Atrium | Kornblumenblau

  • "Vierhundersiebenundzwanzig?"
    fragte Gracchus verdutzt, ungläubig und verärgert zugleich. Sein Vilicus nickte, ob dessen dem Flavier nur ein tiefes Seufzen blieb.
    "Nun gut, meinetwegen."
    Er schob Sciurus eine Tabula entgegen als es an seinem Officium klopfte, und ein Sklavenjunge die Ankunft Flavia Silanas meldete. Gracchus' Antlitz hellte sich auf und er erhob sich, um seine Großnichte zu empfangen.
    "Silana"
    , strebte er ihr im Atrium entgegen. Wie schon bei der Ankunft ihres Bruders wenige Monate zuvor kam Gracchus nicht umhin zu bemerken wie sehr sie erwachsen geworden war seitdem er sie zuletzt hatte gesehen. Sie war eine junge Frau geworden, eine überaus ansehnliche noch dazu, und ihre Gesichtszüge glichen erstaunlich jenen ihrer Tante Arrecina, welche in viel zu jungen Jahren die Welt hatte verlassen, kaum älter als Silana jetzt.
    "Willkommen! Wie war deine Reise?"
    Sie sah ein wenig erschöpft aus, ob dessen er besorgt anfügte:
    "Befindest du dich wohl?"
    Hinter ihm stand bereits ein Sklave bereit, den beiden Herrschaften verdünnten Wein zu kredenzen - insbesondere natürlich der neu angekommenen Flavia.

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  • Auf ihrem Weg ins Atrium der Villa Flavia sah sich Silana interessiert um. Bedächtigen Schrittes trat sie ein, während ihr wacher Blick die Säulen und Statuetten streifte und ihr Geist sich zu erinnern suchte. Dies war nicht ihr erster Aufenthalt in Rom, doch die erinnerte sich kaum noch an die letzten Besuche hier. So klein war sie gewesen, damals, vor einer Ewigkeit. Und nun also würde dies ihr neues Zuhause sein. Gedankenverloren legte sie das Leinentuch auf eine der Sitzgelegenheiten und streifte weiter umher.


    Sie hob ihren Blick zum Compluvium, durch das sich der Regen in das darunterliegende Wasserbecken ergoss und ein sonores Hintergrundrauschen zur Folge hatte. Eigentlich schön, dachte sie gerade, wenn es nur nicht so nass wäre…, als sich eine der Türen öffnete und Silana sich umwandte. Flavius Gracchus trat ihr entgegen, seine gesamte Haltung strahlte eine Gravitas und Würde aus, die sie augenblicklich einschüchterte, als sei sie gerade einmal fünf Jahre alt. Seine Worte jedoch waren herzlich und offen, und Silana lächelte ihn zaghaft an, als sie ihre Schritte auf ihn zu lenkte. Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen, legte leicht ihre Hände auf seine Oberarme und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Manius Gracchus“, sagte sie grüßend und ein wenig atemlos. „Vielen Dank! Tatsächlich waren die letzten Tage sehr anstrengend und ich bin wirklich froh, dass ich nun endlich hier bin. Die Entfernung, die Umstände und nicht zuletzt dieser elende Regen schlagen einem doch arg auf das Gemüt.“ Sie hob verdrießlich einen Mundwinkel und linste flüchtig zu dem Sklaven hin, der mit dem Wein wartete. Auf ihren Blick hin beeilte er sich, den beiden Flaviern einen Kelch anzureichen, ehe er sich zurückzog.


    „Ein wenig angefeuchtet, aber sonst geht es mir gut, danke der Nachfrage“, erwiderte Silana. Sie hob den Becher. „Auf festen Boden unter den Füßen“, sagte sie ironisch und nippte am Wein. Er war sehr gut, und sie genehmigte sich sogleich noch einen tieferen Zug. „Wie geht es dir und den deinen? Ich muss gestehen, ich weiß gar nicht, wer sich derzeit noch hier aufhält. Wie geht es deiner Gemahlin?“ Silana hatte gehört, dass Gracchus‘ Frau wohl schwanger war, aber weder kannte sie sie, noch wusste sie irgendetwas, das darüber hinaus ging. Hinter ihr huschte ein Sklave durchs Atrium, der das Leinentuch einsammelte, das sie eben für ihr Haar benutzt hatte.

  • Gracchus' linker Mundwinkel hob sich zu einem schiefen Lächeln als er seinen Becher ebenfalls erhob.
    "Auf festen, und insbesondere trockenen Boden unter den Füßen."
    Nach einem Schluck wies er auf eine mit dunkel- und zartblaufarben gemusterten Kissen belegte Bank und einen ebenso gepolsterten Stuhl.
    "Der Regen mag überaus unangenehm sein, ins..besondere außerhalb der Städte - doch hier in Rom ist er ein wahrhafter Segen, so du mich fragst. Er wäscht allen Staub und Dreck von Straßen, Denkmälern, Altären und Gebäuden, und hinterlässt die Stadt in einem allgemeinen Glanze, den kein Mensch je hervorzubringen vermag. Ganz zu schweigen von der Ästhetik des Regens an sich - seine Symphonie von stetigem Tropfen bis hin zu aufge..regtem Prasseln, Petrichor - der betörende Duft des Regens, und das irisierende Schimmern der Tropfen, die sich an Blattränder oder Mauervorsprünge klammern - eine solch vielfältige Schönheit kann nur die Natur hervorbringen."
    Es war zweifelsohne nicht zu verhehlen, dass der Flavier Regen mochte - zumindest solange er nicht selbst im Nassen stand.
    "Doch ich schweife ab. Deiner Reise war dieses Wetter unbezweifelt nicht zuträglich. Selbstredend stehen dir alle Annehmli'hkeiten des Hauses zu Verfügung, dass dir die Strapazen der Reise hoffentlich bald vergessen sind. Dies ist ebenso dein Heim wie jenes in Baiae - gleichwohl das Haus derzeit ein wenig leerer ist als dort. Minor und seine Gemahlin befinden sich außerhalb der Stadt, ebenso wie dein Bruder Maecenas, der sich nach kurzem Aufenthalt in Rom weiteren Studien wollte widmen. Und meine Gemahlin"
    , ein Strahlen zog sich über sein Antlitz, dass seine Augen beinahe leuchteten vor Freude und Stolz.
    "Sie ist seit einem Monat etwa auf unserem Gut am Fuße der albaner Berge und hat vor etwas mehr als einer Wo'he unsere Kinder zur Welt gebracht: Quintus Gracchus und Prisca. Beide sind wohlauf und werden bald mit ihrer Mutter nach Rom zurückkehren."*
    Mehr noch als die beiden Nachkommen, zu welchen der Vater bisherig kaum einen Bezug hatte, beglückte ihn das immense Glück, welches seine Gemahlin ob der Mutterschaft empfand.
    "Und wie geht es der Familie in Baiae? Sind dort alle wohlauf?"

    Sim-Off:

    * chronologisch passt dies nicht mehr ganz, da der im ersten Beitrag erwähnte Sciurus nach der Geburt nicht mehr in der Villa ist, doch für das Spielgeschehen hier ist dies wohl irrelevant, dass wir die Zeit ein wenig flexibel gestalten können.

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