Bestandsaufnahme - Schweres Gerät

  • All zu viel war es nicht, das Avitus und sein Scriba Livius zu überprüfen hatten. Es war eine recht überschaubare Zahl von Skorpionen und Ballisten und auch, wenn man die Manuballisten nicht wirklich zum "schweren" Gerät zählen konnte, so gehörten sie der Art ihrer Verwendung nach doch irgendwie dazu, so dass auch diese auf der Liste standen, die Livius erstellt hatte. Alles andere, was man unter schweres Gerät fassen konnte, so zum Beispiel Rammböcke, Türme, Schutzdächer und anderes Zeug, war entweder nicht vorhanden oder in Einzelteile zerlegt, die man wahrscheinlich ohnehin zurücklassen würde, um die Mobilität der Legion nicht unnötig einzuschränken. Schweres Gerät würde ohnehin vor Ort gebaut werden können und müssen, sobald die Prima am Ort des Geschehens eintreffen würde. Und sollte Parthia - oder wie auch immer ihr Land hieß - nicht genug Baumbestand haben, wovon Avitus ausging, denn er stellte sich diese Gegenden als trostlose, mit vereinzelten dornigen Büschen bewachsene Hügel oder gar leblose Steinwüsten vor, dann würde man dieses Gerät eben woanders bauen und über die Versorgungslinien heranschaffen müssen.


    Sie erreichten die Lagerräume, wo die Skorpione der Legion gelagert wurden.
    "Also dann. Schauen wir uns mal die Geschütze an"
    sagte Avitus. Sie gingen Stück für Stück vor. Avitus begutachtete jedes Geschütz, überprüfte das Holz auf seinen Zustand hin, die Sehnen auf ihre Festigkeit und die Metallteile auf Rostspuren. Alle Mängel, die er aufdeckte, ließ er von Livius notieren. So kam jedes Geschütz dran, wurde begutachtet und in drei Kategorien eingestuft. Voll einsatzfähig, mangelhaft und nicht einsatzfähig. Zum Glück kam letzteres nicht vor, wohl aber wurden hier und da Mängel aufgedeckt.


    Nachdem sie die Skorpione auf diese Weise erfasst hatten, wurde der Munitionsbestand überprüft. Hierbei war Avitus optimistisch gewesen, ahnte er doch, dass Plautius stets ein Augen darauf hatte, dass permanent Munition hergestellt und erneuert wurde. Alte, abgenutzte Pfeile, die dem verschleiß durch Übungen auf dem Campus oder Manövern zum Opfer fielen, wurden aussortiert und laufend durch ständig neue Pfeile aus den Werkstätten der Legion ersetzt. Die Legion hatte so viel Munition für die Skorpione, dass sie wahrscheinlich einen ganzen Tag ununterbrochen damit feuern würde können. Die Pfeile waren je 50 Stück zusammengebunden, alle zehn Bündel waren gruppiert gelagert, so dass eine Zählung erleichert wurde. Summa sumarum kam Avitus nach einer ganzen Weile auf rund 30000 Pfeile. Wenn man die Ermüdung einrechnete und durchschnittlich ein Mal pro Minute schoss, konnte man geschätzte ... hier musste Livius mit dem Rechnen nachhelfen ... geschätzte acht Stunden lang feuern. Genug Munition also...


    "Alles notiert?"
    fragte Avitus überflüssigerweise.
    "Na klar doch, centurio"
    antwortete Livius etwas gereizt. Was sonst hätte er wohl tun sollen. Dieser Artorier konnte Fragen stellen...
    "Kommen wir zu den ballistae"
    sagte Avitus, mehr zu sich selbst, denn zu Livius. Und wieder begann die Prozedur von vorne, wurden die zehn großen Geschütze auf ihren Zustand hin überprüft, Mängel für die Werkstätten notiert und der Munitionsbestand erfasst.


    Anschließend wurden die Manuballisten überprüft. Auch hier gingen Avitus und Livius systematisch vor, wurden jedoch nach ewiger Rechnerei und der Hitze stark vom Durst geplagt, weshalb Avitus eine kurze Pause hatte einschieben lassen und Livius schickte, ihnen etwas verdünnten Wein aus seiner Unterkunft zu bringen. Die Aussicht auf eine extra Ration Wein ließ Livius fast schon Flügel wachsen und Avitus war überrascht, wie schnell der junge Legionär wieder zurück war. Sie leerten ein paar Becher und machten sich dann wieder an die Arbeit. Bald war alles überprüft, gezählt und notiert worden und Avitus entließ Livius, damit dieser den Bericht verfassen konnte, den der Terentier sicherlich bereits erwartete.

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