Eine schäbige Spelunke in der tagsüber Geschäfte gemacht werden und nachts gesoffen wird

  • Vor etwa einer Dekade, Wochen und Monate nach einem Überfall auf ein unbekanntes Dorf in Galatien


    Gedankenverloren starrte Catubodus auf die Tür. Er saß auf einem der zwei Betten, die in dem kleinen, niedrigen Raum standen und rieb sich bisweilen die noch immer gelegentlich schmerzende Schulter. Er dachte über die Ereignisse der Vergangenheit nach. Wie sein Dorf ausgelöscht worden war und er selbst hilflos im Staube lag. Und er dachte an seine fast wundersame Rettung. Mittlerweile war auch der letzte Rest der Entzündung abgeklungen, sein Latein und Koine konnte sich einigermaßen hören lassen und alles in allem war er bereit für ein neues Leben. Doch er hatte keine Ahnung wie er seinen Lebensunterhalt bestreiten sollte. Ewig konnte er Neanthes nicht auf der Tasche liegen, der so viel Zeit und Geld für seine Rettung geopfert hatte. Dass er ihm das Schwert des Großvaters gegeben hatte um an Geld zu kommen war das mindeste gewesen, das er hatte tun können. Es war ohnehin nicht die richtige Waffe für ihn, was seine Schulter eindrucksvoll bewies. So hing er einige Zeit seinen Gedanken nach, bis sich zu den Problemen bezüglich seiner ungewissen Zukunft vermehrt die Probleme der Gegenwart gesellten.
    Der finstere Geselle, bei dem sich Neanthes wiederholt Geld geliehen hatte und dem er auch die Waffe verkauft hatte verlangte Wucherzinsen, die dieser kaum mit seinem spärlichen Verdienst begleichen konnte. Dann war da noch der Wirt dieser Spelunke, in der sie wohnten. Auch dieser wollte bezahlt werden. Für das Zimmer und dafür, dass er dem jungen griechischen Arzt tagsüber eine Ecke seiner Gaststube zum praktizieren überließ. Entsprechend dem Etablissement war das Einkommen, das man neben Kleinsthändlern, einem Barbier und dergleichen dubiosen Gestalten als Arzt erwirtschaften konnte. Wer es sich nur irgendwie leisten konnte suchte einen Arzt mit außerhalb von Rhakotis auf. Es sah nicht rosig aus. Verschuldet wie er war wollte Neanthes sein Studium aufnehmen. Er hielt Schulden für unwürdig. Frei und ungebunden solle er beginnen hatte sein Vater ihm gesagt und das hatte er auch vor.
    Irgendwie mussten sie, musste Catubodus ihre Situation verändern. Zu tief stand er in der Schuld des jungen Griechen. Arbeiten als ungelernter Hilfsarbeiter kam nicht in Frage, das war noch zu riskant für die Wunde du außerdem würden sie dann den erhöhten Zimmerpreis für zwei Arbeitsfähige zahlen müssen und das würde das zusätzlich Geld direkt wieder auffresse. Doch eine echte Lösung schien nicht in Sicht.


    Sim-Off:

    Der Thread spielt als Teil der Hintergrundgeschichte des Catubodus wie im Titel angedeutet in der Vergangenheit und ist außerdem reserviert.

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/2864/neanthes.jpg]



    Neanthes von Ankyra, war einstmals der Spross einer bekannten Arztfamilie gewesen, aber nun war er nicht mehr als einer der vielen Wunderheiler und Zahnreißer wie es so viele in Rhakotis gab. Er lief die Treppe hinauf zu seinem momentanen Patienten, aber sein Gesicht war verdunkelt. Gerade war er wieder dagewesen und hatte ihn in die Mangel genommen. Er war ein finsterer Geselle, namens Pison, dem Neanthes eine nicht geringe Menge Geld schuldete. Es war wohl der größte Fehler seines noch relativ jungen Lebens gewesen, sich von ihm Geld zu leihen. Aber was hätte er den tun sollen? Er fühlte sich dem Hippokratischen Eid verpflichtet, auch wenn er noch kein ganzer Iatros war. Er, der Sohn des Dimitrios von Ankyra war nach Alexandria gereist um dort seine letzten Ausbildungsschritte zum Iatros zu absolvieren. Nicht, dass er nicht schon praktizieren könnte, er hatte jahrelang seinem Vater über die Schulter geschaut und ihm assistiert, aber die Iatroi des Museions waren nun mal die besten und geachtetsten der ganzen Welt.


