Officium des Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo


  • Hier befindet sich das Dienstzimmer des Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo.
    Als ritterlicher Tribun gehört er dem Kommandostab der Legio XXII Deiotariana an und kann vom Praefectus Legionis mit dem Kommando eigenständiger Abordnungen der Legion betraut werden.


  • Er hatte nicht lange gebraucht, um sein Lager genau da aufzuschlagen wo der neue Tribun es wenig später tun musste. Die Pause war mehr als überfällig, und als er davon gehört hatte, dass der von Rom versprochene TribAng tatsächlich eingetroffen war, hatte Vala sich die Muse genommen eine ungeplante Unterbrechung seines alltäglichen Marsches durch die Legionsinstanzen zwischen zu schieben, und lungerte nun mit einem Ausdruck äußerster Zufriedenheit auf dem Stuhl herum, der bald eines sehr wohl bekannten Quintilius Sitzgelegenheit sein würde.


    "Ist dieser Wein jetzt eigentlich gut, oder schlecht?", fragte er mit Blick auf die Karaffe, deren Inhalt er gerade verkostete.


    Sirius
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    "Willst du die nette Version, oder die ehrliche?", entgegnete Sirius mit einem Ausdruck äußerster Langeweile, der einem vorwurfsvollen auf die auf dem Schreibtisch des Officiums ruhenden Füße seines Herrn voranging, "Und ist das deine Art, das Officium eines Freundes einzuweihen?"


    "Die ehrliche... ich muss zugeben, ich kann das immernoch nicht unterscheiden.. jedes Mal wenn ich denke, ein Wein ist zum Kochen noch zu grässlich wird er auf Cenae in höchsten Tönen gelobt! Und wenn ich dann mal einen mag, wird er als Spuckwein schlechtgeredet...", fuhr Vala mit weiterhin auf dem Becher ruhenden Blick fort, als würde der Wein ihm im nächsten Augenblick selbst erzählen, wie seine eigene Qualität einzuschätzen war. Den Vorwurf seines Sklaven quittierte Vala, in dem er kurz am Becher vorbei auf seine lässig auf dem Schreibtisch ruhenden Füße schielte, und das ganze mit einer wegwerfenden Handgeste abtat.


    "Nun, ...", begann der Sklave mit einem abwesenden Blick auf seinen eigenen Becher, "..dieser Wein ist Mist."


    "Ahja? Und warum?"


    "Er ist süß.. beinahe wie frisch gepresst, wäre da nicht die leichte Note, er duftet nach nichts als Traube und es bleibt nichts, spült man ihn hinunter."


    "Und? Ist das schlecht? Die anderen Weine riechen nach Murks, schmecken nach allem nur nicht nach Trauben und hinterlassen ein Gefühl auf der Zunge als hätte man an einer Katze gelutscht! Einer DRECKIGEN Katze, wohlgemerkt!"


    "Ja, und genau das macht einen guten Wein aus!", stellte Sirius fest.


    "Das versteh ich nicht...", brummte Vala.


    "...und genau das unterscheidet einen Barbaren von einem Vir Romanus.", zog der Sklave ein Resümee, das stechender nicht sein konnte.. erstarrte dann aber, nickte in Richtung Tür als Schritte hörbar wurden.

  • Nachdem Sermo vom Praefectus Legionis eingewiesen worden war, hatte er zunächst Issa bei den Ställen aufgesucht und hatte sich schließlich erst einmal einen Besuch in den Thermen gegönnt, um den Reisedreck abzuwaschen und seine strapazierten Muskeln zu entspannen. Issa hatte er bereits zum Domus geschickt, damit er dort ihren Einzug vorbereiten konnte.


    Etwas später an diesem Tag machte Sermo dann bereits einen Rundgang durch die Principia und suchte letztlich auch seine eigene Schreibstube auf. Issa öffnete die Türe und trat ein, gefolgt von seinem Herren, der bereits in Feierabendlaune war.
    "... und dann werde ich erstmal eine dieser Lagerdirnen..."


    [Blockierte Grafik: http://img130.imageshack.us/img130/7191/cleonjung.jpgIssa


    "Äh, Dominus?"


