Vale Mogontiacum, vale militia!

  • Es war früh am Morgen, als Manius Minor sich unweit der Wache an der Porta Praetoria einfand. Wie im gesamten vergangenen Jahr trug er sein Paludamentum, darunter die Tunica Laticlava, wie nicht selten saß er hoch zu Ross auf Trautwin, seinem favorisierten Reisepferd. Der scheidenden Tribun folgte sein Hausgesinde, welches seine bescheidenen Habseligkeiten auf mehrere Packesel verstaut hatten, um sie hinab zum Rhenus-Hafen zu transportieren. Als der Jüngling sich umblickte, erkannte er erstaunt, welch große Mengen an persönlichen Gegenständen sich in diesem bescheidenen Zeitraum angesammelt hatten, in dem er doch retrospektiv beinahe beständig im Dienst war gewesen. Selbst das Aufstehen im Morgengrauen war ihm inzwischen derart vertraut, dass er heute nicht einmal mehr einen Gedanken daran hatte vergeudet, wie früh am Tage er sich zu erheben genötigt sei.
    Sie wollten zeitig aufbrechen, um das Licht des Tages für ihre Reise zu nutzen, welche erstlich den Rhenus hinauf sie zu den Alpen, sodann zu Pferd durch den Norden Italias bis nach Rom würde führen. Neben dem jungen Flavius würden Tiberius Verus, der Centurio, sowie dessen Bruder, ein Jüngling namens Titus Tiberius Merula, dessen Bekanntschaft Manius Minor noch nicht gemacht hatte, obschon er augenscheinlich nicht seinem Bruder ins Leben eines gemeinen Soldaten zu folgen gedachte.


    "Ich hoffe, das Schiff ist bereits präpariert."
    , erklärte Manius Minor an die Adresse seines Beneficarius, von dem der junge Offizier sich nunmehr auch scheiden würde, nachdem er das vergangene Jahr gewissermaßen zu einem Substitut für Patrokolos geworden war, der die Casa seines Herrn zu hüten gehabt hatte.
    "Ein Patrouillenboot der Classis Germanica wird euch und euer Gepäck mitnehmen. Die Jungs sind auf Zack, das wird alles wunderbar klappen."
    , erwiderte der Beneficarius gleichmütig. Selbstredend hatte er persönlich Sorge dafür getragen, dass sein scheidender Vorgesetzter in kommoder Weise in seine Heimat würde zurückkehren können.
    Manius Minor hatte zu konzedieren, dass er den jungen, wenn auch bisweilen ein wenig groben Mann durchaus lieb gewonnen hatte, weshalb er nach unzähligen Malen erneut bekräftigte:
    "Ich danke dir. Ich wünschte, du könntest mich begleiten."
    Der Beneficarius lächelte.
    "Mein Posten ist hier. Irgendjemand muss ja auch deinen Nachfolger einweisen!"
    Der getreue Sekretär hatte die Offerte des jungen Flavius ausgeschlagen, die Legion zu verlassen und ihm als Scriba personalis zu dienen, obschon er ein fürstliches Salär und günstige Konditionen ihm dargeboten hatte. Aufs Neue blieb dem Tribun somit nur jenes augenscheinlich unabwendbare Schicksal zu beklagen:
    "Wie überaus deplorabel."

  • http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpgDer junge Tiberius war schon vor dem Morgengrauen auf den Beinen gewesen, um sich in jedem Falle pünktlich – wenn nicht sogar vor der verabredeten Zeit – im Legionskastell einzufinden. Von seiner Cousine und deren Gatten hatte er sich schon am Vorabend verabschiedet, da er von beiden nicht verlangte, dass sie ebenso früh aufstehen, wie er es musste.

    http://www.imperiumromanum.net…isc/ava_galerie/Kelte.jpg
    Begleitet von seinem Leibsklaven und Berater Diogenes sowie seinem Custos Corporis Connell, dem keltischen Hünen, und zwei weiteren Sklaven aus dem Haushalt seiner Cousine passierte er das Tor der Castra. Die Wachen waren informiert worden, sodass es keinerlei Schwierigkeiten gab. Lediglich Connell traute dem Braten nicht, weshalb er unter Grummeln und mit zusammengekniffenen Augen die wachhabenden Soldaten genau im Blick behielt, bis sie das Tor durchschritten hatten. Auf dem Platz nahe der porta wartete bereits der kleine Reisetross, welcher gerade vorbereitet wurde. Diogenes wies die beiden Sklaven des duccisch-tiberianischen Haushaltes an, das im Gegensatz zu seinen Reisegefährten weitaus weniger umfangreiche Gepäck bei den Soldaten abzuladen, damit sie es auf die Maultiere verteilen konnten. Der Tiberier hatte ja seine Bildungsreise abgebrochen, als er von den Gerüchten über die Villa Tiberia in Rom gehört hatte, und hatte somit nur wenige Habseligkeiten dabei. Auch während des kurzen Aufenthaltes in Mogonitacum hatte er sich nur das ein oder andere Mitbringsel gegönnt, um die Stadt im Norden des Reiches nicht zu vergessen – er hatte bei jedem seiner Aufenthalte ein kleines Erinnerungsstück mitgenommen. Connell lies sich ebenfalls von Diogenes bei den Maultieren abstellen und bekam die Anweisung, einfach nur zu warten und keine Dummheiten anzustellen. Mit finsterem Blick beäugte er die Soldaten und ließ diese nicht aus den Augen.


    Merula schritt derweil auf Gracchus Minor zu, welchen er anhand seiner Kleidung identifizierte, und stellte sich selbst vor, um sich im Anschluss daran für die Offerte der Teilnahme an der Reise zu bedanken, welche er über seinen Bruder erhalten hatte. "Flavius, ich grüße dich. Ich bin Tiberius Verus Bruder, Titus Tiberius Merula. Ich möchte dir jetzt schon meinen Dank dafür aussprechen, dass du mir die Partizipation dieser luxuriösen Möglichkeit der Reise nach Rom offeriert hast." Es war ihm auch nie ein Grund in den Sinn gekommen, wieso das nicht möglich gewesen sein sollte, immerhin war Verus sein Bruder und alle drei hatten das selbe Ziel. Dennoch war ihm der Dank an Gracchus Minor wichtig und gehörte zur höflichen Etikette schlichtweg dazu. "Mir scheint, mein Bruder lässt noch auf sich warten?"

  • Luna war natürlich die letzten Tage damit beschäftigt gewesen den Hausstand des Flaviers zu verpacken und für die Reise fertig zu machen. Um so näher der Tag kam um sie stiller und in sich gekehrter wurde sie. Sie hatte sich des Öfteren eine Auszeit genommen und war in den Obstgarten zu fenrir geeilt und hatt dort ihre Tränen vergossen. Ja sie würde natürlich Verus folgen. Ihr Platz war dort wo der seine war und doch legte sich Trau um ihr Herz. Sie hatte die tage auch genutzt um sich von Runa zu verabschieden. Ihr war es auch nicht leicht gefallen.Doch wenigsten wusste Luna, dass die junge Frau ihre Aufgabe meistern konnte und würde. Nachdem nun alles auf Lasttiere verteilt war, eilte sie davon um nur wenig später mit Fernir, ihrem weißen Wolf, der nun ein Halsband und eine Leine trug am Treffpunkt zu erscheinen. Luna selbst schaute sich um. Doch Verus konnte sie nirgends erblicke. Gerade noch bekam sie mit wie sich der ihr Fremde als Bruder von Verus vorstellte.
    Sie gesellte sich also dazu und blickte schweigend zu Boden.

