[insula] Unter anderem das Heim des Titus Iulius Servianus

  • Eine typische römische Insula, weder besonders hoch, noch die kleinste, dafür aber in einer der besseren Gegenden Mantuas. Im untersten Stockwerk liegen zwei höherwertige Handwerksbetriebe und die Wohnungen der Besitzer, in den höheren Stockwerke bessere Wohnungen, von denen eine der primus pilus Marcus Iulius Licinus für seinen Adoptivsohn Titus Iulius Servianus angemietet hat.

  • Flavus, nein Servianus, er hatte sich an den neuen Namen noch nicht vollständig gewöhnt, streifte durch die Wohnung, die er vor einigen Tagen bezogen hatte.
    Da war er in seinem neuen Leben. Seine leiblichen Eltern waren tot und nun war ihr bester Freund zu seinem Vater geworden. Ob dies eine glückliche Wahl war, das würde sich in den nächsten Monden zeigen. Fürs erste, er war ehrlich, hatte er kaum einen besseren Ersatzvater finden können.
    Seine Geschwister lagen in einem Nebenzimmer, während er selbst aus dem Fenster guckte. Morgen würden sie in der Stadt vorsprechen und dann würde er sehen, ob es ihm vielleicht wirklich gelingen würde, hier Karriere zu machen.
    Aber da war noch etwas anderes. Ein Versprechen, dass er schon vor einiger Zeit einem alten Freund gegeben hatte. Er sollte jemanden finden, eine Frau in seinem Alter. Er hatte versprechen müssen, sich um sie zu kümmern. Er hatte an jenem Abend daran denken müssen, als er allein wach auf dem Bett lag. Kümmern, es konnte so viel bedeuten. Aber zuerst würde er sie finden müssen. Und das schien ihm unmöglich. Sicher, er hatte es versprochen. Wenn er sie finden würde. Ob er es je tat?
    Er würde sein Bestes geben. Und glücklich werden? Es konnte so vieles geschehen.
    Aber zuerst würde er hier versuchen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen. Erst dann…
    Mit diesen melancholischen Gedanken schlief er ein, nicht wissend, dass sein Vater auch aus dem Fenster sah.


    Noch weniger wusste er, dass bis zum offiziellen Vollzug der Adoption noch ein wenig hin sein würde. Noch war die Lage in Rom nicht bekannt.

  • Der selbe Bote, der auch die Nachricht des Legaten an den magistratus Artorius überbracht hatte, hinterließ in der unscheinbaren Wohnung des Iulius Servianus eine Notiz.


    Diese war kurz und ausgesprochen direkt formuliert.



    Salve Titus,


    finde dich morgen zu 12. Stunde in Toga in der castra ein.
    Du wirst meinen patronus und legatus Aurelius Ursus kennen lernen.
    Es sind gravierende Dinge geschehen.


    Marcus Iulius Licinus

  • Als Servianus von einem Erkundungsgang heimkehrte - er versuchte immernoch sich ein genaues Bild der Stadt zu machen und gleichzeitig die besten händler zu finden - drückte ihm eine Nachbarin die tabula entgegen.
    Neugierige Fragen wurden gestellt und galant, aber eindeutig abgewiesen. Nein er wisse nicht, was für Dinge der primus pilus gemeint haben könne.
    In seinen Zimmern angekommen ging er an die Truhe und suchte seine beste Toge heraus. Wobei, wie ihm dabei kam, seine beste wohl bei weitem nicht so gut war, wie die schlechteste des legatus. Es war zwar eine bessere Wolle aber beileibe keine Seite. Aber sauber und sogar neu, er hatte sie erst hier in mantua erstanden.
    Er breitete sie auf eienr Fläche aus, die er erst noch sorgsam säuberte.


