Begegnung im Tempel

  • Occ: Reserviert


    Luka wollte einfach für seine Frau beten und für seine Kinder. Und er hatte es getan. Aber Luca kannte sich nur mit den griechischen Göttern aus, weniger mit den römischen. und so landete er schliesslich in diesem Tempel, warum auch immer. Hielten die Götter nicht irgendwie zusammen? Wäre ja schlimm, wenn nicht.
    Luca war hier, um für seine Frau und seine Kinder zu beten, wünschte sich aber auch, dass trotz des Verlustes sein Leben weiter ging, denn das hatte seine Frau von ihm gewollt, als er sie damals sterbend in den Armen hielt.
    Luca glaubte an die Götter und doch hatte er zeitweise seinen Glauben verloren. Eben weil er seine Familie verloren hatte. Dennoch wollte er glauben. Doch woran? Was er schuld, dass er seine Familie verloren hatte? Er wusste es nicht. Und er suchte eine Antwort oder eben Trost. Er wollte einfach den Göttern huldigen auch wenn er nichts hatte, ausser seiner Worte.
    Luca hatte viel erlebt. Und er hatte Rom erlebt. Im guten und im Schlechten. Aber er war sehr froh, dass er lebte, im Gegensatz zu seiner Familie. Und so hatte er diesen Tempel aufgesucht, nachdem er wusste, dass sein Herr ihm die Freiheit schenken würde, etwas, was Luca so schnell einfach nicht erwartet hatte.


    Viel zum Opfern hatte Luca leider nicht und er wusste auch nicht, was angemessen hier in dieser fremden Stadt war. Aber er hielt inne, sprach sein Gebet. Dennoch fühlte er sich unwohl, da alles ihm so fremd war. Er hatte ein paart Blumen gepflückt und sich dafür wirklich viel Zeit genommen, viel mehr, als er glaubte, dass er es durfte.
    Und dann war Luca vor dem Schrein gekniet und ging in sich. Er senkte seinen Kopf, zeigte seine offenen Hände und betete. Er dachte an seine Frau und auch wenn er es nicht wollte, so rannen ihm plötzlich Tränen über seine Wange und er fühlte sich unglaublich einsam. E fühlte sich nirgends mehr zugehörig, wenn auch doch einem Menschen: Qunitus ... aber er versuchte dies von sich abzustreifen. Doch dann legte er sich vor den Schrein, vielleicht ungewöhnlich. Er breitete seine Arme aus und sprach leise:


    »Ich nicht wissen, was ich falsch getan habe aber ich bitten Euch Götter: Mein Familie sein nicht schuldig. Bitte haben ein Auge auf sie ... Bitte, denn ich sie so sehr lieben. Und da Luka glaubte, dass er für sich war, rannen ihm plötzlich einige Tränen über seine Wangen und er verneigte sich sehr und unterwürfig, obwohl das gar nicht seine Art war. Aber er vermisste sein Frau und seine Kinder unendlich. Und daher weinte er um sie, wenn auch verhalten.



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  • Ein leises Seufzen entfloh ihren Lippen, als ihr Blick langsam über die Fassade des Tempels glitt. Eigentlich hätte sie schon viel früher diesen Tempel einmal aufsuchen sollen. Doch erst hatte die Trauer verhindert, dass sie das Haus verließ und dann hatte sie ihre Hochzeit planen müssen. Dabei hatte es so viele Dinge gegeben, auf die sie hatte achten müssen. Aber nun hatte sie keine Ausrede mehr. Sie war verheiratet, der Wirbel um ihre Eheschließung hatte sich gelegt und sie hatte sich in ihrem neuen Heim eingelebt. Dennoch zögerte sie und blieb beinahe wie angewurzelt vor dem Tempeleingang stehen. Warum wusste sie nicht. Nur dass sie sich unwohl fühlte.
    Mit einer leichten Handbewegung zog sie sich ihre pala über den Kopf. Schließlich durchlief sie ein kleiner Ruck und entschlossen setzte sie einen Fuß vor den anderen. Die Schatten des Tempels fielen erst über sie, dann wurde sie von ihnen verschluckt.


    Wie auch die Menschen, so hatten auch die Götter eine helle und eine dunkle Seite. Venus, die Göttin des Verlangens, der Schönheit, der Leidenschaft und Liebe, konnte auch dunkel und düster sein. Es stand in ihrer Macht das Leben zu nehmen. Und es war genau dieser dunkle Aspekt, der ihre Schritte an diesem Tag zum Libitinischen Tor geführt hatte. Hier wollte sie ihrer verstorbenen Geschwister gedenken. Zwei Münzen würde sie hier hinterlassen und ein paar andere kleinere Opfergaben.
    Am Eingang des Tempels entledigte sie sich ihrer Sandalen, ihre Hände reinigte sie in dem kleinen marmornen Becken, erst danach wagte sie sich tiefer in das marmorne Gebäude. Nach wenigen Schritten blieb sie bereits wieder stehen. Vor dem Altar kniete jemand, ein seltsamer Anblick. Denn ein Römer blieb stehen, wenn er ein Opfer darbrachte. Die leisen Worte wurden nur undeutlich an sie heran getragen. Nur Bruchstücke von dem, was der Mann sagte drangen zu ihr vor. Verlegen wandte sie den Kopf ab, sie wollte nicht lauschen. Sie tat einige Schritte zurück und wartete im angemessenen Abstand. Es war befremdlich zu beobachten, wie der Mann sich dann auch noch vor dem Altar auf den Boden warf. Ein Ausländer vermutlich dem die römischen Traditionen nicht geläufig waren.

  • Luca war ein ganz normaler gläubiger Mensch. Nur kam er nicht aus Rom oder diesem Reich. Daher wusste er nicht, wie man hier den Göttern huldigte. Niemand hatte es ihm gesagt und es war ihm auch egal. Götter waren eben Götter und kam es nicht einfach darauf an, wie man sie sah oder ihnen huldigte? Er hatte ein fast schon sehr bescheidenes Leben geführt, bis die Römer auch in seine Heimat eindrangen. Und er hatte sich halt nur gewehrt und er hatte es mit seinen Leuten auch einige Zeit geschafft, sie abzuwehren.