  • Schamlos verkleidete er sich als Centurio und schmückte sich mit den Federn seiner Ehren. Staub folgte seinen Schritten, als er sich näherte. Die Centurie folgte ihrem Centurio auf den letzten Metern, um ihren Kommandanten gebührend zu verabschieden. Verus ließ die Einheit anhalten, um sich auf Distanz von der Reisegruppe zu verabschieden. Die entfernten Personen konnten nicht vernehmen, was die Legionäre und Verus besprachen aber es schien belastender Natur, da die Gesichter ernst und traurig waren. Einige Legionäre brachen sogar die Hierachie und gaben dem Centurio einen Faustgruß auf die Brust, wie er unter engen Kameraden üblich war. Verus selbst verabschiedete sich mit einigen Worten aber keines schien ihm passend, so dass er sich mit einem römischen Gruß seiner Hand verabschiedete. Er hatte vielen dieser Männer das Leben gerettet. Ebenso hatten sie ihm oft das Leben gerettet. Es schmerzte, nun zu gehen und doch war Verus kein Mann des abweichenden Verhaltens. Er fügte sich in seine Zeit. Zwei Legionäre griffen die letzten beiden große Reisetaschen des Centurio, während Verus selbst seine Tragestange trug. Es war der Abschied eines Soldaten. Die beiden Legionäre legten die Taschen auf den Rücken eines Lastpferdes, welches dem Centurio ebenso zustand, wie ein eigenes Reitpferd, welches bereits von einem anderen Legionär herbeigeführt wurde. Es wirkte gepflegt. Man verband die beiden Pferde über eine lange Schnur, so dass Verus beide führen konnte. Mit geübten Händen befestigten die Soldaten des Gepäck, welches auch ein Zelt umfasste. Verus dankte den Soldaten ausgiebig und verabschiedete sich letztlich auch von diesen, während er seine Tragestange ebenso auf das Transportpferd band. Die Männer seiner Einheit nahmen Haltung an, während sich der Tiberius in Richtung der Reisegruppe entfernte. Er gab die Zügel des Leitpferdes, jenem Reitpferd, an seine Sklavin Luna weiter, da sie besser mit Tieren umgehen konnte. Im Vergleich zum Gepäck des Tribuns war Verus Gepäck bescheiden und an Zahl wenig. Als Soldat hatte er gelernt sich auf das Wichtigste zu beschränken und gab sich selbst nur sehr wenig Luxus. Verus war kernig und hart zu sich selbst geworden. In Rüstung mit breiten Ehrenzeichen, wie Phalera, stand Verus nun vor den anderen. "Salvete," grüßte der Centurio, der außer seinem Helm, die gesamte Montur trug. Er wollte würdig abtreten und es war Tradition auf dem ersten Teil der Reise in Rüstung zu reiten. Man ging ja als Soldat Roms und nicht unehrenhaft als Feigling. Trotzdessen war er nicht wirklich bereit zu gehen. Die ganze Aufmachung sollte nur seine eigene Angst überspielen.

  • Zitat

    Original von Titus Tiberius Merula
    Merula schritt derweil auf Gracchus Minor zu, welchen er anhand seiner Kleidung identifizierte, und stellte sich selbst vor, um sich im Anschluss daran für die Offerte der Teilnahme an der Reise zu bedanken, welche er über seinen Bruder erhalten hatte. "Flavius, ich grüße dich. Ich bin Tiberius Verus Bruder, Titus Tiberius Merula. Ich möchte dir jetzt schon meinen Dank dafür aussprechen, dass du mir die Partizipation dieser luxuriösen Möglichkeit der Reise nach Rom offeriert hast." Es war ihm auch nie ein Grund in den Sinn gekommen, wieso das nicht möglich gewesen sein sollte, immerhin war Verus sein Bruder und alle drei hatten das selbe Ziel. Dennoch war ihm der Dank an Gracchus Minor wichtig und gehörte zur höflichen Etikette schlichtweg dazu. "Mir scheint, mein Bruder lässt noch auf sich warten?"


    Vom Rücken Trautwins herab erblickte der Tribun, als sie die Porta Praetoria erreichten, den noblen Jüngling, dessen Statur geradehin eine Antithese zu der eigenen darstellte, so lang und hager wie sie war. Fortunablerweise saß der junge Flavius indessen noch auf seinem Ross, sodass er zumindest nicht genötigt war zu ihrem Reisebegleiter aufzublicken, welcher sich in überaus partikulären Worten bei ihm vorstellte.
    "Nun, wie sollte ich einem so verdienten Soldaten wie deinem Bruder einen Wunsch abschlagen?"
    , erwiderte er, da selbstredend es nicht seine Offerte gewesen war, welche dem tiberischen Jüngling die Partizipation gestattete, sondern vielmehr die Bitte des Centurio, seinen Bruder mit auf diese Reise zu nehmen, denn obschon Manius Minor bereits erfahren hatte, dass weitere Tiberii (abseits der Gattin des Legaten) in Mogontiacum weilten, so war es ihm bisher nicht vergönnt gewesen, einige Worte mit ihnen zu wechseln. Indessen würde dafür nunmehr hinreichend Raum auf ihrer Reise verbleiben.


    Ehe noch er zu zweiterer Frage Stellung zu beziehen vermochte, vernahm er bereits das inzwischen wohlvertraute Geräusch einer Kolonne auf dem Marsche und nicht lange darauf erblickte er hinter sich eine Einheit, deren Stärke dem Duplum einer gewöhnlichen Centuria oder eben einer Centuria der ersten Kohorte entsprach.
    "Da ist er bereits!"
    , bemerkte der Tribun somit lächelnd und wartete, bis der Tross mit dem in voller Rüstung erschienenen Soldaten sie erreichte. Kurz blickte er zu Luna, deren fröhliches Wesen, wie ihm schien, in den vergangenen Tagen ein wenig gedämpft worden war, obschon sie doch nun endlich Gelegenheit hatte, in die Arme ihres geliebten Tiberius zurückzukehren.
    "Dies ist im Übrigen Patrokolos, mein Leibsklave. Und das Mädchen dort hinten Luna, eine Sklavin deines Bruders, welche jedoch meinen Haushalt bis heute unterstützte."
    , nutzte der junge Flavius die Zeit bis zum Eintreffen der marschierenden Kolonne, um seinen geliebten Leibsklaven, eine schlanke Gestalt, womöglich einige Jahre älter als sein junger Herr, doch von weitaus größerer Attraktivität, und die zweite Dienerin, die sie geleiten würde, zu präsentieren. Artig salutierte Patrokolos daraufhin den jungen Tiberius:
    "Salve, Domine."
    Unterdessen erreichte Verus ihr bescheidenes Grüpplein und grüßte sie ebenfalls. Mit ein wenig Neid beobachtete der Tribun, mit welcher Anteilnahme seine Untergebenen ihn verabschiedeten, da er selbst doch mitnichten zu irgendeinem der Legionäre eine derart enge Bindung hatte entwickeln können, sodass selbst sein Beneficarius es vorgezogen hatte, in dieser unwirtlichen Provinz zu verweilen, als ihm weiter zu dienen.
    "Mir scheint, wir sind vollzählig, nicht wahr?"

  • Luna blickte bei der Nennung ihres Namens zu dem Flavier auf. Und begrüßte ebenso wie der andere Sklave die beiden Römer artig "Salve domini!"
    Von Verus nahm sie die Zügel des Pferdes entgegen. nickte ihm stumm zu und redete leise auf jenes ein. Es war ein ruhigesgemütliches Tier und es würde wohl keine Problme machen, dennoch hätte es ja sein können, dass es unruihig wurde, weil es sicherlich den Wolf witterte. Luna wollte schon von Beginn an ausschließen, dass es wegen Fenrir Probleme gab. Der Wolf hatte sich neben sie gesetzt und blickte nur auf Luna.

  • Auf der Reise musste Merula unbedingt mit seinem Bruder sprechen. Der Flavier bezeichnete jenen nämlich als "so verdienten Soldaten", anscheinend hatte Aulus einiges als Soldat hier bei der Legio geleistet. Auf den Hinweis des Tribuns bzgl. der Ankunft seines Bruders hin drehte sich der junge Tiberier in eben jene Richtung und beobachtete das Schauspiel. Beliebt schien Aulus nicht weniger zu sein als "so verdient". Die ganze Centurie salutierte vor ihm, um ihn gebührend zu verabschieden. Verwundert aber in jedem Falle anerkennend und sogar voller brüderlichem Stolz nahm er die Szene wahr – was so ein paar Jahre als Soldat aus einem Mann machen konnte, beeindruckend! Aulus war immer sehr sensibel gewesen, was er sicherlich auch noch war, aber er schien diese mit den Jahren durch sein Auftreten wett gemacht zu haben.


    Der Tribun legte Merula indessen dar, wer zu seinem Gefolge gehörte. Patroklos grüßte er ebenso mit einem kurzen Nicken zurück, bevor er erschrocken einen Schritt zurück trat, als er die Sklavin mit dem Wolf gesehen hatte. Ein Wolf... in der hiesigen Provinz wohl nichts außergewöhnliches, obgleich jenes Tier als Haustier vermutlich doch wohl etwas ungewöhnlich wahr, in Achaia oder Hispania doch eine Seltenheit, jedenfalls hatte Merula so ein Tier noch nie gesehen. Beruhigt ob der Gelassenheit dieses Tieres - es saß artig neben seiner Herrin, die wohlgemerkt eine Sklavin war, - grüßte er die junge Frau ebenso mit einem kurzen Nicken zurück. Der Tiberier nutzte ebenso die Gelegenheit, um sein Gefolge vorzustellen, damit die Reisenden wussten, wer sie da begleitete.