    Am nächsten morgen misslang ihm das anlegen allerdings so gründlich, dass er sich an seine Nachbarin um Hilfe wandte. Diese wurde ihm auch prompt und kompetend gewährt, um den einfachen Preis massiger Fragen.
    Die matrona erkundigte sich auf das genaueste nach seinem Lebensstand - ja, er war Junggeselle, und nein, es gab keine Frau in Aussicht - seinem Beruf - er wollte für die Stadtverwaltung arbeiten und hoffte irgendwann in ein Wahlamt zu gelangen - seine finanzielle Situation - noch war er von der Unterstützung seines Vaters abhängig, aber das würde sich bald ändern - seiner familiären - ja, er war ein adoptierter Sohn des primus pilus Iulius Licinus, sein leiblicher Vater war verstorben und ein alter Waffenkamerad - bis zu seiner kulinarischen Versorgung - ja, er könne ein wenig selbst kochen, äße aber meist in einem der Gasthäuser. Immerhin die letzte Frage brachte ihm eine Einladung zum Essen für den folgenden Tag ein. Er rechnete schon halb damit, dass dort eine junge Verwandte, sei es Tochter oder Nichte auftauchen würde.


    Dann konnte er sich endlich losgehen und sich auf den Weg zur castra legionis begeben.

  • Es war ein lauer Frühlingstag gewesen, der Abend war angenehm mild, die Arbeit war nicht unmäßig nervzehrend gewesen und er hatte gut aber nicht zu viel gegessen.
    Kurz es gab eigentlich keinen Grund, warum Titus Servius Flavus, wie er noch immer hieß, nicht einschlafen können sollte.
    Aber vielleicht war genau das auch der Grund, weshalb er hier wach auf seinem Bett lag und auf die Lichtpunkte in den Butzenscheiben starrte.
    Schon vor einiger Zeit nun war er in Mantua angekommen und eigentlich hatte er sich hier adoptieren lassen sollen. Aber der drohende Bürgerkrieg hatte seine Pläne erstmal auf Eis gelegt, auch da sein künftiger Vater derzeit im Moment auf einer Mission in die Germania aufgebrochen war.
    Seiner Stellung in der Stadtverwaltung Mantuas war dies jedoch nicht abträglich gewesen. Der duumvir hatte seine Hilfe mittlerweile zu schätzen gelernt und nicht mehr ganz so bärbeißig.


    Und während er so da lag, wurde ihm klar, was es war.
    Er hatte einigermaßen Wurzeln geschlagen. Sein Versprechen an seinen Freund aber hatte er vergessen. Er sollte sich nach diesem Mädchen für ihn umsehen. Nicht, dass seine Chancen gut waren, aber er hatte bisher nichts getan. Duccia Nera, so war doch ihr Name gewesen, oder?
    Es ärgerte ihn, dass er noch nichts getan hatte, er wollte keinen Gefallen schuldig bleiben.
    Aber warum eigentlich Nera? Der Beschreibung nach war sie doch blond?
    Und eine Augenweide, wenn er Glabrio trauen durfte, und das durfte er wohl.
    Aber hier würde er sie kaum finden. Und Rom dagegen war groß, aber bestensfalls eine Nadel im Heuhaufen konnte dem Problem gleichen, da eine bestimmte Frau zu finden.
    Es wurmte ihn, ein Problem nicht lösen zu können, aber er sah gerade keine Lösung.
    Also schluss damit, ermahnte er sich selbst. Schlaf endlich! Morgen steht wieder Arbeit an!
    Und wenig später schlief er tatsächlich, aber sein Problem ließ ihn auch im Traum nicht los, in dem ihm eine blonde Frau erschien und etwas murmelte, woran er sich am nächsten Morgen aber nciht mehr erinnern konnte.

  • *Tocktocktock* klopfte es an die hölzerne Tür. Marei stand davor und trat ungeduldig von einem Bein auf das andere. Was nur hatte sie sich nur dabei gedacht loszugehen ohne vorher das stille Örtchen in der Casa Obsidia aufzusuchen? Nach dem sie nun geklopft hatte war es nun zu spät sich zurückzuziehen. Licinus Adoptivsohn Servianus schien einen guten Schlaf zu haben, die hora quinta am Morgen war schon angebrochen. Seufzend strich sie sich die nassen Haarsträhnen, die ihre Kapuze nicht bedeckt hatten aus dem Gesicht und hob die Hand um noch einmal zu klopfen. *Tocktocktock* Zur Kapuze gehörte eine dunkelgraue Palla, die knapp unter den Kniekehlen endete und wenn man genau hinsah, dann sah man eine ausgebeulte Stelle unter der Palla, wo Mareis Hüfte sein musste. Genau dort saßen Puppe Nina und Puppe Lucia einträchtig in der bunten Tasche und hielten gemeinsam den Brief fest, den sie gestern abend geschrieben hatte. Und wenn Servianus gar nicht da war? Dann stand sie dumm da. Und wie wäre es mit warten?, fragte sie sich selbst. Ungerne würde sie unverrichteter Dinge den Rückzug in den prasselnden Regen antreten. Und den Brief in die Tür klemmen zurücklassen? Nein, das war nichts. Das dringende Bedürfnis wurde immer dringender. "Serviiiiiaaaaannanuuuus..... aufsstteeehheeeennnnn...." Ob dieser Ausruf ihn weckte??

