• Es war ein milder Tag und doch zogen immer wieder dunkle schweren Regenwolken über den Himmel und verwandelten die Straßen Roms in reißende Bäche, Tümpel voller Schlamm und Exkrementen und unüberwindbare Hindernisse. Immer wieder durchbrach die Sonne die dunklen Hindernisse und brachte etwas licht in die dunklen Gassen.
    Kaum einer wagte sich bei einem solchen Wetter hinaus und doch führte eine junge Reiterin, einen dunklen Rappen an den Zügeln durch die Straßen. In ihren dunklen langen Wellen glänzten Regentropfen, ebenso auf dem Mantel den sie trug. Immer wieder musste sie ihren mantel raffen und über Pfützen springen, während das Tier ihr willigt folgte, es schien ebenso wie sie das Bedürfniss zu haben, der Stadt zu entkommen und sich wieder einmal so richtig bewegen zu können.
    Dunkel war es in den schmalen Gassen und beständig tropfte Wasser von den Dächern hinab auf das Pflaster.... und doch gab es in all dem Grau in Grau auch Lichtpunkte, ein Baum, der voll frischem Grün glänzte, der Gestank der Stadt fortgeschwemmt worden war und Pfützen in denen sich Sonnenstrahlen brachen, ehe ein erneuter Schauer die Welt untergehen ließ.


    Obwohl sie so langsam sich einlebte, war Rom zu groß und zu laut für sie und ihr Ziel war für wenige Stunden die Flucht vor all der Hektik und den fremden Menschen. Auch war es eine Flucht vor ihren eigenen Gefühlen und wie konnte sich eine junge Frau am besten ablenken… normaler weise hatte sie immer ihr heil in der Musik gesucht, doch sie fand keine Ruhe, nur rastlose Nervosität, solange bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte und einem Sklaven den Auftrag gab, eines der Pferde zu satteln.
    Kurz nickte sie den Soldaten zu, die unter den Vordächern Schutz gesucht hatten, ehe sie die Mauern hinter sich ließ und sie wieder atmen konnte. Ihr Blick wanderte über den Horizont, dort wo sich graue Wolkenberge türmten. Es spielte keine Rolle, dass es regnete, es zählte nur, dass sie fliehen konnte.....
    Elegant schwang sie sich in den Sattel, klopfte dem Tier kurz auf den langen schlanken Hals, ehe sie die Zügel ergriff. Mit ihren Schenkeln erhöhte sie den Druck und trieb das Pferd zu einem schnellen Gang an. Ein erleichtertes Lächeln zierte ihr Gesicht und ließ sie alles vergessen. Ihr Herz jubilierte, als sie die Stadt hinter sich ließ und sich einen Weg querfeldein durch Schlamm und Pfützen suchte.
    Die gleichmäßige Bewegung und der warme Leib des Tieres unter ihr halfen ihr den Kopf frei zu bekommen.


    Es vergingen einige Stunden ehe sie wieder ihr Reittier zurück zur Straße Richtung Rom lenkte. In einen sanften Trab fallen ließ, damit sie Beide sich nun erholen konnten. Sie hatte gemerkt, wie während des Ritts ihre Gedanken sich befreiten und sie wieder richtig atmen konnte. Auch ihr Kummer war wieder verschwunden. gemählich und entspannt erreichten sie schließlich wieder die Tore und sie glitt etwas steif aus dem Sattel, sie sollte öfters reiten, damit sie sich wieder an diese Bewegung gewöhnte. Schließlich durchschritt sie das Tor, zurück zur Casa, ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt und durchnässte sie nun. Solangsam wurde aus dem angenehmen Ritt doch ein unangenehmer Gang nach Haus.


    Sim-Off:

    reserviert

  • Auch Verus streifte nach seiner Rückkehr seelenlos durch Rom und um Rom. Er fühlte sich so endlos einsam und sehnte sich nach einer warmen Schulter. Sollte er ins Lupanar gehen? Nein, diese Mädchen waren zwar willig aber nicht das, was Verus suchte. Er suchte einen Partnerin, die mit ihm sein Leben, seinen Reichtum und sein Glück, wie Unglück teilte. Seine Einsamkeit übermannte ihn und er trabte recht lustlos durch die Straßen. Er atmete schwer, ein großer Stein lag auf seinem Herzen. Er hatte zwar das Geld, den Status aber dies nützte ihm nichts. Er war ein Mann, der alles verloren hatte, was ihn als Menschen auszeichnete. Warum konnte er nicht lernen mit Menschen umzugehen? Er konnte es einfach nicht. Verus war unfähig mit sich zu kommunizieren oder mit anderen: Er funktionierte nur, wie eine Maschine. Er war ein künstlicher Mensch.


