Stadtwache, Spitzel, Legionäre...

  • Wie ich es Ánthimos zugesagt hatte, gab es, bezüglich der dringenden Angelegenheiten die Stadtwache betreffend, eine Sitzung des Koinons.
    Alle Prytanen waren informiert worden und zu meiner großen Überraschung schaffte ich es diesmal trotzdem als erste im Tempel einzutreffen. Ein kleines Bisschen stolz darüber nahm ich Platz und genoss die hier herrschende Ruhe während ich wartete.

  • Obwohl er nicht wusste worum es heute gehen würde, er hatte wie immer versäumt sich rechtzeitig damit zu beschäftigen, war Cleonymus frohen Mutes als er die Halle der Tyche betrat, die sich später vielleicht noch als die Höhle des Löwen entpuppen würde ...

  • Gemeinsam mit seinem Bruder Ánthimos betraten der junge Strategos den Tempel der Tyche. Sein Bruder hatte zuvor ein ernstes Gesicht gemacht und gesagt, dass es heute um wichtige Angelegenheiten ginge. Thimótheos hatte sich unbeeindruckt gezeigt und setzte sich nun mit erwartungsvollem Blick in die Runde. Was ging hier vor?

  • Nikolaos trat von seinen Mitarbeitern begleitet in die Halle, in der das Koinon tagte. Etwas Eigenartiges schien in der Luft zu liegen. Nikolaos hatte eine böse Ahnung, worum es sich handeln konnte. Eigentlich hatte er sogar verschiedene Ahnungen, die alle ähnlich unangehm waren. Auf jeden Fall würde diese Sitzung mit den Römern zu tun haben und mit den letzten Ereignissen.


    Die Seide seiner Gewänder raschelte, als er auf seinem Armlehnstuhl Platz nahm. Fragend blickte er die Leiterin der Versammlung an. Währenddessen kauerte sich Kalthymos neben ihn und nahm Wachstafeln und Griffel aus einem Lederbeutel. Aus einer Rolle zog er mehrere Papyri, die lose ineinander gerollt waren und hielt sie bereit.


    Die Atmosphäre im Raum behagte dem Gymnasiarchos nicht. Er ließ sich von seinem Unbehagen freilich nichts anmerken. Wenn es um etwas Gefährliches ging, warum hatte ihn seine Klientin nicht zuvor unterrichtet? Was ging hier vor? fragte sich auch Nikolaos. Er flüsterte Kalthymos etwas zu.

  • Ànthimos war zusammen mit seinem Bruder und seiner Cousine Emilia, welche ja seine Grammatea war, ins Tychaion gekommen. Ihm war nicht allzu gut zumute, schließlich war es gut möglich, dass es heute für einen der Prytanen sehr sehr viel Ärger geben konnte. Zumal die Sitzung noch auf sein Drängen einberufen worden war. Allerdings ließ er sich diese Nervosität nicht anmerken. Wenn er als Agoranomos oderIatros auftrat bemühte er sich immer besonders würdevoll aufzutreten und so zeigte seine Miene konzentrierte Entschlossenheit, denn es war ihre Pflicht diesen Vorwürfen auf den Grund zu gehen.


    So grüßte er höflich die anderen Prytanen und begab sich dann auf seinen Platz.

  • Ich beobachtete die eintreffenden Prytanen genau und bemerkte natürlich auch das recht offensichtliche Unbehagen des Gymnasiarchos. Hätte ich im Vorfeld erahnen können, ob er in dieser ganzen Angelegenheit involviert war, hätte ich ihn natürlich zuvor informiert, aber ich ging davon aus, dass es eher ein Alleingang von Cleonymus war, daher hatte ich im Vorfeld keinen Grund gesehen Nikolaos damit zu belästigen.
    Als alle eingetroffen waren, erhob ich mich, eröffnete ich die Sitzung des Koinons und blickte dann nach einigen einleitenden Worten in die Runde.

