[intervallum] Am Vorabend des Krieges

  • Gemäß der Befehle fand sich Licinus zusammen mit den anderen milites der ersten cohors am anbefohlenen Sammelplatz ein.


    Licinus war gespannt, zu erfahren, warum sie wohl zusammengerufen worden ware, war sich jedoch ziemlich sicher, dass es was es mit dem beginnenden Feldzug zu tun hatte.


    Kurz spielte Licinus in Gedanken allerlei mögliche Gründe für das Sammeln durch, verwarf alle aber wieder nach wenigen Sekunden.
    So blieb ihm nichts anderes übrig als darauf zu warten, dass primus pilus Artorius die Stimme erhob...

  • Das "Enfinden" am Ort des Geschehens lief selbstverständlich nicht so ab, dass jeder kam, wann und wie es ihm beliebte. Natürlich standen die Männer nach Einheiten geordnet und wurden vorher befohlen, unmittelbar vor den Unterkünften anzutreten, bevor die Cohors sich hier unter den kritischen Blicken der Primi Ordines sammelte und in einer acht Reihen tiefen Formation antrat. Nachdem alle Mann als anwesend gemeldet wurden, wurde den Männern erlaubt, ihr Gepäck abzulegen und bequem zu stehen.

  • Die Schwalben flogen tief an jenem Abend über dem Kastell, schienen sich von der Bereitmachung der Soldaten, dem hektischen Treiben im castellum nicht stören zu lassen. Immer wieder segelten sie in der Luft den Insekten hinter her und fingen diese kunstvoll in der Luft ein. Als Marcus in voller Rüstung, mit Helm und Marschsachen von den Unterkünften zum intervallum marschierte, betrachtete er aus den Augenwinklen den Flug der Tiere. Ob das ein gutes Zeichen war, ein göttliches Omen für die Soldaten? Marcus wußte es nicht zu benennen, doch er glaubte erst mal daran. Hinter sich hörte Marcus das Schreiten von fast hundertsechzig Mann, seine kleine Truppe und seine centuria. Noch in der Unterkunft hatte sich Marcus davon überzeugt, dass alle Abmarschbereit waren, dass sein Maulesel auch gepackt und die letzten Briefe nach Baiae versandt worden waren. Dennoch fühlte Marcus sich noch ganz fern einem Aufbruch nach Parthia, war er sich der Erkenntnis, daß es bald viele, viele Hunderte Meilen in die Fremde und in den Krieg ging, wenig bewußt.


    Mit den anderen centuriones und deren Männer versammelte sich Marcus in Reih und Glied, aufgeteilt in die jeweiligen centuriae. Die Rüstungen glänzten im Abendlicht, die Schilde standen vor den Soldaten auf dem grünen, niedergetrampelten Gras und die Standarten flatterten ein Wenig im Wind. Marcus, der schon unter seinem Helm sehr zu schwitzen begann, stellte sich an die Seite seiner Männer in das erste Glied der acht Reihen. Sein schwarz goldenes Schild, was sich von den Rotgoldenen seiner Männer deutlich abhob, lehnte gegen sein linkes Knie. Sein gladius hatte er mit seinem cingulum militare an seine linke Seite gebunden, Zeichen seines Status als centurio, seinen pugio, das Geschenk seines Vetters Gracchus zu den Saturnalien trug er auf seiner Rechten. Langsam sickerte auch in Marcus das Bewußtsein, daß es doch bald losgehen würde. Er richtete sich auf, seine Nasenflügel bebten als er die Luft des Abends tief einsog. Er vertraute darauf, dass sein optio alle Männer in den hinteren Reihen im Blick hatte, während er vorne auf sie acht gab.