    Auf einmal war er einfach da gelegen. Genau neben dem Karawanenweg war dieser kleine, blonde, junge Mann gelegen und hatte eine schwere Wunde und mehrere kleine gehabt. Alle liefen an ihm vorbei, doch Neanthes hatte das nicht gekonnt. So hatte er sich seiner angenommen und auf dem staubigen Boden behandelt. Doch es war klar, selbst verarztet würde er hier sterben, wenn er ihn einfach liegen ließ. So hatte er einen Karawanenführer bezahlt, den Kerl mitzunehmen. Die Reise dauerte noch Wochen, und der Mann, er war ein Kelte und hieß Catubodus wie sich später dann herausstellte, erwachte nur ab und an mal kurz aus seinem fiebrigen Schlaf. Die tiefe Wunde an seiner Schulter hatte sich trotz seiner Behandlung böse entzündet, und die wackelige Reise tat ihr übriges um seinen Zustand weiter zu verschlimmern.


    Der Weg war lang und Mühsam gewesen aber irgendwann kamen sie dann doch endlich in Alexandria an. Catus Zustand war weiterhin schlecht, und es wäre das klügste gewesen ihn sofort ins Museion zu bringen, doch das traute sich Neanthes nicht. Er konnte schließlich nicht einem Patienten mit brandigen Wunden im Museion auftauchen. Sofort wäre man dort von seiner Unfähigkeit überzeugt gewesen! Also nahm er sich mit seinem restlichen Geld ein Zimmer in einer Taberna in Rhakotis um dort erst seinen Patienten zu heilen und anschließend dann ans Museion zu gehen. Doch aus den angedachten Tagen waren mehrere Monate geworden, denn Catus Wunden entzündeten sich immer wieder und ihr Geld war schnell aufgebraucht. Und als der Kelte dann langsam wieder zu Kräften kam, hatte Neanthes sich einen zu großen Schuldenberg angehäuft um ans Museion zu gehen. Ein Iatros hatte ehrbar zu sein und da passte es einfach nicht Schulden bei einem finsteren Gesellen in Rhakotis zu haben. Lieber würde er für immer verschwunden bleiben, als seinem Vater diese Schmach zu bescheren. Und nun praktizierte er halt hier in einem Hinterzimmer einer schmierigen Spelunke im Armenviertel Alexandrias.


    Vorsichtig öffnete er die Tür. Catubodus saß auf dem Bett. Neantes trug ihm nichts nach, nein er hatte ihm sogar Latein und Koine beigebracht. Er war ein guter Mann, der einfach Pech gehabt hatte und damit war er dem Spross der Arztfamilie wohl ähnlicher als jeder andere hier in diesem Haus. "Wie geht es dir?" stellte er die obligatorische Frage und stellte das Tablett mit einem Kruge sauren Weins und hartem Brot ab.

  • Obwohl die Tür nur langsam geöffnet wurde schrak Catubodus aus seinen Gedanken auf. Er blickte zur Tür und wie erwartet war es Neanthes, der den Raum betrat. Ein Abendmahl hatte er auch dabei, hervorragend. Das einzige was Catu allmählich an seinem Retter ein wenig störte war dessen anhaltende Besorgnis um ihn. Er war mittlerweile so weit genesen, dass er hätte anfangen können zu arbeiten. Außerdem war er kein Kind mehr, nein. Seit den Vorfällen in Galatien, die ihm unendlich weit weg und ewig lang her zu sein schienen, war er keines mehr. Seine Kindheit hatte geendet als er das Dorf in dem er aufgewachsen war niedergebrannt vorgefunden hatte.
    Doch obwohl ihn die Besorgnis fast kränkte, antwortete er Neanthes:


    "Danke, es geht. Heute hat es überhaut nicht mehr gezogen in der Schulter."


    Um seine Behauptung zu unterstreichen kreiste er einmal mit der Schulter. Allerdings war das natürlich nicht die ganze Wahrheit, aber wenn er seine Schulter gespürt hatte, dann weil er schon seit einigen Tagen sein kleines Sportprogramm auf den Oberkörper ausgeweitet hatte. Denn er wollte schließlich an dem Tag, an dem er diese Kaschemme verlassen würde nicht völlig außer Form sein. Diese Betätigung musste er allerdings vor Neanthes geheim halten. Dieser hatte ihm bisher erst drei oder vier kleine, leichte Besorgungsgänge gestattet und das auch nur weil er ihn unablässig dazu gedrängt hatte.
    Kaum hatte er seine Antwort beendet, als ihm ein Schatten im Gesicht seines Gegenübers auffiel. Neanthes war zwar wie immer freundlich, doch schien ihn etwas besonders zu bedrücken, was er allerdings gegenüber seinem Patienten gut verbarg. Catu hatte es jedoch bemerkt und obwohl er schon eine Ahnung hatte was es sein mochte fragte er:


    "Was ist los? Ist heute irgendwas geschehen?"

