• “Keine Sorge, ich fall schon nicht runter.“
    Axilla war noch nie vom Pferd gefallen. Zumindest könnte sie sich nicht daran erinnern. Auch beim Klettern war sie nie runtergefallen. Nur das eine Mal, als sie vom Baum gefallen war und auf dem Ast gelandet war, was ihr drei winzige Närbchen in etwa der Höhe ihres Bauchnabels eingebracht hatte, war sie nicht wirklich runtergefallen. Mehr war der Ast morsch gewesen und mit ihr runtergefallen, sie war sozusagen völlig unschuldig daran gewesen. Aber weder das eine noch das andere wollte sie Rufus so direkt sagen, immerhin hatte sie als Römerin nicht zu reiten.


    Das Pferd setzte sich in Bewegung, erstmal nur ein leichter Trab. Dem Hund war wohl auch für schnellere Gangarten mit seinem vielen Fell zu warm, um die ganze Zeit nebenher zu laufen. Axilla hatte hier in Ägypten schon Hunde gesehen, schlank und mit so kurzem Fell, dass man es kaum sah, die auch bei Pferden im vollen Galopp wohl mitrennen konnten. Angeblich waren das Jagdhunde, wobei Axilla hier noch nichts gesehen hatte, was man jagen konnte. Allerdings war sie ja auch nur in der Stadt gewesen und nie außerhalb.
    Rufus frage, ob bei ihr alles klar war. “Klar, wegen mir könntest du gerne noch schneller reiten. Aber ich weiß nicht, wie warm es Amala dann wird mit dem vielen Fell“
    Axilla warf einen Blick auf den Hund, der seine Zunge leicht beim Laufen heraushängen ließ. Ging wohl noch mit der Geschwindigkeit, aber es war trotz Winter einfach warm hier.
    “Nun, wenn du nach links reitest, kommen wir zum Meer. Aber hier ist alles nur Steinstrand, da kann man nicht so gut langreiten. Gradeaus geht es zur Legion nach Nikopolis. Und rechts da runter geht’s zum See. Ich war noch nirgends, also darfst du mich gerne überraschen.“
    Sie gab sich einem kurzen, neckischen Impuls hin und rückte kurz noch eine Winzigkeit näher, indem sie ihre Wange an seinen Rücken kurz schmiegte. Es war eine vertraute, aber rein freundschaftlich gemeinte Geste, die Axilla danach auch sofort wieder peinlich war, so dass sie sich auffällig nach dem Hund umschaute, als wäre die Berührung purer Zufall gewesen.
    Aber die Entscheidung, wohin es gehen sollte, war ihr wirklich egal. Sie genoss nur dieses Gefühl des Reitens, des Muskelspiels unter ihr, der Bewegung und den Wind in ihrem Haar. Wohin war ganz gleich.

  • Also noch schneller reiten konnte er Amala nicht antun. Die arme Hündin würde dann wohl bald auf dem Rücken liegen und alle Viere von sich strecken. Aber auch so machte ihm das Reiten jetzt einfach Spaß. Diese Enge in der Stadt hatte ihm irgendwie missfallen. In Mogontiacum war das nicht so gewesen. Und dier war der Kontrast noch viel stärker, weil die bäume fehlten. Man fühlte sich als würde man bis ans Ende der Welt sehen können.


    "Ich werde sie wohl in den nächsten Tagen scheren. Noch geht es, aber wenn es heißer wird, dann geht das nicht mehr mit dem Fell. Dann reiten wir zum See. Da können Amala und Helios dann auch was trinken. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich einen Angelhaken mitgenommen und uns ein paar Fische gefangen. Aber sag mal, du hältst dich da so geschickt fest und du bist vorhin auch so gewandt aufgestiegen: Kannst du reiten?"


    Normal hätte er das nicht gefragt, aber da sie ja quasi offiziell Freunde waren, konnte er sowas fragen. Ragin hätte damit kein problem, schließlich konnten bei ihnen beinahe alle Frauen reiten, zumindest wenn sie Pferde hatten.

