Die Baustelle des Merkur-Tempels

  • Noch immer bot der Platz das Jammerbild eines Ortes, an dem nicht viel getan worden war, um den Ursprungszustand in irgendeiner Form zu verbessern - bis auf die Tatsache, dass der unversehrte Altarstein des früheren Tempelinneren anscheinend regelmäßig gereinigt und geschmückt wurde, wirkten die Ruinen wie ein stetiges Mahnmal an die Vergänglichkeit selbst solcher prächtiger Bauten, die man nicht zum Ruhm der Menschen, sondern zum Ruhm der Götter errichtet hatte. Dennoch war der Ort sauber abgesperrt und drei zivile Wachposten achteten neuerdings darauf, dass nichts wegkam oder geklaut werden konnte, als rechne man bald damit, dass sich hier etwas anbahnen würde.


    Auch einige Holzstapel für Gerüste waren in der Nähe des Schuttplatzes aufgetürmt und gebunden worden. Mit etwas Phantasie mochte man hier schon fleißige Hände erahnen können, die sich darum kümmern würden, Gerüste zu bauen, Steine zu ordnen oder ähnliche Tätigkeiten auszuüben - doch noch herrschte auf der Tempelruine andächtige Stille, durchbrochen allein durch das immer wieder unregelmäßig erklingende Krächzen der Möwen vom nahen Hafen.

  • Ich begann die Steine zu ordnen, wie es die Duumvir gesagt hatte.


    [...]


    Nach einiger Zeit waren wir fertig. Der dritte Haufen war der größte. Aber die anderen Steine würden für den bau wohl ausreichen.


    Als sie makiert waren ging ich zurück zur Curia.

  • Einwohner der Stadt Ostia hatten einen nuntius zum architectus urbi geschickt und um Hilfe gebeten. Eines Morgens kam diese Hilfe auch und der architectus urbi gefolgt von einigen agrimensores und Sklaven betrat die Baustelle des Merkurtempels. Werkzeug und etwas Baumaterial brachte der kleine Bautrupp auch gleich mit.


    "Ihr da nehmt die Holzbalken, die da aufgestapelt sind und baut das Gerüst."


    ...und der erste Baubefehl ließ nicht lange auf sich warten.

  • Auch die Duumvir der Stadt Ostia hatte sich auf der Baustelle eingefunden, um den Bau zu beobachten - ihr recht kurzfristig gewesener Magistrat hatte seine Tatkraft bewiesen und die voneinander getrennten Steinhaufen waren ein ansehnlicher Anblick - die anderen Materialien würden aus der Umgebung bezogen werden, Schmucksteine für die Außenverkleidung konnten schließlich nicht aus dem Bruchstein des alten Tempels geformt werden. So zog eine Kavalkade an ostianischen Beamten, allen voraus die Duumvir auf einem Tragestuhl, an einem staubig-warmen Herbsttag zur Baustelle, und sie blickte sich interessiert um, war doch anhand des Baugerüstes schon zu erkennen, wo der neue Tempel Form annehmen würde.


    Neben dem Tempel gab es genug freie Fläche, auf denen die Unterkünfte für die zu erwartenden Staatssklaven errichtet worden waren, sodass auch dieser Punkt in befriedigender Weise geregelt schien. Der Tragestuhl der Duumvir wurde in die Richtung der größten Menschenansammlung gewendet, von der immer wieder der ein oder andere Mann in eine andere Richtung hinforteilte, denn dort befand sich der architectus urbi und traf seine Anweisungen.
    "Salve, Octavius Detritus!" erklang schließlich die Stimme der Iulia Helena und sie hob grüßend eine Hand an.

  • Detritus erkannte sofort diese Stimme, drehte sich um und begrüßte Iulia Helena.


    "Salve Iulia Helena, entschuldige meine Anwesenheit doch Einwohner deiner Stadt meldeten mir den Stillstand dieser Baustelle. Wo ist Octavius Cato? Sollte nicht er den Bau vorantreiben?"

