da alle einer Meinung waren, stimmte ich zu. Ist gut Titus! Den nehmen wir. Wie sieht es bei dir mit einer Ratenzahlung aus? Geht das? Das Tiro Gehalt ist leider nicht gerade üppig. Wird erst mehr, wenn ich Praefekt bin.Versuchte ich zu scherzen. Fragend blickte daraufhin erst Titus und dann die Kameraden an. Eigentlich ging ich davon aus, dass eine entsprechende Zahlung möglich ist. Als Titus zögerte, war ich mir da aber plötzlich nicht mehr ganz so sicher.

  • Titus grinste pflichtschuldig über den Scherz, denn der Kunde war schließlich Kaiser. Dann trug er das übliche Klagelied vor, das jeder Händler vorträgt, der den Preis senken oder eine Ratenzahlung akzeptieren soll, nur um anschließend einer ebensolche zuzustimmen und die beiden anderen Soldaten wortreich dazu zu verpflichten, auf jeden Fall für ihre jungen Kameraden zu bürgen und bloß Sorge dafür zu tragen, dass er seine ausstehende Raten dann auch pünktlich abliefert. Die beiden Soldaten schien das aber nur mäßig zu beeindrucken und vermutlich hatten sie den Text schon mehrfach gehört. "Ja, is' gut, bekommen wir schon hin. Sonst noch was? Wir müssen dann auch weiter, der Junge braucht schließlich noch mehr zum Leben als nur eine Tunika."

  • Erfreut blickte ich auf. Dann sind wir uns also einig ja?! Ich komme dann die Tage rum, die erste Rate zu begleichen. Der Trierarchus hatte ohnehin angekündigt, dass ich in Zukunft einige Besorgungen für die Einheit werde erledigen müssen. Da konnte man den Besuch beim Schneiden problemlos mit einplanen. Danke Titus für die Beratung. Bis die Tage. Wir sehen uns! Die Tunika behielt ich gleich an. Von meinem Fetzen, und es war wirklich einer, wollte ich nichts mehr wissen.Los Jungs, weiter geht’s. Lasst uns den Rest besorgen!Ich versuchte die Sache ebenfalls zu beschleunigen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Vorgesetzten noch einen zweiten Tag zwei Kameraden für mich abstellen würden. Von der Türschwelle aus, machte ich eine auffordernde Handbewegung, die die beiden zum folgen einlud.

  • "Alles klar, weit geht's". Auch die beiden Soldaten verließen den Laden und gingen weiter die Straße rauf. "Keramikgeschirr im Töpferviertel, Messer und ähnliches gibt's da unten, hast du 'ne Tasche oder einen Beutel für deinen Privatkram?" Fragend blickten sie ihren neuen Kameraden an, was er denn wohl als nächstes kaufen wollte.

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