  • Axilla fühlte sich ertappt und ließ sich etwas zurücksinken, um so ein wenig Abstand zwischen sich und Rufus zu bekommen. Allzuviel ging nicht, denn sonst würde sie wirklich noch vom Pferd fallen, aber so ganz vertraut und nahe wollte sie ihm jetzt auch nicht sein, wo er sie so erwischt hatte.
    “Ähm.. also… ein bisschen vielleicht.“ Vielleicht auch ein bisschen mehr und vielleicht sogar richtig gut, aber das wollte sie nicht zugeben. Und weil es ihr peinlich war, machte sie das, was sie meistens in solchen Situationen machte: Sie wechselte aus heiterem Himmel das Thema und plapperte einfach drauf los, als könne das das alte Thema vergessen machen.
    “Der See ist sicher schön, da war ich noch nie. Ich hab gehört, dass es von da eine Wasserstraße bis zum Nil gibt, so dass man das ganze Getreide Ägyptens auf dem Fluss nach hierhin bringen kann, wo es dann umgeladen wird und nach Rom verschifft wird. Kaum zu glauben, dass hier in dieser Hitze soviel Weizen wächst, dass es reicht, das halbe Imperium damit zu ernähren. Im Sommer hab ich ja gedacht, ich zerfließe, aber dem Getreide scheint das nichts auszumachen.“
    Das war jetzt vielleicht ein nicht sehr ergiebiges Thema gewesen, aber weit weg vom reiten war es, und was besseres war ihr grade nicht eingefallen.
    “Und du willst Amala scheren? Wie ein Schaf? Weißt du, wie man sowas macht?“ Noch ein kleiner Themenwechsel, um vom Themenwechsel abzulenken, und außerdem interessierte sie das wirklich.

  • Auf einmal rutschte sie ein wenig von im weg. Er griff sschnell nach hinten, weil er dachte sie würde fallen. Als er dann aber seine Hand an ihrer Hüfte fühlte zuckte er gleich wieder zurück.


    "Entschuldige, ich dachte du rutschst mir vom Pferd. Wie kann man denn denn ein bisschen reiten? So wie du aufgestiegen bist, kannst du das sicher. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich mal ne Römerin...äh eine Frau treffe, die reiten kann." Gerade hatte er sich noch verbessert. Er war ja ein solcher Fuchs. Sicher würde ihm jeder den Römer abkaufen. Bei denen wares ja nicht üblich, dass die Frauen ritten.


    "Wenn du magst, kannst du auch mal an die Zügel. Also wenn du nicht nur ein bisschen reiten kannst. Ich habe nichts dagegen, wenn Frauen reiten. Bei den Germanen ist das sogar etwas ganz normales, habe ich gehört."


    Ja, so musste er das machen. So war er sicher mit der römischste Römer in ganz Alexandria, auch wenn er eigentlich ein Germane war. Und man ihm das auch ansah. So würde er Venusia auch in der Regia nicht in peinliche Situationen bringen.

  • Verdammt, sie hatte sogar zweimal das Thema gewechselt und ihm eine frage gestellt, und er war immer noch so auf das reiten fixiert! Alle anderen gaben immer auf, wenn sie das Thema wechselte. Axilla war davon so peinlich berührt, dass sie die Hand auf ihrer Hüfte gar nicht richtig wahrnahm. Daher war die Entschuldigung von Rufus auch nichts, was sie jetzt so zuordnen konnte, und meinte daher eher abwesend “Ne, nichts passiert, ich fall nicht runter.“
    Seine Korrektur von Römerin auf Frau war auch irgendwie komisch. War doch in ihrem Fall dasselbe? So genau durchschaute sie das noch nicht, erst seine Aussage, dass das bei Germanen wohl erlaubt war, klärte es ein wenig auf. Auch wenn sie nicht ganz verstand, warum er das nur gehört hatte, er kam doch von da? Duccia Venusia hatte zumindest gemeint, sie käme aus Germania, und er hatte doch auch sowas gesagt? Noch dazu, wo er wie ein Germane wohl aussah, auch wenn er römischer Germane war. Aber Axilla war das ja sowieso egal, woher jemand kam, und selbst der Stand war weitestgehend egal, solange sie denjenigen nur mochte.
    “Wirklich? Bei den Germanen dürfen Frauen richtig reiten, ohne dass jemand was dagegen sagt? Finden die das nicht unschicklich? Ich meine, das ist doch was für Männer, so das Reiten und Jagen und Schwerter und all das?“
    Das war jetzt vielleicht ein kleiner Gedankensprung vom Reiten aufs Kämpfen und Jagen, aber wenn Axilla sich schon mal vorwagte, dann wollte sie es auch gleich richtig wissen, ohne alles einzeln fragen zu müssen. Außerdem gab ihr das die Möglichkeit, noch ein wenig dem Angebot mit dem Reiten auszuweichen. Natürlich wollte sie, und sie könnte auch. Wenn Rufus sich dann bei ihr festhalten würde, ginge das sicher ganz gut. Aber sie wollte ja jetzt endlich ein anständiges Mädchen werden, auch wenn sie von der Köchin verboten bekommen hatte, jemals wieder was zu kochen und sie nicht nähen oder vernünftig weben konnte.