    Der Sklave war vor Schreck auf der Stelle stehen geblieben, als er die unerwarteten Personen im Raum entdeckt hatte und Sermo marschierte natürlich prompt und ohne Bremsweg in ihn hinein.


    "Mann! Was in aller Götter Namen?"


    Er blinzelte an Issa vorbei und sah nun den Grund der Verwirrung.


    "Ach, ne." Eine Mischung aus Grinsen und Verwunderung lag auf Sermos Zügen, als er auf den Duccius zuging und ihm die Hand reichte. "Wie kommst du denn hierher?" Dabei zeigte er seine Missbillung dafür, wie der Neureiche Möchtegernsenator sich hier präsentierte, freilich nicht.

  • "Ach, ja....", sprach Vala mit amüsiertem Schmunzeln nachdem er den Personenverkehrsstau in der Tür des Officiums beobachten durfte, und nahm mit gemütlicher Langsamkeit die Füße vom Schreibtisch um die Begrüßung seines Freundes entgegen zu nehmen und umso herzlicher zu erwidern: "Wir haben dich schon für tot gehalten, schließlich kam aus Rom die Nachricht, dass man dich benannt und bereits herbeordert habe. Aus Germania warst du abgereist, in Rom anscheinend nicht einen Moment lang und sonst nirgends aufzufinden... ich habe auf Geheiß des Legaten bereits in Rom um Ersatz für dich ersucht... vielleicht solltest du deinen Brötchengeber wissen lassen, dass du noch lebst und deine Aufgaben hier wahrnehmen kannst. Erspart dir und mir einige Unannehmlichkeiten."


    Mit diesen Worten und einem gespielt tadelndem Blick raffte Vala sich auf, füllte einen weiteren Becher mit Wein und hielt ihn seinem Freund mit einem Seitenblick auf Sirius hin: "Umso schöner allerdings zu sehen, dass du weder vom Mare verschluckt wurdest noch von Wegelagerern einen Kopf kürzer gemacht... achja... wie schmeckt dir dieser Wein?"

  • "Unannehmlichkeiten, hmhm," brummte Sermo verstehend. Er hatte sich bereits so seine Gedanken gemacht. Jetzt musste er aber wohl erstmal erneut seine Reisegeschichte erzählen. Oder...


    "Das Mare hat mich verschluckt und vor Sardinia wieder ausgekotzt, wenn du's genau wissen willst. Ich musste von da aus eine Mitfahrgelegenheit nach Alexandria finden. Odysseus hatte dagegen beinahe eine fidele Lustreise."


    "Freut mich auch, noch lebendig zu sein," scherzte Sermo dann grinsend. Dankend nahm er den Wein entgegen und kostete davon, während er Vala einen fragenden Blick zuwarf. "Jap," schmatzte er genüsslich. "Ist ein guter. Warum?"


    "Und..." Sermo fixierte den unerwarteten Freund skeptisch. "Was verschlägt dich nun hierher?" Den Seitenblick auf Sirius verfolgte der Quintilius zwar, da der Kerl aber offensichtlich nicht wert war von Vala vorgestellt zu werden, kam Sermo auch nicht auf ihn zu sprechen. Geschweige denn Issa, der ebenfalls noch etwas unschlüssig im Raum stand und gar nicht peilte, wer da über sie gekommen war.

  • "Und ich dachte, ich war des Wahnsinns, als ich noch im frühen Autumnus an Schiff gesetzt habe... auch ich hatte keine ruhige Fahrt über das Mare, allerdings sehe ich an dir keine Laesionen, wie ich sie als Andenken mitbekommen habe..", sprach Vala mit einem schiefen Grinsen und deutete an sein linkes Bein, an dem sich immernoch Schienen befanden, allerdings längst nicht mehr so schwere wie noch zu Anfang seiner Cura, "Also kann ich davon ausgehen, dass meine Reise nur Wahnwitz war... deine jedoch einfach nur bescheuert. Das ist... nun... beruhigend, irgendwie."