  • Vor einigen Tagen war es das Antreten zum Manöver gewesen, zu dem die Soldaten in Marschbereitschaft zusammen gekommen waren. Jetzt war es das Antreten vor dem Krieg. Alles, was jetzt nicht eingepackt war und mitgenommen werden konnte, würden die Männer vielleicht nie wieder sehen. Niemand wusste, ob er zum letzten Mal in seinem Leben hier auf dem Intervallum stehen würde, mit seinen Kameraden in der Reihe neben sich. Die Männer schienen deshalb etwas schweigsamer als sonst und auch Priscus redete weniger. Dinge, auf die man bisher nicht so sehr geachtet hatte wurden wichtig, andere Dinge, die bei Kontrollen gerne penibel überprüft wurden, traten in den Hintergrund.


    Den Optiostab hatte Priscus schon an die Tragestange seines Marschgepäcks gebunden, damit er leichter zu transportieren war. Wie alle anderen Männer auch führte er in der anderen Hand das Pilum mit sich. Auf Befehl schnallte er sich den Schild wieder vom Rücken, stellte ihn neben sich und schaute, dass die Soldaten der Centurie es ebenso taten. Eigentlich eine lästige Sache, denn auch wenn der Schild schwer war, konnte man sich an das zusätzliche Gewicht auf dem Rücken gut gewöhnen. Bequem stehend und trotzdem angespannt, wartete der Optio ab, wer nun zu den Soldaten sprechen würde und das er zu sagen hatte. Wenn er hätte wetten sollen, hätte er auf die bekanntgabe des Abmarsches für den nächsten Morgen getippt.

  • Imperiosus beeilte sich, um zu seine Leuten am Sammelplatz zu gelangen. Was würde wohl sein Vetter ihnen heute sagen, fragte er sich. Etwas angespannt, wartete er ab... kontrollierte selber mehrmals, ob auch alles saß.


    Hatte er auch nichts vergessen. Marcella, seine Sklavin hate er bereits nach Ostia geschickt, wo sie bei einem Freund unter kam. Dort sollte sie ein wenig in seinem Geschäft aushelfen, denn hier konnte er sie nicht mehr gebrauchen.
    Selbst die Briefe hatte er bereist an alle verschickt.


    Stumm standen sie nun da... wartend was da geschehen würde.

  • Das Sagum war um seinen linken Arm gewickelt, als der Artorier in voller Rüstung die Via Principalis entlangschritt, der angetretenen Kohorte im Intervallum unweit der Porta Principalis Dextra entgegen. Die Finger seiner rechten Hand umklammerten die Vitis so fest, dass die Adern auf der Handrückseite und Unterarm leicht hervortraten. Jene, die ihn gut kannten, würde erkennen, dass er etwas angespannt war. Es war keine Nervosität, die sich des Artoriers bemächtigte, nur eine leichte Anspannung, die er selbst gar nicht bewusst wahrnahm.


    Er betrat das Intervallum, wo die Kohorte stand. An die 800 Mann schwerer Infanterie, ausgerüstet, ausgebildet und bereit. Jene, die Anzeichen machten, die Männer ins Stillgestanden zu befehlen, um Meldung machen zu können, winkte Avitus ab. Ein Bild von der Truppe konnte er sich auch machen, ohne dass die Formalia unbedingt eingehalten werden mussten.


    Langsam, den Blick auf die Männer gerichtet, schritt Avitus die Linie ab. Immer wieder blieb er kurz stehen, fasste den einen oder anderen Soldaten ins Auge, seine Ausrüstung und Bewaffnung in Augenschein nehmend. Wenn alles in Ordnung war, nickte er knapp und ging weiter. Der Griff der rechten Hand um die Vitis hatte sich gelockert. Avitus blieb stehen und drehte sich zu den Legionären um, während er seinen Hem abnahm.