  • "Also ich finde es gar nicht verkehrt wenn eine Frau sowas auch kann. Ich meine wenn die Männer alle fallen, dann sollten die Frauen doch die Kinder und das Haus verteidigen können, oder? Also sicher sollten frauen nicht zur Armee und richtige Kämpfer werden, aber sie ganz von solchen Dingen auszuschließen finde ich dumm. Also ich hätte nichts dagegen wenn Frauen das dürften."


    Wahrscheinlich hätte Ragin gegen eine Walküre wie Eila keine Chance gehabt. Allerdings fand der junge Duccier die Teigwalze ihrer Köchin Marga noch weitaus gefährlicher. Mal ganz abgesehen von einer Godinen natürlich, vor denen hatte er regelrecht Angst.


    "Also magst du jetzt reiten? Ich sags auch keinem weiter."


    Ohne auf eine Antwort zu warten verlangsamte er Helios Geschwindigkeit und sprang dann herunter.

  • Jetzt hüpfte er einfach vom Pferd! Das konnte er doch nicht einfach so machen! Axilla lehnte sich zurück und verlagerte somit ihrem Schwerpunkt nach hinten, was das Pferd auch sofort als Zeichen zum vollständigen Stopp verstand. Es war ein braves Reittier, wie es schien. Axilla sah noch ein wenig verunsichert zu Rufus runter, der einfach nun neben ihr auf dem Boden stand. Er fand das ja vielleicht nicht schlimm, aber so ziemlich jeder andere!
    Sie schaute also eine Weile einfach nur zu ihm runter, ohne was zu sagen, und überlegte. Dann richtete sie sich einmal ganz hoch auf, um zu schauen, ob wer in Sichtweite war, aber hier draußen war grade nicht wirklich etwas los. Kurz schaute sie noch mal zu Rufus runter, dann rückte sie geschickt über das hintere Horn vor, dass sie richtig im Sattel saß. Geschickt nahm sie die Zügel in die Linke, und ihre Körperhaltung zeigte einfach, dass sie wirklich reiten konnte. Aber wenn sie schon ritt – und sie wollte, sie hatte richtig Lust darauf – dann wollte sie es auch richtig machen. Sie streckte Rufus stumm einfach die Hand entgegen, um ihm hochzuhelfen. Wenn schon jemand auf dem Pferd saß, war das nicht so einfach, wie wenn man allen Platz der Welt hatte, um aufzusteigen.

  • Zuerst sah Axilla sehr konsterniert aus, aber dann ruckte sie nach vorne und nahm die Zügel gleich richtig in die Hand als wollte sie sofort losreiten. Einen Moment dachte er schon, sie würde ihn hier stehen lassen, aber dann streckte sie ihm die Hand entgegen.


