Fest der Tyche und des Alexanders am zwanzigsten Phaopi

  • Der Exegetes brachte wieder einmal etwas ein, was sicher nicht allen Pyrtanen gefiel, da es mit der Ausgabe von Geld zusammenfiel, was jedoch eine wichtige Pflicht der Beamtenschaft war.
    "Verehrte Pyrtanen!", begann er. "Am zwanzigsten des Phaopi, was in zwei Wochen ist, jährt sich wieder einmal die Geburt des unsterblich gewordenen Gründers dieser Stadt, des großen Alexanders, und das Fest zu Ehren der Göttin, die gnädig das Schicksal unserer Stadt über Jahrhunderte hinweg, über Kriege und Zerstörung hinweg, über das Aufgehen und Untergehen ganzer Reiche hinweg, zum Guten gewendet hat, sodass auch heute noch unsere Stadt zu den prachtvollsten und größten der Erde gehört. Es ist unsere heilige Pflicht, dem Gründer und der Schutzgöttin zu Ehren an diesem Tag ein Fest darzubieten, auf dass sie sich uns und der Stadt weiterhin ihre Gnade erweisen.
    Ich schlage vor, dass wir an diesem Tag sowohl der Tyche ein Opfer in diesen Hallen darbringen, als auch dem Alexander bei der Sema. Der Weg zur Sema sollte ein prächtiger Zug sein aus allen Beamten der Stadt, von den Epheben flankiert, allen Priestern sowie dem Eparchos und seinen Begleitern, den ich sehr gerne zum Ehrengast dieses Festes auserwählen würde. Außerdem sollten wir, neben der reichen Bewirtung unserer rhomäischen Gäste, auch eine Volksspeisung auf der Agora durchführen.
    Was die Organisation des Festes betrifft, so würde ich mich dafür zur Verfügung stellen. Es wäre gut, wenn ich, neben meinen eigenen Mitteln, die ich aufzuwenden gedenke, auch einen Betrag aus der Stadtkasse erhielte, mit dem ich dafür sorgen könnte, dass das Fest in seiner Pracht dem großen Alexander und der Tyche würdig wäre." Er blickte in die Runde. "Möchte jemand einen Vorschlag machen, wieviel wir aufwenden sollten?"

  • Cleonymus hatte aufmerksam gelauscht, während die Älteren unter den Beamten schon kurz davor waren wieder ihre "Ausgaben=Schlecht-Reden" zu halten, also ergriff er schnell das Wort um einen seiner seltenen Kolegen, die Arbeitenden, zu unterstützen ...


    "Ich bin vollstens eurer Meinung Nikolaos, die Tyche und der große Alexander müssen auf die ihnen gebührende Art geehrt werden, ich werde selbstverständlich einige Stadtwächter mit der Sicherheit betrauen und mich selbst beteiligen! Was das finanzielle angeht denke ich sollten wir erst planen und dann bezahlen schließlich wollen wir nicht an den Gründern und Beschützern sparen, oder?"

  • Wieder hatte ihn der Strategos angeredet wie man sonst nur Könige anzureden pflegte. Wobei beispielsweise die Rhomäer selbst ihren König bei der Anrede in der Einzahl ließen. Nun denn, Cleonymus hatte eine sehr dunkle Haut und ein eher ungriechisches Aussehen, wer also vermochte zu sagen, aus welcher Gegend der Mann stammen mochte? Auf Nikolaos machte er zuweilen den Eindruck, aus dem ehemaligen oberen Reich Ägyptens zu stammen, wobei dagegen die hellen Augen sprachen. Einige Reitervölker, die in der großen Wüste hausten, und von denen Nikolaos zuweilen einige in der Stadt zu Gesicht bekam, hatten ebenfalls solche hellen Augen. Oder war er gar ein Skythe? Nikolaos erschauderte, er hatte wilde Geschichten über die Skythen gehört, seit er ein kleiner Junge war.
    Ganz gleich welchem Stamm nun Cleonymus entsprungen sein mochte, er war Nikolaos' Meinung, und das war für diesen zunächst das Wichtigste.
    "Sehr gut. Was die Planung anbelangt, so benötigen wir zwei makellose Kälber oder Stiere für die beiden Opfer, genauso wie Weihrauch und anderes Räucherwerk in ausreichender Menge. Die Bewirtung des Eparchos werde ich übernehmen, wenn es mir gestattet ist. Die Volksspeisung könnte etwas bescheidener ausfallen als zum Beispiel die Speisung bei dem Apollonsfest. Ich denke, in erster Linie sollten wir für genug Brot und Wein sorgen, damit die Bürger dem Umzug nicht mit leerem Magen beiwohnen müssen." Ein leerer Magen war bekanntlich ein Herd der Aufruhr, ein voller hingegen sorgte für eine gewisse Bewegungsunfähigkeit, was in diesem Fall durchaus zweckmäßig war. "Außerdem müssen die Straßen und Plätze, die die Prozession passiert, geschmückt und gereinigt werden. Die Stadtwächter, die der Strategos erwähnte, sollten bei der Speisung besondere Rücksicht finden. Im übrigen sollten wir der Priesterschaft der Isis und den Wächtern der Sema eine Spende zukommen lassen."


