• Der Tempel des Kronos wurde von den Römern gestiftet. Der dort praktizierte Kult ist auch eine der wenigen römischen Einflussnahmen in die Kultur Alexandrias, denn die Griechen kannten eigentlich keinen eigenen Kronoskult.


    So ist der alexandrinische Kronos weniger mit dem aus der griechischen Mythologie gleichzusetzen, sondern eher mit dem latinischen Saturnus, den Herrscher des Goldenen Zeitalters und Bringers von ewigem Reichtum und Glückseeligkeit. Naheliegenderweise wird Kronos deswegen auch mit den römischen Kaisern identifiziert.

  • Ich beschloss mir wieder einmal Alexandria anzuschauen, die Perle des Mittelmeers, gegründet durch Alexander den Großen. Natürlich lebte ich schon lange in dieser Stadt und man müsste annehmen das ich jedes größere Gebäude kenne, doch dem war nicht so. Schließlich namen die Römer immer wieder bauliche Veränderungen vor. Manch einmal zum Guten, aber oft auch zum Schlechteren. Mir kam es oft so vor als sei die römische Kultur ein billiges Abbild der griechischen Kultur, nur das diese Kinder irgendwie die Macht über die Welt erlangt haben. Noch immer fragte ich mich wie das geschehen konnte? Alexander hatte es doch geschafft... ein Weltreich und selbst die Bruchstücke seines Reiches waren mächtige Reiche. Ägypten blühte unter den Ptolemäern und trotzdem... Aber was träumte ich? Schließlich ging es mir eigentlich gut und Barbaren waren die Römer sicher auch keine.


    Schließlich fand ich ein Gebäude, welches ich zuvor noch nie erblickt hatte, offensichtlich ein neuer Tempel. Ich beschloss ihn mir näher anzuschauen. Der Tempel wurde wohl von den Römern errichtet, eine typische römische Kopie des griechischen Baustils. Zugegeben aber sehr kunstvoll und beeindruckend umgesetzt. Das musste man den Römern lassen, auch wenn sie alles nur kopierten und selten richtig verstanden was sie da kopierten, so konnten sie doch beeindruckende Dinge daraus erschaffen.


    Auf der Inschrift des Tempels war zu lesen das es sich um einen Tempel vor Kronos handelte. Hatten die Römer einen Kult um Kronos aufgebaut? Ein solcher war ihm bis jetzt völlig unbekannt. Zwar war Kronos nach seiner Entmachtung durch Zeus noch immer König der Elysischen Gefilde, aber seine Macht in dieser Welt hatte er doch völlig verloren. Was auch sicher nicht schlecht war, schließlich war er ein Gott des Chaos und der Verwirrungen. Wünschte dieser Kult etwa seine Rückkehr?


    Ich beschloss einen Priester des Kultes zu suchen, vielleicht könnte dieser mir einige meiner Fragen beantworten, oder es zumindest versuchen.


    Sim-Off:

    Gibt es hier einen Priester? Oder jemand anderes der vielleicht ein Gespräch über Kronos ausspielen möchte?

  • Nach längerer Suche fand ich weder einen Priester, noch eine andere Person. Nur einen anderen Besucher, welcher ebenfalls einen Priester suchte. Meine Fragen schien mir der junge Mann jedoch auch nicht beantworten zu können. Als dann seine, für meinen Geschmack, unschicklich leicht bekleidete, aber sehr schön anzusehende, Begleiterin zu ihm winkte, beendete er unser Gespräch schnell. In seinem Alter wohl eine verständliche Entscheidung. Also beschloss ich mich auf den Heimweg zu machen.

  • Ich war gerade auf dem Weg von der Agora nach Hause und da ich einen Zwischenstopp in meinem Lupanar einlegen wollte, kam ich mal wieder am Kroneion vorbei.
    Oft schon hatte ich mir den Tempel angesehen und auch schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt hinein zu gehen. Doch irgendwie hatte mir bisher immer die Zeit dazu gefehlt. Doch heute war ich nicht in Eile und so blieb ich vor dem Tempel stehen.
    Ich schaute ihn mir an und fragte mich, ob ich tatsächlich hineingehen sollte.



    Sim-Off:

    wenn jemand will....