    "Milites..."
    hallte seine Stimme in gewohnter Lautstärke und obwohl die Akkustik miserabel war, war Avitus eigentlich sicher, dass man auch an den Flanken ihn verstehen konnte.
    "Wer eine große Rede voller pathetischer Wörter und Dramatik erwartet, den muss ich leider enttäuschen, denn eine solche Rede werde ich nicht halten. Dafür stehe ich nicht hier und dafür habe ich euch hier nicht antreten lassen. Wir haben lange und oft genug von Ruhm und Ehre geredet. Von Mut, Tapferkeit und Kameradschaft"
    Dass diese Wörter dennoch fielen, war natürlich so gewollt und ein kleiner Kunstgriff, dessen sich der Artorier bediente.
    "Was ich zu sagen habe, ist folgendes. Ich werde im Anschluß hieran zum legatus legionis marschieren. Und ich werde ihm sagen... dass die erste Kohorte... einsatzbereit ist und verdammt noch mal begierig darauf ist, der Welt zu zeigen, mit wem sich dieser sogenannte König der Könige in seiner unendlichen Dummheit angelegt hat... mit uns... mit euch Männer..."
    Vermutlich hatte sich ein klein wenig Dramatik dennoch in seine kurze Ansprache eingeschichen...

  • Auch Marcellus befand sich unter den Männern die hier kampfbereit standen. Es war ein beeindruckendes Bild, auch wenn es nur eine Kohorte war. Er lauchte den Worten seines Vorgesetzten aufmerksam. Hörte er da etwa Uneinigkeit unter den Offizieren heraus? Es schien fast so, als würde er den Legaten dafür kritisieren, dass sie noch hier stehen würden anstatt schon im Osten auf dem Schlachtfelde zu stehen. Nun dies war Marcellus Glück, dass die Legio noch hier war. Aber nun, wo er sein Ziel wohl erreicht hatte, konnte es von ihm aus losgehen. Nicht das seine Meinung irgendjemanden interessieren würde. Er konnte den Primus Pilus gut verstehen. Es gab nichts schlimmeres als bei einem schwebenden Konflikt und ständiger Marschbereitschaft nur herumzusitzen. Man machte sich einfach zu viele Gedanken. Das war nicht gut. Sicherlich dachte der Primus PIlus genauso. Die MIlites mussten etwas zu tun haben, sie brauchten Klarheit. Nichts war schlimmer als Gerüchte. Euphorie packte Marcellus bei den Worten des Primus Pilus, als dieser davon sprach, zum Legaten zu gehen und ihm die Marschbereitschaft der ersten Kohorte zu melden. Marcellus konnte bei diesen Worten nicht anders. Er nahm sein Gladius und schlug damit gegen sein Scutum, um seinen Beifall zu bekunden und dem Primus Pilus zu zeigen, dass er hinter seiner Meinung stehen würde, in der Hoffnung, seine Kameraden würden es ihm gleich tun.

  • Tiberius Vitamalacus hatte den Aufmarsch der ersten Kohorte aufmerksam verfolgt und sein eindruck, das sich die Legion in einen sehr guten Zustand befand und begierig darauf war, in den Krieg zu ziehen, hatte sich nur noch bestättigt. Überall im Lager herrschte eine reges Treiben, überall überprüften die Offiziere die Marschbereitschaft ihrer Männer.


    Und es war nicht nur die erste Kohorte die sich so im Intervallum noch einmal vor dem Abmarsch sammelte, ein Stück entfernt sammelte sich gerade die IV. Kohorte und von der anderen Seite glaubte er die Stimme des Pilus Prior der VII. Kohorte zu vernehmen, allerdings ging diese im Beifal der I. Kohorte unter.

  • Imperiosus stand locker da. Als Centurio Artorius endlich kam, amchte er sich bereit, da er jeden augenblick den Befehl zum Stillstehen erwartete, doch dieser kam nicht.
    Was war das, fragte er sich, doch er kannte seinen Vetter sehr gut. Wahrscheinlich wollte er den Eindruck erwecken, nicht als ihr Vorgesetzter hier zu stehen, sondern er wollte einer von ihnen sein, was er ja durchaus für die Männer hier war.