    Wir alle waren anwesend, als Germanicus Corvus uns bei unserer Antrittsaudienz über gewisse Aktivitäten der Stadtwache informierte. Aktivitäten, die nicht nur fragwürdig sind, sondern auch den Frieden zwischen Alexandria und Rom gefährden.
    Ich blickte zu Ánthimos.
    Der ehrenwerte Agoranomos beantragte bei mir eine Sondersitzung dieses Gremiums um die Umstände der, von der Provinzverwaltung erhobenen, Spionagevorwürfe zu beleuchten. Da die Aufklärung dieser Angelegenheit in unser aller Interesse ist, habe ich ihm zugestimmt und so wollen wir nun diese leidige Angelegenheit ergründen.
    Ich blickte zu Cleonymus.
    Cleonymus, du warst in der vergangenen Amtszeit als Strategos auch für die Stadtwache zuständig, durch deren Männer offenbar die Legion ausspioniert wurde. Gibt es etwas, das du dazu sagen möchtest?

  • Für Cleonymus brach eine kleine Welt zusammen ... verraten von denen die er eigentlich immer nur hatte beschützen wollen ... Cleonymus fühlte sich als ob man ihm eine Ohrfeige verpasst hatte und das mochte man ihm auch wohl ansehen ...
    Das man ihm so wenig Vertrauen entgegen brachte schmerzte den Ägypter doch schon sehr, sein Blick wanderte zuerst zu Nikolaos, verständnislos waren seine Augen, erschrocken und gedemütigt und so gingen sie der Reihe nach von Nikolaos zu Urgulania dann zu Thimótheos und schlussendlich zu Ánthimos wo sie für eine Sekunde verharrten ...


    Bitter war der Kloß den der Kosmetes nun herunterschluckte als er sich erhob um zu seinen Amtskollegen zu sprechen ...


    "Allein nur das ihr es tatsächlich für möglich haltet, schmerzt mich ... aber ich werde die Frage ausführlich beantworten!"


    Cleonymus schnapte kurz nach Luft und begann dann erneut ...


    "Während des Aufmarsches vor eben diesem Gebäude in dem wir heute wiedereinmal sitzen, musste ich feststellen das der kommandierende Offizier der römischen Streitkräfte keinen Hehl daraus machte, wie wenig er für die nichtrömischen Bürger unserer Polis übrig hatte. Daher fürchtete ich das einige Bürger sich vielleicht für diese Demütigung rechen wollten, da der Römer jedoch nichteinmal bereit war dem werten Gymniasarchos Gehör zu schenken schien es mir unsinnig ihn um Vorsicht zu bitten oder ihm Hilfe anzubieten. Also beauftragte ich je einen Botenjungen um den nun eingeteilten Gruppen zu folgen und im Notfall Bericht zu erstatten bzw. Verstärkung anzufordern. Das ergab bei drei von vier Gruppen keinerlei Probleme, bei der Gruppe des Centurios jedoch gab es eine Verwicklung, der Römer hatte aus seiner ihm eigenen Paranoia herraus scheinbar legionsinterne Spione damit beauftragt eventuelle Verfolger aufzuspüren. Als diese schließlich den jungen Boten aufgriffen waren sie als Bettler verkleidet .. absolut unsinnig! Daraufhin wetterte der Centurio etwas von Spionage und Verstoß gegen die römischen Gesetze ... allerdings bin ich selbst bestens mit dem römischen Recht vertraut, das bringen zwei Amtsperioden als Stratege nun mal mit sich, und da gab es keine Verstöße!
    Allerdings beharrte der Centurio darauf die Männer festzunehmen, zum Glück traf dann Tribunus Angusticlavius Lucius Iunius Silanus ein der den Centurio fast vor ein Kriegsgericht gestellt hätte weil dieser sich streubte seinen Befehlen folge zu leisten und stattdessen lieber die Verhaftung vornehmen wollte.
    Nundenn viel heiße Luft wenig Sinn letztendlich beorderte mich Terentius Cyprianus nach Nikopolis um diese Angelegenheit zu bereinigen, jedoch wie nicht anders zu erwarten stellte er den guten Tribun als unfähig hin und war der Meinung es handele sich um Spionage ... natürlich wird er das auch so an den Praefecten weitergeleitet haben welcher, einer zweiten Quelle beraubt, natürlich glauben musste was der sozialinkompetenteste Mensch in dieser Provinz im erzählte!
    Ich hoffe das hat euch genügt und ich hoffe ich werde euch nie wieder Grund dazu geben an meiner Loyalität zu zweifeln!"


