This is the end, my dear friends...

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…rmanen-maenner-alt/18.jpgAuf seinem Weg durch die nachtgeschwärzten Straßen Mogontiacums kreisten Herges Gedanken um ein einziges Ziel. Es war die Rache, die ihn trieb. Rache verdüsterte sein Herz und trübte seinen - ohnehin vom Wein vernebelten - Geist. Herge wollte es diesen Wolfriksbälgern heimzahlen, so richtig, so dass es weh tat. Er wusste nur noch nicht wie. Taumelnd führten ihn seine Schritte immer näher an die Casa Duccia heran, ohne dass er diese bewusst ansteuerte.


    Akuter Harndrang zwang ihn zu einem Zwischenhalt, den er zum Bepinkeln irgendeiner Hauswand nutzte. In der Ferne kläffte ein Straßenköter. Ächzend raffte Herge sich auf seinen Weg fortzusetzen, die wieder aufflammende Rachsucht zu befriedigen. Wenige Schritte später kam ihm eine leuchtende Gestalt entgegen. Gebannt starrte Herge das Licht an, das auf ihn zu schaukelte.


    "N'abend", knurrte das Licht. "Geh' nach Hause, Mann", forderte das Licht ihn auf.


    Herge wurde klar, dass der Nachtwächter ihn da anblökte. "Schon gut, bin ja schon auf'm Weg...", entgegnete er deshalb genervt und umrundete den Mann mit der Fackel.


    Die Fackel! Herge latschte weiter, den Blick immer noch auf das Licht gerichtet. Das war die Idee. Herge hatte schon einmal erfolgreich mit dem Feuer gespielt. Unter dem kritischen Blick des Nachtwächters stapfte er davon, sich der Casa Duccia stetig nähernd. In dieser Nacht sollte er seine Rache bekommen. Und die Duccii würden untergehen.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…rmanen-maenner-alt/18.jpgDie Rache konnte so kompliziert sein. Noch während Herge seiner Rache entgegenwankte, bekam er ein Problem. Er hatte kein Feuer! Herge schimpfte sich einen besoffenen Narren und hatte Recht damit. Ärgerlich latschte er über die schneematschige Straße dahin zurück, wo er dem Nachtwächter über den Weg gelaufen war. Irgendwo musste dieser Hampelmann doch sein. Herge sah sich um, links, rechts. Hörte er da Schritte?


    "He, ich hab dir doch gesagt du sollst die Biege machen!", herrschte der Gesuchte Herge einige Schritte entfernt an.


    "Ah, da biste ja", antwortete dieser und machte ein paar unsichere Schritte auf den Nachtwächter zu. "Isch hätt' da mal ne Frage...", sprach's, machte einen Satz und überraschte den Nachtwächter mit einer unerwarteten Schnelligkeit, die nur ein Besoffener mit der Willenskraft eines Augustus entwickeln kann. Entsprechend der körperlichen Fähigkeiten eines Besoffenen wies die Attacke, die Herge gegen den Nachtwächter fuhr, jedoch wenig Präzision und noch viel weniger Geschick auf. Herge hatte einfach Glück, denn er stolperte, fiel quasi in den Nachtwächter hinein und stieß den armen Kerl zu Boden, wo er - mit dem Kopf wohl auf das Straßenpflaster aufgeschlagen - kurzzeitig bewusstlos liegen blieb.


    Herge war ebenfalls am Boden gelandet. Und neben ihm...war das Licht. Das FEUER! Er grabschte nach der Fackel, rappelte sich auf und starrte sekundenlang völlig verloren auf die flackernde Lichtquelle, bis ihm einfiel was er überhaupt vorgehabt hatte. Feuer. Rache. Duccii.


    Jetzt war der Moment gekommen, in dem sich sein wirrer Geist jeder Faser seines weintrunkenen Körpers bemächtigte. Der eisige Nachtwind, die zerschlissenen Schuhe, der verfilzte Bart, nichts von alledem war mehr wichtig, nichts interessierte Herge mehr. Einzig diese Casa, dieses Symbol seines Niedergangs, hatte er vor Augen - vor seinem inneren Auge -, während er vorwärts stolperte.


    Und dann tauchte die Casa Duccia auch in seinem (glasigen) Blick auf. Die Fackel in der Rechten begann Herge nun zu rennen. Vor ihm lag die Mauer, die das Anwesen der Duccii umschloss. Entlang dieser Mauer rannte Herge schnaufend, immer darauf bedacht die Flamme nicht zu löschen. Gleich war es so weit, gleich konnte er Rache nehmen. Da war das Tor, das auf den Hof führte! Herge jubilierte innerlich bereits, als er das Tor erreichte. Er warf die Fackel in den Hof und wuchtete sich unter einiger Anstrengung über das Tor...


    ...nur um auf der anderen Seite wie ein totes Walross hinzuknallen und scnaufend liegen zu bleiben. Bei Donars Hammer, war ihm plötzlich schlecht. Einem kurzen lauten Erbrechen folgte friedliche Stille, als Herge rücklings liegend in eine tiefe suffbedingte Bewusstlosigkeit entglitt...

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/15.jpg Scheisskalt war es in dieser verdammten Nacht in diesem verdammten Kaff in dieser verdammten Gegend. So dermaßen scheiss kalt, dass man auf die Idee kommen könnte der Frühling würde sich verspäten. Tat er aber nicht, er war ja überall schon in den Startlöchern. Nur heute Nacht schien er sich besonders zurückzuhalten, was Brimheriwans ohnehin schon nicht beste Stimmung weiter nahe des Gefrierpunkts herum. Was freilich andere Gründe hatte als derart profane wie das Wetter. Nein, Brimheriwan war einfach nur verliebt. Natürlich unglücklich, sonst hätte er jeden Grund sich trotz des Wetters zu freuen. Aber Brimheriwan, dritter Sohn des Liutprect und Handlanger der Duccii in vierter Generation, hatte nicht die geringste Aussicht auf Erfolg in seiner unglücklichen Liebesgeschichte, denn: er hatte sich in die Tochter des Chefs verliebt.


