[Triclinium] Constitutio Officii

  • Curio und Acanthos hatten direkt nach der Ergebnisverkündung dafür gesorgt, dass die Amtsübernahme so schnell wie möglich vonstatten gehen konnte. Noch am vergangenen Nachmittag hatte er dazu einen der ehemaligen Aedile zu einem Gespräch eingeladen, um mit ihm die aktuellen Vorgänge in der Stadt zu besprechen. Am nächsten Tag fand dann das erste Treffen des Officiums statt. Anwesend waren Curio selbst, Acanthos, als Scriba und Leiter des gesamten Officiums, sowohl innerhalb des Hauses, als auch in der Curia, wenn dort öffentliche Sprechstunden stattfanden, sowie Roderiq, der in der kommenden Amtszeit in erster Linie für die Sicherheit der Familie zuständig sein würde. Weiterhin hatte Acanthos Cossus Malleus eingeladen, der die Leitung über den Personenschutz Curios innehaben würden und dazu einen weiteren Mann als Amtsdiener an die Seite gestellt bekommen würde, der sich im Moment noch am Rande des Raums herumdrückte.


    Für dieses erste Gespräch am Tag nach der Wahl war der massive Holztisch in die Mitte des Raums gestellt worden und genug Stuhle drumherum, dass jedes Mitglied des Officiums einen Platz an dem Tisch finden konnte. Der Tisch war mit Brot, Olivenöl, einer großen Schale Puls, Honig und Früchten sowie mehrere Kannen mit Wasser und Wein gedeckt. Für jedes Mitglied lagen und standen Becher und Teller sowie Löffel bereit.

  • Äußerst befriedigt nahm Malleus zur Kenntnis, dass der Ianitor ihn nicht nur anstandslos nach hinten führte, sondern ihm auch den schweren Mantel abnahm. Erfreulich. Das funktionierte schonmal.


    Als er das Triclinium betrat, fand er Curio’s Stab bereits versammelt. Außer dem Aedilis selbst war ihm nur einer der Anwesenden bekannt: Acanthos der Scriba. Die anderen beiden, von denen sich einer gar im Dämmer der Zimmerecke zu verbergen schien, sah er heute zum ersten mal. Es versprach also interessant zu werden. Die Speisen und Getränke registrierte er nur am Rande. Zu einem Gelage würde das Consilium gewiss nicht ausarten, und das war auch gut so. Angesichts der angenehm nüchternen Arbeitsatmosphäre verzichtete er auf blumige Glückwunschfloskeln. Dafür war später noch Zeit. Stattdessen nickte er nur knapp in die Runde.


    „Salve, Aedilis Helvetius Curio. Salvete, die Herren.“


    Dann verschränkte er die Hände hinter dem Rücken und wurde bis auf weiteres zur Statue.

  • Curio stand, noch in die einfache Tunika gekleidet, am Kopfende des Tisches, als Malleus eintrat, und betrachtete den fertigen Ientaculumstisch. Je nach Geschmack konnten sich die Mitarbeiter hier für die erste Mahlzeit des Tages bedienen, oder auch nicht. Dennoch hatte sich der junge Helvetier dafür entschieden, zumindest das Angebot zu machen, da er die Männer doch alle recht früh herbestellt hatte, damit sich alle kennenlernen und die wichtigsten und zentralen Fragen für die kommende Amtszeit geklärt werden konnten. Inwieweit die Männer aber nun davon gebrauchmachten, lag freilich bei ihnen, denn nicht jeder nahm morgens überhaupt etwas zu sich oder wenn, dann nur einen kleinen Teller Puls mit Hönig oder eine Scheibe Brot mit Olivenöl. Curio selbst gehörte eher zum zweiten Typ, ebenso wie Acanthos, der sich bereits am Brot bedient hatte. An die Anrede "Aedilis" musste er sich aber erst noch gewöhnen und so klang die Begrüßung von Malleus noch etwas fremd auf ihn.


    Salve, Cossus Malleus. Ich freue mich dass du gekommen bist. Nimm doch bitte Platz und bedien dich, wenn du möchtest.


    lud der Helvetier den ehemaligen Veteranen ein, sich an den Tisch und an dem Angebot zu bedienen, und setzte sich dann selber auf den Stuhl am Kopfende des Tisches. Dann jedoch schien es, als hätte Curio etwas vergessen und wandte sich zu dem Mann in der Ecke um.


