[Habitatio] optio Appius Carteius Cirenthius

  • Es hatte relativ lange gedauert bis Tacitus endlich die unterkunft des optios gefunden hatte. Es war schließlich abend und tacitus hatte von den wohnbereichen kaum mehr als sein eigenes quatier gesehen.


    Zumindest war es noch nicht allzu spät. Tacitus nahm haltung an, dann klopfte er.

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    Es war ein kleines, sehr bescheidenes Reich, was Appius seit mehr als ein Jahrzehnt sein Eigen nennen durfte, damals, mehr durch Glück, hatte er erwirken können, daß er aus der Mannschaftsunterkunft ausziehen durfte, wo er die ersten Jahre verbringen mußte, womöglich lag der Grund auch darin, daß es einige sehr unschöne Zwischenfälle damals gegeben hatte. Seitdem hatte er diesen kleinen Raum, der in der Nähe der prinicipia lag und nur von ihm bewohnt wurde. Früher war es wohl mal ein Lagerraum gewesen, doch Appius hatte ihn mühevoll und eigenhändig aufgeräumt. Dennoch war der drei mal drei Meter Raum für ihn groß genug. Ein Bett hatte er sich dort aufgestellt, nicht nur eine Soldatenpritsche, ein Tisch mit einem Schemel – für heute Abend hatte er sich extra einen Zweite organisiert –, die Büste des alten Kaisers – eine neue würde er in der nächsten Zeit noch in Auftrag geben -, und daneben ein Regal mit den Ausgaben der acta. Der Tisch stand sogar unter einem Fenster, daß zum intervallum hinaus ging und auf deren Fenstersims stets Drusilla zu liegen pflegte, wenn die Sonne am Zenit stand und dort ihr Fell wärmen konnte. Ihr Katzenkörbchen hatte sie gleich am Fußende des Bettes. An der anderen Wand stand noch eine Truhe mit den wenigen Habseligkeiten, die sich Appius in seinem Leben zusammen gesammelt hatte. Zwei auffällige Dinge gab es in dem Raum dann ebenso. Ein Regalbrett über der Kiste, auf denen zahlreiche kleine Tonfiguren standen, Katzenfiguren in allen Formen und Ausprägungen – grob geformt bis hin zu einer ägyptischen Tonkatze, ebenso liebevoll bemalt, selbst die Barthaare waren mit schwarzen oder goldenen Strichen angedeutet – dann war noch neben der Kaiserstatue ein kleiner Ahnenschrein. Ein kleiner Holzkasten, der hoch und schmal war, aber nur bis zum Kinn der Kaiserbüste reichte, die natürlich auf einem hölzernen Sockel stand. Einige bronzene Ahnenfiguren lagen in dem Schrein.


    Nervös war Appius, schon den ganzen Tag, seitdem er Tacitus zu sich am Abend eingeladen hatte. Seinen Dienst hatte er – sehr entgegen seiner sonstigen Angewohnheit – richtig gehend schlampig vollführt, mit der Liste war er nicht fertig geworden, weil er mal heute regulär zu seinem Dienstende Schluß gemacht und sich gleich in die Unterkunft aufgemacht hatte. Schon seit zwei Stunden hatte er seine Unterkunft immer und immer wieder aufgeräumt, die Katzen sortiert, seine eigene Katze ganz nervös gemacht, so daß sie sich in ihr Katzenkörbchen zurück gezogen hat. Auf dem Tisch standen nun zwei tönerne Becher – immerhin, zwei hatte Appius schon gehabt, im Gegensatz zu den Stühlen. Er hatte sogar nichts essen können, so fahrig war der optio, der noch nie in diesen Räumen Besuch bekommen hatte. Nun saß er auf dem Schemel und dachte nach, noch einmal den ganzen Raum aufzuräumen, doch schon klopfte es. Wie von der Tarantel gestochen, fuhr Appius auf und sah hilfesuchend zu seiner Katze, die wohl beleidigt spielen wollte, da sie an dem Abend nicht ihre Hühnchenleber bekommen hatte, Appius hatte es schlicht vergeßen, noch nie in den letzten Jahren. Appius schluckte und trat auf die Tür zu, seine Hand zitterte als er sie ausstreckte und schließlich die Türe öffnete. Tatsächlich, da stand doch wirklich der Valerier, Appius sah an ihm einen Herzschlag lang vorbei, ob nicht doch eine Meute von kichernden Soldaten weiter hinten stand, aber dem war tatsächlich nicht so.


    Salve, Valerius!“
    , grüßte Appius den jungen Mann.
    „Bitte, trete doch herein!“
    Appius stand noch im Türrahmen und erst im letzten Augenblick fiel ihm ein, daß Tacitus so unmöglich eintreten konnte. Er machte einen Schritt zur Seite und deutete einladend auf sein Zimmer und die beiden Stühle.





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  • Als die tür sich oeffnete, machte der dahinter stehende option einen sehr zerzausten eindruck.


    Salve, optio


    Tacitus trat ein, und nahm sich erst einmal ein paar sekunden um sich umzusehen. Das zimmer war sehr ordentlich, und auch definitiv gemütlicher als das quatier das ihm, und dem rest seiner probati zugeteilt wurde. Er erspähte auch die verschiedenen katzenfiguren - und dann auch die echte katze, die sich in ihrem koerbchen räckelte. Tacitus selbst hatte katzen immer gemocht, aber nie eine besessen - schon alleine deswegen das sie zwei hunde besasen und sein, nun verstorbener grossvater eine katzenhaarallergie gehabt hatte.
    Nachdem Tacitus erstmal das gesamtbild auf sich hatte einwirken lassen, wandte er sich wieder zu dem optio.


    Wie geht es euch optio?


    das diese frage dann unteranderen doch eher von dem etwas seltsamen benehmen hervorgerufen wurde, das der optio diesen vormittag an den tag gelegt hatte, lies Tacitus lieber weg. aber wie schon gesagt; er kannte den optio noch nicht lange genug.

