alicubi | Der Geist, den ich schuf



  • Manchmal, wenn es so scheint, als hätte uns das Schicksal verschont, wenn wir uns in Sicherheit wiegen, glauben, noch einmal davon gekommen zu sein, dann schlägt es doch eines Tages ganz unverhofft zu. Meist geschieht dies in einer Form, mit der wir nicht im Entferntesten gerechnet hatten, glaubten wir doch, seit langem schon das rettende Ufer erreicht zu haben.
    Es erfaßt uns dort, wo wir am verwundbarsten sind. Alles, was wir für längst abgeschlossen hielten und getrost zur Seite gelegt hatten, trifft uns in diesem Moment, wie ein Schlag mit all seiner Härte und diejenigen, von denen wir uns bereits vor langer Zeit entledigt geglaubt hatten, sind mit einem Mal wieder unter uns…

  • In Fhionns Leben hatte das Schicksal schon einige Wendungen genommen. Der Weg ihres Lebens, der sich ihr als junges Mädchen noch gradlinig und überschaubar vor ihr aufgetan hatte, war im Laufe der Zeit mehr und mehr verworrener geworden. Fern der Heimat und ihrer Freiheit beraubt, hatte dieser Weg einmal mehr die Spur gewechselt und war in eine unbestimmte Zukunft abgebogen. Sie hatte lernen müssen, stark zu sein. Nur die stärksten überlebten. Auch wenn ihr Leben ihr nach dem Tod ihrer Kinder nicht mehr viel wert war, wollte sie dennoch nicht einfach aufgeben. Längst war sie nicht mehr das lebenslustige Mädchen von einst, das lachend und sorgenfrei umher sprang und das Leben genoß.
    Die Menschen, auf die sie dabei traf und mit denen sie zu tun hatte, beeinflußten auch ihren Weg und hatten sie manchmal zu Handlungen bewogen, die den Gang ihres Schicksals von neuem verändern sollte.


    Der Tod des alten maiordomus lag nun schon viele Monate zurück. Ruhe und Frieden waren wieder in die Villa Aurelia eingekehrt. Fast hatte man schon die Umstände von Mathos Tod aus den Augenwinkeln verloren. Nur noch ganz selten erinnerte man sich seiner. Meist dann, wenn man auf seine Bosheit und Überheblichkeit gegenüber den anderen Sklaven zu sprechen kam. Im Grund war man froh, daß er weg war. Die, die ihn vom Leben in den Tod befördert hatte, betrachtete man von jenem Tage an, aus einem anderen Blickwinkel. Fhionn war nicht die stille verängstigte Sklavin gewesen, für die man sie vielleicht gehalten hatte. Es eine Art von Mißtrauen gepaart mit einer Briese Bewunderung für ihren Mut, auch wenn das niemand zu sagen gewagt hätte, was immer im Unterbewußten mitschwang, wenn man mit ihr zu tun hatte oder mit ihr sprach. Fhionn, die Mörderin! Niemand sprach es aus, aber so mancher dachte es. Fhionns Tat war schändlich und verabscheuungswürdig und mit nichts zu entschuldigen. Und doch hatte sie Gnade erfahren!
    Fhionn selbst, war von diesem Tage an noch verschlossener den anderen gegenüber. Meist sonderte sie sich ab und nur ganz selten verließ sie noch das Haus. Selten wechselte sie ein Wort mit ihren Mitsklaven. Stattdessen vergrub sie sich in die Arbeit, die man ihr gab. Es waren meist die schweren und unangenehmsten Tätigkeiten, vor denen sich die anderen am liebsten drückten. Dies war ihre Strafe und sie leistete sie Tag für Tag ab, ohne dagen aufzubegehren.


    Es war schon spät, als sie müde über den spärlich beleuchteten Hof schlurfte. Ihre Glieder schmerzten höllisch und das einzige, wonach sie sich noch sehnte, war ihr Schlafplatz.
    Es war bereits still geworden. Die meisten Sklaven hatten längst die letzten Wünsche ihrer Herren erfüllt und hatten sich danach selbst zur Ruhe gelegt. Fhionn blieb einen kurzen Moment stehen und richtete ihren Blick gen Himmel. Der Mond leuchtete auf sie herunter. Der sternenklare Himmel kündete von der herbstlichen Kälte der Nacht. Früher hatte sie gerne die Sterne beobachtet, doch nun schien es ihr so, als blickten die Himmelskörper voller Spott auf sie hernieder. Sie ging weiter, blieb aber kurze Zeit später wieder stehen, als die von einer krachenden Tür erschreckt wurde. "Ist da jemand?", kam es zögernd über ihre Lippen.

  • Kein Wort. Nichts. Nur der Wind strich ihr leicht durchs Haar. Fhionn stand wie angewurzelt da, die Augen geweitet, harrend auf ein weiteres Geräusch, wartend auf eine Antwort. Sie fror. Es konnte fatal sein, wenn man sich nachts um diese Jahreszeit zu lange draußen aufhielt. Sie zitterte. Erlaubte sich hier jemand mit ihr einen Spaß? Oder war es einfach nur der Wind? Ja, so mußte es sein! Der Wind war es! Ein heftiger Windstoß mußte die Tür zugeschlagen haben.
    Langsam und vorsichtige setzte Fhionn einen Fuß vor den anderen und als sie sich sicher genug fühlte, wurde ihr Gang schneller. Schnell eilte sie über den Hof. Die Gliederschmerzen waren auf einmal wie weggeblasen. Nur noch hinein, ins sichere Haus, dachte sie sich. Schließlich erreichte sie die Tür zum Haus. Ihre Hand griff nach dem Türgriff. Sie drückte ihn schnell hinunter, wollte die Tür aufschieben. Etwas klemmte. Die Tür wollte nicht aufgehen. Einen unglaublich kalten Windstoß spürte sie plötzlich auf sich zukommen. Verängstigt sah sie sich um. War da etwas? Nein, da war nichts. Da durfte nichts sein!
    Wieder versuchte sie hastig mit aller Kraft die Tür zu öffnen. Sie klemmte noch immer. Nun hämmerte sie verzweifelt dagegen. Irgendjemand mußte sie doch hören! Oder war sie die Letzte, die noch wach war. "Hilfe!" schrie sie. In ihrer Verzweiflung quollen die Tränen aus ihren Augen und dann… sprang die Tür auf.
    Beinahe wäre sie in den Eingang gefallen. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich abfangen. Eilig schloß sie die Tür hinter sich. Jetzt erst einmal aufatmen! Nun mußte sie nur noch die Lichter im Haus löschen und dann konnte auch sie sich zur Ruhe legen. Doch auf den Schreck hin, brauchte sie erst etwas zu trinken.
    Da Fhionn sich im Hause in Sicherheit wähnte, schlurfte sie langsamen Schrittes zur Küche. Mit einer Öllampe in der Hand fand sie schnell den Weg dorthin.
    Die Küche wirkte einsam und verlassen. Dort wo sich vor Stunden noch die Köchin und ihre Gehilfen tummelten, herrschte nun totenstille. Lediglich die erlöschende Glut im Ofen kündete von dem Feuer, welches tagsüber hier zu brennen pflegte. Sie holte sich einen Becher und füllte ihn mit Wasser. Hastig trank sie daran.
    Das Haus war nachts so ungewohnt still, fast schon gespenstisch. Manchmal hörte man Geräusch, die tagsüber in der Hektik des Alltages zwar auch gegenwärtig waren, allerdings dann eher untergingen. Ein Quietschen war es schließlich, was Fhionn wieder aufmerksam werden ließ. Wieder beschlich sie die Angst. Langsam stellte sie ihren Becher ab und suchte nach etwas, womit sie sich notfalls verteidigen konnte. Sie fand etwas Schmales, Langes. Etwas aus Holz und Metall. Sie sah auf ihre Hand und fand das Küchenmesser darin. Sie erschrak. Wie ein Blitz fuhr es durch ihre Glieder. Ein Messer! Seit der Sache mit Matho hatte sie kein Messer mehr in Händen gehalten. Was sollte sie tun? Es wegwerfen oder sich daran festhalten? Sie entschloß sich für das Letztere. "Wer ist da?" fragte sie vorsichtig. "Komm raus und zeig dich!"