    Cleonymus war nun fast schon wütend, allerdings gelang es ihm bisher dies noch gut zu verbergen ..

  • Nikolaos hatte auf den verständnislosen Blick des Cleonymus nicht reagiert. Unbeteiligt saß er da und hörte sich die Ausführungen an. Hin und wieder hörte er besonders aufmerksam zu, manches Mal nickte er, manches Mal sah er den Redner fragend an. Am Ende der Rede sah er Urgulania fragend an und erhob sich dann.


    "Den Ausführungen des werten Kosmetes entnehme ich, dass hinter diesen Taten keine böse Absicht stand. Ich selbst schenke ihm Glauben, doch das genauso zu tun oder nicht, muss jeder selbst entscheiden.


    Die angesprochene Verdrehung der Tatsachen würde durchaus zu dem Soldaten passen.


    Von daher würde ich dem ehrenwerten Kosmetes und ehemaligen Strategos keine heimlichen Pläne unterstellen, die er uns nicht jetzt und an diesem Ort offenbart hätte.


    Rügen möchte ich allerdings die Tatsache, dass du, ehrenwerter Cleonymus, uns andere Prytanen nicht gleich ins Vertrauen gezogen hast. Zwar wäre dies vor deinem Entschluss schwer möglich gewesen, jedoch hättest du zum nächstmöglichen Zeitpunkt danach eine Versammlung des Koinons einberufen müssen. Überhaupt sind dererlei eigenmächtige Taten überaus gefährlich und sollten nur bei größter Gefahr, höchster Eile und mangels Möglichkeit, dies abzusprechen, und dann auch nur mit größter Vorsicht geschehen, und dann anschließend gewissermaßen auf den Tisch gebracht werden, damit das Prytaneion darüber urteilen kann und damit die Verantwortungsfrage eindeutig geklärt ist und keine bösen Überraschungen nach langer Zeit zu tage kommen, die dem ganzen Prytaneion schaden.


    Von meiner Sicht auf die Dinge würde ich es allerdings in Bezug auf Ahndung des Vergehens innerhalb unseres Kollegiums bei einer scharfen, sehr scharfen, und deutlichen, überaus und -hoffentlich- ausreichend deutlichen Rüge belassen, da wir es uns, so glaube ich, zur Zeit nicht leisten können, den Stand der Prytanenschaft Alexandreias durch nach außen sichtbare Uneinigkeit zu schwächen.


    Nun bleibt allerdings noch die Frage zu klären, was wir dem ehrenwerten Eparchos auf die Vorwürfe antworten werden. Auch hier wäre ich dagegen, einen Schuldigen aus unseren Reihen an ihn auszuliefern, weil mit dieser Antwort dem Terentier rechtgegeben wäre und wir alle lügen gestraft wären und dadurch ohnegleichen blamiert."


    Er hatte bei seinen Vorwürfen an Cleonymus diesen streng angeblickt. Er hoffte, dieser wäre klug genug, nun zu schweigen und nichts zu erwidern. Zwar verbarg und überspielte Nikolaos dies sehr kunstvoll, doch er hatte vor, Cleonymus zu retten. Er hoffte, dieser würde das verstehen und sich nun nicht ins Verderben stürzen. Dann könnte ihm Nikolaos auch nicht mehr helfen...

  • Auch wenn Cleonymus verstand das Nikolaos nur versuchte die Mindeststrae zu fordern so plädierte er jedoch nach wie vor auf unschuldig auch wenn er das so nun nicht sagen würde ... allerdings wollte er noch etwas anfügen was die anderen Pyrtanen scheinbar nicht mitbekommen hatten ...


    "Nur falls das nun nicht ganz klar aus meinen Aussagen rauszuhören war, es kam nie zu einer Anklage ... der Legionspräfekt sah sich scheinbar nicht in der Lage vor einem römischen Beamten diese Verdrehung zu wiederholen, was auch der Grund war warum ich es nie hier zum Thema machte!"

  • Ànthimos hatte konzentriert zugehört. Im grunde sah er es so, wie Nikolaos. Auch er glaubte Cleonymus' Ausführung, aber da war auf jeden Fall ein Fehler auf der Seite das Ägypters gewesen.


