Die Kasernen der Segelsetzer der classis

  • Früh am Morgen. Der Wachhabende war über mein Erscheinen froh, dass brachte ihn vom Einschlafen ab. Ich meldete mich an zeigte mein Schreiben vor, dass mich als Adjutant des Praefecten auswies. Gelassen erklärte er mir den Weg zum Diensthabenden centurio. Ein Quartier war schnell gefunden. Mein Gepäck hielt sich in Grenzen. Mir blieb Zeit eine der hellblauen Tuniken und die neu erstandene Lorica hamata überzuziehen, mehr gab es nicht. Keinen pugio und keinen gladius. So nackig war ich mir seit dem Aufenthalt im Valetudinarium nicht mehr vorgekommen.


    Die Kohorte der Segelsetzer war angetreten und marschierte zum Colosseum. Ich hatte mich angeschlossen. Gespannt darauf was mich heute zum Beginn der Ludi Romani erwartete. Meine Aufgabe war in erster Linie zu lernen.

  • Schaumfetzen flogen vond en Flanken des Pferdes. Der Kurier hetzte durch die Straßen Rom's. Von keinem aufhalten lassen, die Kasernen lagen beim Kolosseum. Vor dem Eingang glitt er vom Pferde rücken bevor es richtig stand, rannte das letzte Stück. Bei den Wachen machte er Meldung und ließ sich zum Centurio bringen. Ohne viele Worte übergab der Kurier die Tabula. Unterkunft und Verpflegung wurde ihm zugeteilt.


    Der Centurio las die Tabula und gab die ersten Befehle aus. Endlich passierte hier was. Sie saßen und mussten zusehen wie alles an ihnen vorbei lief. Die Legionäre waren hoch motiviert, sie wollten Dampf ablassen. Untätig da sitzen war nicht gut für die Männer.


    "20 Legionäre, Lorica, cassis, Parma, Knüppel, Verpflegung für 3 Tage, antreten und Abmarsch zur Casa Octavia. Keine falsche Bescheidenheit, macht den Leuten klar, dass ihr keinen vorbei lasst. Greift an, wenn sie es nicht verstehen. " war die Aussage des Centurio.


    Einer der Kundschafter traf ein und erstattete Bericht. Der zweite war vor Ort geblieben und beobachtete weiter. Keine guten Neuigkeiten von der casa.


    " Es wird nötig was zu unternehmen." Der Befehl wurde heraus gegeben. Es meldeten sich mehr Freiwillige als gebraucht wurden. Der Centurio stockte auf. Die Männer mussten sich abreagieren, war ihnen nicht zu verdenken. Die ganze Zeit saßen sie in der Kaserne fest. " 30 Legionäre zur casa. Zeigt ihnen, dass ihr es ernst meint. Treibt sie auseinander und besetzt den Eingang zur casa. Jagt alles davon was dort nichts zu suchen hat."

  • Die kleine Truppe rückte ein. Ich kannte das Quartier von meiner Kontrolle. Nicht übermäßig komfortabel. Eben eine Kaserne für Nautae, die zum Sonnensegelsetzen hier waren. Die Kohorte wurde regelmäßig ausgetauscht. Es war ein kleines Privileg hier in Rom Dienst zu tun. Wir wurden dem Diensthabenden Centurio gemeldet. Die Milites und Nautae wurden in den Mannschaftsquartieren untergebracht. Centurio Marcius seinem Rang entsprechend. Ich bezog eine Centurionen-Unterkunft und verließ nach Abladen meiner Sachen das Quartier. Einige Dinge waren zu erledigen, bevor wir uns in die seichten Gewässer Rom’s stürzen konnten.

  • Ich war schon seit einigen Tagen in der Kaserne der Segelsetzer und wartete auf den Rest der Truppe, die jeden Augenblick eintreffen konnten. Es gefiel mir gut in der Kaserne - hier ging alles viel lockerer vor als in Alexandria. Naja, die Nautae in der Urbs Aeterna waren ja auch nur für die Sonnensegel im Colosseum zuständig; mussten sich keine Sorgen machen um irgendwelche Kampfmanöver.


    So verbrachte ich einige gemütliche Tage hier (zu tun hatte ich ja nun wirklich nichts) und wartete auf die Kameraden der Aeternitas, dem Schiff, mit dem wir die Augusta von Laodicea bis hierher "verfrachtet" hatten.