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/2864/neanthes.jpg]


    Neanthes' dunkle Miene verfinsterte sich noch einmal deutlich. Zum einen wurde ihm nun sein schmerzender Magen wieder bewusst, den er Pison zu verdanken hatte. Damit er wisse, was passiere, wenn er die nächste Rate mit den gestiegenen Zinsen nicht rechtzeitig begleichen würde. Dazu hatte ihm eine hässliche alte Vettel, deren Mann früher ein Waffenschmied gewesen war, erzählt dass ihn dieser Sohn eines Hundes, auch noch bei der Anrechnen von Catubodus Schwert auf die Schulden übers Ohr gehauen hatte. Das Schwert des Kelten war mindestens das fünffache wert gewesen, was ihm dieser Haslabschneider berechnet hatte.


    "Schön, dass es dir besser geht, aber du musst vorsichtig sein. Nur weil die Wunde zu ist, heißt das noch nicht, dass innen auch alles schon verheilt ist. Du musst dich noch eine Weile schonen!"


    Als Arzt hatte man die Pflicht für seine Patienten zu entscheiden, schätzte man selbst die eigene Gesundheit meist viel zu gut ein.


    "Aber du hast Recht heut ist kein guter Tag. Zum einen war Pison vorhin da und hat mir gezeigt, dass ich besser meine Raten pünktlich zahlen sollte." Er hielt sich kurz den Bauch als er sich auf das andere Bett setzte und verzog dabei das Gesicht vor Schmerzen.
    "Und dann habe ich auch noch herausgefunden, dass er mir für dein Schwert viel zu wenig gegeben hat. Es tut mir leid, ich habe von so etwas einfach keine Ahnung. Ich bin Iatros und kein Kämpfer."


    Niedergeschlagen zuckte er mit den Schultern. Eigentlich war er noch nicht einmal das...

  • Mit einem zustimmenden Nicken nahm Catubodus den ärztlichen Rat an. Befolgen würde er ihn nach eigenem Gutdünken, wie es eben alle halsstarrigen Patienten zu tun pflegten. Er kannte seinen Körper auf jeden Fall besser als jeder noch so gute Arzt.


    Das hatte er sich fast gedacht. Nicht zum ersten Mal war Pison handgreiflich geworden. Wie jedesmal, wenn er von Pison hörte, stieg der Zorn wieder in ihm hoch. Der Zorn, den er am liebsten tief in sich vergraben hätte und vor dem er fast Angst hatte. Zumindest davor, was er aus ihm machen konnte. Er ballte seine Hände zu Fäusten und entspannte sie wieder, den nun ärgerte er sich über sich selbst. Er hatte Neanthes das Schwert regelrecht aufgedrängt und sich dann, nachdem so zumindest ein Teil der Schuld die er bei dem jungen Arzt hatte, beglichen war nicht weiter um die Angelegenheit gekümmert. Ihm weder Ratschläge für den Verkauf oder einen akzeptablen Preis genannt. Nur wegen dieses Fehlers konnte Pison ihn so leicht über den Tisch ziehen.
    Missmutig stand Catu auf, nahm das Tablett und reichte es seinem Wohltäter. Sollte er an diesem tristen Tag wenigstens zuerst was essen.


    "Hier. Eine Schande ist das. Deine Unkenntnis so schamlos auszunutzen. Wie sähe es denn aus, hätte er dir den vollen Wert bezahlt?"


    Eigentlich stellte er die Frage nur um Neanthes von seinen Schmerzen abzulenken. Es war ihm völlig egal wie viel das an ihrer Situation ändern würde. Es waer ohnehin seine Schuld und daran würde kein Betrag etwas ändern.

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/2864/neanthes.jpg]


    Der Iatros nahm das Teblett entgegen. Er sah das Catu wütend war. Normalerweie hätte er ihn jetzt beruhigt, aber da er selbst ja auch angeschlagen war, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, wurde er nun auch ein wenig wütend, aber hauptsächlich verzweifel.


    "Das hätte die Schulden fast ganz beglichen. Und jetzt kann ich mit dieser Pfuscherei hier, die die Leute in Rhakotis Medizin nennen, gerde mal ein wenig mehr als die Zinsen bezahlen. Wenn ich ihm nur ein wenig was in harter Währung zurückzahlen könnte, wenn du verstehst was ich meine. Aber was soll ich nur machen? Du bist dafür zu jung und noch zu schwach und ich bin ein Iatros. Da sind mir die Hände gebunden. Wenn ich mich jetzt nicht mal mehr an den Hippokratischen Eid halten würde, könnte ich mir gleich einen Strick nehmen."