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    Tatsächlich war Appius nervös, es strömte nur so aus all seinen Poren, denn die Regeln der Konversation, die sozialen Etiketten und Gepflogenheiten waren für ihn ein Buch mit sieben Siegeln, das sich in seinem Leben ihm nie erschloßen hatte. Was womöglich ein Grund war, warum er schon in der Grundausbildung getrietzt wurde. Es gab einfach Menschen, die zogen den Spott von anderen Menschen einfach an, und so einer war Appius leider nun mal. Er rang ruhelos seine Hände und schloß eilends die Tür hinter Tacitus. Diensteifrig eilte Appius auf einen der Stühle zu und rückte ihn zurecht.
    „Nimm' doch bitte Platz, Valerius! Und...ähm...“
    Sollte er es wagen? Doch, Appius war heute ganz kühn. 8)
    „Nenne mich doch einfach Carteius, nicht optio, ja?“


    Die Frage nach seiner Befindlichkeit brachte Appius ein wenig durcheinander. Er blinzelte einen Moment und stand starr im Raum. Was sagte man zu so etwas? Daß ihn jemand nach seinem Wohlergehen gefragt hatte, das war schon lange her und mehr von seinem Bruder gekommen, der sich nicht wirklich für Appius interessierte. Das war jetzt drei Jahre her, als Appius – er war zu Urlaub genötigt worden, obwohl er diesen eigentlich nicht wollte – nun als Appius damals dann nach Rom gereist ist und Pflichtbewußt seine Geschwister besucht hat, den Kaiserpalast sich angeschaut hat und für die Kaiserahnen ein Opfer gebracht hatte. Den Rest der Zeit von seinem Urlaub hatte Appius nichts mit sich anfangen können. Nun, er dachte darüber nach, was er damals seinem Bruder geantwortet hatte. Ah ja! Es fiel Appius ein, darum erwiderte er:
    „Gut, danke! Möchtest Du etwas trinken?“


    Appius, dem das mehr aus seiner Ängstlichkeit heraus geplatzt war, hätte sich in dem Moment ohrfeigen können. Natürlich wollte Tacitus etwas trinken, dafür war er hier, um den Falerner angemeßen zu würdigen. Appius, etwas fahrig und jetzt völlig aus dem Konzept gebracht, eilte schnell an Tacitus vorbei, um den Falerner zu ergreifen und zum Tisch zurück zu kommen. Vorsichtig, aber mit leicht zittrigen Händen, goß er in die Becher von dem besonders feinen Wein ein. Erst als die Becher voll waren, kam Appius der Gedanke, ob er nicht sich in höfliche Fragen flüchtigen konnte. Darum blieb er, mit der Flasche in der Hand stehen, als ob sie ein Rettungsanker war.


    „Und Dir, Valerius? Hast Du Dich gut in der Legion eingelebt? Die Grundausbildung hat schon begonnen, ist das so?“





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  • Jetzt war Tacitus ehrlich ein wenig verdutzt. Er war es gewohnt vorgesetzte oder ranghöhere zu siezen - das schon allein deswegen weil oft irgendwelche adeligen senatoren bei seinem vater zu besuch waren. Aber jetzt wo ihm angeboten wurde das formelle einfach falen zu lassen, war er ein wenig durcheinander. So durcheinander das er einfach nur mit den kopf nickte und irgendwas wie ehm, ja ehm danke Carteius in sich hinein nuschelte.


    Dankbar nahm er auch den wein entgegen, obwohl dies ja ein geschenk gewesen war. Doch er war eingeladen worden, und so war er doch dankbar für diese nicht gerade billige erfrischung, an diesem schwülen abend.
    Tacitus hatte sich noch nicht gesetzt, da er es als höflich empfand, zu warten bis der gastgeber plazgenommen hatte. er konnte diesen teil seiner erziehung einfach nicht außen vor lassen, da, besonders sein großvater, ihn oft deswegen gescholten hatte, und er immernoch halbwegs ein wenig über das nette angebot von Carteius nachdachte.



    Ja, danke der nachfrage, es läuft ganz gut, meine kameraden sind auch recht nett....
    dann fiel ihm die castigatio wieder ein, die bei einigen ungehorsamen probati zum einsatz gekommen war. Schnell verdränkte er diesen gedanken


    Die grundausbildung verläuft auch relativ gut


    Doch den leistungen den die probati hervorbrachten, zusammen mit der brutalen strafe, war die wohl eher die halbe wahrheit.

    Nur die Römische Republik gab uns Schutz
    Heil der Republik!

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    Wie erleichtert war doch Appius, daß Tacitus wohl seinen nervösen Versprecher nicht bemerkt hatte, das Zittern seiner Hände wurde dadurch etwas weniger, aber sie fühlten sich immer noch ganz klamm an. Appius blieb stehen, nachdem er die beiden Becher gefüllt hatte. Fehlte noch etwas, war noch was zu tun, wurde gar noch etwas von ihm erwartet, um als guter Gastgeber aufzutreten? Ah ja, da fiel es Appius ein, etwas, was er durch das ganze Aufräumen in den letzten beiden Stunden völlig vergessen hatte. Schnell ging er zu der Truhe, wo eine Schüssel darauf stand, diese ergriff er und trug sie zum Tisch zurück, um sie dort abzustellen; gefüllt war die Schüssel mit verschiedenen Dinkelplätzchen. Linkisch faltete Appius die Hände vor seiner Tunika und wartete, daß sich Tacitus auf einen der beiden Stühle hinsetzte, je nachdem, welchen er doch präferierte. Dabei meinte er:
    „Nett? Wirklich...?“


    Vielleicht sah man den Unglauben in Appius' Gesicht, nicht, daß er glaubte, Tacitus würde flunkern, aber Appius hatte bis jetzt noch keinen netten Soldaten in der Legion getroffen; bis auf jetzt Tacitus. Unschlüßig sah Appius den jungen Mann an, warum setzte er sich denn nicht? Appius sah nervös auf die Stühle, dann wieder zu Tacitus. Dieser schien jedoch auf etwas zu warten, aber was? In Appius stiegen wahre Panikanfälle hoch und er ahnte, er machte schon von Anfang an alles und gründlich falsch. Appius hüstelte verlegen und besorgt.


    „Sind die Stühle Dir...ähm...nicht genehm?“
    , fragte er vorsichtig nach.
    „Ich kann auch noch andere holen!“
    Oh, hoffentlich hatte er jetzt nicht einen schrecklichen Faux Pas begangen und Tacitus brach in schallendes Gelächter aus, es rieselte heiß und kalt über Appius Rücken.