    Sein Blick raffte sich kurz zum Himmel in der Hoffnung zu sterben, doch er lebte weitehrin. Seine Geschichte ging weiter, auch ohne Glauben und Ruhm.


    Plötzlich lief er seitlich in ein Geschöpf, das alle als Pferd bezeichneten. Er stürzte nach hinten. Verus landete auf der feuchten Straßen. Seine Tunika nässte durch. "Entschuldigung," sprach er beiläufig als er sich aufraffte. "Ich bin mit meinen Gedanken nicht hier gewesen." Es war nichts weiter ernstes passiert, da das Pferd ihn nicht im Galopp erwischt hatte. Er war einfach nur seitlich in es hineingelaufen, nicht frontal.


    Verus schaute Calvena nicht an, ihm war das Gegenüber momentan egal, da er sich in seinem eigenen Selbstmitleid verlor.

  • Das sonst so glänzende Fell des dunklen Rappen war fast schwarz wegen der Feuchtigkeit und selbst Calvena war nicht besser dran, obwohl sie ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Sie frösteltete leicht und freute sich jetzt nur noch darauf in die Casa zu kommen, ein Bad zu nehmen und sich dann dem Müßiggang hinzugeben... oder aber dem Unterricht, wenn sie das pech hatte ihrem Onkel nicht zu entkommen. Sicher, er war kein strenger Lehrer, aber es war verdammt langweilig, lesen und schreiben zu lernen und sich mit Dingen wie Gramatik oder Rhetorik auseinander zu setzen. Aber eine Wahl hatte sie nicht wirklich, sie musste es lernen und auch wenn es ihr Missfiel, gab sie sich Mühe.


    Ein erschrockenes Schnauben erklang, als jemand das Pferd rammte und selbiges machte auch einen leicht Sprung zur Seite um den Hindernis zu entkommen. Calvena zuckte zusammen, als Aufgrund der plötzlichen Bewegung sie beinahe die Zügel verlor. Eilig trat sie an das nun nevröse Tier heran und streichelte diesem beruhigend die Nüstern.


    "Keine Angst... es ist nichts passiert!" flüsterte sie dem Tier zu und beruhigte es mit sanften Worten. "Ganz ruhig, mein schöner!"
    Erst nachdem das Tier nicht mehr so unruhig war, wandte sie sich dem Tollpatsch zu, der ein Pferd übersehen hatte.


    "Du magst in Gedanken gewesen sein, aber mir ist neu, das man ein Pferd übersehen kann!" sagte sie etwas schärfer als gewollt zu dem noch immer in einer Pfütze kauernden Mann. Sie sutzte verblüfft, als sie das gesicht erkannte.


    "Titus Decimus Verus ich hätte nie gedacht das du so blind ist!" sagte sie halb ernst, halb im Scherz. "Komm aus der Pfütze heraus!" forderte sie ihn auf und verdrängte erst einmal den Gedanken, dass sie ihm eiegntlich hatte aus dem Weg gehen wollen. Er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt und sie mit seinen Gefühlen völlig überrumpelt.... sogar eine n Verusch der Verlobung hatte er schon gestartet.... etwas das sie in völlige Panik versetzt hatte, zumal sie nicht bewusst ihm irgendwelche Hoffnung gegeben hatte.... Er hatte es Überstürtzt und sie fühlte sich in die Ecke gedrängt.

  • Verus hörte eine vertraute Stimme. Er stand auf und erschreckte. Germanica Calvena? Sie stand leibhaftig vor ihm, seine Traumfrau. "Ehm," stotterte er. Sie hatte ein Ross und er war nur ein dreckiger Bürger. Sie hatte in diesem Moment den besseren Status als er, zumindest fortbewegunstechnisch, sofern sie reiten wollte.


    "Ja...", wiederholte er stotternd. "Ich muss dann mal weiter," sagte er. Er konnte sich ihr nicht aussetzen. Die Liebe zu ihr, schmerzte ihn und brach seine instabile Seele in Zwei. Sie wollte nichts von ihm und das tat ihm weh.


    Seine Hände rieb er nervös und er ging einige Schritte weiter. "Aufwie..." er brach ab und setzte zu einem einfachen: "Leb' wohl" an.


    Er rannte hektischen Schrittes davon und rutschte erneut in einer Pfütze aus. Verus landete einige Meter von ihr entfernt erneut im Schlamm. "Verdammt," rief er. Noch nicht einmal das Flüchten klappte mehr.