    Und so war Luca eben hier, in einem von Römern gebauten Tempel. Er hatte natürlich vorher auch geschaut, wie es die Gläubigen hier taten und seine Sandalen ausgezogen und seine Hände gewaschen. Doch ob man kniete, stand oder so wie er nun lag, das war einfach in seinem Glauben anders. Und er dachte sich nichts weiter dabei. Für ihn war es normal, was er tat. Es war seine Art, den Göttern gegenüber zu treten. Demütig.
    Und dann hatte er bald sein Gebet beendet. Wenn er ehrlich war, fand er kaum die richtigen Worte. Er wollte den Göttern so gerne mehr opfern, als nur seine Demut, aber Luca besaß nichts. Und er konnte sich ja schlecht hier einfach ausziehen. Nein, er war sich auch sicher, dass dies die Götter nicht wollten.


    Die junge Frau nahm Luca nicht wahr, als er so vor dem Schrein lag und betete. Er dachte fast nur an seine Frau und seine Kinder und bat schliesslich im Stillen, dass die Götter sie gut behandeln sollten im Reich der Toten.
    Und dann sprach er noch ein Gebet für seinen Herren, den er schätzte und dem er etwas verdankte: Seine baldige Freilassung.
    »Ich Euch bitten dass Ihr auch haben ein Auge auf meinen Herren, liebe Götter, Quintus Flavius Flaccus. Er sein ein sehr guter Mensch ... und ich haben mir geschworen, mein Wort zu halten und ihn zu beschützen ... und noch etwas sein mir wichtig: Ich möchten euch Göttern danken, dass ihr mich habt damals am Leben gelassen haben. Ich möchten Euch gerne mehr als meinen Worten opfern, aber ich nichts haben, ausser meiner Aufrichtigkeit.«


    Lucas Worte waren einfach. Er war einfach nicht der Künstler der großen Worte und schliesslich erhob er sich, verneigte sich noch einmal und wollte langsam den Tempel verlassen. Als ihm dann eine junge Frau in der Nähe auffiel: Sie stand etwas abseits und schien ihn zu beobachten. Nicht im negativen Sinne. Fast hatte Luca das Gefühl, dass sie wartete. Hatte Luca den Altar zu sehr in Anspruch genommen?? Er war sich einfach nicht sicher, wie man das hier handhabte und so lächelte er verlegen und nickte der Frau einfach nur zu. deutete in die Richtung des Altars. Und er sprach einfach nur: »Verzeiht, wenn ich haben ... zu lange vor Altar gewesen ...« sagte er dann, weil er das Gefühl hatte.


    Luca war sonst nicht so unsicher. Aber es war das erste Mal, dass er in einem römischen Tempel war.. Und dann blickte er die Frau offen an, aber nicht aufdringlich. Eher entschuldigend und interessiert. Und dann wollte er auch nicht weiter stören und war im Begriff, den Tempel zu verlassen. Denn die Frau wirkte wie eine Frau, die über ihm stand. Auch wenn Luca darauf nicht all zu viel gab. Menschen waren Menschen. Aber er war hier an einem Ort der Götter.


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  • Da sie nicht aufdringlich sein wollte, betrachtete sie eingehend den Tempelbau und die Mosaike an den Wänden. Sie wollte nicht stören, wenn jemand im Zwiegespräch mit den Göttern war, also überbrückte sie die Wartezeit in dem sie einfach den Tempelbau studierte. Lysandra, ihre Sklavin, blieb im Hintergrund, in einem Korb trug sie die Opfergaben mit sich. Einen Aedituus entdeckte sie sich nicht, anscheinend wurde die Tempelanlage ein wenig vernachlässigt. Sie würde wohl einmal ihren Ehemann darauf ansprechen. Es war eine Schande, wenn auch nur einer der Tempel der Stadt nicht die Aufmerksamkeit bekam, die ihm zustand. Manchmal konnte man das Gefühl haben, dass die Römer die Götter nicht mehr so oft würdigten, wie sie sollten. Dabei sollte der Frevel im Hain der Diana sie alle ermahnt hatte, die Götter nicht zu vergessen.


    Ganz leicht zuckte sie zusammen, als sie plötzlich angesprochen wurde. Sie hatte den Mann, der sich vor den Altar geworfen hatte, ausgeblendet. Sie wollte nicht so unhöflich sein und ihn belauschen. Ihre Vermutung bestätigte sich, er war kein Römer, sein Latein war nicht besonders gut. „Keine Sorge, wer die Götter ehrt, soll sich ruhig dafür die Zeit nehmen die er braucht. Ich hab es nicht eilig!“ erklärte sie und erwiderte das Lächeln freundlich. „Vale“, verabschiedete sie sich dann noch, als der Fremde Anstalten machte, den Tempel zu verlassen. Dann würde sie nun die Gelegenheit haben der Venus ein bescheidenes Opfer dar zu bringen.


    Flora trat an den foculus heran und ließ sich von ihrer Sklavin erst einmal das kleine Beutelchen mit dem Weihrauch geben. Sie ließ die einzelnen Körner in ihre Handfläche fallen, ehe sie diese dann in die bereit stehende Kohleschale streute. Knisternd verbrannte das Harz und verbreitete einen angenehmen Geruch.


    „Oh große Venus Libitina... diese Opfergaben sollen dir gehören“, sie legte einige Blumen und Honigkuchen auf den Altar. „Ich bitte dich darum, dass du über meine Geschwister wachst. Ihr Tod hat mich getroffen und ich vermisse sie schmerzlich, doch ist es ein Trost zu wissen, dass sie nun ihren Platz in den Reihen meiner Ahnen eingenommen haben. Oh Libitina, deine Aufgabe ist eine schwere, du nimmst uns die Menschen die wir lieben, aber du bist weise und gerecht! Niemals würde ich dein Urteil anzweifeln. Diese Blumen und dieser Kuchen sollen dir gehören!“ Flora legte noch zwei Münzen zu den Opfergaben. Mit einer Körperdrehung nach rechts beendete sie schließlich ihr kleines Opfer.