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  • Ja, es ist alles ein wenig neu, aber ich komme schon zurechTacitus wusste nicht worauf appius hinaus wollte, nachdem er die plätzchen auf den tisch gestellt hatte. Er machte weder die anstalten noch etwas zu holen, noch sich zu setzten.


    Als dann die frage kam ob die stühle ihm nicht genehm seien, war Tacitus wirklich verwirrt.
    [B]ehm, wiebitte? die stühle? natürlich sind sie inordnung.


    Er wusste nich ganz recht was er noch hinzufügen sollte, doch anscheinend wollte der optio das er sich setzte. Er war sich aber nicht ganz sicher.


    Tacitus ging ein wenig zögerlich auf einen der stühle zu, und ließ sich langsam darauf nieder. hätte er das nicht tun sollen?
    Soweit ihm bewusst war, hatte er gerade gegen jene etickette verstoßen, die ihn von kindesbeinen an eingebläut wurden war.


    ehm, danke


    was hätte er sonst sagen sollen?

    Nur die Römische Republik gab uns Schutz
    Heil der Republik!

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    Zwei verwirrte und unsichere Männer befanden sich nun im Raum, denn auch Appius fühlte sich beklommen; man könnte ihn eben durchaus als menschnscheu betrachten; er hatte ja auch wenig mit Menschen zu tun außerhalb seiner Arbeitszeit und dort nur in seiner Position im Rekrutierungsbüro. Und jetzt, in seinen eigenen vier Wänden, wirkte Appius gar nicht mehr so griesgrämig oder frostig, sondern mehr zurückhaltend und etwas genierlich. Er atmete jedoch erleichtert auf, als Tacitus ihm sagte, daß die Stühle wohl doch in Ordnung gingen und er sogar auf dem Stuhl Platz nahm, wobei sich Appius nicht sicher war, ob das auch wirklich so war, das mit den Stühlen, die ganzen zwischenmenschlichen Regeln erschienen ihm einfach zu verworren. Sein Gesicht offenbarte einen Herzschlag lang ein komische Grimasse, was man, wenn man es in dem Moment vielleicht auch sah, als ein Lächeln interpretieren konnte, es war auf jeden Fall eine sehr ungewohnte Regung im Gesicht jenes Mannes. Einen Augenblick lang blieb Appius noch blinzelnd stehen, ehe er steifbeinig sich auf den anderen Stuhl setzte und stocksteif dort saß, wie er das auch in seinem officium zu tun pflegte. Schweigend umgriff Appius den Weinbecher, schob mit der anderen Hand nervös die Schale mit den Dinkelkeksen hin und her, ehe ihm einfiel, daß er die Plätzchen auch Tacitus vielleicht an bieten sollte.


    „Bitte, bediene Dich ruhig!“


    Er schob die Schale zu Tacitus hinüber und zog die Hand sofort zurück. Tacitus, nun beide Hände, um den Becher verkrampt, starrte er auf die Kekse, dann sah er über den Tisch hinweg und kurz aus dem Fenster hinaus, um mit den eisblauen Augen, in denen sich deutlich die Unsicherheit widerspiegelte, dann zu Tacitus zurück zu kehren. Unschlüssig, was er tun oder sagen sollte, so saß Appius verkrampft nun da, als ob er einen Stock verschluckt hätte. Nach einigen Herzschlägen flüchtete er sich in dem, womit er noch am Besten zurecht kam – die Arbeit.


    „Es ist sicherlich ungewohnt mit der Grundausbildung, ja?“
    Appius vergaß gänzlich, daß sie ja zum Wein trinken hier waren, denn er hielt den Becher immer noch starr in seinen sich kalt anfühlenden Fingern.
    „Und wie ist Dein Ausbilder? Ist es der primipilus oder dann doch der Iulier?“





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  • Tacitus, dessen gedanken immer noch zwischen den regeln der etikette herumschwirten, starrte ein wenig benommen in seinen becher. wenige herzschläge später, als er das kratzen der schüssel auf dem holztisch wahrnahm, als appius ihm die plätzchen zuschob, kehre er mit einem plötzlichen ruck in die wirklichkeit zurück. Erst jetzt bemerkte Tacitus die, für ihn sehr unbehagliche, stille. Er nahm sich eines der plätzchen, und drehte es zwischen seinen fingern herum. Es zu essen traute er sich noch nicht wirklich, immer noch ein wenig gefangen in der welt der etikette und dem eigentlichen dasein.


    Eine woge der erleichterung überkahm ihn als appius ihn die frage stellte.


    Ja, die grundausbildung ist um einiges härter als ich gedacht hätte. Aber die anderen probati sind eigentlich sehr nett und freundlich.
    (eigentlich hatte sich tacitus bis jetzt nur mit einem, dem etwas fülligen Gaius Matinius Callistus angefreundet)


    Mein Vater wollte mich immer auf das training vorbereiten, doch das ist nichts im gegenteil zu der grundausbildung und...
    beinahe währe ihm das mit der strafe herausgerutscht. Wehmütig schluckte er diesen gedanken hinunter und wechselte das thema.
    Wir haben immer noch den Iulier als optio, aber ich denke nicht das er bis jetzt sehr zufrieden mit uns ist. Das mit der disziplin geht noch nicht so, wie es sollte.


    Ein wenig hastig, griff tacitus nun wieder nach seinen weinbecher. Dann hob er ihn Carteius entgegen und nahm seinen mut zusammen.
    Auf was sollen wir heute abend trinken, optio Carteius?

    Nur die Römische Republik gab uns Schutz
    Heil der Republik!