  • Verus zuckte fast genauso verschreckt zusammen, wie der Rappe, welchen er in seinen Gedanken gerammt hatte. Er wirkte abwesend, als sie versuchte ihm in die Augen zu schauen, er aber wich ihrem Blick aus. Verwirrt sah sie wie er wie von einer Wespe gestochen aufsprang und sich dann recht eilig und auch stammelnd von ihr verabschiedete. Hatte sie was falsches gesagt? Leicht schüttelte sie den Kopf, sie verstand Verus überhaupt nicht. Erst sah er in ihr seine Rettung und die Liebe seines Lebens und dann lief er von ihr davon, als hätte sie ihn mit einem Dolch bedroht.


    "Ähm..... Auf Wiedersehen, Verus!" konnte sie gerade noch sagen, als Verus schon auf und davon war.


    Kurz tätschelte sie noch einmal den Hals des Pferdes, als sie laute derbe Flüche vernahm. Ihr Blick glitt in die Gasse, in die Verus geflüchtet war. Leise seufzte sie, schaute sich suchend um, fand aber nichts, an dem sie ihr Pferd anbinden konnte und machte sich dann, ihr Pferd an den Zügeln führend auf hinein in die Gasse zu Verus. Wobei sie sich vorsichtig vortastete, sie wollte nicht ausgleiten und ebenfalls in einer stinkenden Pfütze landen. Kurz darauf war sie auch schon bei Verus und reichte ihm ihre noch freie Hand, mit der anderen hielt sie die Zügel.


    "Komm hoch! Es passt zu einem Soldaten des Imperiums nicht, in einer Pfütze zu sitzen!" meinte sie ernst.


    "Eigentlich müsste ich diejenige sein, die vor die wegläuft.... welchen Grund hast du, die Flucht zu ergreifen? Liegt es daran, dass ich noch nicht bereit bin, mich zu Verloben? Mal ehrlich, mehr als drei Sätze haben wir nicht miteinander gewechselt und du hast dein Herz bei mir ausgeschüttet!" sagte sie, ihre Hand immer noch hilfreich reichend.


    "warum bist du so verzweifelt, dass du in einer wildfremden Frau, dein heil und Glück siehst.... dabei hast du dir keine Mühe gegeben mich kennen zu lernen... du hast dich in ein Traumbild verliebt, welches ich nicht bin! Ich bin keine Muse! Ich bin nur eine junge Frau, die ihre Familie verloren hat, während du doch alles hast! Eine Tochter die dich liebt, Ruhm und Ehre...!"


    Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus und befreiten sie von einer Furcht, die sie bisher mit sich getragen hatte. Er mochte ihr das Leben gerettet haben, aber wirklich bedanken hatte sie sich nicht bei ihm können, denn er hatte sie mit seinen gefühlen so sehr in die Ecke gedrängt, dass sie nciht gewusst hatte, wie sie ihm noch einmal begegnen sollte?

  • Autsch! Calvena hatte ihn erneut tief getroffen. Ihre Worte bohrten sich tief in sein Fleisch. Verus zitterte leicht, während er sich aufraffte. Wieso war sie seine Hybris? Er verzweifelte an seinen Gefühlen und begann Calvena innerlich zu beneiden. Sie hatte viel mehr als sie ahnte. Sie war reicher als Verus in vielen anderen Dingen. Ruhm und Ehre? Verus suchte danach, fand sie aber nicht.


    "Weil...," versuchte er zu einer Erklärung anzusetzen. "Weil du mich erretten kannst. Du bist die Hoffnung, auch wenn es nur ein Traum ist, auf eine Seele. Du kannst mir die Menschlichkeit zurückgeben, die ich verloren habe. Ich lebe seit langem nicht mehr als Mensch, ich bin ein Homunculus, nichts weiter als tote aber lebendige Masse."


    Verus schaute ihr tief in die Augen.


    "Du bist da, auch wenn du keine Muse bist. Du bist da, auch wenn du mich abstößt. Du hast mein Herz bereits und ich habe es nicht mehr, du nahmst mir den letzten Rest Menschlichkeit. Meine Tränen und mein Leid sind mein Geschenk an dich. Ich weiß, dass du nur ein Mensch bist, wenigstens ein echter Mensch. Ich bin es nicht. Ich verzweifele daran! Kannst du mich retten?"


    Er drehte sich von ihr weg. Verus atmete keuchend.


    "Calvena, du kannst mich nicht lieben aber ich liebe dich. Alles, was ich geworden bin, würde ich aufgeben, um dein Sklave zu sein, dein Diener oder dein Gefährte. Du kannst mich aber auch nicht erretten. Niemand kann das."


    Verus wischte sich eine unmännliche Träne aus dem Gesicht, bevor es wieder zu Stein wurde. Sein lebloser Blick übernahm den Platz der Traurigkeit in seinem Gesicht.


    "Meine Tochter kann mich nicht lieben. Ich habe sie verlassen. Ich habe alle Menschen verlassen, die mir etwas bedeutet haben. Ich kann nicht ihr Vater sein, ich kann es nicht! Ich habe nichts aus einer meiner Wut!"