  • Luca hatte die ihm fremde Frau nicht erschrecken wollen und es war auch nur ein leichtes Zucken, was in ihre Mimik oder ihren Körper gefahren war, als er sie angesprochen, sich entschuldigt hatte. Aber das wäre auch Luca passiert, denn dieser Ort der Götter, der Ort der Stille und des Friedens war unglaublich leise. Kaum jemand war anwesend, im Moment eben auch nur die Frau, auch wenn etwas abseits eine weitere Frau mit einem Korb voller Opfergaben stand. Wahrscheinlich war das sogar die Sklavin der Frau. Luca ging einfach mal davon aus. Und der Korb trug eben Dinge, die man nicht einfach so in einem Tempel mitbrachte. Für Luca war dies alles etwas neu. Es war nicht so, dass er nicht ein paar griechische Tempel kannte, oder eben seinen ehemaligen Hausschrein, oder den seines Heimatdorfes. Aber alles war einfach anders. Und Luca war sich unsicher. Er ehrte die Götter, aber er wusste nicht, wie man das hier alles in dieser großen Stadt handhabte. Hier war er einfach neu. Und alles ein bisschen größer oder eben "anders". Und seine Art, wie er es gelernt hatte, in seiner Heimat, die Götter zu ehren, war wohl auch einfach anders und auch wenn er ihn nicht schämte, so merkte er doch einmal mehr, wie fremd er hier war. Doch das bezog er auf die Riten und die Menschen. Die Götter schätze er da anders ein: Sie wussten schön, wer etwas ernst meinte, egal, wie er sich darbot.


    Und kaum dass er sich dann doch leicht unsicher entschuldigt hatte, sprach die Frau auch genau das aus, was er glaubte, wie es sein sollte. Dennoch war Luca hier fremd und er wollte ja eigentlich nicht zu ehr auffallen, wusste er doch nicht, wie die Menschen hier so dachten und andersartiges Verhalten tolerierten. Aber die Frau schien seine Entschuldigung dann anzunehmen und sagte eben auch warm. Und ja Luca ehrte die Götter. Wenn eben auch auf seine Weise. Und dann bemerkte er das freundliche Lächeln. Dennoch wollte Luca ja nun die Frau auch nicht stören und war schon fast am Gehen, als er dann doch etwas abseits innehielt, nachdem die Frau ihn mit einem "Vale" verabschiedete. Luca fand das sehr freundlich. Und dann erst begriff er, dass es unhöflich von ihm wohl war, nicht auch zu grüssen, aber da war es auch schon zu spät. Doch immerhin schien die Frau nicht sonderlich böse zu sein. Luca nickte, zog sich etwas weiter zurück. Aber er wollte nun nicht einfach so gehen. Keinesfalls aber wollte er die Frau natürlich stören. Also zog er sich etwas zurück, und ohne aufdringlich zu sein, schaute er ihr und ihrer Begleiterin zu, auch sehr aus Neugier, denn Luca wollte lernen und schaute sich alles genau an. Weihrauch und Opfer ... das alles hatte er noch nicht. Und so war er in einem Schatten des Gebäudes getreten und schaute einfach interessiert.


    Luca schaue, wie die Frau Blumen und irgendein Gebäck als Opfergabe niederlegte und dann, ohne dass es Luca eigentlich wollte, vernahm er einige Worte der Frau, welche nun zu der Göttin sprach. Luca kam sich etwas schlecht vor, weil er lauschte. Aber es interessierte ihn einfach auch sehr, hatte er doch keine Anung, wie die Römer so damit umgingen. Dennoch drückte sich Luca weiter in den Schatten, beobachtete heimlich, aber sehr interessiert.


    Die Frau hatte auch Kummer und Menschen verloren. Seltsam, das war sicherlich nicht schön. Aber Luca konnte es nachvollziehen. Sie hatte ihre Geschwister verloren, ein harter Schlag. Luca hatte auch einen Bruder, aber er wusste nicht, wo er war. Sie hatten sich seit Jahren nicht gesehen.


    Und dann schaute Luca fast etwas verlegen zu der Frau und sah, was sie tat und hörte, was sie sprach und er fühlte sich nicht wohl dabei.
    Dennoch wartete er dann, bis die Frau ihr Bebet und ihre Opfergabe beendet hatte. Und er trat nun nur mit Respekt etwas aus dem Dunkel. Er wollte sie nicht erneut erschrecken, aber Luca hatte beschlossen, sie, wenn sie mochte und fertig war im Gebet, sie etwas zu fragen. Er wollte mehr über die Riten und Götter wissen. Wen sollte er sonst fragen? Er konnte sich nicht ständig an seinen Dominus halten, der hatte wichtigeres zu tun.


    Und so wartete er geduldig ab, mit verschränkten Händen vor seinem Schloss und sein Blick war tatsächlich ein wenig demütig, oder eher voller Respekt. Und als er glaubte, dass die Frau mit ihre Besuch, ihrem Gebet und allem hier fertig war, trat er ins Licht eines von großen Fenster einfallenden Lichtes.


    Er näherte sich vorsichtig. »Verzeihn mir bitte, Herrin ... wenn ich sprechen dich an.« sprach Luca ehrlich. Noch war er ein Sklave und nun konnte man auch seine Bulla um seinen Hals sehen. »Ich mich noch nicht gut auskennen mit Göttern in Rom. Dürfen ich dich fragen etwas?« Es mochte gewagt sein. Aber Luca wirkte sehr ehrlich und nicht mit falschem Hinterhalt. Auch hielt er Abstand und schaute auch immer wieder zu der Sklavin. Und natürlich ging er nicht auf das Gebet der Frau ein, denn das war ganz alleine für sie eine private Sache.
    Nein Luca wirkte vielleicht neugierig für einen Sklaven, aber er bewahrte Anstand, so hoffte er es doch. Denn wie genau sich Sklaven verhalten zu hatten, wusste er eh nicht.