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg "Nun, werter Flavius, der Grieche mit lichtem Haar ist mein Leibsklave und geschätzter Berater." Diese Beratertätigkeit beschränkte sich natürlich im Gegensatz zu jener, die der Flavier für sein berufliches und politisches Wirken beanspruchten mochte, auf einer ganz basale Ebene, war Merula doch bislang nur als Pontifex tätig und auf einer Bildungsreise gewesen.

    http://www.imperiumromanum.net…isc/ava_galerie/Kelte.jpg "Der große keltische Hüne, Connell, ist mein Custos Corporis. Da sein Intellekt weit weniger groß ist als seine Muskeln und er der lateinischen Sprache noch nicht wirklich mächtig ist, konnte ich ihn auf einem Sklavenmarkt in Belgica für ein mäßiges Angebot erstehen." Mehr wollte Merula auch gar nicht erläutern, waren diese Informationen doch eher belangloser Natur. Während sein Bruder nun ebenfalls zum Tross hinzustieß, hatte Connell wohl ein Auge auf die Sklavin Luna geworfen, jedenfalls war das seinem starren Blick und der offenen Futterluke zu erkennen, aus der schon der ein oder andere Tropfen Sabber in seinen Bart diffundierte. "Aulus!" begrüßte er seinen Bruder und schob eine durchaus ernst gemeinte Floskel hinterher "Ein wahrlich ehrenvoller Abschied deiner Männer." Ein Blick in das Gesicht seines Bruders verriet dem jüngeren Tiberius, dass Aulus sich nach wie vor nicht mit der Abreise bzw. der Versetzung nach Rom arrangieren wollte.


    Die Frage des Flaviers interpretierte er als rhetorische Frage bzw. Feststellung, weshalb er diese nur mit einem bestätigten Kopfnicken bejahte. "Gehe ich richtig in der Annahme, dass du die Reise wie mein Bruder hoch zu Ross bestreiten wirst?" Er fragte deshalb, weil er kein Pferd besaß und keinen Wagen sah. Sein Wagen stand vor der Porta der Castra. Man hatte ihm zwar gesagt, dass die erste Etappe per Schiff den Rhenus hinauf bis zu den Alpen genommen werden würde, allerdings wusste er nicht, wie groß das Schiff war und ob sein Wagen darauf Platz finden würde.



    Sim-Off:

    Ich wollte keine PN schreiben und auf die Antwort warten, bevor ich hier poste, damit wir keine Zeit verlieren. Wie bekomme ich Merula jetzt nach Rom? Soll er seinen Wagen mitnehmen, sofern das geht, oder kann er sich nach der Ankufnt mit dem Schiff einen organisieren? Bleibt ihr zu Pferd? Wenn Merula einen Wagen hat, wird es mit den Gesprächen ja schwierig, da die Wagen ja in der Regel wie eine Kutsche geschlossen sind.

  • Verus beobachtete Fenrir, jenen Wolf, für einen Moment abwesend. Er fühlte eine gewisse Gemeinsamkeit mit diesem Tier, welches nun für Rom gefesselt war. Auch er selbst fühlte sich gefesselt und selbst diese Aufmachung verlieh ihm nicht die nötige Stärke, dieses Gefühl frei zu ertragen. Seine Augen suchten Luna, seine Geliebte, die ihm mit ihrer Nähe diese Stärke vermitteln konnte, so dass das Theater seines Lebens weitergehen konnte. Er spielte wieder groß auf und nickte Luna mit einem liebevollen Lächeln zu, wobei seine Augen funkelte. So denn grüßte er seinen Bruder. "Titus, du Zivilist," scherzte er mit bitterem Humor, der nicht ganz gelang, während er diesem mit fester Faust auf die Brust schlug. Nicht mächtig in der Bewegung aber stark genug, so wie es unter alten Kameraden der Legionen üblich war. Soldaten waren etwas grobschlächtiger und liebten somit einfache aber beständige Rituale. Verus, der seine entscheidende Lebensprägung bei der Legion erhalten hatte, band seinen Bruder unbewusst ein und sah dies sogar als echte Geste. Dabei vergaß er selbst nur, dass er ja zwei Armschienen trug, so dass sich die Wucht seines Armes ein wenig erhöhte.


    "Ich gehe auch ungerne," kommentierte Verus, der noch einen wehmütigen Blick zurück warf. "Meine Männer und ich haben viel durchgestanden," schloss er diesen Gedanken ab und wollte sich nicht zutief in jene Erfahrungen vertiefen. Mit Mühe hatte er sich heute eingebremst und die Gedanken mit Zwang auf Linie gehalten. Diese Abreise war wichtig. Er wollte einen neuen Lebensabschnitt und vielleicht sogar seinen Fluchtpunkt finden. Nur wollte er nicht mehr dienen. Es belastete ihn, dass er nicht wirklich frei war. Vieles band seine Seele; vorallem diese eine Pflicht dem Eid gegenüber. Verus war zu feige, um einfach zu fliehen. Er war zu ängstlich, um seiner Situation wirklich zu entkommen. Wo er in manchen Dingen stark war, war er in den entscheidenden Dingen schwächlich. Ihm fehlte es an echtem Selbstvertrauen und Zukunftshoffnung. Er imitierte durch seinen militärischen Drill Selbstvertrauen, welches nur aus starken Gesten und falschem Mut bestand. Innerlich fühlte er sich aufgelöst, wenn nicht Idun wäre, welche ihn stets daran erinnerte, das Leben mehr sein konnte. Sie zeigte ihm durch einen schlichten Blick, dass mehr möglich war. Liebe war Wahrheit, wenn auch eine vergängliche Natur ihr Eigentum war. Verus genoss den erlösenden Gedanken, dass er eines Tages mit Idun gemeinsam träumen konnte. Eine Ironie lag darin, dass er gerade hier in seiner persönlichen Hölle, die einzige Person gefunden hatte, die ihn verstand und ohne Sinn liebte. Es gab keine Vernunft, keine Pflicht und auch keine Grenzen zwischen Idun und ihm. Ihre Liebe stellte keine Fragen, mauerte sich nicht ein und verlangte nicht. Es war ein magisches Wunder, welches beide teilten und sich selbst ihnen nicht erschloss. Doch war die Zeit in einem Kuss der beiden unendlich. Sein reumütiger Blick huschte über Luna weiter zu seinem Bruder und hin zum Tribun. "Ein Teil meiner Männer wird uns bis zum Schiff geleiten, wie es Sitte ist," erklärte Verus dann sachlich. "Ja, wir sind vollzählig." Er nickte, legte seine Hand auf den Knauf seines Gladius, welches kunstverziert war aber immer noch die Narben der Schlachten trug. Kerben am Elfenbein zeigten deutlich, dass Verus gekämpft hatte. Er wandte sich an seinen Bruder Merula. "Du kannst deinen Reisewagen nehmen. Man wird ihn später auseinander nehmen und verladen," deutete er die Frage seines Bruders und machte mit der freien Hand ein Zeichen, so dass es weitergehen konnte. Sein Bruder machte sich unnötig Sorgen. Ihm fehlte die militärische Ruhe, dass Dinge schon mit Sinn und Zweck geordnet verliefen, wenn man sie ordnen konnte. Das Leben konnte man leider nicht ordnen aber eine Reiseplanung.


    Sim-Off:

    Luna kann ja später zusteigen und Verus wird es auch tun, da er nicht lange reiten kann. Seine Beinnarbe wird ihn schon in den Wagen zwingen, sofern es nicht auf dem Schiff weitergeht. ;)

  • Erst als der jüngere Tiberius gebannt den Wolf blickte, welchen Luna herbeiholte, nahm auch der junge Flavius von selbigem Notiz und erschrak, denn obschon die Wälder jener rauhen Provinz von jenen Bestien wimmeln mochten, so zählten sie nicht eben zur gewöhnlichen Fauna innerhalb geschlossener Ortschaften. Dass er sich innerhalb des Lagers verborgen hatte und seiner Dienerin in der Solitude fern ihres Geliebten Trost gespendet hatte, war ihm ebenso entgangen wie der Umstand, dass die Seherin überhaupt über ein derartiges Vieh verfügte, noch dazu über ein weißes Exemplar.
    Da sie das Tier indessen an der Leine führte und es ferner mitnichten einen sonderlich aggressiven Eindruck machte, wandte er seinen Blick zurück zu Merula und nickte, als jener seine beiden Begleiter präsentierte, ohne dass er jedoch sonderlich Notiz von ihnen nahm, da doch weder barbarische Custodes Corporis, noch hellenische Leibdiener als sonderlich exotisch gelten mochten.