  • Sie schüttelte ein klein wenig den Kopf, sollten die Bürger nicht dem Duumvir solcherlei melden? Aber gut, die Ungeduld der Menschen war nach so langer Zeit durchaus nachzuvollziehen. Iulia Helena gab den Trägern ein Zeichen, sodass sie den Stuhl neben Detritus absetzten, dann schenkte sie ihm ein leichtes Lächeln.


    "Nun, das sollte er, aber er hat sich ausgesprochen kurzfristig dazu entschieden, eine Stelle als architectus provincialis in Germania anzunehmen, anscheinend ist den meisten dann doch ihr persönliches Fortkommen wichtiger als ein Dienst an den Göttern ..." Ein wenig verstimmt über diese Entscheidung war sie schon, aber was sollte man schon machen? Junge Männer hatten eben ihren eigenen Kopf. "In sofern werde ich die Sache wieder in die Hand nehmen, deswegen bin ich auch hier."

  • "Er hat mich in eine äusserst peinliche Situation gebracht, auf meine Empfehlung wurde er nach Ostia geschickt und nun sowas."


    Enttäuscht über das Verhalten seines ehemaligen agrimensor seufzte er nur.


    "Doch sei unbesorgt sein unüberlegtes Handeln wird nicht ohne Konsequenzen bleiben. Ich hatte von alldem keine Ahnung und werde meine Leute natürlich abziehen."

  • Leicht lächelte sie und schüttelte dann den Kopf. "Ganz sicher gibt es nichts an dieser Entscheidung des Octavius Cato, was ich dir anlasten könnte, Octavius Detritus, ein jeder sollte selbst der Hüter seines Gewissens sein und - im Vertrauen - in den jüngeren Jahren versucht man doch stets, seinen Vorteil zu finden, urteile nicht zu harsch über Deinen Verwandten." Sie erhob sich langsam aus dem Stuhl, raffte mit einer Hand ihre bodenlange Tunika samt stola ein wenig an, damit sie nicht schmutzig würde, und trat neben den architectus urbi, um sich abermals umzusehen.


    "Ich würde mit Freuden hier mit Dir zusammenarbeiten. Du weisst vielleicht, dass ich an der Schola ebenso wie Octavius Cato die Kunst der Architektur studiert habe, indes fehlt mir die praktische Erfahrung, und es wäre mir eine Ehre, könnte ich hier bei der Organisation des Baues von Dir lernen und Dir ein wenig über die Schulter blicken."

  • "Ich glaub es nützt auch nicht viel sich über ihn zu ärgern, denn es gibt viel zu tun."


    Detritus beobachtete wie sich Iulia Helena ihm näherte.


    "Nein wusste ich nicht, na das trifft sich dann eh gut. Sieh selbst das Holzgerüst steht bereits und in Kürze können wir mit dem Bau des Tempels beginnen, soweit jemand einen Plan des Tempels gezeichnet hat." :D

  • "Nun, es gibt einige Pläne, aber die lagern in der Curia, nicht hier - ich wollte eigentlich auch nur einmal nach dem Rechten sehen, da man mir gemeldet hatte, dass hier gebaut wird und ich davon nichts wusste," meinte sie schmunzelnd. "Was meinst Du, kann ich Dich auf einen Wein in mein Officium entführen und Du begutachtest die Pläne?"

  • "Ja gewiss." :D "Ich sag nur mal den Männer Bescheid und dann können wir los."


    Der architectus urbi entfernte sich kurz und diskutierte mit einigen agrimensores, dann kam er wieder.


    "So wir können gehen, in der Zwischenzeit werden meine agrimensores das Holzgerüst erneut überprüfen."

  • Während der architectus urbi beim duumvir war geschah aber leider ein Zwischenfall. Die Arbeiter hatten es versäumt ein Teil des Gerüsts richtig zu fixieren und so löste es sich nach und nach vom Tempel, die ganze Struktur neigte sich immer mehr. Kurz danach rannten einige Arbeiter aus Panik fort, mit Mühe konnte man die Sklaven hindern dasselbe zu tun. Man wusste sich nicht mehr zu helfen also holte man den architectus urbi. Dieser kam auch gleich und kümmerte sich darum.