  • Nach all der Übersetzungstätigkeit brauchte ich frische Luft - die es in dieser Hitze natürlich nicht gab, aber daran würde ich mich noch gewöhnen. Möglicherweise war meine chinesische Kleidung auch einfach nicht sinnvoll in diesem Klima. Ganz sicher war sie es nicht. Nichtsdestotrotz machte ich mich auf, die Stadt ein wenig zu erkunden. Schließlich gelangte ich zu einem Tempel. Prinzipiell nichts Besonderes, doch irgendwie gefiel mir dieser. Dabei fiel mir eine Frau auf, die den Tempel betrachtete. Ich stellte mich neben sie. "Das ist ein wirklich schöner Tempel," sagte ich auf Attisch.

  • Ich wollte gerade meine Palla über meinen Kopf ziehen um den Tempel zu betreten, als ein merkwürdig gekleideter Mann vorbeikam. Er sah aus wie einer der typischen Bewohner Alexandrias, nur seine Kleidung war eher merkwürdig und erinnerte ein wenig an das, was die Barbaren im Norden trugen. Doch seine Aussprache verriet nichts über eine barbarische Herkunft.
    Da ich als Prytanin natürlich eine gewisse Pflicht gegenüber den Bürgern der Stadt hatte, sah ich vorerst davon ab hineinzugehen und widmete mich jenem Mann der mich angesprochen hatte.

    In der Tat ist er recht schön. Vielleicht nicht der schönste hier in Alexandria, aber dennoch wirklich schön.
    Der Attische Dialekt war mir so nah wie die Lateinische Sprache und wer mich nicht kannte konnte selten sagen welches meine Muttersprache war, was hier in Alexandria schon häufig von Vorteil war.

  • Die Frau war ganz sicher Griechin. Jedenfalls sprach sie so. "Ich wusste gar nicht, dass es hier einen Tempel des Kronos gibt. In der Tat ist das der erste Kronos-Tempel, den ich sehe... faszinierend."
    Ich betrachtete den Tempel noch etwas, dann wanderte mein Blick wieder zu der Frau. "Wie unhöflich von mir, ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Zixi... ähm... Marcus Achilleos." Ich lächelte höflich, fast schon schüchtern und verbeugte mich leicht. "Nach all den Jahren in der Fremde neige ich wohl noch dazu, den Namen zu verwenden, den ich dort hatte. Marcus Achilleos ist der Name, den mir meine Mutter in Athenae gab. Zixi De war der Name, den ich in der Fremde hatte. Und vermutlich wird dir keiner der Namen irgendetwas sagen." Ich lächelte wieder, diesmal aber natürlicher. Wie ungewohnt es doch war, zu lächeln, wenn man jahrelang höchste Disziplin gewahrt hatte.
    "Ich habe dich nicht gerade von irgendetwas abgehalten, oder?"

  • In der Tat sagten mir weder der eine, noch der andere Name etwas. Beim letzteren hatte ich sogar Probleme mir vorzustellen, wie man ihn wohl schreiben würde. Er war sicherlich doch irgendwo bei den nördlichen Barbaren gewesen, anders konnte es nicht sein. Allerdings schien er einigermassen freundlich zu sein.
    Es ist mir eine Freude dich kennenzulernen, Marcus Achilleos aus Athenae.
    Ich sagte es mit einem Lächeln, eines das so natürlich war, wie ich es meistens trug.
    Ich bin Urgulania aus dem Hause der Iunier. Du hast mich von nichts abgehalten, ausser vielleicht davon diese Tempel zu betreten, was jedoch nicht schlimm ist. Das du vorher noch nie einen Tempel des Kronos gesehen hast liegt vermutlich daran, dass es davon nicht allzuviele gibt. Oder besser gesagt so gut wie keine.

  • Haus der Iunier? "Oh, du bist eine Römerin? Das hätte ich bei deinem Attisch gar nicht gedacht. Du hörst dich an wie meine Landsleute - meine gebildeten Landsleute." Es war die Wahrheit und zugleich ein Kompliment. Zumindest hoffte ich, dass sie es auch als solches verstehen würde. Ihr Lächeln machte sie mir auch irgendwie sympathisch.
    "Wenn du sowieso den Tempel betreten wolltest... ich würde mich geehrt fühlen, wenn ich dich in den Tempel geleiten könnte." Ich lächelte wieder recht natürlich. Und ich war neugierig. Wenn man jahrelang keinen griechischen Tempel mehr von innen gesehen hatte, war das verständlich. Dafür hatte ich in Han und Indien mehr als genügend Tempel und Schreine diverser Götter und Ahnen gesehen.