    Mit dem entspannten Dasein war es jetzt aber vorbei. Soeben war die Truppe eingetroffen, mit den Offizieren sowie Centurio Marcius, dem strengen Ausbilder :P

  • Das wichtigste die Anerkennung der Leistungen der Tirones und Veteranen bei der Überfahrt. Sie war kein Pappenstiel gewesen. Die Männer hatten sich bewährt. Einer von Ihnen war der Tiro Xenokrates Kleomenou. Im Bericht für den Präfectus waren alle aufgeführt. Eine Eintragung ins Personalregister gab es bei unserer Rückkehr nach Alexandria. Während der Wartezeit in Ostia waren alle Urkunden fertig geworden. Offiziell war Kleomenou jetzt Miles classicus.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    XENOKRATES KLEOMENOU


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLXIV A.U.C.
    (25.8.2014/111 n.Chr.)


    ZUM
    MILES CLASICUS


    Appius Decimus Massa

  • Immerhin eine Unterkunft, die der wässrigen Natur eines Angehörigen der Classis gerecht wurde, dachte sich Coriolanus bei Ankunft in Rom. Ganz so neu war das für ihn ja alles nicht mehr, aber dennoch war er bereits auf das weitere Programm gespannt. Nach der Verkündigung der Beförderungen, suchte der Centurio Marcius auch den eigenen Schützling in den Mannschaftsquartieren auf, der fortan als regulärer Miles in seiner Centurie dienen durfte. "Herzlichen Glückwunsch, Miles Classicus Xenokrates Kleomenou", sprach er. "Du hast dich unter den Bedingungen sehr gut geschlagen. Nicht jeder schließt eine Ausbildung während einer langen Seefahrt unter höchst kaiserlichem Auftrag ab." Gleich kam aber der Haken an der ganzen Sache. "Es ist seit jeher Tradition in meiner Centurie, dass jeder neue Miles von seinem ersten richtigen Sold für sein contubernium und selbstverständlich für seinen Centurio einen ausgeben muss." Marcius lächelte. "Sobald wir vom Nauarchus Freizeit bekommen, hast du die Möglichkeit, diese stolze Tradition fortzuführen."

  • Endlich hatte ich die harte Ausbildung hinter mir. Als regulärer Miles war das Leben doch so viel einfacher - sicher, ich hatte immer noch Pflichten und trug jetzt eine höhere Verantwortung. Aber keinen Ausbilder hinter mir zu haben, der ständig neue Anweisungen mit sich brachte, und das Gefühl, richtig dazuzugehören - das schätzte ich viel zu sehr.


    Umso mehr freute ich mich, als mich der Centurio im Quartier aufsuchte, um mir zu gratulieren. "Vielen Dank, Centurio. Es freut mich, dass du mit meinen Leistungen zufrieden bist." Die Hinterlist, die darauf folgte, hatte ich beim besten Willen nicht erwartet. "Nun, ich dachte eigentlich, der Centurio gibt einen aus. Schließlich kann er sein Kontingent aufstocken", sagte ich lächelnd. "Aber ich möchte eure - das heißt: unsere - Tradition natürlich nicht brechen. Dann warten wir auf die Ausgangserlaubnis, dann können wir auf eine vielversprechende Zukunft anstoßen." Ich wollte schließlich nicht als Geizhals dastehen!

  • Alle Wege waren erledigt. Nur eins fehlte, der Prätorianer den ich eingeladen hatte. Der vereinbarte Zeitpunkt für die anberaumte Cena rückte näher. Ein kurzer Gang zu den Quartieren der Milites. " Salve Centurio Marcius." ich war zufrieden ihn hier zu finden, dass ersparte den Weg in sein Quartier. " Salve Miles Kleomenou. Wie sieht es aus, alle anwesend, sauber und gut gelaunt?" Prüfend schaute ich die Milites an. Ich wollte mich nicht blamieren. " Der Tag heute geht auf mich. Also keine falsche Bescheidenheit. Seht es als kleines Donativum in Naturalien an." ich machte kehrt in der Tür. " Folgt mir." An der Wache hinterließ ich eine Nachricht, falls der Prätorianer auftauchte. " Wir sind im Aedes iste Laetitia, sollte ein Prätorianer nach mir fragen. Er kann folgen, wenn er will." Damit war heraus, wohin es ging.