    Er stelte das Essen wieder weg und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Was war nur aus ihm geworden? Eben war er noch ein hoffnungsvoller Iatros gewesen, und jetzt war er ein verschuldeter Wunderheiler und überlegte seinem Gläubiger Gewalt anzutun. Wenn sein Vater das wüsste, würde dieser sicher einen Schierlingsbecher trinken...

  • Vermutlich hätte der Anblick von Catubodus Gesicht Neanthes schockiert oder zumindest erschreckt. Daher war es gut, dass er ihn nicht ansah. Catus Kiefer mahlten und er blickte gar grimmig drein. Er war nicht zu jung und er schwor sich, dass er, würde Pison noch einmal seine Hand gegen den jungen Arzt erheben, so würde er ihn aufsuchen und strafen. So wie er es anderenorts schon einmal getan hatte. Zwar wollte er derlei nie wieder tun, doch allmählich wurde es einfach zu viel. Er überlegte ob er seinen Entschluss mit Neanthes teilen sollte, doch er entschied sich dagegen. Noch nie hatte er gesehen wie dieser die Contenance verloren hatte und genau das war soeben geschehen, da würde eine solche Offenbarung sicher nicht gerade gelegen kommen.
    Er entspannte sich wieder und verspürte den Drang sich neben seinen Freund zu setzen und ihn tröstend in den Arm zu nehmen. Seinen Freund? Ja, so konnte er ihn wohl nennen, denn er hatte mehr für ihn getan, als es seine ärztliche Verpflichtung geboten hatte. Da war zumindest Catus Meinung. Doch er tat es nicht, denn es hatte einen Grund gegeben, warum sein Großvater öfter auch abwertend über die Griechen gesprochen hatte und es war dabei nicht um die Kriegsführung gegangen. So versuchte er nur ihm Trost zuzusprechen:


    "Hey, es war meine Schuld, dass er dich übers Ohr hauen konnte. Ich hätte dir sagen könne wie viel das Schwert wert war. Ich habe mich zu wenig für deine Finanzen interessiert, die ja auch meinen Lebensunterhalt bestreiten."


    Was konnte er ihm noch sagen? Wie ihm Mut zusprechen? Ihre Lage musste ihm hoffnungslos erscheinen. Er konnte ihm kaum sagen, dass er Pison beseitigen konnte. Damit er dies glauben konnte hätte er ihm die volle Wahrheit erzählen müssen und das wollte, nein, konnte er nicht. Außerdem würde es eine falsche Motivation vermuten lassen. wenn er aktiv wurde, dann nur aus Rache, keinesfalls um den Schulden zu entgehen. So musste eine sehr vage unverfängliche Andeutung genügen:


    "Und wer weiß, vielleicht löst sich das Problem Pison ja ganz von selbst."


    Meinte er daher etwas lapidar mit einem Achselzucken. Im Gegensatz zu Neanthes war sein Appetit allerdings ungebrochen und nur aus Rücksicht as er vorerst nur langsam und wenig.

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/2864/neanthes.jpg]


    "Ach du bist jung. Dich trifft keine Schuld. Außerdem wage ich zu bezweifeln, dass du dich mit unserem Geld auskennst."


    Ihre Probleme sollten sich von selbst lösen? Der Junge war gut! Nicht immer kam einem jemand zur Hilfe, der so dumm war wie Neanthes, dachte er sarkastisch. Er selbst war aber sicher der größte Idiot von Alexandria, wenn nicht gar von ganz Aegyptus, also konnten sie darauf sicher nicht hoffen.


    "Ja genau, vielleicht schenkt uns jemand das Geld, oder Pison wird von einem noch übleren Kerl um die Ecke gebracht. Nein Catu, so viel Glück werden wir nicht haben und darum werde ich sicher zu Tyche beten. Wir müssen das alleine schaffen. Und du überanstrengst dich nicht, sonst war noch alles umsonst! Also werde ich das machen. Ich treibe schon irgendwie das Geld auf, auch wenn ich keine Ahnung habe wie."


    Das wäre es jetzt noch: Catubodus würde losgehen und arbeiten um die Schulden zu bezahlen und stirbt dann an seinen Wunden. Alles wäre für die Katz gewesen. Neanthes legte sich auf sein Bett und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Er musste nachdenken, aber momentan war sein Kopf nur mit Selbstmitleit und Leere gefüllt...