    Sim-Off:

    Für alle offen! :)

  • Nichts geschah. Die Stille war zurückgekehrt. Fhionns Herz raste vor Aufregung. Ihr Atem ging schnell. Ihr starrer Blick hing an der Tür, die einen Spalt weit geöffnet war. Sollte sie sich wieder getäuscht haben, so wie draußen im Hof? Ihre Anspannung wurde immer unerträglicher. Offenbar trieb hier jemand seinen Spaß mit ihr, oder war es doch etwas … anderes? Etwas Übernatürliches. Sie selbst hatte noch nie einen Geist gesehen. Aber sie hatte Geschichten gehört. Eigentlich hatte sie solchen Geschichten nie Glauben geschenkt. Eigentlich!
    Plötzlich begann sich die Tür wie von Geisterhand zu bewegen. Fhionn traute kaum ihren Augen. Sie wollte schreien, bekam aber keinen Ton heraus.
    Die Tür öffnete sich noch etwas weiter, blieb dann stehen. Fhionn fixierte sie mit aufgerissenen Augen.
    Mit einem schüchternen Miau huschte eine graugetigerte kleine Katze ins Innere der Küche. Sie war auf der Suche nach etwas freßbarem. Einige der Sklavenkinder hatten sich mit den Mäusefängern der Villa angefreundet und fütterten sie unerlaubterweise mit Essensresten aus der Küche. Meistens wurden Katzen und Kinder von der Köchin fortgejagt. Irgendwie mußte die Katze es geschafft haben, unbemerkt ins Haus zu gelangen.
    Fhionns Anspannung fiel schlagartig von ihr ab. Sie atmete erleichtert auf, lachte über sich selbst. Wie töricht sie doch war! Natürlich gab es keine Geister! Erleichtert legt sie das Messer zurück und ging auf die Katze zu, um sie zu streicheln. Die Katze strich schnurrend um ihre Beine herum. "Warte, ich gebe dir was zu fressen!" Sie ging zur Speisekammer, um kurze Zeit später mit einem Stück getrockneter Wurst wieder herauszukommen. "So hier habe ich…" Sie stockte. Die Katze war wie vom Erdboden verschluckt. Eigenartig, dachte sie kopfschüttelnd. "Dann esse ich die Wurst eben selbst!" Als sie das Stück Wurst zu ihrem Mund führte, war ihr, als hörte sie leise ihren Namen flüstern.
    "Fhiiioooonnnn!" Wieder ergriff sie die Angst. Das konnte kein Zufall mehr sein! Irgendjemand erlaubte sich mit ihr einen bösen Scherz. Jetzt war es genug! Zornig riß sie die Küchentür auf, um freie Sicht auf den Gang zu haben. "Wer ist da? Komm raus!"

  • Es war mitten in der Nacht, als der junge Avianus auf einmal einen kleinen Lärm hörte, welcher von Fhionn ausging. Am liebsten hätte Avianus nach diesem Aufwecken weiter geschlafen, was er mit einem Umdreher auf der Pritsche in Richtung Wand leider nur erfolglos versuchte. Es war nur Einbildung, wog er sich in eine falsche Sicherheit und ließ den Krach erst außer Acht. Denn er war sich sicher, dass es es jenes überhaupt nicht gab, was man fast zwei Jahrtausende später als paranormale Aktivitäten bezeichnen würde. Nein. So etwas gab es nicht. Seemannsgarn, Kneipengeschichten, erfundene Legenden von Leuten, die Aufmerksamkeit haben wollten und sie auch bekamen... so widerlegte Avianus die Geschichten um Gespenster, Riesenkraken oder menschenfressende Mücken (davon hatte er auch gehört). Was machte ihn so sicher? Nun, es war die Tatsache, dass er noch nie Bekanntschaft mit einem solchen Gespenst machen durfte. Nach dieser Nacht würde er es auch nie wollen.
    In seiner Kindheit wog Avianus sich noch in den kindischen Aberglauben, unter seiner Pritsche würden hungrige Monster lauern und Gespenster würden ihn beobachten. "Ach, Avianus... es gibt keine Gespenster!", hatte sein Vater ihm damals gesagt und gab sich alle Mühe, den verängstigten kleinen Sohn endlich zum Schlafen zu bringen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Zum Glück waren es nicht mehr solche Umstände, denn sonst würde Avianus hinter seinem Vater ein hämisch grinsendes Gespenst beobachten können, welches sich fröhlich in der Sicherheit wog, nur von ihm ausfindig gemacht worden zu sein. Diese Nacht musste sich der junge Aurelier jedoch auf panischem und ungleich gruseligem Wege davon überzeugen, dass sein Vater damals gehörig unrecht hatte. Denn: Ja! Es gibt Gespenster! Und ja! Sie besuchen dich nachts! Ja, sie rauben dir den Schlaf!