    Natürlich nahm er die Hand an, denn so war es schon nicht einfach aufs Pferd zu kommen. Deswwegen war er vorhin ja auch so beeindruckt von Axilla gewesen. Ragin schaffte es natürlich auch hoch, wenn auch nicht sonderlich elegant. Aber darum ging es nicht. Er wollte nur verhindern nicht gleich hochzukommen, denn dieser Schmach wollte er sich nicht aussetzen. Schließlich war er ein Germane, auch wenn er so tat als sei er ein Römer. Aber auch römische Männer konnten reiten, wenn natürlich auch nicht so gut wie ein Germane.


    Nun saß er also hinter Axilla auf dem Pferderücken und sah sich nun dem nächsten Problem ausgesetzt: Wo sollte er sich nur festhalten? Oben an den Schultern? An der Seite, oder an den Hüften? Sie würde das alles missverstehen können. Man fasste Frauen halt nicht so einfach an, vor allem nicht wenn sie beinahe unbekleidet waren! Nun ja so schlimm war es auch wieder nicht, aber vorhin als ihre Waden auf gleicher Höhe waren wie sein Gesicht war er schon ein wenig rot geworden und hatte schnell nach oben geschaut. Da beschloss er sich nicht an ihr fest zu halten, sondern sich selbst mit den Beinen zu sichern.

    "Bin fertig, du kannst losreiten."


    Das tat sie dann auch gleich und zwar sehr ansatzlos und zackig, dass Ragin beinahe hinten runter gefallen wäre, hätte er sich nicht doch festgehalten. Und zwar an ihren Hüften.

  • Axilla gab dem Pferd einen gekonnten Stups mit den Fersen in die Flanken, so dass es sich gehorsam gleich in einen leichten Galopp fallen ließ. Mehr mit den schenkeln als den eigentlichen Zügeln lenkte sie das Pferd in die Richtung, in die der See vor ihnen sich glitzernd in der Ferne ausbreitete. Als Axilla aber merkte, dass Amala Mühe hatte, das Tempo zu halten, bremste sie das Pferd scharf ab und wartete, bis der Hund heran war, um dann in gemütlicherem Trott den Weg fortzuführen. Erst jetzt bemerkte sie Rufus’ Hände auf ihren Hüften und schaute daher kurz verlegen hin und dann auffällig unauffällig zum See. Er hatte das doch hoffentlich nicht nur vorgeschlagen, um sie berühren zu dürfen? Sie kaute ein bisschen auf ihrer Unterlippe herum, was er hinter ihr zum Glück nicht sehen konnte. Irgendwie musste sie ablenken.
    “Du hast meine Frage von vorhin gar nicht beantwortet. Weißt du, wie das mit dem Scheren funktioniert? Nicht, dass du Amala noch aus Versehen weh tust. Ich hab ja keine Ahnung, wie die Schäfer das mit den Schafen genau machen, hab das nur ein paar mal gesehen. Die haben da so komische Zwicken und Messer, und dann geht das da ratzfatz, und schon steht ein Schaf ohne Wolle da. Aber wie die das so schnell hinbekommmen, hab ich keine Ahnung.“

  • Der See sah richtig schön aus und glitzerte richtig in der Sonne. Ragin schaute ein wenig besorgt nach seiner Hündin, doch als sie dann wirklich etwas zurückfiel, machte auch Axilla wieder langsamer. Sie achtete also auch auf Amala.


    "Also ich habe das noch nie gemacht, aber im Grunde kann das ja nicht so schwer sein. Es sind eben Haare die man abschneidet. Vielleicht gehen wir auch zu einem Barbier und lassen das da machen. Oder vielleicht kann ich mir ja dessen Werkzeuge kurz leihen oder so. Wir hatten eigentlich nie Schafe, deswegen habe ich das noch nie wirklich gemacht."


    Aber dann kam er wieder zum Reitthema.


    "Du reitest richtig gut. Man könnte fast meinen ihr hättet auch ein Gestüt. Wenn du auch so kämpfst und jagst, dann braucht sich dein Mann mal keine Sorgen zu machen. Die Frauen der Iunier scheinen sehr unabhängig zu sein, wie es mir scheint. Sicher hast du viel gemeinsam mit deiner Cousine."