  • Nun war Catu wirklich nur noch wenig davon entfernt sich über Neanthes aufzuregen. Er behandelte ihn nun gerade wie das Kind, das er schon lange nicht mehr war. Es gab ja noch andere Vergleichswerte als Geld und obwohl er in der wohl dünnstbesiedelten Region des gesamten römischen Reiches in einem kleinen Dorf aufgewachsen war, kannte er doch die Kupfer- und Messingmünzen der Römer. Doch er übte sich in Nachsicht. Wenn sie nun stritten war ohnehin niemandem geholfen. Also versuchte er das Häufchen Elend, das sich da entwickelte abzulenken:


    "Iss was. Das Brot ist erstaunlich.. kräftig und der Wein nicht so grausam dünn wie sonst."


    Das Brot war fast Steinhart und der Wein von nicht gerade besserer Qualität, doch er hatte keine Wahl. Andere Ablenkung war nunmal nicht vorhanden. Doch zu seinem Erstaunen bekam er nur ein unverständliches Grummeln als Antwort. Er überlegte ob er nachhaken sollte, unterließ es aber dann. Das hatte vermutlich doch keinen Wert. Also aß er still alleine zu Ende, löschte dann die kleine Öllampe und legte sich dann auch zu Schlafen hin. Möglicherweise brachte ja der kommende Tag eine wesentliche Veränderung.

  • Leise öffnete sich die sonst verräterisch knarrende Tür. Eine Gestalt huschte herein, schloss die Tür ebenso leise wieder und erreichte mit schlafwandlerischer Sicherheit das leere Bett. Dort legte sie sich hin und starrte an die Decke. Ob und zu stöhnte die Person im anderen Bett leise auf und Catubodus schaute jedesmal besorgt hinüber. Es waren diese Laute des Schmerzes die sein Zweifel verstreuten.
    Es hatte keine andere Möglichkeit gegeben. Das nächste Zusammentreffen von Neanthes und Pison hätte tödlich geendet. Für wen war klar. Auf der einen Seite ein schlägernder Geldverleiher und auf der anderen ein sanftmütiger junger Arzt. Das war kein fairer Kampf. Gestern um die Mittagszeit war es passiert. Pison war wieder gekommen um sich Geld zu holen und als Catu den Krach aus der Wirtsstube gehört hatte war er sofort heruntergeeilt, den Dolch in der Hand. Er war allerdings zu spät gekommen. Pison war weg und Neanthes lag auf den Trümmern eines Stuhles. Noch ehe ihn jemand beachtete, hatte er sein Mordwerkzeug verschwinden lassen und Neanthes gemeinsam mit dem Wirt nach oben geschafft.
    Das zuschwellende Auge war schnell behandelt gewesen, doch das Richten und Schienen des gebrochenen Armes war trotz der guten Anweisungen des jungen Arztes nicht so leicht vonstatten gegangen. Am liebsten hätte sich Catu sofort auf den Weg gemacht, aber er hätte seine Abwesenheit nicht plausibel erklären können. Außerdem war es ratsam auf den Schutz der Dunkelheit zu warten. Allerdings hatte er die Momente, die er in der Stube unten war genutzt um Erkundigungen einzuholen. Er wusste genau wohin er wollte.


    Auf die dunkelste Dunkelheit der Nacht hatte er gewartet. Dann war er mitten in der Nacht aufgebrochen. Tatsächlich war es leicht gewesen die richtige Hütte zu finden. Das Geld, das Pison ihnen und sicherlich noch anderen abknöpfte wanderte sicherlich nicht in diesen "Palast". Er wagte einen Blick zwischen zwei Türbrettern hindurch und musste erkennen, dass der besagte Gauner nicht schlief, sondern durch das kleine Fenster in die Nacht starrte. Wie sollte Catubodus da an den Hals des Hünen kommen?
    Ein Stich zwischen die Rippen war ihm zu unsicher, denn der Dolch war womöglich nicht lang genug und dass ein Gegner selbst mit einer Klinge im Bauch noch eine Gefahr darstellen konnte wusste er aus eigener Erfahrung. Er zögerte und nahm wieder die Techniken seines Großvaters zu Hilfe, diesmal mit dem Gesicht des verprügelten Neanthes zur Unterstützung. Pison hatte sie beide in der Hand und drohte sie unbarmherzig zu zerquetschen. Beinahe hätte er alle Vorsicht fahren lassen und sich auf den Übeltäter gestürzt, doch er mahnte sich zur Ruhe, hob ein Steinchen auf und ließ es geräuschvoll unweit der Tür fallen. Erneut nutzte der die Lücke in der Tür. Pison bewegte sich nicht, war augenscheinlich völlig in Gedanken versunken oder sonstwie mit sich selbst beschäftigt. Womöglich ersann er auch neue Gaunereien. Catu war es egal. Er murmelte ein stilles Gebet, griff den Dolch fester und schlich sich vorsichtig in die Hütte.
    Im Innern war sie nicht weniger schäbig als von außen. Nur ein hochbeiniges Bettgestell mit erstaunlich dünner Matratze hob sich von der übrigen Einrichtung ab. So leise es irgend ging kroch Catu darunter und wartete. Nach einer Ewigkeit, als er schon glaubte die Scherzen seiner verspannten Glieder würden ihn nicht länger wach halten, kam Pison herüber um sich dem Schlaf zu widmen. Als er ein leises Schnarchen vernahm ertastete er sanft die ihm entgegen ragenden Formen. Schließlich glaubte er den Hals gefunden zu haben. Mit aller Gewalt stieß er mehrmals zu und ein Röcheln, sowie ein paar Tropfen, die die schmale Waffe herunter rannen verrieten ihm, dass er sich nicht geirrt hatte.
    Catu robbte unter dem Toten hervor, säuberte seinen Dolch an dessen Kleidung und irgendwie betäubt eilte er zurück zur Taverne, nachdem er seine eigene nach Blutspritzern abgesucht hatte. Er schien sauber geblieben zu sein, bis auf einen kleinen, länglichen Spritzer auf seiner linken Schulter, den er jedoch übersah.
    Es dauerte lange bis er einschlafen konnte, doch schließlich gelang es ihm, von einer Last befreit und um eine weitere Last beladen, die seinen Schlaf nicht gerade erquicklicher machte.