    Avianus konnte nun endgültig nicht mehr einschlafen und strich sich auf der Pritsche liegend gelangweilt seinen Dreitagebart. Plötzlich schrack Avianus fürchterlich auf und zuckte zusammen. Ein leises Stöhnen, mitten in seinem Cubiculum! Und das, obwohl die Tür gar nicht geöffnet wurde! Obwohl niemand hätte reinkommen dürfen und können!


    "Hmmm... Fhionn... mich uuuhhhmmmgebraahhhcht... hmmmmm...".


    "Was zum Henker...?!", dachte sich Avianus, denn aussprechen konnte er es dem Schreck sei Dank nicht. Kein Wort brachte er heraus und lag wie betäubt auf seiner Pritsche, traute sich nicht einmal des Nachsehens. Sein Herz raste und versuchte mit größtem Pumpaufwand, die Angst aus Avianus herauszupumpen.


    "Dudumm, dudumm, dudumm, dudumm, dudumm...".


    Das Stöhnen verschallte leise im Cubiculum, während Avianus ängstlich und mit weit aufgesperrten Augen und Ohren auf seiner Pritsche herumzitterte. Nun erschallten Schritte, welche Avianus bedrohlich näher kamen. Langsame Schritte, das sonst so nervtötende Knarren des Holzbodens, welches auf einmal mehr Angst machte, als man sich vorstellen konnte. Zwischendurch wieder ein Stöhnen, welches mittlerweile genau hinter Avianus sein musste. Der Aurelier fühlte sich wie eingefroren. Er merkte, wie sich neben ihm die Pritsche senkte, als würde sich jemand zu ihm setzen.


    "Duuuh... Avianuuuuuhs....", sprach derjenige oder dieses Etwas, was auch immer Avianus in panische Angstzustände versetzte. Schlagartig dieses vereisende, kalte Atmen im Nacken. "Fhioooohhhn... mich umgebraaachhhht... Raaaachee... Raaaachee...".
    Das war genug! Wirklich, es reichte!


    "AAAAHHH!! BEI DEN GÖTTERN, NICHT DOCH!!", schrie Avianus so laut wie er noch nie geschriehen hatte, schwang sich dabei ruckartig (und schmerzhaft) aus der Pritsche und rappelte sich panisch wieder auf. Mit fürchterlichen Nackenschmerzen, wo dieses Etwas ihm hineingeatmet hatte, sah der Aurelier sich um... er fand... nichts! Aber er hörte etwas. Schritte, die sich wieder entfernten, Stöhnen, welches beinahe schon eine Art Abschied gewesen sein konnte.
    "Nur die Ruhe, Avianus. Das bildest du dir nur ein... nur Einbildung...", versuchte er sich wieder zu beruhigen und strich sich am Nacken. So viel zum Thema Schlaf.

  • Dieses dämliche Kackwetter! Jetzt dachte ich schon, mir passiert so was nicht, weil ich ja jetzt in Italien war und trotzdem hatte ich mir so ´ne blöde Erkältung geholt! Irgendwie hatte ich mir auch noch die Blase verkühlt! Auf jeden Fall musste ich mal wieder für kleine Gallierinnen. Ich bewaffnete mich also mit ´nem Lämpchen und tigerte los. Angst vorm Dunkeln hatte ich doch nicht! Hey, meine Vorfahren hatten allerhöchstens Angst, ihnen würde mal der Himmel auf den Kopf fallen, aber Angst vorm dunkeln zu haben , das war was für kleine Hosenscheißer!
    Wie dem auch sei, irgendwas stimmte nicht. Erst hatte ich so ´n Klopfen gehört und als ich an der Tür nachsehen wollte, war da gar keiner. "Ey du Pappnase, wenn du hier einen veräppeln willst, biste bei mir an der richtigen Adresse!" Das sagte ich einfach mal so. Vielleicht hatte es ja einer gehört!
    Anscheinend nicht! Das war jetzt auch nicht soooo schlimm, denn der beständige Druck in meiner Blasengegend suggerierte mir aufs schärfste, was Sache war! Wenn ich nicht jetzt zur Latrine ging, dann wars definitiv zu spät dafür!
    Nichts ahnend latschte ich an der Küchentür vorbei, die ´nen Spalt weit offen stand. Auf einmal wurde die wie wild aufgerissen und Fhionn stand vor mir! Au Backe! Ich hatte mich ja so erschrocken, beinahe hätte ich ´s nicht mehr halten können! "Ey bist du irre, oder was???!!!" schrie ich. Wie konnte die mir denn nur so ´ne Angst einjagen? In dem Moment schrie noch einer! Das musste aus ´nem cubiculum, von den Herrschaften kommen. "Sach mal, geht´s noch? Was ist denn jetzt los? Habt ihr alle einen an der Klatsche?" Waren die alle auf einmal plemplem?

  • Der Keltin blieb fast das Herz stehen, als sie Caelyns Gesicht vor sich sah. Die Gallierin begann daraufhin, sie auf das übelste zu beschimpfen. Fhionn wusste nicht mehr, was sie sagen sollte! Auch in ihr hatte sich die Wut gesammelt. Sie fand es überhaupt nicht lustig, daß sich offensichtlich jemand auf ihre Kosten einen Scherz erlaubte.
    "Ich bin nicht irre! Du bist irre! Warum du schleichst dich nachts in Gänge von Haus? Warum du nicht liegen in Bett wie andere auch? Dann du auch hast geflüstert Fhhiioonnn? Du waren das, hm?" In der letzten Zeit waren diese Art von Gefühlsausbrüchen bei Fhionn so gut wie gar nicht mehr vorgekommen. Alles was die Sklavin belastet hatte, schluckte sie stets, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Doch hier ging es um ihre Ängste und wie man sie damit in die Enge treiben konnte.
    Kurz nach diesem aufbrausenden Zusammentreffen, hörten beide Frauen, diesen Schrei, der aus dem Wohntrakt stammen mußte. Caelyns loses Mundwerk fand sogleich die passenden Worte, während Fhionn angstvoll in die Richtung blickte, aus der der Schrei gekommen war. Wenigstens war sie jetzt nun nicht mehr allein! Zu zweit konnten sie nachsehen, woher der Schrei gekommen war. Fhionn war sich sicher, es mußte etwas passiert sein und sie glaubte auch zu wissen, daß dies mit den unheimlichen Vorgängen zu tun hatte, die ihr an diesem Abend bereits widerfahren waren.
    "Komm, laß uns nachsehen, woher Schrei kommt!", forderte sie Caelyn auf.

