• Er wollte seine Geschäfte ausbauen und dafür brauchte es so etwas wie Stammkunden. Einen hatte er und er wusste, der würde ihm treu bleiben. Nun galt es noch ein oder zwei zu finden und so klopfte er an die Tür der Villa und wartete auf seinen Stock gestützt, sein steifes und zumeist immer noch gefühllose Bein entlastend.

  • Am nächsten Tag begann für Samira wieder der alltägliche Dienst. Sie war für vielerlei zuständig, die Porta gehörte dazu. Als es klopfte, wandte sie sich ohne Verzögerung dieser Aufgabe zu, öffnete und steckte die Nase aus dem Türspalt. Sie war vorsichtig. In Germenien gab es immerhin einheimische Stämme, die den Römern nicht freundlich gesinnt waren.


    "Ja?" Sie war der Meinung, dass diese Bemerkung zunächst für den Besucher als Aufforderung reichen würde.

  • Er sah die offenkundige Sklavin an und rührte sich leicht, stellte seinen Stock etwas anders vor und stützte sich mehr auf ihn. Man mochte einem jungen Mann wie ihm nicht den Stock zutrauen, aber was nicht anders ging ging nicht anders. "Mein Name ist Caius Quintilius Iuba und ich suche Claudia Aureliana Deandra. Die Angelegenheiten sind geschäftlicher Natur."

  • Die Sklavin öffnete nach der Auskunft die Tür und trat hervor. Sie musterte den Fremden kurz, dann lud sie mit einer Geste ein, ihr zu folgen. Da der Besucher nicht angekündigt war und offensichtlich weder zur Familie noch zum Freundeskreis gehörte, brachte sie ihn in das Atrium des Hauses.

  • Camryn hatte zwar keine Ahnung, was der Kerl vor der Tür mit einem Kamm wollte, aber sie öffnete trotzdem die porta um einen Spalt.
    Anschließend musterte sie den Besucher ausgiebig von oben bis unten, ehe sie leicht arrogant fragte: "Jaa?"

  • Camryn legte den Kopf leicht schräg und zog dann die Tür noch etwas weiter auf.
    "Du hast Glück, Annaeus Modestus. Der Herr ist vor wenigen Augenblicken nach Hause gekommen. Folge mir bitte", erwiderte sie und deutete mit einer Handbewegung die Richtung an. Sie führte ihn durch das etwas kärglich aussehende atrium, vorbei an nur wenigen Büsten längst verstorbener Aurelier auf ihr Ziel zu.

  • Corax Syphax wusste nun, wohin er gehen musste, um zur Villa Aurelia zu gelangen. Er entfernte sich also von dem Spiel und ging durch die engen schlammigen Gassen, wo man sich fast die Nahe zuhalten musste vor lauter Gestank, in Richtung einer Hauptstraße, die ihn direkt zur Villa geleitete.


    Villen waren die schönste Häuser in den Städten, meinte Syphax; eine schöner als die andere, und stets verglich er jede mit jeder, um doch Kleinigkeiten zu unterscheiden, die weningstens EINE Villa zur Schönsten machten.


    An dem Prachtgebäude angekommen, setzte er seinem Fuß auf den kleinen überdachten Vorplatz vor der Eingangstür, um sich erst einmal von dem ganzen Straßenschmutz zu entledigen.
    Seine Kleider abgeklopft und seine Sandalen ausgezogen, klopfte er nicht zwei- oder dreimal auf die Türe, sondern den Rhythmus eines germanischen Liedes im 4/4 Takt auf die Metalltüre, indem er seine Faust ballte und mit den mittleren Gelenken der Finger, die nun schön ein Spitze wie von einem Berg bildeten leicht hämmerte.
    Sein Anliegen war ein recht Einfaches und er wollte unbedingt mit dem Soldaten sprechen, den er vor drei Tagen bei dem Pferderennen in Mogontiacum getroffen hatte.
    Zwar wusste er, welche Probleme er hatte: Dass er immer, wenn er aufgeregt war, stotterte, aber er überwand sich andauernd, und das zeigte, dass er ein starkes Selbstbewusstsein hatte.

  • Es gab nicht viele villae in der Stadt Mogontiacum, vermutlich war die villa aurelia deswegen beinahe jedem Bürger ein Begriff. Tagtäglich kamen und gingen Klienten, Bittsteller, Bettler und Leute, die einfach nur eine warme Mahlzeit ersuchten, welche ihnen gewährt wurde. Der ianitor beschäftigte sich gerade mit einem solchen Mann, der eine Schale Hirsebrei erbeten hatte, und konnte daher seinem Dienst nicht nachgehen, weswegen es erneut Camryn war, die in Ermangelung einer weiteren Tätigkeit sozusagen frei oder gar Langeweile hatte. Corvinus befand sich noch im Haus, hatte sie aber nach dem Ankleiden fort geschickt, um noch einiges an Papierkram zu erledigen, ehe er fort ins castellum musste.