    "Ehrenwerter Cleonymus, so wie du das gerade sagts, könnte man meinen, dass dir unsere Prytanen weniger wichtig sind als ein rhomäscher Beamter. Du hättest uns wirklich informieren müssen, damit wir nicht völlig unvorbereitet vor den Eparchos treten. Ich war völlig konsterniert, als er uns von diesen Vorwürfen erzählte. Gerade wenn wir dem Terentier Niedertracht unterstellen, sollten wir als Prytanan doch mit einer Stimme sprechen und nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen. Dieser Auftritt hat uns sehr schwach und uninformiert aussehen lassen. Aber das war ein Fehler. Das Vergehen als solches sehe ich als nicht bestrafenswürdig an. Es ist zwar nicht besonders schön, dass du den Rhomäern nicht vertraut hast, allerdings kann ich das unter diesen Umständen durchaus verstehen, an diesem Tag wird es keinem von uns anders ergangen sein."

    Außer vielleicht Urgulania, aber er wollte sie nicht bloßstellen indem er sie extra erwähnte.



    "Außerdem möchte ich, dass du weißt, dass ich dir mitnichten misstraue, aber es ist meine, nein unsere, Pflicht solchen Anschuldigungen nachzugehen. Erstrecht wenn sie vom Eparchos kommen. Nun stellt sich allerdings die Frage wie wir mit dieser Sache weiter verfahren."


    Dabei schaute er fragend in die Runde, denn bei solcherlei Sachen fehlte ihm schlicht und einfach die Erfahrung.

  • Die Ausführungen des Cleonymus zeugten, meiner Ansicht nach, vor allem von verletztem Stolz denn auch wenn keiner gesagt hatte, dass wir an seiner Loyalität zweifelten, hielt er es für nötig diese besonders zu betonen, was tief in mir schon einen gewissen Zweifel weckte, den ich aber nicht weiter beachtete.
    Auch die folgenden Ausführungen von Nikolaos und Ánthimos vernahm ich aufmerksam, aber schweigend, denn für mich war diese ganze Angelegenheit schlichtweg ärgerlich. Jeder Römer wusste, dass es überall im Imperium von Spionen der Praetorianer wimmelte und dass man selten einen Schritt tun konnte, ohne das dieser beobachtet wurde. Eine Tatsache, die die wenigsten störte, denn es gehörte zum Leben dazu und solange die Spione sich nicht sonderlich dumm anstellten, fielen sie niemandem auf. Doch die hier eingesetzten Spione der Stadtwache, sofern man sie denn überhaupt so bezeichnen konnte, waren das genaue Gegenteil und das war etwas, dass extrem störend war für die Harmonie der Bevölkerung. Niemand störte sich daran, ausspioniert zu werden, solange man es nicht mitbekam, aber wenn doch, dann gebot es schon der gute Ton, dass man sich aufregte.
    Als Ánthimos dann die Frage nach dem weiteren Vorgehen in den Raum stellte und niemand mit einer spontanen Idee aufwarten konnte, ergriff ich das Wort.

    Zuerst einmal, Cleonymus, sei dir sicher, dass wir nicht an deiner Loyalität zweifelten, sondern lediglich deine Methoden etwas ungeschickt gewählt fanden.
    Was nun unser weiteres Vorgehen angeht, so wäre der einfachste Weg natürlich, dass wir es auf sich beruhen lassen und keine weiteren Konsequenzen daraus ziehen. Dies halte ich persönlich aber nicht für die beste Lösung.
    Stattdessen würde ich vorschlagen, dass wir uns, in angemessener Weise, beim Statthalter für diesen Vorfall entschuldigen und versuchen ihn davon zu überzeugen, dass es nicht mehr als ein großes Missverständnis ist.

  • Cleonymus schwieg nun zu dieser Aussage denn seiner Meinung nach war es nie zu einer Spionage gekommen den Spionage beinhaltete laut römischem Gesetz das Stehlen bzw. Aufbringen von geschütztem Wissen, und nur weil jemand jemand anderem nachläuft und darauf achtet das dieser nicht gesteinigt wird, weil er zum Atmen zu blöde scheint, erfüllte in keinster Weise diesen Paragraphen. Vor allem da das Imperium Romanum die Patroulientätigkeit ihrer Legionen sicher nicht als geheimes Wissen eingestuft hatte ...

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