Officium des Tribunus Angusticlavius Faustus Decimus Serapio


  • Hier befindet sich das Dienstzimmer des Tribunus Angusticlavius Faustus Decimus Serapio.
    Als ritterlicher Tribun gehört er dem Kommandostab der Legio XXII Deiotariana an und kann vom Praefectus Legionis mit dem Kommando eigenständiger Abordnungen der Legion betraut werden.


    Original von Decius Germanicus Corvus

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Nach der Stabsbesprechung kreuzte ich wieder in meinem neuen Officium auf. Ich schickte den Beneficiarius, der dort als mein Scriba arbeitete, los, um den Optio Septimius zu mir zu bestellen, dann goss ich mir einen großen Becher Posca ein, und nahm hinter meinen Schreibtisch Platz. Von dort musterte ich vergnügt und noch immer ein klein wenig ungläubig mein neues Reich, es war groß, es war hell, und vor allem lag es in der Principa!
    Ich trank den Becher aus und ordnete die Unterlagen auf der Tischplatte, schob sie penibel zu Stapeln zusammen, und auch das Schreibwerkzeug legte ich akkurat in Reih und Glied. Aus Rom hatte ich meinen Aurata-Wimpel mitgebracht, den ich dort in der Castra immer an der Wand hängen hatte, den nahm ich jetzt zur Hand und ging durch das Zimmer, auf der Suche nach dem richtigen Platz dafür. Schließlich fand ich ihn, an der Wand rechts des Tisches. Ich ließ mir Nagel und Hammer bringen, schlug den Nagel ein und hängte den Wimpel auf. Mit zusammengekniffenen Augen trat ich dann ein paar Schritt zurück, musterte mein Werk, runzelte die Stirn, trat nochmal näher und rückte ihn um einen Hauch gerader. Ja.... so war es perfekt, jetzt war es wirklich mein Officium.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Palaemon hatte sich nach der Stabsbesprechung, an deren Beginn er hatte teilnehmen müssen, ein wenig bei den Soldaten seiner Zenturie umgesehen und die ein oder andere Verwaltungsarbeit erledigt. Als der Tribun ihn schließlich in dessen Officium bestellen ließ, beendete er jene Tätigkeit und marschierte zügig zum Büro des Decimers. Er klopfte an, betrat den Raum und grüßte den Mann, den der Präfekt den Gerüchten nach zur XXII. mitgebracht hatte:
    "Ave Tribun, du wolltest mich sprechen!"
    Der Optio hatte noch nicht entschieden, ob er es vorbehaltlos begrüßen sollte, dass mit dem neuen Stab wieder etwas mehr Wind in die vormals schlaffen Segel der Legionsführung geriet. Aber immerhin schien endlich wieder etwas voranzugehen.

  • "Salve Optio." Ich erwiderte den Gruß und wies auf den Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch. "Setz dich. Ich habe noch einige Fragen zu dem Mord an Iunia Urgulania."
    Ich selbst nahm auch Platz, beugte mich dann vor und stützte die Ellenbogen auf den Tisch, den Optio musternd, während ich weitersprach. "Einen Überblick hast du uns ja schon gegeben, und die Berichte dazu werde ich mir natürlich auch noch ansehen, aber zu den wichtigen Punkten, oder, ähm, Punkten die wichtig sein könnten, möchte ich erstmal deine direkte Einschätzung."


    Septimius hatte schon bei der Stabsbesprechung einen ruhigen, gut organisierten Eindruck auf mich gemacht. Diese Ermittlung schien bisher "seine" gewesen zu sein – ob er wohl verärgert war, dass ich ihm jetzt vor die Nase gesetzt worden war? (Ich wäre es gewesen.)
    "Aber kurz zu mir - " fügte ich darum erklärend hinzu, "ich habe zuletzt in Rom bei den Stadtkohorten gedient, als Centurio, und dort häufiger mit Mordfällen zu tun gehabt."
    Um keinen Preis wollte ich für einen dieser unnützen, karrieregeilen Zivilisten-Tribune gelten, wie man sie so häufig antraf. Aber den Respekt, den musste man sich halt immer erst mal verdienen.