    Folglich erfreute auch er sich an jener finalen Präsentation militärischen Gepränges, deren Zeuge er vermutlich nun für eine Weile nicht werden würde. Der Centurio antizipierte dagegen augenscheinlich, differente Aspekte seiner hiesigen Position zu vermissen, was den Tribun indessen nicht sonderlich verwunderte, da doch bereits der Beschluss, sich als Miles gregarius zu verdingen, anstatt seiner patrizischen Prädestination zu folgen, ein geringes Interesse am Leben in der Urbs erwarten ließen.
    "Welch honoriger Gebrauch!"
    , kommentierte er seine Explikation in der Annahme, jene Ehrenformation gelte auch ihm selbst, ehe er sich wiederum der Frage des anderen Tiberius zuwandte:
    "Nun, wir werden uns lediglich zum Portus Militaris begeben, doch diesen Weg gedachte ich zu Pferd zurückzulegen, in der Tat."
    Dass man Merula nicht informiert hatte, in welcher Weise sie reisen würden, irritierte den Tribun ein wenig, doch unternahm dessen Bruder es, ihn über seine Optionen zu informieren.


    "Ist dir bekannt, ob sonst jemand uns zu verabschieden gedachte?"
    , fragte er sodann ein wenig unschlüssig, da doch ihre Abreise bekannt war und er erhofft hatte, zumindest der Praefectus Castrorum, mit welchem er so trefflich kooperiert hatte, oder einer der Tribunen würde ihnen nochmalig die Ehre erweisen.
    Als sein Blick jedoch zwischen den beiden Tiberii hin- und herging, fiel sein Blick aufs Neue auf den weißen Wolf, der mit seinem glänzenden Fell kaum zu übersehen war.
    "Und ist dies übrigens dein Wolf, Centurio?"

  • Sim-Off:

    Ich erlaube mir mal mich einzuschalten?


    Tatsächlich gedachte sich jemand noch zu verabschieden. In aller für einen römischen Soldaten möglichen Stille und Heimlichkeit (also nahezu keiner) hatte Licinus eine Ehrenwache aus centurionen und einfachen Legionären auf der Außenseite porta praetoria, durch die der letzte zug eines jeden Offiziers traditionsgemäß zu gehen hatte, auch wenn es einen Umweg bedeutete, aufziehen lassen.


    Er selbst kam jedoch aus Richtung der principia und vorerst ließ nichts auf die kleine Überraschung auf der anderen Seite des Tores schließen.


    "Ah, tribunus Flavius, ich hatte schon Angst zu spät zu kommen, wollte ich mich noch persönlich verabschieden. Aber das ist mir ja doch noch gelungen."


    Sim-Off:

    Ich bräuchte im Moment des Durchschreitens des Tores dann nochmal eines Szene

  • Die Bezeichnung seiner selbst als Zivilst, nahm er Merula seinem Bruder keinesfalls übel. Ebenso wenig pikiert zeigte er sich ob der Geste eines Faustschlag auf seine Brust. Diese Geste empfand er eher herzlich und brüderlich als frech, auch wenn er diese vor dem Flavius als etwas unpassend erachtete. Wenngleich er beeindruckt von der Kraft seines Bruders war, auch wenn er für den kleinen Schlag vermutlich kaum Anstrengung aufbringen musste, fühlte er sich etwas unwohl – er musste einen kleinen Schritt zurückweichen und nach dem Schlag etwas nach Luft schnappen, da dieser doch recht überraschend kam, was ihm noch einmal den immensen körperlichen Unterschied zu seinem älteren Bruder vor Augen führte. Nachdem er sich sicher war, wieder einen Satz ohne Atemnot herausbringen zu können, kommentierte er Aulus Erklärung hinsichtlich der Verbundenheit zu seinen Männern "Wie spannend! Ich brenne darauf, davon zu hören." Auch wenn Merula keinerlei Erfahrungen über das Soldatenleben hatte, war er doch fasziniert davon und durchaus interessiert. Er würde sich von seinem Bruder bestimmt die ein oder andere Sache abschauen können – was weniger kämpferische Fertigkeit als viel mehr charakterliches anbelangte.


    "Vortrefflich. Er steht vor der Porta bereit." entgegnete er Aulus euphorisch und beruhigt zu gleich. Der Flavier würde sich vermutlich jetzt schon und wohl spätestens im Laufe der Reise fragen, wie die beiden Tiberier wirklich Brüder sein konnten, so unterschiedlich wie sie waren – in diesem Gespräch zeigte das allein schon die verbale Ausdrucksweise. Auch der Tribun würde wohl nicht die ganze Zeit hoch zu Ross reisen, was Merula sehr erfreute – so waren die Gespräche innerhalb des Wagens als Unterhaltung für die lange Reise wohl gesichert!


    Die Reaktion des Flaviers ob des Abschiedes für Verus nahm Merula etwas enttäuscht wahr. Vermutlich hatte der Tribun ähnliches erwartet. Bevor sich ein weiterer hochrangiger Offizier zu der Reisegruppe gesellte, schaute der Jüngere seinen Bruder ob der Frage des Flaviers verwundert an. Sein Bruder besaß doch wohl keines dieser hiesigen Bestien! Eins stand fest, so ein Tier kam Merula in Rom nicht ins Haus. Innerlich den Kopf schüttelnd wandte er sich dann wieder dem gerade angekommenen Offizier zu. Anscheinend bekam der flavische Tribun doch noch seinen Abschied.

  • Noch gehörte Iosephus zur Centuria des Tiberiers. Also war auch er gezwungen worden, mit seinen Kameraden zusammen das letzte Geleit zu geben - obwohl er nicht behaupten konnte, dass er Verus besonders ins Herz geschlossen hatte. In seinen Augen war der Typ ein kaputter Spinner, der sich nicht unter Kontrolle hatte und das an den Schwächsten im Glied - also Iosephus zum Beispiel - ausließ. Er hatte immer noch einen blauen Fleck von dort, wo der Centurio ihm sein Holzschwert in den Hals gerammt hatte, und wurde bei jedem Schlucken daran erinnert.


    Immerhin war es aber ein halbwegs interessantes Spektakel zu sehen, wie der Tribun verabschiedet wurde. Dazu war noch ein zusätzlicher Gast gekommen - scheinbar noch so ein Aristokrat aus Rom!


    Wie sich aber herausstellte, war er nicht irgendwer, sondern der Bruder des Centurio. Hätte Iosephus seinen Kinnriemen nicht um gehabt, wäre ihm wahrscheinlich der Mund aufgeklappt - er hatte gehört, dass Verus sich hochgedient hatte, aber sein Bruder sah nicht unbedingt so aus, als hätte er es nötig, sich irgendwo hochzudienen - so verschwurbelt wie der sprach, gab es kaum noch etwas in dieser Provinz, was ihm nicht sowieso schon offen stand!


  • Ein Gebrauch seiner Männer? Soldaten gebrauchte man aber nicht für einen persönlichen Stolz, sondern für das Kriegshandwerk. Sie waren die lebendigen Waffen gegen feindliche Interessen. Immer weiter schienen sich die Lebenswelten des Flavius und des Tiberius zu entfernen. Verus kam sich ohnehin deplatziert vor. Ihm lag nichts an Ehre, denn seine Hand hatte im Namen der Ehre gemordet und blutige Rache folgte ihm. Es war die Rache der Zeit, welche eine seltsame Melancholie hervor rief, die nicht mehr weichen konnte. Der Mann schien ständig um sein Leben zu ringen und überlebte nur Dank stolzer Hoffnung. Er war eine unheilsam erzogene Bestie des Kampfes, deren Sehnsucht getragen von einem schwachen Herzen tief in seiner Nacht nach funkelnden Sternen suchte, um seinen Frieden im Mondlicht zu ertragen. Luna, ein bezeichnender Name für seine Sklavin, war diejenige die seine dunkle Seite bändigte und ihn vor Verbitterung bewahrte. Viele wollten aus ihm ein Werkzeug machen, doch anstatt einer Maschine, erschufen sie eine Bestie an Mensch, dessen Herz gut und warm war. Sein brutales Handwerk, seine Befähigung zum blutigen Streite, standen im ständigen Widerspruch zu seinem Herzen, welches Liebe und Mitgefühl kannte. Verus war zerrissen zwischen den aufgedrückten Gedanken des Drills und seiner kreativen Stimme, die mehr in dieser Welt sah, als einen bloßen Zirkus der Eitelkeiten. Er selbst hatte sich zur Kriegsbestie gemacht, indem er seine Wünsche in Frost ertränkte und allein jene Gestalten an sich arbeiten ließ, die ohnehin nur den Krieg kannten. Die Legion war erkrankt am Kampfe, denn sie hatten nichts anderes als dies. Selbst der Straßenbau oder die Fabricae konnte nicht die Gedanken einbremsen, die jeder Soldat im Konflikt spürte. Dieser Herzschlag pulsierend, dieser animalische Drang, welcher eingehegt durch Befehl und Gehorsam, mordlüstigen Hunger weckte. So wurde aus jedem Schlachtfeld ein Überlebenskampf des eigenen Selbst, welches umgeben von Blut und Leid, im Getümmel des Geschrei, seine menschliche Seite zerbrechen sah. Es überlebten die besten Bestien und kaltherzigsten Maschinen, während die niederen Menschen vergingen. Die Legionen waren dämonischer Natur und nicht ohne Sinn waren die Christianer überzeugt, dass der Name Legion für einen Dämonen stand. Es war diese Gier nach Leben, welches einem Soldaten genommen war. Verus erkannte keine Ehre mehr, sondern sah nur noch Worte, die entkernt aus dem Munde des Flavius fielen. Nicht unwahr war es, dass ein Wolf und Verus gemeinschaftlich waren.