  • Irgendwie hatte Axilla jetzt schon ein wenig mitleid mit dem Hund. Aber Hilfe anbieten konnte sie auch nicht, dann hätte sie noch mehr Mitleid mit dem Hund. Sie konnte das doch erst recht nicht.
    Doch dann fing Rufus wieder vom Reiten an, und ein wenig unbehaglich rutschte Axilla leicht ein wenig umher. Oder sie fing damit an, merkte, dass Rufus sich ja noch an ihr festhielt, und stoppte ganz steif in der Bewegung, damit er ja nicht losließ, weil er gemerkt hatte, dass sie es bemerkt hatte, und dann am Ende noch runterfiel. Dann wäre sie auch noch schuld daran! Doofe Situation aber auch. Aber noch waren seine Hände ja auch nur ganz brav da und hielten sich nur an ihr fest und machten sonst nichts weiter.
    “Ähm, also, danke, also, ich meine… ähm… wir haben kein Gestüt, und selbst wenn, dürft ich ja eigentlich gar nicht, also… ich hoffe, du erzählst das nicht, dass ich das kann, das wäre mir irgendwie peinlich. Also, du weißt doch, weil römische Mädchen das nicht machen sollen. Ich glaube auch, das wäre Ugulania nicht so recht. Also, grade weil wir ja Iunier sind, da muss man ja schon was auch darstellen und so.“
    Axilla schaute leicht nach hinten über ihre Schulter, um Rufus in die Augen schauen zu können. Es war ihr schon wichtig, dass er das für sich behielt. Sie wollte nicht noch mehr negativ auffallen. Wo er auch gleich von Kämpfen und Jagen sprach. Gut, Jagen war sie wirklich noch nie, und mit einem Bogen war sie so vollkommen umgeschickt, dass sie eher etwas hinter sich treffen würde als einen Hasen direkt vor ihr. Aber Kämpfen war schon grenzwertig. Sie war sicher kein Soldat, aber ein bisschen was konnte sie ja doch.
    “Und ich hab nicht wirklich viel von Urgulania. Sie ist so… du müsstest sie kennenlernen, dann wüsstest du, was ich meine. Sie ist eine richtige Dame, eine richtige Matrona. Sie ist so souverän und gebildet und sicher und macht nie etwas, was falsch wäre… hmmm… ja.“
    Ein wenig beschämt ließ sie den Kopf sinken. Das Geständnis vor jemandem, den sie noch nicht so gut kannte, fiel ihr irgendwie schwer. Vor allem, weil es ihr noch einmal vor Augen führte, wie falsch sie sich eigentlich immer wieder benahm.

  • Eine richtige Matrona? Irgendwie musste Ragin da wieder an Marga denken. Dann sollte er das wohl wirklich vergessen mit dem verkuppeln, denn das würde wohl weder die Casa noch deren Bewohner aushalten. Eine solche Frau reichte pro Haus!


    "Ich verspreche dir, dass ich es niemandem hier sagen, dass du reitest" beteuerte er ernst. Er würde es höchstens seiner Familie erzählen und da wäre das ja sowieso normal. "Also bei uns stört das niemanden. Ich bin mit meiner Cousine Son...also ähm Duccia Vera auch schon ausgeritten. Also keine Angst, für mich ist das nichts außergewöhnliches und meine andere Cousine Duccia Flamma ist sogar von Mogontiacum nach Rom geritten."


    Aber ob er diese Urgulania mögen würde wagte er zu bezweifeln. Wobei er wohl allgemein eher nicht so gut in die hohe römische Gesellschaft passen würde, auch wenn er momentan beim Prafekten der Provinz wohnte. Aber warum die Iunier was darstellen sollten verstand er jetzt nicht wirklich. Waren die wohl was besonderes? Konnte er das jetzt fragen ohne eine völlige Unkenntnis zu offenbaren? Lieber sollte er mal so tun als wüsste der Bescheid.


    "Ja, als Iunierin kann man sich halt nicht so viel erlauben, ich verstehe das schon."
    Ein ernstes Nicken gab seinen Worten zusätzliches Gewicht.

