Consistorium – Stabs- und Besprechungszimmer


  • Nur zwei Türen vom Officium des Praefectus Legionis entfernt befindet sich das Stabs- und Besprechungszimmer. Es ist ein heller, lang gezogener Raum, mit weiß getünchten Wänden und recht Schlichter Einrichtung. Das Mobiliar besteht lediglich aus einem großen Tisch, einigen Stühlen und einem Regal mit einem halben Duzend Papyrusrollen.


  • Silanus hatte Nachricht erhalten, zu seiner ersten Besprechung mit dem Stab der Legio XXII zu erscheinen und war bereits sehr gespannt darauf, die anderen Stabsoffiziere kennen zu lernen. Etwas nervös vor diesem ersten Zusammentreffen hatte er noch einige Unterlagen in seinem Officium zusammengepackt, eine Tabula unter den Arm geklemmt und sich auf den Weg ins Besprechungszimmer gemacht, wo er bereits auf den ersten neuen Offizierskollegen stieß, der bereits auf den Beginn der Besprechung wartete.


    "Salve! Ich bin der neue Tribun. Iunius Silanus."

  • Kurz nach Silanus betrat ein weiterer Stabsoffizier das Besprechungszimmer, der auch gleich die offene Frage der bisher anwesenden Ränge beantwortete. Der eine - wesentlich jüngerer der beiden - war also der Primus Pilus und der ältere, eben herein gekommene, der Praefectus Castrorum dieser Legio. Der Iunier, der niemanden seinen angestammten Sitzplatz wegnehmen oder streitig machen wollte, blieb vorerst neben dem Eingang stehen und wandte sich dem Praefectus zu.


    "Salve Praefectus! Ich bin Tribun Iunius Silanus. Es freut mich."

  • Er nickte dem Praefectus Castrorum freundlich zu. Al der neue Tribun sich zu erkennen gab stand er auf und antwortete.


    "Ich bin Primus Pilus Quintus Octavius Augustinus Minor. Du warst vorher bei den Vigiles in Rom? Mein Bruder ist dort Praefectus Castrorum. Du hast ihn sicher kennengelernt."


    meinte er freundlich.

  • Wie konnte er diesen Praefectus wohl vergessen. Das kurze Zusammentreffen der beiden verlief leider nicht besonders positiv, was wirklich schade war, da Silanus vom Grund auf ein äußerst freundlicher und friedliebender Mensch war, aber nun nach seiner Versetzung zur Legio ohnehin nichts mehr zu Sache tat. Silanus hoffte nun, dass er es diesmal beim Bruder des Octaviers richtig machen würde und lächelte ihn daher freundlich an.


    "Natürlich! Wir hatten kurz vor meiner Versetzung Gelegenheit uns kennen zu lernen, haben jedoch nie zusammengearbeitet."

  • Der Praefectus Legionis betrat mit eiligen Schritten das Besprechungszimmer.
    “Salvete!“, grüßte er die Offiziere kurz angebunden und stellte sich vor sie, wobei der die Hände hinter dem Rücken verschränkte.
    “Ich nehme an, die Herren haben sich bereits miteinander bekannt gemacht. Tribunus Angusticlavius Iunius Silanus ist von den Vigiles in Rom zu uns gestoßen. Er wird in nächster Zeit verschiedene Aufgaben übernehmen, sowohl administrativ, als auch im Truppendienst.“


    Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach.


    “Das ist aber nicht der Hauptgrund, weswegen ich den Stab zusammengerufen haben. Der Tribunus möge mir verzeihen.
    Ich habe eine Nachricht aus Parthia erhalten. Leider muss ich euch die traurige Mitteilung machen, dass der Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus... gefallen ist. Der Kaiser ist tot!“

  • Als der Praefectus den Raum betrat, schaffte es Silanus gerade noch rechtzeitig zu einem der leeren Stühle und legte seine Sachen auf dem Tisch vor sich ab. Der Kommandant richtete nur kurze Begrüßungsworte an die Runde, bei denen er auch Silanus als neuen Tribun erwähnte, worauf der Iunier den Anwesenden noch einmal kurz zunickte, kam dann jedoch sofort und ohne große umschweife zur Sache. Die Nachricht, die er den Stabsoffizieren mitteilte, war erschütternd und Silanus ließ sich ungläubig und ohne Corvus aus den Augen zu verlieren zurück in seinen Stuhl sinken. Der Kaiser war gefallen? Wie? Warum? Was war mit der Legion? Gab es weitere Verluste? Was war mit Silanus Patron, den Senator Decimus Livianus? Das konnten bestimmt nicht die einzigen Aussagen des Praefectus zu diesem Thema bleiben. Er wartete die Reaktion der anderen Stabsoffiziere ab und hoffte, dass der Kommandant weitere Informationen Preis gab.

  • Der Octavier wollte dem Tribun gerade antworten, als der Praefect hereinkam nickte er jedoch nur freundlich und verlegte das Gespräch auf später.


    Als der Praefect den Grund der Besprechung mitteilte, verfinsterten sich sein Gesichtszüge. Innerlich ging der 'Erste Speer' sämtliche Möglichkeiten durch, was nun passieren konnte, doch das war noch sehr unklar.


    Natürlich interessierte er sich wie das alles passiert war, jedoch galt es nun Sachlich zu bleiben.


    "Welche Anweisungen gibt es?"