    Er schlug sich selbst in den muskolösen Bauch. "Wie gerne würde ich sterben... - Ich will doch nur fühlen können..."


    Verus drehte sich erneut um. Er schaute Calvena direkt an. "Warum ich mir keine Mühe gegeben habe, dich kennenzulernen? Ich kann es nicht. Ich kann nicht mit Menschen reden, um meine Gefühle auszudrücken. Ich kann nur sachliche Kommandos erteilen und beamtisch korrekt meine Ideen vermitteln. - Mehr nicht. Ich würde gerne die Worte finden, um mit dir angemessen zu kommunizieren. Ich kann dies nicht und deswegen flüchte ich."

  • Gefühle überwältigten sie, als er stammelnd versuchte sich zu rechtfertigen, zuerst erstaunen, dann ein wenig Mitleid, denn wie konnte ein gestandener Mann sich nur in eine Illusion verlieben, die es gar nicht gab, in ein Wesen in dessen Hände er sein Schicksal legte und dann Wut, denn es tat weh zu hören, wie er seine Tochter verleugnete, zwar gestand er sich ein, er sei ihr Vater, aber er verleugnete es, dass sie ihm wichtig war, dass er sich nicht in der Lage sah, sich Serrana zu nähern. Calvena hatte sie kennen gelernt und Freundschaft mit ihr geschlossen und sich ihr anvertraut und zu hören, wie dieser Mann nicht hören wollte, wie sehr seine Tochter ihn brauchte, schmerzte sie wiederum. Sie würde alles geben, wenn sie noch jemanden hatte, der ihr so nahe stand wie ein Vater oder eine Schwester, aber sie hatte nur noch entfernte Verwandte, mit denen sie fast nichts gemein hatte, außer Blutsbande.


    Ohne nachzudenken hollte sie aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Tränen verschleierten ihren Blick.


    "Du bist erbärmlich... du redest davon, dass du mich liebst! Aber DU weißt doch nicht, was Liebe ist!" brauste sie auf, Nur selten hatte es jemand geschafft sie wütend zu machen oder sie sogar so weit zu bringen, jemanden eine Ohrfeige zu verpassen.


    "Denn wenn DU wüsstest, was Liebe ist, würdest DU auf meinen Rat hören und dich deiner Tochter zuwenden. Sie sehn sich nach deiner Nähe, doch du strafst sie mit Nichtachtung!" fauchte sie, die Augen voller Zorn.


    "Du fürchtest dich doch nur vor der Verantwortung. Verantwortung für deine Taten, Verantwortung für deine Gefühle und Verantwortung gegenüber deinen Kindern! Du willst doch nur, dass ich dir dies abnehme, die Entscheidung was du mit deinem Leben machen willst!" sie klang nicht nur wütend, sondern auch verletzt und Kummer lag nun in ihrem Blick. Leicht zitterte sie, sie wusste nicht warum, vielleicht, weil sie wusste, das er nur nach einem Grund suchte, sich an sein Leben zu klammern, sie wollte nicht der Auslöser sein, dass er nur wegen einer Illusion von ihr, sich in den Tod stürtzte.... sie hatte Angst das er nur sein Leben nach ihr aufbauen würde, sollte sie Gefühle für ihn entwickeln. Aus diesem Grunde unterdrückte sie jedes Gefühl der Symphatie und sah ihn nur noch kalt an.


    Kurz atmete sie tief ein, griff nach den Zügeln, des Rappen und drehte sich wortlos um. Sie hatte ihm alles gesagt, was gesagt werden musste und nun würde sie Heim gehen oder zu Serrana, denn sie sollte erfahren, was in ihrem Vater vorging, vielleicht konnte sie ihm helfen, denn sie selbst konnte es nicht. Er machte ihr Angst mit seinen Gefühlen und Ambitionen....

  • Verus war von dem Schlag überwältigt und spürte nur noch das Auftreffen der Hand. Dieser Schlag saß, nicht weil Verus äußerlich verletzt war, sondern vielmehr innerlich. Seine Welt brach zusammen.


    "Du...", stammelte er ebenso. "Ich kann nicht...," sagte er verletzt vor sich hin ohne auf die Bedeutung der Worte zu achten. Sein Herz war gebrochen. Alles was er war lag nun zerstört am Boden. Sein Geist öffnete sich für mehr Schmerz und mehr Dunkelheit. Als Calvena dann davon war, begann er sie zu hassen für all das, was sie ihm angetan hatte. Sie hatte ihm sein Herz aus dem Leibe gerissen und alles was er war hatte sie zerstört. Sie war ein böses Wesen, so dachte Verus. Wenn Sedi nicht wäre, würde Verus ihr Haus nicht mehr aufsuchen. Doch die Freundschaft zu Sedulus schätze er mehr als seinen Hass auf Calvena. Seine Augen wurden verbittert und dunkle Ringe falteten sein Gesicht. Es war vorbei. Es blieb nur Hass.