  • Bei seinem Versprechen war Axilla erstmal erleichtert. Auch wenn er meinte, das wäre bei ihm zuhause ganz normal, konnte sie das so nicht so recht glauben. Wobei, vielleicht war in Germania das ja wirklich ein wenig anders? Naja, auch egal, sie war ja hier und nicht in Germania, und da war sie froh, dass er sie da verstand und auch gleich wusste, worauf sie hinauswollte. Auch wenn es ihr ein wenig peinlich war, verknüpften viele mit ihrem Familiennamen doch eher unangenehme Ereignisse, wie die Ermordung eines nicht näher genannten Konsuls von Rom und Adoptivvater des ersten Kaisers…
    “Hmmm, ja. Ich meine, da haben manche Leute schon eine schlechte Vormeinung, da muss man schon aufpassen. Ich bin ja froh, dass du dich nicht gleich hast abschrecken lassen. Ich glaub, die Frau des Praefectus mag mich allein wegen dem Namen nicht, denn ich hab ihr gar nie was getan.“
    Oh, das war ihr jetzt rausgerutscht, das wollte sie so gar nicht erzählen. Noch dazu, wo Rufus ja deren Gast war!
    “Ähm, ich meine, also, sie hat sicher, also… ähm… wollen wir um den See herumreiten?“

  • Offenbar war der Name wohl wirklich etwas besonderes. Dass die Frau des Praefekten sie alleine deswegen nicht leiden mochte war schon ein deutliches Zeichen. Vielleicht waren die Iunier ja verflucht oder sie hatten mal etwas schlimmes getan! Andererseits wurde man ja dann von den Göttern verflucht und da sie sowieso an andere Götter glaubten konnte das ja dann gar nicht gehen. Es sei denn natürlich man war wie Ragin von den Nornen verflucht, und dafür konnte man dann schließlich nichts. Und Axilla schien ihm nicht so, als würde sie etwas böses tun.


    "Keine Angst ich kenne sie noch gar nicht. Die Regia ist ja sooo riesig, ich glaube da ist es schwieriger jemanden zu treffen als nachts im Wald. Aber keine Angst auch darüber werde ich nichts sagen."


    Langsam wurden das ganz schön viele Geheimnisse und eigentlich war er ja nicht so gut darin solche zu bewhren, schließlich plapperte er manchmal ganz schon unüberlegt daher.


    "Ja, lass uns außenrum reiten. Gibt es da noch was besonderes zu sehen? Und warum wird das Getreide eigentlich hier verladen und nicht im Hafen?"

  • Kurz schaute Axilla noch einmal eindringlich über ihre Schulter, aber Rufus schien ganz aufrecht und ehrlich zu sein, so dass sie sich wieder entspannte und das Pferd leicht am Ufer des großen Sees entlang lenkte, wo es ganz gemütlich vor sich hintrottete.
    “Ob es hier draußen was besonderes gibt, weiß ich gar nicht. Ich war hier ja auch noch nie, daher ist es an sich ja schon was besonderes, oder? Wir können ja mal am See entlangreiten, ob wir was sehen. Angeblich hat’s hier auch Hippopoloti…große Tiere mit Zähnen so lang wie ein Arm und einer Haut so dick wie ein Daumen, die wohl gefährlich sind und im Wasser wohnen, aber auch an Land kommen. Da hab ich noch keins von gesehen, aber vielleicht haben wir ja Glück?“
    Axilla wär schon gespannt auf so ein Hippodingsda, auch wenn sie nicht wusste, wie das aussah und vielleicht ein völlig anderes Tier so betitelte. Aber das wäre ja dann auch spannend. Ihre Gedanken sprangen sogleich aber zurück zu der anderen Frage.
    “Nun, ich glaube, das geht mit dem Getreide nicht wirklich anders. Der Nilus ist ja angeblich so ein großer Fluss, dass man da, wo er wirklich ins Meer fließt, keinen vernünftigen Hafen bauen kann, weil es da dauernd immer überschwemmt wird. Deshalb haben sie den See hier gemacht, der wird nicht so überschwemmt, und da kann man dann nen Hafen bauen. Fürs verschiffen muss man dann ja nur den kurzen Weg durch die Stadt. Ich nehme an, das ist einfach billiger, als immer wieder den Hafen vom Flussschlamm freizuschaufeln.“
    Axilla zuckte mit den Schultern. So genau hatte sie das noch nie überlegt. Aber jetzt, wo sie so drüber nachdachte, war das eigentlich ziemlich logisch was sie sagte. Eigentlich war Axilla ja auch nicht zu dumm, um so etwas zu denken, nur zu flatterhaft, um konsequent bei einer Sache zu bleiben.