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    Appius war sehr erleichtert, daß er wohl doch nicht allzu falsche Fragen gestellt hatte, nein, sie konnten sogar die unangenehme Stille brechen, die über ihnen geschwebt hatte, in dem Augenblick, wo Appius eben nicht wußte, was er tun oder sagen sollte, was man in einem solchen Fall von ihm als Gastgeber erwartete, darum nickte er schon bei dem ersten Wort von Tacitus eifrig und lauschte begierig, sich dabei schon überlegend, was er erwidern konnte, damit nicht erneut so ein peinlich berührtes Schweigen einkehrte. Und erst als Tacitus selber einen Schluck zu sich nahm, entsann sich Appius wieder an den Becher, den er so verkrampft in seinen Händen hielt. Der Wein erzitterte in dem Becher als Appius abrupt ihn anhob und zu seinen blutleeren Lippen führte, um einen Schluck zu nehmen; der Wein rann würzig und ein wenig brennend durch seine Kehle und erst da fiel Appius der schlimme Faux Pas auf, den er mit dem Wein getätigt hatte: Er hatte vergeßen ihn zu verdünnen, entsetzt starrte er auf den Becher als Tacitus gerade auf den Iulier zu sprechen kam. Oh jemine, da dachte bestimmt Tacitus wer weiß was von ihm- Appius; daß er am Ende ein Mann mit losen Sitten war, der sich Abend für Abend mit Wein besoff. Ganz blaß sah Appius auf und zu Tacitus, sein Mund öffnete und schloß sich wieder, wie bei einem Fisch unter Wasser, schließlich sprang er hastig auf, gerade als Tacitus nach einem Trinkspruch fragte; fast wäre der Stuhl auch nach hinten gepoltert, doch Appius konnte ihn gerade noch auffangen.


    „Ähm, verzeih bitte, Valerius. Ich habe völlig das Wasser vergeßen...ähm, das paßiert mir eigentlich nie...wirklich nicht. Eigentlich, ja, ich trinke so gut wie nie. Wenn Du mich kurz entschuldigst?“
    Stante pede rauschte Appius nach draußen und es dauerte einen Augenblick bis er wieder zurück war, mit einem anderen Krug, gefüllt mit frischem Brunnenwasser, eilig trat Appius auf Tacitus zu und schenkte ihm sofort auch etwas Wasser in den Becher, wobei ein paar Tropfen daneben gingen und auf Tacitus' Hand sich verschüttete.
    „Oh, verzeih!“
    Hastig griff Appius nach einem Stück Stoff und tupfte die Hand trocken. Zittrig und fahrig setzte sich Appius, wobei er vergeßen hatte, in all der Aufregung, die Tür richtig hinter sich zu schließen. Und ganz konfus wie Appius war, verschusselte er es, sich selber den Wein zu verdünnen.
    „Entschuldige noch mal, Valerius, ich wollte Dich nicht unterbrechen...ich...ähm...ja...“
    Unsicher sah er Tacitus an, schon fast flehentlich; wie anders der optio doch jenseits des Rekrutierungsbüros war.


    „Die Grundausbildung...ja, ja, die war für mich auch sehr anstrengend. Eine Höllenqual, wenn ich das so ausdrücken darf. Aber es ist gut, daß Dich Dein Vater vorbereitet hat, meiner konnte das nicht, er hätte auch kein Interesse daran gehabt. Weiß Du, meine Brüder haben auch damals gelacht, als ich verkündete zu legio zu gehen.“
    Weil er so ein dürres Hanswürstchen gewesen war und heute immer noch war. Der Nervosität wegen rutschten wohl Appius solche Dinge heraus, die er sonst nie und nimmer jemanden erzählt hatte, aber hier in seinem Refugium war der Eispanzer, den er sonst um sich herum trug, eben nicht da und er hatte hier noch nie Besuch gehabt.
    „Warum sollte der Iulier denn nicht zufrieden sein? Jeder probatus fängt mal von klein an! Und worauf wir trinken sollen...?“
    Ratlos betrachtete Appius Tacitus, sah dann zu dem Kaiserbildnis.
    „Auf den verstorbenen Kaiser, damit er bald in den Reihen der Götter aufgenommen werden mag, zudem auf seinen Sohn, den neuen Kaiser, möge er lange herrschen. Und auf...ja, auf eine gelungene Grundausbildung für Dich, Valerius!“







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  • Tacitus wäre auch beinahe vom stuhl gefallen als sich der optio so hastig aufstand um das wasser zu holen. er war so vertieft in all jene wirren gedanken gewesen, die ihn schon seit einigen nächten plagten, dass er gar nicht bemerkt hatte wie stark der wein eigentlich war. sein Vater hatte den wein schon immer sehr, beinahe zu sehr, verdünnt, besonders wenn es um einen so edlen tropfen ging. Tacitus hatte sich um diesen Teil einel abends nie wirklich gekümmert. Wein war wein und er trank ihn so wie er der gastgeber (oder der händler) ihn eben vorsetzte (obwohl er zugegebener maßen, wahrscheinlich gerade durch die knausrigkeit seines vaters, nicht wirklich der ausdauernste trinker war). Ihm wäre desshalb wahrscheinlich ein ähnlicher fehler unterlaufen, also machte er sich nichts wirklich draus. Nur die hastige reaktion von Carteius überraschte ihn, da solche kleinigkeiten einen optio, der den tisch mit nur einem probatus teilte, wohl nicht sonderlich stören sollten.
    Danke, es macht aber wirklich keine umstände
    Irgendetwas im blick des optio, verunsicherte tacitus. Vielleicht war es gerade die unsicherheit in den augen seines gegenübers?
    Er selbst war eigentlich nur die kennenden blicke seines Vater und seiner freunde, oder die granitharten blicke der Anwälte und Senatoren, die des öfteren bei seinem Vater bei besuch waren gewöhnt. Und dann war da noch jener blick von Terentia... Wieder verdrengte er solch traurige gedanken. dies sollte ein fröhlicher abend werden.


    Doch dann auch noch das zugeständnis zu hören das der optio von seiner eigenen familie dermaßen erniedrigt worden war, schockierte Tacitus erst recht.
    Wenn du es mir erlaubst dies zu sagen, Carteius, hatten deine brüder kein recht dazu. Ich finde es ist eine der größten ehren für eine familie, ein mitlglied in der legion zu haben. Und dazu auch noch in der ersten des reiches. Ist es nicht die pflicht eines jeden römers Kaiser und senat zu dienen? dazu noch in einer so ehrenvollen position?


    Sofort verfluchte Tacitus das gesagte. Er hörte sich an wie sein Vater! und er hatte auch nicht das recht so über die familie von Carteius zu reden. Dazu noch zu einem optio.


    Verhaspelnd und hastig fügte er hinzu:
    Entschuldige, es war unüberlegt.. ehm tut mir leid.