    Als Sermo den Wein kostete und sein Urteil fällte, warf Vala seinem Sklaven nur einen Blick zu, der mit AHAAAAAAA! recht treffend umschriebe war, wandte sich dann jedoch wieder seinem Freund zu, um mit einem "Nunjaaaaaa..." die doch recht delikate Geschichte seiner Reise in diese Provinz zu beschreiben.


    "Sagen wir, ich habe mir in Rom nicht gerade Freunde gemacht, als ich einen unbedarften Jüngling wegen eines Wirtschaftsdelikts vor ein Gericht gezerrt habe. Quintus Flaccus von den Flaviern, kleiner naiver Bursche aus reichem Hause, leichtes Spiel. Naiv war ich allerdings auch, habe ich mich doch mit den... Wellen, die dies aufschlug doch etwas verkalkuliert. Nun, aus dem Prozess ist nichts geworden... im Sande verlaufen, weil der Patron des Buben ihm quasi jede Arbeit abnahm, und ihn damit vor einer Verurteilung bewahrte.", dozierte Vala fleissig aus dem Nähkästchen, versuchte sich wieder am Wein und stellte sein Weinkennertum in jene Ecke, in denen sich schon einige römische Eigenheiten angesammelt hatten mit denen er sich nicht anfreunden konnte, "Nun, der Junge war... verschont... und ich trotzdem in aller Munde. Wie dem auch sei, es war danach besser für mich etwas von der Bildfläche zu verschwinden. Nicht, dass der Junge noch seine Eltern auf mich hetzt, oder sowas... Imperiosus war so nett, mir einen offiziellen Grund zu verschaffen mich nach Aegyptus zu bewegen... und jetzt bin ich hier, um den Zustand der Legion und der Streitkräfte in Aegyptus zu erkunden.. ich breche in ein paar Tagen in den Süden auf, ich gehe mal davon aus, so kurz nach deiner Ankunft hast du keine Lust mich zu begleiten, oder?"

  • Ahja, da war ja wirklich etwas mit Valas Bein los. Sermo hatte vor lauter Überraschung noch gar keinen Blick für die Verletzung seines Freundes gehabt. Er zuckte die Achseln und deutete beiläufig auf Issa, der seinerseits den geschienten Arm herzeigte und einen vielsagenden Blick auf seinen noch immer leicht geschwollenen Knöchel warf. "Mein Sklave hat den ganzen Dreck abbekommen," grinste er daraufhin und fühlte sich dabei fast ein wenig schuldig. "Scheint, als wäre das versäumte Opfer für Neptunus durch das umso größer ausgefallene Opfer an Mercurius gemildert worden. Für die Götter!" Damit verschüttete er etwas Wein zugunsten eben dieser und gönnte sich dann einen Schluck für sich selsbt.


    Als Vala dann die Geschichte seines glorreichen Prozesses zum besten gab, konnte Sermo sich ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen. Einen Kommentar ersparte er sich jedoch erstmal, denn Vala fuhr ohne Pause fort zu berichten und ging auch gleich zu aktuellen Vorgängen über, als er auf seine Aufgabe bei der XXII. zu sprechen kam. Gut zu hören, dass Pompeius Imperiosus offensichtlich nicht nur Sermo selbst behilflich sein konnte, sondern auch den anderen Männern ihrer kleinen Runde Vorteile einbringen konnte.
    "Definitiv nicht, nein," wehrte Sermo bestimmt die Anfrage des Duccius ab. "Ich werde wohl kaum schon wieder verschwinden können, wo ich doch gerade erst mit so viel Verspätung hier angekommen bin. Außerdem habe ich bereits eine erste Aufgabe aufgebrummt bekommen." Sermo machte eine theatralische Pause..."Ich darf ein paar arme Schweine den Lagerwall instandsetzen lassen." Die Begeisterung über diese Aufgabe war nicht zu überhören...