  • “Der verstorbene Imperator Caesar Augustus hat einen Nachfolger benannt. Es ist sein Sohn, Gaius Ulpius Aelianus Valerianus.
    Ich muss wohl nicht betonen, dass eine schnelle und reibungslose Thronfolge auch in unser aller Interesse liegt. Der Wunsch des verstorbenen Kaisers ist uns eine Verpflichtung. Ihm gegenüber, aber auch gegenüber seinem Sohn, dem Caesar, und künftigen Imperator Caesar Augustus.
    Darum lasse ich die Legio XXII morgen früh auf dem Campus antreten. Ich werde die Männer über den Tod des alten Kaisers unterrichten und dann werden wir alle gemeinsam unseren Eid auf den künftigen Kaiser ablegen.“


    Germanicus Corvus machte eine Pause, während der er seine Offiziere musterte.


    “Ihr könnt frei sprechen. Fragen? Anmerkungen?“

  • Ein Kaiser wurde doch nicht einfach so verletzt und getötet. Es ging hier doch nicht um einen einfachen Legionär, der in vorderster Reihe kämpft und jede Sekunde mit seinen Tod rechnen muss. Verwundert nahm Silanus zur Kenntnis, dass der Kommandeur tatsächlich nicht vor hatte mehr zu diesem Vorfall zu sagen. Vielleicht wusste er selbst nicht über die genauen Umstände bescheid. Silanus war ein wenig verunsichert aufgrund diese spärlichen Informationen und wollte noch einmal etwas nachzuhacken.


    "Weiß man denn genau was passiert ist Praefectus? Gab es eine entscheidende Niederlage? Was ist mit den Legionen in Parthia? Wird der Feldzug fortgesetzt?"

  • “Ich habe nur gehört, dass der Kaiser im Kampf verwundet wurde und schließlich dieser Verletzung erlegen ist. Die Berichte sagen nichts über eine Niederlage. Ob der Krieg nun vorüber ist, oder weiter gehen soll, dass kann ich auch nicht sagen. Zumindest war bisher noch nicht die Rede davon, dass die XXIII. nach Nikopolis zurückkehren soll. Sie ist in Syria und sichert die Nachschubwege. Wenn der Krieg vorbei wäre, dann würde man mir bestimmt ihre Rückkehr ankündigen. Aber die Nachrichten aus Parthia fließen leider nur spärlich. Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Wochen noch mehr erfahren werden.“

  • “Ich habe dazu bisher weder etwas aus Rom gehört, noch aus Germania. Ich glaube nicht, dass man dort sehr viel früher als wir erfahren hat, dass Ulpius Iulianus gestorben ist.
    Im Übrigen hat er seine Nachfolge zu Lebzeiten klar geregelt und sie meines Wissens kurz vor seinem Tod noch einmal bekräftigt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der Senat, einer der Reichspräfekten oder der Statthalter von Germania dagegen auflehnen wird.
    Das wird in Alexandria hoffentlich nicht anders sein. Dennoch müssen wir gerade jetzt besonders wachsam sein. Alexandrinische Separatisten könnten den Tod des Kaisers zum Anlass nehmen, Alexandrias Loslösung von Rom zu propagieren. Wenn das geschieht, dann muss jeder Versuch dieser Art im Keim bekämpft und erstickt werden.“

  • Der Octavier nickte, zögerte und antwortete:


    "Um ehrlich zu sein wusste ich schon vom Tod des Kaisers: Kurz vor Beginn der Besprechung erreichte mich ein Schreiben meines Bruders Caius Octavius Cato, der als Praefectus Castrorum der römischen Vigiles dient. Es schein keine Aufstände in Rom zu geben und die Situation ist ruhig, aber gespannt... Er erkundigt sich nach unserem zustand und unserem weiteren Vorgehen. Was kann ich ihm antworten?"


    Der Octavier blickte auf die Stabsoffiziere an.

  • “Nicht das es den Praefectus Castrorum der Vigiles in Rom etwas angeht, nicht wahr? Aber wenn du deinem Bruder einen privaten Brief schreibst, dann sage ihm, dass die Legio XXII treu zum Kaiser steht und das auch über den Tod hinaus. Darum werden wir seine Wünsche respektieren und unseren Eid auf seinen Sohn erneuern, so wie er es wollte und wie ich es eben angekündigt habe. Und sage ihm auch, dass er klug beraten wäre, es uns gleich zu tun. Alles andere wäre schließlich Hochverrat.“


    Germanicus Corvus wusste natürlich nur zu genau, dass 'Hochverrat' nicht nur eine Frage des geschriebenen Gesetzes war, sondern auch der wahren Machtverhältnisse und die wurden vor allem von den Legionen bestimmt. Aber er glaubte nicht, dass sich jemand gegen den Sohn und designierten Nachfolger des verstorbenen Kaisers erheben würde.
    An diesem Tag sah für ihn alles nach einer einfachen und klaren Sache aus. Zumindest so einfach und klar, wie eine Thronfolge im Imperium Romanum überhaupt nur sein konnte.

  • Die Nachricht über den Tod des Kaisers hatte allem Anschein nach alle Stabsoffiziere schwer getroffen. Silanus saß ebenfalls fassungslos auf seinem Stuhl und blickte ins Leere. Weitere Fragen gab es von seiner Seite jedenfalls keine mehr. Alles was zu diesem Thema gesagt werden musste, war bereits gesagt. Alle Informationen die der Praefectus wusste bzw. geben wollte, hatte er gegeben. Nun hieß es abzuwarten wie sich Rom und die restlichen Provinzen verhielten und ob sie den vorgeschlagenen Nachfolger als neuen Imperator akzeptieren würden. Bis dahin ging wahrscheinlich alles seinen gewohnten Gang.

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