In den Hallen der Regia...

  • Man hatte mir berichtet dass der Pontifex von Hispania in Roma verweilte. Was sollte ich da untätig in Tarraco herumlungern? So nutzte ich die Gelegenheit um mir die ewige Stadt einmal anzuschauen. Um ehrlich zu sein hatte ich von dem prächtigen Rom mehr erwartet denn das Wort 'prächtig' bezog sich nur auf einen geringen Anteil von gebieten und Menschen. Leicht enttäuscht zog ich los um Helena in der Regia des Cultus Deorum zu suchen immerhin wollte ich Priester in Tarraco werden. Auch wenn die meisten Städte hier in der Stadt beeindruckend waren, so zog es mich doch eher nach Tarraco. Auch die Provinzen verdienen einen ordentlichen Kult und den Göttern würde es wohl auch besser gefallen wenn die Provinzialen auch ordnungsgemäß ihre religiösen Pflichten nachkommen würden.
    So setzte ich meinen Stadtrundgang in den ehwürdigen Hallen fort während ich Helena suchte, die bestimmt irgendwo hier herumlaufen würde. Ich hatte gehofft vielleicht den einen oder anderen Blick auf eine Vestalin werfen zu können doch anscheinend hatte der Kaiser sie heute in ihrem Atrium eingeschloßen.
    Ich musste pfeifen als ich den prächtigen Marmor hier in den Hallen sah. Von nun an wusste ich wo unsere Steuern alle hinfloßen. An die Orgien der Kaiser wollte ich erst gar nicht denken....

  • Es war eher ein großer Zufall dass Helena durch die Hallen schritt, denn sie hatte eigentlich kein bestimmtes Ziel gehabt. Es war nur, dass sie sich gern hier aufhielt und sie ja bald ohnehin nach Tarraco abreisen würde - wieder einmal. Und nun schlenderte sie ziellos durch die Hallen und betrachtete sich das Gebäude. Momentan hieß es langes Warten für sie...

  • Ich bekam zwar keine Vestalin zu sehen aber eine äußerst hübsche Priesterin. Doch die Freude aus einem bestimmten Grund war nur von kurzer Dauer, denn diese Frau passte auf die Beschreibung, die ich von Helena hatte, so bekam ich nach der kurzen Enttäuschung jedoch einen neuen Grund sich zu freuen.


    "Hallo hübsche Dame. Du musst Helena sein. Ich habe schon viel von dir gehört!"


    Ich grinste sie eine Weile an. Dann lüftete ich das Geheimniss.


    "Ich bin Lucius Redivivus Callidus!"


    Ich streckte ihr meine Hand entgegen.


    "Man sagte mir, dass du hier in Roma weilst. Du musst wissen ich will Priester werden, aber nicht hier in dies... dieser Stadt, sondern in Tarraco!"

  • Für gewöhnlich war Helena nicht schreckhaft und so bewahrte sie auch dieses mal die gefasste Fassade, als der fremd Geglaubte sie von der Seite anprach. Sie musterte den gutaussehenden Mann eingehend, er wirkte einer altbekannten Person sehr ähnlich, doch sie kam einfach nicht darauf, denn allzu lange hatte sie zum Nachdenken nicht Zeit.


    "Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Redivivus Callidus. Ich bin erstaunt einen weiteren Redivivus anzutreffen und wieder andernorts als meinen Bruder."


    Mit einem warmen Lächeln ergriff Helena seine Hand. Ja, endlich konnte sie wieder lächeln, ehrlich lächeln und fröhlich sein. Alles schien wieder wie früher zu werden.


    "Doch sage mir nicht, du bist nur meinetwegen hier in Roma. Allzu lange bleibe ich nämlich nicht hier. Welche Gottheit wirst du denn dienen wollen? Hispania braucht jede helfende Hand!"