    [SIZE=6]edit: realistischere Mordmethode[/SIZE]

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/2864/neanthes.jpg]


    Neanthes Kehle war trocken, als er erwachte. Die logische erste Handlung war natürlich, dass er sich umdrehte um etwas Wasser aus der Karaffe neben seinem Bett zu trinken, doch seine Bewegung wurde schnell ducrh die Blitze gestoppt, welche ihm in den Kopf schossen. So sank er mit einem Stöhnen erstmal wieder nach hinten auf sein Lager. Jetzt erinnerte er sich wieder: Gestern hatte ihn dieser Halsbschneider Pison vermöbelt. Das erklärte auch ein eingeschränktes Sichtfeld auf seinem rechten Auge, denn das schien zur Hälfte zugeschwollen zu sein. Er stöhnte noch einmal, als er seiner anderen Verletzungen gewahr wur. Offenbar hatte er sich auch eine Rippe angeknackst, denn auch dort hatte er Schmerzen. Aber das schlimmste war: Er musste pinkeln!


    Also setzte er sich mit einem weiteren Stöhnen auf. Catu schien das nicht weiter zu stören, denn der Kelte schnarchte einfach weiter vor sich hin und schlief der vermeintlichen Schlaf der Gerechten. Langsam stand der Iatros auf und setzte vorsichtig einen Schritt vor den anderen. Einige Meter ging das auch ganz gut, doch dann wurde ihm Schwindlig. Er versuchte sich noch an dem Stuhl abzustützen, auf dem der Kelte seine Kleider deponiert hatte, doch der hielt sein Gewicht nicht, und so fielen beide polternd zu Boden.


    Der Schmerz trieb ihm die Luft aus den Lungen. Und so bleib er noch einige Augenblicke auf dem Boden liegen und japste. Er hörte wie jemand aus dem Bett sprang und auf ihn zulief. Direkt neben seinem Gesicht lag Catus Hemd und darauf war ein eingetrokneter Blutspritzer zu sehen, bevor auch die nackten Füße des Kelten in seinem Sichtfeld auftauchten.


    "Catu, helf mir." stöhnte er einfach nur.

  • Es war ihm als wäre er eben erst in tiefen Schlaf gefallen, als irgendwas dafür sorgte, dass er wieder wach wurde. Es dauerte einige Momente, bis er sich orientiert und Neanthes entdeckt hatte. Sofort sprang er mit noch morgenschweren Gliedern aus dem Bett und eilte dem Gestürzten zu Hilfe. Die Sache war schon recht komisch. Bei seinen Patienten setzte er die verordnete Bettruhe vehement durch und nun hatte er sich selbst zu viel zugemutet. Was hatte er sich dabei gedacht? Klar. Dem Weg nach wollte er zur Tür, denn auf dem Gang stand ein Eimer, der für das "kleine Geschäft" gedacht war.
    Behutsam half er ihm wieder auf die Füße.


    "Du machst Sachen."


    Mit der selben Geste, mit dem Neanthes ihm immer zu Schweigen geboten bedachte er ihn nun und stützte ihn bis zu besagter Erleichterungsgelegenheit.


    "Den Rest bekommst du selber hin, oder?"