    Auch Verus ein Wolf unter Schafen, der seine eigene Existenz verachtete aber nicht entkommen konnte. Im Mondlicht sangen beide ihr Lied. Er im Lichte seiner Luna und der Wolf im Lichte des wahren Mondes. Fenrir und Verus hatten das gleiche Herz, welches machtvoll aber gleichsam schwach schlug. Beide waren dieser Welt entrückt, wie auch Luna. Das Schicksal hatte diese armen Seelen zusammengeführt, damit sie wenigstens eine Zeit lang ein Rudel waren. Ein Wolfsrudel in einer Stadt der dunklen Wölfe und der eitlen Schafe, die ungeschoren waren. Der Blick des Verus wurde maskenhaft, fast so als ob er seine Gesichtszüge eingefroren hatte. Er ließ den Flavius spüren, dass ihm das Wort Gebrauch erheblich missfiel aber sprach dies aus Standeshöflichkeit nicht an. Verus wollte dem Mann nicht erneut einen Vortrag über Ehre, Krieg oder die Welt halten. Denn Verus war klar geworden, dass die Welt des Flavius eine andere war. Der Flavius hatte nicht das Blut Fremder gekostet, war nicht im Kampfesrausch gewesen und hatte nicht mit Mühe etwas überlebt, was andere als Hölle beschreiben konnten. Es war mühselig einem Mann, der durch seinen eitlen Stand gefesselt war, die Probleme eines Niederen zu erklären. Die Bestie konnte sich auch nicht erklären, da sein Angesicht keine Bewunderung hervorrief, sondern eher Abscheu. Seine Rede zerstörte Weltbilder und war nicht erwünscht. Sein Selbst war unpassend in dieser Zeit und somit fügte sich Verus in dieses Theater, denn er wusste das Luna und der Wolf Fenrir warten würden.


    Der Tribun benannte den Weg und erklärte Merula, seinem Bruder, noch die Strecke. Verus nickte knapp. "Ich denke, dass der Präfekt noch auftachen wird," sagte der Centurio sachlich und in dieser Sekunde tauchte, wie von magischer Hand gesteuert, der Präfekt auf und grüßte den ranghöheren Tribun. Verus trat höflich einen Schritt zurück, nahm für einen kurzen Moment Haltung an und grüßte miltärisch: "Ave, Praefectus." Es war üblich und standardmäßiger militärischer Drill, den Verus nicht ablegen konnte. Seine Welt war geprägt von diesen leeren Ritualen, die dem blutigen Handwerk eine gewisse Ordnung gaben, damit es nicht vollens in dem Wahnsinn ertrank. Dabei waren diese Rituale selbst ein Irrsinn und in diese Welt gepflanzt von gieriger Menschenhand. Sie waren so leer aber so bedeutsam für die gebrochenen Geister an Maschinenherzen und Bestienmenschen. Sie waren alles, was sie noch hatten in einer Welt, die sie nicht schätzte, sondern benutzte. Erst jetzt bemerkte Verus, dass der Flavius zum weißen Wolf geblickt hatte. Was sollte Verus antworten? Er antwortete das, was am nächsten hinkam und sicherlich nach römischer Sicht sinnvoll war: "Ja, das ist mein Wolf. Er heißt Fenrius." Er latinisierte den germanischen Namen, damit er dem Tribun leichter verständlich war und sich ebenso leichter aussprechen ließ. Latein war eine Sprache des Sprachflusses und konnte nur schlecht fremde Silben adaptieren. Wieder nickte Verus und überließ seinem geschätzten Präfekten des Feld, jedoch ohne sich direkt zu entfernen. Er war anwesend.



    Zitat

    Original von Titus Tiberius Merula
    Die Bezeichnung seiner selbst als Zivilst, nahm er Merula seinem Bruder keinesfalls übel. Ebenso wenig pikiert zeigte er sich ob der Geste eines Faustschlag auf seine Brust. Diese Geste empfand er eher herzlich und brüderlich als frech, auch wenn er diese vor dem Flavius als etwas unpassend erachtete. Wenngleich er beeindruckt von der Kraft seines Bruders war, auch wenn er für den kleinen Schlag vermutlich kaum Anstrengung aufbringen musste, fühlte er sich etwas unwohl – er musste einen kleinen Schritt zurückweichen und nach dem Schlag etwas nach Luft schnappen, da dieser doch recht überraschend kam, was ihm noch einmal den immensen körperlichen Unterschied zu seinem älteren Bruder vor Augen führte. Nachdem er sich sicher war, wieder einen Satz ohne Atemnot herausbringen zu können, kommentierte er Aulus Erklärung hinsichtlich der Verbundenheit zu seinen Männern "Wie spannend! Ich brenne darauf, davon zu hören." Auch wenn Merula keinerlei Erfahrungen über das Soldatenleben hatte, war er doch fasziniert davon und durchaus interessiert. Er würde sich von seinem Bruder bestimmt die ein oder andere Sache abschauen können – was weniger kämpferische Fertigkeit als viel mehr charakterliches anbelangte.


    "Vortrefflich. Er steht vor der Porta bereit." entgegnete er Aulus euphorisch und beruhigt zu gleich. Der Flavier würde sich vermutlich jetzt schon und wohl spätestens im Laufe der Reise fragen, wie die beiden Tiberier wirklich Brüder sein konnten, so unterschiedlich wie sie waren – in diesem Gespräch zeigte das allein schon die verbale Ausdrucksweise. Auch der Tribun würde wohl nicht die ganze Zeit hoch zu Ross reisen, was Merula sehr erfreute – so waren die Gespräche innerhalb des Wagens als Unterhaltung für die lange Reise wohl gesichert!


    Die Reaktion des Flaviers ob des Abschiedes für Verus nahm Merula etwas enttäuscht wahr. Vermutlich hatte der Tribun ähnliches erwartet. Bevor sich ein weiterer hochrangiger Offizier zu der Reisegruppe gesellte, schaute der Jüngere seinen Bruder ob der Frage des Flaviers verwundert an. Sein Bruder besaß doch wohl keines dieser hiesigen Bestien! Eins stand fest, so ein Tier kam Merula in Rom nicht ins Haus. Innerlich den Kopf schüttelnd wandte er sich dann wieder dem gerade angekommenen Offizier zu. Anscheinend bekam der flavische Tribun doch noch seinen Abschied.


    Wollte sein Bruder wirklich seine Geschichte hören? Wirklich das hören, was ihm selbst eine Verdammnis war? Verus wollte diese Geschichte nicht berichten oder erzählen. Es war nichts, was man heroisch berichtete oder glänzend bewahren konnte. Verus war nicht gewillt, seinem Bruder klar zu machen, was er selbst nun war. Es war besser zu schweigen über die Dinge im Krieg. Die Brutalität und die Willkür eines Kampfes. Merula würde es nicht verstehen können. Denn auch die Welt des Tiberius Bruders war eine andere Welt als die Welt eines Centurios, der aktiv an vielen Schlachten teilgenommen hatte und an einem Limes-Praesidio vergessen worden war. Verus wurde häufiger in irgendwelchen Dreckslöchern vergessen, so dass sich eine gewisse Zerrüttung eingeschlichen hatte. Er wollte nicht mehr berichten, obwohl sein Herz es eigentlich wollte. Diese Zerrissen heit konnte auch Merula nicht auflösen und Verus wollte ihn damit auch nicht ängstigen. Schnell galt man als "irre" oder "verrückt", wenn man Weltbilder zerschlug. Verus wusste nur eines, dass nichts wirklich von Bestand war. "Wir werden sehen," war also seine Antwort, die er mit einem Schmunzeln gab, da er beobachten konnte, dass sein Bruder mit militärischen Ritualen nicht wirklich geübt war und sicherlich körperlich nicht geeignet war, um jede Grußfaust zu empfangen. Er würde sich daran gewöhnen müssen, denn Verus würde seinen Bruder nun häufiger damit ärgern. Immerhin hatte Verus gedient und sein Bruder nicht. Er tat Rom seinen blutigen Dienst, wohingegen Merula seiner Trägheit folgte. Sein Ehrgeiz war rein persönlicher Natur und war niemals durch Taten bewiesen worden. Verus hingegen hatte sich bewiesen. Zumindest auf dem Schlachtfeld. Nach einem Moment der eigenen Beschränkung, wandte sich Verus wieder der militärischen Sachlichkeit zu und wartete.