  • Kaum hatte ich Coriolanus geantwortet, betrat auch schon der Nauarchus die Stube. "Salve Nauarchus Decimus!" Keine Ahnung, was der Nauarchus unter "sauber" verstand, aber ich wusste, was er hören wollte. Und als der Decimus ein fettes Loch in seinen Geldbeutel grub, indem er uns versicherte, dass er die Kosten für den heutigen Ausflug tragen würde, war natürlich ein markantes Stimmungshoch unter den Männern zu spüren. Man lachte und freute sich auf grenzenloses Vergnügen. "Selbstverstädnlich sind wir bereit, Nauarchus!", versicherte ich deshalb zügig und mit einem breiten Grinsen.


    Und dann ging es auch direkt los. Der Nauarchus hatte anscheinend schon das Lokal ausgesucht, und so folgten wir ihm hinaus aus der Kaserne auf die Straßen Roms.

  • "Da hast du wohl noch einmal Glück gehabt", wandte sich Coriolanus nach dem Auftritt des Nauarchus erstmal wieder an Xenokrates "Zumindest voerst. Heute zeigt sich erstmal der Oberste spendabel, aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben", ließ er mit einem kleinen Augenzwinkern folgen. Anschließend ging er noch einmal persönlich zu Massa, um sich noch eine Sondererlaubnis abzuholen. "Nauarchus Decimus. Ich würde gern für morgen die Erlaubnis erhalten, mich in Rom um ein paar Angelegenheiten abseits der Truppe zu kümmern. Darunter fällt in erster Linie, dass ich gern den Palast aufsuchen würde, um dort persönlich meine Bürgerrechts-Urkunde in Empfang nehmen zu können"

  • Das Erwachen war grauenvoll. Aus den Armen des Morpheus gerissen, ein Hämmern im Schädel, als ob Vulcanus ihn auf dem Amboss bearbeitete. Der fade pelzige Geschmack im Mund….. übel. Wie ich auf meine Liege gefunden hatte? Dunkle fetzenartige Erinnerungen. Neriman, ihre für mich , unverständliche Reaktion. Alles geriet aus den Fugen, kopflos, nicht verstehend ging ich mich betrinken um zu vergessen. Und? Sie war immer noch da. Sie war immer noch in meinen Gedanken. Geh! Verschwinde! Verschwinde aus meinem Kopf! Boah.. es hämmerte wieder. Vorsichtig setzte ich mich an den Rand der Liege. Presste die Finger auf die Schläfen, rieb. Der Krug enthielt hoffentlich trinkbares, was diesen ekelhaften Zustand im Mund beseitigte. Ein Schluck und mir drehte sich fast der Magen um. Posca !! Eine nette Geste des Centurio, nahm ich an. Es ging einige Zeit hin, bis ich mich im Stande sah unter die Menschen zurück zu kehren. Ein bisschen Pflege und ein akzeptabler Nauarchus stand im Gang der Kaserne. Ein Nautae kam auf mich zu und reichte mir eine Tabula. Ein Schreiben aus Misenum, das sich die Reparaturen zogen. Ausgerechnet jetzt wo ich liebend gern Rom hinter mir gelassen hätte. Wegen einer Frau Rom verlassen? War ich nur wegen ihr hier? Werd wieder nüchtern und denk nach. Es gab vieles zu erledigen. Als Nauarchus ließ sich nebenbei gut Geld verdienen. Die Waren unter dem Schutz der classis übers Mittelmeer zu transportieren ließen sich die Kaufleute und Händler einiges Kosten. Inoffizielle Zuladungen auf den Frachtschiffen, man drückte eben ein Auge zu und hielt die Hand auf. Nichts wurde mir geschenkt und ich hatte nichts zu verschenken.
    Was fing ich mit dem restlichen Tag an? Ein Besuch in der Casa Decima, die Lage sondieren.