  • Zum ersten Mal seit langem schlief Minervina in dieser Nacht richtig gut. So gut, dass sie sogar einen schönen Traum hatte. Sie träumte davon, wie sie sich in einer prächtig ausgestatteten Therme aufhielt. Während sie das angenehm warme Wasser genoss und dabei den wohligen Duft von Rosenöl einsog, tänzelten einige junge und vor allem attraktive Männer um sie herum. Minervina war begeistert, einer war schöner als der andere! Ein Schönling hatte es ihr besonders angetan. Grüne Katzenaugen, hohe Wangenknochen und verführerisch sinnliche Lippen zierten sein hübsches Gesicht. Ganz nach ihrem Geschmack. Mit dem Zeigefinger winkte sie ihn zu sich und gab ihm zu verstehen, dass sie eine Massage von ihm wünschte. Doch was war das? Gerade als sie ihm ihrem Rücken zukehrte und seine zarten Hände ihren Nacken berührten, war plötzlich ein markerschütternder Schrei zu hören.


    Schlagartig zerplatzte ihr Traum wie eine Seifenblase und die junge Aurelia fand sich senkrecht sitzend in ihrem Bett wieder. Erschrocken blickte sie sich um und horchte dabei angestrengt. Doch es war weiter nichts zu hören. Hatte sie diesen Schrei nur geträumt? Ihr Blick wanderte durch ihr dunkles cubiculum und blieb an der Tür der kleinen Kammer, die für Leibsklaven gedacht war, hängen. In diesem Moment ärgerte sie sich, dass sie nie auf einen eigenen Sklaven bestanden hatte. Dieser hätte jetzt nach dem Rechten sehen können. Da es jedoch an einem Leibsklaven mangelte, musste sie selbst nachschauen. Vielleicht sollte sie ihren Bruder oder gar ihren Onkel wecken? Doch was, wenn die Einbildung ihr nur einen bösen Streich gespielt hatte? Das wäre ihr schrecklich peinlich gewesen. So beschloss sie erst einmal alleine nachzusehen.


    Sie griff nach einer kleinen Öllampe und machte sich schließlich nur in ihrem Schlafgewand gekleidet auf den Weg. Beinahe lautlos schritt sie den Säulengang des Wohntraktes entlang. Ein kühler Luftzug strich ihr ans Gesicht vorbei und sie begann ein wenig zu frösteln. Auch das Licht ihrer Lampe bekam den Windhauch zu spüren. Aufgeregt flackerte es hin und her und zauberte dabei seltsame Schatten auf die Wände.


    "Huuhuuuuu…. Fhi….. onnnnn…. Huuuuuu….."


    Bei den Göttern, so langsam wurde es ihr unheimlich. Fast kam es ihr so vor, als wolle der Wind ihr etwas sagen! Sie schüttelte den Kopf. Minervina, das ist doch absurd, dachte sie sich und ging vorsichtig weiter. "Hallo?" Sie versuchte möglichst souverän zu klingen, doch in ihrer Stimme konnte man deutlich ihre Angst hören. "Ist hier jemand?" Aufmerksam lauschte sie ins Dunkeln hinein und wartete, ob sich etwas tat.

  • An das Wort Schlaf wollte der Aurelier nun überhaupt nicht mehr denken, nach diesem Zwischenfall und einer Begnung der irgendwievielten Art. Im Gegenteil, sich nun erneut auf die Pritsche hinzulegen und damit unter Umständen wehrloser zu sein als wachsam im Stehen, löste in Avianus ein leichtes Anzeichen von Todesangst aus. Während sich Avianus mit runden Kopfbewegungen das Genick wieder zurechtrenkte, lief er schweigend zu der Öllampe, welche über Nacht ihr Dasein auf dem Schreibtisch fristete. Das Herzklopfen stellte sich wieder ein und Ruhe kehrte in ihn zurück, als Avianus die Flamme in der Lampe entzündete und das beruhigende Flackern des Flämmchens im Dunkel beobachtete, welche einen milden Lichtschein in das Cubiculum warf.
    Aviauns setzte sich auf seinen Schreibtisch und überlegte scharf. Was er nie, sondern nur jetzt tat war es, die Augen fest zu schließen und sich in Gedanken mit dem Zeigefinger auf seiner Schläfe umherzukreisen. Sollte er nun herausgehen, der Begebenheit auf die Schliche kommen? Oder sich in seinem Zimmer verbarrikadieren, wo er am Ende wohl wieder nicht sicher sein konnte? Nun, es war aus seiner Sicht das Gleiche, egal ob er nun in der Villa umherstreifte oder in seinem Zimmer verblieb. Er fasste also den Entschluss, eine Erkundungstour zu machen, hoffte innerlich jedoch trotzdem, auf einmal aus einem bösen Traum zu erwachen.


    Mit der Öllampe, welche ein nahezu schützendes Licht abgab, schlurfte Avianus zu seiner Türe, welcher nun durch gruselige Umstände geweckt wurde. Am aller-, allerliebsten hätte er sich nun auf die Pritsche geschwungen und hätte friedlich bis zum Morgengrauen geschlafen. Was jetzt eine denkbar schlechte Idee war.


    Mit leisen Sohlen öffnete der junge Aurelier die Tür und biss sich fest die Zähne zusammen, als diese ein leichtes Quietschen abgab. Hatten eigentlich die Anderen solche Ereignisse oder war Avianus der einzige Wahnsinnige in der Villa? War er hier etwa alleine auf Geisterjagd, eine unbekannte Gefahr, gegen die er sich vielleicht nicht mehr wehren konnte?
    Diese und ähnliche Fragen stellte er sich, als er langsam die Tür hinter sich schloss. Anschließend striff Avianus durch die nächtlichen Gänge.


    Mittlerweile war es spät in der Nacht und die Fackeln in den Gängen waren erloschen, spendeten kein Licht des Wohlgefühls und der Sicherheit mehr. Immer wieder stießen kalte, sanfte Winde in Avianus´ Gesicht, als er in langsamen Schritten die sonst so vertrauten, doch auf einmal bedrohlichen und fremdartigen Gänge erkundete. Seine Schritten waren hörbar...


    *Tock... tock... tock...*


    ...und Avianus konnte sich in all dieser Ruhe selbst atmen hören. Sein Herz fing nur in dem einen Moment wieder zu rasen an, als sich die Anzahl der Schritte verdoppelte, ohne dass er schneller lief.