    Bona Dea, Bolanus, jetzt setz dich doch bitte.


    sagte Curio mit geduldiger Stimme und Mann, er war vielleicht etwas älter als der Helvetier, nahm nun ebenfalls am Tisch Platz.


    Nun, dann sind wir also nun vollständig. Also begrüße ich euch, zum ersten gemeinsamen Treffen meines Officiums für die kommende Amtszeit. Falls ihr nich nichts gegessen habt, könnt ihr euch gerne bedienen.


    eröffnete er das Treffen, brach sich selber ein Stück Brot ab und wartete dann bis sich alle bedient hatten.


    Zu Beginn möchte ich kurz die Anwesenden vorstellen und ihre Aufgabengebiete nennen. Acanthos zu meiner Rechten kennt ihr bereits alle. Er wird auch während meiner Tätigkeit als Aedil mein Schreiber bleiben und dieses Officium leiten. Falls es also organisatorische Fragen gibt, wendet euch bitte erstmal an ihn. Er wird zudem alle meine Termine koordinieren inklusive euren jeweiligen Einsätzen. Er wird euch dazu wöchentlich Informationen schicken, wann eure Anwesenheit hier im Haus, in der Curia oder bei einem Außentermin erforderlich sein wird.


    Es war schon eine Fülle an Aufgaben und Kompetenzen, die Acanthos bekam, zumal er auch die meisten inhaltlichen Entscheidungen des Helvetiers vorbereiten würde. Aber das Team Curio-Acanthos hatte sich in den letzten Jahren so gut eingespielt, dass es keinen Zweifel daran gab, wem Curio hier mit Abstand am meisten vertraute.


    Dort vorne seht ihr Cossus Malleus. Er ist Veteran der Grenzkohorten und wird die Aufgabe haben, die Maßnahmen zu meiner persönlichen Sicherheit zu koordinieren und Informationen zu beschaffen, die für die ordentliche Amtsausübung notwenig sein werden. Neben Acanthos wird auch er direkten Zugang zu mir bekommen, wann immer er es für nötig hält.


    Curio nickte Malleus kurz zu und aß danach ein Stück Brot. Malleus bekam dabei eine Sonderrolle insoweit, als dass es für ihn auch möglich war, Acanthos zu überspringen und direkt zu Curio zu kommen, wenn es dringende Angelegenheiten gab. Natürlich war das mit Acanthos abgestimmt, denn Curio wollte verhindern, dass Aspekte der Sicherheit oder dringende Informationen erst später zu Curio vordrangen, weil Acanthos grade irgendwas anderes zu tun hatte.


    Cossus Malleus, dir werden zudem Roderiq dort vorne und Bolanus hier zur Seite gestellt. Roderiq wird insbesondere für die Sicherheit meiner Familie verantwortlich sein und vor allem meine Frau, meine Schwägerin und die Kinder begleiten, kann aber auch bei umfangreichen Terminen als Amtsdiener hinzugezogen werden. Bolanus wird dir als Amtsdiener untergeordnet sein.


    Damit war wohl die Sicherheitsabteilung vollständig.


    Abschießend sei angemerkt, dass jeder von euch ein von mir gesiegeltes Dokument erhalten wird, mit dem ihr euch bei Bedarf auf meine Autorität berufen könnt. Ich vertraue darauf, dass dieses Dokument ausschließlich im Zusammenhang mit eurer Amtsführung genutzt wird.


    Damit waren wohl erstmal die ersten organisatorischen Fragen seinerseits geregelt. Jetzt jedenfalls blickte Curio in die Runde, ob es bereits Fragen gab.

  • Nachdem auch Malleus sich an den Tisch gesetzt hatte, stellte der neue Aedil die Anwesenden kurz vor und gab ihnen dann einen kurzen aber klaren Überblick über ihre jeweiligen Aufgaben und Zuständigkeiten. Und das war für Malleus' Arbeit von essentieller Bedeutung. Kompetenzgerangel konnte er auf den Tod nicht ausstehen, solche Albernheiten vermochten sogar die sorgfältigsten Planungen hinfällig zu machen. Dem aber war durch die Überlegungen des Aedilen bereits vorgebeugt.
    Acanthos fiel eine Schlüsselrolle zu. Wie erwartet. Er arbeitete schon seit geraumer Zeit für Curio, genoss ganz offensichtlich dessen Vertrauen, und wusste vor allem, wie sein Dienstherr gewebt war und worauf es ihm ankam. Dass die Informationsstränge bei ihm zusammenlaufen sollten, war daher nur zu begrüßen. Mit Acanthos hatte sich Malleus also künftig abzustimmen. Das ging völlig in Ordnung. Menschlich gesehen war der etwas verschlagen wirkende Scriba zwar nicht unbedingt sein Fall, aber das spielte hier nicht die geringste Rolle. Was eine Rolle spielte, war seine Loyalität Curio gegenüber, und was das betraf, machte sich Malleus bei Acanthos keine Sorgen.