  • Am Abend traf eine Nachricht aus Misenum ein. Schritte hallten im Flur, ein gemäßigter Gang, der Mann hatte keine Eile. Was gab es am Abend, was nicht bis zum Morgen Zeit hätte. Der Optio nutzte einfach die Möglichkeit sich die Füße zu vertreten. Vor dem Vorhang erstarben die Schritte. "Nauarchus Decimus, eine Nachricht aus Misenum für dich." Mein Stylus beiseite legend, rief ich den Mann herein. " Salve Nauarchus, Optio Bergonisius, ich habe hier eine Tabula aus Misenum für dich. Ein Bote brachte sie, er hat nicht auf Antwort gewartet. Ist sofort wieder zurück." Ich nahm sie entgegen. " Danke Optio. Du kannst gehen." Die Tabula landete ungelesen auf dem Tisch. Erst die Briefe an die zwei Kaufleute in Ostia. Mein Schiff sollte für sie Waren nach Carthago bringen. Der Kapitän bekam ebenfalls einen Brief. Anweisungen, was er zu tun hatte und wer die Auftraggeber für die Fahrt waren.
    Die Tabulae, versiegelt, gingen morgen mit einem Boten auf Reisen. Die wichtigsten Schreiben waren erledigt. Bei dem flackernden Licht der Öllampe war es mühselig eine Tabulae zu beschreiben. Ich legte den Stylus weg und rieb mir die Augen. Die Tabula aus Misenum, die musste ich noch lesen. nach vorn gebeugt, die Tabula ins Licht haltend, las ich die eingeritzten Zeilen.
    Eine Ahnung bestätigte sich. Die Schiffe waren fertig. Bei entsprechendem Wetter konnte die Heimreise nach Alexandria angetreten werden. Eine Liburne kam in 2 oder 3 Tagen in Ostia an. Sie sollte uns nach Misenum zur Aeternitas bringen.


    Zurück nach Alexandria, Erleichterung, allem Unbehagen, was ich derzeit mit Rom verband zu entkommen. Verkehrte Welt, Neriman in Rom, ich in Alexandria. Ich verstand immer noch nicht, was sie in Rom hielt. War ich für sie wieder der Wildfremde aus der Wüste? War alles vergessen?


    Eine Tabula, den Stylus......


    Liebe Neriman,


    in zwei Tagen reise ich nach Ostia ab. Von dort wird mich ein Schiff nach Misenum bringen. Die Aeternitas, ist wieder seetüchtig, ich fahre zurück nach Alexandria. Brauchst du Hilfe, wende dich in meinem Namen bitte an Decimus Casca, meinen Bruder, wohnhaft in der Casa Decima Mercator.



    Appius Decimus Massa


    [Blockierte Grafik: http://img843.imageshack.us/img843/4205/decimatabulasiegel.png]




    Morgen früh sollte ein Nautae sie zur Garküche bringen und auf eine Antwort warten. Ich rechnete nicht damit. Aber vielleicht?.........

  • So schnell wie er konnte, erreichte Coriolanus die Unterkünfte der Classis und informierte seine Centurie, indem er die Gänge der einzelnen Räunlichkeiten hoch und runter lief. "Männer! Es gibt furchtbare Nachrichten! Unser geliebter Kaiser, auf den wir unseren Eid geschworen haben, ist tot! Ja, das ist kein Scherz! Die Consuln haben es gerade auf dem Forum verkündet!" Er stellte zwei Männer ab, welche diejenigen einsammeln sollten, die gerade Ausgang hatten. Weiterhin befahl er, dass alle ihre Ausrüstung anlegen sollten, Lorica, Cassis, Parma... Danach sollte so schnell wie möglich draußen angetreten werden. "Und wo ist Nauarchus Decimus? Hat jemand den Nauarchus gesehen?" Er hoffte, dass er ihn so schnell wie möglich fand.

  • Titus Schädel brummte. Nein, um ehrlich zu sein er hämmerte. Als Coriolanus wie eine Furie in die Stube gedonnert kam musste sich Titus erst sammeln und ein halblautes


    "Was zum...?!"


    entfuhr ihm. Dabei setzte er sich erst auf und stützte seinen schmerzenden Kopf. Dann wischte er sich den restlichen Speichel von der Backe während er begriff was ihm hier gerade erzählt wurde. Er eilte zu seiner Ausrüstung welche heute ausnahmsweise nicht gerade sauber geordnet da lag. Einen Teil trug er sogar noch. Er beeilte sich so schnell wie möglich einigermaßen annehmlich auszusehen. Während er sich seine Cassis anlegte murmelte er vor sich hin:


    "Das gibts doch nicht. In meiner kurzen Zeit in der Classis schon der zweite Kaiser, der über den Styx geht. Das glaubt mir doch kein Mensch."


    Nachdem er fertig war trat er einen Schritt auf den Centurio zu und fragte ihn offen heraus:


    "Ermordet oder natürlicher Tod?"