    "Geh", rief er wütend. "Verlass' mein Leben auf ewig!"


    Verus rannte davon, vielleicht zur nächsten Brücke, um sich in den Tiber zu stürzen.

  • Calvena hörte zwar noch wie er ihr mehr oder weniger hinter her brüllte, aber sie hörte nicht, was er sagt, der Regen und das Rauschen von ihrem Blut in den Ohren, übertönte alles. Weit kam sie jedoch in ihrer eigenen Flucht nicht, denn Tränen verschleierten ihr nun endgültig den Blick. Sie blieb stehen udn vergrub ihr Tränen- und Regennasses Gesicht in der Mähnes des Pferdes. Schluchzend drückte sie sich gegen die warme Flanke und ließ ihrem Kummer freien Lauf. Sie wusste nicht wie sie jemals wieder Verus begegnen sollte. Er hatte sie erneut in die Ecke getrieben und sie bis ins Mark erschüttert und das schrecklichste war, dass er sich dessen nicht einmal bewusst war und ihr die Schuld für seine Verzweiflung gab. Egal was sie sagen würde, er würde nur das hören, was er gerade brauchte, und vermutlich hatte sie ihm soeben einen Grund gegeben sich in den Tiber zu stürzen. Grauen packte sie, denn er gab ihr die Schuld an etwas, an dem sie keine Schuld trug. Er ladtete ihr eine Verantwortung auf, die er selbst nicht tragen wollte.


    Nach einer Weile hatte sie sich gefasst und auch wenn sie nicht Schuld war an seiner Verzweiflung, sie würde ihn aufhalten und wenn nötig, ihn einsperren lassen. Er war nicht nur eine Gefahr für sich selbst, sondern auch für andere.
    Suchend glitt ihr Blick durch die leeren Straßen, hier irgendwo musste es doch einen Soldaten geben.....

  • Verus rannte davon, voller Schlamm und Wut. Er quälte sich durch die Menge und erreichte schließlich sein Ziel. Eine der großen Brücken Roms erhob sich vor seinen Augen. Viele Menschen gingen über sie. Verus drängte sich durch die Menge.


    Er schaute sich um. Er holte tief Luft. Verus war erschöpft. Seine Gedanken kreisten immer wieder um seine Schuld und sein Versagen. Er hatte absolut versagt als Vater, als Freund und als Soldat.


    Verus war nicht mehr lebensfähig, zumindest betrachtete er sich selbst so. Die Götter würden ihn sicherlich auch verstoßen. Wer würde schon die Münze auf seine Augen legen? Niemand brauchte ihn.


    Tränen quollen aus seinen Augen. Sein gesamter Körper zitterte. Er stellte sich auf das Brückengeländer, jeder Zeit sprungbereit. Die Leute gingen vorbei. Sie schienen so etwas öfters zu erleben, jedoch blieben einige stehen, um das Spektakel zu betrachten. Einige sahen den Ritterring und hatten heimliche Freude, dass dieser Schnösel so litt.


    Er schaute in den Abgrund zum vorbeirauschenden Tiber. Seine Fluten boten Verus derzeit die einzige Zuflucht. Das Wasser rauschte bedrohlich in seinen Ohren. Sollte er springen und ertrinken in seiner eigenen Schuld?

  • Ja so war das mit den Geschäften. Kaum hatte man sich irgendwo fest verwurzelt so hatte man Verpflichtungen und Sorgen. Seit Catubodus die Bäckereistube übernommen hatte musste er eben auch immer wieder durch die Stadt eilen. So auch heute. Schon schlecht gelaunt eilte er durch die Straßen Roms geradewegs auf eine der Tiberbrücken zu, die - Oh Wunder - mal wieder ziemlich verstopft war. Leise fluchend bahnte er sich den Weg durch die Menge. Was mochte der Grund dafür sein, dass es weder vor noch zurück ging? Meist war es irgend etwas unbedeutendes.
    Catu erreichte das Auge der Masse und vom Rande dieser Lichtung konnte er nicht länger übersehen was die allgemeine Stockung hervorgerufen hatte. Da wollte sich einer in den sicheren Tod von des Tibers Fluten stürzen. Eigentlich konnte ihm das egal sein, den außer dass das von dem Kerl ausgelöste Chaos ihn behinder hatte, hatte er nichts mit ihm zu tun. Nichts desto trotz wollte er einen derartigen öffentlichen Frevel nicht geschehen lassen. Vorsichtig trat er näher heran und um den Mann nicht zu erschrecken, den er erst jetzt als Angehörigen des Ritterstandes erkannte, sprach er ihn auch mit sanftem Tonfall an:


    "Salve. Wie ist die Aussicht von da oben?" Es war vielleicht nicht der perfekteste Kommentar, aber besser als ein Vorwurf solle das doch sein. Vielleicht brachte ein beiläufiges Gespräch den Mann da eher herunter als irgendetwas anderes. Nichts desto trotz tastete Catu sich weiter heran, um im Notfall zupacken zu können.