    Damit zog er sich diskret in das Zimmer zurück und setzte sich auf sein Lager für den Fall das Neanthes ihn nochmals, etwa für den Rückweg, brauchen würde. Lieber hätte er sich direkt wieder hingelegt, schließlich hatte er kaum geschlafen. Noch vor einem Jahr hätte er das vermutlich auch getan, doch nun war ein anderer, einer der mitdachte.
    Schläfrig rieb er sich die Augen. Sobald Neanthes wieder da war würde er nochmal eine Kappe Schlaf nachholen, bevor in Kürze die grelle Sonne Ägyptens ihre tägliche Reise antrat.

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/2864/neanthes.jpg]


    Nachdem sich Neanthes erleichtert hatte, tastete er sich entlang der Wand zurück uns Zimmer und dann weiter in sein Bett.


    "Danke."


    Gerade ihm sollte ja sowas eigentlich nicht passieren, aber die Sorge um seinen Patienten war in diesem Moment einfach noch größer. Er hatte zwar ein paar Beulen, aber Catus Wunde konnte viel gefährlich werden.

    "Catu, zeig mir deine Wunde. Ich hab das Blut an deinem Hemd gesehen. Wieso sagts du mir das denn nicht? Das kann immernoch gefährlich sein!"


    Er überlegte sich stark, ob er noch einmal so einen sturen Kelten als Patienten wollte...

  • Noch immer etwas verschlafen beobachtete er abwesend Neanthes Rückkehr. Mit einem Blinzeln er schließlich wahr nahm, wie dieser sich gerade auf sein Bett niederlies und wollte sich gerade selbst nochmals hinlegen, als Neanthes ihn ansprach. Schlagartig war er hellwach und was an diesem frühen Morgen noch von den Nebeln des Schlafes verdeckt und nicht ganz in seine Erinnerung zurückgekehrt war tauchte auf. Er erinnerte sich nun an alle Details seines nächtlichen Ausflugs. Hatte er doch tatsächlich einen Fleck übersehen. Wie viel sollte er erzählen? Wie würde Neanthes seine Lösung ihres Problems aufnehmen? Unentschlossen brummelte er:


    "Ist nicht von mir."


    Er wollte etwas Zeit schinden um sich für Neanthes sanftes Gemüt eine plausible Geschichte einfallen lassen zu könen. Wenn er etwas zu dem "danach" geplant hatte, so sollte Pison einfach nicht mehr auftauchen. Die geheimen Wege die in Rhakotis die Informationen verbreiteten würden Neanthes ohnehin schnellstens informieren. Nun aber kam er nicht darum herum ihm irgendetwas aufzutischen.

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/2864/neanthes.jpg]


    Wie das Blut stammte nicht von ihm? Eine blödere Ausrede hatte er selten gehört. Von wem sollte es denn dann sein? Immer diese störrischen Patienten.


    "Papperlapapp. Von wem soll es denn sonst sein? Zeig her, bevor es sich noch entzündet. Mach dein Hemd auf, ich hole schnell meine Tasche."


    So erhob er sich wieder ein wenig schwankend, aber der Gedanke einen Patienten in Not zu haben, ließ ihn das überwinden, zumal diese eh direkt am Fußende seines Bettes stand.

    "Na auf, zeig schon."

  • "Bleib gefälligst im Bett. Du bist der eindeutig Angeschlagenere von uns beiden. Mit meinem Arm ist wirklich allen in Ordnung."


    Eiligst hatte Catubodus sich etwas zurechtgelegt. Es war ihm nicht wohl dabei Neanthes zu belügen, wenn er es auch zu dessen Schonung tat.


    "Setz dich wieder hin und hör zu. Das Blut stammt von Pison. Ich habe ihn heute Nacht aufgesucht um mit ihm über euer Arrangement zu sprechen. Ich wollte ihm blos ein wenig drohen aber er ließ sich nicht einschüchtern, wir gerieten in Streit, es kam zur Auseinandersetzung, er ist tot. Dein Problem ist gelöst, meiner Schulter gehts gut und jetzt lass mich schlafen."


    So berichtete Catu geschönt und reichlich kurz angebunden. Die an Bemutterung grenzende Fürsorge, die ihm zuteil wurde war ihm allmählich zuviel, zumal es ja eher Neanthes war der nun seiner Sorge bedurfte. Auch wusste er, dass seine Geschichte nicht hieb- und stichfest war und hoffte durch seinen ruppigen Ton etwaige Nachfragen zu unterbinden.

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/2864/neanthes.jpg]


    Neanthes dachte zuerst er habe sich verhört und wollte schon antworten, dass er gerade verstanden hatte, Catu habe Pison getötet.
    Doch dann sah er das Gesicht des Kelten und ihm war schlagartig klar, dass das nicht als Witz gemeint war, was er gerade von gegeben hatte.