    Die frage warum der Iulier denn nicht zufrieden sei, verschiebend, hob tacitus wieder den becher.
    Dann werden wir auf den Kaiser trinken! auf den neuen, sowieauch den alten. Und lass uns nicht nur auf mich, sondern auf uns trinken. Auf die ehre ein wahrer diener roms zu sein!


    er hatte wohl zuviel zeit mit den Senatorenfreunden seines Vaters verbracht.


    Schnell hob Tacitus den becher an seine lippen, und spühlte somit auf äuserst teure weise, alle bedrückenden gedanken und gefühle der vergangenheit mit dem Falerener hinunter....

    Nur die Römische Republik gab uns Schutz
    Heil der Republik!

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    Knochenhart waren die - sehr wenigen! - Muskeln an Appius' Schulter und seinem Rücken, denn er wollte sich so sehr bemühen, ein guter Gesellschafter zu sein und ganz besonders ein vorbildlicher Gastgeber, daß er ganz und gar verkrampft war, noch mehr als im officium. Nur seine Hände schienen nicht von dieser Starre betroffen zu sein, denn immer mal wieder zitterten sie etwas nervös. Gerade wollte Appius den Becher an seine Lippen führen, doch er erstarrte in der Bewegung, als er die Worte von Tacitus vernahm. Seine Brüder hatten kein Recht dazu? Wie Tacitus das wohl meinte? Ah so, nicht, daß Appius wohl doch kein solches Hanswürstchen war – was Appius natürlich nicht gesagt hätte, aber so nannte ihn sein ältester Bruder damals – sondern, daß es die Pflicht eines Römers war, für das Imperium zu streiten. Ehrenvolle Position? Jetzt klappte Appius' Mund doch auf und er sah den jungen Soldaten erstaunt an, denn eigentlich beneideten ihn die wenigsten anderen Soldaten um den Verwaltungsposten in der Legion, zudem sahen viele von den kämpfenden Soldaten auf Männer wie ihn – ganz besonders auf ihn! - herab und lachten im stillen Kämmerlein über Appius; auch erhielt Appius niemals Lob noch Anerkennung von den höheren Rängen über ihn, auch nicht seinen direkten Vorgesetzten – nur praefectus Matinius hatte diese einmal gewürdigt, aber das war auch wieder lange her. Abgehackter Bewegung nickte Appius und hob die Hand – erst die mit dem Weinbecher, ehe er den Becher in der Hand bemerkte, dann die Freie - in einer beschwichtigenden Gestik.


    „Nein, nein!“
    , untermalte Appius auch gleich mit Worten.
    „Du mußt Dich nicht entschuldigen. Ganz gewiß nicht...ich...ähm...eigentlich...ja!“
    Appius stotterte ein wenig und wußte nicht wirklich, ob er es wagen durfte zu sagen, aber Nettigkeiten war er nicht gewöhnt und womöglich vermochte das noch viel mehr seine sonst auch steife Zunge zu lockern, als es Wein je konnte.
    „Danke!“
    , gab Appius darum zu.
    „So etwas Nettes hat mir noch nie jemand gesagt. Viele...viele finden meine Position doch eher unwichtig.“


    Der Trinkspruch gefiel Appius auch, zudem war er zu fahrig in seinen Gedanken, als daß er bemerkte, daß ihm Tacitus auf die andere Frage hin auswich und geschickt vom Thema ablenkte, Appius hob den Becher in die Höhe – dieses Mal war das auch mal eine paßende Geste! - und sprach mit seiner etwas nasalen Stimme:
    „Auf die Ehre ein wahrer Diener Roms zu sein!“


    Appius führte den Becher zum Mund und trank einen tiefen Schluck, gleich darauf merkend, wie ihm der Wein – ungewohnt war unverdünnter Wein für ihn! - ihm den Mund hinunter brannte und vollmundig sein Aroma verbreitete, was dazu führte, daß Appius tief einatmen mußte, schnell griff er nach der Wasserkaraffe und verdünnte dann auch noch den edlen Tropfen. Dann saß Appius wieder da und sah auf den Tisch, zurück zu dem Fenster, zu seiner Katze, die im Körbchen saß und vor sich hin döste, aus dem Fenster hinaus, wieder zu Tacitus. Das Schweigen wurde sofort unerträglich für Appius, der eigentlich – außerhalb der Arbeit viel redete- aber eben mit seiner Katze und sonst keinem Menschen. Grübelnd dachte er nach, suchte hastig nach Gesprächsstoff, aber er konnte sich wohl kaum darüber beschweren, daß die acta immer verknickt ankam oder wider mal was in der Verwaltung schief ging, und das waren Themen, die Appius bewegten.


    „Ähm...dann wollte Dein Vater, daß Du der Legion beitrittst?“
    , fragte Appius und hoffte, damit nicht ins Fettnäpfchen zu treten.








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  • Tacitus atmete erleichtert auf, das der optio ihm sein - etwas unüberlegtes kommentar- nicht übel nahm. Bei einem gast seines Vaters hätte er sogleich beschimpfungen über sich ergehen lassen müssen, das er sich erlaubt hatte (ob es nun stimmte oder nicht) seine familie so zu besudeln.
    Doch wahrlich überrascht war er schon, als appius ihm offenbarte das seiner position kein respekt entgegengebracht wurde. opio, ist opio, wenn ich mich nicht irre..., aber er kannte sich mit der genauen rangordnung (trotz dauerhaften paukens mit seinem Vater) in der Legio nicht so gut aus, was ihm und den anderen probati am ersten trainingstag, zum verhängnis geworden war. Aber die zeit, obwohl erst einige tage her, war durch den wein in weite ferne gerückt worden.


    Ich finde als optio sollte einem in jeder hinsicht respekt entgegen gebracht haben. Man ist ja nicht durch faulheit, sondern durch harte arbeit dort hingekommen. Und ohne verwaltung würde das praktische inerhalb der legio auch nicht funktionieren.


    Tacitus' mutter hatte sich immer gewünscht das er- wenn er denn schon in die legio müsse, und nicht in die politik wollte, oder anwalt wurde- zumindest in der Verwaltung tätig wurde. Aber sein Vater und überraschender weise auch Terentia hatten sich immer dagegen aufgelehnt.