    "Also, primum möchte ich wissen, wann genau der Leichnam entdeckt wurde, von wem, und wann ungefähr die Frau gestorben ist. Secundum welche Art von Verletzungen sie trug, an welcher sie verstarb, und ob die Fundstelle auch der Ort des Mordes war."
    Ich kratzte mich an meinem Schmiss und überlegte kurz.
    "Tertium welche Spuren ihr im Detail finden konntet, welchen ihr, ausser dem verdächtigen Perser, noch nachgegangen seid, welche ausgeschlossen werden können und welche im Sande verlaufen sind. Ach ja, und dieses ominöse Cingulum militare, konntet ihr feststellen wo es herstammt?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Nachdem er vor dem Schreibtisch Platz genommen hatte, folgte Palaemon den Worten des Decimers aufmerksam. Der junge Tribun hinterließ einen guten Eindruck bei dem älteren Mann und spätestens jetzt hatte dieser entschieden, dass es nur gut sein könne, wenn er selbst etwas von der großen Verantwortung, die ihm in seiner Position gar nicht zustand, an den anderen würde abgeben können.
    "Die Männer der Stadtwache haben den leblosen Körper in den Morgenstunden des neunten Tages vor den Kalenden des Dezember entdeckt", fing er an. "Als wir die Agora erreichten, hatte der Strategos diesen bereits im nebenan liegenden Heiligtum der Tyche aufbahren lassen. Die Tote wies im Rücken die Spuren eines tiefen, tödlichen Stiches auf, wie es ein römischer Pugio verursachen kann. Sie wurde zudem noch mit den Worten 'Hure Alexandrias' auf ihrem Bauch entstellt. Und wir haben keine Hinweise gefunden, die darauf hindeuteten, dass die Fundstelle nicht auch der Tatort gewesen ist."


    Kurz überlegte er, dann fuhr er mit dem Beantworten der weiteren Fragen fort: "Da man uns - auch und vor allem von Seiten der Stadtverwaltung, bei der die Iunierin scheinbar großes Ansehen genoss - mit den bekannten Vorwürfen konfrontierte, habe ich veranlasst, jeden römischen Soldaten, der zum Zeitpunkt des Verbrechens nicht in Nikopolis war, einer Befragung zu unterziehen. Und hieraus ließ sich kein Verdacht gegen einen unserer Männer aufrecht erhalten.


    Wir haben auch das Umfeld der Frau untersucht. Sie war nicht nur politisch tätig, sondern führte auch wirtschaftliche Betriebe, darunter ein Lupanar für gehobene Ansprüche. Ich vermutete anfangs, der Täter könnte aus dieser Ecke stammen, doch gibt es dafür keine Hinweise.
    Mit dem einzig in Alexandria verbliebenen Iunier habe ich ebenfalls gesprochen. Er wusste praktisch nichts über seine entfernte Verwandte, aber immerhin brachte er uns über die Aussagen eines ihrer Sklaven auf die Spur des Persers.
    Was das Cingulum angeht: Nein, ich weiß nicht, woher es stammt. Ich erinnere aber daran, dass Ausrüstungsteile über die Einheiten und ehemalige Soldaten von Legion und Marineinfanterie vermehrt in Umlauf geraten."
    Mit dem An- und Verkauf von Kriegsgegenständen ließ sich eben gutes Geld verdienen.

  • Ich lauschte aufmerksam und machte mir kleine Notizen. Alles konnte wichtig sein... Deutlich wurde jedenfalls, dass diese Iunierin eine sehr ungewöhnliche, eine schillernde Frau gewesen sein musste. Viele würden es wohl eher unanständig nennen. Ich hatte sie nicht gekannt, also versuchte ich die Tote vollkommen neutral zu sehen, auch um bei der Ermittlung nicht voreingenommen zu sein. Eine Frau, die so prominent im öffentlichen Leben stand, hatte jedenfalls bestimmt keinen Mangel an Feinden.
    "Das ist gut zu hören" kommentierte ich den Umstand, dass die Überprüfung der Soldaten nichts ergeben hatte. Septimius hatte offensichtlich bereits umfassende Ermittlungen durchgeführt. Was das Cingulum anging, da hatte er schon recht.
    "Stimmt" gab ich zu, "aber manchmal hat so ein Cingulum militare doch seine kleine individuelle Note, darum will ich es mal ein paar der Handwerker hier zeigen, die die Dinger anfertigen."
    Ich zum Beispiel hatte meines als Talisman mit extra-schönen Lunulae verziert, aber ich dachte jetzt eigentlich mehr an die Art des Leders, der Beschläge und der Schnalle.