    Und Lucas Frage war nicht unterwürfig, zeigte aber den nötigen Respekt. Doch eben nicht, so unterwürfig, wie es vielleicht ein anderer Sklavve getan hätte, der sich dann aber vielleicht diese Frage eh verkniffen hätte.


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  • Das sie beobachtete wurde, bekam sie gar nicht mit. Zu sehr war sie auf ihr Opfer konzentriert. Von klein auf, hatte man ihr eingeprägt, wie man Opfer richtig vollzog. Jeder junge Römer wurde mit diesen Ritualen vertraut gemacht, denn es gab ja fast nichts Wichtigeres wie den pax deorum – den Frieden mit den Göttern. Noch einen Moment lang betrachtete sie die Statue, welche man zu Ehren der Göttin in diesem Tempel aufgestellt hatte. Schließlich wandte sie sich zum gehen. Lysandra gesellte sich an ihre Seite und lächelte ihr leicht zu. Es war ein eher trauriges Lächeln. Auch die Sklavin vermisste Floras Zwilling sehr. Hatte sie doch den beiden Aurelia ihr Leben lang gedient. Den Tod der einen mit zu erleben, hatte auch sie schwer getroffen. Doch im Gegensatz zu Flora hatte sie nicht lange trauern können, eigentlich gar nicht. Als Sklavin durfte sie ihre Pflichten niemals vernachlässigen. Zumal Flora eine starke Schulter zum zu weinen benötigt hatte. Mit diesem kleinen Opfer hatten sie Beide nun endgültig die Trauerzeit hinter sich gelassen.


    Aus den Schatten der Säulen trat eine Gestalt. Wohl ein weiterer demütiger Römer der ein Opfer dar bringen wollte, doch auf dem zweiten Blick stellte sich heraus, dass es der Ausländer war, der sich eben noch vor den Altar geworfen hatte. Ganz leicht neigte sie grüßend den Kopf. Ein wenig Überraschung zeichnete sich auf ihren Zügen ab, sie hatte nicht erwartet, dass der Mann noch im Tempel geblieben war.
    Kurz zögerte sie, dann nickte sie. „Wie kann ich dir helfen?“ fragte sie und rätselte ob dieser jemand Sklave oder Perigrini war. Auf den ersten Blick war es jedenfalls nicht ersichtlich. Zumal er sich nicht so demütig wie ein Sklave verhielt, sondern respektvoll und auch irgendwie selbstbewusst. „Aber ich würde gern erst einmal wissen wer du bist“, fragte sie nach. „Ich bin Aurelia Flora!“ stellte sie sich vor. Lysandra stellte sie nicht vor. Sie war ja auch nur eine Sklavin und im Augenblick nicht wichtig.

  • Nachdem Luca auf die Frau zugetreten war, konnte er wahrnehmen, dass sich ein leicht überraschter Ausdruck auf ihre feinen Züge legte, was kein Wunder war, wurde man sicherlich nicht täglich von einem Fremden angesprochen. Zudem war Luca sehr groß und breitschultrig und mochte auf einige Menschen durch seine Größe auf die eine oder andere Weise bedrohlich wirken. Im Kampf hatte er das auch ausgenutzt, doch hier, da senkte er eher ein wenig seinen Kopf, ohne zu Boden zu schauen, denn er wollte der Frau schliesslich keine Angst bereiten. Aber dies war seine unbewusste Art, sich etwas kleiner zu machen und so seinem Gegenüber zu vermitteln, dass er nicht bedrohlich wirken wollte, in dem er seine Größe ausnutzte.
    Dennoch war sein Blick weiter selbstbewusst, mit nur einem Hauch von Unsicherheit, aber das betraf nicht seine Größe oder der Zustand, dass er ein Sklave war.
    Und so tat es Luca ihr nach, als diese ihren Kopf zum Gruss neigte. Und ein weiches, freundliches, aber auch ganz leicht unsicheres Lächeln umschmeichelte seine Lippen. Unsicher dahingehend, dass er nicht ganz genau wusste, ob er das richtige tat. Aber seine Absicht war von so friedvoller Natur, dass er sich eigentlich schliesslich kaum mehr Gedanken machte oder zweifelte.
    Auf seine Frage hin zögerte sie einen Moment und schon glaubte Luca, dass sie vielleicht kein Interesse daran haben würde, ihm seine Fragen zu beantworten, jene, die er hoffte stellen zu dürfen, doch dann nickte sie und Luca fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Wie hatte er aber auch nur zweifeln können? Irgendwie wirkte diese Frau sehr offen und freundlich in ihrer ganzen Art und wenn sie leicht lächelte, war es, als würde eine Blume ihre Knospe langsam öffnen.
    Es freute Luca, dass sie Frau bereit war, ihm zu helfen, als sie fragte wie. Und Luca war ein offener Mensch, auch wenn er in den letzten Monaten versuchte, seinem Gegenüber nicht alles von sich zu zeigen. Dennoch entspannte sich Luca nun und lächelte um so freundlicher, ohne dabei schmierig zu wirken.
    Als die Frau ihn dann aber fragte, wer er sei und sich selber vorstellte, da räusperte sich Luca entschuldigend. Wie konnte er nur vergessen, sich vor zustellen?
    Da er die Frau kurz davor schon mit "Herrin" angesprochen hatte, ging er davon aus, dass sie wusste, dass er ein Sklave war. Oder sprach man alle Frauen in Rom mit "Herrin" an? Ach Luca musste tatsächlich noch so viel lernen, was den Umgang mit den Menschen hier anging.