    Durch die Rede vom Primus Pilus, wurde die Motivation der Kameraden und die von Tiberius nochmals etwas gesteigert. Jeder war begierig in den Krieg zu ziehen. Nachdem der Centurio eine Pause in seiner Ansprache machte, hörte Imperiosus, wie einer mit seinem Gladius gegen sein Scutum schlug. Da konnte Tiberius nicht anderes machen, als dies ebenfalls zu tun, sowie alle die anderen Miles, die dort waren. Das schlagen mit dem Galdius gegen das Scutum war so laut, dass der Legat dies sicherlich mitbekommen würde. Imperiosus glaubte, dass man dies im ganzen Lager hören musste, was sicherlich auch der Fall war.


    Auch Gnaeus Aburius Marcellus schlug mit seinem Gladius gegen sein Scutum und hatte ein breites grinsen im Gesicht. Er konnte es genau wie Imperiosus kaum noch abwarten.

  • Was er sah stellte ihn zufrieden, anscheinend waren alle hochmotiviert und auch begierig in den Krieg zu ziehen. Nun wer war das nicht. Trotzdem überlegte er sich, ob nicht eine kleine Stubeninspektion genau das richtige war, um die Freude etwas zu Dämpfen. Motivation war zwar gut, Übermut aber gefährlich. Nunja man würde sehen. :D

  • Marcus richtete sich ein Stück auf als der primus pilus an den Reihen in voller Montur vorbei marschierte. Neidlos mußte Marcus zugeben, daß Avitus einfach die Autorität in Person war. Es gab Menschen, die von Natur aus dies auszustrahlen vermochten und Befehlsgewalt durchsetzen konnten. Das merkte man bei der ersten cohors, die sich doch grader hinstellten und gespannt ihrem Vorgesetzten entgegen blickten, erwartungsvoll ob jetzt bedeutsame Befehle verkündet wurden. Marcus konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen als er die Worte von Avitus hörte, denn dieser sprach ihm aus dem Herzen ohne es wohl zu ahnen. Gleichwohl Marcus nicht zu denen gehörte, die Ruhm und Ehre hinter her jagten, war er doch langsam des Wartens ebenso überdrüssig, wie manch einem seiner Untergebenen. Noch waren die Soldaten motiviert und bereit, in den Krieg zu ziehen, um das römische Imperium als das darzustellen, was sie waren- eine unschlagbare Militärmacht. Doch bald würde dieser geistige Höhepunkt überwunden werde und die Soldaten würden unzufrieden werden. Zudem war so manch einer seiner Soldaten begierig darauf, die Gelegenheit zu erhalten viel Beute im Reichen Osten zu machen, um nach der Dienstzeit noch einige gute Jahre zu verbringen.


    Marcus wandte seinen Kopf in Richtung der ersten centuria von wo er das Klopfen auf die Schilde vernahm, seine Soldaten nahmen das ebenfalls auf und schlugen rhythmisch gegen die Holzschilde. Auch Marcus, der sich der Stimmung anschloß, schlug mit seiner Faust gegen das Holz seines schwarzen Schildes. Marcus stützte sich mit seinen Handballen auf dem Schild vor sich ab und ließ seinen Blick über die Männer schweifen, sah in einige vor Aufregung gerötete Gesichter, ganz als ob sie nur wenige Momente vor einer Schlacht standen wirkten sie. Marcus Mundwinkel hob sich ein wenig. Hoffentlich würde es bald losgehen. Marcus sah den centurio der Dritten vortreten und hob sein Schild, um dessen Beispiel zu folgen. Marcus stapfte nach vorne zu Avitus, schlug seine Hand zum Gruße vor die linke Brust. Sein flavischer Siegelring klackte dabei leise gegen das Metall der Rüstung.


    Ave, primus pilus. Die Zweite ist Abmarsch bereit.“


    Solche Meldung kam auch von seinem geschätzten Mitcenturio Bruseus.

