• Antoninus war gerade dabei, die Bibliothek des Hauses nach Berichten über vergangene Schlachten zu durchsuchen, als ihm die Nachricht überbracht wurde, dass sein Sohn Maxentuis zurückgekehrt sei.


    "Bring ihn ins Atrium", sagte er zu seinem Sklaven.


    Freudig machte er sich auf den Weg.

  • "Ja, endlich daheim“, erklang es aus einem Winkel.


    Mit freudestrahlendem Gesicht ging Antoninus auf Maxentius zu. Schön, nach verlorenen Söhnen, einen wiedergewonnen zu haben.


    "Lass dich anschauen, mein Junge.“ Antoninus fasste Maxentius bei den Schultern, nickte zufrieden und schloss ihn anschließend in die Arme. Er klopfte ihm kurz auf das Schulterblatt, dann löste er sich wieder.


    "Wie ist es dir ergangen?“

  • Antoninus’ Gesichtsausdruck wurde nachdenklich, als er die Worte seines Sohnes hörte. Er wendete sich ab und sieht in den Abendhimmel. Schließlich drehte er sich wieder um.


    "Dann bist du besser informiert, als ich zu meiner Zeit, als ich nach Jahren in Syrien nach Rom zurückkehrte. Es stimmt, die Gens ist gespalten. Was mich dabei traurig stimmt, ist weniger die Tatsache, dass es zwei Familien gibt. Es gibt immer mehrere Familien innerhalb einer Gens. Die offene Feindschaft ist das eigentliche Übel. Ohne die sähe vieles anders aus.“


    Wieder wendete sich Antoninus besorgt ab. Es dachte sonst nicht viel über diese Tatsache nach. Offenbar gab es auch rein gar nichts daran zu ändern.


    "Wir können gern darüber sprechen, wenn es dir danach verlangt.“ Antoninus drehte sich wieder um. "Sprich nur nie Sophus und Deandra auf dieses Thema an. Dort herrscht viel Verbitterung, teils verständlich.
    Bedeuten, mein Sohn, hat die Spaltung, dass sich die Familien so gut es geht aus dem Weg gehen. Vor allem die patres.“

  • "Entschuldige Vater, wir sollten in diesem Moment nicht an solch hässlichen Gedanken verschwenden. Ich freue mich endlich wieder zu Hause zu sein. Mir ist es in Griechenland zwar auch gut gegangen, aber ich habe mich immer nach diesem Moment gesehnt. Aber sag, wo sind meine Geschwister? Ich möchte sie auch begrüßen, falls sie mich überhaupt noch kennen. Denn als ich das letzte Mal in dieser Casa war, da war ich noch ein kleiner Junge, der nichts anderes als Roma gekannt hat."


    Freudestrahlend sah ich meinen Vater an.....

  • "Lass uns setzten, Maxentius.“


    Antoninus wies auf die abseits stehenden Liegen und machte es sich dort bequem. Auf einen Wink kam ein Sklave, der den Männern Wein holen sollte.


    "Vieles ist in der Zwischenzeit geschehen.“


    Antoninus schwieg nachdenklich.


    "Du weißt, die Aurelier stammen aus Syrien. Zuerst zog es Crassus, den ehemaligen pater nach Rom. Ihm folgten nach und nach weitere Mitglieder. Mir muss ich nun vorwerfen, zu lange an Syrien festgehalten zu haben, denn als ich eintraf, gab es nicht nur eben erwähnten Bruch, sondern von uns gegangene Angehörige.“


    Antoninus schwieg erneut.


    "Drei deiner Brüder weilen nicht mehr unter uns. Antoninus, Iustus und Regulus sind bereits über den Styx gegangen. Deine Mutter wäre fast an diese Nachricht zerbrochen.“

  • "Regulus ist verschollen und wurde für tot erklärt, Iustus wird derzeit vermisst, aber mein Herz sagt mir, dass er auf der Überfahrt nach Hispania gestorben ist und Antoninus …“


    Antoninus musste schlucken. Sein Ältester und derjenige, der seinen Namen trug …


    "Antoninus hat den Freitod gewählt. Deandra hat seine Bestattung ausgerichtet. Sie war allein damals und ich mache mir Vorwürfe. Jetzt bin ich aber hier und werde dafür sorgen, dass die Familie von nun an zusammenbleibt.“

  • "Nicht ganz. Deandra, deine Adoptivschwester, kannst du in Mantua treffen. Dort hält sich derzeit übrigens auch deine Mutter auf. Du kannst sie besuchen, falls es in deine Pläne passt. Wie sehen diese denn überhaupt aus?“


    Antoninus griff zum eben gebrachten Becher und genoss den edlen Wein.