    Es freute takitus auch das Carteius der trinkspruch nicht missviel. War es also doch nicht so schlecht gewesen den ewig langen abenden und treffen mit senatoren beizuwohnen.
    So nahm Tacitus sich wieder einen schluck des äußerst leckeren getränks.



    Ja, mein Vater hat mich dazu bewogen mich der legio anzuschließen. Meine ganze familie war eigentlich in der legio - abgesehen von meinem großvater, der unter starkem asma litt, und meinem Vater, der wegen seines steifen beins nicht in die legio konnte. Er hat es immer als große schmach angesehen, und wollte das ich die ehre der familie durch meinem eintritt wieder herstelle. Meine mutter hat sich zwar immer dagegen geäußert, doch mein Vater und Terentia... Nein, diesen namen, mit all seinen errinerungen ließ er lieber hinter dem süßen schleier des alkohols und der vergessenheit verborgen.Ehm, nun ja schließlich konnten wir auch sie überzeugen, und so trainierte ich mit meinem Vater und mit meinem Onkel von dort an führ den tag meiner aufnahme. Und wie kam es eigentlich dazu das ihr... ehm du dich der legio angeschlossen hast?

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    Es war Balsam für Appius' geschundene Seele, die in all den Jahren viel Spott und Geringschätzung erdulden mußte; Appius war auch einer jener Männer, die all den Frust in sich hinein fraßen, es immer schluckten und sich niemals zur Wehr setzten bis...ja, bis eines Tages es in ihnen platzte, der letzte Funken von Verstand in dem grenzenlosen Haß unterging, der sich in den Jahren angesammelt hatte, und dann wie ein wilder Berserker durch die Verwaltungsräume laufen würde, aber bis jetzt war es bei Appius noch nicht so weit und gerade schaufelte Tacitus erfolgreich etwas von dem seelischen Morast hin fort - mit einigen Worten der Anerkennung. Appius, der verlegen seine knochigen Finger, die nicht oft ein gladius umgriffen hatten in ihrem Leben, dafür mehr die Schreibgriffel, angestarrt hatte, sah ganz langsam auf und ließ wieder den Ausdruck auf seinem Gesicht erscheinen, den man – immer noch mit viel Phantasiebegabung – als ein Lächeln interpretieren konnte.


    „Viele machen einen Unterschied zwischen jenen Soldaten, die auch kämpfen und ihr Leben riskieren für den Kaiser und das Imperium, und jenen, die einfach in der Verwaltung tätig sind, wie ich. Aber ich danke Dir sehr, Valerius. Es ist gut zu wißen, daß nicht alle Soldaten so denken wie ich immer geglaubt habe!“


    Langsam wurde das Zittern von Appius' Fingern schwächer, er konnte sie um den Becher halten ohne daß der Wein darin immer wieder erschüttert wurde, so trank er auch hin und wieder dezent einen ganz kleinen Schluck; Wein stieg Appius einfach schnell in den Kopf und er war in seinem Leben bis her nur einmal betrunken gewesen, das war auch schon lange her gewesen, meist wurde ihm von Wein einfach nur schlecht ehe es zu dem beduselten Zustand kam. Seine sonst eisblauen Augen, die nicht nur von der Farbe üblicherweise kalt waren, zeugten jetzt einen erstaunlich friedfertigen Ausdruck als sie sich auf Tacitus richteten, während dieser von seiner Familie sprach. Terentia? Wer das wohl war? Ein wenig Neugier blitzte in Appius' Seele auf, der eigentlich sonst nicht viel andere Leute ausfragte, er war da doch sehr scheu. Appius nickte langsam und hielt sich weiter an dem einfachen Tonbecher fest; einen Augenblick dachte er über die Frage nach.


    „Ich...? Ich wollte immer dem Kaiser dienen!“
    , begann Appius und ließ seine Augen in die Ferne wandern, ganz als ob er auch einen Blick in die Vergangenheit wagte.
    „Zu einem ordentlichen Handwerker habe ich nicht getaugt und einen eigenen Laden zu eröffnen, was mir auch gut gefallen hätte, vielleicht sogar einen Buchladen...“
    Appius Augen bekamen einen schwärmerischen Glanz, für ungefähr etwas mehr als einen Herzschlag.
    „...aber mir fehlte das Kapital dazu! Aber weder mit Hobel, noch mit Schmiedehammer bin ich sonderlich begabt, die Laufbahn eines Politikers war doch viel zu hoch gegriffen für mich, schließlich bin ich auf dem Aventin aufgewachsen. Die Legionäre haben mich schon immer beeindruckt, ganz besonders die Adler, die manchmal durch Rom getragen wurden!“
    Ein wenig unzusammenhängend und mit einem nun doch von den Jahren gezeichneten und melancholischen Unterton gab Appius die Worte von sich.
    „Mein Vater hatte mich sogar zu einem Färber in die Lehre gesteckt, damit ich auch für die Familie mitsorge und kein unnützer Esser mehr war, ich war da zwölf, aber schon vier Jahre später, ich habe es einfach auch nicht mehr ausgehalten mit dem widerlichen Gestank, da konnte ich schon der Legion beitreten, mein Vater hat sich irgenwann gefügt. Nun ist er auch schon lange tot....und bei der Legion kann man selbst als armer Plebejer dem Imperium einen Dienst erweisen und vielleicht...“
    Langsam kehrte er wieder zurück und sah zu Tacitus.
    „...vielleicht werde ich eines Tages dann doch noch meinen Laden in Rom aufmachen, wenn ich genug Geld angespart habe.“
    Appius lächelte tatsächlich ganz, ganz kurz versonnen ehe diese Mimik wieder schwand. Tatsächlich schien Appius immer mehr aufzutauen.


