[Insula] Die Wohnung des Gaius Tallius Priscus

  • Ein paar Tage waren inzwischen vergangen, seit Priscus die Legion verlassen hatte und so langsam hatte er sich im ungewohnten Zivilleben eingewöhnt. Er schaute zwar fast noch täglich im Legionslager vorbei, aber hauptsächlich aus Langeweile oder um Kontakte zu pflegen und weniger aus Wehmut. Zeitgleich hatte er sich schon in der Stadt umgeschaut, wie es nun weitergehen könnte. Hier und dort wurde Arbeit angeboten, ein paar Tabernae und Werkstätten waren zu vermieten, und Gesuche nach Geschäftspartnern hatte er auch schon gefunden. Ganz nebenbei hatte er auch schon ein paar Sesterze verdient durch geschicktes An- und Verkaufen von ein paar Waren. Das Geschäftsleben schien gar nicht übel zu sein und Priscus hatte große Lust, bald selber einen Betrieb zu führen.

  • Mit der genaueren Adresse, die der Stationarius in Rom noch auf das Schreiben gekliert hatte, fand dieser Brief nun problemlos seinen Weg. An der Tür zur Wohnung des Gaius Tallius Priscus wurde er in den Haushalt des Adressaten übergeben.



    Ad G. Tallius Priscus
    Mantua , Via Colonna



    Iunia Axilla G. Tallio Prisca s.d.
    Gerne beantworte ich einem Veteranen der von mir höchst geschätzten Legion seine Fragen.


    Sofern die Qualität des abgebauten Steines stimmt, so dass dieser auch für größere Bauwerke oder Steinmetzarbeiten als Material taugt, stelle ich an den Ursprungsort des Steinbruches keine Anforderungen. Jeder Platz, der hinreichend große und stabile Steinblöcke, bestenfalls aus Granit oder Basalt, hervorzubringen imstande ist, ist mir recht.


    Ich benötige eine regelmäßge Menge von mindestens 24, besser noch 48 Steinblöcken der Maße 1 gradus x 1 gradus x 1 passus.


    Zur finanziellen Frage bin ich grundsätzlich bereit, ein zinsfreies Darlehen in der vollen Höhe der Anschaffungskosten zu gewähren. Solange ich die vereinbarte Menge an Stein kaufen kann, soll dieses Darlehen zinsfrei bleiben und flexibel zurückgezahlt werden können. Auch stünde es dir wahlweise frei, die Darlehensrückzahlung ganz oder auch teilweise durch Stein zu begleichen. Sollte ohne vorherige Absprache zu einem Zeitpunkt die Lieferung des Steines mehr als 2 Wochen in Verzug geraten, musst du aber verstehen, dass ich in einem solchen Falle eine Mahnung mit einer Vertragsstrafe in Höhe von 5 % der Restdarlehenssumme erwirken würde. Bei länger ausfallenden Lieferungen ohne vorherige Absprache sähe ich mich auch gezwungen, beim Prätor Klage einzureichen und die Rückzahlung des restlichen Darlehens dann zu fordern.
    Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass es zu einem solchen Fall kommt, so dass das zinsfreie Darlehen bis zu seiner vollständigen Begleichung zinsfrei bliebe und wir hoffentlich auch lange darüber hinaus eine prosperierende Partnerschaft in dieser Causa führen könnten.


    Vale



  • In der Zwischenzeit war Priscus nicht untätig gewesen und hatte Erkundigungen eingezogen, wie er wohl am besten in dieses Gewerbe einsteigen könnte. Seine Kontakte zur Armee halfen dabei ungemein, denn so hatte er schnell einen Ort identifizieren können, an dem es sinnvoll wäre, einen Steinbruch zu erwerben und zu betreiben. Einzig die Kosten stellten ein Hindernis dar, denn selbst wenn Priscus sein Entlassungsgeld berücksichtigte, so stand er doch vor ganz erheblichen Ausgaben. Nicht nur der Steinbruch ansich würde schließlich kosten, sondern auch Angestellte und Geräte. Daher unterbrach er später erst einmal seine Überlegungen und befasste sich mit anderen Ideen, bis er die Antwort aus Rom erhielt.


    Da diese absolut positiv ausfiel, zückte er wieder seine Tabula und den Stylus und rechnete noch einmal genau nach, welchen Betrag er wohl brauchen würde. Entsprechend gut vorbereitet machte er sich dann schließlich daran, eine neuerliche Antwort zu verfassen.

  • Die Geschäfte liefen gut. Sehr gut, um genau zu sein. Priscus hatte einen Steinbruch bei Patavium erwerben können und einen fähigen Sklaven als Verwalter bekommen, so dass er nicht einmal von morgens bis abends selber dort sein musste. Die regelmäßige Lieferung an seine Geschäftspartnerin und Geldgeberin schien soweit ebenfalls reibungslos zu laufen und es war sogar noch genug Geld übrig geblieben, um gleich neben dem Steinbruch eine Schmiede zu errichten, in der das benötige Werkzeug für den Steinbruch großteils direkt vor Ort hergerichtet werden konnte.


    Alles lief so einwandfrei, dass Priscus sich wohl schweren Herzens damit anfreunden musste, die Kontakte zur Legion noch weiter zu reduzieren, um sich ganz seinem neuen Leben als Geschäftsmann in Patavium zu widmen. Aber bestimmt würden sich dabei auch ein paar Gelegenheiten ergeben, mit der Legion Geschäfte zu machen.

  • Ein Tabellarius Dispositus des Cursus Publicus stellte einen Brief mit dem Siegel der kaiserlichen Kanzlei zu....

    Ad Veteranum
    Gaium Tallium Priscum

    Insula in Via Colonna
    Mantua - Italia



    Wer das Siegel brach, konnte das Schreiben lesen.

    SERGIA Procuratrix a memoria TALLIO Veterano s.d.


    Weil der amtierende Praefectus Viatorum von Italia zum Monatsende seinen Posten niederlegen wird, befindet sich die Administratio Imperatoris derzeit auf der Suche nach einem Nachfolger, der dieses Amt zu den Kalenden des Dezember antreten kann.


    Du bist ein mehrfach ausgezeichneter Veteran, der 25 Jahre lang vorbildlich und treu im Exercitus Romanus seinen Dienst versah und erst vor kurzem ehrenhaft die Legion verließ. Aus diesem Grund erwägt der Imperator, auch deinen Namen in dieser Entscheidung zu berücksichtigen.


    Falls du dich selbst zur Ausfüllung dieses Postens in der Lage siehst, melde dich bis spätestens zum achten Tag vor den Kalenden des Dezember 865 ab urbe condita schriftlich bei mir.


    Sergia Fausta

  • Priscus wäre gast von seinem Sitz gekippt, als er das Schreiben der kaiserlichen Kanzlei gelesen hatte. Nur die Tatsache, dass er es im Stehen geöffnet und gelesen hatte, verhinderte Schlimmeres. Ungläubig starrte er auf den Brief, las ihn noch einmal und schüttelte dann den Kopf. Er hatte gerade erst einen Betrieb aufgebaut, hatte dafür einen Kredit aufgenommen, und der Betrieb lief gut und benötigte seine volle Aufmerksamkeit, da konnte er doch jetzt nicht wieder in staatliche Dienste treten. Auch wenn der Posten des Praefectus Viatorum sicher nicht uninteressant war. Aber nein, das war zum jetzigen Zeitpunkt einfach nichts für ihn. Also legte Priscus den Brief zur Seite. Eine rasche Antwort war wohl nur bei einer Zusage nötig. Die Absage würde er schicken, wenn er eh wieder Post nach Rom hatte.

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