    *TockTock... TockTock... TockTock...*


    Erfüllt von Schrecken, welcher sich in seinem Herzen schmiegte, wandte sich der Aurelier schlagartig um und blieb stehen. Seine Schritten waren nun nicht mehr hörbar. Dafür jedoch andere.


    *Tock... Tock... Tock...*


    Ein besonders kalter, noch stärkerer Windhauch folgte auf die Schritte und ließ Avianus das Blut in den Adern gefrieren. Das Licht aus der Öllampe erlosch nun und offenbarte dem jungen, verängstigten Aurelier nicht mehr, was ihn umgab. Ein nur allzu geplantes Stöhnen durchdrang den stockfinsteren Gang, in welchem sich Avianus in diesem ungünstigen Moment tummelte. Wäre er doch lieber schlafen gegangen!


    "Was willst du von mir, wer bist du?!".

  • Alle Achtung! Das hätt ich der gar nicht zu getraut. Mann, hatt die ´n Organ! Da wär mir ja schier das Trommelfell geplatzt, so schrie die mich an!
    "He ho, ganz ruhig Brauner! Komm mal wieder runter! Das gleiche konnt ich dich fragen! Warum liegst du denn nicht schon längst in der Kiste und schnarchst?" Was hatte die da eben gesagt? Fhhiioonnn? Hä? "Nö, wie komm ich denn dazu? Meinste, ich hab sie nicht mehr alle? Ich renn doch hier nicht rum und flüstere Fhhiioonnn durch die Gegend!" Nö, eigentlich wollte ich ja auch nur mal.. nee, jetzt musste ich und zwar dalli!


    Dieser komische Schrei war doch schon ganz unheimlich, was aber nix am Wasserpegel in meiner Blase änderte. "Hörma“, sagte ich zu Fhionn. "Ich hau jetzt erst mal ab und geh mal für kleine Mädchen und dann, wenn ich wieder komme, können wir nachschauen." Eigentlich konnte ich gar nicht mehr auf Fhionns Antwort warten, denn der Druck war so was von enorm. Ich rannte schnell zur Tür, über den Hof und ..., kacke, die Flamme von meinem Lämpchen wurde von so ´nem kalten Luftzug einfach ausgeblasen. "So´n Mist, wo is´n hier die Latrine?" Eigentlich hätte ich das ja wissen müssen, so oft, wie ich die schon sauber gemacht hatte!
    Ach was, dachte ich! Sieht ja eh keiner! Also ließ ich der Natur ihren Lauf!
    Komisch, da war irgendwas. Was leuchtendes, was auf mich zu kam. "Caaaaaeeelynnn, wwwwwaasss mmaaaachst duuuu daaaaa?" Welcher Penner rennt denn hier im Dunkeln rum? "Ey, das siehste doch! Zieh Leine, Blödmann!" Auf einmal war´s auch so kalt. Das war richtig unheimlich! Ich sah zu, dass ich fertig wurde und rannte zum Haus zurück. Fhionn war noch in der Küche. "So was blödes, da draußen ist so´n Penner. Der hat mir voll die Angst eingejagt! Los laß uns mal nachschauen, woher der Schrei gekommen ist!"
    Ich zündete meine Lampe wieder an und zusammen gingen wir los.

  • Sim-Off:

    Toll! Die erste Pinkelszene, die ich hier lese! :D


    Als Caelyn plötzlich davon lief, hatte Fhionn noch protestieren wollen. Unter keinen Umständen wollte sie jetzt noch allen bleiben. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis sie wieder zurückkam. Doch das, was sie erzählte, steigerte Fhionns Furcht noch.


    Bevor sie den Gang entlang liefen, hatte sie erst noch daran gedacht, vorsichtshalber ein Messer einzustecken. Man konnte nie wissen! Sie tat es aber dann doch nicht, da sie doch schlechte Erfahrungen mit Messern gemacht hatte.
    Ihre beiden Öllampen spendeten gerade einmal so viel Licht, damit die ihre Füße auf dem Boden sehen konnten. Vor ihnen und hinter ihnen, war nur die Dunkelheit. "Pssst!", machte Fhionn plötzlich, bleib stehen und hielt Caelyn ebenfalls zurück. "Du hören Geräusch? Ist wie Geräusch von Fuß." Fhionn hielt den Atem an, damit sie auch jedes kleinste Geräusch hörte. Diese Schritte schienen auf sie zu zukommen. Ein kalter Luftzug kam ihnen plötzlich entgegen. Die beiden Flammen ihrer Lämpchen flackerten gefährlich und drohten gleich zu erlöschen. Dann war auch wieder dieses Fhhhiiioooonnn zu hören. Im gleichen Augenblick erloschen die beiden Flammen. "Oh nein! Du haben gehört?" Angst und Verzweiflung klangen mit in Fhionns Stimme.
    Schließlich sah Fhionn einen kleinen Lichtschein vor sich, der auf sie zukam. Die Sklavin konnte nicht mehr! Sie schrie lauthals auf und rannte in die entgegengesetzte Richtung, bis sie mit jemandem zusammenprallte. Wieder schrie Fhionn auf, befühlte, wen sie dort vor sich hatte. Es mußte ein Mann sein, nach der Breite seiner Schultern zu urteilen. "Bitte! Du mir nichts tun!", flehte sue.

  • Viel Zeit war noch nicht vergangen seit Priscas Rückkehr in die villa Aurelia und irgendwie hatte sich die Aurelia noch nicht wieder richtig hier eingelebt. Dementsprechend schlecht schlief sie und wie so oft in den vergangenen Tagen lag sie in dieser Nacht wach und starrte an die Decke ihres cubiculums. Doch diese Nacht schien nicht wie die anderen zu sein. So seltsam still und dunkel und unheimlich. Und doch höre ich Stimmen und überhaupt… was denke ich mir da gerade für einen Blödsinn zusammen, dachte sich Prisca und erhob sich abrupt aus ihrem Bett.


    Fhhhhiioonnn…


    Was war das denn schon wieder? … Prisca warf sich einen Schal über die Schultern und horchte in die Dunkelheit. Nichts - Außer dem leisen knurren ihres Magens, vernahm die Aurelia kein einziges Geräusch. Doch woher um diese Zeit etwas zu Essen nehmen? Nun, wofür gab es schließlich Sklaven.


    Prisca öffnete die Türe und trat auf den Gang hinaus. Irgend ein wachhabender Sklave würde ihr schon über den Weg laufen, bei dem sie ihre Bestellung aufgeben konnte. Doch Pustekuchen! Nirgends war auch nur eine Sklaven-Seele zu sehen.