    Dann war da Roderiq, auch er offenbar schon länger in den Diensten der Helvetier. Dieser Bursche war nun schon deutlich mehr nach Malleus’ Geschmack. Aufrechte Haltung, gestählter Körper, wacher Blick, ein leicht ironischer Zug um die Mundwinkel: Der unverkennbare Habitus eines in der Wolle gefärbten Veteranen. Wenn Roderiq nicht soff wie ein Bottich oder dem Würfelspiel verfallen war, wie allzu viele einstige Soldaten, waren Curio’s Angehörige bei ihm mit Sicherheit in guten Händen. Wieder eine Sorge weniger.
    Bolanus dagegen war auf den ersten Blick nicht recht einzuschätzen. Dem würde er noch gründlich auf den Zahn fühlen müssen. Gewiss, allein der Umstand, dass er hier am Tisch saß, bewies schon, dass der Aedil ihn für geeignet hielt. Blieb nur die Frage: Geeignet wofür? Allein für die Tätigkeit als Accensus oder auch als Aufpasser des Aufpassers? Mit beidem konnte Malleus hervorragend leben. Trotzdem musste er schleunigst herausfinden, wie man Bolanus am nutzbringendsten einsetzen konnte. Aber auch das sollte kein Problem sein. Dankenswerterweise hatte Helvetius Curio die Zuständigkeiten ja deutlich genug umrissen. So weit, so gut.


    Nachdem der Hausherr alles Wesentliche dargelegt hatte, gab er den Anwesenden Gelegenheit, Fragen zu stellen. Aber es ergaben sich offenbar keine. Malleus blickte von einem Gesicht zum anderen. Weder Roderiq noch Bolanus machten Anstalten, sich in irgendeiner Form zu äußern. Nun gut, es war soweit ja auch alles geklärt. Die anstehenden Aufgaben für die nächsten Tage würde man ihnen sicher anschließend mitteilen. Allerdings - eine Frage kam Malleus dann doch in den Sinn.


    „Nur noch eine Frage zur Zuständigkeit, Aedilis. Es wird auch Situationen geben, in denen sich meine und Roderiq’s Aufgaben überschneiden. Zum Beispiel an Tagen, die du hier in der Casa ausschließlich im Kreise deiner Familie verbringst. Ich nehme an, in solchen Fällen wird dein persönlicher Schutz von meinem Zuständigkeitsbereich in den Roderiq’s übergehen? Selbstredend hätte ich damit kein Problem. Ich möchte nur sicherstellen, dass sich nicht plötzlich gar keiner mehr zuständig fühlt.“

  • Curio schaute sich um und offenbar gab es erstmal keine weiteren Fragen. Oder doch? Malleus meldete sich zu Wort und stellte die Frage, wie die Sicherheitslage hier im Haus aussähe. Curio nickte und knabberte an seiner Brotscheibe, bevor er antwortete.


    Das ist richtig, Malleus. Zumal mit dem Ianitor ohnehin noch ein weiterer Mann im Haus sein wird, der hier für Sicherheit sorgen kann. Bei größeren Veranstaltungen aber wäre deine Anwesenheit dementgegen von meiner Seite sogar gewünscht, wobei wir da von Fall zu Fall entscheiden müssen, inwieweit die Anwesenheit eines weiteren Personenschützers sinnvoll ist. Ich gehe aber ohnehin davon aus, dass wir vor jeder größeren Veranstaltung über die jeweiligen Sicherheitsmaßnahmen sprechen werden, sodass du jeweils im Vorfeld jeder Veranstaltung in der Casa ein Mitspracherecht darüber haben wirst.


    führte Curio aus. In der Tat plante er, den ehemaligen Veteranen sehr viel Mitspracherecht einzuräumen, wobei Mitspracherecht nicht Vetorecht hieß. Dennoch würde Malleus wohl auf kurz oder lang lernen, das Curio lieber eine Sicherheitsmaßnahme zu viel, als eine zu wenig einrichten würde, um sich und vor allem seine Familie zu schützen, sicherlich zum Leidwesen seiner Frau und seiner Schwägerin.