  • Avitus hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Mit einem derartigen Beifall seitens der Milites hatte er nicht gerechnet und wusste, dass er da natürlich mit dem Feuer spielte. Diese Männer vor ihm wurden in Kenntnis darüber gesetzt, dass Rom sie brauchte, dass sie das tun würden, wofür man sie ausgebildet hatte und das hatte ein Feuer in ihnen entbrannt. Wenn jetzt Verzögerungen auf sie zukämen, würde sich diese Euphorie schnell in einer Meuterei entladen. Wie schnell das ging, war allgemein bekannt, seit Caesar's zehnte, seine überaus geliebte, Legion ausgerechnet deswegen gemeutert hatte, weil sie ihrer Meinung nach zu lange hingehalten hatte und zu lange auf einen Kampf hatte warten lassen. Der Legatus würde einiges an rhetorischem Geschick aufbringen müssen, um die Legion dann wieder auf seine Seite zu ziehen, denn nicht nur die erste, auch andere Kohorten waren im Intervallum oder auf dem Campus aufmarschiert und ihr Beifall war ebenfallsdeutlich hörbar...


    Nachdem der Beifall abgeklungen war, sah Avitus die anderen Centurionen der Ersten Kohorte auf ihn zukommen. Flavius Aristides... obwohl jünger als Aristides, war Avitus insgeheim stolz auf diesen Patrizier, den er seit dem Tag kannte, als Aristides in die Reihen der Legionen eintrat. Er selbst hatte ihn ausgebildet, hatte ihn zu einer Beförderung zum Optio und anschließend zum Centurio vorgeschlagen. Es machte den Artorier überaus froh, zu sehen, dass er sich in diesem Soldaten nicht geirrt hatte und die Gewissheit, sein Schwert - metaphorisch gesprochen - an seiner Seite zu wissen, beruhigte die Nerven. Sein Blick wanderte zu den anderen drei Primi Ordines und Avitus schoß ein Gedanke des Bedauerns durch den Kopf, nicht öfter mit diesen Männern mal in einer geselligen Runde bei einem Becher Wein Zeit verbracht zu haben.


    Die Meldungen der Primi Ordines, ihre Centurien seien bereit, nahm Avitus dankend entgegen, nachdem er zuvor den Gruß erwiedert hatte. Die Principes kamen als erste, die Hastati folgten ihnen.
    "Danke, centuriones..."
    sagte er. Er sprach zu den Centurionen bedeutend leiser, so dass wenn überhaupt, nur die Milites in der ersten Reihe in ihrer Nähe vereinzelte
    "Der Abmarsch der legio steht unmittelbar bevor, der legatus erwartet bereits die Meldungen bezüglich der Einsatzbereitschaft. Ich werde in die principia gehen, um ihm eine zu machen. Centurio Flavius bitte ich, hier zu übernehmen. Lasst die cohors wegtreten. Ich persönlich bin für einen Zapfenstreich um den Beginn der vigilia prima, will euch aber nicht erklären, wie ihr eure centuriae zu führen habt. Suum quicue, wie es so schön heißt. Das wäre dann alles... agite, comilitones...."



    Sim-Off:

    da ich natürlich keine ahnung habe, wann es denn nun konkret los geht - ausser einer vagen angabe habe ich auch nichts - muss ich euch hier leider mit solchen angaben wie "unmittelbar bevorstehend" und ähnlichem abspeisen. man habe simon bitte ein nachsehen mit mir. danke :)

