Insula Tiberina | Auf Abwegen

  • Je mehr ich mich dem Tiber näherte, umso schlimmer wurde der Gestank. Dabei war es noch nicht einmal Sommer. Man konnte sich gut vorstellen, wie kraftvoll dann erst der Gestank war. Dem üblen Geruch von Fäkalien und Unrat trotzend, herrschte wieder großer Andrang an der Pons Fabricius, die das rechte Tiberufer mit der Tiberinsel verband. Scheinbar wollte alle Welt zum Tempel des Aesculap oder zu dem des Faunus. Auf der Insel warteten dann schon die Votivhändler auf Kundschaft. Leute mit den unterschiedlichsten Gebrechen lungerten hier herum. Die Gegend war mir ja schon etwas suspekt. Man hatte mir aber gesagt, ich würde ihn hier finden. Auf einer Insel mit einem Haufen lauter Kranker. Am Ende holte man sich hier noch was!
    Ich lief einfach weiter, ließ die Kranken und die Händler links liegen und bog in eine Seitengasse ab. Um sicher zu gehen, sah mich etwas argwöhnisch um, denn schließlich war es nicht gerade ungefährlich, was ich da tat. Anscheinend war mir niemand hierher gefolgt. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, sagte ich mir und ging noch ein Stück weiter. Dann erreichte ich das Haus, das mir beschrieben worden war. Ich klopfte an der Tür und wartete, bis mir jemand öffnete.


  • Cato


    Cato der kleine Bruder eines Schülers hatte Türdienst. Keiner von ihnen wohnte in diesem Haus, sie hatten nur die Türbewachung übernommen. Alle die hier wohnten klopften natürlich nicht an, ehe sie ihr Haus betraten. Jerder der klopfte konnte ein möglicher Kunde sein.
    Langsam öffnete sich die Türe und aus dem geöffnetem Türspalt sah ein fragendes Kinderaugenpaar. Zögernd kam ein leises "jaaa?

  • Irgendwann ging die Tür auf. Statt eines muskelbepackten Hünen war ein kleiner Knirps von ungefähr fünf oder sechs Jahren. Damit hatte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet.
    „Salve mein Großer, man hat mir gesagt, ich könnte Lupus hier finden. Kannst du mich zu ihm bringen?“


  • Dionysius – Diony


    Cato, der weiter die Türe festhielt, schaute zurück ins Haus. In dem Moment griff eine Hand an die Türe zog sie etwas weiter auf und heraus trat ein junger Bursche. „Salve, ich bin Diony, wenn du einen Auftrag hast, so bin ich dein Verhandlungspartner. Selbstverständlich wohnt Lupus nicht hier, also worum geht es?“ Dann erinnerte er sich, man hatte ihnen gesagt, man müsste Vertrauen aufbauen zu möglichen Kunden. Diony wusste selber er war noch sehr jung also musste er mit etwas anderem punkten, denn mit sehr viel Erfahrung konnte er nicht aufwarten. „Wir können auch gerne, wenn du es möchtest, einen anderen Ort für ein mögliches Gespräch aufsuchen. Doch sei versichert, es gibt eigentlich kein Gebiet in dem wir keine Erfahrung haben, höchste Stellen bitten uns um Hilfe.“ Damit meinte er vorerst, genug Informationen geliefert zu haben. Der Kunde sollte erst selber etwas äußern.

  • Kurze Zeit später erschien ein junger Mann an der Tür. Er schien wohl zu glauben, ich hätte einen Auftrag für ihn. Dabei war der Grund meiner Gegenwart ein ganz anderer. Ich grinste etwas, als die Erfahrungen und Fähigkeiten seiner Leute anpries und mir versicherte, welch illustre Kreise sich unter ihrer Kundschaft befanden. „Eigentlich bin ich nicht hier, um etwas in Auftrag zu geben, sondern ich bin hier, um meine Dienste anzubieten. Gegen Bezahlung, versteht sich.“ Ich hoffte, auf diese Weise zu etwas Geld zu kommen, um mich damit eines Tages freikaufen zu können.


  • Dionysius – Diony


    Mit zusammengekniffenen Augen musterte Diony den Fremden. Das war jetzt nicht wirklich sein ernst? Kam hier an und meinte seine Dienste anbieten zu können. Wenn er so gut war wieso kommt er dann zu uns. Ihn noch immer musternd kratzte er sich an den Hinterkopf. „Hmm“, kam von Diony, ehe er zu klein Cato ging, der noch immer die Türe festhielt und ihm etwas in sein Ohr flüsterte. Cato nickte eifrig, trennte sich von der Türe und flitzte los in Richtung Festland.
    „Nun“, kam bedeutungsschwer von Diony. "Zunächst einmal, wie soll ich dich anreden?“ Bewusst fragte er nicht nach dem Namen seines Gesprächspartners. „Dann gäbe es vorab einiges zu klären. Woher weißt du von uns? Was kannst du? Für wen hast du bisher gearbeitet?“
    Was ihn am meisten interessierte und wovon er fast ausging fragte er natürlich nicht. Dachten die verfluchten Schwarzröcke wirklich sie könnten ihnen eine Laus in den Pelz setzen. Meinen die wirklich, wir, die wir eine harte Ausbildung hier hinter uns haben, nähmen einfach Leute auf? Zumal wir doch Spezialisten auf allen Gebieten haben. Wenn er wirklich etwas taugt, wird ihn Lupus trotzdem gründlichst durch leuchten. Seinen Gegenüber noch immer prüfend betrachtend, wartete er auf ein spontane Antwort. Würde er jetzt hier herum stottern, wäre er ein Fall für Alb. Der Tiber war groß.