  • Nichts besonderes? Ind diesem See sollte es Ungeheuer geben, und das war nichts besonderes? Wahrscheinlich waren das Wassertrolle oder schreckliche Kinder Rans, die ihre Opfer in die Tiefe zogen um sie zu ertränken. Demnach war es sicher viel klüger da nicht hinzugehen...aber es war spannend, es war abenteuerlich, ja beinahe heldenhaft, also mussten sie unbedingt da hin. So einen Wasserungeheuer mit eigenen Augen zu sehen, musste etwas wunderbares und erschreckendes sein, also wäre es der perfekte Stoff für den nächsten Brief nach Hause. Die würden staunen! Und seine Begleiterin wollte er auch beeindrucken, warum wusste er selbst nicht so genau.


    "Ja, dann lass und das doch machen. Aber nicht zu nahe, ich will nicht, dass dir oder Amala was passiert. Schließlich habe ich ja mein Schwert nicht dabei."


    Genau diese Antwort hätte man jetzt von einem heldenhaften Krieger erwartet, aber ganz geheuer war ihm die Sache nicht...eher ungeheuer so zu sagen.

  • “Ach, uns passiert schon nichts.“
    Großer Sicherheitsabstand, wo bliebe denn da das Abenteuer? Nungut, auf Amala würden sie aufpassen müssen, aber Axillas Selbstvertrauen, was ihr eigenes Überleben trotz Gefahr anging, war grenzenlos. Natürlich gab es jede Menge schrecklicher Dinge, die einen töten konnten, aber Axilla hatte davor überhaupt keine Angst. Vielmehr reizte sie die Gefahr und das Abenteuer, und besonders großes Risikobewusstsein hatte sei noch nie besessen. Fast schon wurde sie vom Risiko angezogen wie eine Motte von der Flamme, nur allzu willig, sich auch zu verbrennen.
    Axilla gab also Helios noch mal einen leichten Tritt und lenkte ihn so am See entlang, dicht am Ufer, während sie Ausschau hielt, ob sie vielleicht ein Hippo sah. Weil sie sowas aber nicht schweigend konnte, überhaupt ein großes Problem mit Nähe zu einem anderen Menschen und gleichzeitigem Stillsein hatte, überlegte sie kurz, was sie Rufus noch fragen konnte.
    “Und hast du dich in Alexandria schon ein wenig eingelebt? Ist sicher anders wie Mogontiacum. Wie ist es da eigentlich? Also, in Mogontiacum. Ich war ja bisher nur in Tarraco und hier. Deine Cousine hatte ich schon nach dem Schnee gefragt, aber sie meinte damals, der wär gar nicht so hoch wie man immer erzählt. Ich hab erst zweimal richtigen Schnee gesehen, von daher wär für mich alles, was mehr als eine Handhoch liegenbleibt, schon richtig viel, aber man erzählt ja, dort fällt soviel Schnee, dass er einem bis zur Brust reicht.“
    Das war jetzt vielleicht ein wenig viel auf einmal, aber sie hatte eben ein Redebedürfnis.

  • Axilla ritt leider doch sehr nahe am See entlang und Ragin beobachtete kritisch das Ufer. Zum Glück lag der See rechts von ihnen und Amala lief wie üblich auf seiner linken Seite. Man brachte den Hunden immer bei auf dieser Seite zu laufen, damit sie beim Kampf nicht in den Schwertarm ihres Herrchens liefen.