  • Natürlich mochte ich es, wenn man mir Komplimente machte, schliesslich war ich eine Frau und auch Frauen meines Alters fühlten sich gerne mal gebauchpinselt. Und daher lächelte ich den Mann weiterhin freundlich an und nickte leicht.
    Sofern es dir nichts ausmacht mit einer Römerin in einem Tempel gesehen zu werden, wäre es mir durchaus eine Freude.
    Dass ich als Römerin vermutlich sehr viel besser in diesen römischen Tempel passte als mein griechisches Gegenüber blieb in diesem Moment einfach einmal unbeachtet.
    Ich deutete auf den Eingang und setzte mich in Bewegung um diesen zu erreichen. Dabei zog ich noch schnell meine Palla über den Kopf, denn frau sollte Tempel nicht mit unbedecktem Kopf betreten. Das gehörte sich einfach nicht.

  • "Nach meinen Erfahrungen in der Fremde zählt für mich nicht das Volk, zu dem jemand gehört, sondern die Person. Also macht es mir ganz sicher nichts aus, mit einer Römerin gesehen zu werden. Vor allem nicht mit einer so netten Römerin." Ich lächelte charmant. "Außerdem sehe ich ja auch nicht aus wie ein Grieche."
    Ich ging neben ihr die Treppe zum Tempeleingang hinauf. Oben angekommen, ging ich zuerst durch das Portal, doch dem Altar näherte ich mich wieder neben ihr. Im Innern des Tempels war es zwar immer noch warm, doch immerhin etwas kühler als draußen. Ich sah mir die Architektur an. "Ein römischer Tempel mit griechischem Name... interessant," flüsterte ich.

  • Ich folgte ins Innere des Tempels und schaute mich dort ein Wenig um während wir zum Altar gingen. Den Kommentar quittierte ich mit einem kleinen Schmunzeln, dass jedoch in der relativen Düsterheit des Tempels nicht unbedingt sichtbar war.
    Wir sind in einer griechischen Polis, da passen sich auch wir Römer architektonisch an. Andererseits sieht dieser Tempel nicht sehr viel anders aus als jeder andere römische Tempel.
    flüsterte ich eine Erwiderung.

  • "Das mag daran liegen, dass alle Tempel prinzipiell den gleichen Zweck haben: Einer Gottheit zu huldigen und Opfer darzubringen," kommentierte ich flüsternd die Erwiderung.
    Ich war etwas erstaunt, dass wir im Moment die einzigen Menschen im Tempel waren - mit Ausnahme eines Priesters, der in einer Ecke scheinbar eine Inschrift betrachtete.
    "Es ist hier nur deutlich weniger los als in anderen römischen oder auch griechischen Tempeln. An und für sich ganz angenehm," flüsterte ich Urgulania zu.
    Der Altar sah so aus, als wäre er nur wenig benutzt worden. Jedenfalls war der Stein noch fast wie neu.

  • Natürlich hatte er Recht und so nickte ich leicht.
    Ich denke das liegt daran, dass nur wenige Menschen tatsächlich Kronos oder auch Saturn opfern. Er macht vermutlich den meisten einfach zu viel Angst.
    Immerhin hatte Kronos durchaus nicht ausschliesslich positive Attribute zu bieten.

  • "Die meisten Menschen scheinen nicht zu verstehen, dass Positives und Negatives Teil eines Ganzen sind. Das Positive ist unvollständig ohne das Negative und kann ohne dieses nicht existieren. Umgekehrt genauso. Deshalb ist Kronos eigentlich in sich komplett. Er macht zwar Angst, aber er gibt auch Hoffnung - Hoffnung auf die Elysischen Felder und das dort noch immer herrschende goldene Zeitalter."
    Hatte ich gerade eine daoistische oder eine griechische Erklärung abgegeben? Ich wusste es nicht. Irgendwie war es beides.
    "Abgesehen davon, gerade wenn man sich vor einem Gott fürchtet, sollte man ihm opfern, um ihn milde zu stimmen."