    Nunja, eigentlich war es nicht die Tochter des Chefs, sondern die des Ex-Chefs der schon seit einigen Jahren unter einem Hügel im mogontiner Vorland schlummerte. Aber nichtsdestotrotz war das Objekt, beziehungsweise das Subjekt seiner Begierde weitab seiner Liga. Nun, sie ging jetzt schon auf die zwanzig Jahre zu und war immernoch nicht verheiratet, was Brumheriwan in den aberwitzigen Glauben versetzte, Witjon würde es einfach nicht gebacken bekommen das Weib zu verheiraten und dann hätte er tatsächlich doch eine Chance, aber: nein, eigentlich nicht.
    Seine Chance ging immernoch gen Null und gerade im Frühling, wo die Gefühle eh Purzelbäume schlugen, war es eine Meisterleistung die eigenen Gefühle im Zaum zu halten, zu der Brimheriwan sicherlich nicht in der Lage war.
    So zog er des nächtens seine Runden über das Grundstück der Wolfrikssöhne, wohlwissend, dass Naha in Steinwurfweite in der großen Casa schlief, und doch unerreichbar für ihn war.


    Was hatte er sich schon alles überlegt, um Witjon davon zu überzeugen, dass doch er, ein Niemand in einer Sippe von Niemanden, genau der richtige für seine Angebetete war. Er würde sie vor Unholden retten, er würde sie vor Ungeheuern retten, er würde Witjon retten... irgendwas musste er retten. Viel Spielraum ließ seine Fantasie da nicht zu, immerhin hatten die Abkömmlinge Wolfriks sich auch ihr Bürgerrecht dadurch verdient, dass einer von ihnen einem mächtigen Römer das Leben rettete und danach den Rest seiner Verwandtschaft ins Bürgerrecht kaufte. Warum sollte ihm das selbst nicht gelingen? Ja, richtig...dafür brauchte es einfach eine Gelegenheit zur Rettung.


    Brimheriwan schnaubte verächtlich über sein eigenes Schicksal durch die Nase eine weiße Dunstwolke vor sich her, die im Licht der Fackel in seiner linken Hand schnell in der Dunkelheit auflöste und setzte seine nächtliche Tour fort. Vier-fünf mal die Nacht zogen er und sein Bruder Sigbert zu unterschiedlichen Zeiten über das Gelände und dies eigentlich nur um Präsenz zu zeigen. Passiert war noch nie wirklich etwas. Okay, hin und wieder ein versoffener Randalemacher, manchmal sogar mit einem etwas tieferem Grund als 'den scheiss reichen Duccii einen reinzuwürgen' oder 'den barbarischen Emporkömmlingen eins auszuwischen'. Er selbst hatte jedoch noch nie wirklich ernstere Probleme bei seinen nächtlichen Rundgänge.


    Deshalb ging er auch nicht allzu aufmerksam seinem Kontrollgang nach und lief beinahe an der Fackel vorbei, die nahe des großen Tores zur Strafe im Dreck lag und im Erlischen begriffen war. Konsterniert kam Brimheriwan auf sie zugetapert, hob die Fackel auf (die sofort wieder etwas an Feuer gewann) und musterte sie konsterniert. Wie bei Loki kam die denn hierher? Der Brandgefahr wegen wurden die meisten Fackeln des nächtens gelöscht, nur am Eingang und am Brunnen befand sich eine.. von jenen mal abgesehen, die sein Bruder und er mit sich führten. Dies hier war offensichtlich keine von denen.
    Die Herkunft erklärte sich einen Moment später, als sein suchender Blick im Licht der zwei Fackeln eine Gestalt direkt am Tor liegend fand.
    "Was zum..", fluchte Brimheriwan vor sich her als er zu der liegenden Gestalt. Lebte der noch? Im flackernden Schein der Fackeln war kaum auszumachen, ob sich die Brust beim atmen hob oder nicht... aber der Alk, den der Typ intus hatte stank selbst über die ölgetränkten Fackeln hinweg. Wieder so einer... meist fanden sie die Typen erst am nächsten Morgen, wenn sie wieder aus ihrem Rausch aufwachten, weil kaum einer von denen daran dachte eine Fackel mitzunehmen und sie sich im Dunkeln an irgendwas ins Delirium stießen. Der hier hatte offensichtlich daran gedacht, aber nicht die Eier gehabt die Sache nüchtern anzugehen... worin diese auch immer bestand.
    "Hey, aufwachen.... LOS... AUFWACHEN!", stieß der junge Germane dem Typen in die Seite, jedoch ohne eine größere Reaktion als volltrunkenes Grunzen zu ernten. Naja, immerhin lebte der Typ noch. Was also machen? Einfach liegen lassen konnte er den Typen nicht, was wenn der unbewacht wieder aufwachte und sonstwas anstellte? Und er hatte wenig Lust die ganze Zeit bei ihm zu wachen... und was sollte er eigentlich mit der zweiten Fackel? Was sollte das Ganze überhaupt? Wieder einmal ärgerte er sich über sein Schicksal... wenn es schonmal Action gab während seiner elend langweiligen Nachtwachen, dann war es ein versoffener Trunkenbold der es nicht einmal weit über das Tor hinausschaffte und nicht einmal in die Nähe dessen kam... was für Unheil er auch immer vorgehabt hatte.
    Und dann war da die Fackel, die ihm wieder in den Sinn kam. Sein Blick wanderte von der Fackel zum Trunkenbold und wieder zurück... und dann war sie da, die Idee.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/15.jpg Das war definitiv schwerer als gedacht. Einerseits musste Brimheriwan den Typen in seinem Schlummer halten, also so sachte wie möglich durch die Gegend schleifen und hier und da mit einem Tritt gegen den Hinterkopf ins Delirium zurückbefördern, andererseits brauchte er eine Stelle die für seinen Plan maßgeblich war. Nachdem er die hölzernen Gerüste für die Weinranken an der warmen Südseite des Gebäudes ausgeschieden waren (Effekt würde verpuffen) musste er doch das Wagnis eingehen und sich im Haus zu schaffen machen.
    Das Atrium war dafür wie prädestiniert, wenngleich auch der gefährlichste Ort: viel, viel Holz. Durch die Innenaufbauten die bis in den ersten Stock und unter das Dach reichten gab es hier die besten Möglichkeiten... andererseits lief er deutliche Gefahr die schlafenden Bewohner bei zuviel Forschheit an einer Flucht zu hindern. Und seine Muntherrn umzubringen, nein, daran hatte er nun wirklich kein Interesse. Und doch musste es das Atrium sein.
    Es war schließlich eine der großen Holzverstrebungen gen Dach, an die er Feuer legte, einfach weil das Ding weit genug von den Treppen entfernt war um nicht doch noch eine Flucht zu verhindern. Aber das Ding war halt trotzdem SO massiv, dass es einfach nicht anfangen wollte zu brennen... also musste etwas Öl her. Der betrunkene Volldepp lag weiterhin schnarchend in der Mitte des Atriums herum und Brimheriwan schlich durch die Casa um seinen finsteren Plan N-wie-Naha in die Tat umzusetzen. Es brauchte seine Weile, aber schließlich loderten die Flammen an dem Pfeiler hoch genug um ernsthaft als Feuer und weniger ernsthaft als löschbar zu gelten. Japp, das sollte reichen.
    Brimheriwan nickte einmal zufrieden mit sich selbst hinsichtlich seines Werks, trat ein paar Schritte zurück und rief schließlich aus voller Lunge:
    "FEEEEEEEEEEEEEEEEEEUUUUUUUUUUUUEEEEEEEEEEEEEEEERRRRRR!!!!!"
    Dann raffte er sich zusammen, raste die Treppe hoch und rief dasselbe noch einmal in jede. einzelne. Tür.
    Freilich bevor er sich gesondert der Tür zuwandte hinter welchem das Schlafgemach lag in welchem der Schatz der Gens, die Tochter Landos zu nächtigen pflegte. Er machte sich sogar die Mühe anzuklopfen, nur um dann möglichst theatralisch hineinzustolpern und die verschlafene Naha mit ein paar wenigen Worten auf das Feuer und die große Gefahr aufmerksam zu machen und sie dann darüber zu unterrichten dass er, Brimheriwan, sie retten würde. Er ließ ihr garkeine Zeit sich herzurichten oder auch nur aus dem Bett zu steigen... er packte die junge Frau einfach mitsamt Bettzeug und trug sie auf den Armen aus dem Zimmer... nur um zur Salzsäule zu erstarren.