    "Hektor?", rief Prisca eher zaghaft aus, aber sie erwartete nicht wirklich, dass ihr Leibwächter sich um diese Zeit hier irgendwo herum trieb. Bestimmt schlief der Kerl seelenruhig in der Sklavenunterkunft und würde nicht mal bemerken, wenn seine Herrin laut um Hilfe rufen würde.


    Also ging die Aurelia weiter den Gang entlang, nur verfolgt von ihrem eigenen Schatten, der im schummrigen Licht der Öllampen auf den Wänden wilde Tänze aufführte.


    "Nie ist dieses nutzlose Sklavenpack da wo man es braucht!", fluchte Prisca leise vor sich hin und in dieser Sekunde hielt sie vor Schreck den Atem an.


    Fhhhhiioonnn…


    Ein eiskalter Luftzug erfasste Prisca und ließ sie augenblicklich in ihrer Bewegung erstarren. Ist das Dach undicht? Oder woher kam dieser ungewöhnlich hefige Wind, der mit einem Mal sämtliche Lichter löschte.


    Es wurde stockdunkel um die Aurelia.


    "perbonus*! …" und wie komme ich jetzt in mein cubiculum zurück?… Ganz langsam und vorsichtig tastete sich Prisca weiter voran, die Arme ausgestreckt und den Blick irgendwo nch vorne, in die undurchdringliche Dunkelheit gerichtet … nein nicht ganz. Da ! War da nicht ein Licht? … Ja, zumindest ein leichter Schimmer zeichnete sich am anderen Ende des Ganges ab. Doch was war das für ein ungewöhnliches Leuchten? Es bewegte sich schnell und kam direkt auf sie zu … Prisca schluckte und kniff die Augen zusammen, ohne wirklich etwas genaues zu erkennen. "Wär ich doch nur in meinem Bett geblieben!" doch dafür war es jetzt zu spät …


    Fhhhhiioonnn …


    Prisca vernahm eine Stimme ganz in ihrer Nähe und in eben dieser Sekunde wurde sie auch schon umgerannt. Von einem Mann? Oder was auch immer da durch die Gänge gejagt war. Verzweifelt suchten ihre Finger irgendwo nach Halt und gruben sich in etwas, das sich feucht und weich anfühlte. Aber dummerweise gab dieser Stoff, oder was es auch war nach und so kippte die junge Patrizierin hilflos nach hinten um und schlug mit dem Kopf genau an die marmorne Statue irgend eines entfernten Verwandten.


    Ein Schlag auf den Hinterkopf soll ja bekanntlich das Denkvermögen erhöhen. Doch manchmal - so wie jetzt - löschte er auch in Bruchteilen von Sekunden sehr viele Erinnerungen einfach aus ….



    *sehr gut, na toll!



  • Ein Schock wäre wohl verharmlosend bezeichnend, als irgendein ihm unbekanntes weibliches Geschöpf gegen Avianus donnerte und ihn wie einen Sack Getreide umkippen ließ. Das hatte noch gefehlt... nun polterte Avianus auf den Boden und konnte dank guten Reflexen mit einer Handbewegung das Schlimmste für seinen Hinterkopf verhindern. Leider jedoch kostete das der Öllampe ihr Leben. Sie zerbrach beim Aufprall in winzigkleine Scherben, welche sich sich laut klirrend quer über den Boden verteilten. Der Geist hatte ja gut herumstöhnen, dachte Avianus verärgert und rappelte sich langsam wieder auf. Nein, jetzt glaubte er definitiv an Gespenster...


    "Nein, bitte, tu´ du mir auch nichts... argh, und nächstes Mal nicht bei dieser Dunkelheit durch die Gänge rasen... man sieht ja, was dabei passieren kann...", stöhnte Avianus. Er zog sich eine kleine Glasscherbe aus der Haut, welche zum Glück keine schlimmeren Verletzungen hinterließ. "Autsch!".
    Die Stimme und der Akzent kamen dem Aurelier vertraut vor, doch ein Gesicht sah er bei der Dunkelheit nur bei den Konturen, als wäre selbst dieses schon gespentisch...
    "Fhionn?".

  • Der Aufprall hatte Fhionn und den Getroffenen zu Boden stürzen lassen. Der Mann gab einige Wortfetzen von sich. Wie ein Geist hörte sich das nicht an. Dies war ein Mensch aus Fleisch und Blut und was noch schlimmer war, es war ein Aurelier! Die Stimme kam ihr bekannt vor. Es war dieser junge Schnösel, Avianus! Auch das noch! Er nannte ihren Namen, er hatte sie erkannt. "Ja, ich Fhionn!" Langsam aber entschlossen versuchte sie sich wieder aufzurichten. Wenn es doch nur etwas heller gewesen wäre! Konnte nicht einer mal das Licht anmachen, dachte sie sich und fluchte still dabei. Wenn sie den erwischte, der ihr so übel mitspielte in dieser Nacht! Der konnte was erleben!
    Plötzlich erfasste sie wieder dieser eiskalte Windhauch und aus der Ferne drang wieder dieses langgezogene leer klingende Flüstern Fhhhhiiiiiioooonnnn. Sie erstarrte. "Du haben gehört auch das?" flüsterte sie angsterfüllt Avianus zu. Wo war eigentlich Caelyn und was war aus dem anderen Licht im Gang geworden, vor dem sie geflüchtet war? Irgendetwas ging nicht mit rechten Dingen zu, in diesem Haus. Das stand nun fest.
    Als das Flüstern scheinbar näher kam, begann Fhionn schrecklich zu zittern. Fhhhiiiiooonnn, duuu hasssttt miiichhh getöööötetttt! "Was? Hast du gehört?" Mit ihrer Hand suchte sie wieder nach Avianus, damit sie sich an ihm festklammern konnte. Sie hatte unglaubliche Angst. "Ich habe niemanden getötet!" rief sie ins Leere, um sich gegen die gruslige Stimme zu verteidigen. Doooooccchhh, miiiccchhh haaaasssttt duuuu getöööötet. Mathooooo! "Matho???", rief sie entsetzt. "Das kann nicht sein! Du tot, Matho! Du nicht Matho, Matho tot! Ich habe ihm selbst das Messer in die Brust gestoßen!" Fhionn war dem Wahnsinn nahe. Sie verfiel in ihre Muttersprache und beteuerte immer wieder, sie hätte Matho das Messer in die Brust gestoßen. Plötzlich erschien eine leuchtende Gestalt, die dem ehemaligen maiordomus täuschen ähnlich sah.