  • "Nun, zum einem wollte ich mir schon immer mal diese Stadt ansehen, die von allen gepriesen und von allen verabscheut wird. Und zum anderen... Ja, wegen dir bin ich hier. Denn ich hatte keine Lust in Tarraco solange abzuhängen, bis du zurück bist!"


    Ich musterte sie. Anscheinend war sie froh mich zu sehen.


    "Ich will dem höchsten Gott dienen: Jupiter! Denn ich hörte es wird bald ein Capitol in Tarraco geben!"

  • Ein spitzes Lächeln trat auf ihre Lippen als sie ihn von diesem unbestätigten Gerücht sprechen hörte, doch wich dieses rasch einem Lächeln sanfter Art und Weise. Sie blickte kurz an Callidus vorbei vielleicht um kurz Zeit zu gewinnen um die Gedanken zu sammeln, vielleicht aber auch um zu schauen ob ihnen jemand zuhörte oder jemand da war, den sie kannte.


    "Ja, in der Tat wird endlich ein Kapitol errichtet werden. Es ist dringend an der Zeit, wie ich finde. Und nun gibt es bereits einen Iuppiter - Interessierten. Ich hoffe du wirst dich noch solang gedulden können, bis wir in Tarraco sind, sonst wirst du zur Flaminca Minervae müssen, um ernannt zu werden."


    meinte sie mit einem fragenden Blick in seine Augen gerichtet. Ein Redivivus, sie schienen eine religiöse Gens zu werden. Dieser Gedanke gefiel Helena ausserordentlich gut und ein vergnügter Ausdruck stahl sich in ihre Augen.

  • Ich schaute sie leicht enttäuscht an.


    "Nun, um unnötige Wartezeit zu umgehen, bin ich direkt hier nach Rom zu dir gereist. Vor allem, weil ich von dem absurden Brauch gehört habe, dass Anwärter durch das halbe Imperium nach Rom reisen müssen um hier ihren Eid abzuleisten!"


    Ich schaute sie fragend an, ob da etwas drann war.

  • "Um das zu ändern bin ich nach Rom gekommen. Ich empfinde es ebenfalls als Absurdität, dass man solche Beschwerden aufnehmen muss, um den Göttern zu dienen. Was machen denn jene die noch weiter fort wohnen als Tarraco?"


    Sie schüttelte den Kopf. Nein, das konnte es wirklich nicht sein.


    "Noch ist es allerdings gegeben, dass nur das Collegium Pontificium Ernennungen ausspricht. Ich hoffe das wird sich eines Tages ändern. Eines nahen Tages."

  • Ich nickte nur zustimmend. Für einige Minuten eine ganze Weltreise zu unternehmen, war mehr als absurd. Wo führte das alles noch hin mit dem Götterkult? Wenn sogar ein Consul...


    "Da gebe ich dir recht, dass ist unnötiger Aufwand der den Dienst an den Göttern nur behindert. Jetzt schmähen schon die Consuln die Götter! Was ist nur aus Rom geworden!"


    Ich grinste triumphierend.


    "Aber gut, dass ich nach Rom gekommen bin, denn dann kann ich mich hier gleich als dein Schüler eintragen lassen. Aber ich warne dich, ich habe mich gut vorbereitet!"


    Ich zwinkerte ihr zu.

  • Die Consuln schmähen die Götter? Helena hörte das erste Mal davon und ärgerte sich. Ihr entgingen noch immer viele Gerüchte, doch sie legte auch nicht viel Wert darauf, welche zu erfahren. Doch nachfragen tat sie besser noch nicht, ehe sie in ein Fettnäpfchen tappte.


    "Das ist gut. Wenn dir irgendwelche Fehler in meinen Worten auffallen sollten, dann weise mich ruhig zurecht. Ich verhaspel mich recht schnell, so können wir dann sehen wie gut du vorbereitet bist!"


    gab sie schmunzelnd zur Antwort.

  • Sie musste unweigerlich grinsen, als er sie zu seinen misstrauischen Worten auch noch anstupste. Sie zog einen Arm an den Leib heran und legte ihn um den Bauch, während sie ihn scheinbar prüfend musterte.