    "Wenn man das so hört, scheint es ja, dass der oder die Mörder auf die maximale öffentliche Wirkung abgezielt haben. Ein Schau-Mord. Entweder um die Iunia zu 'bestrafen'..." überlegte ich laut, "...oder um die Konflikte hier zu schüren und uns, insbesondere den Statthalter in Misskredit zu bringen. Aber wem nützt sowas schon? - Oder das Motiv war ein ganz anderes, eher persönliches, oder finanzielles, und der Mörder kaschiert es nur durch diese... plakative Inszenierung, die den Blick auf das politische oder moralische lenkt. - Andererseits ist das Risiko, jemanden auf einem öffentlichen Platz zu ermorden, eigentlich zu hoch, um es leichtfertig in Kauf zu nehmen."


    Ich stützte den Kopf in die Hand und blickte kurz zum Fenster. Die Sonne schien sehr hell. Rom kannte ich, aber da draussen lag eine exotische Provinz, eine fremde Stadt, und ich fürchtete in dem Moment, dass ich eine Weile brauchen würde, um mir die Spielregeln, die hier herrschten anzueignen.
    "Das ganze wirkt kaltblütig, einerseits... und durch die eingeritzten Worte gleichzeitig... leidenschaftlich" sinnierte ich. Irgendwie merkwürdig.
    "Ist sie eigentlich ausgeplündert worden? - Und was den Verdächtigen angeht, Bagaeos, was kannst du mir bereits über ihn sagen, Optio? Habe ich das recht verstanden, dass er sich, direkt in der Situation als ihr in befragen wolltet, aus dem Staub gemacht hat?"
    Das würde ja eher auf ein nervöses Wesen schließen lassen. Hoffentlich war dieser Perser nicht so ein Hartgesottener wie dieser vermaledeite Varius Burrus, bei dem hatten die Verhöre nicht nur ihn sondern auch mich total zermürbt.

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  • Der Optio kam sich ein wenig unbedarft vor ob der Fragen, die der Tribun stellte und der Gedankengänge, die dieser entwickelte, und welche der Septimius mit seiner Seefahrer- und Soldatennatur schlichtweg nicht in letzter Konsequenz zu Ende gedacht hatte.
    "Das kann sicherlich nicht schaden!" kommentierte Palaemon den Vorschlag bezüglich des Cingulum und fragte sich, warum er nicht selbst auf den Gedanken gekommen war. Wahrscheinlich wäre er bei der Flotte doch besser aufgehoben gewesen.
    Zur Tatzeitpunkt fiel ihm jedoch noch etwas ein:
    "Ich habe dem Strategen einige Fragen zu dem Fall gestellt. Er meinte, es sei nichts ungewöhnliches, dass sich ein Prytan bis in die Morgenstunden in seiner Amtsstube aufhalte. Und die Priester im Tempel der Tyche behaupten, die Iunia wäre zu sehr später Stunde noch im Heiligtum gewesen, um die Göttin zu ehren. Aber warum sie nicht wenigstens einen Sklaven oder Schreiber bei sich hatte, bleibt mir ein Rätsel.


    Wertgegenstände haben wir keine bei ihr gefunden. Aber da wir niemanden haben, der uns mit ihrem Privatleben im Detail vertraut machen kann, wissen wir auch nicht, ob aus ihrem Besitz etwas fehlt."
    Tatsächlich hatte Palaemon diesen Punkt aufgrund der Gegebenheiten, die so gar nicht auf einen Raubmord schließen ließen, außen vor gelassen.