  • Auch ich nahm einen Schluck des edlen Weines. Lange, zu lange war es her, dass ich einen guten Wein genoss. Auch wenn es mir in der Fernen nicht schlecht ergangen ist, so war das Leben im Vergleich mit dem hier in Rom doch recht spartanisch.


    "Nun Vater, ich weiß nicht was ich dir darauf antworten soll. Ich habe im Grunde genommen noch keine Pläne gefasst. Villeicht eine politische Karriere oder doch ins Militär, ich weiß es nicht. Weist du den keine Arbeit mit der ich hier in Roma wieder fuß fassen könnte?"

  • "Junge, du musst das tun, was deinen Neigungen entspricht.“


    Mit einem Ächzen stützte sich Antoninus kurz nach oben. Ein Wink ließ den Sklaven erneut herbeieilen und Antoninus sank wieder auf die Liege hinab.


    "Bring uns ein paar Happen zu essen“, wies er den Sklaven an und dieser eilte davon.


    "Beide Karrierewege bilden eine Herausforderung. Die Politik ist hart, aber du erreichst auf diesem Wege schneller und ich meine auch ein größeres Ansehen. Ein Militärangehöriger ist in der Bevölkerung gering geachtet und es dauert lange, bis er einmal aufsteigt. Wenn überhaupt, achtet man ihn erst dann, wenn er Stabsoffizier geworden ist.“


    Der Sklave kam mit einigen anderen im Gefolge und tischte verschiedene Spiesen auf. Antoninus griff zu und ließ es sich schmecken.


    "Ich kenne keinen Aurelier, der nicht die Herausforderung gesucht hat. In der Politik wäre das Großziel ganz klar der Senat. Dort sind überhaupt viel zu wenig Patrizier vertreten. Der Weg führt dich über die Ämter des Cursus Honorum und um dort zu bestehen, empfiehlt sich das Sammeln von Erfahrungen in Collegien oder Stadtverwaltungen. Nun, Senator sein, ist nicht jedermanns Sache. Das entscheidest du. Eine ehrbare Stellung erwirbt man sich damit allemal.“


    Wieder griff Antoninus zu diversen Happen.


    "Der andere Karriereweg, das Militär, bietet in Italia mehrere Möglichkeiten. Da gibt es einmal die Stadteinheiten, dann die Legion und nicht zuletzt die Classis. Ich ordne jeder Einheit eine andere Wertigkeit zu. Sie sind beileibe nicht gleichwertig! Du spürst es auf jeden Fall im Herzen, ob du eher Soldat oder Politiker sein willst. Bisher gab es nur einen Politiker in der Gens und der war noch dazu ein großer. Crassus war nicht nur zeitweise Princeps Senatus, sondern auch Pater factiones, Sacerdos Augustalis in dem ehrwürdigen Gremium der Augustales und nicht zuletzt Legatus Augusti pro Praetore/Proconsul in verschiedenen Provinzen.
    Lege du zunächst einmal deine Richtung fest. Einen Rat kannst du danach allemal von mir haben.“

  • "Du weißt Vater, ich verabscheue Gewalt. Ich bin zwar bereit mich zu verteidigen, aber ich bin eigentlich kein Soldat."


    Ich machte eine kurze Pause und kostete eine Traube. Danach sprach ich weiter:


    "Ich denke, ich werde mich dem politischem Weg widmen, es ist an der Zeit, dass wir Patrizier endlich wieder mehr Macht in der Politik erlangen. Aber aller Einstieg ist schwer, ich war lange Zeit nicht mehr in Rom und weiß nicht wo ich beginnen soll. Zu vieles hat sich verändert seit ich das letzte Mal hier war. Wo anfangen?"

  • "Recht so! Mit der Zeit ist der Einfluss von uns Patriziern in der Politik stark gesunken. Es wird höchste Zeit, dass sich daran etwas ändert.“


    Antoninus gefiel die Einstellung seines Sohnes. Er nahm eine bequeme Stellung auf der Liege ein, um sich über den zukünftigen Weg Gedanken zu machen.

    "Ich trage mich ebenfalls mit dem Gedanken, von Zeit zu Zeit die Rüstung gegen den Griffel im Cursus Honorum zu tauschen. Um dort eine Kandidatur zu bestehen, muss man erstens bekannt sein und zweitens Erfahrung oder Erfolge vorweisen. An deiner Bekanntheit musst du arbeiten, denn kaum jemand kennt dich hier in Rom. Letzteres wird dir bei etwas Geschick schneller gelingen als mir, denn der Weg über das Militär dauert länger.