  • Servianus war gerade dabei einige Sachen zusammen zu suchen, um anschließend der Vesto zu ihrem Festtag ein kleines Opfer im eigenen Haus darzubringen. Wo hatte er nur den verdammten Weihrauch gelagert gehabt?
    Daher schepperte es ein wenig in den Wänden der iulischen Wohnung und er überhörte das erste Klopfen. Nun, eigentlich nicht ganz, denn er stellte das Räumen ein und horchte genauer hin. Das zweite Klopfen hörte er, stand auf und ging auf die Tür zu. Allerdings sparte er es sich zu rufen und von daher ging die Tür vor Marei relativ plötzlich auf, denn der junge Mann hatte einen recht leisen Tritt.
    Im ersten Moment verwirrend, wenn man geradeaus sah und da war nichts. Also warf er einen Blick nach unten und sah ein kleiens Mädchen. Was wollte die denn... Moment, war das nicht Lucillas kleine Assistentin? Mit dem komischen Namen, der so nach den Christianern klang. Einer seiner Freunde hatte eine Sklavin von diesen Verrückten gehabt, die hieß auch so.
    "Hallo... Maria? Was willst du?"
    Erst dann merkte er, dass das Mädchen ziemlich unruhig schien und fragte eine Spur alarmierter:
    "Ist etwas passiert?"

  • So schnell wie die Tür sich öffnete, das hatte sie gar nicht erwartet. Erschrocken sah sie nach oben und machte sich auf eine Standpauke gefasst. Aber von wegen Standpauke. Die großen Augen und ungläubige Miene waren gut in Servianus nicht minder überraschtem Gesicht abzulesen. Was sie wollte? "Dich besuchen und..." Mannomann war das peinlich, sie bemühte sich sichtlich ihr wachsendes Bedürfnis einzuhalten. ".. für kleine Mädchen einen Eimer finden. Ich muss mal...." flüsterte sie verschämt und merkte wie sie rot wurde. "Nein, nein.. es ist nichts passiert.. ehm.. also... ich hätte Post für Licinus. Nur weiss ich nicht, wie ich die ihm übermitteln soll, weil..." Mensch, Servianus wusste gar nichts von ihr. "Er ist ja fort... und wie.. erreicht mein Brief ihn denn dann?" Wegen der letzten Frage war sie hier.. und ja.. auch um Neuigkeiten aus Servianus Munde über die ausgezoegene Armee zu erfahren. "Ich möchte dich nicht unnötig aufhalten oder stören... dann frag ich wen anders.." Wen denn? Die gewohnte Erwachsenenwelt war rapide geschrumpft.

  • Ihn besuchen? Ja, warum das denn, wäre es ihm fast heraus gerutscht. Als leise geflüstert der wahre Grund für das nervöse Gehibbel des Mädchens. Wenig begeistert von seinem Besuch ließ er sie durch die Tür hinein und erklärte:
    "In der Kammer rechts ist ein Nachtstuhl, den du benutzen kannst."


    Während er auf das Mädchen nun auch noch warten musste, nutzte er die Zeit und fand schließlich was er gesucht hatte. Auf dem Tisch sammelten sich nun Landwein und Räucherwerk für ein kleines Hausopfer an die Laren und die wichtigsten Kriegsgötter.
    Als er hörte, dass sich die Tür zu dem kleinen Räumchen, antwortete er auf die zuvor gestellten Fragen:
    "Gib ihn mir! Dann kommt er auch an." So konnte man den Umstand wohl am besten schnell abhaken und seinem nächsten Bericht einen Brief beizufügen dürfte das geringste sein.