    "Dieser Demetrios Bagaeos soll orientalische Wurzeln haben, daher bezeichnen ihn die Leute als Perser, Tribun. Ist vielleicht aber nur eine Masche von ihm. Jedenfalls gilt er als Anbahner und Vermittler von Geschäften im halblegalen Bereich.
    Man hatte mich zu dem Zeitpunkt der Unterredung in die Regia gerufen, aber die drei Legionäre, die die Anweisung hatten, die Art seiner Beziehung zur Toten zu klären, haben ihn anscheinend in irgendeiner Weise in Panik versetzt. Sie mussten ihn sozusagen aus dem Kanal fischen, über den er zu entkommen versuchte. Dummerweise hat der Mann seine Selbstsicherheit wieder erlangt. Er bestreitet, auch nur irgendetwas zu dem Thema zu wissen."

  • Ich merkte auf. Dass solch eine prominente Frau nachts alleine unterwegs war... gut, es gab leichtfertige Exzentriker, die einfach gerne nachts alleine spazierengingen... aber es gab auch andere Gründe. Aussergewöhnliche Gemütszustände, lichtscheue Unternehmungen, ein Stelldichein... oder vielleicht hat sie jemand erpresst, schoß es mir spontan durch den Kopf. Ich furchte die Stirn, machte mir wirre Notizen und murmelte leise: "...merkwürdig..."
    Keine Wertgegenstände. "Hm... du sagst, es gibt nur einen entfernten Verwandten?" Es erschien mir immer wichtiger, ein Bild der Ermordeten zu gewinnen, von ihren Gewohnheiten, ihrem Wesen, um all diese Informationen überhaupt einordnen zu können.
    "War sie reich? Wer hat sie beerbt?"


    Aufmerksam lauschte ich auch der Charakterisierung des Verdächtigen. "Verstehe. Dann sehen wir uns doch mal seine Behausung an, vielleicht findet sich noch etwas, das sich im Verhör als Druckmittel nutzen lässt. Hat der Mann eigentlich Familie? Ausserdem möchte ich ihm einen Spitzel mit in die Zelle setzen, hast du zufällig jemanden unter deinen Männern, der sich gut für diese Aufgabe eignet, Optio? Sonst nehme ich einen der anderen Gefangenen dafür."

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  • Ein Legionär aus der Principia klopfte und öffnete dann sogleich die Tür des Officiums, der Legionär trat ein, nahm Haltung an und salutierte ...


    "Salve Tribunus, der Praefectus hat Nachricht aus der Regia bekommen, dass die Einsatzbesprechung für den Wüstenfeldzug nun stattfindet!
    Er erwartet dich vor der Principia!"




  • "Nur einen Verwandten in Alexandria! Sie führte diese zwei Betriebe, das Bordell und eine Schneiderei. Was diese an Gewinn abwarfen, weiß ich nicht. Doch sie wurden inzwischen dicht gemacht, der Erbe ist ein Iunier in Rom, ein Mann aus dem Ritterstand. Für ihn werden die Erbgüter keine große wirtschaftliche Bedeutung haben."
    Als Eques verfügte dieser Mann vermutlich über genügend eigene Finanzkraft.


    "Ja, das sollten wir tun", entgegnete der Optio auf den Vorschlag eines erneuten Wohnungsbesuchs. Bei der Auswahl eines Spitzels aus den eigenen Reihen tat er sich allerdings schwer: "Ich würde ja den Legionär Eprius Graeceius vorschlagen: ihm wäre eine solche Aufgabe in jedem Fall zuzutrauen. Doch leider ist er dem Gefangenen von dem ersten Besuch bekannt. Aber der Soldat Annaeus Gratus könnte diese Aufgabe vielleicht übernehmen."
    Viele Männer aus der eigenen Zenturie gab es nicht, denen Palaemon diese Aufgabe zutraute. Die meisten Leginäre waren doch zu sehr Soldaten, als dass man sie mit solch kniffligen Einsätzen betrauen konnte.
    "Von einer Familie des Persers ist uns nichts bekannt. Überhaupt gibt es in der Stadt nur wenig über ihn in Erfahrung zu bringen."