    Es war leicht möglich, dass Palma immer noch der ein oder andere Günstling des Dicken nicht sonderlich wohlgesonnen war und versuchte nun selber an die Macht zu kommen. Soviel Zeit war noch nicht verstrichen und Rom war schon immer eine Schlangengrube.


    Auf die Frage nach dem Nauarchus konnte Titus allerdings nur mit den Achseln zucken.


    "Ich vermute in seiner Unterkunft.", riet er deshalb ins Blaue hinein.

  • Auf einmal riss mich Geschrei und Getreibe aus meinem Schlaf. Man hatte hier auch nie seine Ruhe! Ich unterdrückte ein Gähnen und schaute hinaus auf den Gang - was da wohl vor sich ging? Aha, der Kaiser war ermordet worden. Sicherlich keine erfreuliche Nachricht, aber warum machte der Centurio gleich so ein Theater? Als ob wir jeden Augenblick im nächsten Bürgerkrieg landen würden.


    Ich versuchte, eine bedrückte Miene aufzusetzen und machte mich in meiner Aufrüstung auf den Weg zum Vorplatz. Unterwegs setzte ich noch meinen Cassis auf und dachte indessen an die Tatsache, dass wir die Ehefrau des eben verstorbenen Augustus doch erst vor wenigen Tagen nach Rom gebracht hatten. Welche Ironie des Schicksals!

  • Von seiner Wohnung aus war Lucius einen ganzen Tag und eine ganze Nacht nach Ostia gefahren, wo die Aeternitas vor Anker lag. Voller Stolz und angetan in voller, frischgekaufter Montur, war er auf das Schiff zustolziert - um dann zu erfahren, dass nur eine kleine Wachmannschaft zurückgeblieben war, während die Mannschaft inklusive dem Kapitän Urlaub in Rom erhalten hatte. Lucius solle sich dort melden, erklärte der Gubernator, der vor Ort das Kommando führte. Einen Moment regte der junge Petronier sich furchtbar auf - die ganzen Meilen von Rom nach Ostia war er umsonst gelaufen! Doch der Gubernator lenkte den Ärger geschickt ab, denn er erklärte recht plausibel, dass es für solche Schiffe üblich war, eine Weile vor Anker zu gehen. Und so blieb Lucius nichts anderes übrig, als zurück zu reiten - denn diesmal mietete er sich ein Pferd, um nicht noch einmal Ewigkeiten auf der Straße zu verbringen. Armin ließ er dagegen mit dem Gepäck zurück.


    Und so stand er letztlich vor den Kasernen der Segelsetzer, kurz hinter dem Amphitheatrum Flavium und meldete sich an der Wache, wieder bemüht, einen respekteinflößenden Eindruck zu machen.
    "Subpraefectus Classis Lucius Petronius Crispus, Classis Alexandrina."
    meldete er sich militärisch knapp - das hatte der Alte ihm ja bereits beigebracht. Nicht ohne Stolz hielt er dem Miles außerdem seine Ernennungurkunde unter die Nase.
    "Ich will den Nauarchus Appius Decimus Massa sprechen."
    Den Namen hatte er von dem Gubernator erfahren.

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Wenn man das Ganze nicht so ernst nahm, war der Wachdienst eine recht lockere Angelegenheit. Und der Miles, mit dem ich zugeteilt worden war, hatte ebenfalls die passende Einstellung in Bezug auf solche Sachen. (Insofern passten wir ganz gut zusammen.) "Schau mal, was ich hier habe, Xenokrates!", sagte er in fröhlichem Ton. Er holte einen Weinschlauch hervor und reichte ihn mir, damit ich ein paar Züge nehmen konnte. "Nur falls jemand fragt, da ist Wasser drinnen", fügte er mit einem Grinsen hinzu. "Das merkt doch eh keiner", lachte ich. "Den Nauarchus habe ich schon seit Tagen nicht gesehen; und der Centurio lässt sich auch kaum blicken!"


    Kurze Zeit später, der Wein auf den leeren Magen hatte seine Wirkung nicht verfehlt, tauchte plötzliche so ein Typ auf und wedelte mit so einem Papier vor meinem Gesicht. Götter, was wollte der denn hier?! Subpraefectus? Wir haben doch schon einen!


