Das Gebet Salambos

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    ~ Salambo ~



    Demütig stand die junge Nubierin vor dem Standbild der Iuno. Zuletzt war sie zu den Nonae Caprotinae hier im Tempel gewesen, das war ein Heidenspaß gewesen, doch heute war sie hier mit einem wichtigen, für sie tatsächlich lebenswichtigen Anliegen. Noch immer war sie überwältigt, von der Wendung, die ihr Schicksal zu nehmen versprach, seitdem der Dominus Flavius Gracchus ihr heute ein nicht gerade alltägliches Angebot gemacht hatte.


    Sorgsam hatte sie ihre Hände in dem Wasserbecken am Eingang symbolisch gereinigt, ebenso sorgsam legte sie sich die Opfergaben bereit. Sodann atmete sie einmal tief ein und wieder aus, zog sich ein leichtes Schleiertuch über den munteren Lockenkopf und lies ein paar Weihrauchkörner auf den Rost über den glimmenden Kohlen vor dem Altar rieseln. Rauch stieg auf, kringelte sich und verbreitete einen Wohlgeruch, den die junge Sklavin mit bebenden Nasenflügen einsog. Durch den Rauch hindurch sah sie zu dem Kultbild der Göttin auf, und hoffte, dass ihr der Duft ebenso genehm sein würde, und dass sie ihr geneigt ihr himmlischen Ohr leihen würde.


    "Mater Iuno!", sprach Salambo klangvoll, und hob die Handflächen gen Himmel, "Gütige Himmelkönigin, erhabene Beschützerin des Hauses und der Frauen, sieh die Gaben ich Dir in tiefster Verehrung darbiete, auf dass Du Dich daran erfreuen mögest."
    Ehrfürchtig legte sie die Opfergaben auf den Fokulus, wobei sie darauf achtete, ihn nicht mit der Hand zu berühren. Rotwangige Äpfel waren darunter und saftige Trauben, dazu aus Dinkel gebackene, mit Honig gesüsste Opferkuchen, und zuletzt drapierte sie außen herum drei prächtige, duftende, samtrote Herbstrosen, die sie von den unvergleichlichen Sträuchern des Flavius Felix stibitzt, und sorgfältig von den Dornen befreit hatte.


    "Oh Mater Iuno, Geliebte Göttin, Allerhöchste Herrscherin, mögen Dir diese Früchte und Kuchen Dir munden, mögen die Blumen Dein Auge erfreuen und ihr Duft Deine Nase."
    Salambo wartete ein wenig, um der Himmlischen Zeit zum Begutachten der Gaben zu geben, und warf derweil noch etwas Weihrauch auf die Glut, bevor sie fortfuhr:
    "Oh Mater Iuno, Verehrungswürdigste Spenderin alles Lebens, höre gnädig meine Bitte. Es hat mich ein Mann erwählt, von Würde, Stärke und unübertroffenem Adel, ihm ein Kind zu gebären, und mein größter Wunsch, mein innigstes Flehen ist es, ihm dieses zu erfüllen."


    Beide Hände legte die Nubierin auf ihren Bauch, und sah beschwörend empor zu dem ruhigen und majestätischen Antlitz des Kultbildes der Göttin.
    "Oh Mater Iuno, laß meinen Schoß fruchtbar sein, segne ihn, Hohe Göttin, auf dass er bei der Vereinigung die Saat bereitwillig empfange wie die Ackerfurche im Frühjahr den Samen. Und wie alsbald im Erdreich es keimt, wie sich der zarte grüne Spross erhebt, und reift zur goldenen, fruchttragenden Ähre, so lass auch in mir Leben heranwachsen, und gewähre mir, oh machtvolle Gebieterin über das Leben, ein gesundes Kind auszutragen und zu gebären..."
    Die letzten Weihrauchkörner fanden den Weg auf den Rost und verglommen knisternd vor dem Altar.


    "Gewähre mir Deinen Segen, oh Erhabene", flehte noch einmal inständig die Nubierin, "gewähre mir Fruchtbarkeit. Do ut des."
    Mit einer Drehung zur rechten Seite hin beendete sie ihr Gebet, verneigte sich dann noch einmal tief und demütig vor dem Götterbildnis. Der Schleier glitt hinab von ihrer Lockenpracht, und ehrfürchtig trat Salambo zurück vom Altar, inständig hoffend dass die große Göttin sie erhört hatte.

  • Iuno freute sich immer über süße Kuchen, vor allem dann, wenn ihr Göttergatte sie (wieder einmal) zur Weißglut gebracht hatte. In solchen Situationen tut ein Kuchen dann der Seele einfach gut. Von eben jener Süßigkeit naschend hörte sie sich das Anliegen der Sterblichen an, bis sie die Rosen sah.


    "Blumen! Oh, wie entzückend!" Mit entzücktem Gesichtsausdruck nahm sie eine der Rosen an sich und roch daran. Dann widmete sie sich wieder der Sterblichen. Sie will also schwanger werden und dafür göttlichen Segen haben, nun denn, so soll es sein. Mit wohlwollendem Auge blickte Iuno auf die Sterbliche, und ein Gefühl der Zuversicht erfüllte Salambo. Ohne Fleiß zwar kein Preis, aber Iuno wird den Schoß der Frau nicht verschließen.

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