    Fassungslos blickte der junge Mann mit der immernoch recht benommenen Naha in den Armen in das nahezu lichterloh brennende Atrium. Wie bei Loki sich das Feuer DERART schnell hatte ausbreiten können und warum überhaupt erschloss sich seinem zunehmend in Panik ergriffenen Geist nicht. Sowieso machte er nicht einen einzigen Schritt und war zu einer einzigen Regung imstande, auch nicht als ein viel lauterer Schrei erklang:
    "FEEUEEEEEER!!!!!!", war allerdings nicht seine Stimme... es war die Nahas. Und die hüpfte nackt wie Gott sie schuf aus seinen Armen, rannte runter ins Atrium und verschwand.. nur um einen Moment später mit einem Eimer wieder zukommen und Wasser auf die Treppe zu werfen, wohl um sie davor zu schützen ebenfalls in Brand zu geraten. Dann stürmte sie die Treppe hoch und half, immernoch nackt, all jenen aus den Zimmern die die Brisanz der Lage noch nicht erfasst hatten.
    Auch Brimheriwan war im Angesicht seines Werks immernoch vom Schock erfasst und Naha brachte es auch nicht durch Schreierei direkt in sein Gesicht fertig ihn wieder ins Hier-und-Jetzt zu holen... wohl aber durch eine saftige Ohrfeige.
    Erst jetzt erkannte der Junge was er da angerichtet hatte, und doch reichte diese Erkenntnis nur zu einem einzigen Wort: 'Scheisse.'

  • In Witjons Traum war die Welt einfach und angenehm. Er sah sich selbst sitzen auf einem imposanten, dick gepolsterten Thron aus Elfenbein. Um ihn her verbreiteten Kohlebecken Wärme und ein Handlanger schöpfte frischen Met aus einem bauchigen Fass. Und vor Witjon reihte sich Fleisch an Fleisch. Große, saftige Schinken erwiesen ihm die Ehre, knacke lucanische Würste, knusprige Brathähnchen verneigten sich vor ihm. Der Traum eines jeden Schlemmerers.


    "FEEEEEEEEEEEEEEEEEEUUUUUUUUUUUUEEEEEEEEEEEEEEEERRRRRR!!!!!"

    Die Stimme hallte undeutlich durch den Thronsaal. Die Köstlichkeiten schienen sich nicht darum zu kümmern. "Jawohl, schürt das Feuer", murmelte Witjon im Schlaf zu seinen treuen Lakaien. "Auf dass das Spanferkel schwitze..." Die Stimme im Traum war aufrüttelnd gewesen, aber nicht erschreckend genug um einen so angenehmen Schlaf zu beenden. Witjon schmatzte leise und drehte sich, um den Arm um seine wundervolle Frau zu legen. Mhhhh, Spießbraten...


    "FEEUEEEEEER!!!!!!"

    Diese Stimme hieß ebenfalls das Feuer anfachen, aber sie klang anders. Nicht so fordernd, vielmehr schrill und...panisch! Das erste Brathähnchen machte den Abflug, es folgten die Würste und selbst das Spanferkel verpuffte auf einmal auf dem Grillspieß. "Halt! Stopp! Bleibt hier! Ich befehle es!", brummte Witjon schläfrig, während die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit noch nicht ganz überwunden war.


    "Bah, wer macht denn da so einen Lärm?", fragte er seine Frau, das Gesicht in ihren Haaren vergrabend. "Schatz, sag ihm er soll ruhig sein...is' doch noch middeninnernachd...", nuschelt's, sog den Duft von Octavenas Haaren ein und drohte bereits wieder in seine Traumwelt zu entschlafen.

