Ein Spaziergang in der Natur hilft der Seele atmen

  • Ungemütlich war das Wetter an diesem Morgen. Kalt und trübe war es und nur die vereinzelten Sonnenstrahlen, die hier und da durch die grauen Wolken lugten, ließen erahnen, dass es wenigstens nicht regnen würde. Dazu kam ein eisiger Wind, der umherwehte und dabei den kahlen Bäumen die letzten Blätter wegblies. Man musste wohl schon etwas eigenartig veranlagt sein oder einen gewissen Hang zur Melancholie haben um bei diesem Wetter einen Spaziergang machen zu wollen. So waren auch nur wenige Menschen an diesem Vormittag in dem kleinen Park anzutreffen. Eine von ihnen war Aurelia Minervina, auf der sowohl das Eigenartige als auch das Melancholische zutraf. Begleitet wurde sie von zwei Sklaven, die ihr in gebührenden Abstand folgten und auf sie Acht gaben.


    Obgleich Minervina normalerweise Kälte möglichst zu umgehen versuchte, hielt sie diesmal nichts von einem Spaziergang ab, denn sie erhoffte sich, dass die kühle Luft ihr half um wieder auf klare Gedanken zu kommen. Fernab von der aurelischen Villa würde sie sicher in aller Ruhe nachdenken können. Tiefe Trauer hatte sich in letzter Zeit über sie gesenkt und Minervina wusste nicht, wie ihr geschah. Es gab keinen Anlass betrübt zu sein und doch spürte sie diese innere Leere. War es eine Laune der Götter? Oder gar eine Prüfung?
    Während sie gemessenen Schrittes daherschlenderte, fiel ihr Blick immer wieder auf die bunten Herbstblätter, die wild zerstreut auf dem Boden lagen. Selbst nachdem sich die Bäume ihr Herbstgewand abgelegt hatten, konnte Minervina immer noch eine gewisse und zugleich skurrile Schönheit in dem kahlen Geäst der Bäume erkennen. Genau genommen sah sie immer etwas Schönes in der Natur, war die Patrizierin doch sehr naturverbunden.


    Nach einiger Zeit kam sie an einer halbrunden Marmorbank an und sie ließ sich auf dieser nieder. Ein leichter Windhauch lies einige feine Haarsträhnen durch ihr Gesicht wehen. Begierig sog sie die reine Luft durch die Nase und genoss dabei die Stille, die sie umgab. Ihre Augen blickten derweil resigniert in die Ferne.


    Sim-Off:

    Wer möchte, darf sich gerne dazusetzen und mich aufmuntern :)

  • "Na los Serapio, sprich sie an!"
    "Silio, Du weisst doch genau dass ich..."
    "Ja genau, und das ist Dein Problem! Du musst mal lockerer werden mit den Frauen, Dich an sie gewöhnen. Ist alles Gewöhnungssache, sag ich Dir."
    "Ach ja? Hast Du's denn mal umgekehrt versucht?"
    "Ich?? Wo denkst du hin?? Ich? Pah! - Aber schau sie Dir doch mal an, die ist doch echt zum Anbeissen!"
    "Ja klar ist sie hübsch, das seh ich auch, ich bin ja nicht blind, aber...ich weiss nicht..."

    Seitdem ich mich neulich mit Silio wieder zusammengerauft hatte, versuchte er erneut und immer wieder, mich von den Vorzügen der Frauenwelt zu überzeugen. So auch heute. Wir standen zusammen an der Rückseite eines Gebäudes, in dem sich ständig ein Posten der CU bereithielt. Dort hatten wir an diesem Vormittag Dienst, aber es war eine ziemlich friedliche Gegend, am Rande eines gepflegten Parks, mit gutbürgerlichen Strassenzügen drumherum, so dass fast nie was zu tun war. Kurz, wir langweilten uns, und waren rausgegangen um uns, gut ausser Hörweite der anderen, lässig an der Mauer lehnend, ganz normal und ohne Hierarchiefloskeln zu unterhalten.


