• Nachdem ich meine Briefe in die Heimat geschrieben hatte, verließ ich mein Cubiculum, um noch etwas Dringendes zu erledigen.
    Vor der Abfahrt aus Italia hatte ich den Göttern so ziemlich alles versprochen, wenn sie uns nur heil in Alexandria ankommen ließen. Diese Schuld galt es nun zu begleichen.
    So begab ich mich, einige Opfergaben in der einen Hand, und ein weiteres, in ein Tuch eingeschlagenes Mitbringsel in der anderen, zum Lararium.


    Lächelnd betrachtete ich die wohlbekannten Statuetten, welche wir aus Rom mitgebracht hatten und die bereits seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten über die Familie wachten.
    Zunächst legte ich jedoch die Opfergaben beiseite und widmete mich dem Tuch samt Inhalt. Langsam, fast andächtig, befreite ich eine kleine Merkur-Figur aus dem Versteck, hatte ich doch dem Gott, sollte ich die Reise überleben, einen Platz am Familienaltar zugesichert.
    Prüfend drehte ich den Gott der Reisen noch einmal in alle Richtungen, um sicher zu gehen, dass er auf der Reise von Rom aus nicht beschädigt worden war.
    Da dem jedoch nicht so war, stellte ich ihn zwischen die bereits vorhandenen Statuen.


    Schließlich kniete ich nieder, um die Opfergaben 'an den Gott' zu bringen.
    Zunächst griff ich zu einigen Trauben, die ich auf dem Altar platzierte. Demütig senkte ich das Haupt und schickte den Laren ein stummes Gebet. Es folgte der Griff zum Opferkuchen. Ihn legte ich in die Opferschale und übergoss ihn mit dem bereitstehenden Öl, während ich ein Dankgebet an Merkur vor mich hinmurmelte.
    Mit einer Kerze entzündete ich das Ganze schließlich, ehe mein Blick zur Statuette glitt.
    "Wie versprochen, großer und gütiger Merkur, werde ich, sobald ich einen angemessenen Tempel gefunden habe, auch ein blutiges Opfer darbringen.", versicherte ich und hoffte, der Gott würde dieses erste kleine Dankopfer annehmen. 8)

  • Es war nicht viel, aber immerhin. Mercurius vermerkte das Versprechen der Germanica und nahm sich vor, dessen Einhaltung penibelst zu überwachen. So verschwand er und hinterließ lediglich ein ungewisses Gefühl, daß der Prolog zum Dankesopfer erhört wurde.

  • Mit Merkur war ich wieder im Reinen, nun galt es, Iuno wohlwollend zu stimmen.
    So kam es, dass ich eines Tages – oder besser gesagt, eines Abends – zum Lararium kam, diesmal ohne Götterstatuette, befand Iuno sich doch bereits an Ort und Stelle.
    Statt der für die täglich vorgesehenen Opfergaben an die Laren, trug die Sklavin, welche mich begleitete, diesmal einen Korb, dessen Inhalt für die weibliche Gottheit reserviert war.
    Wie üblich hatte ich mir vorab meinen Haarknoten lösen lassen, sodass mir meine Lockenpracht in wilder Formation über den Rücken fiel.


    Die Kohle, in welcher der mitgebrachte Weihrauch sein Ende finden würde, war bereits entzündet, sodass ich umgehend die Körner darüber streuen konnte. Sogleich entfaltete sich der eindeutige, süßliche Geruch, der jedem Opfer vorausging, während ich den aufsteigenden Rauchschwaden hinterherblickte. Eine angemessene Zeit wartete ich, damit ich mir Iunos Aufmerksamkeit sicher sein konnte und sank schließlich auf die Knie.
    „Mutter Iuno.“, begann ich schließlich zu intonieren und hob meine Handflächen gen Himmel.
    „Iuno Sospita, Mater Regina, wie es dir gebührt opfere ich dir diese Gaben, auf dass du meine Bitte erhörst und mir deine Gunst schenkst.“
    Still trat die Sklavin neben mich und hielt mir den Korb entgegen, aus welchem ich nacheinander die Opfergaben entnahm. Sorgsam legte ich alles auf dem Hausaltar ab: Schöne, rotbackige Äpfel, einige Trauben, mit Honig überzogene Opferkuchen und zuletzt, um die anderen Opfergaben herum, eine Auswahl frisch duftender Blumen.
    „Iuno Sospita, Mater Regina, gewähre mir deine Gunst, gewähre mir und meinem Gatten einen gesunden Nachkommen. Für diese Gaben gewähre uns dein Wohlwollen.“
    Noch einmal fanden Weihrauchkörner ihren Weg auf die Glut und verglommen zischelnd neben dem Altar.