  • "Ach so. Ja. Hmhm." Das hatte ich mißverstanden gehabt, aber wunderbar, dann konnte ich ja noch darauf hoffen, jemanden zu finden, der die Dame gekannt hatte, und mir mehr über ihre Gewohnheiten sagen konnte.
    "Gut, dann waren das meine Fragen, Optio. Ich danke dir. Was die Auswahl des Spitzels angeht – sprich mit Miles Annaeus und finde heraus ob er der Aufgabe gewachsen ist. Wenn das der Fall ist, dann..." "schicke ihn zu mir" wollte ich schon sagen, aber eigentlich war es Blödsinn alles selbst machen oder kontrollieren zu wollen. Ich hätte mich ja am liebsten höchstpersönlich in die Zelle dazubegeben und Scharade gespielt, aber dafür war ich nunmal zu beschäftigt.
    "...dann sorge baldmöglich für seinen Einsatz. Fragen? - Ansonsten wegtreten, und wir brechen dann zur Hora octa zur Durchsuchung auf."

  • "Verstanden, Tribun!" erwiderte der Optio, der keine weiteren Fragen zum Thema hatte.
    Er salutierte und begab sich zu den Quartieren der Milites, um mit dem Annaeus über dessen mögliche Aufgabe zu sprechen.

  • Gleich nach dem Gespräch mit dem Praefect machte sich Sparse auf zum Officium von Serapio. Es war schon eigenartig, in Parthia konnte Sparse den Kurzen noch herum scheuchen wie es ihm passte und jetzt war er es, der in der Befehlskette unter ihm stand. Andererseits würde es, von der Hierarchie mal abgesehen, wieder wie in alten Tagen werden. In plärrender Hitze die bösen Jungs durch den Sand schleifen. Bei Mars, wie er das vermisst hatte …
    So klopfte er beim Officium des Tribun an und betrat auf das Herrein das Arbeitszimmer des Decimers.


    Salve Tribun Serapio. Centurio Marcus Iulius Sparsus meldet sich zum Dienst.


    Sagte er und grüßte mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht seinen alten Kampfgefährten. Natürlich in militärisch korrekter Form.

  • Ich war ja schon vorgewarnt, trotzdem war ich ganz überwältigt, als er dann leibhaftig in meinem Officium stand: Marcus Iulius Sparsus, mein alter Kumpel, mit dem gemeinsam ich jede Menge er- und überlebt hatte, von Panzerreitern bis zu Läusen, einfach der beste Freund den man sich nur wünschen kann.
    "Salve Centurio Iulius." grinste ich zurück, legte die Liste des auszubessernden Schanzwerkzeugs, mit der ich mich gerade auseinandergesetzt hatte, gemächlich beiseite, und erwiderte förmlich den Gruß. Dann wuchs mein Grinsen immer mehr in die Breite, ich sprang auf und trat auf ihn zu, um ihn, ob er wollte oder nicht, herzlich zu umarmen. Sah ja keiner.
    "Mensch Marcus du alter Caliga, ich dachte schon dich hat in Germanien ein Bär gefressen! Klasse dass du hier bist!" Ich klopfte ihm freudig auf den breiten Schultern herum, dann trat ich etwas zurück, um den Kopf nicht so sehr verrenken zu müssen, wenn ich ihm ins Gesicht sah. "Wie war die Reise? Überhaupt, wie ist es dir ergangen, es ist so ewig her! Magst du was trinken? Flink holte ich zwei Becher hervor und füllte sie aus einem Krug mit verdünntem Wein, drückte Sparsus den einen in die Hand, während ich munter weiterplauderte.
    "Ich fass es nicht dass du hier bist, das ist echt furios, das wird wie damals, stell dir vor, wir rücken nämlich bald aus, ab in die Wüste, Karawanenräuber jagen."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Und er wollte nicht. Egal ob es einer sah oder nicht. Aber er ließ das tätscheln geduldig über sich ergehen. Serapio war ja schon immer eher der sentimentale Typ gewesen. Kaum war er der Umklammerung entkommen, wurde er auch schon mit Fragen überhäuft. Als Serapio eine Luftholpause einlegen musste, nahm Sparse die Gelegenheit wahr, um einen Teil der geschätzten Siebzig Fragen zu beantworten.


    Die Reise? Hör ja auf. Wochenlang auf die Ohren eines Pferdes zu starren, ist nicht das Schönste. Ich glaube nicht, dass ich mich so bald wieder überwinden kann auf einem Pferd zu reiten.
    Ja, ich hab schon gehört, dass wir bald nach Süden ausrücken. Der Praefect hat mir gesagt, ich bräuchte gar nicht erst auspacken. Obwohl ich ja anscheinend wegen einer ganz anderen Sache hergeholt wurde. Der Praefect hat da sowas angedeutet, vonwegen ihr hättet Probleme einen Aufrührer zu schnappen?