  • Nachdem Falco beim Legaten gewesen war, war er durch das Lager geschlendert um den Geist und die Moral der Truppe in sich aufzunehmen. Und er war beeindruckt. Man hatte der Ersten schon länger unterstellt einen Ruf zu genießen, der schon lange nicht mehr verdient sei. Solche Sticheleien kamen in der Hauptsache stets aus Germanien. Des Kaisers Eingreiftruppe, ohne Grenzkontakt. Und schon länger ungenutzt. Die Vorwürfe konnte auch er nie gänzlich zurückweisen, wenn sie aufkamen. Doch vorm Kaiser durfte solches keiner äußern. Er nahm die Legio Prima immer in Schutz, jederzeit und gegen jeden. Eine Beleidigung dieser Einheit nahm der Alte sehr übel. Die Männer hier machten aber bislang keineswegs den Eindruck einer im Frieden verweichlichten Truppe. Mehr Handwerker, denn Kämpfer. nein, sie brannten geradezu darauf wieder in den Kampf zu ziehen. Den alten wohlverdienten Lorbeeren endlich frische und neue hinzuzufügen. Den Ruf, den man sich mit Schwert und Feuer erworben hatte neu zu begründen. Moral und Motivation waren scheinbar hoch. Man war die Speerspitze des Feldheeres und sich dessen auch bewusst. Diesen Ausbildungsgrad erhalten zu haben, obwohl die Einsatzlage der Vergangenheit dünn war, war eine beachtenswerte Leistung.


    Falco hatte seinen Spaziergang zeitlich glänzend gesetzt. Es war ein Antreten angeordnet. Der Expraefect hielt sich abseits davon. Die Männer waren ausgezeichnet eingedrillt. Die Mienen strahlten Einsatzbereitschaft, Mut, Stolz und Kraft aus. Wieder bemerkte er, wo die Kraftreserven des Reiches lagen. Auf diesen stahlbewehrten Schultern ruhte das Wohl und Weh der Nation. Und jeder Politiker, der sich zu stark von den Herzen dieser Soldaten entfernte würde sich mehr und mehr von der Macht entfernen. In Rom glaubte man stetig mehr in Gremien, Hinterzimmern und auf Gelagen die Geschicke des Landes zu bestimmen. Doch das war Irrglauben. Die große Geschichte wurde noch immer mit dem Gladius geschrieben.

  • Das Lärmen und die aufgeregten Stimmen all der vielen Soldaten vernahm Marcus sehr gut, während er mit den anderen centuriones der ersten cohors vor Avitus stand. Im selben Augenblick spürte er viele Blicke der Soldaten auf sich ruhen und merkte neben der Gespanntheit des Feldzuges wegen auch einen gewissen Stolz in sich aufkeimen über die Legion, die Männer und ein Teil von dem Ganzen zu sein. Sicherlich rümpfte so manch einer in seinem Stande pikiert die Nase, würde er ihm von seinem Dienst als centurio berichten, doch Marcus sah das anders. Zudem empfand er es als eine große Ehre ein centurio ersten Ranges in der Legion zu sein. Marcus deutete mit seinem Kinn ein Nicken an auf die Anweisungen des primipilus.


    „Verstanden, primus pilus!”


    Auch ähnliche Kommentare kamen von den Anderen, Bruseus hob sofort sein Schild an, wandte sich um, um beim Befehl des Wegtreten an der Seite seiner centuria zu stehen. Marcus Augen folgten kurz dem dienstälteren Offizier, der jedoch genauso lange wie er centurio in der ersten cohors war- vorher war er in einer anderen cohors. Marcus schloß seine Faust um den Griff in der Mitte des Schildes und schmiegte seine Hand in die Mulde, die von dem eisernen Buckler gebildet wurde. Die zwanzig Pfund des Schildes machten ihm schon seit Jahren vom Gewicht kaum noch etwas aus, als er diesen anhob. Er betrachtete einen Herzschlag lang die Soldatenreihen, die ihr Marschgepäck auf dem Rücken trugen, gleichsam die Schilde. So hätte die gesamte erste cohors sofort aufbrechen können, um Hunderte von Meilen über das Land und in den Krieg zu ziehen.


    In agmen venite! Primo centuria prima!“


    Marcus nickte einem signifer und cornicen zu. Diese marschierten vor die erste centuria, der Feldzeichenträger hob das signum in die Höhe, woran sich die Soldaten orientieren konnten.