  • "Meiner nicht.", konterte Vala den Spruch seines Freundes, mit einem Blick in Ruichtung seines eigenen Sklaven, der vor Vorwürfen nur so triefte. Die Eindrücke der Überfahrt waren noch mehr als frisch, und das Verhalten seines Sklavens, der sich für irgendeinen obskuren Punkt an der Decke zu interessieren schien, nicht vergessen.
    "Ich werde bei meiner Heimreise so wenig Zeit wie möglich auf dem Mare verbringen...", sprach er dann, "..denn ich bin mir sicher, das Meer und ich.. wir werden keine Freunde mehr. Ich kann nicht mal schwimmen. Wenn der Meeresgott also auch nur einmal so schlechte Laune hat wie bei dir, und glaub mir, bei meiner Reise war er auch nicht unbedingt die Gunst im Gott, dann isses vorbei mit mir... nein. Ich bin definitiv noch nicht weit genug gekommen um mich mit einem nassen Grab am Grund des Meeres abzufinden."
    Sprach's, und verschüttete ebenfalls einen Schluck seines Weins, auch wenn er das für Unsinn hielt.


    "Den Lagerwall? Killefi, sage ich dir... unser größtes Problem wird sein dafür zu sorgen, dass du genug Männer hast um überhaupt ein adäquates Kommando ausüben zu können..."

  • "Dann pass bloß auf, dass du nicht im Nil ersäufst, wenn du schon gen Süden reist. Wobei ich wohl annehme, dass du auch ein Flussschiff nicht mehr so schnell besteigen wirst, wie?" kommentierte Sermo Valas deutliche Ablehnung gegen das Meer schmunzelnd. "Wie lange soll die Inspektion dauern?"


    Was der Beauftragte der kaiserlichen Kanzlei dann jedoch wie beiläufig hinwarf, ließ Sermo aufhorchen. "Wie meinen? Gab es kürzlich so hohe Verluste?" Das konnte der Quintilius sich einfach nicht vorstellen. "War nicht von einer Gruppe Wüstenräuber die Rede? Wie schlimm kann es denn überhaupt um die XXII. bestellt sein?!" Im Anschluss an die Frage blieb Sermos ungläubig fragender Blick an Vala hängen, der jetzt hoffentlich konkreter wurde.

  • "Flüsse waren nie das Problem...", wiegelte Vala ab, "..in meiner Heimat bin ich manchmal auf Booten über Flüsse gesetzt, die wenig mehr waren als ausgeschlagene Baumstämme. Aber da hat sich die ganze Welt nicht ständig in verschiedene Richtungen bewegt. Das Meer ist... verwirrend, gelinge gesagt... ich denke, ich werde mindestens sechs Wochen unterwegs sein.. wahrscheinlich mehr."
    Immerhin betrug die Reise mehr als fünfhundert Leugae.


    "Ja, eben diese Wüstenräuber waren doch ein wenig mehr als Wüstenräuber, und haben die Deiotarania ordentlich auseinander gerupft... die Legion war dennoch siegreich, sonst würdest du jetzt nicht hier sitzen, aber die Legion hat Verluste erlitten. Verluste, die sich noch nicht wieder amortisiert haben, und genau deshalb bin ich hier..."

  • Das klang ja nach einer gar nicht so langweiligen Vergangenheit, die Vala da andeutete. Wieso um alles in der Welt war er mit "Sechs Wochen oder mehr, hmhm," brummte Sermo kenntnisnehmend und trank einen weiteren Schluck von diesem guten Wein, den er da angeboten bekommen hatte. Ja, der war wirklich gut.


    "Auseinandergerupft? Wer hat denn da die Kundschafter geführt?" Sermo schüttelte verständnislos den Kopf. Wie konnte denn so etwas passieren? Man musste doch wissen, gegen wen man ins Feld zog. Nicht, dass Sermo jemals schon im Feld ein Kommando geführt hätte, aber das interessierte ihn jetzt doch. Vielleicht wusste Vala ja genaueres.


    "Und gibt es schon ein Konzept, wie wir den Mannschaftsschwund ausgleichen? Du bist ja nun schon etwas hier, hast du mit Artorius darüber gesprochen? Ich wurde dahingehend nämlich noch rein gar nicht instruiert..." Irgendwie nervte Sermo dieser Umstand jetzt schon, auch wenn er irgendwie den Eindruck hatte, dass der Praefectus Legionis vielleicht bei seinem unerwarteten Erscheinen auch einfach nicht mehr daran gedacht hatte. Falls so etwas überhaupt möglich war. Wie konnte man schon solch horrenden Verluste, wie sie die Deiatoriana offenbar erlitten hatte, einfach außer Acht lassen, wenn man einen neuen Tribun willkommen hieß?