    edit: Die gute neue Rechtschreibung...

  • "Es ist sicherlich sinnvoll, diesen Festtag angemessen zu würdigen, doch als verantwortungsvolle Diener der Polis sollten wir zumindest einen Betrag als Obergrenze für die anfallenden Kosten festlegen."
    Hatte der Agoranomos in den letzten Wochen in seinem Widerstand gegen die Führungsclique um den Exegetes etwas nachgegeben, so war er dennoch nicht gewillt, jeden Unfug einfach durchzuwinken. "Ich dachte da an einen Betrag von etwa 1500 Drachmen." Sich selbst mit seinem Privatvermögen zu beteiligen, das kam für Mithridates sowieso nicht in Frage.

  • Nikolaos fand diesen Betrag etwas mager. Doch vom Agoranomos hätte er nichts anderes erwartet. In Gedanken berechnete er, was allein ein vortreffliches Opfertier kosten würde. Die Volksspeisung würde in diesem Fall etwas bescheidener ausfallen. Aber der Exegetes wollte natürlich nicht den Anschein erwecken, das Vermögen der Stadt zu verschwenden.
    "Gut. Wärst du bereit, werter Agoranomos, den Einkauf der nötigen Waren zu übernehmen? Ich vermute, du hast dafür eine besonders geschickte Hand und wirst die eintausendfünfhundert Drachmen gut zu nutzen wissen."

  • Cleonymus war ni9cht so einsichtig immerhin wollte da gerade jemand an den Götten sparen ...


    "Ich denke nicht das ein solcher Betrag diesem Ereignis angemessen entgegensteht! Wir sollten mehr darauf achten das dem Volk ersichtlich wird wie viel uns an der Tradition liegt, und da sind 1500 Drachmen nunmal ganz eindeutig ein Sparkurs, den wir soweit ich weiß nicht nötig haben! Die Bürger werden wissen wollen wo ihre Steuergelder hingehen wenn nicht in solcherlei Anlässe, was auch verständlich ist!"

  • Der Einwand des Cleonymus bezüglich einer angemessenen Ehrung der Götter und einer ausreichenden Speisung der alexandrinischen Bürger erschien dem Agoranomos etwas übertrieben, aber er ging natürlich dennoch darauf ein:
    "Wir werden unseren Schutzgottheiten wohl nie die verdiente Anerkennung entgegenbringen können, ob mit 1500 oder 5000 Drachmen. Aber da ich deine Sorge um das Wohl und die Zufriedenheit der Bürger teile, geschätzter Stratege, schlage ich eine Erhöhung auf zumindest 2000 Drachmen vor.
    Und ich sorge natürlich gerne für die rechtzeitige Beschaffung der erforderlichen Waren"
    , fügte Mithridates an Nikolaos gewandt hinzu.

  • "Das freut mich sehr.", antwortete Nikolaos mit ausgesuchter Höflichkeit. Die elegante Wendung, mit denen der Agoranomos auf des Strategos' Vorwurf der mangelnden Achtung vor den Göttern reagiert hatte, hatte seine Rhetoriker-Seele in Entzücken gebracht. Dennoch vergaß er nicht, dass dieses scharfe Zungenschwert das seines Gegners war und dass er zu jenen Menschen gehörte in dieser Stadt, die diese Zunge mehr zu fürchten als zu bewundern hatten. "Gibt es zu dieser Angelegenheit noch etwas zu sagen?", fragte er in die Runde.

  • Cleonymus schwieg, es schien ihm unnötig nochmals die Diskusion zu suchen, da seine rethorische Befähigung der der beiden Anderen weit nachstand und er sich selbst nicht zu sehr in die Schusslinie bringen wollte.


    Also nickte er die vorgeschlagene Erhöhung auf 2000 Drachmen ab und gab sich mit dem kleinen Finger zufrieden, die Hand konnte er schließlich später auch immernoch bekommen ...

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