  • Auch Fhionn stand direkt nach Avianus wieder auf und bestätigte aus eigenem Munde die Vermutung des Aureliers. Er hatte sich also nicht getäuscht und wurde von einer Sklavin angerempelt. Nun ja, für Avianus war nichts geschehen, nahm er sich vor. Die Öllampe sei ihm aus Versehen heruntergefallen. "Ach... wenn sie fragen, mir ist die Öllampe selbst heruntergefallen. Warum die ganze Pan...", wollte Avianus fragen und wurde jeher von einem gespenstisch zischendem Flüstern unterbrochen, welches ihn erschreckt zusammenfahren ließ. Sein Herz raste einmal mehr in jener Nacht und seine Augen spiegelten wohlwörtlich seine Angst wieder. Das Flüstern verhallte im Dunkel des Ganges. "Ich wünschte, ich hätte es nicht gehört. Aber doch, ich habe es gehört...", flüsterte Avianus mit ängstlich angehauchter Stimme zurück. Auf seiner Stirn stand die Furcht geschrieben, als das unbekannte Gespenst erneut ertönte und nach Fhionn rief. Dass sich Fhionn an Avianus festklammerte, brachte ihn nur zu sehr in Verlegenheit, doch für solche Gedanken hatte er in diesem Moment nichts übrig - er musste sich nämlich auch an jemanden festklammern, in all der Panik, die er verspührte.


    "Doooooccchhh, miiiccchhh haaaasssttt duuuu getöööötet. Mathooooo!", erschallte es und so machte dieser Matho deutlich, dass Probleme nicht zwangweise für immer zu beseitigen waren... dass verstorben geglaubte Menschen vielleicht doch nicht ganz verschwinden konnten. Ein nur allzu menschlicher, verständlicher Reflex setzte Avianus´ Körper in Bewegung, aktivierte alle Sinne und sogar einen Überlebensinstinkt.
    "Egal! Weg hier, schnell! Na los!", rief er Fhionn hinzu, packte sie am Arm und flüchtete vor der leuchtenden Gestalt, die nun erschien. Es war ihm jetzt sichtlich egal, wem die Gestalt überhaupt ähnlich sah...

  • Er hatte also dieses grausige Flüstern auch gehört und auch ihn ängstigte es! Sie hatte es sich nicht eingebildet. Aber wieso konnte Matho, wenn es denn wirklich Matho war, durch die Villa geistern und jedem den Schlaf rauben? Matho war tot! Sie selbst hatte dafür gesorgt, daß er tot war. Aber jetzt schien er zurückgekommen zu sein, um sich zu rächen, an Fhionn!
    Die Keltin hatte solchen Geistergeschichten von herumgeisternden Toten eigentlich nie viel Glauben geschenkt. Doch diese Nacht sollte sie eines Besseren belehren.
    Die Sklavin drückte sich noch dichter an Avianus, besonders als sie wieder diese Stimme hörte und sie schließlich die furchterregende Lichtgestalt erblickte. Das konnte nicht sein!
    Aus einem Reflex heraus, trat Avianus überstürzt die Flucht an und riß Fhionn mit sich. Er hatte sie am Arm gepackt. Sie rannte, so schnell sie konnte, den Gang entlang, hinter Avianus her. Eher ziellos war ihre Flucht. Vor was sie eigentlich genau wegrannten wußte wohl weder der Römer noch die Sklavin Fhionn selbst hatte die Orientierung in der Dunkelheit verloren. Als sich neben ihr eine Tür abzeichnete, riß sie am Arm des Römers. "Hier ist Tür! Wir gehen hinein?"

  • Und so rannten sie, in einer Flucht, die mehr panisch als gezielt war, durch die Gänge der Villa Aurelia. Sie sind um einige Ecken abgebogen, in der Hoffnung, die Gestalt würde ihnen nicht mehr folgen. Avianus war keine Sportskanone, doch trotzdem ließ die Geschwindigkeit, in der er geflohen ist, völlig andere Vermutungen offen. Er lief praktisch um sein Leben.


    Auf einmal zerrte die Sklavin den Aurelier am Arm, der schon panisch aufschreien wollte, warum die Sklavin jetzt noch stehen blieb. Doch auch ihm fiel schnell die Tür auf, die sich in der Dunkelheit so schemenhaft abzeichnete. Avianus war sich unsicher, überlegte schnaufend und sah in die Richtung, von der sie gekommen waren. Dieses unheilvolle Dunkel... und erneut tappten die Schritte durch die Hallen, als würde dieses erschreckende Etwas bald schon um die Ecke kommen. Avianus zweifelte, ob der Raum hinter der Türe helfen sollte, aber egal wo sie hingingen - die Gestalt würde sie auch irgendwo anders wiederfinden können. Es machte keinen Unterschied und in dieser Situation war es doch jeder Versuch wert.
    "Dann gehen wir rein.", flüsterte Avianus und riss die Türe auf, "Schnell...".

  • Währenddessen irrte Minervina immer noch durch die dunklen Gänge der Villa umher. Dabei war sie immer darauf bedacht, dass ihre Öllampe nicht erlosch, denn die Luftzüge schienen aus unerklärlichen Gründen einfach nicht abreißen zu wollen. Da sich niemand auf ihre Frage hin meldete – was ihr eigentlich logisch erschien, da sie erwartete, dass jeder normale Mensch um diese Uhrzeit nirgendwo anders als in seinem Bett war - legte sich ihr Puls wieder etwas und sie beruhigte sich. Erleichtert atmete sie aus. "Siehst du, Minervina, alles nur Einbildung…", murmelte sie leise vor sich hin und kam sich im selben Moment etwas blöd vor mit sich selbst zu reden. Welch ein Glück, dass niemand hier war, der von ihren Selbstgesprächen etwas mitbekam. In der Annahme, dass nichts passiert sei, beschloss sie also wieder in ihr cubiculum zurückzukehren. Vielleicht hatte sie ja Glück und sie könnte noch einmal von dem hübschen Jüngling träumen. Doch just in dem Augenblick, in dem sie sich umdrehte, vernahm sie plötzlich Schritte. Erst aus der einen Richtung, gleich darauf aus der anderen. Das Schlimme daran war, dass sie so deutlich zu hören waren, dass sich die Aurelia keine Einbildung mehr einreden konnte. Gleich darauf war auch noch ein dumpfer Schlag zu hören, worauf Minervina hin leicht zusammenzuckte. Was ging hier nur vor? Panik stieg in ihr auf und ihr Instinkt sagte ihr, dass sie besser das Weite suchen sollte, doch sie wusste auch, dass sie jetzt nicht einfach so wegrennen konnte. Die letzten Reste ihres dahinschwindenden Mutes zusammenkratzend entschied sie sich schließlich für die Richtung, aus der das dumpfe Geräusch gekommen war und bewegte sich mit vorsichtigen Schritten den Gang entlang.