  • Luna nickte den beiden Sklaven des Bruders von Verus zu. Das der eine ein Auge auf sie geworfen hatte merkte sie tatsächlich nicht. Sie war mit anderen Dingen beschäftigt. Sie betrachtet die Szene de aufmarschierenden Soldaten. Und staunte nicht schlecht, dass diese sie begleiten würden. Auch wenn sie nicht bemerkte, dass der Kelte ein Auge auf sie geworfen hatte, so merkte sie doch sehr wohl, dass der ein oder andere einen Blick voller Furcht auf Fenrir warf. Gut wie sollte man das denen auch verdenken. Er war ein normaler Wolf und reichte Runa bis zur Hüfte wenn er stand. Sie wusste aber auch, dass Fenrir sich wahrscheinlich genau so unsicher fühlte wie so mancher Mensch hier. So streichelte sie dem Wolf beruhigen über den Kopf und sprach leise in germanisch auf ihn ein. Es beruhigte den Wolf tatsächlich, er legte seinen Kopf an Lunas bein und genoss sichtlich die Streicheleinheit.
    Als der Flavier fragte ob der Wolf Verus gehörte hätte sie am liebsten geantwortet, das Fenrir nur sich selbst gehörte. Er akzeptierte den ein oder anderen Menschen in seiner Nähe, aber er gehörte niemanden. Sie schwieg jedoch und sagten nichts dazu. Nur ein kleines Augenrollen über diese frage gestattet sie sich.
    Als der Praefectus hinzukam, trat sie einen weiteren Schritt zurück, derigierte auch vorsichtig das pferd etwas nach hinten, ebenso wie ihren Wolf. Sie tat dies unauffällig, aber sie tat es weil der Man ihr offenbart hatte, dass er es nicht so mit Tieren hatte. Sie wollte ihm so genug Raum geben, damit er sich nicht unwohl fühlte. Während sie das tat nickte sie ihm begrüßend zu. „Salve Dominus.“ kam es leise über ihre Lippen.

  • Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    Auch Verus ein Wolf unter Schafen, der seine eigene Existenz verachtete aber nicht entkommen konnte. Im Mondlicht sangen beide ihr Lied. Er im Lichte seiner Luna und der Wolf im Lichte des wahren Mondes. Fenrir und Verus hatten das gleiche Herz, welches machtvoll aber gleichsam schwach schlug. Beide waren dieser Welt entrückt, wie auch Luna. Das Schicksal hatte diese armen Seelen zusammengeführt, damit sie wenigstens eine Zeit lang ein Rudel waren. Ein Wolfsrudel in einer Stadt der dunklen Wölfe und der eitlen Schafe, die ungeschoren waren. Der Blick des Verus wurde maskenhaft, fast so als ob er seine Gesichtszüge eingefroren hatte. Er ließ den Flavius spüren, dass ihm das Wort Gebrauch erheblich missfiel aber sprach dies aus Standeshöflichkeit nicht an. Verus wollte dem Mann nicht erneut einen Vortrag über Ehre, Krieg oder die Welt halten. Denn Verus war klar geworden, dass die Welt des Flavius eine andere war. Der Flavius hatte nicht das Blut Fremder gekostet, war nicht im Kampfesrausch gewesen und hatte nicht mit Mühe etwas überlebt, was andere als Hölle beschreiben konnten. Es war mühselig einem Mann, der durch seinen eitlen Stand gefesselt war, die Probleme eines Niederen zu erklären. Die Bestie konnte sich auch nicht erklären, da sein Angesicht keine Bewunderung hervorrief, sondern eher Abscheu. Seine Rede zerstörte Weltbilder und war nicht erwünscht. Sein Selbst war unpassend in dieser Zeit und somit fügte sich Verus in dieses Theater, denn er wusste das Luna und der Wolf Fenrir warten würden.


    Der Tribun benannte den Weg und erklärte Merula, seinem Bruder, noch die Strecke. Verus nickte knapp. "Ich denke, dass der Präfekt noch auftachen wird," sagte der Centurio sachlich und in dieser Sekunde tauchte, wie von magischer Hand gesteuert, der Präfekt auf und grüßte den ranghöheren Tribun. Verus trat höflich einen Schritt zurück, nahm für einen kurzen Moment Haltung an und grüßte miltärisch: "Ave, Praefectus." Es war üblich und standardmäßiger militärischer Drill, den Verus nicht ablegen konnte. Seine Welt war geprägt von diesen leeren Ritualen, die dem blutigen Handwerk eine gewisse Ordnung gaben, damit es nicht vollens in dem Wahnsinn ertrank. Dabei waren diese Rituale selbst ein Irrsinn und in diese Welt gepflanzt von gieriger Menschenhand. Sie waren so leer aber so bedeutsam für die gebrochenen Geister an Maschinenherzen und Bestienmenschen. Sie waren alles, was sie noch hatten in einer Welt, die sie nicht schätzte, sondern benutzte.


    Obschon der junge Flavius die Mimik des Centurio nicht zu entschlüsseln vermochte, das sein Antlitz in jener Distanz ihm lediglich als indifferenter Scheme erschien, so verspürte er doch aus dem Timbre in seiner Stimme, dass irgendetwas an seinen Fragen ihn indigniert haben mochte, selbst wenn er nicht zu ersinnen vermochte, welchen Fehltritt er diesmalig mochte getan haben.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Er selbst kam jedoch aus Richtung der principia und vorerst ließ nichts auf die kleine Überraschung auf der anderen Seite des Tores schließen.


    "Ah, tribunus Flavius, ich hatte schon Angst zu spät zu kommen, wollte ich mich noch persönlich verabschieden. Aber das ist mir ja doch noch gelungen."


    Fortunablerweise erschien in jenem Augenschlag gleich einem Deus ex machina der Iulius, der das gesamte vergangene Jahr ihm sich überaus freundlich hatte erzeigt, gleichsam als respektabler Lehrmeister in militärischen Belangen und kooperativer Mitarbeiter in sämtlichen Belangen. Insofern präsentierte der scheidende Tribun ein herzliches Lächeln in die Direktion des Praefectus und erwiderte die Salutation:
    "Ich hatte bereits befürchtet, dass wir ohne Lebewohl voneinander scheiden, Iulius! Deplorablerweise okkupierten mich die letzten Reisepräparationen gestern Abend in einem Maße, dass es mir nicht mehr vergönnt war, dich nochmals aufzusuchen."
    , erklärte er daraufhin sogleich, warum er nicht selbst die Initiative hatte ergriffen, sich in adäquater Weise zu verabschieden.

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    Er antwortete das, was am nächsten hinkam und sicherlich nach römischer Sicht sinnvoll war: "Ja, das ist mein Wolf. Er heißt Fenrius." Er latinisierte den germanischen Namen, damit er dem Tribun leichter verständlich war und sich ebenso leichter aussprechen ließ. Latein war eine Sprache des Sprachflusses und konnte nur schlecht fremde Silben adaptieren. Wieder nickte Verus und überließ seinem geschätzten Präfekten des Feld, jedoch ohne sich direkt zu entfernen. Er war anwesend.