    Stichelte Sparsus ganz dezent mit leichtem lächeln, denn immerhin war ja, laut dem Octavier, Serapio dafür zuständig.

  • "Kann man so sagen." Ich verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse, dann ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen und wies einladend auf einen anderen, bevor ich ausholte:
    "Dieser Kerl treibt schon seit längerem sein Unwesen in Alexandria, hetzt die Leute gegen uns auf, schmiert Hassparolen an die Wände, predigt den Aufruhr. Sie nennen in den 'Dudus', aber dieser komische Name sollte dich nicht darüber hinwegtäuschen wie gefährlich er ist. Er ist wie ein Phantom, nicht zu fassen, vielleicht ist er auch nur eine 'Maske', hinter der sich verschiedene Verschwörer verbergen. Das Zentrum seiner Aktivitäten scheint Rhakotis zu sein – ein ganz mieses Pflaster -... aber naja, die Alexandriner sind wohl von Natur aus ziemlich reizbar und neigen zum Zusammenrotten und zur Gewalt, nicht nur in Rhakotis. Schon unter dem vorigen Kommandanten hat die Legion vergeblich nach ihm gesucht, auch mit Aushängen in der Stadt, auf denen eine Belohnung versprochen wurde. Auf Octavius' Befehl hab ich die Dinger abnehmen lassen und das Gerücht gestreut, der Mann wäre tot in der Gosse aufgefunden worden. Aber ihn zu finden... ich denke, dafür müsste man erstmal die richtigen Kontaktleute gewinnen, und da tappen wir halt im Dunkeln. Die Leute hier sind einfach anders als in Rom, und die Situation ist halt ziemlich angespannt, kocht schnell mal über."
    Um ehrlich zu sein war es mir gar nicht unrecht, diese kaum-Erfolg-verheißende Sache weitergeben zu können. Ich lächelte Sparsus strahlend ins Gesicht. "Aber du bist ja Fachmann!"

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    Klient - Decima Lucilla

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    Diese Alexandriner waren ganz schön raffiniert.
    Tiefe Nacht lag über der Castra, nur die Laternen der Wächter auf dem Wällen bildeten kleine Lichttupfer im Dunkeln, und dann gab es noch ein einzelnes Fenster in der Principa, das noch immer erleuchtet war. Dahinter sass ich, in meinem Officium, zwischen zerknüllten Papyri, vollgekritzelten Wachstafeln und verschiedenen Abschriften der Odyssee, und rätselte im Schein der Öllampen verbissen über der geheimen Botschaft, die wir im Hause des verdächtigen Persers entdeckt hatten. Aber ich kam einfach nicht weiter, schob schon seit Stunden Alphabete hin und her, nummerierte Buchstaben, zählte sie, versuchte es mit Häufigkeiten, zählte Positionen im Text aus, von vorne und von hinten, mit leeren Stellen und ohne, schlug nach wie Caesar es gemacht hatte, baute das Wort Geheimnis ins Alphabet ein bevor ich es verschob.. nach hinten und nach vorne... dann Odysseus, Agamemnon und, weil ich nicht mehr weiter wusste, noch mehr Atriden.


    iur lg jqwjiy iqzzid kmuiv ybzv or hynfeiy miiiv ivtdyx, zyktrv vov qiumal sthlvmz.
    qc kilbplqfb eov lmvutmk.


    Kopfzerbrechen machte mir besonders das miiiv. Am ehesten noch hielt ich es für eine Zahl... Als der Morgen graute, sass ich immer noch über dem Papyros und alle meine Methoden ergaben nur Buchstabensalat. Mein Nacken schmerzte. Ich stand auf und reckte mich, gähnte und öffnete das Fenster. Die Sonne stieg glutrot über den Horizont. Ich atmete tief die kühle Morgenluft und beschloss, jemanden zu fragen, der sich damit auskannte.