    Abite!“


    Der cornicen blies in sein Horn und beide Männer setzten den Abmarsch mit ihren ersten Schritten voran, die erste Reihe folgte ihnen brav. Marcus musterte mit ein wenig verengten Augen den Abmarsch der Männer, hoffte, daß die Neuen und die leise miteinander schwätzenden Soldaten nicht durcheinander gerieten und dann große Lücken in der Marschkolonne einrißen. Das passierte schneller als man ahnte. Marcus, sein Schild immer noch in der Hand, da er sonst kein Marschgepäck bei sich hatte- es war alles auf seinem Maulesel verpackt- trat an die Seite der vorderen Reihen.

  • Die Truppen schienen alle bereit und hochmotiviert zu sei, am besten wäre es wohl gewesen gleich loszumaschieren, aber das ging wohl leider nicht. Nunja einige Tage würden die Männer sicherlich aushalten können nach so langer Wartezeit.

  • Imperiosus blickte die ganze Zeit nach vonre. Zu gerne würde er wissen wollen, was die Centurios da vorne besprachen, denn er konnte es kaum noch aushalten, in den Krieg zu ziehen. Ihn nervte es einfach, noch länger zu warten und hatte keine Lust mehr, immer und immer wieder sein Marschgepäck zu kontrollieren, ob er auch wirklich alles dabei hatte.


    Einfach los maschieren, dachte er sich, dann käm endlich eine andere Stimmung unter den Kameraden und man hatte endlich die Gewissenheit, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis man den Feind sah.


    Als das Zeichen kam, marschierten sie los und Tiberius versuchte pünktlich los zu gehen, damit alles im Gleichschritt war und es zu keinem Chaos kam, was auch nicht passierte. Zwar waren die vielen Probati, die gerade erst beim Manöver befördert wurden, etwas aufgeregt, sowie der Artorier, aber sicherlich würde die Aufregung schnell weichen, wenn sie mal unterwegs waren.

  • Die Rede des Primus Pilus wirkte auf Priscus motivierend, auch wenn er fesstellen musste, dass er eigentlich gar nichts direkt gegen die Parther hatte. Sie hatten sich nun also mit Rom angelegt, dann würde er eben hingehen und sie zurückschlagen, weil das sein Beruf war. Nicht mehr und nicht weniger. Er hatte keine Angst davor, aber die Vorfreude hielt sich auch in dieser Rede ein Grenzen. Geduldig wartete er ab, bis der Centurio sie wieder zurück in ihre Baracken fühte. Egal wanne s losgehen würde, bis dahin würde es ein Leben auf Sparflamme werden. Bloss nicht zu viel vom Gepäck wieder auspacken, was später wieder eingepackt werden müsste. Bloss keine Sachen anfangen, die man nicht mehr zu Ende bringen könnte. Und immer rechtzeitig auf die Latrine gehen, denn während des Marschierens ein kleines oder großes Geschäft zu verrichten war mehr als unangenehm.

  • Avitus hatte Vitamalacus zuletzt im Intervallum gesehen, der den Aufmarsch der Cohortes beobachtete. So suchte er ihn auch nicht in der Principia, sondern ging das Intervallum ab, Ausschau nach dem großgewachsenen Tiberier haltend. Als er ihn erkannte, trat er zum Tribun, um Meldung zu machen.
    "Tribunus Tiberius. Ich komme gerade vom legatus. Wir haben Marschbefehl nach Ravenna bekommen. Der legatus gibt dir den Befehl über die Spitze, die Nachhut übernimmt er selbst"
    sagte Avitus.
    "Sieht so aus, als würde es der vorerst letzte Abend hier im castellum werden"


    Sim-Off:

    zur Erinnerung: da das Ganze am späten Nachmittag oder gar Abend spielt, wäre es natürlich besser, wenn man es so ausspielt, dass die Legion am nächsten Morgen ausrückt :)

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