  • "Eine Legion erleidet Verluste, selbst wenn sie sich unter bester Versorgung in einem steinernen Castellum verschanzt...", dozierte Vala, ohne wirklich interessiert an einer solchen Sachanalyse zu wirken, "..wieso sollten da Verluste bei einem Zug gegen Gegner aus Fleisch und Blut, oder wie einige sogar berichten aus der Unterwelt, verwunderlich sein? Ich habe über die Führung des damaligen Legaten und seines Stabs nichts negatives gehört, eher im Gegenteil."


    Vala erhob den Becher, und es brauchte zwei Blicke zu Sirius, um diesem verständlich zu machen, dass er ausnahmsweise mal auf artiger-Sklave machen und Wein nachschenken musste. Als dies einen kurzen Moment der Stille verursachte, unterbrach Vala diesen eilist mit einem Kopfschütteln: "Nö, kein Konzept bisher. Ich werde, nachdem ich die Rekrutierungsbereitschaft der Bevölkerung auf meiner Inspektion nachvollzogen habe, mit Vorschlägen aufkommen... vorher aber nicht. Es braucht halt seine Zeit... ja, natürlich habe ich mit dem Legaten gesprochen. Er lässt mir da glücklicherweise freie Hand, und beschränkt sich auf die Soldaten und Offiziere die es gibt... ich mich auf die, die es nicht gibt."

  • "Natürlich," bestätigte der Fragesteller den klugen Vortrag des Antwortgebenden und beließ es dabei. Vala hielt ihn offenbar für naiv genug an Krieg ohne Tote zu glauben. So war die Frage zwar nicht gemeint gewesen, aber Sermo war ja nicht als Rechtfertigungstribun hier. "Na wenn das so ist...ich werde dafür sorgen, dass ich ebenfalls in guter Erinnerung bleibe." So hoffte Sermo zumindest zutiefst. Auch wenn er sich insgeheim vor Schiss in die Unterkleider machte, wenn er auch nur an Schlachtgetümmel dachte, in dessen Mitte er womöglich wie dieser als Heroe gefeierte Tribunus Decimus umkommen könnte, so ließ ihn doch sein Stolz und der römische Patriotismus, der einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Erziehung ausgemacht hatte - sein Vater war immerhin selbst Soldat gewesen - einem solchen ruhmreichen Augenblick erwartungsvoll entgegenfiebern. Vala dagegen würde ihn vermutlich nur für lebensmüde halten.


    "In Ordnung. Dann muss ich mir meine Kohorte hier wohl erstmal aus den Resten zusammenkratzen. Lass mich nach deiner Reise wissen, wenn du Hilfe brauchen kannst. Wie es scheint, hält dieses Tribunat erstmal nicht viel Spannendes für mich bereit, wenn es sich weiterhin auf Bauarbeiten und solcherlei Krempel beschränkt." So hatte Sermo sich seine Zeit bei der Legion definitiv nicht vorgestellt, jedenfalls nicht durchgängig. Er war sich dessen bewusst, dass das Legionärsleben zu einem großen Teil daraus bestand, Lager zu errichten - Marschlager, Standlager, Übungslager, was auch immer - oder aber Straßen, Barracken, Ställe aus dem vermeintlichen Wüstenboden zu stampfen. Achja, den Wachdienst natürlich nicht zu vergessen. Sermo konnte sich nicht vorstellen, dass der Dienst hier in Nikopolis ihn zunächst sonderlich fordern sollte. Hätte er zu diesem Zeitpunkt nur schon gewusst, was für Geschehnisse in Italia ihren Lauf genommen hatten...

  • "Dein Vorgänger hatte jede Menge Spannung, Sermo...", fügte Vala mit einem Schmunzeln hinzu, "..das hätte ihn beinahe umgebracht, ihm dafür aber eine in Rom verliehene Hasta Pura eingebracht. Jetzt ist er ein Held.. und ein gemachter Mann, ich glaube Tribun der Prätorianer, oder sowas.."