    Wieder kehrte sein Blick zu dem älteren Tiberius zurück, welcher nunmehr seine Argwohn konfirmierte, dass jene Bestie sein Eigen war.
    "Welch extravagantes Haustier. Ich wette, der Magister Familiarum Gladiatoriarum würde ein Vermögen für ein derartiges Prachtexemplar bieten."
    , entfleuchte es gleichsam in leichten Konversationston seinen Lippen, uneingedenk des Umstandes, dass eine derartige Taxierung dem geneigten Haustierbesitzer womöglich ein wenig sauer aufstoßen würde. Doch deplorablerweise hatte Manius Minor niemals ein Haustier sein Eigen nennen dürfen, weshalb ihm in jenen Belangen eine gewisse Insensibilität anlastete.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Fortunablerweise erschien in jenem Augenschlag gleich einem Deus ex machina der Iulius, der das gesamte vergangene Jahr ihm sich überaus freundlich hatte erzeigt, gleichsam als respektabler Lehrmeister in militärischen Belangen und kooperativer Mitarbeiter in sämtlichen Belangen. Insofern präsentierte der scheidende Tribun ein herzliches Lächeln in die Direktion des Praefectus und erwiderte die Salutation:
    "Ich hatte bereits befürchtet, dass wir ohne Lebewohl voneinander scheiden, Iulius! Deplorablerweise okkupierten mich die letzten Reisepräparationen gestern Abend in einem Maße, dass es mir nicht mehr vergönnt war, dich nochmals aufzusuchen."
    , erklärte er daraufhin sogleich, warum er nicht selbst die Initiative hatte ergriffen, sich in adäquater Weise zu verabschieden.


    "Kein Grund sich zu entschuldigen tribunus" winkte Licinus ab.
    "Hier kommt am Ende ja doch keiner raus, ohne dass ich es merke!" Licinus bildete sich schließlich nicht völlig unberechtigterweise ein, dass ihm keine größere Angelegenheit in seinen vier Wänden entging. und mit vier Wänden waren die Kastell-Wälle gemeint.
    "Ich wünsche in jedem Fall eine gute Reise zurück in die urbs aeterna. Und viel Erfolg bei allen folgenden Aufgaben."


    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Wieder kehrte sein Blick zu dem älteren Tiberius zurück, welcher nunmehr seine Argwohn konfirmierte, dass jene Bestie sein Eigen war.
    "Welch extravagantes Haustier. Ich wette, der Magister Familiarum Gladiatoriarum würde ein Vermögen für ein derartiges Prachtexemplar bieten."
    , entfleuchte es gleichsam in leichten Konversationston seinen Lippen, uneingedenk des Umstandes, dass eine derartige Taxierung dem geneigten Haustierbesitzer womöglich ein wenig sauer aufstoßen würde. Doch deplorablerweise hatte Manius Minor niemals ein Haustier sein Eigen nennen dürfen, weshalb ihm in jenen Belangen eine gewisse Insensibilität anlastete.


    "Ein interessantes Haustier," kam auch Licinus nicht umhin festzustellen, allerdings drängte sich ihm selbst noch eine weitere Frage auf.
    "Salve centurio. Nun, auch für uns heißt es gleich Abschied nehmen. Aber zuerst still meine Neugierde: Der cives hier" um einen Soldaten handelte es sich bei dem jungen Mann offensichtlich nicht. "gehört zu dir?"


    Zuletzt war da auch noch Luna, da sie ihn begrüßt hatte, sah er keinen Grund das nicht gleichsam zu tun und er nickte ihr freundlich zu. "Salve Luna!" persönliche Worte für sie hatte er keine, woher auch er kannte sie kaum. Eine freundliche Mimik und ein aufmunternder Blick. Sie tat Licinus Leid, nicht nur ihre normale Situation, auch der Kulturschock, der ihr bevorstand.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor


    [...]


    Wieder kehrte sein Blick zu dem älteren Tiberius zurück, welcher nunmehr seine Argwohn konfirmierte, dass jene Bestie sein Eigen war.
    "Welch extravagantes Haustier. Ich wette, der Magister Familiarum Gladiatoriarum würde ein Vermögen für ein derartiges Prachtexemplar bieten."
    , entfleuchte es gleichsam in leichten Konversationston seinen Lippen, uneingedenk des Umstandes, dass eine derartige Taxierung dem geneigten Haustierbesitzer womöglich ein wenig sauer aufstoßen würde. Doch deplorablerweise hatte Manius Minor niemals ein Haustier sein Eigen nennen dürfen, weshalb ihm in jenen Belangen eine gewisse Insensibilität anlastete.


    Wie sollte er dem scheidenden Tribunen nun erklären, dass man nicht so über das Haustier eines Haustierbesitzers sprach? Zudem war Fenrir nicht wirklich sein Haustier, so dass dieser Satz umso mehr unvorteilhaft war. Verus musste überlegen und es verschlug ihm glatt die Sprache, denn was sollte er nun erwidern? Verus wollte keinen Graben zwischen sich und dem Flavius ziehen, obwohl beide Lebenswelten nicht mehr kompatibel schienen. Flavius Gracchus Minor schien von einer aristokratischen Eitelkeit umgeben zu sein, die nicht bösartig aber entfremdet war. Verus hingegen hatte seine aristokratischen Wurzeln zerschlagen und war aufgegangen in einer kalten Welt, die anders entfremdet war. "Ja sicherlich," war die knappe Antwort, die eher skeptisch gesprochen war. Der Tiberius machte klar, dass er dieses Thema lieber beenden wollte. Mit einer Handgeste, welche ein Kopfkratzen war, entfernte sich Verus von diesem Thema und ließ Stille wirken.



    "Ja sicherlich," wiederholte Verus dann nach kurzer Stille seinen Kommentar und legte noch etwas mehr Skepsis in seine Stimme, so dass er schnell diesem Thema entkommen konnte. Er wollte Fenrir nicht zur Debatte stellen oder über ihn reden, denn er hatte sich frei entschieden, bei Luna und Verus zu bleiben. Es war eine andere Situation und Verus wollte Luna nicht erschrecken, indem er konkret jene Aussage bestätigte, dass Fenrir ein Besitz war. Nur in römischer Sicht konnte alles Eigentum sein. Verus musste der römischen Weltsicht dienen, damit sein Bruch mit den Mos Maiores nicht allzu auffällig wurde. Aus römischer Sicht war Verus ein gefährlicher Mann, der an nichts mehr glaubte und durch nichts zu halten war. Verus hatte keine Tugend mehr, der er folgte, sondern lebte im schlichten Befehl und Gehorsam. Seine Ideale waren weggebrannt und sein Rom existierte nur noch als Asche im Wind. Seine Welt war willkürlich und ungeordnet, schlicht zusammengehalten von Handlung und Effekt. "Salve, Praefetus," grüßte Verus erleichtert, dass er nun mit einem echten Militär sprechen konnte, der sich nicht in falscher Höflichkeit versteckte und sich selbst in Plattitüden verschenkte. "Ja, offensichtlich ist er ein Cives," scherzte Verus mit einem salzigen Grinsen. "Er ist mein Bruder. Tiberius Merula," stellte Verus knapp fest und gab seinem Chef damit eine sachliche Antwort. Kein langes Reden, sondern klare Aussagen waren unter Militärs üblich, so dass Verus diese wertschätzende Eigenschaft des Heeres weiter lebte. Immerhin war er noch Soldat und hatte in diesem Umfeld seine entscheidende Lebensprägung erhalten.

  • Dass es seinem Bruder evtl. unangenehm zu sein schien, über diese Geschichten zu sprechen, merkte Merula anhand seines Tonfalls und seiner Mimik nicht. Somit gab er sich mit Aulus Antwort zufrieden.


    Für wahr, der Wolf schien tatsächlich das "Haustier" seines Bruders zu sein. Etwas verunsichert und mit hochgezogenen Augenbrauen pendelte sein Blick zwischen Verus und dem Wolf hin und her. Wie das in Rom laufen sollte, wusste er nicht. Die Spitze des Flavius nahm er natürlich nicht als solche wahr, für ihn schien der Gedanke durchaus plausibel.


    Tatsächlich war der neu dazu gestoßene Offizier, welchen er interessiert beäugte, nachdem ihm dessen Familienbande zu den Iuliern eröffnet worden waren. Dieser schien im Rang auch noch höher zu sein, jedenfalls konnte er das an seiner Aufmachung feststellen. Etwas erschrocken zeigte sich Merula dann aber doch ob des Tonfalls des Soldaten. Innerhalb dieser Mauern schien – natürlich verständlicher Weise aber für den jungen Tiberius natürlich durchaus ungewohnt – einen rauerer bzw. schlichterer Umgangston zu herrschen. Die Formulierung der Bestätigung seines Bruders ob der Bezeichnung des Iuliers für Merula empfand er überhaupt nicht als herabsetzend, auch wenn die Soldaten alle Nicht-Soldaten etwas zu belächeln schienen. Mit dem nötigen Respekt durch ein anerkennendes Nicken aber in neutralem Tonfall begrüßte er den Offizier. "Salve, Praefectus Iulius."