  • Im Gegensatz zu ihrem Mann schlief Octavena einen zwar tiefen, aber traumlosen Schlaf. Einfach ruhige, gemütliche Schwärze, die eigentlich erst am Morgen gestört werden sollte. Zumindest wenn es nach der jungen Petronia ging. Trotzdem begann sie von einem unguten Gefühl erfasst in einen Halbschlaf hinüber zu dämmern, der ein baldiges Erwachen verkündete.
    Irgendetwas störte oder hatte es bereits getan. Sie war sich noch gar nicht richtig bewusst, dass sie dabei aufzuwachen war, als sie schon Witjon in Verdacht hatte, zu schnarchen und sie damit aus der wohligen Schwärze geholt zu haben.
    Aber da war noch etwas anderes. Ein schriller, panischer Schrei ließ Octavena endgültig auffahren und mit einem Mal saß sie kerzengerade und mit klopfendem Herzen im Bett.
    Feuer?
    Feuer!
    Jetzt wusste sie auch, was sie überhaupt aufgeweckt hatte. Geschrei. Es hatte einfach einen zweiten Ruf gebraucht, um sie vollends begreifen zu lassen, was denn los war. Ein Blick auf Witjon verriet Octavena, dass der sich wahrscheinlich einfach umdrehen und weiter schlafen würde, wenn sie ihm die Gelegenheit gab.
    Aber daran war jetzt nicht zu denken! Feuer! Es brannte!
    Sie versetzte ihrem Mann einen unsanften Stoß mit dem Ellebogen.
    "Wach auf! Es brennt!"

  • Es hatte wieder ewig gedauert bis sie den Schlaf gefunden hatte. Es gab Abende, da ging es erstaunlich schnell und dann dauerte es wieder ewig und manchmal machte es das darüber nachgrübeln warum man nicht schlafen konnte und das sich darüber ärgern einfach nur noch schlimmer. Wenn gar nichts half, dann schlurfte sie sogar des Nachts noch in die Küche um sich die Hilfe irgendwelcher Kräuter zu holen. Diesen Abend hatte sie es aber irgendwann doch geschafft. Sie war eingeschlafen. Meisten träumte sie dann aber irgendeinen Blödsinn. Genau wie jetzt. Wie konnte es sein, dass jemand Feuer rief und kurz zuvor auch noch unsanft die Tür aufgerissen hatte. Nein, dieses Haus würde nie in Flammen aufgehen. Wer kam also auf so einen absurden Gedanken? Doch da war etwas in der Luft, das sie aufmerken ließ. Das aber im wahrsten Sinne des Wortes. Dagmar schreckte auf als ihr Verstand dann auch verarbeitete was ihr schlaftrunkenes Hirn bisher so mitbekommen hatte. In Windeseile war sie aus dem Bett und schon ins Nachbarzimmer geeilt wo die Kinder schliefen. Unsanft zerrte sie diese aus den Betten und verschaffte sich dann einen Überblick über die Fluchtwege. Die Treppe war noch nicht vom Feuer erfasst und so nutzte sie diese um die Kinder hinauszubringen. Währenddessen hatten schon andere mit Naha angefangen eine Eimerkette zu bilden und versuchten das Feuer in Schach zu halten bis alle draußen waren. Als sie ihren Kindern eingetrichtert hatte, dass diese in Sicherheit verweilen sollten und ja nicht von dort weggehen bis sie es von einem der Familie gesagt bekamen, reihte sich Dagmar dann in diese Kette ein und versuchte zu helfen.

  • Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Sie versetzte ihrem Mann einen unsanften Stoß mit dem Ellebogen.
    "Wach auf! Es brennt!"


    Witjons Halbschlafphantasien endeten Abrupt mit Octavenas Stoß. Sofort war er hellwach und saß beinahe gerade im Bett. "WAS?", stieß er aufgeschreckt hervor. Da roch er es. Der Gestank verbrannten Holzes zog durch das Haus. Jetzt realisierte Witjon auch die Worte, mit denen seine Frau ihn geweckt hatte. "Ach du Scheiße", entfuhr es ihm und mit einem Satz war Witjon aus dem Bett gesprungen. "Bei Wodan und Donar, Scheiße nochmal, Mist, verdammter!"
    Während er sich eine Wollhose überstreifte, gab er Octavena hastig Anweisungen: "Schnapp' dir Marga und die Kinder und bring sie raus hier! Und dann weck' die Nachbarn, wir brauchen jede Hilfe! Auf jeden Fall erstmal alle in Sicherheit bringen!"


    Mit diesen Worten stürmte er durch die bereits offen stehende Zimmertür hinaus. "WASSER!", konterte er den zuvor gehörten Warnruf mit einem Befehl und rannte den Gang entlang und die Treppe hinunter, bis er der splitternackten Naha in die Arme lief ebenso wie Dagmar, die das Feuer zu löschen oder wenigstens aufzuhalten versuchten. Kurz verfiel Witjon dort in Schockstarre, als er des lichterloh brennenden Atriums gewahr wurde. Ein weiterer Ellbogenstoß, diesmal von Naha, befreite ihn aus dem Schock und Witjon versuchte die Lage zu überblicken. Gerade kamen Albin und Leif hereingeeilt und sahen sich tatendurstig um.
    "ALBIN! Sorg' dafür, dass unsere wichtigsten Schriftstücke hier raus kommen", befahl er dem alten Vilicus des Hauses und zog dann Leif zur Eimerkette heran. "Los, wir müssen verhindern, dass es sich ausbreitet!" Womit er sich in die vorderste Reihe schob, wo die Hitze am größten war. "Naha, Dagmar, ab nach hinten! Wenn's brenzlig wird, verschwindet ihr als erste!", wies er die beiden Frauen an und schob sie einfach von sich weg, Protest nicht duldend. Jetzt konnte sich niemand Diskussionen erlauben. Von Leif nahm er einen vollen Eimer entgegen und kippte ihn auf die Flammen, die ihm am nächsten waren. Bereits nach wenigen Sekunden schwitzte Witjon und musste vom Rauch husten. Wo blieben eigentlich sein Sohn Audaod und der kürzlich zurückgekehrte Rodrik? Lanthilda kam mit zwei weiteren gefüllten Eimern herangeächzt.