    „Dein Vater wird es sicherlich auch gut mit Dir meinen, die Legion bietet einem jungen und tapferen Mann große Chancen, womöglich dienst Du Dich bis zur vitis hoch, sprich, Du bekommst sogar den centurioposten eines Tages.“
    Ein Traum von Appius, der wohl nie wahr werden würde, dafür war er zu unscheinbar trotz seines Eifers bei der Arbeit.
    „Wer ist Terentia, wenn ich das fragen darf?“









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  • Tacitus, der gerade noch dankend genikt hatte, und den letzten rest wein im mund herunter schlucken wollte, um sich für die netten worte zu bedanken, verkrampfte sich schlagartig. Sofort verschluckte er sich und hustete heftig. Nun war der vorhang, den er nun schon seit zwei jahren aufrecht erhielt entgültige herunter gerissen. All jene schrecklichen errinerungen strömten in massen auf ihn herein, und der gerade noch so vollmundige geschmack des weines wurde bitter und schier unerträglich.
    Seit jener schlimmen zeit hatte er diesen namen aus fremden munde schon nicht mehr gehört. Auch seine eltern hatten schnell begriffen das er damit nicht umgehen konnte. Doch die direkte frage brachte alles zurück. Zwischen die flut aus errinerungen mischten sich nun auch bilder von der schönen zeit, vor dem Tag.
    Verkrampft und ein wenig zitternd versuchte tacitus die beherrschung zu behalten, und nicht einfach aus dem zimmer in die dunkelheit zu stürzen. Anscheinend hatte ihm mit dem neuanfang in der legion nun auch die vergangenheit eingeholt.
    Nun doch stärker zitternd, richtete er seinen blick auf Carteius.


    Es... es ist... ehm es ist... stotternd versuchte er seine gedanken zu ordnen. Es ist schon lange her. Terentia, sie... sie war eine frau die ich einmal kannte. liebte fügte er in gedanken hinzu.
    Er hatte das thema noch nie angesprochen, immer den kummer alleine getragen. Doch jetzt brach es einfach aus ihm heraus, wärend ihm langsam heiße tränen die wangen herunter liefen.


    Wir wollten heiraten. In Ostia. aber da ich in die legion ging, war uns dieser weg versperrt. also... also wollten wir nach Delphi. Wir wollten, mit den segen der götter, erfahren was wir machen sollten. es war eine wahnwitzige idee seiner mutter gewesen, die wohl insgeheim gehofft hatte Tacitus von seinem weg in die legio abzubringen. Sein onkel hatte alles, reise und unterkunft schon finaziert gehabt. ...aber schließlich wollte Terentia auch das ich der legio beitrat, wie es mein vater gewünscht hatte...


    Der morgen, die abreise von ostia nach Tarentium, um von dort weiter zu segeln... das erste mal wären sie aus italien heraus gewesen....


    Wieder verkrampfte er sich


    Schon am ersten tag der reise kam es zu... kam es zu einem streit zwischen meinen onkel, der uns nach Tarentium begleiten wollte und dem führer der träger und...


    Tacitus' blick wurde glasig und richtete sich auf einen unbestimmten punkt auf der wand.


    Langsam und mit monotoner stimme, der wirklichkeit entrückt, sprach er weiter:
    Schwerter wurden gezückt... Ich wollte helfen. griff nach meinen dolch und... bin gestürzt...


    Ihr blut an seinen händen, die bilder von seinem dolch in ihrer brust, und ihren brechenden blick lösten eine neue welle der tränen aus.Warum stand sie dort? warum ausgerechnet dort?


    das war zuviel. Obwohl er sich bemühte vor dem optio die haltung zumindest halbwegs zu wahren, versagte ihm sein Körper den Dienst. Tacitus sackte nun vollends in sich zusammen und schluchzte unkonntrolliert in sich hinein.

  • [Blockierte Grafik: http://img366.imageshack.us/img366/8029/appius2vq9.jpg| Appius Carteius Cirenthius


    Nie im Leben hätte Appius geahnt was er mit der – wie er fand – einfachen Frage nach einem Namen alles hervorrufen konnte. Unbehaglich rutschte er auf dem Stuhl hin und her als er merkte, daß er wohl etwas Falsches gefragt hatte, aber statt zornig zu werden, schien Tacitus von einer Woge von Verzweiflung übermannt zu werden. Eine Frau? Eigentlich hätte es sich Appius denken können, aber irgendwie hatte er vermutet, daß es sich auch um eine Verwandte handelte, vielleicht eine Tante. Das Thema Frauen war für Appius sehr fremd, diese Wesen ein Buch mit sieben Siegeln, was er in seinem Leben noch nicht entwirren konnte, aber er hatte auch nie viel mit Frauen zu tun gehabt, besonders in den letzten zwei Dekaden. Drei Mal war er zu einer lupa gegangen, zwei Mal war es eine Katastrophe gewesen und das dritte Mal erinnerte ihn die Frau an seine Mutter, so daß er schnell geflüchtet war. Wenn, dann wechselte er nur mit den Marktfrauen von Mantua mal ein Wort und dabei drehte es sich natürlich nur um die Einkäufe, die Appius erledigen wollte. Nervös leckte sich Appius über die Lippen und dachte nach, was er erwidern konnte, doch dazu kam es schon nicht mehr, denn in dem Augenblick brach es schon aus Tacitus heraus. Ohnmächtig und wie paralysiert verfolgte Appius den Lauf der Tränen über die Wangen von Tacitus, sein Mund öffnete sich ein ganz klein wenig und er nickte völlig mechanisch, während es in seinem Geist hektisch arbeitete.


    „Äh...“
    , murmelte er leise. Heiraten? Legion? Delphi? Streit? Dolch? Gestürzt? Irgendwie ahnte Appius, daß dort etwas sehr Schlimmes paßiert sein mußte, bei dem letzten Streit, aber Tacitus brach an jener Stelle ab. Erstarrt sah Appius den jungen Mann vor sich an und wußte nicht, was er sagen sollte. Im Trösten oder Beileidsbekundungen war Appius noch nie gut gewesen und ein Mann mit einem großen Herzen war er auch nicht, aber irgendwie tat es ihm schon Leid, was Tacitus erlebt hatte und was er aufgeben mußte für die Legion, ein ungewohnte Gefühl machte sich dadurch in Appius breit – man könnte es auch Mitgefühl nennen, selbst wenn jene Emotion nur rudimentär in Appius ausgeprägt war. Appius beugte sich nach vorne und streckte seine knochigen Hände aus, seine Fingerspitzen berührten die Schultern von Tacitus, etwas linkisch und unbeholfen war er dabei.


    „Das Schicksal ist oft grausam zu uns Menschen, die Parzen spinnen ohne Rücksicht auf unser Glück ihre Fäden, wie es ihnen beliebt. Es sollte so geschehen, wie es paßiert ist...“
    Was auch immer paßiert war dann noch, Appius wußte es nicht, er traute sich auch nicht zu fragen.
    „Hast Du das Orakel noch befragen können?“
    , fragte Appius vorsichtig nach.