  • Verus wandte sein nervöses Gesicht zum Fremdling, der ihn gerade ansprach. Was wollte dieser Mann? Verus den letzten Schubs geben? Was kümmerte ihn Verus' Leben?


    Seine Augen starrten Angst erfüllt auf den Fremden. Eigentlich wollte Verus ja leben aber dieses mal war ihm alles zu viel geworden. Er war nicht der starke Mann, der all diese Gefühle schultern konnte. Sein Herz war gebrochen, seine Welt mit ihm. Diese ganze Welt stank vor Intrigen, so kam es Verus vor. Rom war ein Moloch aus Intrigen, Missgunst und absoluter Korruption. Verus als aufrechter Bürger war darin verloren. Er konnte die Welt nicht verbessern und ebenso wenig sich selbst retten.


    Langsam wankte sein Körper im Wind. Verus atmete vorsichtig die Brise ein.
    "Sehr gut," antwortete Verus banal und schaute wieder zum Tiber. "Warum fragst du mich dies?" Verus wollte wissen, was dieser Mann von ihm wollte und warum er ihn zu retten versuchte. Wollte er Geld?


    Verus fühlte sich hier oben das erste mal in seinem Leben richtig aufgehoben, dem Tode nahe und würde so schnell nicht von seinem Sprunggedanken abspringen. Er brauchte erneut einen Sinn zum Leben, ein Gefühl der Lebendigkeit.

  • Es war für Catubodus nun nichts neues, dass er in den Augen eines Anderen Angst las, aber wenn er keine Waffe in Händen hielt und sich das Gesicht seines Gegenübers noch dazu nicht eben direkt vor ihm befand, so war das doch ungewöhnlich. Was mochte dem Ritter widerfahren sein, dass er keinen Ausweg mehr sehen konnte?
    Seine Antwort war auf gar schauderliche Art deutlich und gar nicht so wirr wie Catu erwartet hatte. Auch die Verwunderung des Anderen über seine Frage schien ebenso wie seine Entscheidung für den öffentlichen Freitod rationalen Überlegungen zu entsprechen, wenn auch sein Antlitz etwas anderes sagte.
    Selbst die Römischen Götter konnten einen derart ehrlosen Tod nicht gut heißen und neben der Abwendung des Frevels mischte sich ein nahezu wissenschaftliches Interesse in Catus Beweggründe, sich hier einzumischen.
    "Weil ich mir keinen anderen vernünftigen Grund vorstellen kann sich da oben hinzustellen." Das dies nicht der Grund sein konnte war ihm klar, ebenso wie er auch diesen für mindestens ebenso töricht hielt wie den tatsächlichen. Aber so würden sie ins Gespräch kommen und er den Todeskandidaten vor einem schändlichen Dasein in der Anderswelt bewahren. Was immer geschehen sein mochte konnte einfach nicht Grund genug sein sein auch sein jenseitigs Leben zu verwerfen.

  • Wir hatten heute den Abschnitt am Tiber zu kontrollieren. Hier gab es immer wieder Schlägereien und Raubüberfälle. Auch suchten hier immer wieder Selbstmörder die Brücken am Tiber auf. Ich kam mit meinem Kameraden in dem Moment vorbei als einer dieser Verzweifelten auf der Brücke stand. Ein anderer stand daneben und schien auf ihn einzureden.
    Der Mann auf der Brücke kam mir bekannt vor. Ich hatte ihn schon einmal gesehen. Damals, auf dem Forum, als wir eine junge ,verwirrte Frau trafen die sich verlaufen hatte. Es stellte sich heraus das dieser Mann auf der Brücke die junge Frau kannte. Er kümmerte sich um sie und wir konnten unsere Streife fortsetzen. Langsam gingen wir auf die beiden Männer zu. Da wir die Situation nicht kannten spannten sich unsere Körper und die Hände lagen auf den Griffen unserer Waffen. An die beiden Männer gewand stellte ich die Frage:


    "Können wir helfen?"


    Ich wartete auf eine Antwort.