  • Nachdem Celeste am Tor durchsucht worden war und Amneris zurücklassen musste, sah man einen Haufen von Wachstäfelchen und Schriftrollen auf zwei Beinen durchs Castellum laufen. Außerdem wurde dieser Haufen sehr gut bewacht. Es dauerte ein wenig bis sich das alles der Principia genähert hatte. Am Officium angekommen wurde sogar noch freundlich geklopft. Das musste sie mit den vollen Händen zum Glück nicht allein machen. Ein leises herein war von drinnen zu vernehmen. Die Tür machte sie sich dann selbst auf. Den Raum betrat nun ebenfalls ein Haufen Schriften auf zwei Beinen. Bald fanden diese Schriften einen Platz auf dem Schreibtisch. Hier legte die Keltin die Sachen ab, bog kurz ihren Rücken durch und wollte schon mit der Zeterei beginnen als sie bemerkte, dass dies wahl einfach am Decimer abprallen würde. Er schien Tagträumerein nachzugehen. Na das war ja was. Am Tor wurde ihr so eine Szene gemacht und er saß hier und träumte vor sich hin. Sein Blick schien in der Ferne zu gehen, einen Punkt an der Wand zu fixieren und doch wieder nur hindurch zu schauen. Einen Moment saß sie sich das an bis sie sich laut und vernehmlich räusperte. Sie kochte und er träumte. Nein, das ging nicht. Außerdem tat ihr von der Schlepperei nun alles weh...

  • Und mit einem Mal war mein Schreibtisch noch viel voller, als er es sowieso schon gewesen war. Celeste hier? Ich musste einen Termin vergessen haben... kein Wunder, ich war heute einfach nicht bei der Sache... ob sie deswegen so ungnädig dreinschaute?
    "Celeste, salve meine Liebe, welch eine Freude dich zu sehen!" sprach ich, und runzelte kurz die Stirn, denn ob dieser Unterbrechung war mir der Gedankenstrang, den ich gerade verfolgt hatte, entglitten... Etwas verspätet erhob ich mich, gab ihr den obligatorischen Kuss auf die Wange.
    "So schwer beladen?" Mein Blick fiel auf die beiden Soldaten, die offenbar mit ihr gekommen waren, und sich nun vor meinem Officium rumdrückten. "Und so ausgiebig eskortiert?"
    Auf mein "Abite!" traten die beiden weg. Ich schloß die Türe und wandte mich wieder Celeste zu – gut dass sie da war, ich brauchte unbedingt Rat, und zwar von jemand aussenstehendem, unbeteiligten, jemandem mit kühlem Kopf...


    "Celeste", fragte ich drängend, "sag mal. Was meinst du. Ist es schnöde, einen Liebesbrief nicht mit eigener Hand niederzuschreiben? Sondern ihn zu diktieren. Oder findest du, dass das etwas ganz normales ist... etwas, das es gar nicht wert ist, dass man sich darum Gedanken macht?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Gerade wollte sie vom Leder ziehen, wollte Serapio erklären was die Wache an der Tür zu bedeuten hatte, was ihr am Tor alles passiert war, dass Amneris nicht mit hinein durfte und dass sie sogar durchsucht wurde. Sie die "offizielle" Freundin des Tribunen. Oh ja, sie wollte ihm alles brühwarm erzählen. Er hatte ja auch gefragt. Doch jetzt, jetzt wars vorbei. Erst einmal. Er wollte von ihr Hilfe haben, wollte einen Rat zu einem Brief. Das warf sie erste inmal ganz aus der Bahn. Sofort entschwand jedwede Wut. Zumindestens für den Moment und sie dachte darüber nach was sie ihm raten konnte.
    "Nun ja, ich denke da gibt es schon einige Unterschiede. Wenn es eine verbotene Liebe ist, ist es sicher durchaus normal den Brief von jemanden anderen schreiben zu lassen."
    Was gab es da noch?
    "Wenn der Brief jedoch besonders schön werden sollte und man selbst zum Beispiel keine gute Handschrift hat, kann ein anderer mit viel schönerer Schrift das doch machen. Ich denke, das wäre in ebiden Fällen ganz in Ordnung. Ist es nicht die Hauptsache, dass du überhaupt Worte zu Papier bringst? Das wie ist doch dabei ganz egal."
    Das sollte jedoch nur die Atempause vor dem Sturm werden. Die Geschehnisse am Tor würden bald wieder in den Vordergrund treten.

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