    "Die ungefährlichste Lösung wär das Holzgerüst einstürzen zu lassen und es dann erneut aufzubauen. Das kostet uns jede Menge Zeit, doch zumindest geht dabei keiner drauf. Also an die Arbeit lockert die ganzen Seile und entfernt euch dann."


    Die Arbeiter befolgten die Anweisungen und kurze Zeit später stürzte das gesamte Gerüst ein.


    *PLOOOOOOOONNNNNNKKKKKKKKKKKKK*


    Eine riesige Staubwolke umhüllte das gesamte Gelände.

  • Mit besorgter Mine durchforstet der Magistrat die traurigen Überreste des neu zu erbauenden Merkurtempels. Säulen, Holzbalken, wertvoll gearbeitete und bemalte Statuen und Bildnisse liegen kreuz und quer, zerbrochen und abgebröckelt in diesem Trümmerfeld. Die Steine setzen Flechten an, durch die Ritzen wachsen Gras und kleine Sträucher. Der untere Teil der Tunika des Aeliers ist über und über mit weißem Stuab bedeckt. Ein Wunder, dass in dieser Stadt noch Handel möglich ist, Merkur muss die Ostianer wirklich lieben, dass er so gütig zu ihnen ist. Sofort macht er sich einige Notizen und reicht sie seinen Scriba.


    "Erstelle mir bitte umgehend einen Finanzierungsplan und eine Liste der besten Architekten des Imperiums. Wir müssen dieses Trauerspiel hier möglichst schnell beenden."


    Pulcher wischt sich den Schweiß von der Stirn und verlässt die Baustelle schnell wieder. Es stehen nun Wochen harter Arbeit bevor, das ist schon einmal klar...

  • Zusammen mit dem Auguren betritt der Magistratus Publius Aelius Pulcher die ewige Bauruine: Steine und Geröll liegen kreuz und Quer über das Areal, unfertige Mauern und einzelne Säulen ragen sinnlos in die Luft und ein abgetrennt liegender Kopf irgendeiner Statue glotzt dümmlich auf die Besucher.


    "Tja, da wären wir..."

  • Sophus sah sich im Tempel um. Der Anblick machte ihn traurig. Er war sich sicher, dass die Vision des Tempels hier zerstört worden war. Der Bauherr lebte vermutlich nicht mehr, aber es gab sicher jemanden, dem etwas an diesem Gebäude lag und der nun darum trauerte - selbst wenn die Götter es nicht schätzen sollten.
    Langsam wandte er sich an den Magistratus:


    "Ist bekannt, wo genau die Einstürze ihre Ursache hatten?"

  • Sachkundig antwortet der Magistratus dem Auguren:


    "Soweit ich weiß, war ein Teil des Gerüstes falsch angebracht. Zur Schadenseindämmung beschloss man, das Gerüst einfach abzureißen und durch ein neues zu ersetzen. Letzteres geschah allerdings nie und so erodiert der Tempel vor sich hin..."

  • Sim-Off:

    Bin wieder da


    Pulcher ist etwas erstaunt über die Frage, wieviele Menschen hierher kommen. Von der Perspektive hat er das ganze noch gar nicht betrachtet. Die Sache mit dem Tempel war für ihn immer eher eine Frage von "Wie repräsentieren wir die Größe und Herrlichkeit von Kaiser und Reich am besten für die an Roms Hafen Ankommenden" und weniger von "wieviele Gläubige ziehen wir damit an" bzw. wenn man böse ist: "wieviel Geld kann die Priesterschaft aus den Devotionalienhandel hier ziehen".


    "Naja, in einer Handelsstadt wie Ostia ist Mercurius natürlich ein sehr wichtiger Gott. Händler aus aller Welt kommen hierher, wenn sie ihre Geschäfte tätigen wollen.


    Und was die Instandhaltungskosten angeht, ist das so eine Sache. Theoretisch gibt es die, aber ich kann nicht verleugnen, dass sich in dieser Stadt vor meinem Erscheinen eine gewisse Lässigkeit im Umgang mit öffentlichen Dingen eingebürgert hat."

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