  • Als Naha in sein Zimmer hineinstürmte und ihn rüttelnd und schreiend mit "FEUER! RAUS HIER!" aufweckte, wollte Rodirk nur einen ganz kurzen Augenblick etwas so in Richtung "Wus? Ja, ne, mach ich gleich..." sagen, bis er begriff, dass sie nicht wollte, dass er Feuer machte, sondern dass das Feuer schon gemacht war. Und dass das gar nicht gut war. Als er sich anzog, war Naha schon längst wieder draußen und kümmerte sich um die anderen. Dat alles ging so fix, dass er nicht mal die Nacktheit Nahas bemerkte. Als er dann aus seinem Zimmer eilte, schreckte er ob des riesigen Feuers zurück. Oh, dat war nicht gut, dat war gar nicht gut... Doch ihm blieb nicht lange Zeit für seine Starre, denn Witjons Stimme gemahnte ihn der Situation. Rasch lief er die Stufen hinunter, fiel dabei sogar fast hin. Kam es ihm nur so vor oder war das Feuer größer geworden, seit er es von oben gesehen hatte?


    Irgendwer drückte ihm einen Eimer in die Hand. Und ehe er es sichs versah, half er beim Löschen, schwitzte, hustete wie all die anderen und fragte sich, ob sie überhaupt in der Lage wären, das Feuer zu löschen...

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Schnapp' dir Marga und die Kinder und bring sie raus hier! Und dann weck' die Nachbarn, wir brauchen jede Hilfe! Auf jeden Fall erstmal alle in Sicherheit bringen!"


    Na bitte! Ging doch!
    Erst einmal wach reagierte Witjon wirklich schnell und während seine Frau noch hektisch aus dem Bett stieg, gab er ihr schon Anweisungen und war dann auch aus der Tür. Octavena selbst zog sich die erstbeste Tunika über den Kopf, die ihr in die Hände fiel, und stürmte dann barfuß hinter ihm her aus dem Raum.
    Die Suche nach Marga stellte sich allerdings als schwieriger heraus als gedacht: Der Drache der Casa war nicht zu finden und so lief Octavena weiter nach draußen, um dort sowohl Marga als auch Venusias Kinder wohlbehalten vorzufinden. Der Rest der Familie schien mit einer Eimerkette zum Löschen beschäftigt zu sein, also ließ Octavena die Bälger in Margas Obhut und machte sich daran, rundherum Alarm zu schlagen.
    Ungeduldiges Klopfen an Türen, dann der Blick in zunächst verschlafene und dann erschrockene Gesichter und zum Schluss schließlich immer mehr Menschen, die zur Casa hechteten und weiter beim Löschen zu helfen suchten...

  • Wie wohl der Großteil der Bewohner hatte auch Alan geschlafen. Wenngleich noch nicht sehr lange. Der Schreiner lag in den letzten Nächten oft wach und dachte über so viele Dinge nach. Seit sie von ihrem Ausflug vom Limes zurück gekommen waren, hatte er Dagmar nicht mehr allzu oft gesehen.
    Nun aber glaubte er schlecht zu träumen. Er hörte wie jemand schrie und Alans Herz begann schneller zu schlagen. Es war wie damals in seinem Dorf. Dort wurde er auch durch wilde Schreie geweckt. Warum nur wurde er von so einem Alptraum heim gesucht? Warum musste er diese Erinnerung erneut durchmachen?
    Er drehte sich auf die andere Seite in der Hoffnung die bösen Geister damit vertreiben zu können. Gleichzeitig stieg ihm aber ein unangenehmer Geruch in die Nase. Sein verschlafenes Hirn wollte noch nicht so recht erkennen um was es sich dabei handelte, zumal der Schreiner nicht empfindlich war, was Gerüche anging. Dann allerdings schreckte er hoch. Feuer! Und nun erkannte er auch die Schreie wieder. Für einen Moment sah er sich in seinem Dorf, inmitten der brennenden Hütten. Doch zum Glück sagte ihm sein Verstand, dass er nun weit weg war und dennoch drohe ihm auch hier Gefahr. Er sprang von seiner Bettstatt auf und rannte nur mit der Hose und dem Hemd, welches er gerad trug und barfuß nach draußen. Dort waren schon viele Leute unterwegs. Alans erster Gedanke galt Dagmar. Er rannte zu ihrem Zimmer, doch der Weg wurde ihm durch das Feuer verwehrt. So drehte er um und hoffte, sie wäre schon nach draußen gerannt. Als er hustend vor der Casa ankam, sah er gerade wie sie die Kinder wegbrachte und dem Schreiner fiel sein Stein vom Herzen. Er hatte jetzt keine Zeit sich um sie zu kümmern, galt es doch das Feuer zu löschen. Schon einmal hatte er erlebt, wie viele Hütten der Feuersbrunst zum Opfer gefallen waren, das wollte er hier nicht noch einmal erleben. Also reihte er sich in die Kette derjenigen ein, die bereits dabei waren das Feuer mit Eimern zu löschen. Nach dem Warum zu fragen, dafür war später sicherlich noch Gelegenheit. Das hier war sein neues Zuhause und das galt es nun zu retten.

  • "SCHRIFTSTÜCKE?" , ächzte Alrik mit perplexem Gesichtsausdruck, als er mit den anderen irgendwas heranschaffte um damit Wasser zu schöpfen. Die Flammen breiteten sich mittlerweile immer stärker aus, das war unverkennbar, und trotz der vereinten Anstrengungen der Bewohner des Anwesens, griff der Brand sichtlich weiter um sich.
    Albin selbst hatte vor Schock einen Moment innegehalten, als er die Tür zur Kammer der Bediensteten aufgerissen und dem Brand gegenübergestanden hatte. Es war Marga die ihren Mann schließlich vorgeschoben hatte bis dieser seine Sinne fasste und zur Hilfe eilte. Der Gedanke, dass das Feuer, hatte es sich erst einmal derart ausgebreitet, nicht aufzuhalten war, spukte zwar im Hinterkopf herum, hatte allerdings nicht die geringste Chance gegen den unbändigen WILLEN dies zu erhalten, war es doch seit Jahrzehnten der Sitz der schon vor garnicht allzu vielen Jahren heimatlosen und verstreuten Sippe. Folglich: es konnte nicht vergehen, sollte nicht, DURFTE nicht.
    Doch mit jedem Eimer den sie in die Flammen warfen und der folgenlos verpuffte wuchs auch die Gefahr für die Familie... und woran dachte Witjon? An Schriftstücke.