    Vala erhob sich, nachdem er den nächsten Becher gelehrt hatte: "..wie du siehst, musst du nur deinen Kopf riskieren um nachher weitbekannt zu sein und es ganz nach oben zu bringen. Oder mach es wie Imperiosus, der hat sich den Hintern bei der Classis plattgesessen und ist jetzt ein hohes Tier in der Kanzlei.. ich glaube, der hat nicht einmal ein Schwert in der Hand gehabt. Dafür kennt ihn auch keiner.. was ich glaube ihm gar nicht mal so unrecht ist. Du kannst es dir aussuchen, riskiere deinen Hals und werde ein Held den alle kennen, oder ziehe die richtigen Fäden und werde ein hohes, unbekanntes Tier. Wie du dich auch entscheidest... ich lass dich jetzt besser allein, du hast sicherlich zu tun. Ich residiere im Domus direkt an der Ecke der via principalis zur via praetoria, kaum zu verfehlen. Das ohne irgendwelchen Schnickschnack vor der Tür. Ich erwarte dich morgen abend zum Essen, kurz nach dem luminibus accensis concubium. Wir sehen uns..."


    Sprach's, und verschwand mit seinem Sklaven aus der Tür, um den neuen Tribun der Legion mit seiner Arbeit allein zu lassen.

  • Auf Sermos bittere Zukunftsvision seines Tribunats folgte eine wesentlich verheißungsvollere Nennung seiner Möglichkeiten, die Vala ihm da präsentierte. Decimus war ein Held und hatte dazu noch einen hoch dekorierten Posten bei den Prätorianern. Ja, das war wirklich erstrebenswert. Aber war die Aussicht auf einen strammen Aufstieg und den vielen Ruhm auch den Preis wert? 'Beinahe umgebracht' klang nicht sonderlich erhebend. Und 'jede Menge Spannung' war ein beschönigender Ausdruck für das, was Sermo sich mittlerweile unter dem Blemmyerfeldzug vorstellte.


    Jedenfalls nickte er zustimmend auf den Hinweis, den Vala weiterhin gab. Den Kopf riskieren, oder nicht. War das hier die Frage? Sermo grinste süffisant, als Vala auf Imperiosus zu sprechen kam. Sitzfleisch oder Schwerthand war hier wohl eher die Frage. "Ähm," machte er dann, als der Duccius plötzlich Anstalten machte sich zu verabschieden. Er erhob sich ebenfalls hastig und erklärte nur hastig: "Morgen, Ecke principalis, praetoria, Essen, klar. Vale, Vala." Und blieb mit dem Wein in der Hand stehen, den Blick noch einen langen Augenblick etwas überfordert auf die bereits geschlossene Tür gerichtet.


    http://img130.imageshack.us/img130/7191/cleonjung.jpg Es war sein Leibsklave, der Sermo schließlich unterbrach. "Dominus?"
    "Iss...Cleon?" Sermo erinnerte sich der Umbenennung, der er seinen Sklaven erst am vorigen Tage unterzogen hatte, wonach er sich nun korrigierte.
    "Komische Freunde hast du," erlaubte jener sich Valas Auftreten - und erst recht dessen Sklaven - zu bewerten. Sermo machte eine wegwerfende Geste und ließ dann auf seinen Stuhl fallen, den zuvor noch der Duccius besetzt gehalten hatte, um dann seinerseits die Füße auf die Tischplatte zu verfrachten. "Puh...ich schätze, ich werde hier demnächst viel Zeit verbringen..."

  • Das erste was der quintilische Tribun im Laufe der nächsten Stunde tat war, sich einen Überblick über seine Einheit zu verschaffen. Ihm war die Führung der zweiten Kohorte übergeben worden. Cleon hatte stapelweise Wachstafeln mit Listen aufgetrieben, die hilfreich sein sollten. Von den Listen war jene über die Mannschaftsstärke natürlich die interessanteste.


    "Nur noch zweihundertundneun Mann Kampfstärke???