    »Bitte tut mir verzeihen, dass ich mich nicht haben ... wie man sagen? Gestellen vor? Mein Name sein Luca.« Luca lächelte erneut und neigte erneut seinen Kopf und setzte seine Worte fort: »Es mich ehren, dich lernen zu kennen, Aurelia Flora!« Wieder kamen aufrichtig über seine Lippen. Das diese Frau seinen Herren bereits kannte, konnte Luca nicht ahnen. Und selbst wenn, es hätte keinen Unterschied gemacht. Doch wie manchmal hatte Luca vergessen, seine Bulla offen zu zeigen. Wiedermal war sie unter seinen nicht gerade ärmlichen Tunika verborgen. Und nein, es war nicht Lucas Vergesslichkeit, er hasste das Ding einfach, welches, wie er fand, gleich herunter machte und auszeichnete, dass er eben "nur" ein Sklave war. Da Luca aber keinen zweiten Namen anführte, würde sie ihn sicherlich für einen Sklaven halten. Und Luca wollte die Frau ja auch nicht täuschen. Nur war er eben kein Mann, der gleich sagte, dass er ein Sklave war. Dennoch fügte er dann hinzu: »Ich sein Leibwächter von dem ehrenwerten Quintus Flavius Flaccus!« Das er sein Sklave war, sagte er nicht, denn er fand das unwichtig. Vielleicht aber würde die Frau das anders sehen. Aber dann würde sie sicherlich fragen und Luca würde dann später ihre Reaktion erfahren ... ob es für sie einen Unterschied machte, was er war.
    Und ob ihr der Name von Flaccus etwas sagte, wusste er auch nicht, doch immerhin hatte er inzwischen gelernt, dass sie Flavier ein sehr nobles, altes und somit sicherlich bekanntes Geschlecht waren.
    Da seine Tunika seinen Hals nicht verbarg, konnte Flora sehen, dass u seinen Hals etwas hing, auch wenn der Anhänger unter seiner Tunika verborgen lag.
    »Ich Dir sehr danken. Ehrlich. Ich wollten dich fragen, ob du ... « Luca zögerte plötzlich doch. Er sprach hier einfach eine ihm vollkommen fremde Frau an und wollte sie nach etwas fragen. Irgendwie war das schon seltsam. Doch dann gab er sich einen Ruck.
    »Also, ich wollte dich fragen, ob du sein bereit und du vielleicht haben Zeit ....«


    Es war irgendwie wirklich absurd. Wie stellte sich Luca das vor? Das diese Frau ihm gleich alles erzählen würde? Sie hatte hier gerade getrauert und gebetet und ... sie hatte sicherlich Wichtigeres zu tun.
    Aber nun hatte Luca schon angefangen. Und so kam seine Frage etwas heraus geplatzt, so, als wäre er froh, dass sie raus war:
    »Ich mich nicht kennen aus mit Göttern der Römer. Ich nur kennen griechische Götter. Ich möchten so gerne lernen. Ich wissen, dass sein viel verlangt. Aber mögen du mir ein wenig erklären?« Luca blickte die Frau offen und fragend an.

  • Groß, kräftig gebaut, eindeutig kein Römer, aber seine genaue Herkunft konnte Flora nicht eruieren. Aus dem hohen Norden schien er nicht zu kommen, dazu war seine Haut zu dunkel. Diese Barbaren aus Germania waren ja alle hellhäutig und blond. Rom war voller exotischer Menschen aus allen Herren Ländern, es war also nicht ungewöhnlich, dass ein Ausländer die Tempel aufsuchte um zu opfern. Solange sie ihren Glauben nicht anderen Leuten aufdrängten, war es ihnen auch gestattet.
    Sein Latein war grauenvoll, die Worte wollten ihm nicht leicht über die Lippen gehen. Jeden Satz schien er sich genau zu überlegen. Von daher stellte er sich zögernd vor. Luca, schlicht und einfach. Aber er sagte ihr nichts über seine Herkunft aus, auch nicht ob Sklave oder Perigrini. Schließlich stellte sich dann aber heraus dass er der Leibwächter eines Mannes war, den sie sehr gut kannte. „Du gehörst zu Flavius Flaccus? Er ist ein sehr guter Freund von mir. Ich hab ihn lange nicht mehr gesehen. Mir ist zu Ohren gekommen das er in Germanien war. Wie geht es ihm? Ich sollte ihm wohl einen Besuch abstatten…“, plauderte sie munter vor sich her.


    Lysandra unterdrückte ein Stöhnen. Das konnte noch heiter werden, wenn ihre Herrin wieder auf den Flavier traf. Sie würde ihre Herrin später einmal eindringlich daran erinnern müssen, dass sie nun verheiratet war und dass Flora sich nicht leichtfertig zu etwas hinreißen lassen sollte. Aber auf der anderen Seite konnte sie es ihrer Herrin kaum verdenken, dass diese sich nach Nähe sehnte. Die Ehe war arrangiert worden. Eine politische Verknüpfung von zwei mächtigen Familien. Wirklich glücklich war sie nicht. Und das wusste niemand besser, wie die Leibsklavin der Aurelia.


    Fast musste man befürchten, dass Luca etwas Unangebrachtes wissen wollte. Er druckste herum, bis er endlich mit der Sprache heraus rückte. Er wollte einfach nur etwas über die römischen Götterkult erfahren. Etwas mit dem jeder Römer aufwuchs und im Grunde für selbstverständlich nahm. „Ich kann etwas Zeit erübrigen.“ Sie freute sich über diese Ablenkung. So musste sie nicht sofort in die Villa Tiberia zurück kehren. „Was genau willst du wissen?“