    "Ach was, nein. Soetwas ist gemein, das würde ich niemals tun!"


    zwinkerte sie mit scheinheiligem Tonfall ehe sie lächelnd auf seine Frage einging.


    "Möchtest du jetzt gleich zum Officium der Flaminca Minervae?"

  • "Ja, ich will es gleich hinter mir bringen! In der Arena soll es heute einen Kampf um Leben und Tod geben und diese Vorstellung möchte ich auf keinem Fall verpassen!"


    Was müssen dass für Zeiten gewessen sein, als bei Nero die Christen das Publikum unterhielten, dachte ich mir nur.

  • "Du willst in die Arena?"


    fragte Helena beiläufig, während sie die Richtung von Claudias Officium anstrebte. Auch sie hatte noch etwas mit ihr zu besprechen. Es musste nicht unweigerlich heute sein, aber in der nahen Zukunft schon.


    "Dort hinten ist ihr Officum. Sieh dich vor, sie ist Patrizier und demnach auch sehr streng was Sitte und Anstand betrifft. Du wirst ihr euch mit guten Argumenten entgegen kommen müssen, warum du in den Dienst der Götter treten möchtest und insgesamt gut gewappnet sein!"

  • Helenas Lächeln gefror als sie seine Worte vernahm. Sie hatten ihr einen direkten Stich ins Herz versetzt. Unmerklich wandte sie den Blick von Callidus weg und sah ganz beiläufig die Fresken an den Wänden an. Sie brauchte eine ganze Weile um ihre Wut herunterzuschlucken. Die Gefühle in mir spielten verrückt. Ihr erster Reflex wäre eine Ohrfeige gewesen.


    "Ich schätze das wird Ansichtssache sein. Ich kenne ausreichend Patrizier um mir ein Urteil bilden zu können. Und Claudia steht am wenigsten auf dumme Anmache, das ist wahrlich nicht geheim. Sie war mir stets eine gute Freundin und für Unhöflichkeit hatte sie nie viel übrig."


    Oh, Helena hatte das Gefühl als könnte sie irgendwann einmal an ihren scheinbar zukünftigen Schüler geraten. Sie sog einmal tief Lust ein und blickte ihn ernst an, nicht die Spur eines Lächelns im Gesicht.


    "Es war ein Rat, ob du ihn befolgst ist deine Sache."

  • Ich schaute sie irritiert an, da ich ihre Reaktion nicht einzuschätzen wusste.


    "Oh sei gewiss, Helena! Höflich werde ich mich gegenüber einer so unahbaren Person sicherlich verhalten. Immerhin will ich ja etwas von ihr!"


    Ich seufzte.

    "Hast du sonst noch irgendwelche Tipps für mich, oder kann ich mich meiner ersten Hürde nun stellen?"

  • Sie waren mittlerweile vor Claudias Officium angelangt und ich legte wieder ein dünnes Lächeln auf meine Lippen. Mein Magen fühlte sich noch immer sehr unwohl an, vielleicht war es schlechtes Gewissen.


    "Nein. Aber hättest du vielleicht etwas dagegen, wenn ich mit hinein komme? Dann kann ich gleich meine Sachen mitbesprechen, denn ich habe ein Anliegen wegen der mir zugewiesenen Schüler."

  • "Von mir aus, kannst du dich gerne mit mir verbünden und notfalls das Wort für mich ergreifen. So würde sich auch gleich die Frage klären lassen, ob ich dein Schüler aus deiner Sicht sein darf!"


    Dies war eine gute Idee und so klopfte ich an das Officium.

  • Er hatte das Schreiben unter den Arm geklemmt. Noch immer fühlte er sich etwas in seiner Arbeitsbestimmung missbraucht und doch tat er es gern, denn so brachte er einmal nicht die Ruten durch Rom zu schleppen und sich die Kehle aus dem Hals zu plägen.


    Suchend blickte er sich also um...

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