• An einer Wand im Geschäftsbereich des Bankhauses Hraluch findet sich eine Informationstafel, die Auskunft über die angebotenen finanziellen Leistungen bietet...



    Das Bankhaus Hraluch bietet seinen Kunden folgende Dienstleistungen.



    Kredite
    Unterschiedliche Kredite nach den eigenen finanziellen Möglichkeiten, lang- oder kurzfristig, zu individuell vereinbarten Zinssatz und Rückzahlungsmodalitäten.


    Seedarlehen (pecunia traiecticia)
    Individuell ausgehandelte Darlehen zur Transportfinanzierung und Sicherung. Versichern Sie ihr Transporte gegen Verlust, Beschädigung oder Untergang und seien Sie auf der sicheren Seite.


    Verwahrung (depositum)
    Für größere Geldsummen bieten sich ohne Probleme die gut ausgestatteten Tresore des Bankhaus. Gegen günstige Konditionen wird Ihr Geld sicher und problemlos verwahrt.


  • Lange hatte ich mich mit der Idee herumgetragen, eine eigene Taverne aufzumachen. Der Posten als Scriba war zwar fordernd, aber auch nicht so fordernd, dass ich nicht vielleicht doch noch etwas anderes probieren konnte. So kam ich des Nachmittags ins officium des Bankhauses und schaute mich interessiert um. An der Theke grüßte ich freundlich den Angestellten.


    "Chaire. Ich möchte einen Kredit über fünfhundert Sesterzen aufnehmen."

  • | argentarius


    Überrascht sah der iüdische Bankier von seiner Schreibplatte auf, als der offenbare Kunde so plötzlich sein Anliegen auf den Tisch schleuderte.


    "Chaire, einen Kredit über 500 Sesterzen also ? Bitte, nimm Platz ! Wie lautet Dein Name ?"


    Gänzlich routiniert war er erstmal dabei, sich ein Bild von dem neuen Bittsteller zu machen.

  • | argentarius


    Der Schreiber notierte sich den Namen auf einer unbenutzten Wachstafel, die er aus einem Stapel hervorzog, ehe er sich wieder mit seinen Fragen an den Kunden widmete.


    "Theodoros Corintheus, also. Und welchen Zweck dient die Darlehensaufnahme ?"

  • "Ich möchte eine Taberna eröffnen. Eine kleine gemütliche Taberna unten am Hafen, wo die Menschen sich treffen, essen und trinken können. Bei derzeit mauer Lage mit Tavernen sehe ich da eine gute Marktlücke."

  • | argentarius


    Wieder notierte das der Angestellte. Eine Taberna also, das war wenigstens nichts übermäßig großes, wo er erst den Chef in Kenntnis setzen mußte. So gab er nur ein langezogenes "Hmmm...." von sich, was sicher zu seiner Taktik gehörte, um nicht zu vorschnell eine Entscheidung treffen zu müssen.


    "Wie ist deine persönliche Lage ? Gehst du einer Tätigkeit nach ? Hast du Sicherheiten ? Eventuelle Vermögenswerte oder einen Bürgen ?"

  • "Ich lebe in geordneten Verhältnissen. Derzeit arbeite ich als Scriba Provincialis des Statthalters. Bürgen kann ich leider nicht vorzeigen, aber ich besitze derzeit ein bescheidenes Vermögen von einhundertundzwanzig Sesterzen."

  • | argentarius


    Der argentartius runzelte die Stirn. Die Aussagen waren etwas unklar, nicht gerade sehr bestimmt.


    "Ich meine, wo wohnst Du ? Besitzt Du Sachvermögen ?" fragte er, wenn auch in geringer Hoffnung, daß da was vorhanden wäre. Der Typ wirkte mehr als unseriös. Wer sagte ihm, daß er sich nicht mit dem Darlehen aus dem Staub machen würde.


    So fragte er spezieller "Erzähl mir etwas mehr von deinen Plänen ! Was hast Du bisher gemacht ?"

  • "Ich wohne in der Via Quinquerima Immergrün in der Insula 10. Sachgegenstände besitze ich. Möbel, ich besitze darüber mehrere wertvolle Bücher berühmter Autoren. Der Gegenwert beläuft sich bei vorsichtiger Schätzung auf gut 600 Sz.


    Bisher war ich paedagogus in mehreren Häusern, zum Beispiel der claudischen Familie in Rom. Darüber hinaus habe ich mehreren Herren als scriba personalis gedient. Meine Pläne? Ich will das kleine Haus unten am Hafen mit dem Geld wieder auf Vordermann bringen. Du weißt schon, das grün angestrichene, das bereits leichte Risse aufweist. Darin möchte ich eine Taverne einrichten. In der Seitenfront sollen sich Händer ansiedeln und ihre Ware feil bieten."