    Sermo klappte beinahe die Kinnlade herunter. "Von vierhundertundsiebenundsechzig Soldaten sind zweihundertundachtundfünfzig im Kampf gefallen oder durch schwere Verwundung dauerhaft kampfunfähig geworden," trug Cleon die Zahlen zur Erklärung vor. "Das sind fast...die Hälfte?" Cleon sah seinen Herrn fragend an. Der zuckte nur ahnungslos die Schultern. "Möglich. Egal. Ich muss mit den verbliebenen zweihundert arbeiten, die Toten nützen mir nichts." Angestrengt rieb der Tribun sich die Augen, fuhr sich durchs Gesicht, trank einen Schluck Posca. Noch immer pladderte Regen pausenlos auf das Dach der Principia. Sermo saß hier fest solange es regnete, wenn er nicht gleich eine Erkältung beim Lagerrundgang bekommen wollte. Und das musste er nun wirklich nicht haben, wo er doch gerade erst hier angekommen war.


    "Wie viele Offiziere sind zu ersetzen?" fragte er dann weiter, das Gesicht noch immer in einer Hand vergraben, die Augen zugekniffen. "Von sechs Centuriones ist einer gefallen, ein weiterer hat ein Bein verloren und ist aus dem Dienst ausgeschieden," referierte Cleon weiter. "Des Weiteren sind zwei Optiones gefallen, ein Signifer erlag seinen Wunden im Valetudinarium. Sonst keine Verluste unter den Offizieren oder Unteroffizieren." Damit blickte der Sklave wieder von seiner Tabula auf und legte den Kopf schief, die Augenbrauen argwöhnisch quergestellt, als er seines Herrn in dieser genervt wirkenden Pose ansichtig wurde.


    "Hmhmhm..." brummte selbiger und schaute schließlich auch wieder auf. So saßen beide da, schweigend, einander fixierend. "Hörst du das auch?" rief Sermo dann plötzlich und sprang hastig von seinem Stuhl hoch. Er warf sich seinen Umhang über die Schultern und legte eilig das Cingulum Militare an, das er sich hatte aushändigen lassen. "Wie? Was soll ich hören?" Cleon war verwirrt. Verständnislos glotzte er seinen Herrn an, der wie von der Tarantel gestochen zur Türe marschierte. "Na, dann spann mal die Lauscher auf!" Und schon war der Quintilius zur Türe hinausgeschossen, endlich seinen Wallrundgang anzutreten. Cleon blieb allein zurück und horchte konfus in die Stille hinein.
    DIE STILLE! Natürlich, es regnete nicht mehr, deshalb war sein Herr so schnell rausgelaufen. Der junge Sklave gab sich einen Ruck und sprintete schnell hinter seinem Eigentümer her, bemüht ihn zügig einzuholen.

  • Zurück vom Wallrundgang machte Sermo sich sofort an die Organisation seiner ersten Aufgabe. "Issa, äh...Cleon, Tabula!" kommandierte er voller Tatendrang und begann zu diktieren, während er eifrig durch das Officium tigerte. "Arbeitsanweisung wie folgt. Es wird abwechselnd tageweise am Wall gearbeitet. Die Centuriae Prima und Secunda übernehmen die erste Schicht. Gleichzeitig sollen die Tertia und Quarta los und Baumaterial ranschaffen. Die Centuriones werden wissen, wo sie das herbekommen oder sollen sich an das Officium des ehemaligen Praefectus Castrorum wenden. Da wird man ihnen ja wohl weiterhelfen können. Bleiben noch die Quinaria und Sexta." Sermo hielt kurz inne, ließ seinem Sklaven etwas Zeit zum Schreiben und fuhr dann fort, als Cleon so weit war. "Die sollen Gerät ranschaffen. Werkzeug, Körbe und Karren für überschüssiges Erdreich, et cetera. Gib das an meinen...ah..." Da fiel Sermo etwas essentielles auf. Er hatte ja noch gar keinen Adjutanten! Es war womöglich gar nicht so dumm, sich mit seinen Centuriones ausgiebig zu unterhalten und dann einmal seine Cohorte antreten zu lassen und zu sichten. "Nein, warte lieber erstmal damit. Bestell mir statt dessen diesen fetten Centurio...wie war sein Name?"
    "Trebellius Posca, Herr."
    "Ach, richtig. Der soll reinkommen. Und mir am besten auch gleich die anderen Offiziere mitbringen. Ich will mich ihnen vernünftig vorstellen. Klar?"
    "Klar," schmunzelte Cleon, stand auf und verließ den Raum.