    [Blockierte Grafik: http://img510.imageshack.us/img510/268/leg1optiopf1.png]

  • Es schien eine lange zeit zu vergehen, bevor sich Tacitus mit seinen gedanken wieder in der Gegenwart befand. Die Trauer und der Schmerz waren immer noch stark präsent, und doch hatte es Irgendwie gut getan, zumindest einen Teil was er fühlte, und schon so lange mit sich trug, los geworden zu sein.


    Langsam brach dann auch der strom der bilder ab, der ihn so plözlich übermannt hatte. Da nahm er die frage des optios wahr. Immer noch befangen, und mit geröteten augen, wannte er sich Carteius zu.


    Das Orakel....


    Wir.... Wir haben die Reise dannach abgebrochen.


    Seine Mutter hatte darauf bestanden diese noch einmal anzutreten, aber nach den ereignissen, war Tacitus nicht mehr in der Verfassung gewesen.
    Um zu vergessen, hatten er und sein Vater sein training für die Legio nur noch vorangetrieben.


    Danke Carteius... aber ich habe das Orakel nicht befragt.


    Tacitus schaute in seinen Weinbecher und nahm einen großen schluck.


    Es tut mir leid, wenn ich dir den abend verdorben habe
    sagte Tacitus wehmütig. Und dennoch fühlte er sich irgendwie befreit.

    Nur die Römische Republik gab uns Schutz
    Heil der Republik!

  • [Blockierte Grafik: http://img366.imageshack.us/img366/8029/appius2vq9.jpg| Appius Carteius Cirenthius


    Selbst wenn ihm Tacitus Leid tat für das, was er schon in jungen Jahren ertragen mußte, so fühlte Appius etwas in sich aufsteigen, was er nach einigen Herzschlägen erst erkennen konnte: Es war das Gefühl von Neid. Neid auf das Leben, was Tacitus durchaus schon hatte, ein Leben, in dem er von einem Menschen innigst geliebt wurde. Appius hatte noch nie so etwas erfahren, er war schon zwei Mal verliebt gewesen, einmal, als er dreizehn und einmal als er fast dreißig geworden war, beide Male hatten sich natürlich die Angebetete nicht für ihn interessiert, beim ersten Mal war er sogar ausgelacht worden, als er mit Blumen angekommen war. Jemanden zu lieben und das Gefühl erwidert zu bekommen, das mußte wirklich wunderbar sein. Appius' Augen wurden leer und ausdruckslos als er darüber nachdachte, sie wanderten auf den Tisch herunter und nur am Rande drangen die Worte des jungen Soldaten an sein Ohr. Daß sie nicht mehr zum Orakel gereist waren, das hätte sich Appius auch denken können, es war mehr eine Verlegenheitsfrage, weil er nicht wußte, was er tun sollte, tröstende Worte, Mitleidsbekundungen, gar Mitgefühl, was ihm etwas fremd war, er hegte meistens solche Empfindungen nicht. Langsam hob er den Kopf und schüttelte diesen als er die Entschuldigung von Tacitus vernahm.


    „Nein, nein, Valerius, Du hast den Abend...nicht verdorben!“
    Appius wußte auch gar nicht, was ein Gelungener und was ein Verdorbener war; er war an diesem Abend nicht alleine, Tacitus war freundlich und ehrlich, verriet ihm etwas aus seinem Leben und zeigte sogar keine Scheu, schlimme Dinge zu erzählen, für Appius war das ein guter Abend, selbst wenn es ihn selbst etwas betrübte, aber seine sonstige Einsamkeit linderte.
    „Es ist schlimm, großes Glück zu erhalten und es wieder aus den Händen gerißen zu bekommen. Aber vielleicht...“
    Appius kaute einen Moment auf seiner Lippe herum und wußte nicht recht, wie er seine Gedanken in Worte faßen sollte, damit sie nicht Tacitus beleidigten.
    „...vielleicht kannst Du es dennoch als ein Geschenk der Götter sehen, daß Du das Glück wenigstens für eine gewiße Zeit erhalten hast. Manche Menschen werden nie in ihrem Leben erahnen können, was es heißt zu...zu...zu....“
    Zu lieben? Das Wort wollte nicht über Appius' Lippen kommen.
    „ - so glücklich zu sein.“
    Das brachte er schließlich dann doch noch hervor.






    [Blockierte Grafik: http://img510.imageshack.us/img510/268/leg1optiopf1.png]

  • Tacitus dachte eine weile über die Worte des Optios nach. Vielleicht war es der schwere wein, oder auch nur die ereignisse des abends, die Tacitus dazu verleiteten sich mit seiner antwort zeit zu lassen.
    Mit, noch immer geröteten augen, sah er Carteius an.
    Was war er für ein mensch?
    Noch immer war Tacitus nicht in der Lage sich ein gesamt bild dieses mannes zu machen, besonders nicht an diesen verwirrenden abend.
    Aber es kam ihm so vor als würde auch auf ihn eine Last liegen, die der seinen ebenbürtig war...


    Wahrscheinlich habe ich einfach zu viel getrunken...


    Ja.... ich denke man kann es auch so sehen.....


    In seiner stimme wehte eine melancholie, die er selber noch nie war genommen hatte.


    Aber ich.... ich denke auch das jeder mensch.... und sei es erst nach jahren, sein glück finden wird. Auch wenn er es wieder verliert... Ich glaube nicht das die götter so grausam seien können einen menschen dieses glück zu verwehren.


    Er hatte, während er sprach, wieder einen Punkt hinter Carteius fixiert, und redete sehr langsam und stockend.


    Wieder schaute er Carteius in die augen.
    Langsam hob er seinen, fast lehren becher.
    Er versuchte ein fröhligeres thema anzusprechen, obwohl er mit gedanken immer noch über die worte des optios nachdachte.
    Was war er für ein mensch?


    Ich denke du wirst deinen laden in Rom bekommen. Und wenn es das schicksal zulässt, werde ich bei der eröffnung dabei sein, um dir zu gratulieren!

    Nur die Römische Republik gab uns Schutz
    Heil der Republik!

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