    Während er nun das weitere Gespräch verfolgte und auf das finale Startsignal wartete, vernahm er aus den Augenwinkeln, dass sich Connell, sein Custos Corporis der Truppe genähert hatte. [WRAPIMG=right]http://www.imperiumromanum.net…isc/ava_galerie/Kelte.jpg[/WRAPIMG] Mit starrem Blick und regungslos stand er etwas abseits der Gruppe aber doch nur wenige Schritte entfernt von Luna, die ihn ziemlich zu interessieren schien. Als sie seinen Blick traf, formten sich seine durch den ungepflegten Bart nur schwer erkennbaren Lippen zu einem dümmlichen Lächeln. [WRAPIMG=left]http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg[/WRAPIMG] Diogenes war hinterher geeilt und hatte sich schräg hinter seinem dominus platziert, welchen er, als Merula verwundert über seine Schulter sah, darüber informierte, dass das böse enden konnte. "Ich konnte den Dümmling in seiner Beschränktheit nicht davon abhalten, dominus." Was der junge Tiberius nur mit einem strafenden Blick und einem leisen "Das sehe ich selbst!" kommentierte. "Connell, nicht machen. Komm her." befahl er dem Hünen mit bestimmendem Tonfall und einem Fingerzeig auf einen Fleck abseits der Gruppe. Dieser schien seine Augen aber nicht von der Sklavin abwenden zu wollen, weshalb der Tiberius noch einmal nachhakte "Connell!", woraufhin der Berg von Mann mit einem schlichten "Huh? Okay, donimus" antwortete. Diogenes vergrub sein Gesicht beschämt in der rechten Hand. Dieser Trottel war so unbelehrbar wie eine vertrocknete Orange! War dominus nicht das erste Wort, was er ihm beigebracht hatte? Connell zog sich zurück, nachdem er die Sklaven noch einmal dümmlich anlächelte und ein "Frau, hübsch!" von sich gegeben hatte.
    "Ich muss mich entschuldigen, Connell überzeugt mehr durch seine Größe und Kraft als durch seine Intelligenz und Umgangsformen." erklärte er den Umstehenden. Dass der Sklave weit davon entfernt war, Latein perfekt zu verstehen oder gar zu sprechen, konnte man anhand Merulas simpel formulierten Anweisungen erahnen.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Kein Grund sich zu entschuldigen tribunus" winkte Licinus ab.
    "Hier kommt am Ende ja doch keiner raus, ohne dass ich es merke!" Licinus bildete sich schließlich nicht völlig unberechtigterweise ein, dass ihm keine größere Angelegenheit in seinen vier Wänden entging. und mit vier Wänden waren die Kastell-Wälle gemeint.
    "Ich wünsche in jedem Fall eine gute Reise zurück in die urbs aeterna. Und viel Erfolg bei allen folgenden Aufgaben."


    "Wie beruhigend."
    , erwiderte der Tribun leutselig und lächelte dem Iulius zum Lebewohl zu.
    "Und ich danke dir. Auch ich wünsche dir und deiner-"
    Er hielt inne und blickte kurz die schnurgerade Via zur Principa hinauf, dabei bedenkend, wie häufig er im vergangenen Jahre jenen Weg zurückgelegt hatte.
    "nein: unserer Legion alles erdenklich Gute. Mögen Mars und er Genius Legionis über sie wachen und sie vor allem Unbill bewahren!"
    Nun, da wärmende Worte ihn verabschiedeten, verspürte der junge Flavius geradezu eine Melancholie, diesen inzwischen durchaus vertrauten Posten hinter sich lassen zu müssen, welcher ihm zwar vieles abverlangt, doch in seiner Strukturiertheit und Klarität durchaus auch Geborgenheit hatte geboten.
    "Ich werde diese Legion und insonderheit dich wie die Kooperativität des gesamten Stabes stets dankbar memorieren."
    , fügte er damit in leiserem, doch überaus verbindlichem Ton an.

    Zitat

    Original von Titus Tiberius Merula
    Während er nun das weitere Gespräch verfolgte und auf das finale Startsignal wartete, vernahm er aus den Augenwinkeln, dass sich Connell, sein Custos Corporis der Truppe genähert hatte. Mit starrem Blick und regungslos stand er etwas abseits der Gruppe aber doch nur wenige Schritte entfernt von Luna, die ihn ziemlich zu interessieren schien. Als sie seinen Blick traf, formten sich seine durch den ungepflegten Bart nur schwer erkennbaren Lippen zu einem dümmlichen Lächeln. Diogenes war hinterher geeilt und hatte sich schräg hinter seinem dominus platziert, welchen er, als Merula verwundert über seine Schulter sah, darüber informierte, dass das böse enden konnte. "Ich konnte den Dümmling in seiner Beschränktheit nicht davon abhalten, dominus." Was der junge Tiberius nur mit einem strafenden Blick und einem leisen "Das sehe ich selbst!" kommentierte. "Connell, nicht machen. Komm her." befahl er dem Hünen mit bestimmendem Tonfall und einem Fingerzeig auf einen Fleck abseits der Gruppe. Dieser schien seine Augen aber nicht von der Sklavin abwenden zu wollen, weshalb der Tiberius noch einmal nachhakte "Connell!", woraufhin der Berg von Mann mit einem schlichten "Huh? Okay, donimus" antwortete. Diogenes vergrub sein Gesicht beschämt in der rechten Hand. Dieser Trottel war so unbelehrbar wie eine vertrocknete Orange! War dominus nicht das erste Wort, was er ihm beigebracht hatte? Connell zog sich zurück, nachdem er die Sklaven noch einmal dümmlich anlächelte und ein "Frau, hübsch!" von sich gegeben hatte.
    "Ich muss mich entschuldigen, Connell überzeugt mehr durch seine Größe und Kraft als durch seine Intelligenz und Umgangsformen." erklärte er den Umstehenden. Dass der Sklave weit davon entfernt war, Latein perfekt zu verstehen oder gar zu sprechen, konnte man anhand Merulas simpel formulierten Anweisungen erahnen.


    Die emotionale Szenerie des Abschieds wurde indessen disturbiert durch den tumben Kelten, welcher gleich einem geistig retardierten Stück Vieh sich Luna zuwandte, ehe scharfe Worte ihn aufs Neue kontrollierten und von dem zweifelsohne durchaus nicht wehrlosen Geschöpf abwandten.
    "Nun, es wäre doch auch nicht sonderlich gerecht, wäre er neben überragender Kraft auch noch mit überragendem Intellekt gesegnet."
    , scherzte der junge Flavius indessen und lächelte dem Tiberius freundlich zu. Obschon derart schlichte Gemüter wie jener Connell dem Jüngling selbst in Rom höchst selten begegnet, respektive aufgefallen waren, so war die Situation, dass ein Diener seinem Herrn durch sein Missverhalten Schande bereitete, zweifelsohne jedem Halter von Unfreien eine wohlvertraute Begebenheit, die folglich in unkritischen Fällen wie diesem eher Compassion denn strengen Tadel evozierte.

  • Runa stand da und wartet. Die Männer redet miteinander. Ihr Blick fiel dabei auf den Kelten. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ob er wirklich einfältig war, wie Verus Bruder sagte oder ob es an den Sprachschwierigkeiten lag vermochte sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht zusagen. Sie lächelt ihm einfach freundlich zu und sagte leise auf keltisch. „Fear sam bith a loisgeas a mhàs, ‘s e fhèin a dh’fheumas suidhe air.*“ Ja sie gab ihm gerade durch die Blume zu verstehen, dass sie für ihn unerreichbar war und er sich nur verbrennen würde.
    Sonst hielt sie sich im Hintergrund und drehte etwas in ihrer Hand. Sie wartete. Als der Präfectus sie begrüße nutze sie die Chance und trat einen kleinen Schritt vor um ihm etwas in die Hand zu drücken. Sie hatte die letzten Tage daran gearbeitet. Leise flüsterte sie ihm zu. „Es wird dich schützen, frage Runa.“ Mehr Erklärung gab sie nicht ab, es war nicht der Ort und die Zeit dafür. Aber sie hatte seit ihrem kurzen Treffen vor ein paar Tagen immer wieder hin und her überlegt. Sie spürte die Befangenheit des Mannes ihr gegenüber. Sie merkte, dass es irgendwas mit ihrer Versklavung zu tun hatte. Nur hatte sie nie Gelegenheit zu fragen und so konnten sie das nicht klären. Sie wollte dem Mann aber zeigen, dass zumindest für sie wirklich alles in Ordnung war. Sie hatte nicht viel was sie geben konnte, also nichts Materielles. Aber sie konnte anderes geben.
    Schon trat sie wieder an ihren Platz und kümmerte sich weiter schweigend um ihre Tiere.
    Der Präfectus würde in seiner Hand einen Stein finde, die ein Rune trug.


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    *(Wer sich den Hintern verbrennt, muss selber darauf sitzen.)

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