    Einen Moment lang hielt ich inne, wandte mich schließlich nach rechts herum und erhob mich wieder. Es folgte ein letzter Blick aufs nun reichlich beladene Lararium, bis ich mich schließlich umwandte und wieder meiner Wege ging.

  • Und wieder kam ein Ruf an die Ohren der Göttin heran. Überrascht war sie nicht, die Bitten der Sterblichen waren ohnehin immer die gleichen. Nur in ganz seltenen Fällen wurde sie um Unfruchtbarkeit gebeten, doch das traf hier auch nicht zu. Die junge Sterbliche war schon gegangen, so sah diese nicht, wie die Flammen eine der Blumen erreichte und diese verbrannte...

  • Barfuß tappste Venusia durch die Gänge zum Opferraum. In der einen Hand hielt sie einen Korb mit den Gaben an die große Göttin, der sie hier opfern und mit einer Bitte behelligen wollte. Vorsichtig trug sie ihre Gaben, den Opferkuchen, den Weihrauch, etwas Obst aus ihrer Heimat und sogar ein kleines Spielzeug, das ihr einst gehörte, mit sich. Vor dem Altar war schon das Kohlebecken bereit gestellt worden. Es war entzündet worden und sie bemerkte die Wärme, die es abstrahlte als sie sich davorkniete und ihre Gaben vorsichtig neben sich stellte. Einen Moment atmete sie durch ehe es beginnen konnte.


    Sie kam sich so schrecklich unbeholfen vor. Sie opferte ja nicht das erste Mal und sie hatte es auch schon viele Male allein getan. Doch hier war es anders. Hier sollte sie also Iuno opfern und dies im Alleingang. Genau hatte sie sich Schriften zu durchgelesen wie man das machte. Ihr erstes allein geführtes Opfer an sie sollte doch nicht schief gehen.


    Langsam entfernte sie das Tuch vom Korb und griff nach dem Weihrauch. Behutsam legte sie Zweig für Zweig in die Glut und wartete bis die Stiele mit ihren Blättern verbrannt waren und der Rauch sich seinen Weg gesucht hatte. Hoffentlich erreichte er auch sein Ziel.
    Iuno, Göttin, die du über die Familie wachst. Ich bitte dich mich alles Kommende gut überstehen zu lassen und schenke meinem Mann einen gesunden Jungen.
    Dann gab sie den Opferkuchen, das eingelegte Obst und die kleine Puppe hinein. Dies war wirklich ein großes Opfer für sie. Eine der wenigen Erinnerungen an ihre Zeit fern von hier, wurde ein Opfer der Flammen, aber es war einem guten Zweck geweiht und so gab sie es gern. Das alles stieg nun als Raum himmelwärts und Venusia wartete ab was nun geschehen würde. Inständig hoffte sie, dass ihre Bitten erhört würden und ein offenes Ohr der Göttin trafen.

  • Ich war meine Frau gefolgt, überliess aber ihr das Ritual vorzubereiten, aber als sie die Worte sprach fühlte auch ich mich so, als würden ein paar Worte meinerseits nicht schaden....


    "Iuno, Göttin, die du über unsere Familie wachst. Ich bitte dich wache über meine Frau und schenke uns ein gesundes Kind. Lass meine Frau die Schmerzen gut überstehen und segne unser Glück mit einem Jungen!"

  • Ah, wieder ein Opfer. Doch die Frau war unsicher, das bemerkte Iuno natürlich, hatte sie als Göttin (und als Frau) natürlich einen besonderen Draht zur Gefühlswelt der Sterblichen. Mit der Zeit würde sich das geben, das wusste Iuno, schon aus Erfahrung mit anderen Opfernden.