  • "Boah.. ein Nachtstuhl?" Der Mann vor ihr musste reich sein! Sobald er die Tür freigab, schlüpfte Marei durch und sauste zum Ziel ihres derzeit aktuellsten und dringendsten Bedürfnisses. Die Kammer war schnell gefunden und musste von ihr noch betreten werden. Marei musterte das Innere... es sah ziemlich eng aus. Und klein. Und dunkel. Sie riss sich zusammen, bemüht dieses angstmachende um sie herum auzublenden. Nun musste sie nur sich entledigen. Und Servianus schien mit Suchen beschäftigt zu sein. Irgendwie aber war es angenehm drin und drauf zu sitzen... denn sie wurde immerhin ihr Bedürfnis los. Puh! Sie wischte mit der einen Hand die Kapuze ihrer palla von ihrem Kopf während sie hinaustrat. "Ihn dir geben. Danke, das ist nett von dir." stimmte sie zu und entzog den vierfachen Puppenhänden unter ihrer palla den zusammengerollten papyrus. Die Rolle war ein bisschen eingedrückt, aber das war nicht schlimm. "Mit einer Kerze hantieren, damit ich ihn mit Wachs versiegeln kann, darf ich nicht. Deshalb habe ich ihn nicht verschlossen und darum rollt er sich immer wieder auf." erklärte sie noch und betrachtete die Ansammlung auf dem Tisch. "Was hast du vor?" Die typische Amphore für Wein erkannte sie sofort, aber das andere Zeug, von dem ein seltsamer Duft aufstieg, kannte sie nicht. Neugierig trat sie näher und schnupperte. "Das riecht voll gut!" entfuhr es ihren Lippen.



    An
    Primus Pilus Marcus Iulius Licinus - Legio Prima Traiana Pia Fidelis


    Lieber Licinus!
    Hiermit schreibt dir Marei. Es war sehr seltsam, zu hören, dass die Legion auszieht und die Castra verlässt. Servianus ist in die Bäckerei gekommen, um davon zu berichten. Ganz schnell sind die Bäckerin Lucilla und ich zur Straße nach Norden aufgebrochen, um Servius zu suchen und ihm 'Auf Wiedersehen' zu sagen. Ihm hab ich einen Korb voller Plätzchen mitgegeben mit der Bitte auch an dich und Cimon und die Zieheltern Stückchen abzugeben. Er hat nicht gesagt, ob er es auch tatsächlich macht. Du wunderst dich sicher, warum ich plötzlich von einer Bäckerei und einer Bäckerin schrebe. Der Legat, dominus Ursus, hat von meinem innersten Wunsch erfahren, nämlich in einen anderen Haushalt zu wechseln. Ich habe die Bäckerin Lucilla beim Markttag auf dem Forum der Castra kennengelernt und mit ihr ihren Verlobten Servius Obsidius, er dient bei der I. Turma. Die beiden sind unglaublich nett und wenn sie sich küssen, dann gucke ich immer weg, obwohl zuschauen ist bestimmt nicht schlimm. Ich durfte noch am selben Tag aus dem praetorium ausziehen und das Kastell verlassen. Nur von Papa Baldemar habe ich mich verabschiedet, denn Mama Frija und Cimon waren nicht da. Seit ziemlich kurzem wohne ich nicht mehr unter Soldaten und muß keine Angst mehr vor einem zweiten Lux haben. Auch die Zeit in der Küche des praetorium unter den strengen Augen der Köchin und ihres Neffen scheint zu einer anderen Zeit zu gehören, es ist wie schlimm geträumt. Esquilina muss unbedingt nach Mantua in die Casa Obsidia zu Besuch kommen, ich würde mich riesig freuen. Servius hat mir eine Puppe geschenkt, sie heißt Lucia. Ich glaube, sie würde gut zu Esquilinas Puppe passen. Ich habe nur dieses eine papyrus, um von mir lesen zu lassen. Lange habe ich überlegt, wie ich ihn dir zukommen lassen kann und mir ist Servianus in der Fuchstanzstraße eingefallen. Bitte gib Esquilina Bescheid, ich denke ganz fest an sie. Und bitte bring alle heil nach Mantua zurück!