    Allerdings war Albin viel zu sehr im gewohnten Gehorsam verhaftet, als dass er hier einfach machte was er wollte... uns so entfernte er sich vom Brandherd um zum Arbeitszimmer an der anderen Seite des Atriums zu stiefeln. Die Regale waren voll mit für ihn wertlosem, vollgekritzelten Papier dessen Nutzen sich ihm nie erschlossen hatte... noch weniger jetzt, wo er doch beim Löschen helfen konnte. Aus dem Atrium klangen noch die Rufe und Schreie der anderen und noch schlimmer: das immer klarer vernehmbare Lodern des Feuers... und er stand hilflos einem Haufen Pergament und Papier gegenüber. Die Frage war: wie sollte er das alles nach draußen schaffen? Die Truhe, in denen noch mehr nutzlose Dokumente lagen, würde er im Leben nicht schleppen können und im Atrium brauchten sie jeden Mann... also blieben letztlich nur die in der Abstellkammer mit Getreide gefüllten Säcke.
    Auch wenn es ihm in der Seele weh tat Lebensmittel zu vergeuden, schnell hatte Albin ihren Inhalt entleert und war drauf und dran das seltsame Papier in die Säcke zu stopfen.


    Als er das Arbeitszimmer mit drei vollgepackten Säcken voller Dokumente wieder verließ, bekam er gerade noch mit wie das Feuer einen Teil der hölzernen Aufbauten zum und im ersten Stock einstürzen ließ.
    "DAS MACHT KEINEN SINN MEHR!", rief jemand, wohl einer der Handlanger die noch am wenigsten emotional behafteten Rettungswillen zeigten und die Lage realistischer einschätzten, "WIR MÜSSEN HIER RAUS!"

  • Audaod hatte mehr schlecht als recht geschlafen in dieser Nacht. Er plagte sich in letzter Zeit mit allerlei Gedanken herum; über seine Zukunft, sowohl in beruflicher als auch familiärer Hinsicht als auch ganz allgemein über seine Wünsche und Vorstellungen für das Leben. Eine Entscheidung zu treffen in dieser oder jener Hinsicht sah er sich unfähig oder unwillig, je nach tageslaune. So hatte er lange gebraucht um den heilsamen Schlaf zu finden, der ein jähes Ende fand, als das Chaos in der Casa Duccia ausbrach.


    Von Naha aufgeschreckt war Audaod in eiligst übergestreiftem Hemd sowie einer Hose hinaus auf den Flur gelaufen und hatte sich nach der Überwindung des ersten Schreckens in adrenalingetriebener Tatkraft entsprechend den Anweisungen der älteren Verwandten in die Brandlöschung eingereiht. Er schleppte Eimer, Schüsseln, Karaffen, eins um das andere, und dennoch schienen die Flammen nur Stück um Stück in die Höhe zu wachsen. "Ihr Götter, steht uns bei", flehte er bei sich und hievte einen weiteren wassergefüllten Bottich vom Hintermann nach vorn, wo der Inhalt alsbald in der Hitze verdampfte, ohne Nutzen zu tragen.


    In einem Moment des Wartens auf das nächste Wassergefäß fiel ihm eine Truhe im Atrium ins Auge, die dort nicht mehr stehen sollte. "Das Geld!", rief er entsetzt und gestikulierte Wild in Richtung der Truhe, die wie in jedem betuchteren Haushalt im Atrium ihr Dasein fristete und einen Teil des familiären Vermögens beinhaltete.


    Da brach jedoch schon das erste Stück der Casa in sich zusammen. Unter lautem Getöse fiel der hölzerne Aufgang in die oberen Stockwerke in sich zusammen und Funken und Rauch stoben in alle Richtungen. Schon machte der erste der Helfer seiner Verzweiflung Luft und rief die Zwecklosigkeit des Löschungsunterfangens aus. Audaod knirschte wütend mit den Zähnen angesichts der Hilfslosigkeit, die ihn mit einem Mal zu übermannen drohte. Ihm wurde klar: Sie konnten nichts tun. Ihr Heim, sein Geburtshaus, der Mittelpunkt seines Daseins: Nicht mehr zu retten. Verloren!


    Hinter ihm geriet die Eimerkette in Unordnung. Sollte man sich zur Flucht wenden? Manch einer verließ bereits das Haus, andere zögerten, hingehalten vom unbedingten Willen den Brand doch noch zu bezwingen, das Heim zu retten. Doch es half alles nichts. "Nein!" Audaod schüttelte den Kopf, winkte eine weitere mit Wasser gefüllte Schüssel heran. "Los, weiter! Wir können das schaffen..."
    Aber er glaubte selbst nicht mehr daran. Insgeheim hatte Audaod die Hoffnung bereits aufgegeben und klammerte sich nur noch an die wütende Verzweiflung, die sich in ihm breit machte. Zornestränen vernebelten seine Sicht, als er seinem Vordermann die Wasserschüssel so rabiat in die Hände drückte, dass der Großteil des Inhalts verschüttet wurde.

  • http://farm1.staticflickr.com/16/19398520_283ae4a809.jpg Es schien fast, als würde mit jedem Tropfen Wasser, welchen die Menschen verzweifelt in die Feuersbrunst warfen, diese sich nur umso wütender und schneller ausbreiten. Das Atrium war ebenso von den Schreien der um ihr Heim kämpfenden Duccii erfüllt, aber je höher und weiter die Flammen in das Gebälk der Casa griffen desto lauter wurde ihr Gebrüll.


    Bald waren es nicht nur die Bediensteten und Hörigen der Sippe, die in der Casa herumwuselten und entweder schnell fortschaffbare Habe aus der Casa hinausschleppten.. oder immer öfter auch die Sippenmitglieder selbst, die sich weiterhin weigerten den Kampf gegen das Feuer aufzugeben.
    Es war schließlich ein ohrenbetäubendes Knirschen und Ächzen, das das Feuer übertönte und vom Ende der hölzernen Innenausbauten an der Nordseite kündete. Erst schien es, als würden die Balken sich in Zeitlupe dem immer gewalttätiger nagenden Feuer ergeben, doch schließlich sackte alles mit ohrenbetäubendem Getöse zusammen. Der Funkenregen, der sich aus diesem flammenden Chaos ergab, erhob sich mit der durch das offene Dach fliehenden Luft in den mogontiner Nachthimmel und kündete weithin sichtbar vom Inferno das sich hier abspielte.
    Mit diesem Moment wandelte sich das Geschehen dann auch vollkommen: das Feuer kroch über die das ganze Haus durchziehenden hölzernen Gebilde langsam aber zielstrebig auch in den letzten Winkel der Casa und machte seinen Herrschaftsanspruch unmissverständlich klar.