  • Hatte ich etwas Falsches gesagt? Dieser junge Kerl musterte mich von Kopf bis Fuß, dann flüsterte er dem Kurzen etwas zu, der daraufhin davonflitzte. Ich hingegen bleib einfach nur ruhig und ließ mich von der Heimlichtuerei nicht ablenken. Wahrscheinlich kam es nicht täglich vor, dass einer wie ich vorbeigeschneit kam.


    Schließlich widmete sich dann Diony wieder meiner Wenigkeit. Seine Frage war durchaus berechtigt, denn im Gegensatz zu mir hatte er sich vorgestellt.„Oh natürlich, mein Name ist Angus,“ ,“ entgegnete ich ihm. „Ich habe in der Subura von euch gehört. In einer Garküche um genau zu sein. Ein älterer Mann, meliertes Haar, leichter Bauchansatz und ziemlich abgerissen hat er ausgesehen. Er hat mir den Tipp gegeben, hier vorbeizuschauen.“ Ich war mit dem Alten ins Gespräch gekommen und irgendwann hatte ich ihn gefragt, auf welche Weise man sich ein paar Kröten dazuverdienen konnte. Allerding fragte ich mich nun, ob ich meinem Gegenüber preisgeben sollte, dass ich ein Sklave war und dem flavischen Haushalt angehörte. „Naja, ich weiß, wie man mit Waffen umgeht und wenn´s sein muss, kann ich auch mit meinen Fäusten kämpfen. Für wen ich bisher gearbeitet habe? Für niemand!“ Natürlich hatte ich keine Ahnung, dass der Junge mich für einen Spitzel der Schwarzröcke hielt. Mit denen hatte ich nun aber wirklich nichts am Hut.


  • Dionysius – Diony


    Diony musterte Angus eine ganze Weile, seine Miene war dabei keineswegs freundlich. Etwas stimmt nicht dachte er. Wir waren noch nie Thema in der Subura. Keiner wusste was wir dort machten. Jeder der zu uns gehört hat einen Eid bei seinem Leben geschworen, niemals zu verraten was wir machen. Entweder gibt es einen Verräter oder die Schwarzröcke sind uns näher gekommen, als uns lieb ist.
    "Deine Informationen sind falsch, wir stellen keine Fremden ein." Barsch kamen Dionys Worte. "Was heißt schon, mit Waffen umgehen und kämpfen können? Das kann jeder ausgemusterte Gladiator oder Legionär. Damit zeichnest du dich nicht aus, da musst du schon mehr können, doch das ist nicht meine Entscheidung.“
    Noch während er sprach war ein Mann näher herantgetreten.



    Cossos Veranianus - Vera


    „Da muss ich Diony beipflichten. Ich darf mich vorstellen, mein Name ist Vera, ich kümmer mich um unsere Leute. Alles was ich dir anbieten kann ist eine Art Aufnahmeaufgabe, eine von dreien, dann kannst du, wenn du alle löst und es immer noch möchtest aufgenommen werden. Doch eins sollst du wissen, bei uns gibt es kein Gehalt, jeder bekommt einen Anteil, je nach Können, von dem was er einbringt. Du bist der erste der diese Chance erhält und kannst dir bestimmt denken, dass wir dich genau beobachten. Noch eine Frage?“
    Jetzt blickten mindestens zwei Augenpaare eindringlich auf Angus.

  • Der Kerl fing mich langsam an zu nerven. Als er mich dann auch noch der Lüge bezichtigte, zuckte es in meiner Faust, da sie wahnsinnig gerne in seine Visage wollte. Allerdings hatte ich mich so weit unter Kontrolle. Ich vergriff mich ja nicht an Grünschnäbeln. Für mich war ganz klar, dass ich hier doch an der falschen Adresse sein musste. „Na schön Bürschchen, willst du mich etwa als Lügner hinstellen, hä?! Ja, willst du das?! Weißt du was, dann vergiss es einfach!“ Ich war schon dabei, mich umzudrehen, als eine andere Stimme an mein Ohr dang. Ein Mann mittleren Alters stand nun in der Tür.
    Moment mal, wie war das gleich noch? Er pflichtete dem Grünschnabel bei, dass ich gelogen hätte, machte mir dabei im gleichen Atemzug aber ein Angebot? Wie passte das denn? Einem wie dem konnte ich doch nicht trauen! Am Ende landete ich noch auf dem Grund des Tibers. So nötig hatte ich es nun auch nicht. „Eine Aufnahmeprüfung, aha?! Komm, lass gut sein und nichts für ungut.“ , sagte ich und ging wieder.

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