  • Den Brief nahm er entgegen und legte ihn an die Seite auf die nächstbeste Ablagefläche.
    "Nun, ich lege ihn in meinen, dann kann er nicht aufgehen." Auf die Idee, dass es dem kleinen Mädchen eine Freude sein könnte, ihren Brief selbst zu siegeln, kam er nicht.
    "Ein Opfer für die Götter bringen natürlich. Damit sie über meinen Vater wachen." Sah er sich bemüßigt nachzuschieben. Wer wusste, auf was für Ideen das Mädchen sonst kommen würde.
    "Für was sollte ich sonst das Räucherwerk gebrauchen?"
    Nun, natürlich gab es da Möglichkeiten, aber diese überschritten seine finanziellen Möglichkeiten bei weitem. Aber eines Tages würde er es sich leisten können, das ganze Haus regelmäßig auszuräuchern. Daran glaubte er fest und arbeitete hart daran. Hoffentlich ging nur dieser Krieg aus, wie gewünscht.

  • Ja, so würde es Servianus machen. Der Brief würde Licinus erreichen. Marei strich über die unter ihre palla verborgenen Puppen. "Ein Opfer? Hier?" Schnell klappte sie die Lippen zusammen, schlimm, dass sie auch immer drauflos plapperte ohne vorher nachzudenken. "Eine gute Idee. Darf ich dabei sein? Ich kenne Licinus ganz gut, finde ich. Und er ist nett und er hat immer Honigkirschen parat." Sie vermisste ihn. Und Esquilina am meisten, weil sie mit dieser vieles bereden konnte. Aber Esquilina war nicht hier. Mhm, vielleicht sollte sie überlegen sich mit den Kindern die mit ihren Eltern rechts und links der Bäckerei wohnten, anfreunden? Marei machte große Augen. Räucherwerk? Seltsam! Sie zuckte ahnungslos mit den Schultern. "Mhm.. den Duft an die Therme verkaufen? Oder die Vorratskammer ausräuchern, damit die Mäuse fernbleiben?" Sie trat vom Tisch zurück und beobachtete aufmerksam Servianus Bewegungen.

  • „Du bist ein kleiner Naseweis, weißt du das?“ brummelte Servianus. Bei den Göttern, das Mädchen war nicht nur neugierig sondern auch ziemlich redselig, wie er zu seinem Disamüsement feststellen durfte.
    „Das Räucherwerk ist viel zu teuer gegen die Mäuse und ich bin kein Händler, außerdem brauchen die Thermen viel mehr, als das kleine bisschen. Aber wenn du unbedingt willst kannst du dableiben. Aber du darfst während dem Opfer nicht reden. Das erzürnt die Götter“, fügte er bedrohlich hinzu. Dann nahm er die Sachen, füllte den Wein in einen Becher auf dem lararium und verteilte das Räucherwerk in die dafür vorgesehenen Schalen.

  • "Nein, ich bin nicht naseweis, ich bin ein Wirbelwind!" entgegnete Marei keck und verriet damit ihren Spitznamen von Cimon. Aber dass dieses Wort ein Spitzname war konnte Servianus nicht wissen. "Noch mehr von dem Duft brauchen die Thermen? Wieso hab ich dann nichts davon gerochen?" grübelte sie laut nachdenkend. Servianus wollte dass sie still war. Marei klappte ihren Mund zu. Still sein, das war immer eine ziemlich schwere Aufgabe. Für sie sah es nicht so aus, als ob Servianus mit den Vorbereitungen fertig war. Zu selten hatte sie häusliche Opferungen und die dazugehörigen Rituale miterlebt. Dieser bereich war ihr fremd und hatte sie irgendwie nie näher interessiert. "Als der Legat der prima zum Stadtpatron von Mantua ernannt wurde, gab es auch eine Opferung für die Götter. Die hat lange gedauert, alle haben ernst geguckt und geschwiegen. Später habe ich gehört, dass der haruspex für diese Feier aus Rom angereist kam. Er hat seine Amtstracht getragen und auf den Kopf einen spitzen Hut gehabt. Warst du da schon hier?"