    Die letzten, die sich noch irgendwo im Innern des Gebäudes aufhielten würden mit diesem Moment begreifen, dass nichtsmehr zu retten war das sich nicht einfach davontragenließ.
    Draußen, um das Gebäude herum hatten die Bediensteten schon begonnen die Tiere auf die Weide und damit möglichst fort zum sich weiterhin rapide anbahnenden Fiasko zu treiben, vor allem weil sich ein Übergreifen auf die reetgedeckten Dächer der Hros nur mit viel Glück verhindern ließ. Draußen auf den Straßen hatte sich bereits eine nicht unerhebliche Menge an Schaulustigen versammelt die dem Spektakel mit durchweg gemischter Stimmung folgten. Den Niedergang der oppulenten Heims einer der einflussreichsten Familien der Provinz bekam man auch nicht jeden Tag geboten.



    Bildquelle

  • Die Gaffer waren viel zu lange nur damit beschäftigt gewesen, ihre Mäuler aufzusperren bis endlich irgendwer mal auf die Idee gekommen war, das Collegium Fabrorum zu alarmieren. Er rannte hinunter in den Vicus Navaliorum, um den Magister des Collegiums, den Acilianus Largus aus dem Haus zu trommeln, während ein anderer ebenfalls im Vicus Navaliorum den Aedil aus den Federn holte.


    Nachdem Acilianus seine Leute zusammengeholt hatte, war es nicht schwierig, den Brandherd zu finden, denn man brauchte nur dem Feuerschein zu folgen. Vor dem Anwesen der Duccii angekommen, mussten erst mal die Gaffer verjagt werden. "Macht Platz, ihr Tranfunzeln, wir müssen hier durch!"


    Man hatte Eimer, Leitern, Stangen, Decken, Körbe, Schwämme, Besen und Einreißhaken dabei. Sogar eine Spritze und eine Kolbenpumpe wurde herbeigeschleppt. "Habt iht hier einen Teich mit ausreichend Wasser?" rief Acilianus den schon fast erschöpften duccischen Brandbekämpfern zu. Es sah mit dem Haupthaus schon nicht mehr allzu gut aus, deshalb schickte er erst mal einen Trupp mit Einreißhaken vor, um besser an den Brandherd zu kommen.


    Dann schickte er einen weiteren Trupp mit nassen Decken zu den strohgedeckten Hütten im Hros der Duccier, auf dem sich inzwischen ein Funkenregen ablud. Jetzt kam auch Pacatus atemlos herangetrabt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich irgendwo in die Reihe der Helfer einzuordnen und mitzumachen.

  • Grimmig sah Alan den Mann hinter sich an, der sich gerade erst in die Reihe der Helfenden eingegliedert hatte und ihm nun so grob den Eimer in die Hand drückte, dass zu viel des Inhalts verloren ging. So hatte es keinen Sinn, wenn er half. Doch für mahnende Worte war jetzt keine Zeit. Der Schreiner reichte einen Eimer nach dem Anderen weiter und das so schnell es nur irgendwie ging. Um ihn herum waren all die aufgeregten Rufe und Schreie zu hören. Es wurde nach Papieren verlangt, dann rief jemand wegen den Münzen. Alan kam gar nicht dazu viel nachzudenken. Die Casa vor ihm brannte lichterloh und das Wasser schien keinen Erfolg zu haben. Warum nur musste das passieren? Bilder des brennenden Dorfes tauchten vor seinen Augen auf und vermischten sich mit der momentanen Katastrophe. Er hustete immer wieder, denn er stand ziemlich am vorderen Ende der Rettungskette und der Rauch, welcher nun aus der Casa drang war heiß und beißend. Sein Gesicht war rußgeschwärzt und von einer Schweißschicht überzogen.
    Ein Trupp rannte zu den Ställen hinüber und einen Moment kam dem Schreiner der irrwitzige Gedanke, dass seine Arbeit der letzten Wochen umsonst gewesen sein könnte, dabei hatte er sich doch einiges an Arbeit gemacht, die maroden Stallgiebel auszubessern. Welch dumme Gedanken einem kamen, wenn man sich in so einer ungewöhnlichen Situation befand. Das Wohnhaus brannte ab und Alan machte sich Sorgen um die Stallgiebel. Schnell riss sich der Schreiner wieder zusammen und nahm den nächsten Wassereimer entgegen.

  • Als sie die Casa evakuiert hatten stand der alte Mann bei der Kiste mit dem wertlosen Papier, das er und Marga herausgeschleppt hatten, inmitten all der anderen die nun vor Anstrengung atemlos auf die Casa starrten, aus derren Mitte sich die Flammen immer weiter in den Himmel streckten. Von außen sah das Atriumhaus beinahe noch vollkommen intakt aus, sah man von dem einen oder anderen goldenen Schein in den Fenstern ab, der davon zeugte, dass das Feuer sich bereits aus dem Atrium in die Räume hineingefressen hatten.


    In seinem Bauch verzog sich alles zu einem eiskalten Klumpen des Schmerzes, das Heim der Sippe so zu sehen, und mit einem Schaudern wandte er sich ab um nach etwas zu suchen dass er tun konnte... jetzt, wo klar war, dass das Haus nicht zu retten war.


    Irgendjemand, den Albin in der unsteten Dunkelheit nicht auf Anhieb erkannte, trat an sie heran und fragte nach einem Teich mit ausreichend Wasser. Das war die Gelegenheit, sich wieder in dankbare Pflichterfüllung zu stürzen, denn schließlich war nichts schlimmer als herumzustehen und zu beobachten wie sich die Casa jeden Moment mehr in ihre Bestandteile auflöste.