  • "Centurio Trebellius meldet sich wie befohlen!" quiekte der fette Offizier wenig später, nachdem er hinter Cleon eingetreten war. Trebellius salutierte so zackig, wie das bei seiner dicken Figur eben ging und trat dann zur Seite, um die Männer vorzustellen, die hinter ihm den Raum betraten. "Und das hier sind meine Kameraden. Centuiores Sextus Decimius Alimentus von der I., Tiberius Opimius Galba von der III., Numerius Salvidienus Mindianus von der IV., Cnaeus Balventius Varus von der V., und Quintus Obultronius Mustela von der VI." Die Männer traten der Reihe nach ein, salutierte und begrüßten ihren neuen Tribun mit teils neugierigen Blicken.

  • "Salvete Centuriones," wandte Sermo sich an die so aufgezählten Offiziere. Er gab jedem einzelnen einen kräftigen Händedruck und platzierte sich dann wieder hinter seinem Schreibtisch, wo er jedoch stehen blieb mit den Worten: "Entschuldigt, ich würde euch ja einen Sitzplatz anbieten...aber mein Officium bietet leider nur zwei Stühle." Er lächelte entschuldigend. "Also. Wie ihr sicher wisst, bin ich der neue Tribunus Angusticlavius. Mein Name ist Iullus Quintilius Sermo. Der Praefectus Legionis hat mir die Cohors Secunda zugeteilt. Ich schätze also, dass ihr mich nun eine ganze Weile an der Backe haben werdet." Er hielt inne und ließ seinen forschenden Blick von einem zum anderen wandern. Dann kam er ziemlich direkt auf die Dinge zu sprechen, die ihn beschäftigten. Das war den Soldaten vermutlich sowieso lieber als irgendein lahmer Smalltalk. "Mein bisheriger Informationsstand ist betrübend. Die Legion hat viele Löcher zu stopfen, was auch unsere Kohorte betrifft. Ich werde mich also darum bemühen, Tirones der II. zuteilen zu lassen, wo es möglich ist. Außerdem habe ich auch sogleich einen Auftrag vom Artorius erteilt bekommen, der die Männer bei körperlicher Ertüchtigung halten wird. Die Wälle sind in unschönem Zustand und sollen instand gesetzt werden. Das ist von nun an unsere Aufgabe." Ein weiterer Blick in die Runde, um eine Reaktion registrieren zu können. "Die Aufgabenteilung sieht aus wie folgt." Er nahm eine Tabula zur Hand und verlas: "Centuriae Prima und Secunda sind als erste mit den Wallarbeiten bedacht. Tertia und Quarta besorgen das Baumaterial, hauptsächlich also Holz. Quinaria und Sexta schließlich werden Gerät heranschaffen. Die Aufgabenverteilung wird wöchentlich wechseln. Noch Fragen?"

  • Die Centuriones zeigten hier und dort ein Schmunzeln, als der neue Tribun seinen Einstand mit Scherzen machte. Sie hatten ihn wohl an der Backe, aber vielleicht würde ihr Dienst unter ihm ja ganz erträglich werden. Zumindest hatte der Quintilius Humor. Die Fakten, die dieser dann über die Legion offenbarte, waren den Offizieren natürlich nur zu gut bekannt. Ihre Mienen wurden wieder ernst und mit unbewegten Zügen nahmen sie auch den Anweisungen hin, die der Quintilius dann gab. Niemand hatte Fragen. Der Auftrag war klar, jeder wusste was zu tun war. Trebellius Posca antwortete im Namen aller. "Keine Fragen, Tribunus." Sie würden den Burschen schon wissen lassen, wenn sie etwas beschäftigte.

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