Eröffnungssitzung am Tag nach der Ekklesia

  • Am Morgen des Tages nach der Volksversammlung kam, wie es schon beinahe Brauch war, das neue Pyrtaneion zum ersten Mal zusammen.
    Nikolaos leitete die Versammlung. Er kam recht schnell zur Sache.


    "Pyrtaen! Es gibt heute, an diesem ersten Tag der neuen Pyrtanie, einiges für uns zu tun. Wir werden, wie es Sitte ist, dem Eparchos der Rhomäer noch heute Morgen um eine Audienz bitten. Ferner gilt es noch ein Sühneopfer für die Tyche abzuleisten. Außerdem sollten wir das Fest des Alexanders und der Tyche planen, das schon bald stattfinden wird. Der werte Agoranomos und ich werden zum Teil die Bewirtung des Volkes übernehmen. Im Koinon zu besprechen gibt es also vor allem den Ablauf und die Aufgabenverteilung während des Umzuges und während der Opferungen.
    Zuvor jedoch sollten wir einen Leiter unserer Versammlungen bestimmen. Ich bitte euch, geeignete Pyrtanen vorzuschlagen."

  • Mithridates erschien leicht erschöpft zur ersten Amtssitzung. Bis in die frühen Morgenstunden hatte er vergeblich versucht, die Vertreter der Krateiden und der Nearchen im Koinon auf einen gemeinsamen Kurs gegen den Tyrannen von Alexandria – so nannte er Nikolaos mittlerweile hinter vorgehaltener Hand – einzuschwören. Doch hatte sich auch diesmal Neid und Missgunst zwischen den zerstrittenen Parteien gegen die Vernunft durchgesetzt und so musste M.C. sein Vorgehen erneut an die ihm ungelegene Situation anpassen.
    "In Anbetracht der Tatsache, dass der neu gewählte Exegetes wohl kaum die Mehrheit im Koinon auf sich vereinen wird, habe ich einen etwas überraschenden Vorschlag zu machen: Schon einmal wurde in der jüngeren Vergangenheit die Position des Archipyrtanen vom damals amtierenden Eutheniarchos bekleidet. Ich sehe keinen Grund, warum dies nicht wieder so sein sollte. Eine von Machtkämpfen unbelastete, intelligente Kandidatin, wie Iunia Urgulania es zu sein scheint, könnte zu größerer Vernunft und Mäßigung aller beitragen."
    Während dieser Worte sah er abwechselnd den Gymnasiarchos und die Iunierin an.

  • Fast bewunderte Nikolaos den Agoranomos. Er versuchte, Zwietracht zu bringen zwischen Nikolaos und der Iunierin. Doch da Nikolaos dies bemerkt hatte, würde er es nicht so weit kommen lassen. Er blickte Urgulania an. Den Blick des Mithridates überging er.

  • An und für sich recht unbefangen und frohen Mutes war ich an diesem Morgen zur Eröffnungssitzung erschienen. Der Würde meines Amtes entsprechend hatte ich mich erneut etwas bedeckter gekleidet und verbarg mein Haupt unter meiner Palla. Ich hasste es so herumzulaufen, aber Frau musste sich in solchen Situationen nun einmal anpassen.
    Die Eröffnung verfolgte ich ersteinmal schweigend und durch meine Zurückhaltung hatte der Agoranomos das Wort bereits an sich gerissen als ich etwas sagen wollte. So liess ich also zuerst ihn sprechen und war überrascht über das, was er vorschlug. Sicherlich wäre es eine Ehre gewesen, wenn das Koinon mich zum Archiprytanen gewählt hätte, doch hatte ich andererseits keine grosse Lust mich allzu bereitwillig den politischen Ränkeschmieden auszuliefern. Daher hielt ich mich lieber an meinen ursprünglichen Plan. Und so wandte ich meinen Blick dem Agoranomos zu und schenkte ihm ein schmales Lächeln.


    Ich fühle mich geehrt von deinem Vertrauen, werter Agoranomos, doch zweifle ich daran, dass ich, unbelastet und vor allem unerfahren wie ich bin, nicht die geeignete Wahl wäre. Ich danke dir natürlich dafür, dass du mir zutraust ein Element der Vernunft in dieses Gremium zu bringen, aber ich sehe nicht, dass dies tatsächlich von Nöten wäre. Der bisherige Archiprytan hat sein Amt durchaus mit Vernunft ausgefüllt und daher schlage ich vor, dass er dem Koinon auch in der neuen Amtszeit als Archiprytan dienen soll.