    "Du hast was?! Du kannst doch nicht einfach einen Menschen töten? Bei den göttern, und das wo ich geschworen habe keine Menschen zu schädigen! Und wie hast du den Riesenkerl bitte getötet? Du hast ja nichtmal mehr eine Waffe und er ist viel größer und stärker als du! Was ist genau passiert?"


    Seine Stimme war jetzt laut geworden und war kurz davor sich zu überschlagen. Ob es jetzt aus Panik oder aus Wut war, wusste er noch nicht so genau. Was er aber wusste war, dass Catu ihm eine Erklärung schuldete, nach all dem was der Iatros für ihn getan hatte.

  • Catubodus war einen Moment über den ungewohnten Ausbruch verwundert, fühlte sich aber ungerecht behandelt. Er hatte Neanthes Leben präventiv gerettet und der fuhr ihn nun derart an. Trotzig antwortete er ihm:


    "Pison war mehr Tier als Mensch. Er hat dich ausgesaugt wie ein Blutegel und glaubst du er hätte dich beim nächsten Verzug am Leben gelassen? Er hätte dich gnadenlos getötet wie ein Raubtier. Auch ein Messer kann übrigens eine Waffe sein. Man braucht kein Schwert um jemanden zu töten."


    Er hatte sich nun in Rage geredet weshalb er mit der vollen Wahrheit ans Licht rückte:


    "Du willst wirklich wissen, wie ich es geschaft habe ihn zu töten? Um genau zu sein gab es keinen Streit und keinen Kampf. Ich habe ihn hinterrücks erdolcht und damit die Welt von einem Übel befreit. Nicht zu vergessen ich hab dir deine Haut gerettet. Über kurz oder lang hätte sich eine Frage gestellt: du oder er. Willst du mir einen Vorwurf daraus machen, dass ich dich gewählt habe?"

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/2864/neanthes.jpg]



    "Ach und du bist jetzt also besser?! Hinterhältig gemeuchelt hast du ihn. Ist das nicht das Gleiche? Und jetzt sagst du auch noch du hast es für mich getan. Ein Mensch würde für mich getötet, wie soll ich jetzt noch als Iatros arbeiten? Du hast mich gewählt und zwar in einer Wahl die du gar nicht hättest treffen müssen! Ich hätte sicher eine andere Lösung gefunden!"


    Neanthes klang überzeugend, allerdings war er sich innerlich dessen nicht allzu sicher. In seinem Herzen wusste, er dass Catu ihn wohl gerettet hatte, allerdings wollte sein Verstand das nicht wahr haben.

    "Und ich habe dich gerettet! Ohne mich würde Pison noch leben. Also ist es so als hätte ich ihn getötet! Du hast mich zum Mörder gemacht! Zu einem Mörder!"


    Seine Erregung steigerte sich weiter und er war jetzt nahe an der Hysterie.

  • "Eine andere Lösung? Ach ja? Welche?"


    zischte Catu blos. Sie hatten sich oft genug über Pison und ihre prekäre Lage unterhalten. Sie hatte nie eine Lösung gefunden und hätten auch nie eine gefunden.


    "Du, ein Mörder? Mach dir nichts vor. Du bist ein Lamm unter Wölfen. Die Welt ist grausam und wer sich nicht wehren kann geht unter. Wie das Reich Alexanders, von dem du mir erzählt hast. Es wundert mich ohnehin wie er mit Männern aus deinem Volk solch ein Reich erobern konnte. Wenn die auch nur teilweise so schwach waren wie du. Du der du kein Mann bist, sondern eine Kräuterhexe, gefangen im falschen Körper."


    Es waren die Ansichten seines Großvaters, die aus ihm sprachen. Dinge die er Neanthes nie auf den Kopf zugesagt hätte. Doch die Naivität und die Vorwürfe Neanthes hatten ihn so aufgeregt, dass er im Zorn nicht unter Kontrolle hatte, was er von sich gab.
    Wütend begann er seine Habseligkeiten zusammenzuraffen. Er wollte keinesfalls länger das Zimmer mit diesem undankbaren Weichei teilen. Er hatte geahnt, das Neanthes nicht begeistert sein würde, aber diese Reaktion überstieg seine Prognosen. Er kam zum Schluss, dass er seine Schuld beglichen und damit nun keinen Grund mehr hatte länger zu bleiben. Was er für Freundschaft gehalten hatte schien ihn nun nur noch Dankbarkeit und Schuld gewesen zu sein.


    [SIZE=1]edit:[/SIZE]

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Sim-Off:

    An dieser Stelle endet die gesimmte Hintergrundgeschichte des Catubodus. Weiter geht es hier.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!