    "Nun also bei uns hat es immer viel Schnee gehabt. Manchmal so hoch wie zwei Männer, aber nur in wirklich harten Wintern. Dieses Jahr war es nicht so hoch. Etwas so hoch wie Amala. Da ging es ganz gut zu reiten, wenn auch nicht so schnell. Mein Vetter hat mir extra noch einen Pelz geschenkt, aber den kann ich hier nun leider gar nicht gebrauchen. Höchstens ich schere ihn auch."


    Eigentlich war das eine lustige Idee, allerdings würde er natürlich nie Hand an einen so wertvollen Pelz von Phelan legen. Er war ein Geschenk gewesen und damit musste man pfleglich umgehen, sonst hieß es, dass man den Schenker gering schätzte und tat er ganz und gar nicht.


    "Aber auch sonst ist es etwas komisch hier in Alexandria. Die Stadt ist so groß und so eng. Und es gibt hier keine Wälder. In der Stadt ist es so furchtbar eng und draußen scheint es als könne man fast bis ans Ende der Welt schauen. Das ist schon etwas seltsam. Und dann natürlich die Temperaturen hier. Noch geht es ja, auch wenn ich es schon sehr warm finde, aber wenn es noch wäremer wird, überlege ich mir vielleicht auch mich scheren zu lassen."


    Ragin lachte ein wenig angespannt: Hatte sich das Wasser da gerde bewegt?

  • Von der Skepsis ihres Mitreiters gegenüber dem Wasser und der darin lauernden Gefahr bemerkte Axilla gar nichts. Sie schaute zwar auch auf das Wasser, aber eher voller Hoffnung, etwas zu entdecken. Doch leider entdeckte sie absolut gar nichts, der See lag völlig still vor ihnen, nur der Wind strich darüber, so dass es ein paar kleine Wellen gab.


    “Ja, ich vermisse die Wälder hier auch“ Axillas Stimme klang richtig wehmütig und traurig, als sie das im ersten, unüberlegten Moment leise ausstieß, und sogleich biss sie sich auf die vorlaute Zunge, die mal wieder zuviel preisgab. Schnell besser diese Peinlichkeit überspielen. Was hatte er gleich noch gesagt? Achja, richtig, Schnee.
    “Das muss wirklich wunderschön sein, soviel weißer Schnee. Das kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das sein muss. Vor allem hier nicht, wo es hier so warm ist. Aber das würd ich schon gerne mal sehen, so richtig viel Schnee, so richtig hoch und weiß und glitzernd.“
    Nein, das war auch nicht wirklich viel besser, das klang ja schon fast so, als wolle sie unbedingt verreisen. Oder sich selbst irgendwohin einladen. Der zweite Biss auf die vorschnelle Zunge.
    “Ähm, also, ich meine theoretisch. Vielleicht mal viel später, wenn ich die Pyramiden dann auch gesehen habe oder so.“

  • Ach gut, es schen wohl doch nichts gewesen zu sein, oder vielleicht auch nur ein Fisch. Egal was es gewesen war, es war jetzt schon weit hinter ihnen.


    "Ja die Wälder vermisse ich auch, aber den Schnee nicht so besonders. Die lange Reise im Schnee hat mir erstmal für ne Weile gereicht. Das war ja so kalt, das macht die Hitze hier fast schon wieder erträglicher. Aber Schneeballschlachten machen wirklich Spaß. Das konnte ich immer gut, den anderen Schneebälle ins Gesicht schmeißen. Aber wenn du Schnee sehen willst, dann musst du uns halt einfach mal im Herbst besuchen kommen. Ich glaube da hat niemand was dagegen. Wenn du wenig isst wie bei Nikolaos, dann fällt das unserer Köchin Marga gar nicht auf. Die versucht mich eh immer zu stopfen wie eine Gans."


    Von den Pyramiden wusste er noch gar nichts, nur dass es wohl sehr große Gräber waren. Sein Magister, der Gallier Milarocix, hatte ihm das erzählt, aber wie sie nun wirklich aussahen wusste Ragin nicht.


    "Wie sehen die Pyramiden eigentlich aus?"

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