  • Das war eine durchaus interessante Ansicht, die mir recht neu war. Allerdings war sie wirklich interessant und es wert einmal darüber nachzudenken.
    Ich denke aber, dass Kronos vielen Menschen einfach viel zu weit weg ist. Natürlich gibt es die Hoffnung auf das goldene Zeitalter in den Elysischen Feldern, aber andererseits sind die Felder für die meisten doch recht fern und daher ist Kronos für viele vermutlich bisher nur ein drohender Schatten des Todes.

  • "Ich denke eher, dass die Menschen einfach nur versuchen, den Tod und alles, was damit zusammenhängt, zu ignorieren. Mit Ausnahme der Ägypter, die ja geradezu für den Tod leben. Beide Extreme sind falsch. Man muss akzeptieren, dass der Tod die logische Folge des Lebens ist und sich auf den Tod genauso vorbereiten wie auf das Leben. Es gibt kein Leben ohne Tod und keinen Tod ohne Leben. In der Tat vollendet der Tod das Leben, sofern er nicht durch eigene Hand wider den Willen der Götter herbeigeführt wird. Aber ich schweife ab. Vielleicht sollten wir mal bei Gelegenheit eine kleine philosophische Runde aufmachen und über solche Themen diskutieren?"

  • Auch wenn der Tod natürlich zum Leben gehört, kann ich es sehr gut verstehen, dass man nicht ständig an ihn erinnert werden möchte. Auch die Vorstellung, dass wir nur leben um irgendwann zu sterben ist schon ein kleines Bisschen deprimierend, oder etwa nicht?
    Zumindest empfand ich dies so. Doch mein Gegenüber schien da etwas andere Ansichten zu haben als ich.
    Das sollten wir vielleicht wirklich tun. Du scheinst recht interessante Ansichten zu haben.


    Der einsame Priester war mittlerweile unserer Anwesenheit gewahr geworden und schaute uns an. Ich gab ihn mit einem kleinen Wink den Hinweis, dass er zu uns kommen wollte, denn schliesslich war ich nicht nur hierher gekommen um den Tempel zu bestaunen.

  • Vor dem Tod hatte ich keine Angst, so lange er entweder natürlich oder für einen höheren Zweck war. Insofern fand ich die Vorstellung auch nicht deprimierend. Wesentlich schlimmer fand ich die Vorstellung, dass die Inder recht hatten und man immer wieder erneut geboren wurde und sich noch nichtmal aussuchen konnte, als welches Lebewesen. Die Lehre des Buddha gab da zwar einen Ausweg vor, aber lieber war es mir, wenn man auf jeden Fall nach dem Tod ins Elysium kommen würde. Das war definitiv ein Grund, sich mit Kronos gut zu stellen. Nicht, dass er einen nicht in sein Reich lässt und man dann tatsächlich wiedergeboren würde!


    Nachdem Urgulania dem Priester einen Wink gegeben hatte, zu uns zu kommen, begab er sich sofort zu uns. Es schienen wirklich selten Gläubige in diesen Tempel zu kommen. Ich überließ meiner Begleiterin das erste Wort, schließlich hatte sie ihn ja auch hergewunken.

  • Ich wechselte einige Worte mit dem Priester und erklärte ihm mein Anliegen. Ich wollte dem Kronos ein kleines Opfer bringen, denn in meinem Alter galt es ja auch schon mal für die Zeit nach dem Tod vorzusorgen. Aber vor allem natürlich wollte ich Kronos für den diesseitigen Reichtum danken den er meiner Familie geschenkt hatte und ihn bitten uns auch weiterhin damit zu beglücken.
    Der Priester liess sich mein Anliegen schildern und schilderte mir dann die Möglichkeiten die ich hatte um dies zu tun. Ich entschied mich dafür ihn für mich opfern zu lassen, was er allerdings erst später am Tag tun konnte, da ihm die Opfergaben ausgegangen waren und sein Gehilfe noch nicht zurückgekehrt war.


    Ich dankte dem Priester und wandte mich dann wieder meinem Begleiter zu.
    Ich hätte dann hier alles erledigt.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!