    "Hier, ich weiß wo!" , jappste der alte Mann als wäre er dabei zu ertrinken und deutete etwas weiter in den kleinen und überschaubaren Garten, den jeder Römer als zugewuchert und ungepflegt betrachten müsste... für die Duccii aber ein Stück Erinnerung an ihre wilde Geburtsstätte war.
    Ohne darauf zu warten, dass ihm die Männer folgten stapfte Albin also in den kleinen Flecken Wildnis hinein und deutete schließlich auf den kleinen Teich.
    "Da, der ist zwar nicht tief... aber es ist genug Wasser da." , sprach Albin und wartete förmlich darauf, dass man ihm die nächste Frage stellte. Für die schweren Schutz- und Trutzarbeiten, denen die anderen sich jetzt anscheinend hingaben, war er ohnehin zu schwer... also konnte er auch den... Männern der Stadt... sagen wo sie was finden wollten. Allerdings fragte er sich schon, wofür sie das Wasser brauchten. Immerhin war die Casa verloren... unrettbar, quasi.

  • Corvinus war noch nicht lange wieder zurück bei der Legio und hatte natürlich gleich nen Wachdienst abbekommen. Das ärgerte ihn ganz besonders. Den zum einen war da ja noch die Sache mit dem Legaten und seiner militärischen Zukunft, zum anderen hatte er am Tag nach seiner Ankunft bei einer Kräuterhändlerin so einen Trank gekauft der ihn jetzt den halben Tag auf die Nacht warten ließ. Nen ordentlichen Schluck davon und er war mehr ohnmächtig als am schlafen. Allerdings traf er dann nachts immer Alwina wieder und durchlebte immer wieder die glücklichen Moment mit ihr.


    Das ging heute Nacht natürlich nicht wo er Wache hatte.
    Relativ zügig wurde ihm dann von einem Feuer in der Stadt gemeldet. Zuerst dachte sich Corvinus noch das dies ja wohl kaum sein Problem war. Als er sich dann, aus purer Ablenkung auf die Mauer begab und sich die Kiste selber ansah erkannte er das es ein "ordentliches" Feuerchen war. Wenn er nicht schlafen konnte kam er gut damit aus wenn andere das nicht auch konnten und alarmierte die Bereitschaftscenturie. Da er befohlen hatte das sie ohne Rüstung und Waffen antreten konnten ging es relativ zügig bis die knapp 80 Mann vor ihm angetreten waren. Er kannte glaube ich niemanden von Legionären, hatte er ja im Moment nicht wirklich eine eigene Centurie und nach den Verlusten auf dem Feldzug waren ja alle kräftig durcheinander versetzt worden. Er war sich nicht sicher in der hinteren Reihe seinen alten "Freund" Madarus zu sehen aber im Moment weder Zeit noch Lust das nachzuprüfen.
    Er übergab das Kommando an den diensthabenden Optio und machte sich im Laufschritt (er in voller Montur der Rest nur in Soldatentunika, Calligae und Soldatengürtel) auf zum Brandherd.



    Dort angekommen sah er das ganze Ausmaß. Musste eins der größten Häuser der Stadt sein was da brannte. Also von den Wohnhäusern. Da er nicht wirklich Ahnung von der Brandbekämpfung hatte sprach er den ersten Mann an der ihm ein bisschen nach was zu sagen aussah.
    "Was ist hier los und wie kann man helfen?"

  • Zitat

    Albin: "Da, der ist zwar nicht tief... aber es ist genug Wasser da."


    Acilianus war erleichtert. Das würde helfen. "Danke. Sehr gut, ich lass jetzt die Pumpe aufstellen. Komm, wir gehen zurück zum Haus. Wenn Du Dich hier im Haus auskennst, sag mir, ob wir noch Zeug aus dem Haus rausholen können und was davon wichtig ist."


    Zitat

    Corvinus: "Was ist hier los und wie kann man helfen?"


    Gerade rumpelte ein Centurio mit einer Horde Legionäre auf den Hof und wollte wissen, wo er anpacken könnte. Acilianus brüllte durch das allgemeine Geschrei: "Siehst Du doch, es brennt, Centurio. Ich kann eine Handvoll von Deinen Männern gebrauchen, um die Pumpe aufzustellen und die Rohre zu verlegen. Hier, Laurus, zeig ihnen wie's geht."


    Er blickte zu Haus hinüber, dessen Inneres wie ein Ofen brannte. Inzwischen hatte man die Pumpe in Stellung gebracht und einige Kerle warteten auf Anweisungen. Acilianus schrie: "Wasser in die Fenster, los pumpt bis Euch die Zunge raus hängt! Wenn das Feuer drinnen nachgelassen hat, reißt die Fachwerkmauern ein, bevor sie zu brennen anfangen, aber nur die Fachwerkmauern, damit wir reinkommen. Centurio, Deine Leute sollen sich Einreißhaken geben lassen und es genauso machen, wie die Fabrorer."
    Dann sah er den Aedil in der Eimerkette schuften. "He, Aedil, lass das Eimerchen stehen, nimm Dir ein paar Männer und verjag die Gaffer, wir brauchen auch den Platz auf der Straße".

  • Corvinus drehte sich um und sah mit Zufriedenheit das sich die meisten der mitgebrachten in Reih und Glied aufgestellt hatten und kaum zum Feuer glotzten.


    Mit einer Handbewegung bedeutete er die Contubernien 2 und 3 zum genannten Laurs.


    Die anderen bis auf das 1 Contubernium schickte er dann zu den Fabrorern.


    Die letzten 8 Mann behielt er sich in Reserve.


    Da er nicht soooviel von Politikern und ihrem Tatendrang hielt ging er von selber auf die Gaffer zu. Da er ja im Dienst gewesen war, war er in Ornat und natürlich auch bewaffnet. Vornehmlich erst einmal mit seinem Vitis.
    Er gab nicht viel auf die Bewohner der Stadt und wollte auch keine Freunde gewinnen. Er griff sich also einen der Gaffer der kräftig und jung war und zischte diesem drohend zu
    "Anfassen oder verschwinden!"


    Dann drehte er sich zum Rest der Gaffer die direkt um ihn herum standen und ihn somit hören und sehen konnten. Seine Faust schloss sich um den Vitis so fest das die Knöchel weiß hervor traten.
    "Für euch gilt das gleiche!"

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