    "Ma.... thooooo...... toooooot.... Fhi........ oooonn..."


    Da war sie wieder, diese unheimliche Stimme! Sie beschleunigte ihre Schritte, doch mit einem Mal blieb sie abrupt stehen und erschrak fürchterlich. Bona dea, da vorne lag ja jemand! "Prisca!" Minervina schrie vor Schreck auf, als sie im schwachen Licht ihre Cousine erkannte. Sofort eilte sie zu ihr hin und tätschelte sachte ihre Wangen. "Prisca, bist du verletzt? Sag doch bitte etwas!"


  • Sim-Off:

    Wat muss, dat muss! :D


    Wie, was, wo? Geräusch? "He, was für´n Ding? Geräusch von Fuß? Ach du meinst Schritte! Nö, ich hör nix!"Was die sich wieder einbildete! Die hörte doch nur wieder Gespenster. Aber es war ja auch echt total dunkel hier und da spielten einem die Sinne schon mal ´nen Streich. Nur kalt wurd´s mir mit der Zeit! So´n kalter Wind pfiff durch die Gänge. Irgend so´n Pfeifenheini hatte mal wieder nicht die Tür zugemacht! Als ob Säcke vor der Tür liegen würden!
    Auf einmal wurde Fhionn ganz panisch! Sie meinte, sie hätte da was gehört. Ich konnt´s nicht mit Bestimmtheit sagen, ob da einer Fhhhiiiooonnnn gerufen hatte oder ob´s einfach nur der Wind war. Ich wollte eigentlich nur wieder in die Kiste, sonst nix! Dann lief Fhionn wie blöd einfach los und ließ mich hier stehen, wie bestellt und nicht abgeholt. "Klasse gemacht!" murmelte ich in mich rein. Und nu? Kacke, Mann, jetzt ging auch noch mein Lämpchen aus. Aber da sah ich was vor mir. Da musste einer mit ´ner Kerze oder ´nem Lämpchen rumlaufen. Auf einmal tat´s ´n Schlag und das Lichtlein ging zu Boden. Dann hörte ich ne weibliche Stimme. Langsam ging ich in diese Richtung.
    Prisca, bist du verletzt? Sag doch bitte etwas! Na toll, das war Ursus´ Schwester und die den Abgang gedreht hatte, musste Prisca sein.
    "Schuldigung, kann ich helfen?"fragte ich, aus der Dunkelheit kommend, in der Dunkelheit stehend. "Keine Panik, ich bin´s nur! Caelyn!"

  • Wer weiß welche Verletzungen sich die junge Aurelia noch zugezogen hätte, wäre ihr Sturz nicht durch die Statue ihres längst verstorbenen Vorfahren ein wenig gebremst worden. Allerdings ging der marmorne Aurelier nicht gerade zimperlich mit Prisca um, so dass der Zusammenprall nicht ganz ohne Folgen blieb. Zunächst einmal umfing die junge Patrizierin absolute Dunkelheit und es war wie ein tiefer Schlaf in den sie gefallen war. Das seltsame Licht und alle Gedanken daran waren verschwunden. Was auch immer DAS gewesen sein mochte, was sie in den Gängen der villa Aurelia umgerannt hatte - es war verschwunden. … Doch war es das wirklich? …


    Zitat

    Ma.... thooooo...... toooooot.... Fhi........ oooonn..."


    … "Prisca!" … - ... "Prisca, bist du verletzt? Sag doch bitte etwas!"


    Prisca? Ja so heiße ich, aber was ist los … wo bin ich? Ganz langsam wurde aus dem schwarzen Nichts um Prisca herum wieder graue Schleier, die sich langsam zu lichten begannen. … Da warenSchritte und Stimmengewirr! Immer deutlicher holten diese Geräusche die Aurelia in die Realität zurück, bis sie schließlich wieder die Augen aufschlug und in das hübsche Gesicht ihrer Cousine …


    "Leonita? … " - oder besser gesagt in das ihrer ehemaligen Leibsklavin blickte, welche ihr damals als Kind wie eine Freundin ans Herz gewachsen war. " … wa …was ist passiert? … wo bin ich? … ach so! …", so langsam dämmerte es Prisca wieder und mit diesen stammelnden Worten setzte sie sich abrupt auf. Mit einer Hand hielt sich die Aurelia den schmerzenden Hinterkopf, mit der Anderen griff sie hilfesuchend nach der von Minervina. Und mit etwas Schwung und gemeinsamer Hilfe kam Prisca schließlich wieder auf die wackeligen Beine zurück. " Hast du das gehört? … Der Geist! … ER ist wieder da!", Ja, genau diese unheimliche Spukgestalt! Welche sich Prisca und Leonita vor vielen Jahren gemeinsam ausgedacht hatten und von der sie sich, des nachts so oft durch die villa ihres verstorbenen Vaters in Ostia hatten jagen lassen. "Hast du gesehen wo ER hin ist? … Wir müssen uns vor ihm verstecken! … Los komm!…" Schon wollte Prisca mit ihrer Cousine an der Hand los rennen, da hielt sie mit einem lauten Seufzer noch einmal inne…


    Zitat

    "Schuldigung, kann ich helfen?"fragte ich, aus der Dunkelheit kommend, in der Dunkelheit stehend. "Keine Panik, ich bin´s nur! Caelyn!"


    Caelyn???... "Mama? … bist du das? …" Eine Caelyn kannte Prisca nicht, aber diese Stimme hörte sich auch nicht gerade nach der ihrer Mutter an. So genau konnte die verwirrte Aurelia, in ihrer Aufregung aber nicht unterschieden, wer da genau angeschlichen kam. "Egal, wir müssen weg! ER ist hinter uns her! … Los kommt doch endlich. Habt ihr eine Idee wo wir uns verstecken können?", rief Prisca deshalb ängstlich und mit flehentlicher Stimme aus. Dabei griff sie auch noch nach Caelyns Hand, um beide Frauen mit sich mit zu ziehen … Oder hatte Eine von ihnen vielleicht eine bessere Idee? ...

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