    Der kleine Park lag in herbstlicher Tristesse vor uns, die Bäume reckten die entlaubten Äste in den grauen Himmel, und der kalte Wind zerrte an meinem Sagum. Die aparte junge Frau, die sich in einiger Entfernung auf einer Bank niedergelassen hatte, schien das Wetter aber überhaupt nicht zu stören. Wir standen halbverdeckt von einer Pinie, und konnten sie ungeniert betrachten.
    "Sag mal, wann hattest Du zuletzt eine Frau?"
    "In Syrien..."
    "Auf der Hin- oder auf der der Rückreise?"
    "Hin..."
    "Hin?"
    Silio sah richtig entsetzt aus. "Bei Venus Titten, kein Wunder dass Du so verklemmt bist, wenn das schon so ewig her ist!"
    "Ich bin nicht verklemmt"
    , grollte ich, "ich habe nur andere Interessen."
    "Serapio mein Freund"
    , erwiderte Silio, und legte mir gewichtig die Hand auf den Arm, "versuch doch einfach mal normal zu sein. Du wirst Dich dran gewöhnen, und irgendwann wird es ganz natürlich für Dich sein. Sprich Mädchen auf der Strasse an, geh zu Festen und rempel hübsche Frauen an wo es nur geht! Das wird schon werden. Du musst nur mal den ersten Schritt tun!" Er grinste. "Und zwar die Kleine da drüben ansprechen. Ist ganz harmlos."


    "Normal sein ist langweilig. So gewöhnlich. Und unsere Gesellschaft ist einfach nur prüde, und pflegt eine heuchlerische Doppelmoral!" Aber tatsächlich, manchmal fand ich den Gedanken schon verlockend, in dieser Hinsicht so zu sein wie alle anderen auch. Ich glaubte bloss nicht dass es möglich war. Gut, so mit sechzehn, siebzehn, hatte ich schon auch mal was mit einem Mädchen gehabt, vor allem mit Cygna der Makedonin. Und noch früher in Tarraco hatte ich heftig für Elena, die Sklavin meiner Schwester geschwärmt, bloss war ich damals zu schüchtern gewesen um mehr zu tun, als ihr dezente Andeutungen zu machen und zarte - und ich fürchte ziemlich schlechte - Gedichte zu schreiben. Ja, so war das gewesen, aber sobald ich die Männer entdeckt hatte, hatten die Frauen rapide an Reiz verloren.
    "Du traust Dich nicht."
    "Doch. Aber ich bin im Dienst."
    "Um so besser! Die Frauen stehen auf Männer in Rüstung."

    Ich lachte leise, und spähte zu der jungen Frau hinüber, die sich nicht vom Fleck gerührt hatte. Sie hatte zwei Begleiter bei sich, Bedienstete wohl.
    "Ich wette Du traust Dich nicht. Um einen Krug Massiker wette ich, dass Du dich nicht traust."
    "Hm... die Wette nehme ich an. - Aber was soll ich denn sagen?!"
    "Sag: 'Hat das wehgetan?'..."
    "Wie, was?"
    "...'als du vom Himmel gefallen bist'"
    "Dea Dia, der Spruch ist ja bescheuert!"
    "Es kommt darauf an wie Du es sagst."


    Ich schüttelte den Kopf. Dann stiess ich mich von der Mauer ab, und warf mit kühnem Schwung meinen Mantel über die Schulter.
    "Ich spreche sie jetzt an."
    Silio grinste breit. Ich grinste zurück, sagte mir Auf in den Kampf, und schlug einen Bogen um das nächste Gehölz, um dann langsam den Weg entlangzugehen, der auf die besagte Bank zuführte. Blätter raschelten unter meinen Füssen, mein Cingulum militare klimperte leise, und mein scharlachrotes Sagum bauschte sich im Wind. Unaufhaltsam kam ich der Bank, und damit der Frau näher - eine zierliche Brünette, deren Haar fedrig leicht im Wind schwang, und um die ein Hauch von Schwermut in der Luft lag. Ein schönes, still herbstliches Bild war das, man hätte es malen sollen. Nein, so einen plumpen Spruch konnte ich da nicht bringen. Aber was dann? Ich war schon ganz nah, und weil mir einfach nichts spektakuläres einfallen wollte, wurde es eben sehr unspektakulär. Aber vielleicht würde die Rüstung es ja rausreissen.
    "Salve!"
    Ich blieb stehen, heftete die Augen auf die junge Frau, und lächelte strahlend, etwa so als hätte ich unversehens eine Kiste voll funkelndem Gold am Wegesrand entdeckt, um mich dann in meinem charmantesten Tonfall zu erkundigen:
    "Ist das nicht etwas kalt?"

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