Nikes Ankunft

  • Es dauerte eine Weile, bis sie an der Casa ankamen... Nike prägte sich wie immer den Weg ein, den sie zurück gelegt hatte, und maß die Entfernung der Casa zum Marktplatz auf einige Stadien.


    Nun standen sie vor der Tür, und der Schatten, der von seinem Rand bis zur Tür einige Schritte maß, ließ auf ein großes Gebäude schließen. Naja, ihr neuer Herr war schließlich Statthalter dieser Provinz, da konnte er sich dies wahrscheinlich leisten.


    So stand Nike also mit der Gefolgschaft ihres neuen Herrn vor der Tür, und wartete darauf eingelassen zu werden...

  • Valens öffnete die Tür und sah hinaus. Draußen stand eine junge Frau, die er noch nie gesehen hatte. "Guten Morgen. Was kann ich für dich tun?", fragte er freundlich. Irgendetwas war bei ihr etwas merkwürdig... Valens schaute sie aufmerksam an, bis ihm klar wurde, dass es ihre Augen waren. Die Frau war blind.

  • Nike verneigte sich leicht vor dem Mann, der die Tür geöffnet hatte.


    "Salve, Herr. Mein Name ist Nike, ich bin die neue Bedienstete des Herrn Matinius Aggrippa. Ich bin hier um mich meinem neuen Herrn und seinem Heim vorzustellen."

  • Dafür, dass sie blind war, wie Valens schon auf dem ersten Blicke hat erkennen können, verstand sie es außerordentlich gut, ihn zu orten. Sie sprach ihn mit wohlbedachten und freundlichen Worten an.
    Eine Sklavin.
    Valens seufzte auf. Sein Bruder hatte dem Ankauf einer Neuen nicht widerstehn können, obwohl er doch genau wusste, wie wenig Valens die Sklaverei mochte.
    Aber er machte gute Miene zum bösen Spiel und sprach sie ebenso freundlich an, wie sie sich ihm vorgestellt hatte. "Salve, Nike! Willkommen in der Casa Matinia! Mein Name ist Quintus Matinius Valens, ich bin der Bruder Agrippas." Er vermied die Formulierung "deines Herren" betulich. Ich weiß nicht, ob Agrippa zur Zeit hier ist... aber komm einmal rein!" Er öffnete die Tür weit auf, damit es ein geringeres Risiko für Nike gab, sich anzustoßen.

  • Nike nickte ergeben. Der Mann machte einen freundlichen Eindruck, und es lag nichts falsches in seiner Stimme... ohne Probleme schritt sie durch die Tür und blieb in der Eingangshalle der Casa stehen.


    Es war ziemlich ruhig im Haus, sie konnte einzelne gedämpfte Stimmen hören, und ein Springbrunnen befand sich wohl hinter dem Haus. Als Valens die Tür schloss brach sich das Echo an den Säulen und Möbeln der Eingangshalle, und Nike konnte sich in etwa ein Bild davon machen wie es hier aussehen musste...


    "Ein schönes Heim...", meinte Nike mit angestrengter Stirn. Die Küche befand sich wohl im rechten Teil des Hauses.. Küche.. ihr Magen fing an zu knurren, viel zu laut für ihren Geschmack, und Valens musste es gehört haben.


    "Entschuldigt bitte...", meinte sie tonlos, es war ihr unangenehm. Die letzten Tage waren zwar nicht unbedingt die unschönsten ihres Lebens gewesen, aber Hunger war dennoch ihr steter Begleiter.

  • Valens schloss die Tür. Er drückte wohl etwas zu fest, denn es machte einen ziemlichen Knall, woraufhin er ein bisschen zusammenzuckte.
    Der Sklavin schien der Lärm jedoch zu helfen. Es schien fast, als könne sie mit ihren Ohren sehen.
    Valens wandte sich an sie. "Ich denke, dass deine, nun ja... Situation es nicht wirklich erlaubt, dass ich dich hier alleine herumlaufen lassen kann." In diesem Moment grollte ihr Magen. Valens konnte sich nicht mehr verkneifen und grinste - gut, dass die Sklavin das nicht sehen konnte, sie würde sich sicher veräppelt vorkommen.
    Nur, Valens meinte es nicht so. In der Casa Matinia war es keine Sünde, hungrig zu sein. Wie froh war er, dass sie keine konservativen Stoiker waren, sondern Leute, die die Freuden des Lebens noch richtig genießen konnten.
    "Komm mit in die Küche! Ich habe nämlich auch Hunger. Soll ich deine Hand nehmen?", fragte er. Er selber würde nichts dagegen haben, die Sklavin anzugreifen (denn hässlich war sie beileibe nicht), nur wusste er, dass einige Frauen ziemlich leicht sauer bis hysterisch darauf reagieren konnten.

  • Er hatte es gehört, verdammt. Sie fluchte in sich hinein, während sie nach aussen Ruhe bewahrte.


    "Nein, das wird nicht nötig sein, danke. Geht nur vorraus, das reicht vollkommen.", meinte sie während sie all die Geräusche und Gerüche aufsog die die Casa durchströmten, und sich so langsam aber sicher ein Bild von ihr zeichnete.

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