    Ich sah mir die Urkunde genauer an, die überzeugend echt aussah. Tatsächlich; erst kürzlich ernannt. "Ja, natürlich, Subpraefectus!", sagte ich. "Äh..." Wo befand sich denn der Nauarchus? Seit der Nacht im Lupanar hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Und wo war seine Unterkunft? "Hm..." Ich schaute hilflos zum anderen Miles, aber dessen Zustand war wohl schlechter als meiner. (Er hatte einiges mehr getrunken als ich.) Sag was, Xenokrates! "Also..., das Quartier des Nauarchus befindet sich dort, bei den Unterkünften der Centurios." Ich zeigte in die Richtung. Sicher war ich mir selbstverständlich nicht, aber ich meinte so etwas gehört zu haben.

  • Lucius sah sich die beiden Wachsoldaten an - die Typen wirkten irgendwie komisch - fast als wären sie... Ein kurzes Schnüffeln verifizierte seine Hypothese: Die Typen waren ja besoffen! Er wusste zwar vom Alten, dass alle Soldaten gern tranken und das auch im Dienst - aber doch nicht als Wache! Womöglich waren das sogar Soldaten, die seiner Befehlsgewalt unterstanden! Also war es wohl am besten, sich gleich von Anfang an Respekt zu verschaffen!
    "Nimm gefälligst Haltung an, Soldat! Und dann hol' den Nauarchus hierher!"
    befahl er mit schneidender Stimme - auch um zu verbergen, dass er keine Ahnung hatte, wie Marine-Stützpunkte aufgebaut waren und wo man dort Centurionen fand.

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

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    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Warum hatten wir denn ausgerechnet heute trinken müssen? So ein Pech! Der Subpraefectus hatte eine strenge Miene aufgesetzt und hatte anscheinend nicht vor, sich zu den Centurionenunterkünften zu begeben. Das würde dann wohl ich übernehmen müssen.


    "Ja, sofort, Subpraefectus!"


    Ich ließ meinen Kollegen beim neuen Offizier stehen und eilte los. Als ich außer Sichtweite war, machte ich noch einen Abstecher in die Mannschaftsquartiere um mir kaltes Wasser in´s Gesicht zu spritzen. Es half tatsächlich, mich ein bisschen aufzuwecken. Nachdem ich mich versichert hatte, dass die Unterkunft des Nauarchus wirklich bei denen der Centurionen sich befand, machte ich mich sofort auf den Weg dorthin und klopfte an - natürlich nicht, ohne vorher eine strenge Haltung angenommen zu haben.

  • Seit der Nachricht aus Misenum war ich damit beschäftigt alles Notwendige zu Veranlassen, dass wir ohne Verzögerung unsere Heimreise nach Alexandria antreten konnten. Eine zweite Tabula warf wieder alles Angewiesene über den Haufen. Die Aeternitas wurde nach Ostia gebracht und lag im Portus vor Anker. Mein beneficiarius musste sich nun hier um den Proviant, Öl, Brot, getrockneten Fisch, eingelegte Oliven, Obst, Wein, Wasser, Essig, kümmern. Alles in Ostia einkaufen und an Bord bringen lassen. Für 9 Tage musste es reichen. Zwischenstationen waren nicht eingeplant. Direkt nach Alexandria zurück.
    Der heutige Tag war mit guten und schlechten Nachrichten gespickt. Der velarius duplicarius erstattete mir Bericht. „ Bei der Fahrt von Misenum nach Ostia ist das Hauptsegel eingerissen. Eine Naht im Segeltuch hatte sich gelöst.“ Meine Miene verdüsterte sich. Ein Riss im neuen Hauptsegel. Im neuen Hauptsegel!!! Was hatten sie auf dem Weg von Misenum nach Ostia angestellt? „ Flicken! Suche dir 5 Mann und behebe den Schaden. In zwei Tagen nehme ich die Aeternitas ab.“ Er erhielt eine Tabula mit dem Befehl für den Beneficarius. „ Ja Nauarchus. Wird erledigt.“
    Es klopfte an der Tür. „ Du kannst gehen und lass den Klopfer rein.“ Die Gelegenheit, einen Becher Wasser vom kleinen Tisch zu holen. Beim Einschenken stellte ich dem Eintretenden gleich die Frage der Fragen. „Was gibt’s neues an schlechten Nachrichten.“ Darauf gefasst, dass die nächste Hiobsbotschaft eintraf.

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