  • Das Lucas Latein grauenvoll war, wusste er, aber er war froh, dass er sich einigermaßen ausdrücken konnte. Und das er nichts über seine Herkunft gesagt hatte, hatte nicht einmal einen Grund. Wer interessierte sich schon für seine Heimat? Doch viel spannender fand er, dass die Frau seinen Dominus kannte. Sie hatte es dann auch recht charmant ausgedrückt: Er würde also zu Flavius Flaccus gehören. Schlimmer hätte er gefunden: Du gehörst Flavius Flaccus. Das kleine Beiwort "zu" verstimmte Luca also nicht wirklich.
    Und so nickte er und lauschte interessiert weiter. Sie kannte ihn, nein bei weitem mehr. Sie waren gute Freunde? Was für ein Zufall! Aber es freute Luca sehr und als er sich nochmals die Frau, wenn auch unauffällig ansah, dachte er nur: Eine wunderschöne Frau für meinen Dominus. Luca war entzückt.
    Aber natürlich sprach er es nicht aus, sondern sprach: »Oh, das sein ein Zufall, dass du ihn kennen. Und ja, er waren in Germanien, ich waren mit. Aber nun sein er zurück und sicherlich er sich freuen, also, wenn du ihn besuchen.« Luca lächelte offen. Und dann fügte er hinzu: »Es gehen ihm gut, er haben zu tun mit ... wie das heissen? Kan ... di .. tur irgendwas im Politik ... «


    Das die Sklavin der Flora etwas genervt war, bemerkte dann aber auch Luca. Und er blickte sie kurz an und zwinkerte ihr zu. Einfach weil er freundlich sein wollte. Das die Herrin bereits verheiratet war, wusste Luca nicht und er machte sich keine Gedanken, dennoch kam ihn in den Sinn, das diese Frau sicherlich die richtige für seinen Herren wäre.


    »Es gehen ihm aber gut.« sprach der Dalamte dann und hörte ihre Frage. Und sogleich antwortete er:
    »Ich danken dir. Also das du haben Zeit und dir nehmen für mich. Ich gerne wissen, welche Götter die Römer verehren sonst noch. Ich waren heute hier, weil ich beten tat für Menschen, die mir sein wichtig, welche aber nicht mehr leben. Ich haben aber keine Opfer. Ich eben noch sein neu hier und ich gerne wollen alles erfahren über römische Götter. Ich überhaupt müssen noch so viel lernen. Ich das alles nicht kennen.« Fast wollte er sagen, woher er kam, unterliess es aber. das wirkte doch nur so, als wäre er der letzte Hinterwäldler.
    »Wenn du aber wünscht, ich sprechen griechisch besser als Latein ...« bot er dann noch an und lächelte einfach nur.


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  • „Die Wege der Götter sind unergründlich!“ Man konnte nie genau sagen ob nicht die Götter ab und zu ihre Finger im Spiel hatten, wenn sich zwei Menschen begegneten. So Manches Zusammentreffen hatte schon einen Hauch von Schicksal gehabt. Ob im Guten oder Schlechten, konnte man aber meist er im Nachhinein bestimmen. Flora freute sich jedenfalls zu hören, dass es Flaccus gut ging. Sie hatte ihre Gespräche vermisst. Nur hätte sie wohl kaum vor ihrer Hochzeit Zeit für einen Plausch gefunden. Zum einen hatte ihre Mutter mit Argusaugen alles beobachtet und dann war da noch die Hochzeitsplanung gewesen. Zeit für einen Freundschaftsbesuch hatte sie einfach gar nicht gehabt. Ob Luca für sie eine Botschaft überbringen würde? Die Frage war nur wie treu war er seinem Herrn ergeben war, nicht das am Ende irgendwelche Gerüchte den Umlauf machten. „Kandidatur“, verbesserte sie ihn dann beinahe automatisch. „Er will sich bewerben vor dem Senat um eine Aufgabe im Cursus Honorum“, erklärte sie dann. „Ich bin zuversichtlich, dass er es weit bringt.“ Warum auch nicht, Flaccus war Sprössling einer einflussreichen Gens. Es würde schon merkwürdig sein, wenn es ihm nicht gelang Senator zu werden.


    Lysandra warf Luca einen höchst pikierten Blick zu. Der Kerl hatte ihr zugezwinkert! Sie war doch nicht irgendeine Lupa. Zugezwinkert! Das war nun wirklich nicht zu glauben. Kurz funkelte sie den Mann an. Unansehnlich war er ja nicht, das gestand sich die Sklavin ein, aber sie ließ sich doch nicht so vertraut zuzwinkern!


    „Wir Römer verehren viele Götter, angefangen bei der capitolinischen Trias: Iuppiter, Iuno und Minerva. Der Götterkult ist eine Staatsangelegenheit. Das Wichtigste ist der Frieden mit den Göttern. Wir nennen das pax deorum.“ Als Römer wuchs man mit diesem Wissen auf. Man nahm das alles für selbstverständlich, von daher war es ein wenig befremdlich, das sich jemand anscheinend so gar nicht damit auskannte. Er wollte griechisch mit ihr sprechen? Das war so keine gute Idee, zwar hatte Lysandrsa, welche geborene Griechin war, versucht ihr und Narcissa dies beizubringen, aber sie war zumindest bei Flora kläglich gescheitert. Zumal ihre Mutter dies als unwichtig erachtet hatte. Von daher schüttelte sie den Kopf. „Dein Latein wird besser, je öfter du es sprichst“, wiegelte sie seinen Vorschlag ab, anstatt zuzugeben, dass Griechisch eine Sprache war, die sie nicht beherrschte.

  • »Du sprechen wahr ...« war dann seine Antwort darauf, als sie meinte, dass sie Wege der Götter unergründlich waren und schaute fast ein wenig traurig drein. Denn wirklich verstanden hatte er es nie, warum er seine Frau und Kinder verloren hatte, wo sie doch nur friedlich leben wollte. Aber die Abgaben, welche die Römer in seiner Heimat von den Menschen verlangte, war unmenschlich gewesen. Außerdem hatten sie teilweise gebrandschatzt und Sklaven genommen. Aber das war ein anderes Thema.
    Schnell fasste sich der Dalmate wieder und nickte, als die Domina ihn korrigierte. Kanditatur hiess das und was der Senat war, wusste er auch. Und erneut nickte er um zu verdeutlichen, dass er der Frau Recht gab, was Flaccus Karriere anging. »Ja, ich denken auch, er werden es weit bringen. Er sein ein guter Mensch und sein .. wie man sagen? Haben viel in Kopf ...« Dabei tippte er sich mit dem Finger an seinen Schädel, ohne damit ausdrücken zu wollen, dass sein Herr nicht ganz dicht war.