    So öffnete denn die Sklavin die porta, welche gewiss nicht aus Metall bestand, sondern aus edlem und ebenso schwerem Holz wie beinahe alle portae in dieser Zeit. Misstrauisch bedachte sie die langhaarige und ungepflegt erscheinende Person vor der Tür mit einem skeptischen Blick, ehe sie mit einem langgezogenen "Jaaah?" versuchte, dem Klopfenden sein Anliegen zu entlocken. Ihrer Meinung nach war das nur wieder jemand, der um etwas Geld oder eine Schale pulsum bitten würde.

  • Seine Anliegen waren nicht diese, wie die Sklavin dachte. Mit Freundlichkeit, aber immer noch wissend, dass das nur eine Sklavin war, begrüßte er sie doch angemessen:


    Salve, schönes Mädchen! Mein Name ist Corax Syphax, ich bin gekommen, um mit deinem Dominus zu sprechen.
    Er strcih sich kurz mit einer Hand durch das lange schwarze Haar, damit es ihm nicht ins Gesicht hing.
    Ich möchte mit ihm gerne ein paar Geschäfte betreiben.
    Somit schickte er der Sklavin ein Lächeln zu.

  • Geschäfte? Nun, das kam unverhofft. Soweit sie wusste, war dies kein Klient ihres Herren, da sie ihn noch niemals zuvor gesehen hatte. Das Kompliment zauberte ihr ein Lächeln aufs Antlitz, und sogleich zog sie die porta weiter auf, damit der Mann eintreten konnte. "Du hast Glück, mein Herr wird bald zum castellum aufbrechen. So tritt doch ein und folge mir bitte", sprach sie und führte ihn zum officium, wo sie Corvinus vermutete.

  • Der Bote der "Schola Germaniae" erreichte die Villa Aurelia und klopfte an
    die Porta:


    "Klopf ... Klopf ... Klopf ... "

  • Ohne, dass sie es sagen konnte, warum, streifte Camryn heute schon den ganzen Tag mit einem Lächeln auf den Lippen durch die villa. Ausnahmsweise ließ sie sich auch nicht über die schwache Blase des ianitor aus, wegen der sie ihn heute wieder ständig an der porta vertreten musste. Stattdessen öffnete sie, eine leise Melodie summend, die schwere Tür und begrüßte den Besucher beinahe überschwänglich. "Heeerzlich willkommen! Was kann ich für dich tun?" fragte sie gut gelaunt und blinzelte den Besuch ausgesprochen freundlich an.

  • Der Bote erblickte das freundliche Gesicht und und nickte höflich:


    "Sei gegrüßt, gute Frau .. ich bin der Bote der "Schola Germaniae "
    und bin gekommen um die Unterlagen für den "probatio rerum sacrarum II" cursus
    für Marcus Aurelius Corvinus abzugeben. Hier sind die Unterlagen"


    Der Bote überreichte der Frau das Schriftstück, holte dann eine kleine tabula
    und ein stilus :


    "Bitte, schreibe hier Deinen Namen oder mache einfach ein Zeichen"


    Der Bote konnte ja nicht wissen, ob die junge Frau schreiben konnte oder nicht,
    auf jeden Fall brauchte er aber ihre Unterschrift

  • Na das müsste Deandra mal hören. Gute Frau. Camryn nickte und nahm die Pergamentrolle an sich. "Ah, genau. Der Herr erwartet die Prüfung bereits", sagte sie und klemmte sich die Rolle unter den Arm, um mit ihrem Namen den Empfang des Dokuments zu quittieren. Bedächtig unterschrieb die keltische Sklavin mit ihrem Namen:


    [Blockierte Grafik: http://img525.imageshack.us/img525/8352/unterschriftcamrynav3.gif]


    "Bis wann und wo sollen die Ergebnisse eingereicht werden?" hakte sie schließlich nach, als sie das n geschrieben hatte, und gab dem Boten seinen stilus zurück.

  • Der Bote nahm seinen Stilus und seine Tabula, las den Namen und steckte
    alles wieder in seinen Beutel:


    " Du hast einen schönen Namen, Camryn ... nun, ich bin nur der Bote,
    und ich nehme an, diese Information ist auch in den Unterlagen enthalten ... ,
    aber so wie ich gehört habe - ungefähr in zwei Wochen ...
    So, ich muss jetzt weiter, vale bene, Camryn ..."


    sagte der Bote und ging seinen Weg

  • Camryn blinzelte den netten Mann freundlich an und nickte. "In Ordnung. Dann danke ich dir für die zügige Abwicklung, ich werde meinem Herren ausrichten, dass die ansässige schola sehr freundliche Boten hat", versprach die Sklavin und sah dem Boten noch eine Weile hinterher, ehe sie die Tür schloss und ging, um Corvinus diese Unterlagen zu bringen.

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