    Es gibt meines Erachtens zwei Wege für dich. Du könntest in der Curia oder im Kaiserhaus nachfragen, aber viel mehr als die Position eines Scriba wird da vermutlich nicht frei sein. Ich weiß es aber nicht genau. Man müsste eben nachfragen.
    Der andere Weg wäre über eine Provinzverwaltung. Ich habe gehört, Ende des Monats sind die Wahlen dazu und dort könntest du mit etwas Glück als Magistratus einsteigen.


    Das wäre natürlich eine Position, auf der man sehr gut aufbauen kann.“

  • "Ja, du hast recht Vater. Magistratus klingt nicht schlecht. So etwas in der Richtung habe ich mir gedacht. Mein alter Ehrgeiz ist immer noch da. Warum sich mit etwas kleinem zufrieden geben, wenn man auch etwas großes haben kann. Nicht wahr?"


    Das was mein Vater da sagte gefiel mir sichtlich. Ich hatte keine Lust mit einem kleinen unbedeutendem Posten anzufangen wenn auch etwas anderes möglich war.

  • Antoninus nickte zufrieden. Ehrgeiz zeichnete alle Aurelier der Familia Sophus aus, Ehrgeiz, Klasse und Würde.


    "In Italia stehen dir die Provinzverwaltungen Mantuas und Misenums zur Verfügung. Von Ostia würde ich dir abraten. Dort sind sowohl im Militär als auch in der Bevölkerung die Aurelier der Veneta ansässig. Leider ist das Verhältnis ja nicht gut. Man geht sich aus dem Weg und das ist wohl auch besser für alle Beteiligten.


    Misenum und Mantua sind für dich gleichermaßen gut geeignet, denn Mantua ist DIE konservative Stadt in Italia, ja dem gesamten Reich, überhaupt, was vor allem ein Verdienst deiner Schwester Deandra ist. Misenum befindet sich meines Wissens derzeit im Gespräch. Nach Deandras Vorstellungen soll auch diese Stadt traditionell geleitet werden und wer, wenn nicht ein konservativer Patrizier wäre dazu besser geeignet.
    Maxentius, ich würde dir ans Herz legen, dich in dieser Sache an deine Schwester zu wenden. Sie handelt die Geschicke dieser Städte mit dem Legatus Augusti pro Praetore in Italia aus. Ich bin stolz auf meine Kinder!“


    Wohlwollend nickt Antoninus seinem Sohn zu und greift sich ebenfalls ein paar Trauben und Oliven.

  • Ja, das klang wie Musik in meinen Ohren.


    "Wo hast du gesagt kann ich Deandra finden? Ich werde bald aufbrechen und mit ihr sprechen, aber nun lass uns meine Heimkehr genießen. Aber sag, ist mein altes Zimmer noch frei, oder muss ich mich neu einrichten?"

  • "Deandra ist derzeit in Mantua. Die beiden Villen der Aurelier liegen nebeneinander. In einer von beiden findest du sie sicher.“


    Antoninus hob seinen Becher.


    "Trinken wir auf deine Heimkehr und deine zukünftigen Erfolge.“


    Nach einem großen Schluck setzte Antoninus den Becher ab. Der Wein war wirklich gut. Eine ausgereifte Frucht.


    "Dein Zimmer ist sicher schon hergerichtet. Natürlich wurde es von niemand anderem belegt. Es ist und bleibt deines. Ich werde nachher wieder in die Castra gehen. Manchen Abend bin ich in der Villa, andere Tage lässt dies der Dienst nicht zu. Hinterlass mir einfach eine Nachricht, wenn du mich sprechen willst. Ich vermute einmal, du wirst zukünftig auch öfters auf Reisen sein.“

  • "Ja, das wäre möglich Vater. Ich hoffe dann mal dass Deandra mich überhaupt noch kennt und mich nicht gleich vor die Tür setzt."


    Ich musste ein wenig lachen, ja Deandra. Sie war schon immer meine kleine Schwester und wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Hoffentlich hat sich das nicht geändert.


    "Ich freue mich schon sie wiederzusehen. Zu lange ist es her. Aber wenn du mich jetzt entschuldiegen würdest Vater, ich bin doch sehr müde. Ich würde mich gerne ein wenig ausruhen. Den Weg zu meinem Zimmer kenn ich ja noch. Den werde ich nie vergessen. Zu oft hat mich Mutter zum schlafen gelegt als dass ich mir diesen Weg nicht hätte merken können."


    Wieder überzog ein Lächeln meine Gesicht. Es war wirklich schön wieder zu Hause zu sein. Ich hatte dies Casa doch sehr vermisst. Hoffentlich konnte ich jetzt mehr Zeit hier verbringen. Aber was die Zukunft bringt wissen nur die Götter. Ich stand also auf, wünschte meinem Vater eine gute und erholsame Nacht und begab mich in mein Zimmer....

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