    Kurz dann bekam Luca mit, dass die Sklavin der Domina empört dreinschaute, nachdem Luca ihr zugezwinkert hatte. Er sah, dass sie darüber gar nicht erfreut war und verstand das fast böse funkeln in ihren Augen gar nicht. In seiner Heimat war diese kurze Geste nichts billiges. Im Gegenteil. Es war eine Art Wertschätzung. Und das hatte Luca auch nur gewollt. Er hatte die Frau nicht beleidigen wollen und wieder einmal mehr fühlte er, wie fremd er hier war. Andere Länder, andere Sitten. Doch nun war es eben geschehen und er warf der Sklaven noch einen leicht entschuldigenden Blick zu, bevor er der Frau aufmerksam lauschte und etwas lernte.


    Als er anbot, auf griechisch mit Aurelia Flora zu sprechen, schüttelte diese aber den Kopf und wiegelte ab, meinte nur, dass er besser Latein lernen würde, wenn er dieses auch oft sprach. Wieder nickte Luca dann und sprach in gebrochenen Latein: »Ja, du haben Recht. Ich auch lernen von anderen Sklaven, da ich auch lesen und schreiben will. Ich ja schon sein glücklich, es etwas zu sprechen.« Luca lächelte leicht. Es freute ihn, dass diese Bürgerin mit ihm redete und so freundlich dazu. Welchem Stand sie angehörte, wusste er nicht, da musste er auch noch viel lernen. Er kam sie furchtbar fremd für dem Moment vor und unwissend. Aber er schämte sich nicht dafür. So war das nun mal.
    »Ich Dir sehr danken für das, was du mir sagen und helfen zu lernen ... und ich müssen noch sehr viel lernen ...« Luca lachte nicht gerade ausgiebig, aber er schmunzelte und wirkte nun noch freundlicher. Und gerne hätte er noch sehr viel mehr gefragt, aber er wollte die Frau nun auch nicht ewig aufhalten.
    »Und bitte verzeih ... oder ich hoffe ... das deine Sklavin mir verzeiht. Ich nicht wollten sie beleidigen.« Und erst jetzt fiel ihm ein, dass er dies ja auch der Sklavin selber sagen konnte und wandte sich an sie: »Ich mich möchten entschuldigen. Magst du mir verzeihen? Ich nicht wollten unhöflich sein ...« Luca hoffte inständig, dass sie seine Entschuldigung annahm.


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  • Flora war froh, dass er nicht darauf bestand, griechisch mit ihr zu sprechen. Auf diese Weise blamierte sie sich vor ihm nicht. So konnte sie weiterhin unbefangen sich mit ihm unterhalten ohne befürchten zu müssen sich lächerlich zu machen. „Wie lange stehst du schon im Dienst von Flaccus?“ fragte sie dann neugierig. „Du sprichst schon recht gut meine Sprache, auch wenn es noch etwas holprig klingt. Aber so würde es mir wohl auch gehen, wenn ich deine Sprache lernen müsste“, schmunzelte sie dann.
    Lysandra warf Luca auch weiterhin einen giftigen Blick zu. Flora beobachtete das belustigt. Sie fand es witzig, dass sich ihre Sklavin so sehr über eine kleine freundliche Geste aufregte. Es war wohl schon zu lange her, dass Lysandra mal von einem Mann umworben worden war. Vermutlich wollte Luca nicht einmal etwas von der Sklavin, sondern wollte einfach nur nett sein. Amüsiert sah sie von Lysandra zu Luca und war gespannt, ob diese die Entschuldigung annahm. Nach einem kurzen Zögern nickte die Griechin dann huldvoll. „Ich verzeihe dir“, meinte sie recht nassforsch. „Lysandra ist stets auf mein Wohl bedacht und allen Männern gegenüber etwas misstrauisch“, erklärte sie das Verhalten ihrer Sklavin. „Wundere dich also nicht, dass sie etwas kühl ist. Es ist nichts persönliches, nur ihre Aufgabe über mich zu wachen, wie Cerberus persönlich!“ witzelte sie und entlockte damit Lysandra ein schiefes Grinsen. Flora wusste dass ihr ein spitzer Kommentar auf der Zunge legte. So etwas in der Art, wie: Einer muss dich ja von Dummheiten abhalten!

  • Luca hatte die junge Frau auch ungern in Bedrängnis gebracht, auch wenn es ihm egal war, ob sie griechisch konnte oder nicht. So etwas war ihm nicht wichtig. Er beurteilte Menschen nicht als erstes danach, was sie konnten. Aber für Bürger in Rom und vor allem Frauen war das sicherlich nicht einfach.


    Und dann beantwortete Luca ihre frage mit einem kleinen Lächeln: »Ich noch nicht lange arbeiten für meinem Herrn. Ich sein noch sehr neu hier in der Stadt. Daher mir auch vieles sein Fremd. Aber ich danken Dir, dass du lobst mein Latein. Und ich auch jeden Tag lernen. Ich das müssen, um besser helfen können. « Und dann lachte Luca offen, so wie er eben war. Aber es war kein Auslachen. »Oh, meine Sprache sein auch nicht einfach. Und es sein doch schön, dass wir uns können ... wie man sagen? Ach so verständigen?« Luca war dabei nicht unflätig, er war es einfach gewohnt, offen zu sein. Egal, wer vor ihm stand. Und diese Frau gab ihm nicht gerade das Gefühl, dass er ein verdammter Sklave war. Im Gegenteil. »Ich dir danken ...« sagte er dann einfach so und meinte es ehrlich. Es war für Luca unglaublich wichtig, nicht ständig das Gefühl zu haben, er wäre nur ein Sklave und nichts wert.