  • | argentarius


    Das war doch immerhin etwas. Jetzt konnte er sich schon besser ein Bild von der Lage machen. Er legte die Wachstafel beiseite, wobei er die Ellbogen aufstützte und begann die Konditionen nun zu klären.


    "Bene. Wir haben zwei Arten von Krediten, langfristige und kurzfristige. Langfristige Kredite sind günstiger. Man bezahlt regelmäßig seine Raten, plus dem zugehörigen Zinssatz bis das Darlehen restlos getilgt sind. Kurzfristige Darlehen sind vom Zinssatz höher, doch können jederzeit in einem Rutsch gelöst werden.


    Zinsen sind regelmäßig zu den Kalenden eines Monats fällig, bei Verzug werden diese aufgeschlagen auf die bisherige Summe. Bei kurzfristigen Darlehen beträgt der Zinssatz 20 %, bei langfristigen 10 %.


    Da Du über keinerlei Sicherheiten verfügst, würde eine 'fiducia cum creditore contracta' (Sicherungsübereignung) vereinbart werden. Bei Tilgung des Restdarlehens, erfolgt dann eine Reübereignung.


    Irgendwelche Fragen ?" sah er den Kunden erwartungsvoll an.

  • Zehn Prozent? Raffgieriger kleiner... X(


    "Ja, die habe ich. Wie genau sieht denn der fiducia cum creditore contracta' (Sicherungsübereignung) aus? Was habe ich dort zu übereignen? Ansonsten würde ich einen langfristigen Kredit wählen und bin mit den Konditionen einverstanden."

  • | argentarius


    "Das ist ganz einfach. Deine zukünftige Taberna wird uns zur Sicherung übereignet. Du darfst sie freilich ohne Probleme nutzen. Doch haben wir die Sicherheit, die uns ermöglicht, Dir das gewünschte Darlehen zu übertragen."

  • | argentarius


    Der Schreiber nickte und holte wieder seine Wachstafel hervor, um die letzten Details einzutragen. Das Zähneknirschen ignorierte er. Die Menschen kamen aus den unterschiedlichsten Gründen hier her, meistens aber, weil sie in irgendeiner Form gezwungen war. Daß sie nicht unbedingt gerne hierherkamen, war nachvollziehbar, doch es war seine Arbeit und er übte sie gewissenhaft und pflichtbewusst aus.


    "In Ordnung. Ich werde einen Vertrag aufsetzen. Deine Wohnung ist uns ja nun bekannt. Ich werde Dich in Kenntnis setzen, wenn alles soweit ist, um den Vertrag zu besiegeln."

  • | argentarius


    "Gut. Damit wären wir komplett. Ich wünsche Dir dann viel Erfolg ! Du wirst von mir hören."


    Der Bankier erhob sich und streckte die Hand aus, um sich von Theodorus zu verabschieden.

  • Ihm war die ganze Sache nicht gerade geheuer. Wie ein Dieb ging er durch die Gassen und Straßen Alexandrias. Unter seiner Tunika hielt er eine hölzerne Kiste verborgen, deren Inhalt – so er denn bekannt wäre – sein Leben sicherlich bedroht hätte. Münzen im Wert von knapp 8000 Sesterzen. Davon könnte Curio sich eine Menge leisten, das wusste er. Ebenso wusste er, dass sich auch viele, viele mehr etwas davon leisten konnten und so wusste er nicht, was schlimmer war: Unbekannt und ohne Schutz oder mit einer ansehnlichen Eskorte durch diese Riesenmetropole zum Bankhaus zu gehen.


    Wenigstens wusste er, wo sich das Bankhaus Hraluch befand. Er wusste, dass es genau um die Ecke war und er gleich am Ziel sein würde. Die schwere Last würde von ihm fallen und er könnte gedankenlos wieder zurück schlendern und musste nicht mehr auf jede Kleinigkeit in der Umgebung, jede potentielle Gefahr reagieren.


    Durch die Menschenmassen hindurch glitt er weiter in Richtung Ziel und endlich konnte er es mit eigenen Augen sehen – auch wenn es seiner Meinung weder wirklich imposant noch anderweitig erwähnenswert aussah. Vielleicht lag das ganze daran, dass im Fremdenviertel die Möglichkeit, ein besonders luxuriöses Haus zu finden eher gering war. Zugegeben, höher wie in Rhakotis allemal. Eiligen Fußes erreichte er das Gebäude, schaute sich noch einmal verstohlen um und betrat es dann.


    Im Inneren ließ er seinen Blick über die Einrichtung gleiten und landete schließlich auf der einzigen Person, die derzeit anwesend war und an die der Sergier sich auch sofort wandte.


    “Salve, ich hab' ein Paket für Ioshua ben David!“

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