Vor der letzten Reise...

  • Als Poseidon um Amphitrite warb bekam sie Angst und flüchtete zu Atlas. Delphinos aber, ein delphinartiges Meereswesen, machte sie ausfindig und überredete sie zur Heirat mit Poseidon, wofür er als Sternbild an den Himmel versetzt wurde. Amphitrite schenkte Ihrem Gatten...


    Ich legte die Schriftrolle beiseite und sah zum Schiff. Wie würde ich in dieser Situation handeln? Unfug Der Gedanke flog ins Meer, ich hatte meinen Aventurinus den ich über alles liebte. Frohen Herzens ging ich an Bord um zum ersten Mal nach Cypros zu segeln. Hinter mir trugen einige Sklaven eine Skulptur unseres Parteisymbols an Bord.


    Avi hatte ich schon in Rom verabschiedet, nicht nur einmal, mehrmals, öfter und doch nie genug. Auf mein Zeichen tat der Kapitän das nötige.

  • Das Schiff verlies den Hafen Ostias und steuerte dem Sonnenuntergang entgegen. Die letzten Kommandos nach dem Auslaufen waren gegeben und Stille kehrte auf dem Deck des Schiffes ein. Sinona stand am Bug und beobachtete die vorbeiziehenden Möwen, deren ausgebreiteten Flügel im Lichte der letzten Sonnenstrahlen aufleuchteten. Der Himmel hatte die Farbe des Feuers angenommen und auf der Meeresoberfläche spiegelte sich am Horizont die rot leuchtende Sonne wieder. Die Gischt schäumte wild um den Bug und es sah aus, als würde das Schiff auf Wolken reiten. Sie streckte ihre Hand in Richtung der letzten, hellen Strahlen dieses Tages aus und lies sie, wie ein Lichtspiel, durch ihre zarten Finger funkeln. Die glühend rote Sonne verschwand immer weiter hinter dem Horizont des Meeres.


    Neptun, der Gott der Meere beobachtete diesen Augenblick der Vollkommenheit und fühlte sich durch Sinonas Antlitz völlig in ihren Bann gezogen. Welche Schönheit und Grazie diese Frau verkörperte. Er wollte sie besitzen und wenn er sie dafür aus dem Reich der Sterblichen reißen musste.


    In diesem wunderbaren Moment der Stille und des Friedens hörte Sinona plötzlich ein plätschern an der Seite des Schiffes. Sie beugte sich etwas über die Reling und sah zwei Gestallten aus dem Meer auftauchen. Es waren Delphine, die parallel zum Schiff mit schwammen und immer wieder aus dem Wasser auftauchten um wenige Augenblicke später darin zu verschwinden. Sie spürte, dass dies ein wundervoller Moment des Glücks war und wie ein Gefühl der inneren Zufriedenheit in ihr aufkam. Diese edlen Tiere, die graziös und elegant durchs Wasser glitten hatten sie in ihren Bann gezogen. Voller Freude und mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete sie das muntere Treiben dieser Tiere, die immer näher an das Schiff rankamen. Immer weiter beugte sie sich vornüber um keinen Moment dieses wundervollen Schauspiels zu verpassen.


    Auch Neptun sah dies und nun gab es für ihn keinen Halt mehr. Dies war der Moment auf den er gehofft hatte.


    Sinona fühlte wie sie von einer plötzlichen Ohnmacht ergriffen wurde. Sie spürte wie all die Kraft und das Leben aus ihrem Körper entwich. Anfangs versuchte sie sich noch zur wehr zu setzen, um Hilfe zu rufen. Doch diese Macht war zu stark, als das man sich ihr widersetzen konnte. Sie gab schließlich nach und merkte wie ihr Körper das Gleichgewicht verlor und vorn über kippte. Die aufschäumende Gischt des Meeres nahm sie auf ohne ein Geräusch zu machen. Es war, als hätte jemand die Zeit angehalten. Niemand an Bord des Schiffes hörte oder merkte etwas und so führ es friedlich weiter dem Sonnenuntergang entgegen.


    Sinonas wehrloser Körper hingegen trieb für einen Moment an der rot glänzenden Meeresoberfläche, ehe sie das Gefühl hatte eine Hand würde nach ihr greifen und sie hinunter in die Tiefen des Meeres ziehen. Neptun hatte sie zu sich in sein Reich geholt, so dass sie fortan an seiner Seite durch die Tiefen des Meeres streifen konnte.

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