  • Cleonymus war zu dieser Sitzung nur erschienen weil es als Tradition galt und die Bevölkerung Alexandrias nunmal viel darauf gab. Nun saß er also hier und wartete darauf das er sich wieder richtiger Arbeit widmen konnte, statt die Hallen des Tychentempels mit heißer Luft zu füllen wie es der Agoranomos, seiner Meinung nach, zu seinem Hobby gemacht hatte.


    Als das Ränkeschmieden wieder begann stürzte er den Kopf in die offenen Handflächen und fragte sich was das alles bringen sollte, immerhin musste der Agoranomos mittlerweile eingesehen haben das es besser war mit der Strömung zu schwimmen als dagegen, denn ansonsten würde er über kurz oder lang ertrinken ...


    Erst hatte Cleonymus geglaubt die Iunierin würde sich vielleicht verleiten lassen darauf einzugehen, daher war er freudig überrascht als es nicht so war.


    "Ich stimme Iunia Urgulania zu, Nikolaos Kerykes hat sich bereits sehr verdient gemacht um die Polis und das sollte nicht unbeachtet bleiben."

  • Nikolaos war erfreut über die Bescheidenheit der Iunierin (, die seinem Verlangen nach Macht zu Gute kam.) Allerdings hätte er sich auch darauf eingelassen, sie zum Leiter der Pyrtanenversammlung zu machen. Sie wäre ihm in dieser Rolle lieber gewesen als irgendein Nearchäer oder Krateide, wobei diese ungefährlich geworden waren, und sehr viel lieber als Mithridates. Letzteren hielt Nikolaos für durchtrieben und gefährlich. Er würde, im Anschluss an diese Versammlung, Cleonymus und Urgulania auf sein Landgut einladen an einem der folgenden Tage, um mit ihnen weiteres Vorgehen zu besprechen. Doch zunächst musste er auf den Vorschlag seiner Klientin angemessen reagieren.
    Er lächelte bescheiden.
    "Es ist mir eine große Ehre, dass ihr mir euer Vertrauen auch ein zweites Mal aussprecht.", meinte er höflich und ganz und gar nicht in einem Ton, der seine Gier nach Macht verriet. Nikolaos war ein guter Schauspieler, sein bisheriges Leben in dieser Stadt war ihm darin eine gute Lehrzeit gewesen. Alexandria war ein Sumpf, der von giftigen Tieren bevölkert war, da war es gefährlich, ungiftig zu sein.
    "Bevor wir gleich den Eparchos aufsuchen sollten, würde ich gerne, wenn ihr erlaubt, noch eine Sache besprechen, die im Grunde nur eine Sache der Form ist, die jedoch, wie ich glaube, nicht vergessen werden sollte. Es geht um die Anbringung von Inschriften im Gedenken an die Pyrtanen der letzten Pyrtanie. Sollte jemand etwas dagegen haben, so bitte ich diesen, dies nun mitzuteilen. Ansonsten werde ich in den nächsten Tagen einen Bildhauer mit der Anbringung der Inschriften beauftragen. Ich habe einige Vorschläge für die Texte ausgearbeitet, selbstverständlich sollen mir aber auch andere Vorschläge recht sein."
    Er zog eine Rolle aus Holz hervor, öffnete ihren Deckel und entnahm ihr ein Blatt Papyrus.
    "Zur Anerkennung des großartigen Einsatzes des Agoranomos Mithridates Castor, Sohn des Nikanders, der schützend seine Hände über den Handel in der Stadt gehalten hat und der das Vermögen der Stadt aufs Vortrefflichste verwaltet hat.", las Nikolaos.
    "Für den Strategos Cleonymus, dem es zu verdanken ist, dass die von seinem Vorgänger Nikolaos Kerykes begonnenden Verbesserungen der Stadtwache weitergeführt wurden und der sich um die Sicherheit in der Stadt in besonderer Weise verdient gemacht hat."
    Er legte eine Pause ein, dann fuhr er fort.
    "Dem Exegetes und Archipyrtanes Nikolaos Kerykes, der mit einem ausgeprägten Sinn für das richtige Maß und Geschick die Versammlungen der Pyrtanen geleitet hat, der nie müde war, sich die Sorgen und Anliegen der Bürger anzuhören und dafür mit dem Hintergrund langjähriger Erfahrung Lösungen zu suchen und der dem Apollon ein überaus vortreffliches Fest bereitet und mit seiner dichterischen Kraft bereichert hat."
    Er sah in die Runde.
    "Möchte jemand etwas dazu anmerken?", fragte er, in einem überaus bescheidenen Tonfall.

