Begegnung mit der Vergangenheit

  • Die Reise dauerte bereits länger als mir lieb war und doch kam Tarraco noch nicht in Sicht. Immerhin wusste ich inzwischen, dass wir die Stadt noch im Verlauf des Tages erreichen würden. Um mir die Zeit zu vertreiben, studierte ich die Landschaft, zählte Bäume oder legte mich zu einem kurzen Schlummer hin. Über die Schwierigkeiten, das Anwesen der Flavier zu finden, machte ich mir keine Sorgen – das gehörte schließlich nicht zu meinen Aufgaben. Im Grunde existierte jedoch keine Aufgabe, die ICH zu lösen genötigt war. Assindius würde sich schon durchfragen, Hauptsache die Menschen sprachen hier vernünftiges Latein. Ein Germane, eine Römerin und verschiedenes anderes Personal ohne besondere Sprachkenntnisse sahen reichlich alt aus, wenn sie in Hispania auf keinen Römer trafen.


    Ich steckte meine Nase aus dem Fenster und schnupperte Landluft. Nicht unbedingt begeistert zog ich die Nase kraus, und obwohl ich bereits vor einer viertel Stunde dieselbe Frage gestellt hatte, wiederholte ich sie ohne den Anflug eines schlechten Gewissens erneut: „Wann sind wir denn da?“

  • Mensch Mädel :D, das hatten wir doch grade schon. Woher soll ich das wissen, war ich vielleicht schon mal hier? Ich kann doch nur fluchen, fragen und fahren Mir schien es so, als hätte die Herrin mittlerweile einen durchgesessenen Hintern; die Fahrt war ja auch lang und sie war dahinten eingepfercht, während ich hier oben zumindest Bewegungsfreiheit hatte, zwar nicht viel, aber immerhin noch mehr als sie. Vielleicht war ihr auch langweilig. Als einzige Römerin war es wahrscheinlich auch nicht besonders erfrischend und sich mit sich selbst zu unterhalten ist auf Dauer auch öde.- Wirklich? – Ja, wirklich! – Ich bin mir also zu langweilig? – Ruhe jetzt!-
    Vielleicht sollte ich ihr etwas vorsingen; na ja, meine Stimme glich noch nie einer Lerche, mehr einer Krähe, das konnte ich also schon mal vergessen. Vielleicht sollte ich ihr eine Geschichte erzählen, aber bei dem Fahrtwind und von hier oben dürfte sie schwer zu hören sein.
    „Es dauert nicht mehr lange, Herrin!“ sagte ich mit gespielt neutralem Ton. Das hatte ich vorhin zwar schon mal gesagt, aber soweit konnte es ja nicht mehr sein. Immerhin waren wir schon in der Nähe der Stadt. Mehr und Mehr Menschen waren zu sehen, das versprach zumindest, das es nicht mehr weit sein konnte. Eine Mansion dürfte nicht diese vielen Menschen erklären, so gut war das Essen dort nicht und das es hier Freibier gibt halte ich für sehr unwahrscheinlich.

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