  • Auf der Suche nach einem zuverlässigem Soldaten, welcher Verus vor seiner eigenen Leidenschaft retten würde, irrte sie etwas ziellos durch die Straßen, doch mittlerweile kannte sie sich soweit gut aus, dass sie sich nicht mehr verlief. Als gerade an einer der Hauptstraße ankam, hörte sie wie zwei Mädchen eifgrig kicherten und sich zu einem Spektakel der besonderen Art aufmachten. Calvena wurde hellhörig und fing dann auch kurz darauf das Wort "Selbstmörder" auf. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, anscheinend hatte sie mit ihrem Verdacht richtig gelegen. Verus wollte sich das Leben nehmen und gab ihr auch noch daran die Schuld. Er lud ihr eine Verantwortung auf, der er selbst nicht gewachsen war und machte sie auch für sein Unglück verantwortlich. Die Hand, welche die Zügel des Rappen hielten, zitterte leicht und sie kämpfte Tränen der Verzweiflung nieder. Anscheinend war ihm nicht bewusst, dass er nicht nur sein Leben zerstörte, sondern auch ihres. Denn schon jetzt spürte sie wie die Last der unbegründeten Schuldgefühle sich auf sie senkte und sie nieder drückte.
    Wut stieg in ihr auf,d enn sie trug keinerlei Schuld an seiner Verzweiflung, er suchte nur nach einem Grund seinem erbärmlichen Leben ein Ende zu bereiten und er hatte es mit Absicht gewollt, dass sie dieser Auslöser war.


    Trotz des Verbotes in Rom nicht zu reiten, schwang sie sich in den Sattel und lenkte das Tier zu einem Mietstall, wo sie das schöne Tier abgab und versorgt wusste, ehe sie sich ihre Kapuze tief ins Gesicht zog und der Masse folgte. Unsichtbar wurde sie zwischen all den Menschen und das Verus sie womöglich entdeckte war unwahrscheinlich. Warum genau sie dort hin musste, wusste sie nicht. Vielleicht lag ihr ein wenig an diesem Mann, der ihr das Leben gerettet hatte, aber sie könnte ihn nicht aufhalten. Sie hatte es in seinen Augen gesehen. Er wollte mit voller Absicht ihr die Schuld an seinem Tode geben. Wenig später fand sie sich einkeilt zwischen vielen Menschen weder, die zusehen wollten wie die Verzweiflung einen Mann antrieb sich in den Tiber zu stürzen. Es kam einem Kampfe im Colloseum gleich.
    Calvena schauderte es nur, soviel Hass in den Menschen machte ihr Angst, aber es gab dennoch Menschen, die sich bemühten Verus von seiner Selbstzerstörung abzuhalten. Sie wünschte sich nur, dass der Soldat und der Fremde dazu in der Lage waren.


    Sim-Off:

    Calvena ist unsichtbar in der Menge, also bittet haltet sie nur für ne Schaulustige, sie wird nicht eingreifen :)

  • Verus biss sich auf die Lippe. Er wirkte endlos verzweifelt. Der Tempel seiner Seele war geschändet. Sein Blick näherte sich immer mehr dem Wasser, das unter ihm vorbeirauschte. Sollte er springen? Jetzt oder nie! Es waren bereits zu viele Leute hier. Es wäre nur ein Sprung, ein wenig Wasser und dann wäre er tot.


    Verus beugte seine Kniee leicht. Er wollte gerade zum Sprung ansetzen, da durchfuhr ihn ein Schmerz im Rücken: Ein göttliches Zeichen. Er sollte noch nicht springen, so dachte Verus. Er ließ sich nach hinten fallen und landete unsanft auf dem Fremden. Er lachte leicht. "Ich auch nicht," sagte er antwortend. "Ich weiß selbst nicht, was mich dort hoch getrieben hat. Wahrscheinlich die Verzweiflung nicht die Frau zu bekommen, die ich liebte. Doch plötzlich als ich das Wasser sah und diese gaffenden Leute, wurde mir klar, dass dies nicht mein Tod ist, selbst die Götter gaben mir ein Zeichen. Ich solle anders sterben, nicht so."


    Verus stand auf und half dem Fremdling auf. "Es tut mir leid, ich bin seit Kurzem recht angespannt und habe wohl die Fassung verloren."
    Sein Blick ging zum Soldaten. "Es ist Nichts. Ich habe mich wieder gefangen."


    Verus war sich nun sicher, dass Calvena nicht seinen Tod verdiente. Es wäre ein zu großes Geschenk an sie. Sein Hass, der ihn auf diese Brücke gebracht hatte, brachte ihn nun wieder zurück.


    Sein Gesicht war zwar immer noch von Verzweiflung entstellt, doch ein kleiner Funke erstrahlte wieder in seinen Augen, der des Lebens. Vielleicht war dieser stark genug den Hass zu überwinden.