  • „Offensichtlich ein naseweiser Wirbelwind“, stellte er lakonisch fest, würde sich aber dennoch kaum von einem Kind vorschreiben lassen, was er naseweis zu finden hatte und was nicht. Und wenn sie unbedingt ein Wirbelwind sein wollte, ihm sollte es recht sein. "Kommt drauf an, wo du warst, sie brauchen es nicht überall. Nur im Schwitzbad und in den Massageräumen. Aber genug davon!" beendete er die Diskussion darüber."


    Die Antwort auf die langen Ausführungen zu der Ernennung des legatus beantwortete Servianus in denkbar knappster Weise: „Nein!“
    Mit den Blumen, die er auf den Altar legte waren dann die Vorbereitungen auch abgeschlossen und alles bereit für den folgenden Teil, deshalb fügte sich unmittelbar an das „Nein“ auch ein „Silentium“ an. Dann sprach Servianus die rituelle Formel, die das Opfer einleitete: „Favete linguis!“
    Er entzündete den Weihrauch und artikulierte mit klarer Stimme sein Gebet.
    „Marspiter, Gott des Krieges und der Soldaten, ich bitte dich dafür zu sorgen, dass mein Vater, der Marcus Iulius Licinus, wohlbehalten aus allen Schlachten zurückkehrt, die bald geschlagen werden. Dafür verspreche ich dir eine Ziege für jede der Schlachten zu opfern.
    Dies erbitte und verspreche ich, der Titus Iulius Servianus, Sohn des Marcus.“

    Dann goss er den Wein aus dem Becher über die Blumen und den Altar, stellte den Becher ab und nach einem kurzen Moment des Schweigens drehte er sich über die rechte Schulter zurück zu dem Mädchen.

  • "Oder das, ein naseweiser Wirbelwind." erwiderte Marei bestens gelaunt und grinste Servianus vergnügt an. Hachja, sie mochte lustige Wortspiele nach wie vor gut leiden. "Geschwitzt haben wir und warmes Wasser ist so schööönnn. In der Therme kann man sich massieren lassen? Nein, da waren wiir nicht. Wir waren am Schluß in einem Garten voller Rosensträucher. Da möchte ich noch mal hin und vielleicht einen Ableger abknapsen." Hm, was war denn schönes Wasser? Ach, egal. Einen Rosenstrauch in der Bäckerei züchten, das wäre auch was. Und die verblühten Blütenblätter zupfen und trocknen lassen und in einem selbstgenähten grünen Säckchen Lucilla schenken. Servianus war also zu dieser großen Feier noch nicht in Mantua gewesen. Und somit Licinus in seiner schicken Uniform nicht gesehen. Mit diesen Gedanken beschäftigt lauschte sie dem Gebet. Marei war auch dafür, dass Licinus heil zurückkehrte. Das Gebet war kurz und knapp. Und trotzdem wurde dafür soviel Aufwand gemacht. Ob die gekauften Ziegen bei Servianus wohnen würden bis er sie schlachten liess? Marei musste wieder grinsen und formte es eilig in ein anerkennendes Lächeln um. "Schön hast du das gemacht." meinte sie.

  • Konnte man dieses Kind eigentlich abstellen, fragte sich Servianus unwillkürlich. Seine Kommentare schienen ihre gute Laune nicht im geringsten zu trüben. Von ihrer Geschwätzigkeit wollte er gar nicht erst anfangen.
    "Würde mich wundern, wenn das erlaubt ist. Aber frag mal!"


    "Nun, hoffen wir mal, dass es den Göttern ebenso gut gefallen hat, wie dir. Aber ich fürchte, du wirst jetzt leider gehen müssen, denn ich habe noch eine Menge zu tun, was nichts für kleine Mädchen ist. Um deinen Brief werde ich mich kümmern."
    Das war nur halb gelogen. Natürlich musste er nicht zu Diademeta gehen. Aber für kleine Mädchen war es auf keinen Fall etwas. Und er wollte.