    Dann blickte sie zum Mann. Tatsächlich, seine Worte schadeten nicht... aber eine wirklich große Hilfe waren sie auch nicht. Männer. Also kümmerte sie sich nicht weiter um ihn.


    Die Flammen verzehrten die Opfergaben, also konnten die Sterblichen zumindest bei einem sicher sein: Iuno hatte nichts dagegen.

  • Nur kurz hatte sie ihren Gatten angesehen ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Opfergaben lenkte. Schließlich wollte sie doch sehen oder mitbekommen ob die Göttin sie erhört hatte. Als die Flammen sich dann eifrig über ihre Opfergaben hermachten, schien das für sie ein Zeichen zu sein und erleichtert erhob sie sich dann.
    Ich denke es war ein gutes Zeichen, dass das Opfer so rasch angenommen wurde.
    Kurz wandt sie sich noch einmal um und sah in die Flammen.
    Ich danke dir.
    Der Dank galt der Unterstützung beim Opfer und dass sie sich so nicht so ganz allein fühlen musste.

  • "Auch mein Dank sei dir gewiss, Iuno!"


    Dann erhob ich mich ebenfalls


    "Scheint, als ob alles gut gehen wird, nicht wahr?!" lächelte ich meine Frau an, deren Bauch schon so kugelrund war, dass man meinen könnte, es würde nicht nur ein, sondern zwei neue Römer geboren werden....

  • Es war lange her, dass sie den Weg hierher gefunden hatte. Zu lange her. Dies musste geändert werden und dafür war sie nun hier. Es war um die Mittagszeit, dass sie hierher kam. Die beiden Kinder schliefen nun hoffentlich. Es war nun gar nicht mehr so einfach die Kleinen zu einer Auszeit gegen Mittag zu überzeugen. Ihre Dickköpfe waren da ziemlich stark. Man konnte sich wirklich nur fragen von wem sie das wohl übernommen hatten. ;)


    Sie kniete vor dem Stein und schloß die Augen. Sie atmte durch, öffnete die Augen dann wieder und entzündete das kleine Kohlebecken. Ein Blick in die Bücher und Schriften dieses Hauses hatte ihr verraten, dass es zu viele Götter gab, die sie anbeten konnte um Unterstützung für Primus zu bitten. Die Entscheidung hier den oder die richtige Göttin zu finden, fiel ihr überaus schwer. Sie wollte doch alles richtig machen. Damals bei Iuno war es einfacher gewesen als jetzt.


    Nachdem das Kohlebecken gut brannte gab sie zuerst Weihrauch in die Glut und wartete bis der Rauch ein Stückweit aufgestiegen war. Dan gab sie etwas von ihrem Opferkuchen und frisches Obst hinein in der Hoffnung alle Götter irgendwie anzusprechen auf das sich jene, die etwas tun konnten dazu auch berufen fühlten. Venusia hatte nun schon einige Male den römischen Göttern geopfert, aber so recht daran gewöhnen konnte sie sich nicht. Wenn sie den germanischen Matronen opfterte, war jeder Griff sicher und geübt, keine Aufregung, kein Zittern lagen in den Bewegungen, aber hier? Das Herz schlug rasend in der Brust, die Griffe nicht zögernd, aber irgendwo dennoch unsicher. Sie war aufgeregt, hoffte das richtige zu machen und somit wirklich etwas Gutes bewirken zu können.
    "Ihr Götter, ich weiß, dass ich einen gezielt von euch ansprechen sollte, doch es fällt mir sehr schwer. Mein Mann ist weit fort von hier und sucht seinen Bruder. Die Reise ist gewiss gefährlich und der Ausgang alles andere als klar. Seit seinem Weggang habe ich nichts mehr von ihm gehört. Meine Hoffnung ist ungetrübt. Trotzdem bitte ich euch um Beistand für ihn und seinen Bruder. Sollte er noch leben, bringt ihn heil und gesund an der Seite meines Mannes heim genauso wie ich euch bitte Primus gesund und heil mir wieder zurückzugeben. Nehmt dieses kleine Opfer von mir."
    Wieder schloß sie nun die Augen verharrte einen Moment ehe sie aufstand und sich abwand. Es ging ihr nun etwas besser. Sie hatte getan was sie konnte, zumindest von hier aus.

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