    Ihre griechische Sklavin verzeihte Luca dann, wenn auch sehr kühl. Aber Luca nickte und lächelte dabei sehr freundlich, ohne unterwürfig zu sein. Es war ein bescheidenes und dankbares Lächeln. Und lauschte dann den Worten Aurelia Flora und grinste dann ein wenig.
    »Es sein gut. Und ich können beruhigen, ich niemals etwas tun. Auch wenn ich sein Sklave, ich sein Mann von Ehre. Dir gegenüber und auch deiner Sklavin.« Ihm war das schiefe Grinsen der anderen Sklavin nicht entgangen.
    Luca schaute dann aber die Frau erneut ein wenig fragend an und fragte: »Cerberus sein doch Hund des Hades oder? Aber da sehen deine Sklavin viel reizender aus ...« Luka grinste bescheiden. Überhaupt wirkte er nicht anmachend, fast schon ein ein wenig unsicher. Und doch stark im Gemüt. Und dann sprach er sehr offen, da es ihm einfach ein Bedürfnis war:
    »Du sein sehr freundlich. Es mich sehr freuen. Es sein mir sogar eine Ehre. Nicht jeder sein so freundlich. Und ich habe gelernt. Ich dich nun also nicht wollen weiter aufhalten, da ich nicht sein wollen wirken, als würde ich ... « Luca rätselte nach dem richtigen Wort. Er wollte so etwas sagen wie: Aufdringlich und sprach dann: »... taktlos, plump?«


    Doch wenn er ehrlich war, würde er gerne noch ewig mit dieser Frau sprechen, weil er sie einfach mochte. Und seine Stimme hatte etwas weiches an sich, fast schon hell, aber nicht zu hell für einen Mann.


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  • Bei Gelegenheit würde sie Flaccus einmal nach seinem Sklaven fragen. Vor allem wo er ihn erstanden hatte. Er schien zuverlässig und loyal zu sein. Eigenschaften die man an Sklaven immer schätzte. Dumm war er obendrein auch nicht, aber vielleicht ein wenig zu wenig demütig. Er trat Selbstbewusst auf, zu selbstbewusst, fast schon ein wenig Respektlos, da er nicht den Blick senkte, sondern ihr immer wieder direkt in die Augen sah. Darüber sah sie hinweg, sie hatte gute Laune und wollte sich den Tag nicht wegen einer Nichtigkeit verderben. Es war schon eine Weile her, dass sie etwas entspannter gewesen war. Seit ihrer Hochzeit war sie sehr darauf bedacht den Erwartungen gerecht zu werden und den Teil ihres Selbst zu zügeln, der zu Übermut neigte. Etwas Unüberlegtes hatte sie lange nicht mehr getan. Auch weil ihr nach wie vor Narcissa fehlte: Schwester, beste Freundin, Vertraute und Verschwörerin. Oft genug hatten sie Dummheiten angestellt oder aber sich leichtsinniger Weise auf Abenteuer eingelassen. Ihre Art der Rebellion gegen die strengen Traditionen und Werte mit der sie aufwuchsen. Und doch fürchtete sie sich davor aus ihrem goldenen Käfig zu fliehen. Ab und zu an den Gitterstäben rütteln, aber dann doch mit allem brechen was ihr Leben ausmachte, das wagte sie dann doch nicht.
    Etwas irritiert sah sie ihn an, er dankte ihr, aber sie wusste nicht wofür. „Wofür dankst du mir?“ fragte sie nach. Hatte sie ihm gerade nicht richtig zugehört und irgendetwas verpasst, was er ihr erzählt hatte?


    Lucas Versicherungen, dass er ein Mann von Ehre war, beruhigten die Sklavin nicht wirklich. Alle Männer behaupteten von sich dass sie von Ehre waren, aber am Ende waren sie doch alle gleich und scherten sich nur wenig um die Tugenden einer jungen Frau. Und Flora trug nicht gerade dazu bei, dass die Sklavin ihre Bedenken zerstreuen konnte. Flora war ungestüm und übermütig und ließ sich schnell mal zu unüberlegten Handlungen hinreißen. Bisher war das auch noch gut gegangen. Doch dann zeigte die Griechin ein ehrliches Lächeln. Komplimente bekam sie selten zu hören, war sie doch meistens nur der schweigsame Schatten. Das Luca dann auch erklärte, er wolle sie nicht aufhalten, gab ihr die Gelegenheit ihrer Herrin zuvor zu kommen: „Wir sollten dann auch wieder aufbrechen, domina!“ Flora nickte zustimmend. „Es war nett dich kennen zu lernen. Vielleicht begegnen wir uns erneut. Richte deinem Herrn meine Grüße aus! Bei Gelegenheit werde ich ihm einen Besuch abstatten.“

  • Luca war sich nicht bewusst, dass er nicht so demütig war, wie man es von einem Sklaven erwartete. So aber war er nun mal. Er hatte seinen Stolz. Er meinte das nicht mal böse.
    Und so blickte er die Frau freundlich an, als diese fragte, wofür Luca sich denn bedanken würde und er antwortete: »Nun, ich dir danken, dass du mir haben gegeben Auskunft. Und ich dir danken, dass du mit mir haben gesprochen, wo ich doch nur sein Sklave ...« Er meinte es ehrlich. Und dann nickte Luca einfach nur, als es darum ging, nun aufzubrechen. Und schliesslich vernahm er die Worte der Frau und nickte erneut. Und er war fast richtig dankbar, von der Sklavin noch ein ehrliches Lächeln zu ernten, denn er hatte sein Kompliment wirklich ernst gemeint.
    »Danke, es waren mir auch eine Freude, dich kennenlernen zu dürfen und ja, ich werden es ausrichten meinem Herren. Sein die Götter mit dir!«
    Seine Worte kamen so ehrlich rüber, wie er es ausdrücken konnte, oder wie man es ihm eben abnahm. Und dann verbeugte Luca sich leicht, einfach weil er beiden Frauen seine ehrlichen Absichten zeigen wollte und schliesslich aber wollte er sie nicht weiter aufhalten und verliess den Tempel.


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