  • Malleus nickte zufrieden und schenkte sich etwas Wein ein. „Dann bin ich für’s erste im Bilde.“ Erneut warf er einen forschenden Blick auf Roderiq und Bolanus. Nichts. Waren die immer so schweigsam oder warteten die auf irgendwas? Er ließ ihnen noch die Zeit, die der brauchte, um seinen Wein mit Wasser zu verdünnen, und als danach immer noch Schweigen herrschte, fand er sich seufzend damit ab, dass das Gequatsche wieder einmal an ihm hängen blieb.


    „Nun gut. Dann fasse ich mal kurz zusammen, wie ich mir das vorstelle. Meine Aufgabe wird es sein, Helvetius Curio vor unliebsamen Überraschungen zu bewahren. Dazu gehört natürlich in erster Linie die körperliche Präsenz aber auch die Aufklärung und Vorbereitung. Im Vorfeld von Feiern, größeren Anlässen oder auch Terminen, die uns in’s Umland führen, werde ich Örtlichkeiten, Lokalitäten, gegebenenfalls auch Wegstrecken persönlich inspizieren. Sollten sich Hinweise auf eine ernsthafte Gefahrenlage ergeben, werde ich ein paar zusätzliche Augen und Ohren installieren, von deren Identität allein Acanthos Kenntnis erhalten wird. Aber das wird situativ zu entscheiden sein.


    Zu allen Terminen, die den Aedil über die Schwelle dieser Casa hinausführen, werde ich ihn begleiten und so lange an seiner Seite bleiben, bis er wieder hier eintrifft, präziser ausgedrückt, bis Roderiq übernehmen kann. Solltest du, Roderiq bei unserer Rückkehr noch mit Mitgliedern der Familie unterwegs sein, wird sich eine Lösung finden. Ich erwarte aber, dass zumindest Acanthos informiert wird, wenn du längere Zeit außer Haus bist. Ansonsten wird sich nichts für dich ändern. Ich denke, du verfügst über genügend Erfahrung, um deinen Pflichten gewissenhaft nachzukommen.


    Kommen wir zu dir, Bolanus. Dir werden natürlich die üblichen Amtsgänge obliegen, Zustellungen, Nachrichtenübermittlungen, das Verteilen von Aushängen et cetera. Zusätzlich wirst du mich, wenn nötig, bei der Sondierung und Informationsbeschaffung unterstützen, oder sie, im Falle meiner Unabkömmlichkeit, an meiner Stelle durchführen. Bei bestimmten Anlässen, so der ersten Sprechstunde der neugewählten Aedile, möchte ich einen weiteren Beobachter vor Ort wissen, auch das wirst du übernehmen. Was deine alltäglichen Aufgaben betrifft, werde ich dir gewiss nicht reinreden, erwarte aber auch von dir, dass du Acanthos mitteilst, was du in deiner Dienstzeit treibst.


    Soviel erstmal von meiner Seite. Wenn einer von euch beiden Einwände haben sollte, ist jetzt der richtige Moment, sie loszuwerden. Wenn nicht, würde ich nun gerne meinen Becher auf Aedilis Helvetius Curio erheben. Also?“

  • Curio hörte sich die Ausführungen von Malleus an, nickte da und dort und bedachte sie letztlich mit einem zustimmenden


    Sehr gut.


    Es zeigte sich, dass Curio mit dem Veteranen eine gute Wahl getroffen hatte, denn dessen Vorstellungen zeichneten sich vor allem durch klare Linien und nachvollziehbare Umsetzung aus. Letztlich erhob Malleus den Becher und sprach einen Trinkspruch auf den neugewählten Aedil. Acanthos stieg als erster darauf ein und antwortete


    Auf Aedilis Helvetius!


    Nach und nach erwiderten alle Anwesenden den Trinkspruch und Curio lächelte jedem einzelnen zu, angefangen bei Malleus, der das ganze ja initiiert hatte. Diese Gruppe von Männern würde während der Amtszeit eng zusammenarbeiten und zumindest jetzt sah es so aus, dass sich der Helvetier hier eine effektive Gruppe zusammengestellt hatte. Wie sich das am Ende ausspielen würde, musste sich am Ende zeigen.


    Ich danke euch. Wir werden heute direkt in die Arbeit einsteigen. Genießt also noch die letzten Bissen des Ientaculums und dann machen wir uns an die Arbeit.


    Es konnte losgehen.

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