  • Die Bemerkung, er habe schützend seine Hände über den Handel der Stadt gehalten, entlockte Mithridates ein kleines, unscheinbares Lächeln. Immerhin ließ diese Redewendung verschiedene Deutungen zu. Auch, dass es der Tyrann nicht lassen konnte, sich in der Lobschrift auf den Strategen in erster Linie selbst zu ehren, amüsierte ihn.
    "Die Vorschläge erscheinen mir durchaus angemessen!" gab er dennoch zurück.

  • Das mit dem Archiprytanen war ja recht einfach gewesen und mich beschlich das Gefühl, dass es bei den Inschriften nicht anders laufen würde.
    Dieser Meinung kann ich mich nur anschliessen.

  • Cleonymus nickte nur, auch wenn es ihm leicht misfiel das in seiner Lobschrift der Name Nikolaos vorkam, jedoch war es auch die Wahrheit also sollte es ruhig so sein ...

  • "Sehr gut.", meinte Nikolaos. Er versuchte in den Gesichtern seiner Kollegen zu lesen. Ihn beschlich das Gefühl, dass er bei einigen Unmut erregt hatte mit seinen gewissermaßen Alleingängen. Er musste sich vorsehen, dass er nicht in den Ruf kam, sich Macht anzumaßen, die ihm nicht zustand. In diesem Moment entschied er, dass dies die letzte Pyrtanie sein würde, in der er die Leitung der Pyrtanenversammlung übernähme. Beim nächsten Mal würde er dafür sorgen, dass ein geeigneter Exegetes ins Amt kam, und er wusste auch schon, wer das sein würde. Diese Pyrtanie jedoch würde er es nicht vermeiden können, dass er gewissermaßen mitten auf dem freien Acker stand, auf dem der Agoranomos an Pfeilen und Schleudern übte.
    "Ich würde vorschlagen, dass wir nun zusammen den Eparchos aufsuchen, um ihm das Wahlergebnis mitzuteilen und ihn zum Fest der Tyche und des Alexanders einzuladen.", meinte Nikolaos und begann, seine Sachen zusammenzupacken. Natürlich erst, nachdem er eine Weile stehen geblieben war und die Sitzung offen gehalten hatte für weitere Anliegen. Bevor er sich von seinem Platz entfernte, der in der untersten Reihe des eckigen Pis war, das die Sitzreihen der Halle bildeten und das verdächtig ähnlich der Anordnung der Sitzreihen im leerstehenden Ratssaal war, gewissermaßen ein verkleinertes Abbild davon, bevor er sich von seinem Platz entfernte, drehte er sich nach Cleonymus und Urgulania um.
    "Kommt die Tage nach dem Fest auf mein kleines Landgut. Ich denke, wir müssen so einiges besprechen. Für eure Bewirtung ist reichlich gesorgt, und Gästezimmer werdet ihr auch finden, wenn ihr nicht den langen Weg zurück in eure Häuser antreten wollt.", flüsterte er den beiden jeweils einzeln zu, sodass der Agoranomos, auch wenn er noch so begierig nach nicht für ihn bestimmten Wissen die Ohren spitzte, es nicht hören konnte. Dann wandte er sich wieder der Versammlung zu.
    "Möchte noch jemand etwas sagen?", fragte er, obgleich sein Zögern vor dem Zusammenpacken seiner Sachen diese Frage bereits beinhaltet hatte. Er hatte sich vorgenommen, den Schein der Gleichheit und der Freiheit im besonderen Maße aufrecht zu erhalten, um Mithridates möglichst kleine Fläche zu bieten für dessen Zielübungen.

  • Cleonymus hatte weder ein Anliegen noch Einwände bezüglich des Besuchs also lies er sich jediglich seine Sachen bringen und lauschte den geflüsterten Worten des Nikolaos die auch er nur gerade so verstehen konnte ...


    "Ich werde eurer Einladung gerne nachkommen Nikolaos!"


    erwiederte er mit ebenso leiser Stimme ...

  • "Das freut mich sehr.", antwortete Nikolaos höflich, bevor er sich wieder an die ganze Runde wandte.
    "Also dann auf zum Eingang der Basilea", sagte er, beinahe fröhlich und erhob sich.



    Sim-Off:

    Da heute eigentlich schon der 20. ist, schlage ich vor, den 20. Phaopi SimOn auf morgen oder übermorgen zu verschieben und für den Besuch beim Präfekten einfach den 14. Phaopi anzunehmen (also den Tag nach der Ekklesia).

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