  • Marei schob eine Lippe vor und suchte Servianus Blick. "Ja, hoffen wir mal. Es ist ja nicht nur Licinus, der zurück kommen soll. Servius, Cimon, Durus, Baldemar, Frija, Septima, Ursus..." flüsterte sie leise die Namen, die ihr wichtig waren. Sie schwieg für ein paar Momente und strich über die Köpfe ihrer beider Puppen. Gehen? Achsoja! "Danke, dass du dich kümmerst." bedankte sie sich erleichtert und eilte zur Tür hinüber. Dort drehte sie sich noch einmal zu ihm um. "Die Bäckerin Lucilla hat sicher ein paar Kekse zum Probieren über.. extra für dich." Marei sprachs, schob sich durch Tür und Rahmen und hüpfte als nächstes die Treppenstufen hinunter. So und wo jetzt hin? Natürlich zurück zur Bäckerei. Es regnete noch immer. Mannomann, so ein doofes Wetter, wer hatte es bloß bestellt? Seufzend zog sie sich die Kapuze über den Kopf und hüpfte über eine große Pfütze.

  • Keiner wusste später wer genau der Bote gewesen war, noch woher er eigentlich kam. Nur dass es ein Zivilist gewesen war und er Servianus kurz vor dem Morgengrauen erreichte. Der junge Mann schlurfte Schlaftrunken zu der Tür, als das poltern ihn aus dem Schlaf riss und begrüßte den Ankömmling mit wenig freundlichen Worten.
    Als dieser dann berichtete, wer ihn sandte und dass die womöglich entscheidende Schlacht schon an diesem Tage geschlagen werden würde, war er jedoch schlagartig hellwach.
    Und geriet in Eile, schlug die Tür zu, worauf gleich wieder geklopft wurde und der Mann ihn auf seinen Lohn hinwies. Er zahlte ihn aus, dann zog er sich wieder um. Er musste sofort die duumviri informieren. Ja. Und dann seine Freunde.


    Eilends verließ er die Wohnung, die alte Frau von Gegenüber ignorierend, die sich keifend nach der Ursache für den Lärm erkundigte.
    Von seiner Wohnung eilte er zum Haus desjenigen duumvirs, der näher wohnte. Dort schlug er so penetrant mit dem Klopfer gegen die Tür, bis ein misslauniger Janintor endlich die Sprechklappe öffnete und ihm Prügel androhte.
    "Halt's Maul und melde mich deinem Herren, ich hab Nachrichten von der legio."
    Tatsächlich wurde er eingelassen und wenig später stand der duumvir mit Nachtmütze auf dem Kopf vor ihm. Wäre er nicht voll Adrenalin gewesen, hätte er sicherlich angefangen laut zu lachen. So aber berichtete er in gehetzten Worten:
    "Ich habe Nachricht von unserer legio. Sie und die Germanen haben die Vesuclarianer wohl bei Vicetia gestellt. Es kommt vermutlich noch heute zum Kampf. Mehr konnte der Bote mir auch nicht sagen."
    Nach diesen Worten wurde auch der duumvir wach. Er schickte Servianus weiter zu seinem Amtskollegen und traf selbst eine Reihe von Maßnahmen, die schon lange vorbereitet waren. Man würde Boten an die vici im Umland schicken müssen. Und mit Ausrufern die eigene Bevölkerung informieren. Und natürlich die letzten Teile des Privatvermögens in Sicherheit bringen. Nur für den Fall der Fälle.


    Dasselbe Spiel wiederholte sich beinahe genauso bei dem zweiten duumvir, dann war Servianus für den Moment entlassen, er sollte sich nur später bei Sonnenaufgang wieder einfinden.

  • Servianus gab vor, das Geflüster nicht zu verstehen. Er kannte sonst Niemandem im Heer, außer dem legatus. Natürlich wusste er auch von Lucillas Verlobtem, der Name des Mannes war ihm jedoch zwischenzeitlich wieder entfallen.


    „Keine Ursache“, antwortete er leichthin und „ja, dann werde ich die Tage nochmal vorbeikommen.“ Als das Mädchen durch die Tür war, schloss er sie, ohne ihr noch lange hinterherzusehen.


    Nachdem er einige Minuten später etwas aufgeräumt hatte, zog er sich einen unauffälligen Mantel an und verließ selbst das Haus Richtung lupanar.

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