  • Unverhofft tauchte eine Patrouille der corhortes urbanae am Ort des Geschehens auf. Catu war - vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben - froh Angehörige dieser Einheit zu sehen. Nun konnte er ihnen das Feld überlassen und wieder seinem Tagwerk nachgehen. Oder würden sie den Springer erst recht zum letzten Schritt treiben? Allein durch ihre Anwesenheit? Nun hatte er mehrere Möglichkeiten. Er konnte den Bedauernswerten decken, ihn übergangslos den Militärs überlassen, oder versuchen ihn möglichst geschmeidig in deren Hände zu überführen.
    "Mein Freund hier wollte bloß erkunden ob die Aussicht von der Brüstung besser ist als vom Brückenniveau." Ob der Gemeinte die goldene Brücke beschreiten würde, die Catu da versuchte zu bauen. Man konnte es um seiner selbst willen nur hoffen. Catu reichte ihm eine Hand, während er weiter dem Wortführer der Stadtkohorte das Gesicht zu wand als ob dies alles eine beiläufige Situation wäre und nichts weiter.

  • Starr beobachtete sie das Geschehen, war jedoch zu weit weg um zu hören, worüber diese Männer redeten und wie sie versuchten Verus von seiner unüberlegten Handlung abzuhalten. Ein Eisiger Schauer lief ihr über den Rücken, als Verus sich umsah, sein Blick streifte sie und doch sah er sie nicht. Erleichtert atmete sie ein wenig auf, denn das was sie in seinen Augen gesehen hatte, war ein Abgrund, den sie fürchtete. Es waren jene Gefühle, die sie auch seit dem Überfall verfolgte, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit und doch war sie anders, sie gab sich nicht dem Selbstmitleid hin, welcher Verus sosehr zerfrass und dessen Seele in den Schatten zog. Sie hatte für sich selbst beschlossen, neu zu beginnen, Schritt für Schritt, auch wenn es schwer war und die leute die sie umgaben Fremde waren. Sie gab sich alle Mühe sich zurecht zu finden in dieser neuen ungewohnten Welt für sie. Sie hatte schon Freunde gefunden, Menschen mit denen sie reden konnte, denen sie sich anvertraute.


    Wie ein eisiger Klumpen lag die Angst in ihrem Magen, vermischt mit Schuldgefühlen, die ihr Verus eingeredet hatte und als sein Blick sich wieder den Fluten des Tibers widmete, setzte ihr Herz einen Schlag lang aus... schlug aber dann umso heftiger, als Verus seinen Entschkuss faste und auch sein gewicht leicht verlagterte. Es war seine Körpersprache an der sie erkennen kontne, das er nicht springen würde. Erleichterung durchströmte sie und doch fürchtete sie sich..... Sie würde wohl mit Sedulus über all dies reden müssen, er musste erfahrne, was vorgefallen war, denn sie brauchte eine Bestätigung, dass sie nicht die Schuld daran trug, was in Verus vorging.
    Mit Tränen in den Augen versuchte sie sich aus der Menge zu drängen, doch keiner wollte sie durchlassen, alle wollten sie wissen, wie es weiterging und so war sie hilflos gefanfen in einem Alptraum, der nicht der Ihre war.

  • Kaum stand er bereit seinem unbekannten Freund von der Brüstung zu helfen, als er diesen schon spürte. Doch es war nicht dessen Hand, die die seine ergriff, nein, es war der ganze Körper, der ihn begrub. Er schalt sich selber seiner Unvorsichtigkeit wegen. Schließlich konnte man einem Selbstmörder alles zutrauen. Er argwöhnte einen Angriff und suchte schon nach seinen Waffen, als das Lachen, das in seinen Ohren doch sehr eigentümlich und unnatürlich klang, ihn wie die Anwesenheit der cohortes urbanae davon abhielt. Die Hilfe die ihm zum Aufrappeln geboten wurde nahm er an, auch wenn sie nicht nötig war. Missmutig blickte er an sich hinab. Seine Tunika war nicht eben sauber geblieben. Das hatte er nun davon, dass er sich eingemischt hatte. Der weitere Fortgang lag nun an den Gerüsteten und deren Einsatz ihrer Autorität. Mit einem mulmigen Gefühl blickte er ihnen entgegen. Was würden sie nun weiter unternehmen?

  • Nachdem der Mann von der Brüstung gefallen war und dabei den unten stehenden dabei umgerissen hatte, rappelte er sich auf und half dem anderen auf die Beine. Ich sprach den mir bekannten Mann an und fragte ihn:


    "Möchten sie daß wir sie nach Hause begleiten oder schaffen sie es allein? Sie scheinen etwas verwirrt zu sein."


    Ich sah ihn dabei an. Den anderen Mann kannte ich nicht. Also war erst einmal Vorsicht geboten. Ich wollte keinen Fehler machen und mir dann die Vorwürfe meines Vorgesetzten und seiner Familie anhören.

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